Dienstag, Dezember 24

MERRY PIXMAS !



Frohe Weihnachten wünschen wir euch!

Es freut uns, dass ihr am Tag der Beschenkung noch mal einen Blick in unseren Blog geworfen habt, denn von uns gibt es neben unserem Jahres-Sampler "Überm Tellerrand" noch ein zweites Geschenk. Hierbei handelt es sich um eines der erstes Releases des Chiptune-Labels 'Pixelmod Records', das leider gar nicht mehr existent ist. Ebenso ist auch jene Veröffentlichung nahezu vollständig aus dem Internet verschwunden. Das finden wir sehr schade, denn Labelbetreiber Danny Meiers steckte 2008 zusammen mit dem größten Chip-Kollektiv im Internet, 8bitcollective, jede Menge Herzblut in diese Compilation.
Daraus entstand ein herzhaftes 8-Bit-Winterwunderland, das unbedingt in eure Ohren gehen sollte. Mit dabei sind mit 8 Bit Weapon, Goto80 und ComputeHer drei der bekanntesten Vertreter dieses Genres. Zudem gibt es mit dem Download dieses Samplers einen digitalen Pixel-Adventskalender, der nette Überraschungen parat hält. Einfach das Cover klicken:



Frohe Feiertage und einen guten Rutsch!

Mittwoch, Dezember 18

Fay Wrays - Strange Confessor


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Es gibt Leute die behaupten, Fay Wrays wäre eine der qualitativ hochwärtigsten Bands in Fresno. Gräbt man sich unter die Oberfläche der kalifornischen 500.000-Einwohner-Stadt wird man früher oder später unweigerlich auf die sogenannte Fresno-Friendcore-Szene (Free-DL Sampler HIER) stoßen und feststellen, dass diese Leute gar nicht so falsch liegen. DIY wird in diesem Untergrundkollektiv aus Pop-Punk-, Indie-Folk- und Crust-Bands nämlich sehr groß geschrieben, was man den meisten eigens eingespielten Releases eben auch anhört. Fay Wrays' zweites Full-Lenght-Album "Strange Confessor" sticht in der Tat mit einer routinierten Produktion heraus, bleibt musikalisch dennoch ein zäher Brocken, der einem entweder im Halse stecken bleibt oder den man zusammen mit der aufstoßenden Magensäure und mit viel Überwindung wieder herunterschluckt. Entscheidet man sich für letzteres, empfiehlt sich vorher ein ausgiebiges Warm-Up mit ehemaligen Mclusky bzw. deren Nachfolgeband Future of the Left, denn den vier Amerikanern gelingt ein ähnlich bravouröser Spagat zwischen noisigen Garagecore und treibenden Post-Punk. Bei den Fay Wrays hört die Stilpalette dort allerdings noch lange nicht auf. Egal ob Indierock, harte Riffs, die auf der Grenze zum Metal balancieren, schwelgerischer Shoegaze wie in "Painting Dollar Bills", ja sogar Post-Rock wie im fast neunminütigen "San Franscisco (in) general" oder im sanften Ausklang des Schlusssongs "A Harmony Whose Equal was Never Heard in Hell" - Fay Wrays schaffen ihren eigenen kongenialen Sound, der seinesgleichen sucht. Meine absolute Kaufempfehlung ist hiermit ausgesprochen! Das bislang letzte musikalische Lebenszeichen der Band stellt der Anfang letzten Jahres erschienene Song "Cars" (höre und sauge HIER) dar, der nach eigenen Angaben auf einer neuen LP enthalten sein soll. Auf diese warten wir jedoch immer noch.


DL Strange Confessor Tape

Sonntag, Dezember 15

INDIErekt


Callow


Callow ist ein Kalifornisches Duo, das den Minimalismus als seine stärkste Waffe einsetzt, um Atmosphäre und ein dringliches Gefühl zu schaffen, das direkt unter die Haut geht und den Körper so schnell nicht wieder verlassen will. Ihr Debüt-Album "Orb Weaver", erschienen im Mai 2012, ist somit ein einziger Sinnesrausch, in dem man sich stundenlang verlieren kann. "Dead to Me" oder auch das um ein Cello bereicherte "Flowers" zeigen vielleicht am deutlichsten, wozu Sänger und Gitarrist Red Moses allein mit seiner eindringlichen Stimme in der Lage ist zu vollbringen. Von daher werden auch oft Vic Chesnutt und Ben Bridwell von Band of Horses im selben Atemzug mit seinem Namen erwähnt. An seiner Seite befindet sich Sami Knowles, die neben etwas Gesangsunterstützung auch die Keys und die Drums liefert. Gemeinsam veröffentlichten sie erst vor kurzem ihr zweites Album "Blue Spells", das den Dark-Psychedelic-Western-Indie-Mix des Vorgängeralbums in noch tiefere Abgründe führt.


DL Orb Weaver

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In Laudanum

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Neben seiner Anwendung als Schmerz- und Beruhigungsmittel, stieß Laudanum ab dem 15. Jahrhundert auch in Künstlerkreisen auf eine hohe Resonanz. Doch anstatt bei jenen die Muse zu wecken, rief es zumeist nur Suchterscheinungen hervor, die nicht selten einen tödlichen Ausgang nahmen. In Laudanum sind sicher kein Opium fürs Volk, denn von ihrem Gothik-Gewand lassen sich halt nur Diejenigen einwickeln, die derartiger Düstermusik offen gegenüberstehen. Allerdings wie auch schon bei oben genannten Callow, spinnen sich die zwei Hannoveraner ein psychedilisches Netz, in dem immer wieder Versatzstücke des Rock'n'Rolls, Punks und von Westernballaden hängen bleiben. "Down Baby Down" ihrer jüngst erschienenen EP "Short Cuts From Weird Places" könnte auch aus der Feder eines weniger isegrimmigen Tom Waits stammen, während "Ain't No Coke" gehörig das Tanzbein schwingt. Im Schlussstück "Ragged Friend" mimt Sängerin Ellis dann selber ihr liebliches Pendant zum düsteren Opener "Shelter From the Rain". Alles in allem ein sehr vielseitiges Vergnügen, das allerdings auch noch keinen roten Faden für's angekündigte Album erkennen lässt.
 

DL Short Cuts From Weird Places EP
DL ...and Jesus Left the Stage...EP


Jan.tenner

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Das Hannoveraner Quartett Jan.tenner entlieh sich ihren Namen von der gleichnamigen Science-Fiction-Hörspiel-Serie, die von 1980 bis 1989 von Kiddinx vertrieben wurde. Anstelle von Sci-Fi-Indie gibt's allerdings emotionalen Lo-fi-Indie, der das Hauptaugenmerk auf die Gitarrenarbeit legt und von einem extrem hoch oktavierten Sänger begleitet wird, der seine Klagelieder über Sehnsüchte und Fernweh gefühlter Maßen jenseits des achtgestrichenen C's vorträgt. Das muss man ganz und gar nicht mögen, hat aber wiederum den Vorteil, dass sich Jan.tenner mit ihrem brüchigen, teils schroffen und schiefen Sound aus der Masse herausfiltern lassen. Vor allem die 4-Way-Split mit Planke, Käfer K und Alia zeigt, dass sich die Herangehensweise der DIY-Bands an das Emo-Indie-Post-Punk-Genre oftmals sehr ähnelt. Das lässt sich der Split natürlich nur schwer vorwerfen, als dass es vielmehr zum Vorschein bringt, welch großes Potential im deutschen Untergrund schlummert, wo eine Vielzahl von unbekannten Bands mit viel Handarbeit, Herzblut und Eigeninitiative zu Werke gehen und damit die ureigensten Ideale der Rockmusik würdigen.

DL 4-Way-Split /w Planke, Käfer K & Alia (nur Jan.tenner-Songs)
DL Demo 09
DL Proberaummitschnitte Okt. 2012

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Kismet

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Und noch etwas Bostoner Indie-Folk zum Abschluss. Das Quartett Kismet stellt einen knarzenden Kontrabass einem sanften Cello gegenüber und deckt ihre Akustik-Folk-Songs mit harmonischen Mann-Frau-Duetten ein, geformt zu einem gefühlvollen Soundtrack für Liebende und gebrochene Herzen gleichermaßen. Melancholisch schwebende Melodien - manchmal gar etwas morbide - , genau das richtige, um Herbstdepressionen zu füttern, die aber auch Gelegenheit bieten, sich zu zweit zumindest zeitweilig von allen Problemen abzuschotten. Über den bandeigenen Shop gibt's eine Demo-CDr und ein Demotape im Pre-Order, letzteres soll bald auch über das kanadische DIY-Label You Look Like Shit Records erhältlich sein.

DL New Singles
DL Demos

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Freitag, Dezember 13

Die Bandcamp-Punks Vol.16


Rivers & Tides:

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Ein tolles Debüt legte jüngst die Regensburger Band Rivers & Tides vor. Zwar setzt das Quintett mit ihrem Mix aus Alternative, Emo und Pop-Punk auf eine altbewährte Formel, diese allerdings beeindruckend gut in die Tat um. Nach dem anfeuernden Instrumental-Intro werden die Anhänger mit dem hoch-melodiösen "Untitled" gleich mal in den ersten Reihen zusammengezogen und zum ausgelassenen Auf-und-Ab-Hüpfen aufgefordert. Viel Zeit wollen Rivers & Tides dabei gar nicht erst vergeuden, hier geht's schließlich um den ersten Eindruck. Und der gibt sich auf der Debüt-EP nicht nur mit dem Fazit "Positiv" zufrieden, sondern will mit den folgenden "Neverlasting" und "Everlasting" auch gleich mal die Vielseitigkeit der Band unter Beweis stellen. Zwar lässt sich auch hier ihre Pop-Punk-Affinität erkennen, schielt mit etwas energischeren Gesang aber auch Richtung Gainesville. Auch wenn ich es noch nicht beweisen kann, bin ich mir doch sicher, dass hier keine Anfänger zu Werke gehen. Zumal Regensburg mittlerweile kein schwarzer Fleck auf der Musiklandkarte mehr ist, denkt man z. B. an Irish Handcuffs oder Glorious Thieves.



Kenny Kenny Oh Oh:

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Ist die Punk- und Hardcoreszene immer noch eine Männerdomäne? Das Leipziger Frauen-Quartett Kenny Kenny Oh Oh um Fritte, Made, Olaf und Kutte greift vorsichtshalber noch mal zur Schere und entfernt mit unmissverständlicher Riot-Grrrl-Attitüde und durchdrehendem Pogo-Punk unnützes Klischee- und Mackertum-Gebammel. Und das machen sie mit viel Lärm und Trara, konstant hohem Tempo und eingängigen Nummern, aus deren Kern sich auch immer eine treibende Melodie herausschält. Nein, diese vier Damen brauchen sich hinter niemanden zu verstecken und sie müssen schon gar nicht klein beigeben. Werden sie auch nicht! Dass zumindest beweist vorerst ihre selbstbetitelte Debüt-7", die folgerichtig über Contraszt! und Emancypunx Records in einer Auflage von 500 Exemplaren (+ DLC) erschien.


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Lambs:

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Mit Lambs formierte sich 2012 eine Art AZ-Köln-All-Star-Supergroup (Mitglieder von Finisterre, Static Me, zOSCH!, Alte Schule Masthorn), die auf ihrem Label-Debüt den Spagat von alter zu neuer Deutschpunkschule wagt. Zu hören sind sechs Songs, die von einprägsamen Hooks, gelegentlichen Tempowechseln, klar verständlichen Texten und leicht hysterischem Gesang voran getrieben werden und somit einige schüchterne Ohrwürmer parat hält. Lambs klingen zwar weder angestaubt noch altbacken, an manchen Stellen aber bewusst reduziert, sodass die Nähe zu neueren Turbostaat und Captain PlanET zwar durchaus hörbar ist, dennoch auf den fett aufstampfenden Einzug verzichtet. Wie ein stilles Mäuschen, das auf seine Cleverness setzt und nur die Ausdauernden vollends belohnt. Die selbstbetitelte 7" (300 Stück) erschien in besiebtdruckter Pappe auf Contraszt! Records und enthält sechs Songs ihres 2012 selbstveröffentlichten Demo Tapes (auf diesem gab's zusätzlich noch den Song "Not Enough", 75 Stück).


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Static Me:

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Ein weiteres Gewächs aus dem AZ-Köln-Umfeld stellt das Mitte 2012 gegründete Quintett Static Me dar, das sich somit nicht zufällig zwei Mitglieder mit den Hardcore-Crust-Punks Finisterre (Free Downloads HIER) und jeweils Eines mit oben genannten Lambs und der Riot-Grrrl-Grunge-Band Two Tears for Barbarella teilt. Im Juli 2013 erschien nun ihr erster selbstbetitelter Longplayer mit elf melodischen Post-Punk-Nummern, darunter auch die fünf ihres ein Jahr zuvor erschienenen Demo Tapes. Und obwohl ihre Musik sicherlich so einige Assoziationen nach sich zieht - vielleicht auch oder gerade wegen des weiblichen Gesangs - , begnügen sich Static Me nicht bloß einfach damit, auf der Retrowelle zu surfen. Roh und eingängig ist ihr Punkrock, aber auch vielseitig, wie das düstere "Fields of Abuse", das mit einer melancholischen Schwere mangt treibenden Melodic-Punk-Rhythmen á la "Safety Lines" und "Sober Needs" und fast schon poppigen Songs wie "Knots" und "Blister", etwas herunter zieht. Rundum ein mehr als gelungenes LP-Debüt, das ADAGIO830 auf 100x Clear und 400x Black Vinyl presste.


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WØLFENSTEIN: 

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Dass politisch verfolgte Gegner des Nationalsozialismus auch gerne als Bandnamen fungieren, wissen wir hierzulande nicht erst seit Jungbluth ("Part Ache" ist mittlerweile als Spenden-Download erhältlich) oder Van der Lubbe. Auch das Stuttgarter Quartett Wølfenstein gedenkt in seinem Namen an den jüdischen Schriftsteller Alfred Wolfenstein, der während der Kriegszeit von den weißen Bräuten durch halb Europa gehetzt wurde. Assoziationen zum gleichnamigen Computerspiel lassen sich nur dahingehend ziehen, weil man darin Nazis töten kann. Und die stehen auf Wølfenstein's Abschussliste nunmal an oberster Stelle. Verständlich! Aber auch musikalisch lassen sich durchaus Parallelen zu oben genannten Kollegen finden. Wølfenstein ballern sich auf ihrem Demo durch 14 düstere Hardcore-Punk-/Fastcore-Attacken, die sie mit Gift und Galle regelrecht auskotzen. Und wer so viel Hass in sich trägt, von dem braucht man natürlich auch keinen gepflegten Ausdruck erwarten, sodass die lyrische Originalität hier öfter den Parolen weichen muss. Aber egal. Parolen lassen sich eh leichter Mitgrölen und sind darüber hinaus unmissverständlicher: "You Fucking Racist Scum GO KILL YOURSELF!!!". Dann müssten Wølfenstein wenigstens nicht mehr so lange vor dem Computer hocken...

DL Demo


Turbobart:

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Kennt noch jemand Olli Schulz? Der Singer/Songwriter war für mich auf Konzerten immer interessanter als auf Platte, da er live vielseitiger und unberechenbarer war. Davon abgesehen, habe ich ihn in der Post-Grand-Hotel-van-Cleef-Ära eh aus den Augen verloren. Olli Schulz ist also Schnee von gestern und mittlerweile tummelt sich hierzulande eine Vielzahl akustischer Singer/Songwriter (z. B. Cowboy Poetry, Tigeryouth, No Surprising News, etc.). Um in dieser Masse nicht unterzugehen, muss man sich als Solo-Künstler schon etwas einfallen lassen. Und da auch die Akustikanschläge irgendwann immer die gleichen sind, bleibt einen da meist nur der Gesang, den man möglichst vielseitig gestalten sollte. Christian Konermann alias Turbobart (na wenn das mal nicht berechnend ist, in der Hoffnung, dass sich so mancher bei der Google-Suche vertippt...) versucht seinen Schwerpunkt auf eben genau diesen zu legen, singt aufgeschlossen, mal melancholisch und manchmal auch etwas energischer wie im Song "Ich bin" oder im gemeinsamen Duett mit seinem Osnabrücker Kollegen Tigeryouth in "Mutterschiff". Seine Debüt-EP "Pottwal" bringt somit sicherlich nicht die große Erleuchtung, aber immerhin frischen Wind mit sich. Die sechs Songs wurden übrigens von Clark-Can't-Gitarrist Iko Helms aufgenommen und gemastert.

DL Pottwal EP


APS:

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So richtig weiß man es nicht, was man der Band APS glauben kann. Zunächst einmal bleibt zu bezweifeln, dass es sich bei dem Quintett aus Eisenberg um eine Castingband handelt (obwohl es durchaus mal interessant wäre zu hören, wie eine professionell gecastete Punkband klingt). Und ob die Auflösung ihres im Namen enthaltenem Buchstabenrätsels im gesampelten Intro - nämlich Asoziale Persönlichkeitsstörung - tatsächlich von Anfang an so gedacht war oder sich doch eher zufällig ergeben hat, lässt sich ohne Weiteres auch nicht beweisen. Hinzu kommt ein Cover von Ben E. King's Welthit "Stand by Me", der einfach mal in "erotica" umbenannt wurde. Von ihrer Debüt-EP "Eins" kann man sich seit Mitte dieses Jahres natürlich auch selber überzeugen. Dort zu hören ist tief gestimmter Punkrock, der meistens von einer kratzigen Frauenstimme angetrieben wird. Die fünf Songs sind allesamt ziemlich eingängig, die beiden letzten "Freiheit" und "Ich kann nicht mehr" klingen gar wie eine Mischung aus prolligen DDR-Punk und NDW. Schön simpel, herrlich verschroben und sympathisch unterproduziert. Tapes sind in Planung.



Failed:

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Das (ehemalige?) Bremer Quintett Failed bewies bereits mit dem 2010er Demo (zu hören auf Myspace) ein glückliches Händchen für dynamische und brutal gute Hardcore-Punk-Nummern. Doch irgendwie muss alles dann doch anders gekommen sein als gedacht, denn zunehmendst wurde es um die Band ruhiger, ehe sie sich 2012 mit zwei neuen Songs zurück meldete. Mehr allerdings auch nicht. Schade, denn ein Longplayer wäre sicherlich höchst interessant gewesen.

DL selftitled EP





Jesus kommt aus  Bützow:

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Jesus ist also ein Ossi. Zumindest wenn es nach der fünf-köpfigen Band Jesus kommt aus Bützow geht. Die wiedrum kommen aus Schwerin, Heimatstadt der DDR-Punk-Legende First Arsch. Zusammengewürfelt aus Bands wie Kruppstahldonnerblitz, NoiseFreaK und PUK und nebenher noch in den Bands Blood in the Chair und AORTA aktiv. Ein bunter Haufen, der nun all seine verschiedenen Einflüsse unter einen Hut bringen muss. Oder eben auch nicht. Grindcore, Fastcore, Powerviolence, Trash- und Hardcore-Punk werden im dreckigen Anarcho-Mix präsentiert. In diesem Sinne werden auf ihrem selbstbetitelten Debüt- und bislang einzigen Album zwölf Songs unprätentiös niedergeknüppelt, die aber auch klarstellen, dass die ureigenste Art des Punks auch im Jahr 2008 noch in Schwerin beheimatet war.

DL selftitled Album


 We Will Fly:

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Eine Berliner Band, die versierten, amerikanisch klingenden Melodic-Punk mit dreckigem Hardcore-Punk, wie er so überwiegend nur in Schweden zu finden ist, kreuzt, sollte gerade hierzulande eigentlich kein Geheimtipp mehr sein. Eigentlich. We Will Fly existieren bereits seit 2005 und veröffentlichten ihr zweites und bislang letztes Album "Bangarang!!" 2010. Dessen Opener "Fervid" stolpert anfangs noch etwas ungestüm über die Schwelle, ehe einem bereits das darauffolgende "Archivists" regelrecht das Hirn wegbläst. Was folgt, sind dermaßen treibende Nummern, die nicht mal im Ansatz einen Anbiederungsversuch starten und schon gar nicht nach Referenzen greifen müssen. Im Gegenteil. We Will Fly schieben selbst eingesessene Genre-Kollegen wie Thought Explode, The Unseen oder A Wilhelm Scream locker in die Ecke ab. Im Gegensatz zu ihrem Debüt-Album "Your Darkness Shows Us the Light", welches noch hörbarer am melodischen Punkrock der Satanic Surfers angelehnt war, fahren sie auf "Bangarang!!" nun deutlich die härtere Schiene, was dem damaligen Trio (mittlerweile sind sie zu viert) mehr als nur gut zu Gesicht steht. Fast vier Jahre warten Fans nun schon vergebens auf ein Folgewerk, aber immerhin scheinen sie in diesem und dem nächsten Jahr wieder öfter die Bühne betreten zu wollen, wie zuletzt mit den tollen Goodbye Fairground und Idle Class.


Buy Here, Here & Here


Talk Us Down:

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Kleinreden muss man die fünf Augsburger Jungs von Talk Us Down sicherlich nicht. Immerhin schlägt die 2011 gegründete Band mit ihrem eingängigen Pop-Punk mit Emo-Schlagseite einen sicheren Weg ein und könnte somit für Diejenigen interessant sein, die sich zuletzt mit Rollergirls, Irish Handcuffs oder oben genannten Rivers & Tides schon mal warm gemacht haben. Nach ihrem Demo-Debüt im letzten Jahr, folgte Mitte 2013 ihr zweiter digitaler Output "Boiling Rage". Vier Songs, die von Powerchords, euphorischem Gesang und einigen Ooh-Ooh-Chören melodisch voran getrieben werden und dabei das sympathische DIY-Feeling nie aus den Augen verlieren. Fehlt eigentlich nur noch der Sprung auf's Vinyl oder Tape. Mit dem befreundeten Rapper eRRdeKa (Free Download Discography HIER) haben sie nicht nur einen Fan, sondern auch jemanden, der da bestimmt was deichseln kann.



Herrengedeck Royal:

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Wo bleibt denn bitte schön die Penisfeuerwehr? Nicht, dass ich sie unbedingt brauchen würde, mal davon abgesehen, dass ich mir gerade auch gar nicht herleiten kann, wofür ich sie denn gebrauchen könnte. Vielleicht sollte ich erst einmal ein paar Flaschen aufklinken, bis mein Geist von Anti- auf Funattitüde gesprungen ist und ich mich von Nonsens verführen lasse, für dent ich mich nüchtern schämen würde. Das Augsburger Quartett Herrengedeck Royal ist zweifellos partytauglich, vorausgesetzt, man hält die Promille im Blut möglichst weit oben. Auf dem Debüt-Album "Mixtape Fatal", nach einem Demo das zweite Release der Band, kann man sich so durch acht eingängige Songs mit einprägsamen Melodien, Gute-Laune-Chören und ganz viel Biergeschmack arbeiten.

Donnerstag, Dezember 12

Octopus Prime - Selftitled Album


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Octopus Prime, das glitschige und bedrohliche Wesen aus den Untiefen des Ozeans, das sich mit jeden seiner acht Fangarme einen Musiker krallte und diese in seinem Inneren zu einem Kollektiv verschmelzen ließ. Bei all den unterschiedlichen Vorlieben waren Magenverstimmungen eigentlich vorprogrammiert. Eigentlich. Jedoch konnten sich die acht Münsteraner relativ schnell auf einen musikalischen Konsens einigen, der grob als populäre Musikstile wie Reggae, Pop-Rock, Electro und Ska zu einem tanzbaren Party-Mix formen und dem Mainstream dabei eiskalt den Rücken zukehren umschrieben werden kann. Und eigentlich ist das harmonisierende Resultat ihres selbstbetitelten Debüt-Albums auch keine all zu große Überraschung, denn nach eigenen Angaben war ihr Zusammenfinden ein ausgeklügelter Akt des Schicksals. Der Legende nach trafen sie sich unbekannter Weise in einem Filmtheater, nachdem jeder von ihnen zuvor eine Freikarte für den Blockbuster "Mega Shark vs. Giant Octopus" gewann. Während die urzeitlichen Monster mit der Zeit Ölbohrinseln, Brücken, Flugzeuge und Atom-U-Boote en masse dem Meeresgrund gleich machten, stieß den acht, von diesem Spektakel gefesselten, Filmbesuchern gleichermaßen das dringliche Gefühl auf eine Band zu gründen. Zu all den kuriosen Umständen pflanzte ihnen auch noch eine sonore Stimme, die später als spirituelle Verbindung zwischen ihnen interpretiert werden kann, den Bandnamen Octopus Prime in den Köpfen ein. Eine tolle und faszinierende Geschichte, die man später wohl auch noch gerne seinen  Kindern und Enkeln erzählen wird. Wahrscheinlicher aber ist, dass sich die Musiker bereits seit ihrer Vorband The Skapitanos (Free- und Spendendownloads HIER) kennen, mit diesem Bandnamen allerdings die Freiräume für ihre genreübergreifenden Kreativität zu eng bemaßen. 2011 rissen sie diese Grenzen nun mit dem neuen Bandnamen Octopus Prime vollständig nieder, wobei das Grundgerüst ihres flotten Reggae-Skas von der Abrissbirne verschont blieb. Neben den neu gewonnenen Freiheiten sticht aber vor allem die glasklare und fette Produktion ihrer Songs hervor. Einen maßgeblichen Anteil daran hat Dominik Symann (siehe seine Dubstep-Nebenprojekt Haptix und Kalawa DBSTP), der mit seiner Gitarre nicht nur den Rockgehalt nach oben schraubt und einen ebenbürtigen Gesangspartner von Sängerin Léa Landwehr abgibt, sondern "Octopus Prime" auch aufnahm und produzierte und somit die Band auch vom Zeitdruck entlastete. Über einen Zeitraum von zwei Jahren hatte das Album Zeit, in seinem Kalawa Record Studio zu einem homogenen Werk zu Reifen, trotz der zahlreich ineinander verflochtenen Ideen.

Octopus Prime wollen unüberhörbar hoch hinaus und haben sich mit ihrem Album eindrucksvoll selbst den Weg dahin geebnet, ohne die DIY-Ethiken zu vernachlässigen. Respekt!

Wer ein physikalisches Exemplar in Form einer Digipak-CD oder eines Tapes haben möchte, sollte sich auf einer Veranstaltung der Band blicken lassen oder ganz ungeniert auf Facebook nachfragen.


DL Selftitled Album

Mittwoch, Dezember 11

Sockweb - Wie der Vater, so die Tochter


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Dank ihres Vaters Adam "Blackula" Young ist die erst sieben-jährige Joanie "Bologna" mittlerweile nicht nur ein wandelndes Werwolf-Filme-Lexikon, sondern dürfte sich mit dem Einstieg in der gemeinsamen Grindcore-Band Sockweb wohl auch den Weltrekord (reine Spekulation!) für die jüngste Shouterin unter den Nagel gerissen haben. Eine Siebenjährige als Schreihals und Songschreiberin einer Grindcore-Band?! Geht sowas denn überhaupt und ist das für so einem jungen Mädchen nicht ungesund? Wahrscheinlich schon, was das Vater-Tochter-Gespann aber nicht davon abhielt, ein 13-Track-Album namens "Werewolf" einzuspielen. Die finanzielle Hürde von 5000 USD für diversen Merch und die CD-Produktion haben sie in einem Pre-Order-Countdown knapp überschritten und mit Monolith Records hatte man bereits vorher einen Vertriebspartner in der Tasche. Dennoch wartet die Fangemeinde noch immer auf das offizielle Release, da Scott Hull - ansonsten Gitarrist der Grindlegende Pig Destroyer und Gitarrist/Sänger ebenbürdiger Agoraphobic Nosebleed - kurz vor dem finalem Mastering die Festplatte abschmierte. Anstatt nun also den Youngs voreilig ein halbgares Album in die Hände zu drücken, begann dieser noch mal von vorne und der Releasetermin ist somit auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Fakten vorweg dürften die Spannung zumindest zeitweilig über Wasser halten. Erwarten wird uns ein 13-Song-Konzeptalbum, deren Geschichte von der Freundschaft des Mädchens zu einem Werwolf, der sich aus Angst vor einem Sturm unter ihrem Bett verkroch, handelt. Diese außergewöhnliche Freundschaft wird fortlaufend auf eine harte Probe gestellt, da sich die beiden mit einem Vampir, einer Hexe und anderen Fieslingen herumärgern müssen. Joanie ist aber nicht nur Songschreiberin und Shouterin, sondern auch generell das (sture) Oberhaupt der Band. Sind die von Papa eingespielten instrumentalen, programmierten und gesampelten Tags oder sein Gelegenheitsgeshoute zu monoton oder gefallen einfach bloß nicht, wird so lange an den Songs gearbeitet, bis es der Siebenjährigen passt. Der von Monolith veröffentlichten Vorab-EP "Bullies Are Mean" kann man demnach tatsächlich eine für den Grindcore ungewöhnliche Vielfalt anhören. So ist der Titeltrack mit seinen fast vier Minuten Spielzeit überdurchschnittlich lang und überrascht in der Mitte mit einem Vokalensemble, während sich in "Werewolf" Erik Ebsen von Spiralmountain mit einem heulendem Gitarrensolo zum Besten gibt. Auf voller Albumlänge kommen dann noch Mitglieder von Flux Conspiracy, Azure Noise, Ozoru Hammer und Joanie's Lieblingsshouterin Katherine Katz von Agoraphobic Nosebleed hinzu.
 


Stream & Buy Digitally "Bullies Are Mean" EP

Montag, Dezember 9

This Means You - The Act


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This Means You! Ja, euch! Die, die sich schon immer Hals über Kopf ins Moshpit stürzten, unbeeindruckt von den kritischen Blicken stocksteifer Poser drum herum. Aber so ist das nunmal bei kompromissbereiter und somit auch massentauglicher Musik, mit der A Day to Remember, We Came As Romans, Rise Against & Co. bereits seit vielen Jahren auf der Erfolgswelle surfen. Mit einem Genre-Cocktail, der oft auch mit den negativ ausgelegten Schlagwörtern "Mainstream", "Ableger" und "Fließbandware" einen faden Beigeschmack verpasst bekommt. Braucht man also noch eine weitere Band, die ein feines Gespür für treibende Melodien besitzt, obligatorische Shouts dazwischen wirft, um vielleicht noch einige unentschlossene Fans artverwandter Genres abzuwerben und das Ganze mit kitschigen bis klischeehaften Texten vollstopft, die von einer markanten und flehenden Stimme vorgetragen werden? Im Falle von This Means You aus Tel Aviv plädiere ich für ein klares JA. Zwar haben die vier Israelis dem Genre nichts neues hinzuzufügen, aber wenn Melodie, Gesang & Geshoute und Instrumentierung dermaßen gut aufeinander abgestimmt sind, dann macht derartige Musik richtigen Spaß. Allein die beiden Singles "The Bottle" und "The Act" sind von erschöpfender Ausgelassenheit und bedienen eben jedes nur erdenkliche Klischee, was Kritikern nun entweder ausreichend Kanonenfutter beschert oder Fans ausflippen lässt. Die fette Produktion geht auf Kosten von Useless-ID-Sänger Yotam Ben Horin, dessen Pop-Affinität auf This Means You's Debüt-Album "The Act" wohl kaum zu überhören ist. Ach ja, wäre bloß noch zu erwähnen, dass This Means You mittlerweile nicht mehr existieren, "The Act" im nächsten Jahr bereits seinen siebten Geburtstag feiert und Frontmann Assi Sender sich derzeit bei der Rock'n'Roll-Crew Project Revival und seinem elektronischem Solo-Projekt Scissors Say (Free Download HIER) warm hält.



DL The Act

Samstag, Dezember 7

Canyon Spree - Demo






Kennt noch jemand den Film "Schneller als der Tod"? Wenn nicht, auch nicht weiter schlimm, denn zugegebener Maßen war der Streifen nicht wirklich unterhaltsam. Die Idee, Sharon Stone als Revolverheldin gegen die dominierende Männerriege antreten zu lassen, war zumindest vielversprechend. Das Frauen-Trio Canyon Spree aus Berlin hat ebenfalls keinen Bock darauf Klischees zu bedienen. Anstatt sich in die schützende Mitte unzähliger Riot Grrrls zu positionieren, kommen diese lieber mit psychedelischen Westernrock aus den Startlöchern. Und im Gegensatz zu oben genannten Film, schaffen sie es auch noch, das Ganze überzeugend in die Tat umzusetzen. Manchmal klingen sie gar wie eine Lo-fi-Variante von Titus & Tarantula, nur ohne Testosteron. Ein weit hergeholter Vergleich, ich weiß, aber viel mehr Referenzen wird man wohl nicht finden. Wenn in "Ashwater" die Twanggitarre den Lonely Ranger drei Minuten lang stoisch durch die Prärie begleitet, hat man sowieso sämtliche Spaghetti-Western auf dem Tableau. Eine interessante Mischung, jedenfalls.



DL Demo

Mittwoch, Dezember 4

Der Bandcamp-Hardcore Vol.20


Guts & Guns:

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Was passiert wohl, wenn man das wüste Geschredder des ehemaligen Trios Koexistenz um eine Bassistin, die ihr Instrument am liebsten tief gestimmt und schleppend voran trägt, und einer tobsüchtigen Frontfrau ergänzt? Um es mal vorsichtig auszudrücken, keine Musik für Weicheier. Ein brachial hemmungsloser Mix aus Crust, Sludge, Punk und Stoner, den der Opener "Feed My Rage" ihres Debüts "The Pig Rug Collection" nicht nur namentlich ganz gut auf den Punkt bringt. Wilde Gitarren treffen auf brummende Basslines und Metalriffs, aus denen heraus manchmal sogar einige treibende Punkmelodien entstehen. Über all dem erhaben kotzt sich Sängerin Karin am Mikro die Seele aus dem Leib und lässt selbst einen Mark Greenway nicht nur in biologischer Hinsicht alt aussehen. Eingefangen wurde dieses fett groovende und scheppernde Klangmonstrum in den schalldichten Mauern der Oldenburger Tonmeisterei. Somit dürfte jeden klar sein, was ihn erwarten, wenn er sich mit Guts & Guns einlässt. Ein Gemetzel der Extraklasse!


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Coldburn:

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Vier Jahre hat das Leipziger Quintett Coldburn mittlerweile auf dem Buckel, überbrückte die studienfreie Zeit bislang mit einem Demo Tape (2010, Powertrip Records), der Hybris 7" (2011, Worship Records) und zuletzt mit ihrem ersten Longplayer "The Harsch Fangs of Life" (2012, Cobra Records & BDHW Records, Stream HIER). Ihre Geschichten packen sie in düstere und pessimistische Alltagsversionen, die mit vielen Breakdowns und Gemoshe in finstere Abgründe gestampft werden. No Turning Back oder auch Twitching Tongues können als Referenzen herangezogen werden, ohne dass Coldburn dabei wie ein blasser Abklatsch wirken. Im Gegenteil. Ihr Hardcore wirkt frisch und extrem wuchtig und hinterlässt - neben einem flauen Gefühl im Magen - vor allem eine Schneise der Verwüstung. Da können auch die wenigen melodischen Momente nichts mehr retten. Nichts neues, dafür aber unheimlich gutes Auf-die-Fresse.


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I Am Omega:

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Erschreckende Zukunftsvision vs. Hoffnung oder doch Weltuntergang und Hoffnungslosigkeit? Was genau I Am Omega mit ihrem Bandnamen (evtl. in Anlehnung an dem 2007 gedrehten, gleichnamigen Science-Fiction-Horror-Film?) und EP-Titel (es gibt da eine gleichnamige Stiftung, die sich für Klimaschutz und Nachhaltigkeit einsetzt) gegenüberstellen, kann wohl jeder für sich selbst entscheiden. Fakt ist, dass die Zeit rennt und die Menschheit ohne Kompromisse und Veränderungen wohl einer schwarzen Zukunft entgegen blickt. Die fünf Stuttgarter fanden Mitte 2012 zusammen und bekamen Starthilfe von Mahlstrom, FJØRT und Afterlife Kids, mit denen sie vor fünf Monaten ihr erstes Konzert gaben. Im Oktober 2013 folgte dann auch die Debüt-EP "Utopia", die in Eigenregie auch als Tape-Version erschien und gegen einen Spendenbetrag (Minimum 1€ + 1,50 € Versand !!!) erhältlich ist. Bis auf den treibenden Melodic Hardcore im ersten Song, gibt's reichlich düsteren Post-Hardcore auf die Ohren, der in den ausufernden Songs immer wieder in seine moshigen, melodischen und ruhigen Teile zerfällt. Technisch versierte und klug ausgetüftelte Songs, die trotz hörbarem Spaß am Experiment nie zu konstruiert oder überladen wirken, stattdessen den Hörer mit vielen Spannungsbögen bei Laune halten. Ralf Bernhardt, Gitarrist der Mannheimer Doom-Metal-Band Black Shape of Nexus (Freedownload Demo HIER) hat die Songs aufgenommen und abgemischt.




Sickmark:

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Es ist derzeit gar nicht mal so einfach, im deutschen Untergrund den Überblick zu behalten. Gerade erst haben die vier Bielefelder der Powerviolence-Punk-Combo Hyëna ihr erstes Release rausgebracht (Freedownload "Schemes"-LP HIER) und schon kommen die ersten Dumpfbacken mit irgendwelchen Urheberrechtsverletzungen daher. Als im September 2013 auch noch Schlagzeuger Daniel die Band verließ, hieß es entweder aufzuhören oder neu anzufangen. Unter dem neuen Bandnamen Sickmark entschieden sie sich glücklicherweise für letzteres und mit Paul konnte kurze Zeit später auch gleich noch passender Ersatz gefunden werden. Ohne viel Zeit zu verschwenden, wurde dieser sofort in die Pflicht genommen und musste im Vergleich zu seiner hardcore-punkigen Nebenband Vumm (Freedownload Demo HIER) wahre Akkordarbeit leisten, da Sickmark den Geist ihres Alter Egos im Wesentlichen wiederbelebt haben. Ein Fünf-Song-Demo wurde bereits im AJZ Bielefeld eingespielt und von Ruins-Gitarrist Rouven Bienert aufgenommen und abgemischt. Über Colossus Tapes soll im Dezember das Tape erscheinen.



Lion City:

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Der Beitrag zur zweiten EP der vierköpfigen Band aus Stuttgart kommt mit einer mehr als einjährigen Verspätung. Aber besser spät als nie, möchte ich Lion City vor allem denjenigen ans Herz legen, die mit einer Affinität zum 90er-NYHC liebäugeln, als dieser zunehmendst auch den Metal für sich beanspruchte. Lion City existieren bereits seit 2011 und rekrutierten sich aus ehemaligen Heartbreak Ridge und Deem Us False, deren Tough-Guy-Mentalität sie auf "Changes: The Only Constant" nicht vollkommen unterdrücken können. Ist aber auch gar nicht weiter schlimm, denn derartiger Hardcore-Punk muss sich nunmal selbstbewusst, trotzend und rotzig präsentieren. Und in seiner Eingängigkeit, zusammengehalten von melodischen und moshigen Momenten, mitgröltauglichen Schlachtrufen und Crew-Shouts und zudem mit einer altbewährten Thematik im Rücken, dürften sie damit auch eine breite Masse ansprechen. Eingefangen wurde der fette Sound im MinorFatDiner-Studio, wo u. A. auch schon I Like Ambulance, Sailong On und Nervöus zu Gast waren. Derzeit arbeiten die Jungs an ihrem ersten Full-Lenght, dessen Mix anscheinend schon so gut wie fertig sein soll. Na dann mal schauen, ob sie dieses Tempo auch auf Albumlänge halten können.


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Callow:

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Es gibt zwei Gründe, warum man das Bostoner Quintett Callow (mit Mitgliedern von Cerce, Congenital Death und Burglary Years) im Auge behalten sollte: 1.) Ihr Debüt-Release "Disappeare Here" ist ein mehr als nur solider Post-Hardcore-Brocken geworden, der zusätzlich mit Crust-Punk- und Screamo-Elementen äußerst stimmig, fies und energisch in die Tat umgesetzt wurde. 2.) Callow sind die zukünftigen Split-Partner unserer Jungs Jungbluth, deren gemeinsame 7" anfang nächsten Jahres über Contraszt! Records, Middle-Man Records und Hydrogen Man Records erscheinen wird.
Mit ihrer EP haben Callow beim kanadischen Label Zegema Beach Records (bringt demnächst Amber's Debüt-EP auf Vinyl heraus) angeklopft, das sofort begeistert war von der Band, dass es sie nicht nur auf seinen zweiten Label-Sampler unterbrachte, sondern auch die nächste EP der Band veröffentlichen will.


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Gattaca:

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Es benötigt schon einige Zeit, sich durch die komplette Diskografie des tschechischen Quintetts Gattaca zu arbeiten. Auf den Punkt gesprochen, kann man ihre Musik als crustigen Hardcore-Punk der Schnittmenge Madame Germen bezeichnen. Nicht schlecht, aber eben auch nicht neu und zugegebener Maßen nach einiger Zeit Dauerbeschallung auch ziemlich nervenzerrend, trotz einiger treibender Melodien. Abwechslung bringen zumeist die Intro-Songs ihrer Releases mit sich. So mogelt sich zu Beginn ihrer s/t 7" ein Cello hinein und im Intro ihrer gemeinsamen Split mit Axidance ein Ukulele. Die Band ist dem tschechischen Punk-Untergrund entsprungen und ist Zeugnis des dort vorherrschenden frivolen und auch undurchsichtigen Bandhoppings. So finden sich Gattaca's Bandmitglieder auch in Emocore- und Punkbands wie Lakmé, Remek, Marnost, OSAWATOMIE und viele mehr wieder und unterstützen mit ihrer Musik gemeinnützige Institutionen.




The Sin of Lilith:

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Ebenfalls aus der Tschechischen Republik, nämlich aus Orlová, kommen die ebenfalls zu fünft aufgestellten The Sin of Lilith, die sich - ebenfalls - die restliche Zeit in zahlreichen Nebenprojekten wie Tupak Amaru (ja genau, wie die ehemalige Rapper-Ikone), Breakfast Club (wie die ehemaligen Dance-Popper), Rosa Parks und Es Una Mierda vertreiben. Doch statt schonungslosen Hardcore-Punk, entführen uns The Sin of Lilith lieber in die 90er-Jahre, indem sie ihren Screamo-Post-Hardcore-Mix mit einigen plänkelnden Gitarren Richtung Midwest-Emo zerren. Da die Dynamik allerdings im Vordergrund steht, wirken die Songs zu keiner Zeit übertrieben ausufernd. Im Gegenteil. Clever ausgetüftelt, äußerst spannend, frisch und nicht nur für DIY-Verhältnisse unheimlich gut.




We Came From Horror:

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Emo-Metal-Post-Hardcore? Klingt nach einer Band, die danach strebt, es so vielen Hörern wie möglich recht machen zu wollen. Und es klingt nach Überproduktion, nach Altbewährtem und -bekanntem. Kann man alles so abhaken und dennoch komme ich nicht drum rum, euch diese Band wärmstens zu empfehlen. Man kann als Metal- oder Hardcorefan den Metalcore natürlich noch immer als faulen Kompromiss ansehen und damit recht behalten, oder den Emocore für einige Peinlichkeiten verachten. Dennoch brachten auch diese Genres einige wertvolle Vertreter hervor. From Autumn to Ashes beispielsweise, die ich seit dem ersten Hördurchlauf des Debüts "Lost in Misery" der Tschechen We Came From Horror nicht mehr aus meinem Ohr bekomme. Vielleicht auch wegen des ständigen Wechsels von extrem hoch oktavierten Gesang und fiesen Growls. Und wenn man ein dermaßen extrovertiertes Organ wie Lead-Sänger Kuba besitzt, dann ergeben sich die treibenden Melodien praktisch von selbst.  



Oaken Heart:

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Schubladendenker lassen Oaken Heart eiskalt gegen die Wand laufen. Das sagen sie selbst und das hört man auch. Sie spielen die Musik, die ihnen Spaß macht. Und auch das hört man. Allerdings kann man das Leipziger Quintett nicht jedem Hardcorefan uneingeschränkt auf die Playlist zaubern, denn Hardcore ist schließlich nicht gleich Hardcore...??...naja, ihr wisst schon! Postcore, Sludge und Post-Rock sind die tragenden Säulen, manchmal zäh-flüssig wie pech-schwarzer Teer, dann wieder wuchtig treibend am Metal kratzend. Dabei sind Oaken Heart weder Post-Rock, noch Metal, sondern schaffen sich irgendwo dazwischen ihren eigenen Klangraum. Natürlich lassen sich auch an einigen Stellen einschlägige Referenzen finden, nach denen man aber nicht zwanghaft suchen sollte, da die gekonnt heraufbeschworene Atmosphäre ansonsten spurlos an einem vorbei ziehen könnte. Und das wäre verdammt schade.




Außerdem

The Gauss Experience:

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The Gauss Experience sind keine Neuerscheinung, sollen als kleine Erinnerung hier dennoch zur Ansprache kommen. Ob die Band überhaupt noch aktiv ist, weiß ich nicht, zumal sie sich sowieso nur sehr sparsam und sporadisch auf der Bühne blicken ließ. Ihre letzte Minitour absolvierte sie im November 2011 gemeinsam mit ihren Marburger Kollegen Ashes of Pompeii. 2010 erschien ihr bislang letzter EP-Output "1901", ein Jahr nach ihrem Debüt-Album "Inside It Sleeps and Dreams", beides in Eigenregie veröffentlicht. Insgesamt also eine überschaubare Geschichte, über die man auch leicht Hinwegsehen konnte, sollte man als Hörer nicht tief genug im norddeutschen Untergrund gegraben haben. Eigentlich ziemlich schade, denn das Hamburger Quartett hinterließ mit ihren beiden Releases einen nachhaltigen und durchweg positiven Eindruck, vorausgesetzt natürlich, man nahm damals Kenntnis von ihnen. The Gauss Experience muss man zwangsläufig wohl in die Post-Hardcore-Ecke stecken. Weil das alle tun, die TGE kennen. Weil es die Band selber so will. Und vor allem, weil man das mit härterer Musik nunmal so macht, die sich mit drei Worten nicht beschreiben lässt. TGE sind Songakrobaten und Zauberkünstler zugleich, jonglieren mit herausgerissenen Stilelementen des Emocores, Alternatives, Screamos und Indies und haben letztendlich sogar mehr vor sich zu liegen, als nur die Summe der einzelnen Teile. Wer auf Breakdowns wartet, die den Song mit voller Wucht am Boden zerschmettern, wartet vergebens. Stattdessen rollen sich Atmosphäre und Dringlichkeit wie ein kratztender Teppich aus, Sänger Tim Jaacks singt mit flehender Stimme oder schreit sich die Seele aus dem Leib, ab und zu springt eine Orgel dazwischen. Ohrwürmer wie "Silk On A Tree", "Postmental Metamorph", "Nursery Desert" oder "The Shores..." setzen sich mit Widerhaken im Gehörgang fest, andere wiederum hinterlassen tiefe Narben oder biegen aufgrund ihrer Vertrackheit schon vorher ab. Trotzdem klingt alles homogen und wie für einander geschaffen. Wer also möchte, sollte nicht lange mit sich hadern und beide CD's (Album im schick aufgemachten Triptychon-Digipak, EP in Jewelcase mit wechselbaren Coverartwork) kaufen.

P.S.: Wer Singer/Songwriter-Rock dem Post-Hardcore vorzieht, kann ja mal einen Lauschangriff auf Tim Jaacks Solo-Projekt starten -> HIER.


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