Donnerstag, Dezember 25

Platte des Monats 12/2014: We Will Fly - Complexity Is Not Chaos LP



Vier Jahre nach dem großartigen "Bangarang!!" melden sich We Will Fly mit ihrem dritten Album zurück. Mit "Complexity Is Not Chaos" ist der Berliner Band ein Punkstück von internationalem Format gelungen, das zweifelsohne unseren krönenden Jahresabschluss darstellt.
Untätig waren sie ja nun wirklich nicht während ihrer vierjährigen Releasepause. Zwei Minitours mit Power und NOOPINION, Kleinstfestivals und unzählige Konzerte und Supportshows, u. A. mit/für Phlegmatix, Idle Class, Fights and Fires und The Detectors. Nebenbei arbeitete man eifrig an neuen Songs, die ursprünglich eine EP und Split mit vorstehend letztgenannter Band schmücken sollten. Wie wir heute wissen, ist aus beiden Vorhaben allerdings nicht so wirklich etwas geworden. Stattdessen legen uns die mittlerweile zu viert agierenden Wahlberliner mit "Complexity Is Not Chaos" ihr drittes Studioalbum vor und knüpfen damit fast nahtlos am Vorgängeralbum an. Als wären sie nie weg gewesen, was sie ja auch nicht waren. Dennoch soll es auch Bands geben, die sich innerhalb von vier Bandjahren komplett umkrämpeln. Nicht We Will Fly! Die setzen mit ihren zwölf Songs genau da an, wo sie 2010 aufhörten, nämlich mit hitverdächtigen Punknummern, die zwischen Melodie, Pop und Aggression keine Genrewünsche offen lassen. Stell dir vor, es ist 2002 und Millencolin veröffentlichen gerade ihr fünftes Album "Home From Home", Rise Against führen den massentauglichen Hardcore-Punk in die Welt hinaus, während die Donots hierzulande beeindruckend die internationale Konkurrenz auf die Ränge verweist. Das sind alles sicherlich keine Maßstäbe, nicht einmal zwingende Referenzen. We Will Fly kochen irgendwo dazwischen ihr ganz eigenes Süppchen, mit dem Wissen oder der selbstbewussten Ignoranz, dass das alles irgendwann und -wo schon mal dagewesen ist. Immerhin haben sich schon viele große Namen am Anspruch eines aufgesetzten Hitalbums verzettelt. We Will Fly schütteln ihre Hits scheinbar locker leicht aus dem Handgelenk und packen sie mit Songs wie "OPT", dem absolut treibenden "Gimme' War", "Master the Monster", "Lost" und dem grandiosen Closer "Doubts" auf ein Album, das keinen Vergleich zu scheuen braucht. Einen wesentlichen Anteil daran trägt auch die hinsichtlich des Vorgängeralbums nicht unbedingt fettere, aber durchaus klarere Produktion, die vor allem der neu hinzugewonnenen Gitarre zugute kommt. Mit "Eternal Hunger", das erst pop-punkig irreführt und sich urplötzlich zu einer der schönsten Midwest-Emopunk-Nummern seit langem mausert, dem Ska-hüpfenden "Model Citizen" oder dem lärmenden Titeltrack, ausgerechnet der einzige Song des Albums, der auf Kriegsfuß mit Harmonie und Pop steht, stellt die Band aber auch durchaus ihre Wandelbarkeit unter Beweis. "Complexity Is Not Chaos" ist dennoch kein Kniefall vor der moderne Gesellschaft. We Will Fly machen einfach weiter und darüber hinaus genau das, was sie am besten können - mitreißende Melodic-Punk-Songs schreiben.

"Complexity Is Not Chaos" ist als Download, Digipak-CD und als pink- (50 St.), Light Green (50 St.) und Black (200 St.) Vinyl über Incredible Noise Records, Fond of Life Productions und die Band selbst erhältlich.



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Dienstag, Dezember 23

Stop (!) Wham - Hate Christmas Lovesongs

Sonntag, Dezember 21

Der Bandcamp-Hardcore Vol.28

Masada



Wer sich nach dem unbetitelten Opener ihres Demo-Debüts denkt: Naja, ist ja ganz netter 08/15-Screamo, der sollte nicht voreingenommen abschalten. Das junge Quartett Masada aus Erlangen offenbart nämlich erst im zweiten Song "indifference", wo die eigentliche Reise hingehen soll. Der steigt zunächst etwas wüst ein, zerfließt dann aber urplötzlich in einer zweispurigen, locker-leichten Indie(-pop)-Melodie, die auch das wenig später erneut einsetzende Geschreie nicht wirklich aus der Bahn werfen kann. Das folgende "defeat" fügt dem Genre-Mosaik der Band sogar noch einige Bausteine mehr hinzu und schweißt der Nahtstelle zwischen Screamo, Indie und Post-Rock noch ein fettes Hardcoreriff an. Ok, in der Theorie klingt das jetzt sicherlich nicht gerade nach der großen Screamo-Revolution. Ist es auch nicht. Die Faszination bei Masada liegt auch vielmehr darin, wie ureigen die Band zwei grundverschiedene Stimmungen im Einklang bringt. Da ist zum einen das zerreißende, inbrünstige Geschreie auf melodisch-ausufernden Gitarren im Hintergrund, die scheinbar gar keinen allzu großen Bock auf Tristesse haben. Zum anderen sticht die Band vor allem durch ihren krassen und abrupt einsetzenden Kontrast von wechselnden ungestümen und seicht plänkelnden, fast schon poppigen Parts, aus der Masse heraus. Klingt irgendwie ... geil!

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DL Demo


MyManMike

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Eine Gitarre, die Zuflucht im Punk sucht + Presslufthammerdrums + trashiges Powerviolenceduettgekreische = der Stoff, aus dem die Albträume eines jeden Nachbarn gemacht sind. Ihre Anfangsgeschichte könnten sich die drei Mitglieder von MyManMike auch von einem schlechten Witz entliehen haben, der in etwa so einleitet: Ein Amerikaner, ein Franzose und ein Süd-Koreaner kommen in eine Bar. [...]. Einige Biere und stundenlanges Fachgesimpel über Hardcore- und Punkmusik später, war der koreanische Untergrund um eine Band reicher. Dabei haben MyManMike nach mittlerweile drei Bandjahren immerhin schon die halbe Welt bereist, eine große Europa- und Nordamerika-Tour absolviert und hinterließen in sämtlichen Szenegrounds einen bleibenden Eindruck. Ein Grund dafür ist auch - neben dem politischen Engagement des Trios - , dass die Band ihren Powerviolence-Trash-Punk eher unkonventionell über die Bühne bringt und neben nervösen Zappeleinlagen vor allem auch die Tanzbeine animiert. Das dann als Melodic Fastcore zu betiteln wäre vielleicht etwas zu gut gemeint, soll aber zumindest zum Ausdruck bringen, dass MyManMike mehr zu bieten haben, als dissonanten Epileptiker-Hardcore.


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 Kind Eyes

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Hinter Kind Eyes verbergen sich zwei ex-We Are Carnivoles-Mitglieder bzw. eine Hälfte Wedding, die sich mit ihrem 2012 gegründeten Bandprojekt gar nicht all zu weit weg von ihren Roots entfernen wollen. Diese liegen auch hier im Riffrock, wobei die beiden Engländer aus Margate tunlichst darum bemüht sind, alle möglichen Facetten im Rahmen einer Zweimannbesetzung abzudecken. Das ist im Duo-Vergleich zwar weniger abwechslungsreich als beispielsweise Dyse, was aber auch gar nicht weiter schlimm ist, denn letztendlich wollen sie mit Kind Eyes schließlich ihr eigenes Süppchen kochen. Die Zutaten dafür leihen sie sich vom Post-Hardcore, Alternative, Mathrock, Indie und Noise-Rock, die sie schizophren auf die 19 Songs ihrer bisherigen zwei selbstveröffentlichten Alben verteilen. Während das selbstbetitelte Debüt noch wesentlich wüster aus den Startlöchern kam, haben Tim (Gitarre und Vox) und Chris (Schlagzeug, Vox) auf "It's OK, it's not OK" ihren Songs einen Feinschliff verpasst. Nicht für's Radio, sondern zu Gunsten der Albumhomogenität. Der Ansatz von atmosphärischer Melancholie findet ebenso seinen Platz, wie der Einsatz von kontrollierter Avantgarde. Dennoch schafft es auch auf "It's OK, it's not OK" kein einziger der zehn Songs, eingängig die Ziellinie zu überqueren, da immer wieder spontane oder angekündigte Ausbrüche jedweilige Harmonie zerstören. Gelernt ist eben gelernt.
Sowohl "Kind Eyes" als auch "It's OK, it's not OK" sind bislang nur digital erhältlich. Wenn es nach dem englischen DIY-Label SuperFi Records geht, könnte Letzteres aber schon bald den Weg auf 12"-Vinyl finden.

DL It's OK, it's not OK LP
DL S/T LP


Strafplanet

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Bratze und Aavas haben den Strafplaneten Erde bereits vor Jahren besungen, der in diesem Jahr verstorbene Vorzeige-Nazi Axel Stoll hatte ohnehin seine ganz eigene (Verschwörungs-)Theorie dazu. Die Grazer Band Strafplanet macht dieses Thema nicht nur in ihrem Namen zum Status Quo, sondern jagt es, angestachelt von einer extrem wütenden Frontfrau, auf ihrem Demo-Debüt durch acht wilde Powerviolence-Nummern. Etwas mehr als neun Minuten dauert der Tobsuchtanfall, der sich jedoch erstaunlich viele Trashpausen gönnt und mit treibenden Mosh-, Downtempo- und sogar äußerst melodischen Parts immer wieder die Nähe zum Crust- und Hardcore-Punk sucht und sich somit auch gar nicht all zu weit weg bewegt von den Nebenbeschäftigungen der Bandmitglieder in etwa BØREDØM oder Catholic Guilt.
Ihr weißes Demotape erschien in einer limitierten Auflage von 100 Stück über das Berliner Label Colossus Tapes und ist dort bereits seit längerer Zeit ausverkauft. Restbestände liefern Halo of Flies und Bis Auf's Messer.

DL Demo Tape

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Just Like Rats

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Just Like Rats, eine noch relativ junge Band aus Münster, in der auch Tausendsassa Timo Fietz (ex-Daily Reason und -Stand Fast mit aktuellen Nebenjobs bei Svffer und Notions) involviert ist, kann grundsätzlich dem Emorock zugeordnet werden. Und genauso, wie dem Begriff grundsätzlich ein Spielraum für unterschiedliche Auslegungen eingeräumt wurde, verhält es sich auch mit dem Emorock. Auf ihrer Demo-EP, mit der sie vor fast genau einem Jahr ein erstes Ausrufezeichen setzten, treibt das nordrhein-westfälische Quartett ihre Experimentierfreude bis an die Grenzen des Genres, ohne das eigentliche Ziel dabei aus den Augen bzw. Ohren zu verlieren. So schmiegen sich "Bottle Your Laughter" und der Closer "Ten Years" ungeniert am Gainesville-typischen, rauhen Emo(core)punk an und könnten somit hierzulande auch Fans von Rollergirls, 52 Hertz oder Rivers & Tides beglücken. "2321" steigt mit einem wütenden Hardcore-Punk-Riff ein, begleitet von nicht weniger wütenden Gekleffe, während sich "Fear" mit altväterlichen Alan-Watts-Sample behutsam in unwohlige Melancholie wiegt und der Opener "[...]" einen nicht nur flüchtigen Post-Rock-Gedanken aufsaugt. Just Like Rats schaffen es, all diese Einflüsse auf ihrem Demo-Debüt homogen zu vermengen und trotz wechselnder Aufnahmesessions (Schule, Homerecording, Proberaum) eine enorme Klangsolidität zu erreichen. Immerhin sollten die Songs ja auch eine gemeinsame Split mit ihren englischen Progressive-Punk-Kollegen All the Best Tapes schmücken...

DL Demo


HIGH

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Neues aus Trashhausen, gesponsert mit freundlicher Unterstützung von Spastic Fantastic, dem Nr.-1-Mailorder, wenn's mal wieder etwas ausarten soll. Hinter der jüngst zusammengewürfelten Band HIGH stecken vier altbekannte Gesichter, die mit Gruppen wie Hysterese, Anfack, Doggod, Derby Dolls und Nakam nicht nur bereits auf dem Dortmunder Label vertreten waren, sondern auch einen maßgeblichen Anteil an der Tübinger Punkszene ausmachen. Von wegen schwabenländliche Ruhe, was HIGH nämlich auf ihrer neun Song starken Debüt-7inch lostreten, hinterlässt eine Spur der Verwüstung - und tiefe Narben am Trommelfell. Anhänger des Kultlabels dürften allerdings gelassen auf den rasenden Trashpunk der Band reagieren, erfreuen sich stattdessen der eingeworfenen D-Beat-, Fastcore- und sogar Garageschnipsel und der obligatorischen 80's-Punkkante.
Hundert grüne und zweihundert schwarze 7inches wurden gepresst. Zehn Testpresse befinden sich in der Obhut der Band, wovon zwei als Geschenke an Diejenigen verschickt werden, die DIESEN Beitrag teilen. Und, wer hat noch kein Weihnachtsgeschenk?

DL S/T 7"

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Arnø Dübel

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Vom Hartzer zum Bandtitel. Für den vielleicht berühmtesten, einige behaupten auch frechsten Arbeitslosen Deutschlands, Arno Dübel, sicherlich kein großes Ding, hat der Hamburger Edel-Assi ohnehin schon sämtliche Namensrechte an die MWE-Unternehmungsgruppe verscherbelt und ist mit fast 10 000 Facebook-Anhängern auch nicht mehr auf Promotion angewiesen. Rentabler hingegen dürfte sich dieser Beinahenamensklau für das Plauener Quartett gestalten, nicht nur in finanzieller Hinsicht (andere, bspw. eine Unternehmungsgruppe, hätten dafür 30 000 EUR hingeblättert), sondern vor allem, weil sich die beiden Namen bestenfalls von einem Strich durch dem o unterscheiden und die Band somit von einigen ver(w)irrten HartzIV-TVlern profitieren könnte. In den Variationen Arnø Dübel, Arno X Duebel oder einfach bloß Arno Duebel fegt die Band nun also durch's Netz und über die Szenebühnen und beglückt ihre wahren Anhänger mit einem asozialen Mix aus Powerviolence und Punk, den die Band selbst auch gerne als "Hipsterviolence" oder "Bauerviolence" ankündigt.
Eine erste digitale EP steht seit Oktober bereits zu Buche, die für das geplante Split-Tape mit den Dresdner Deutschpunks A!Sexuell nochmal um drei Songs erweitert wurde.

DL S/T #1 EP
DL Split w/ A!Sexuell (nur AD-Seite)



Außerdem



Like Rats From a Sinking Ship

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Einfacher Screamo aus Norwegen? Kannste vergessen! Like Rats From a Sinking Ship sorgten zwischen 2007 bis 2011, spätestens jedoch mit ihrer 2008er Debüt-EP "SXY SXY GSW", für eine Menge Gesprächsstoff im norwegischen Untergrund. Und das hat in dem Land der schier unbegrenzten Hardcoremöglichkeiten durchaus schon etwas zu bedeuten.
Und tatsächlich ist ihre erste LP, die 2011 über dem bandeigenen Label The Perfect Hoax erschien und ihr bislang letztes Release darstellt, nicht so einfach auf den Punkt zu bringen, trotz eines klar erkennbaren roten Fadens, der sich konzeptionell und atmosphärisch durch die neun Songs bzw. fast vierzig Minuten Spielzeit schlängelt. Stilistisch hüpft das Trio aus Trondheim wild im progressiven Screamo umher. Ihr Sound klingt vertraut, allerdings eröffnen sich mit jeden fortlaufenden Song neue Referenzen. "UNDR3553D 4 SUCC355" beispielsweise klingt so verdammt nach dem Schweinerock-Discocore von Pulled Apart By Horses, die düster-melancholischen Elektroklänge mit hinterlegtem Wehgeschrei in "One Bird in the Hand is Worth Nothing" könnten auch als experimenteller Chiodos-Lückenfüller herhalten, während die gegensätzlich dazu Elektro-Hardcore-ballernden "From Russia With Crabs" und "Mørketid" an Shemales From Outta Space of Death (mit ihrem dritten Album mittlerweile absolut referenzwürdig) erinnern. Das klingt vielleicht zunächst nach einem wirren Genregehopse, wurde von der Band allerdings den Umständen entsprechend recht homogen zu einem Album verarbeitet, das im Zwiespalt zwischen Catchyness, etwas rotziger Punkattitüde und viel Atmosphäre eine breite, vorausgesetzt aufgeschlossene, Masse begeistern könnte.
Ob sich die Band derzeit nur im Ruhemodus befindet oder tatsächlich schon ad acta gelegt wurde, ist noch nicht so recht klar. Mit der nicht weniger experimentellen Noisepunkgrindtruppe Barren Womb, der Grindcoreband Forræderi und der Electropunk/Trancecore-Combo Jesus Fucking Christ haben die drei Beteiligten bereits einige Nachfolgeprojekte am Laufen.

Stream & Buy "We Get Along Like a House on Fire" LP

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Donnerstag, Dezember 18

Yon - Catch EP



Chaotische Fußballfans und eine beunruhigend anwachsende Pegida-Gemeinschaft, die am vergangenen Montag nun schon zum siebten Mal in einer fragwürdigen Großdemonstration in Dresden mündete, ernüchterten den Blick auf die ansonsten recht schöne Fassade der sächsischen Hauptstadt. Sicherlich darf man nicht Alles und Jeden über einen Kamm scheren, ein Aushängeschild für Aufgeklärtheit und Toleranz lässt sich damit allerdings auch nicht begründen. Die Punkszene wächst weiter und steht mit den jüngsten gegenteiligen Entwicklungen vielleicht vor ihrer bislang größten Herausforderung. Doch genauso, wie man mittlerweile seit Jahren erfolgreich den braunen Mob zum alljährlichen Bombardierungsquatsch in die Flucht schlägt, besteht auch hier Hoffnung. Alles andere als hoffnungsvoll präsentiert sich zunächst der Opener "Growing Old" von Yon's Debüt-EP "Catch". "And if i become one million years. there's no life to live inside those walls.", lauten die letzten Zeilen des Songs, die man im Kontext sicherlich verschieden auslegen kann, aber durchaus die elementare Frage auwirft, was ein Leben ohne Freiheit noch lebenswert macht. Die Freiheit eines zuflucht- und hilfesuchenden Menschens, der selbiges nicht einmal in einem Land findet, dessen Einwohner lediglich aufgrund steigender Kaffeepreise um ihre Existenz fürchten und reelle Probleme höchstens als Unterhaltungszugabe aus dem Frühstücksfernsehen kennen. Da kann einem schonmal ein großes Stück Galle hochkommen, scheinbar wie auch dem dresdner Quartett Yon. Wenn deren Frontshouter erst einmal loslegt, kann man all den Hass und die Wut, aber auch die Verzweiflung über derartige Miszstände heraushören. Dennoch ist Yon keine kompromisslose Band, zumindest im instrumentalen Sinne. Ihr Sound vereint Hardcore, Rock und Metal, die allesamt mit einem fettgedruckten POST-Präfix bekleidet sind. Letztgenanntes von Klammern umschlossen, da sich die insgesamt vier EP-Songs weniger beklemmend auf's Gemüt niederdrücken, als vielmehr von einer genre-untypischen Leichtigkeit getragen werden. "Stay Away From People Who Hate Themselves" - eine Weisheit, die ich meinem ungeborenen Sohn als erstes mit auf dem Weg geben werde - offenbart zur Mitte hin gar eine fröhliche Gitarrenmelodie, während "End Something" nach einem etwas unentschlossenem Anfang zu einem schwerelosen und spannenden Post-Rock-Juwel anschwillt.
Nicht nur angesichts der Tatsache, dass "Catch" von der Proberaumaufnahme bis zur physischen Tape- und CD-Vollendung komplett in Eigenregie entstand, ist Yon mit ihrem Debüt ein facettenreiches, homogenes und irgendwie andersartiges Werk gelungen, das man sich schleunigst zulegen sollte, bevor die restlichen Tapes vergriffen sind.

Neue Songs sind bereits in der Mache und könnten schon bald eine neue EP schmücken. In der Zwischenzeit kann man sich noch den Schädel von Chevin's (Eric) trashigen Fastcore wegblasen oder die Ohren mit ambienten Post-Rock von Surrounded by Infantry (Johannes) zukleistern lassen.




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Dienstag, Dezember 16

Notions - S/T EP



Notions selbstbetitelte EP erschien bereits vor fast einem Jahr. Kein Grund, sich dieses tolle Hardcore-Punk-Debüt nicht trotzdem nochmal zur Brust zu nehmen.
Schon längst hat das Münsterland seinen Ruf als hervorragende Talentschmiede vieler und junger Hardcore/Punk-Gruppen gefestigt. Die noch junge Combo Notions gründete sich 2013 und ging am Ende des selben Jahres auch gleich mal mit ihrem Debüt-Release an den Start. Ihre selbstbetitelte EP erschien - neben der selbstproduzierten CD - als 12"-Vinyl und als limitiertere Tape-Variante über Colossus Tapes, das das Limit pro Kauf/Käufer auf ein Exemplar begrenzte. Dass muss sicherlich nicht viel zu bedeuten haben, könnte es aber, z. B. dass auch das Label weiß, welchen Glücksgriff es mit der Band gemacht hat. Die vier wilden Kerle aus Münster klingen in erster Linie ziemlich routiniert und zielstrebig und haben die übliche, anfängliche Experimentierphase gleich mal außen vor gelassen, was eben angesichts der kurzen Zeitspanne schon recht bemerkenswert ist. Die fünf Songs auf "Notions" klingen ausgeklügelt, gehen druckvoll und eingängig ins Ohr und erfreuen sich einer Punk-freundlichen Live-Aufnahme. Dass sich die Beteiligten also vor und nebenher bei Bands wie Stand Fast, Just Like Rats und den großartigen Svffer austobten und -toben, ist keine allzu große Überraschung. Trotz artverwandter Referenzen vermeiden sie es sich mit ihrer gemeinsamen Band unnötigerweise zu wiederholen, und das, obwohl sie ein nicht gerade sehr kleines Einzugsgebiet des überschriftgebenden Hardcores abgrasen. So sucht der Opener "Oh Brother" nach smoothen Einstieg mit einer treibenden Melodie die Nähe zum Punk, "Hang 'Em High" inklusive seines plänkelnden Zwischenstops und das post-rockig einleitende "Sinking Like Stones" dagegen eher zum Melodic Hardcore und der bedächtig zum finalen Ausbruch angestachelte Closer "Nail My Hands" schließlich zum Post-Hardcore.



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DL S/T EP

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Sonntag, Dezember 14

Herr Schwerthelm - Aus der Not EP



Die Veröffentlichung seines ersten Albums hat der gute Herr Schwerthelm ins nächste Jahr verschoben. Vielleicht ganz gut so, denn seine tonnenschwere Melancholie eignet sich eher für den trüben und verregneten Herbst, denn die fröhliche Vorweihnachtszeit.
Wohl kein anderes Thema in der Musik widerfährt eine größere Resonanz, als der Verlust. Sei es in der Liebe oder eben im Leben an sich, jeder kennt den niederdrückenden Gefühlskleister aus Einsamkeit, Sehnsucht, Trauer und vielleicht sogar Wut. Früher verzierten sich die Emo-Kids nachhaltig ihre Unterarme mit Rasierklingen, um ihren - woher auch immer er kommen mochte - Weltschmerz verarbeiten zu können, heutzutage steh'n die hysterischen Kids schon Tage vor dem Konzert in der Schlange, um ihr niedliches Teenie-Idol über die mittlerweile zwanzigste gescheiterte "Erste große Liebe" quark-philosophieren zu hören. Und Metal- und Punkbands widmen ihren verstorbenen Mitgliedern sogar ganze Alben.
Eine ziemlich entgleitete Einleitung, die in erster Linie aber zeigen soll, in welche Richtungen dieses Thema so ausholen kann. Leider begegnen einen dabei nicht immer so authentische Persönlichkeiten wie beispielsweise ein Marcus Wiebusch, dem man wahrscheinlich auch eine Grindcoreband zuschustern könnte und die Songs trotzdem noch ehrlich und gefühlvoll klingen würden. Manche (wenige) haben es eben nicht nur im Blut, sondern vor allem in ihrer Stimme. Von einer Wiebusch'en Größenordnung ist der ansonsten hauptberuflich bei Enzym basspielende und singende Moritz Schwerthelm sicherlich noch meilenweit entfernt, dennoch funktionieren die sechs Songs seiner Solo-Debüt-EP "Aus der Not" in einer ähnlichen Weise. Sechs bezaubernde Kleinods, die vor allem wegen ihrer akustischen und lyrischen Schlichtheit im Ohr hängen bleiben. Kein theatralischer Übermut oder sentimentaler Schmalz, sondern geradewegs entblößte Gedanken aus der Beziehungskiste des ebenfalls aus Hamburg stammenden Singer/Songwriters, mit denen sich jeder irgendwie identifizieren kann. Klar bietet sich dafür kein besserer Ort als die Couch an, mit einem Glas Rotwein in der einen, die Fernbedienung zum Dauerzappen in der anderen Hand. Und etwas trüb-schleiernder Wolkenhang vor dem Fenster tut der Stimmung sicherlich auch keinen Abbruch.
Zusätzliche Sympathieskills sammelt Herr Schwerthelm mit einigen atonalen Ausbrüchen im herrlich knarzenden und zutiefst bewegenden "Dass es schwer wird" und mit dem schlussendlichen Falsett-Gejodel im Refrain des Openers "Geteiltes Leid", wo es tatsächlich recht schwer auseinanderzuhalten ist, ob das nun ernst oder selbstironisch gemeint sein soll.



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DL Aus der Not EP

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Freitag, Dezember 12

Science is Made Up of Mistakes - The Backbone of the Night Tape



Wissenschaften bestehen aus Fehlern, denn letztendlich werden sie von Menschen begründet, die ebenso wenig fehlerfrei sind. Ist soweit klar. Science is Made Up of Mistakes wollten das auch nur nochmal ansprechen...
Astronomie, Anthropologie, Chemie, Theologie und Theosophie - wer in den naturphilosophischen Ansätzen von Wissenschaften vergebens nach etwas Greifbaren sucht, für den ist all das nur Hokuspokus. Ob uns das Madrilenische Quartett Science is Made Up of Mistakes mit ihrer Debüt-EP "The Backbone of the Night" tatsächlich die Seele reinigen und somit einen besseren Weg aufzeigen will oder dabei hinterrücks doch nur die Finger kreuzt, habe ich noch nicht so ganz herausgefunden. Mit Anlehnungen an Kepler, Rousseau, Krishnamurti und Poe setzen sie jedenfalls eklektische Nadelstiche und werfen Fragen über die Natur, freiheitliche Selbstbestimmung und Schein und Sein auf. Klar, Mythologie im weitesten Sinne eignet sich ohnehin seit jeher hervorragend, um insbesondere Bands der härteren Gangart zu einem inhaltlichen Konzept zu verhelfen. Der Sound von SIMUOM kann schlichtweg dem Screamo zugeordnet werden, dem nun je nach Auslegung ein mehr emotionaler oder eben punkiger Charakter innewohnt. Der intro-mäßige Opener "Platonic Solids" transportiert mit seinem übermäßigen Geplänkle und dem flehendem Ausbruch im Mittelteil so oder so eine melancholische Atmosphäre. Erst mit dem zweiten Song verlagert die Band dann die Kopflastigkeit in die Gliedmaßen, sucht trotz zerreißendem, kathartischem Geschreie mit melodisch schneidenden und schrammelnden Gitarren aber immer noch mehr die Nähe zum Emorock als zum Hardcore. "All that we lack at birth" lenkt gar nur wegen seines Schrei-Gesang-Duetts vom Post-Rock ab, übrigens ähnlich wie bei ihren wesentlich düsteren Nebenprojekten ¡Silencio, Ahora, Silencio! und Eros+Massacre. Und da sich das Ganze nach wie vor im Untergrund abspielt, was man nicht nur an den rauhen und somit viel authentischeren Vocals anhören kann, sammeln SIMUOM ohnehin fleißig Sympathiepunkte ein.
Die EP wurde live in den Estudios Montealto von Fernando Mejuto und Hugo Santeiro aufgenommen. Referenzen: Kalte Sonne, Come Back From the Dead, Guerrera, uvm.



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DL The Backbone of the Night Tape

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Mittwoch, Dezember 10

Антенна - Demo 2014



Wer die Band noch nicht selbst erlebt und vorher irgendwas von Deutschpunk gelesen hat, den kann Антенна's Demo-Debüt schon ziemlich kalt erwischen.
Dass sich hinter der jungen Band Антенна Mitglieder von Willy Fog, Favorit Parker, Endnote und Faced Moment verbergen, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Aus diesen Bands jedoch einen Querschnitt für den Sound ihres neuen Projektes herzuleiten ist schlichtweg unmöglich. In der Literatur findet ein derartiger Experimental-Rock sicherlich viele Namen: Mathrock, Noiserock, Jazzcore, Frickel-Punk, Screamo-Prog, Beelzebub. Rezensenten können da schon recht einfallsreich sein. Angesichts von Bands wie Антенна sicherlich nicht immer ganz freiwillig, denn das Dortmunder Quartett macht es einen da schon gar nicht mal so leicht, dem Kind einen passenden Namen zu geben, um sämtliche musikalische Mutationen in einen halbwegs überschaubaren Rahmen zu pressen. Schon der erste Song "Schrampes" ihres Demo-Debüts steigt mit einer nervösen Gitarrenmelodie ein, wird durch post-punkigen Sprechgesang unterstützt, von smoothigen Jazzgezupfe in Lethargie gestreichelt, durch Gebrüll und Frickelcore ordentlich zerrüttelt, und will den Hörer somit gar nicht erst an Eingängigkeit gewöhnen. Das kann im ersten, zweiten und auch dritten Höranlauf durchaus den Anschein erwecken, eine reine Improvisationsband vor sich zu haben. Dafür wiederum, sind die drei Demo-Songs zu strukturiert, wenngleich auch ziemlich komplex ineinander verknotet, und finden immer wieder zurück in die Spur. "Puste" in etwa, könnte etappenweise gar ein verspielter Indie(-Punk)-Rocker sein, bei dem sich Hipster_innen und Intellektuelle beim Tippelschritt in der ersten Reihe gegenseitig auf die Füße treten und im letzten Song "Orlof" nochmal mit den Köpfen zusammenrammeln. Soll heißen: über die Musik von Антенна kann man sich entweder unentwegt das Hirn zermatern, kathartisch zu ihr abzappeln oder einfach bloß verdutzt in der Ecke stehen bleiben. Vielleicht ist es aber auch zweitrangig, was wir darüber denken und Антенна letztendlich bloß das Projekt, worauf die vier Musiker einfach mal Bock hatten.



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Montag, Dezember 8

Wallflower - Summer Daze EP



Brand New haben nicht nur bei ihrer Anhängerschaft einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dass sich mittlerweile immer mehr junge Bands am emotionalen Alternative-Post-Hardcore-Sound der Band aus Long Island orientieren, zeigen auch die englischen Wallflower. Nicht wirklich neu, aber immer noch besser als Ausweglosigkeit.
Das klingt zunächst sicherlich nach einem ernüchternden Resümee. Nicht nur zuletzt die amerikanischen Citizen und die um etwas mehr Kantigkeit bemühten Balance and Composure haben den 90er-angelehnten, grungigen Alternativerock bis in die Gegenwart gerettet. Die Frage ist, was eine noch jüngere Band mit überdeutlicher Verwandtschaft anstellen muss, um ihre Daseinsberechtigung zu begründen? Das Londoner Quintett Wallflower macht ihren Vorbildern vieles gleich, und somit natürlich auch vieles richtig. Die vier Songs ihrer Debüt-EP "Summer Daze" sind eingängig und protzen mit tollen Melodien, in deren Melancholie man sofort versinken kann oder von deren Aufgewühltheit man sich ohne Gegenwehr mitreißen lässt. Ein vertrauter Sound eben, nur etwas zu vertraut vielleicht. Sieht man über diese Vergleiche hinweg, öffnet sich einem ein solides Debüt einer ambitionierten Band, die über diese Kritiken erhaben und mit jugendlich-frischen Wind aus den Startlöchern kommt und deren gitarrenlastiger Sound (drei an der Zahl) von Lewis Johns im Ranch Production House druckvoll in Szene gesetzt wurde.
"Summer Daze" erschien bislang nur digital und ist auf sämtlichen Musikplattformen zu finden. Eine limitierte Anzahl von eigenhändig veröffentlichten Tapes verteilt die Band auf ihren Konzerten.



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DL Summer Daze EP

Samstag, Dezember 6

Everybody Row - The Sea Inside 7"



Anfang 2013 noch schnell das dritte Album veröffentlicht, ehe die amerikanische Screamo-Punk-Referenz-Band Comadre kurze Zeit später ihr Aus bekannt gab. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Jack Shirley schon längst ein zweites Standbein als Musikproduzent aufgebaut und unzähligen Bands seinen unkonventionellen Stempel aufgedrückt. Ein stets rauher Ton und seine strikte DIY-Ethik führte ihn in die direkte Nähe zu Steve Albini, wenngleich Shirley von dessen Kultstatus wohl noch etwas entfernt ist. Doch genauso, wie es dem alten Alternative/Punk/Noise-Veteranen Albini noch immer gelegentlich in den Gliedern juckt (Shellac veröffentlichten in diesem Jahr ihr fünftes Studioalbum), war es nur eine Frage der Zeit, bis auch Shirley wieder zur Gitarre greifen und ins Mikrofon fauchen würde. Gemeinsam mit Jasmine Watson von der free-jazzigen Noise-Punk-Combo No Babies, seinem Bruder Steven (ex-Light This City und -Comadre) und Know-Secrets-Gitarrist und -Sänger Eric Urbach gründete er jüngst die Band Everybody Row, die mit "The Sea Inside" bereits ihr erstes Release vorweisen kann. Dabei bedarf es eigentlich gar keiner all zu großen Umgewöhnung, denn mit echauffierten Gesang, melodiös-rockigen Gitarren und einer frivolen Orgel entfernt sich Shirley nicht allzu weit weg vom Sound seiner ehemaligen Band. Die vier Songs ihrer Debüt-7" haben enorm viel Schmiss, offenbaren fast schon stadiontaugliche Hymnen und schwitzen insbesondere wegen der Orgel mehr Rock'n'Roll als Hardcore-Punk aus. Allein wegen Shirley's kratzig-rauhen Duett-Gesangs mit der punkröhrigen Watson, eignen sie sich jedoch mindestens genauso gut in der Baracke, wie in der Großraumdisco.




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Donnerstag, Dezember 4

Gesplittet, Teil 6

Der gesplittete Weg Manku Kapak's



Über ihre Splits mit den Berliner Lo-Fi-Indie-Punks Tyran Tyran und ihrem klavierspielenden Solisten Hauke Henkel könnte man bereits gestolpert sein. Über das Münchener Ein-Mann-Label time as a color erschien jüngst nun die 5-Way-Split "My Heart in Your Hand", die einen ähnlich vereinenden Grundgedanken in sich trägt, wie die unten erwähnte "Making Waves"-Split. Fünf Bands, verteilt auf drei Kontinente und vier Länder. Lässt man diesen geografischen Aspekt außen vor, ergibt sich daraus wohl die Kernaussage Musik kennt keine Grenzen. Klar, dass ist nicht neu, dennoch haben es sich die Verantwortlichen auch hier nicht einfach gemacht und lediglich fünf Bands unterschiedlicher Herkünfte zusammengewürfelt. Eine grobe musikalische Nähe und ein grundlegender DIY-Charakter machen eben noch lange kein harmonisches Gesamtkonstrukt. Daher punktet "My Heart in Your Hand" vor allem wegen seiner wohl überlegten und stimmigen Songgliederung. So wird die 10inch von den ansonsten nicht immer so sentimentalen Engländern Human Hands bedächtig eingeleitet; von den noisig-kratzenden Australiern Nebraska mit etwas Schieflage aus der Lethargie gerissen; von der japanischen Supergroup Asthenia scheinheilig und sanft zurückgeholt, nur um zum Ende hin nochmal so richtig fies auszubrechen; von Manku Kapak mit Sturm und Drang nach vorne gepeitscht (einer ihrer vielleicht stärksten und eindringlichsten Songs); und steuert schlussendlich mit den Münchener Post-Rockern Duct Hearts im Wechselbad der Gefühle gen Ende zu. Der atmosphärische Soundtrack zu einem großen Kino, der als rotes (75 St.) oder schwarzes Vinyl (428) eben nur auf den Plattenteller passt.

Manku Kapak-Links: Bandpage//Facebook//Soundcloud//Myspace
Tyran Tyran-Links: Tumblr//Bandcamp//Last.fm
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Human Hands-Links: Facebook//Bandcamp//Last.fm
Nebraska-Links: Tumblr//Soundcloud//Bandcamp//Bigcartel
 Asthenia-Links: Bandpage//Soundcloud//Last.fm//Bandcamp
Duct Hearts-Links: Facebook//Bandcamp//Myspace//Last.fm




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Chuck Bass: Split-7" & 4-Way-Split-Tape


Nach ihrer selbstbetitelten Debüt-EP im letzten Jahr, schraubte die Kieler Hardcore-Punk-Screamo-Band Chuck Bass in diesem ihr Releasekonto gleichmal auf drei hoch. Vier Songs insgesamt spielte das norddeutsche Quartett live ein, die gerecht auf eine Split-7" mit  und einem Vierer-Split-Tape verteilt wurden. Mit mehr Wumms hinter der drückenden Produktion (alle Songs im Musikbunker Hamburg eingespielt und von Tobi Zwölfuhrvierzehn abgemischt und gemastert), bleiben Chuck Bass ihrem rohen Sound treu, was vor allem dem anvisierten Tempowechsel der Band zu Gute kommt. Wenn in "Alba Varden is a Ship" zum Ende hin plötzlich sämtliche Instrumente verstummen und das herzzerreißende Geschrei nur noch vom attackierenden Schlagzeug angetrieben wird, erreicht der Song eine unheimliche Intensität. Authentizität kristallisiert sich somit als größter Sympathiepunkt für die Band heraus, bei der jedes Gitarrengezirpe, jeder Beckenschlag und jeder rauh verzerrte Ton buchstäblich nach D.I.Y. schreien. Live erlebt man bei diesen Jungs garantiert keine böse Überraschung.
Auf der Split-7" erhalten sie B-Seiten-Rückendeckung vom schwedischen Fünfer Vi Som Älskade Varandra Så Mycket. Die 2011 gegründete Band veröffentlichte zuvor zwei EP's (jeweils als Free Download) und erweist sich in der Ausübung ihrer Screamo-Kür als nicht weniger sprunghaft und spontan , als ihre eingangs erwähnten Splitpartner. Dennoch wird ihr Song "Ryggarna mot varandra och vi fortsätter gå", der ebenso von Ausbrüchen und rockigen Einlagen durchbrochen wird, von einer fast schon dreampoppigen Untermalung zusammengehalten.
Das 4-Way-Split-Tape "Making Waves"entstand in Kooperation der beiden Labels Tief in Marcellos Schuld und Chloromethane Recs., mit der Idee, global in Küstenstädten beheimatete Bands auf einem Release zu vereinigen. Neben Chuck Bass, sind mit je zwei Songs die peruanische Skramz-Furie Fiesta Bizarra, die noisigen Post-Hardcoreler Uragano und die Trash-Punkviolence-Combo Urughai aus Malaysia vertreten. Bislang ist die Split nur digital erhältlich, soll demnächst aber in einer limitierten Tape-Variante (u. A. auch über Dead Bir Records) auf den Markt kommen.

Chuck Bass-Links: Blog//Facebook//Bandcamp

Vi Som Älskade Varandra Så Mycke-Links: Bandpage//Facebook//Bandcamp
Fiesta Bizarra-Links: Tumblr//Facebook//Bandcamp
Uragano-Links: Facebook//Bandcamp
Urughai-Links: Facebook//Myspace//Reverbnation

Split 7" w/ Vi Som Älskade Varandra Så Mycket ->DL A-Seite////Full Stream


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Unru & Parämnesia Split-12"


Heureka! So langsam wird Black Metal hierzulande wieder entdeckenswert. Nach ihrem vergleichsweise kompakten Demo "MMXIII", offenbarte das Bielefelder Quartett Unru (u. A. mit Mitgliedern von Negativvm und Abest) bereits Anfang des Jahres auf ihrer gemeinsamen Split-LP mit ihren Berliner Kollegen von Sun Worship ihr Faible für epischen Tiefgang. Für ihre zweite Split legte die Band nun nochmals eine Schippe drauf und veröffentlichte mit "Die Welt in der wir sterben" ein fast 13-minütiges Epos, das gewohnter Maßen auch mal die Nähe zum Hardcore und Crust sucht. Der Song steigert sich zu Beginn bedächtig, weiß an dieser Stelle bereits gekonnt eine morbide Stimmung zu erzeugen, ehe sich die Instrumente mit einer an Isis erinnernden Wucht aufwölben und ein wahrlich schauderhaftes und nihilistisches Gemetzel hinlegen, bis der Song schließlich doch in einem beklemmenden Kammerspiel endet. Eingefangen wurde der rohe, brachiale und dreckige Sound von Ruins-Gitarrist Rouven Bienert, was nun zumindest Denjenigen das Gewissen erleichtern dürfte, die dem Black Metal noch immer mit einem flauen Gefühl im Magen entgegnen.
Das französische-schweizer Duo Parämnesia, deren beiden Mitglieder Nocturnalpriest und Pyrcheas den Black Metal auch in ihren Namen zelebrieren, steuern der Split-12" ebenfalls einen Song bei, mit der sie die Gesamtspielzeit auf fast 28 Minuten hochschrauben. Der ist schlicht mit der römischen Zahl "III" betitelt und bildet somit das Bindeglied zu den Songs "I" und "II" der vorangegangenen EP "Ce Que Dit La Bouche D'ombre" und ihrer kürzlich erschienenen LP, die die Songs "IV" und "V" beherbergt. Bereits seit Mitte der 00er treibt der Dunkelpriester sein Unwesen, zumeist in diversen Soloprojekten wie Baalshamin oder Mal Etre, mit denen er in atmosphärischen, ambienten, okkulten oder doomenden Black Metal abtauchte, ehe er seinen jetzigen Bandkollegen erstmalig als Gastsänger für sein drittes Malvoisie-Album "Krankheit" einlud.
In "III" werden vieler dieser Elemente verknüpft und zu einem ähnlichen Epos zusammengeschustert, das im Gegensatz zum Unru-Song, den Dreck allerdings mit etwas mehr Klangfülle und hintergründig schwebende, verhallte Synthies abspült. Mit fiesen Blastbeat-Attacken kennt aber auch Parämnesia's Song nur eine Richtung - hinab in den finsteren Abgrund.

Unru-Links: Facebook//Bandcamp

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DL Unru & Paramnesia Split-12" ->A-Seite////B-Seite

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Außerdem


Cursive/Fake Problems Daytrotter Split-12"


Ähnlich wie das noch relativ junge Clouds Hill Studio in Hamburg oder der niederländische Musikdistributor Konkurrent ("In the Fishtank"), hält auch das 2006 gegründete Horseshack-Studio in - na klar - Rock Island, Illinois seine Tradition, prominente Gäste für eine kurzweilige, analog und uneditiert festgehaltenen Session einzuladen. The National, ...Trail of Dead, Dinosaur Jr., Bob Mould - die Liste ist lang und exklusiv (siehe HIER). 2009 nutzten auch Cursive, Omaha's Aushängeschild für verqueren Indierock, einen zweistündigen Tourstop, um sich im besagten Studio für die noch ausstehenden Konzerte warmzuspielen. Auf dem Programm standen "The Casualty" ihres Durchbruchalbums "Domestica", "What Have I Done" vom vorletzten Longplayer "Mama, I'm Swollen", sowie die beiden Coversongs "Modern Love" (höre David Bowie) und "Love Cats" (The Cure), denen ihr adoleszent verspielter Frontmann Tim Kasher gewohnt seinen eigenen Stempel aufdrückte.
Die B-Seite bepflastern Floridas Fake Problems, vielleicht auch wegen ihres nicht weniger charismatischen Sängers Chris Farren oftmals in einem Atemzug mit Cursive genannt, mit fünf gefühlvollen Songs. 2010 war die Band mit The Gaslight Anthem auf großer U.S.-Tour unterwegs, um ihr bis dato letztes Album "Real Ghosts Caught on Tape" zu promoten. Folglich finden sich mit "Complaint Department", "Songs for Teenagers", "Ghost to Coast" und "RSVP" vier Songs dieses Albums wieder, plus den Exklusivsong "I Love to Boogie".
Runde Sache also diese Split-LP, die es mit einer Anmeldung zur Daytrotter-Mitgliedschaft kostenlos zu ergattern gilt (exkl. Versandkosten!).

Cursive-Links: Bandpage//Facebook//Soundcloud//Twitter//Myspace

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Dienstag, Dezember 2

Parasight - Munden Fuld Af Løgn, Lommen Fuld Af Profit LP



Für ihre Debüt-7inch "Moral Recession" sprach ich eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aus. Auch Parasight's erster Longplayer "Munden Fuld Af Løgn, Lommen Fuld Af Profit" kann sich hören, downloaden und kaufen lassen.
Während sich um das Release von "Moral Recession" noch das benachbarte Label What Happened To The Reason For Screaming Records kümmerte, rissen sich um "Munden Fuld Af Løgn, Lommen Fuld Af Profit" mit Phobia Records, Modstand Records und Fucking Kill Records schon ganze drei Labels aus unterschiedlichen Teilen Europas. Die dänische Band Parasight ist ohne Zweifel am Durchstarten, wenn man so will. Für den kommenden Winter ließen sie sogar schon ihre dritte Veröffentlichung, eine 10-Song-Split-LP mit den schwedischen Trash-Metal-Punks Nervgift, über Modstand Records verkünden.
Dabei ist die Rezeptur der vier Kopenhagener eigentlich genauso konventionell wie simpel. Düsterer und mächtig angepisster Hardcore-Punk mit ordentlichem Crust- und D-Beat-Streufeuer. Victims, Trap Them oder auch Ruins schmücken in etwa die Vergleichsliste. Nachdem der Opener "Knyt Din Næve" erstmal düster eingestimmt hat, folgt mit "Ned På Knæ" ein echter Anheizer und gleichzeitig der vielleicht beste Song des Albums, der vor allem das skandinavische, offene Erfolgsgeheimnis von Vorzeigegruppen wie Refused oder Kvelertak in sich trägt, nämlich einen dreckigen Mix aus rauh instrumentierten Hardcore und treibenden Melodien. Und bis auf einige old schoolige Ausreißer wie in "Afmagt" und "Intet Håb, Intet Liv", erweisen sich Parasight ansonsten auf ihrem Album als sture Puristen, die sich niemanden anbiedern wollen, sondern nur Denjenigen gefallen werden, die ohnehin die gleiche wütende Attitüde in sich tragen und endlich raus lassen wollen.




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Sonntag, November 30

Crows-An-Wra - Kalopsia 12"



Zu vielschichtig und experimentell war ihre selbstbetitelte Debüt-10", um Crows-An-Wra langfristig in die Screamo-Schublade zu quetschen. Ihr erster Longplayer "Kalopsia" verlangt nun nach einem noch größeren Spielfeld - und die Kompromissbereitschaft des Hörers. Ist das überhaupt noch Screamo?
Mit ihrer LP lädt das kornische Quartett Crows-An-Wra, bestehend aus 3/4-tel Ravachol und 1/4-tel Crocus, jedenfalls zur munteren Genre-Schnitzeljagd ein. Bereits das unterschwellig verzerrte Intro macht klar, dass uns auf "Kalopsia" keine Fließbandware erwartet. Doch anstatt mit dem zweiten Song gleich mal in die Vollen zu gehen, schieben Crows-An-Wra mit dem nahtlos anknüpfenden "Perseus" lieber noch ein weiteres Intro nach. Ist das Shoegaze-Core? "Vibrant Colours", das fast schon fröhlich-indierockend losstürmende "Dismay! The Seconds Slow" und das mit Crossover-Halleffekten aufpolierte "Constraint in Secrets" verlieren sich in komplexeren Gitarrenfiguren, verzichten aber trotz erkennbarer Tendenzen auf den progressiven Wahnsinn, wie ihn beispielsweise The Fall of Troy oder The Mars Volta konstruierten. Ist das Progressive(-Core)? Die von Elizabeth Birchley bittersüß vorgetragene Akustikballade "Heavy Heads (i)", die im Duett mit CAW-Sänger Greg im folgenden Song "Blossom (ii)" schon wieder relativiert wird, kann man immerhin für sich selbst stehen und einfach mal auf sich wirken lassen. Eine kurze Verschnaufpause, bevor die Band mit dem spacigen "Ataraxia" und dem nochmals alles abverlangenden Closer "This Will Soon Be Forgotten" zum Endspurt ansetzen. Ist das Space(-Core)?
Wie auch immer man dieses Kind nun nennt, Freunde experimenteller Prog-Musik können sich mit diesem Release sicherlich schneller anfreunden, als der gemeine Screamo-Hörer.
Um die Aufnahme und den Feinschliff dieses Spektakels kümmerte sich The Long Haul-Gitarrist Lewis Johns im The Ranch Production House.




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Freitag, November 28

BÄNGKS - s/t Album



Sanfter Pianopop auf satten Alternative Rock. BÄNGKS fahren auf ihrem Debüt-Album zweischneidig und treffen damit den Nerv der Zeit. Eigentlich...
Es wird mit der Zeit ja schließlich auch nicht leichter, ein entsprechendes Schlupfloch zu finden, um aus der breiten Masse hervorzustechen. Das Quartett aus Solingen macht somit eigentlich vieles richtig. Ihr selbstveröffentlichtes und -betiteltes Debüt-Album trägt acht Songs, die sich weitgehendst auf einer soliden Basis von druckvollem und melodiösem Alternative Rock und einer Gesamtspielzeit von über 37 Minuten ausdehnen. Mit "Into the Sky" und den fortfolgenden "Loss and Hate" und "Steel My Soul" findet das Album einen - nunja - fulminanten Einstieg und liefert drei hitverdächtige Melodienummern ab, als sei es das Selbstverständlichste für Musiker und Bands, solche Songs zu schreiben. Drei Songs, in denen bereits das unterlegte oder immer wieder dazwischenspringende Piano seine Rolle als atmosphärischer Gefühlsverstärker behauptet, statt den Eindruck eines überproportionierten Modeaccessoires zu erwecken. So mischt es dem Opener einen unbehaglich-melancholischen Unterton bei, hüllt das grandiose "Steel My Soul" in eine fast schon dream-poppige Nebelschwade, gibt im hippen "Cowards Die" einen frivolen Takt vor, passt sich im ausdauernden "Liar" der Spielfreude und den Stimmungswechseln der übrigen Instrumente an oder jagt die Gefühle im eindringlichen "Drop" wie Nadelstiche unter die Haut. Wie eingangs jedoch erwähnt, ist das Piano aber eben nicht die alleinige Hauptattraktion, denn prinzipiell sind BÄNGKS im Alternative Rock zu verorten, zersägen ihre Songs mit schneidenden Gitarren und füttern sie mit satten Riffs, was direkt den Bogen zu ihren Vorprojekten Nixion Golden, Lockjaw und Tupamaros schlägt.
Fragt sich eigentlich bloß, warum sich für die Band noch kein Label finden ließ. Neue Songs sind bereits in der Mache und könnten schon bald vorgestellt werden.




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Stream "BÄNGKS"

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Dienstag, November 25

Platte des Monats 11/2014: I Refuse - Öffnen/Atmen LP



Als ich Anfang letzten Jahres zufällig auf Bandcamp über die Band aus Erlangen stolperte, waren da gerade einmal zwei Songs zu finden. Zu wenig, um daraus ein für die Leserschaft schlüssiges Plädoyer zu verfassen, auch, weil die anfangs nach Rachut'schen Deutschpunk klingenden Songs wesentlich mehr zu bieten hatten. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, war, dass an diesen Songs noch ein insgesamt zehn Song starkes Demo-Debüt haftete (Free Download HIER), das von der Band auch noch protzig als Beutel-Vinyloptik-CDr-Tape-Textbuch-Package rausgehauen wurde, wovon später noch limitierte CDr- und Tape-Nachpressungen erschienen. Allesamt restlos vergriffen. Naja, da hilft kein Heulen und kein Klagen, was weg ist, ist eben weg. Was bleibt, ist ihre neue LP "Öffnen/Atmen", die als transparentes Vinyl mit rot/weißen (25 St.), blau/weißen (25 St.) und schwarz/weißen Covern (100 St.) erscheint, als Co-Release der beiden DIY-Punklabels Double Bind und Prügelprinz Records und mehr ist als nur ein Trostpflaster.
I Refuse, der Name deutet es bereits an, pfeifen auf Konventionen, Regeln und Trends. Das und auch der überwiegende Sprechgesang drängt die sieben neuen Songs noch immer in die Arme von Jens Rachut. Die Band alleine deshalb in die Sparte des Deutschpunk zu stecken, wäre allerdings etwas zu voreilig. Immer wieder verbünden sich die rohen und rauh angeschlagenen Gitarren mit den übrigen Instrumenten, um in treibenden Melodien aufzugehen und somit irgendwo zwischen Dackelblut und Katzenstreik aufzuschlagen. Und obwohl das Album insgesamt recht eingängig und homogen voranfließt, bastelnb sich I Refuse daraus kein Konzept zusammen, sondern schlagen rasante Haken an den Stellen, wo Andere lieber nach dem perfekten Pop-Song suchen. Das Quartett schreibt seine Songs aus dem Bauchgefühl heraus, wo sich mit der Zeit eine Menge Wut, Hass und die daraus resultierende Verzweiflung über den Stück für Stück voranschreitenden Zerfall unserer Gesellschaft angestaut hat. Der aufgeregte Gesang, der sich wie in den Songs "Grenzen" oder "Allein" in inbrünstiges Geschreie entlädt und mehr ist als nur ein obligatorischer Hardcore-Punk-Einwurf. Jeder Takt- und Tempowechsel, jeder melancholische Zwischenstop, jeder Ausbruch entspringt hörbar der Intuition heraus. I Refuse wollen niemanden gefallen, sie schreiben Songs, weil es nicht mehr anders geht, weil der innere Druck einfach mal viel zu groß wird und die Scheiße einfach mal raus muss. 




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DL & Buy Öffnen/Atmen LP

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Jahres-Sampler