Montag, März 25

Platte des Monats 03/2019: .leaves - Was erzählen wir jetzt unseren Kindern?



Kurzinfo:

Nach dem Label-Ausflug mit ihrem Debüt-Album "...bleibt das jetzt für immer?" (Subzine Records), sind .leaves mit ihrem zweiten "Was erzählen wir jetzt unseren Kindern?" nun wieder komplett im D.I.Y. zurückgekehrt. Ein für die Sammler glücklicher Schritt der Band, denn neben der dunkel-rot, weiß und schwarz marmorierten Vinyl-Auflage, bastelten die Jungs auch eine schick aufgemachte CD in Vinyl-Optik mit Poster-Inlay und ein im Cardboard beheimatetes Tape, dass ebenfalls mit Mini-Poster kommt und mit weißem Schleifchen verschnürt ist. Das Alles zum Spottpreis im Band-eigenen Shop auf Bandcamp, wo ihr den Preis für das digitale Album auch noch selbst bestimmen könnt.
Ob sich bei einem erneuten Label-Release auch musikalisch etwas geändert hätte, weiß ich nicht. Ich wage es aber trotzdem mal zu bezweifeln, denn auch hinsichtlich "Was erzählen wir jetzt unseren Kindern" haben die drei Jenaer nichts dem Zufall überlassen. Aufgenommen wurde abermals im Tautendorfer Hörsturz Studio, den Mix und Master übernahm wieder Die Tonmeisterei. Gesamtergebnis: brachial-krachiger Sound an den Stellen, wo es weh tun soll und kristall-klare, düster-melancholische Atmosphäre in den Momenten, in denen sich jede_r mal selbstkritisch hinterfragen sollte.
.leaves haben ihren streng antifaschistischen und links gerichteten Blick beibehalten, für die holprige Fahrt durch ihre dystopischen Landschaften aber mindestens einen Gang hoch geschalten. Und so beginnt die Tour de Post-Hardcore im Jenaer Stadtteil "Laasan" zwar noch recht unbeständig, erreicht im folgenden "Das letzte Hemd" aber so langsam Betriebstemperatur. .leaves türmen bewährte Bausteine des post-modernen Hardcores zu einer soliden Wand auf, die für a-puristische Einflüsse unüberwindbar ist. Hier geht es nicht darum, etwas vollkommen Neues zu erschaffen. Vielmehr verschafft das Trio seinem Ärger reichlich Luft, was nicht nur mit dem durchweg kehligem Geschreie des Frontmannes zum Ausdruck kommt. Richtig gut ab geht es dann in einem Song wie "Konzept//Gescheitert", in dem sich die Band plötzlich im Mathcore wiederfindet oder auch im Closer "Bekenntnisse", der sich im Zuge des stetig anwachsenden Gefühlsrausches fast schon überschlägt und ein paar Pirouetten im Noise-Rock hinlegt.
In Anbetracht dessen, dass auf "Was erzählen wir jetzt unseren Kindern?" lediglich drei Musiker agieren - von der schwedischen Amtshilfe in "Sista Gången" durch Shirokuma-Sänger Jonathan Lemberg mal abgesehen - , kann man hier durchaus von einem handwerklichem Glanzwerk sprechen, dass vor allem fernab des üblichen Laut-Leise-Spiels für reichlich Abwechslung sorgt. "Fuchs & Hase" und "Hallo Winter" zum Beispiel, lassen immer wieder melodische Momente und einprägsame Hooks unter den verzerrten Saitenschlägen durchblitzen, setzen aber ohne an Dynamik einbüßen zu müssen gezielte Breaks und Rhythmuswechsel, ehe die Songs in zu berechenbarer Eingängigkeit abdriften könnten. Somit verzetteln sich .leaves auf ihrem Zweit-Werk nicht unnötig bei der penetranten Suche nach einem eigenem Konzept und schicken stattdessen eine instinktive Reaktion in Richtung einer fundamentlosen Gesellschaft.
 

Band: .leaves

Titel/Release: Was erzählen wir jetzt unseren Kindern?/Album (300x Dark-Red MarbledVinyl; CD; Red & Gold Splatter Tape; Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2019

Genre: Post-Hardcore, Screamo

FFO: We Had A Deal, Shizune, Fjørt, Calculator

Links: Facebook\\//Bandcamp\\//Bandpage\\//Youtube




DL & Buy "Was erzählen wir jetzt unseren Kindern?"


Donnerstag, März 21

Miami Death 2 - Miami Death 2 EP



Kurzinfo:

Hat es dem Druckwelle-Benny etwa ordentlich in den Fingern gejuckt oder war es mal wieder an der Zeit, gewaltig Druck über die Gesamtscheiße abzulassen? Der ex-Rant- und Voyta-Sänger hat sich jedenfalls mit vier anderen bekannten Gesichtern aus dem Leipziger Bandsalat (u. A. Chevin, Robert Paulson, Choir Boys) zusammen getan und unter dem schönen Namen Miami Death 2 (wahlweise auch Miami Death II) kürzlich eine EP veröffentlicht. Und die bietet der geneigten Hörerschaft in ihren nicht mal acht Minuten Spielzeit sämtliche Facetten des gestörten Musikgeschmacks. Angefangen vom harsh-noisig übersteuerten Opener "Strange Presents", dem Powerviolence-Freakout im folgenden "Leberglühen", bis hin zum grindigen Blastbeat-Gehämmere in "Beerdigt Alle", die allesamt ihren nervenfleddernden Höhepunkt im sich quälenden Gesang und dem asozialen Gegrowle finden. Das alles eingefangen in einer herrlich finsteren und gammeligen DIY-Produktion, die vor allem den (Hardcore-)Punk-Gedanken in den rhythmischen "Ruhephasen" der Band unterstreicht, wie etwa in "Food Play" oder "The Ballad Of MDII".

Eigentlich sollte dieses herzliche Stück Musik pünktlich zum Valentinstag auch als CD- und Tape-Version erscheinen. Eigentlich... . Musste ich meiner Freundin halt doch eine Bruno Mars CD schenken.


Band: Miami Death 2

Titel/Release: Miami Death 2/EP (Digital; CD's und Tapes in Planung)

Label: DIY/Bandcamp, Colossus Tapes, Gafas del Rigor Cassettes (evtl. CD)

Erscheinungsjahr: 2019

Genre: Powerviolence, Grindcore, Punk, Harsh Noise

FFO: Infest, Get Worse, Extinct!

Links: Youtube\\//Instagram




DL "Miami Death 2"

Buy Tape

Montag, März 18

Lypurá - b́



Kurzinfo:

Nach einem kurzen Winterschlaf melden sich Lypurá mit zwei neuen Songs zurück. Mit dem Titel "b́" schmiegt sich die bislang nur digital erschienene EP nicht nur namentlich an das vorangegangene Debüt-Album "á" an. Das äußerst bedächtig einklingende "Behind All These Walls And Above My Head" und das schwerelos vor sich hin treibende "...There Is Nothing But Torment", hätten ebenso ihren Platz im atmosphärischen Mittelteil des Longplayers einnehmen können. Das Karlsruher Trio vereint diese beiden Songs stattdessen lieber zu einem eigenen gefühlvollen, wengleich lyrisch-tristen und schier emotional-klaustrophobischen Soundtrack, der sich sowohl mit den Songtiteln als auch musikalisch zu einem konzeptionellen Kleinod formt.
Fährt der Opener zumindest über kurze Phasen aus seiner melancholischen Haut und verliert sich mit schwelgerischen Delay-Gitarren schlussendlich im Post-Rock, gestaltet sich das abschließende Stück mit sanften Pianoklängen und minimalistischer Instrumentierung zu einem plätscherndem Outro.

Aufgenommen wurde jeweils im Januar 2018 und '19, in Form gebracht hat es diesmal komplett allein David Saia (Maskros).
Über der bandeigenen Bandcamp-Seite, gibt's die knapp 6 ½-kurze Konzept-EP gegen Spende. Für die Streaming-Vielfalt (Spotify & Co.) sorgt das benachbarte Label Twisted Chords.
 

Band: Lypurá

Titel/Release: b́ / EP (Digital)

Label: Twisted Cords

Erscheinungsjahr: 2019

Genre: Screamo, Emo, Punk, Post-Hardcore, Post-Rock

FFO: Yaphet Kotto, ...Who Calls So Loud, ...And Its Name Was Epyon

Links: Facebook\\//Bandcamp\\//Soundcloud\\//Youtube




DL"b́" EP



Freitag, März 15

Malm - Kollaps



Kurzinfo:

Kennt noch jemand diese Telefonsex-Werbung, die zu später Stunde auf diversen kommerziellen TV-Sendern lief, in der eine in schwarzem Lack gehüllte, ältere Dame mit Peitsche energisch dazu aufforderte: "Ruf! Mich! An!"? Obwohl sich die vermeintlich angebotenen Dienstleistungen fernab meiner damaligen Interessen bewegten, überkam mich als junger Dorf-Bursche das erdrückende Gefühl, ihrem Aufruf nachkommen zu müssen, lag es nun an der zweifelsohne stringenten Rhetorik der reifen Dame oder schlichtweg an meiner elterlichen Erziehung, stets respektvoll mit älteren Menschen umzugehen. Zum Glück aber hatte ich damals noch kein eigenes Telefon... .
Tja...Malm haben Ende letzten Jahres ihren dritten Longplayer "Kollaps" veröffentlicht, womit sich nun auch beim letzten geneigten Noise-Rock-Hörer der bandeigene Slogan endgültig eingebrannt haben dürfte: "Merke! Dir! Malm!". Mit dem Opener "Schwarze Liste" fallen die vier Würzburger auch gleich mal mit der Tür ins Haus, platzieren in kurzen Abständen messerscharfe Riffs und Breaks wie blutige Peitschenhiebe, während Sänger Ali Hartmann Gift und Galle spuckt. Auch das folgende "Tanz auf dem Vulkan" fühlt sich an wie ein hektischer und schier endloser Gang über glühende Kohlen. Das mathig-umherspringende "Enge" schafft in seinen knapp 3½ Minuten mehr Rhythmuswechsel unterzubringen, als Nickelback in ihrer gesamten, fast 25-jährige Diskografie. Und dann urplötzlich schmiegen sich Malm inmitten von "Captain" doch tatsächlich mit einer Art eingängigem Refrain einer melodieverwöhnten Randgruppe an. Man könnte das Spielchen nun bis zum 12. Track fortsetzen und unzählige Details offenlegen, wie das fast schon jazzige Intro von "Stopp!", der kleine psychedelische Ausritt im Titeltrack oder das, im Albumkontext vollkommen irritierende und irgendwie auch nichtssagende "Interlude". Dabei ist es schon beeindruckend, mit welchen minimalistischen Mitteln die Band hier maximale Abwechslung bietet. Malm verzichten bewusst auf Experimente außerhalb ihrer Komfortzone. Kein free-jazziges Saxofon oder überflüssiges Key-Geklimper, das die Hörerschaft nochmals mit gezielten Schlägen auf den Hinterkopf auf den freigeistlichen Gedanken des Albums hinweisen muss. Wo andere Genre-Vertreter über die Jahre hinweg schon längst in einer anderen Sparte gelandet sind, geht das Quartett seinen Weg unbeirrt weiter. So gibt es immerhin kein böses Erwachen und den Forderungen nach einem Back To The Roots dürften sich Malm ebenfalls nicht ausgesetzt sehen.
So ist "Kollaps" nicht mehr und nicht weniger ein brachiales, ur-instinktives Noise-Rock-Stück ohne Schnörkel und Kompromisse.

Auch, wenn der einleitende Vergleich zur sexuellen Extreme sicherlich an einigen Stellen hinkt (sorry, ein SM-Vergleich ist auch für mich absolutes Neuland), so wollte ich zumindest nicht vorangegangene Besprechungen wiederkäuen, die "Kollaps" metaphorisch mit klimatologischen und Straßenbau-technischen Ereignissen gleichsetzten. Im Endeffekt laufen aber alle Umschreibungen auf das gleiche Ziel hinaus: Hartgesottene machen Musik für Gleichgesinnte. Oder: man muss als Band schon leicht sadistische Tendenzen aufweisen, um derartige Musik einer etwas mehr noch masochistisch veranlagten Hörerschaft zugänglich machen zu können.


Band: Malm

Titel/Release: Kollaps/Album (500x Smokey Clear Vinyl; CD w/ Bonus-Song; Digital)

Label: Jackalope Music

Erscheinungsjahr: 2018

Genre: Noise Rock, Hardcore

FFO: Dÿse, Magnapinna, Haik

Links: Bandpage\\//Facebook\\//Bandcamp\\//Soundcloud\\//Youtube




Stream & Buy "Kollaps"

Buy Here, Here & Here



Dienstag, März 12

Gesplittet, Teil 16


Karina Kvist & Farbenflucht - Prototyp/Distanz Split-EP


Ein herrliches DIY-Split-Release veröffentlichten Anfang des letzten Jahres die seit jeher und immer wieder zusammen auftretenden Bands Karina Kvist und Farbenflucht.
Karina Kvist waren bei uns bereits mit ihrem zweiten Release "EP '16" vorstellig und blieben, zumindest mir, vor allem wegen ihres männlich-weiblichen Duett-Geschreies im Kopf hängen. Das wäre an und für sich nichts Besonderes, bietet im überfluteten Screamo-Sektor aber eine willkommene Abwechslung und steht vor allem als Wiedererkennungsmerkmal der Band. Trotz der auch hier eher traditionellen, rohen Unterproduktion der Songs, gehen die vier Bamberger_innen mit einer stoischen Versiertheit zu Werke, die sich wie im Kammerspiel-artigen "Nullnummer" intensiv unter die Haut brennt und für eine verstörende Atmosphäre sorgt. Der schwelgende und durch Delay-Gitarren erzeugte Post-Rock-Gedanke im zweiten Song "John", tut sein übriges.
Die Band Farbenflucht debütiert auf der B-Seite mit ihren ersten drei Songs. Bereits mit dem Opener "Leicht&Schwer" stellen die vier Hallenser ihr breitgefächertes Reportoire eindrucksvoll unter Beweis, indem sie dem Purismus die eiskalte Schulter zeigen. Post-Hardcore und Blackened Screamo, der sich bis an die Grenze zum Black Metal herantastet und in den folgenden Songs um einen subtilen wie melancholischen Post-Rock- und Emotive Hardcore-Gedanken erweitert wird.
Derzeit arbeitet das Sachsen-Anhaltinische Quartett mit Magnus Wichmann in den Lala Studios an neuen Songs. Ich bin gespannt, was da noch kommt.

Die Split-EP entstand als komplettes DIY-Release und kann als schick aufgemachte 12"-Vinyl über der jeweiligen Band bestellt werden. 


Karina Kvist: Facebook\\//Bandcamp

Farbenflucht: Facebook\\//Youtube

DL "Prototyp/Distanz" A-Seite & B-Seite




Havarii. & Naechte - Tremor Split-EP


Äußerst emotional-düster geht es auch auf dem Split-Release "Tremor" zu, auch wenn sich das musikalisch gefühlt ein bis zwei Ebenen höher abspielt, als obige Veröffentlichung.
Trotz einer namenhaften Besetzung, allen voran ex-Marathonmann-Gitarrist Tom Fischer und ex-Nerds On Prom Night-Sänger/Gitarrist Daniel Belz, bewegen sich Naechte noch weitestgehend unter dem Radar der hiesigen Post-Hardcore-Szene, womit sie sich allerdings ein scheinbar generelles Problem Hierzulande mit vielen tollen Genre-Vertretern teilen. Mit ihrer Debüt-EP "Irrlichter" trafen die vier Münchner vor drei Jahren eigentlich genau den Nerv der Zeit, kombinierten Post- und Melodic Hardcore mit sozialkritischen Texten und wurden gleichermaßen mit hoffnungsvollen Kombos wie Loose Suspense, Chiefland, Nosiyah oder ihren ständigen Bühnenpartnern Kalá an die Oberfläche gespült. Naechte sind weniger glattgebügelt und aufpoliert als ihr großer Bruder und finden ein ausgeglichenes Maß an Hymnenhaftigkeit und überschaubarer Sperrigkeit. Entgegen dem Debüt, sind die beiden Songs auf "Tremor" recht atmosphärisch, hinsichtlich der beklemmenden Texte vielleicht sogar brachial-düster ausgefallen. Ein Konzept, das sich auch über die beiden Havarii.-Songs erstreckt und somit das abgründige Thema der Split-EP deklariert.
"Vermessen", der Opener, trudelt mit einer melancholischen Gitarrenmelodie ein, die sich alsbald in verzweifelte Zerrissenheit entladen soll und mit sich auftürmenden Gitarrenwänden immer weiter ins ungewisse Schwarz, der Realität, hinab gleitet. Das zweite Stück "Zwischen Welten" greift den misanthropischen Ansatz seines Vorgängers direkt auf, wirft mehr existenzielle Fragen auf, als Antworten zu liefern und schafft es mit viel post-rockiger Theatralik und dem leidenschaftlich-explodierenden Gesang von Mareike, die allgegenwärtige Ausweglosigkeit fast schon zu verdrängen.

Wie bereits die Debüt-EP's beider Bands, erschien auch die gemeinsame Split-EP in Eigenregie und kann als CD über den jeweiligen Bigcartel-Shop bestellt werden.


Havarii.: Facebook\\//Youtube\\//Bandcamp

Naechte: Facebook\\//Instagram\\//Youtube

STREAM Havarii. & Naechte

BUY Here & Here



Unicorn Hole & Weekly Words And Grammar - 👌 (or New Super Weekly Words and Unicorn Hole Brawl DX & Knuckles)


Retro-Konsolensound-Jüngern dürften beide Bands durchaus schon mal unter die Ohren gekommen sein. Vor allem Diejenigen, die sich während ihrer Suche nach neuer Inspiration über dem Genre-Blog Nintendocorelives auf dem Laufenden halten, könnten über den Titel "NCU" gestolpert sein. Die Idee dahinter: die Schaffung einer epischen wie komplexen Fantasy-Welt, die sich mit jedem weiteren Chapter einer anderen individuellen Figur widmet und deren Handlungsstränge sich früher oder später kreuzen werden. Ins Leben gerufen wurde dieses Projekt von John Nelson aka Unicorn Hole, der sich für Chapter I und IV selbst verantwortlich zeichnete und auch beim Chapter III (von der "Nintendocore-Supergroup" Nuerra zusamengetüftelt) persönlich Hand anlegte. Chapter II steuerte der Amerikaner Mike aka Weekly Words And Grammar bei, womit sich der Kreis bei der hier vorliegenden Kollaboration "👌" beider One-Man-Nintendocore-Bands schließt.
Fernab dieser Fantasy-Saga, ballern sich die beiden Nerds durch stilsicheren Chiptune und famosen Metalcore, der nicht nur aufgrund seiner Einflüsse aus dem Deathcore, Cybergrind und sogar Hip Hop, sondern auch wegen vieler detailreicher Breaks und Rhythmuswechsel, eine enorme Vielfalt und somit ein kurzweiliges Vergnügen bietet.
Ein Highlight für Fans, die es bei aller Liebe zur nostalgischen Spielebox trotzdem organisch mögen.  

Unicorn Hole: Facebook\\//Bandcamp

Weekly Words And Grammar: Facebook\\//Bandpage\\//Bandcamp\\//Soundcloud\\//Twitter\\//Myspace

DL "👌"
DL "👌" (Instrumentals)


Samstag, März 9

Yellnikow - Am tiefsten Punkt der Erde EP



Kurzinfo:

So recht kann ich es immer noch nicht ganz nachvollziehen, warum wir als simpler Blog mehr als doppelt so viele Follower auf Facebook haben, als die Band Yellnikow. Während wir unsere Finger in die Tastatur hauen und damit lediglich die Polsterung unserer Gesäße fördern, besetzt das nordrhein-westfälische Quintett nun schon über sechs Jahre hinweg eine schier undefinierbare, musikalische Nische. Auch ihr drittes Release "Am tiefsten Punkt der Erde" weckt wieder viele nostalgische Reminiszenzen an vergangene Indie-, Emo- und Screamo-Größen, die jedoch abermals auf eine dermaßen eigenwillige Art verschwurbelt werden, dass sie jeglichen Direktvergleich scheuen.
Yellnikow sind Geschichtenerzähler, die ihre triste Poesie mit düster-melancholischen Tönen ummanteln. Wer sich darauf nicht einlassen kann, wird ihre Musik auch nur schwer greifen können. Die fünf Songs treiben sphärisch und subtil durch einen dichten Nebel aus sanften Melodien, die in ihren minimalistischen Momenten fast komplett zum Erliegen kommen, sich an anderer Stelle wiederum zu tosenden Orkanen aufbäumen können. Der Opener "Tiefster Punkt der Erde" oder auch der Closer "Session IV" erinnern mich mit ihrer hauchzarten Fragilität unweigerlich an Rue Des Cascades' kammerspielartiges Glanzwerk "Odes To Love, Flames To Paris", nur, dass Yellnikow ihre episch-mäandernden Songs in einem überschaubareren Rahmen halten. Ausgesetzt in der Dunkelheit, geblendet vom grellen, kreisrunden Scheinwerferkegel. Von allen Seiten der schier unendlichen, allgegenwärtigen Finsternis sauselt, flüstert, kreucht und fleucht die unerträgliche Ungewissheit. Den Lichtkegel zu verlassen kostet zuviel Überwindung, doch Stehenbleiben scheint auch keine wirkliche Option zu sein. Bis mittendrin und unerwartet das Paperbite-Rap-Feature "Schlaflied" die morbide Grundstimmung zumindest für einen kurzen Moment aufreißt und den verunsicherten Protagonisten erstmals mit einer klaren Struktur an die Hand nimmt. Und so hoffnungsvoll die elektronischen Teilchen im folgenden "Session IV" auch den vermeintlichen Weg aus der Dunkelheit weisen, so sicher ist man sich am Ende von "Der tiefste Punkt der Erde", dass alles nur traurige Illusion ist.


Band: Yellnikow

Titel/Release: Am tiefsten Punkt der Erde/EP (Digital; DIY-CD's in Planung)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2018

Genre: Alternative, Emo, Indie, Post-Hardcore, Post-Rock

FFO: Fljora, Alkali Lake, The Scarabeusdream

Links: Facebook\\//Bandcamp\\//Youtube I\\//Youtube II\\//Soundcloud




DL "Der tiefste Punkt der Erde"


Mittwoch, März 6

Seax - No Sugar EP



Kurzinfo:

Es war wieder eine dieser unerwarteten Hiobsbotschaften, als sich die Cold Kids im letzten Jahr auflösten, keine fünf Monate nach der Veröffentlichung ihres starken Debüt-Albums. Diese eingängig-tollen Melodien, überzogen mit einer Outlaw-Mentalität und dezenten Laser-Einschüben, dazu diese verruchte Stimme, die einen glatt mal 30 Jahre zurück wirft. Aber gut, leider hatte ich es zum damaligen Zeitpunkt versäumt, zum Album Stellung zu beziehen und an dieser Stelle ist es sicherlich nicht angebracht. Warum ich all das trotzdem erwähne? Ohne Laserschwert und Sänger Hobel, dafür mit neuer Frontfrau, haben die ex-Cold Kids Volvo, Winkler und Brille bereits ein Folge-Projekt am Start, das mit "No Sugar" auch gleich ein erstes Ausrufezeichen setzt. Und vielleicht braucht es da auch erstmal einen Song wie "No Compliments", in dem es heißt: "I'm not a target just by going outside", um mit der Vergangenheit abzuschließen und in ein neues Kapitel zu starten. Recht wüst, kompromisslos und unmissverständlich wird hier eine klare Linie gezogen. Das lyrisch triste "Aspirations" rollt da schon auf wesentlich ebeneren Wegen gen Garage und heizt zum Ende hin mit ordentlich Riot Grrrl-Attitüde ein. Im spielfreudigen "Yin and Yang" und vor allem im melodischen Höhe- und gleichzeitigen Schlusspunkt "Sadness", offenbaren Seax aber auch ihre Versiertheit und Affinität zum melodischen Punkrock.
Das ist alles noch ein wenig auf Sparflamme getrimmt und es bleibt auch sicherlich abzuwarten, wohin sich die Band mit ihren nächsten Releases, die da noch hoffentlich folgen werden, entwickeln wird. Ihre Bandbreite haben sie mit "No Sugar" jedenfalls schon mal eindrucksvoll unter Beweis gestellt.


Band: Seax

Titel/Release: No Sugar/EP (Digital, Tapes in Planung)

Label: DIY/Bandcamp (Tapes out in May '19 via Twisted Chords)

Erscheinungsjahr: 2019

Genre: Post-Punk, Punk, Riot Grrrl

FFO: Au Pairs, Dead Cult, Bikini Kill, Belgrado

Links: Bandpage




Stream & Buy Digitally "No Sugar"


Sonntag, März 3

magret. - Schiessen-Session



Kurzinfo:

Live hatten sich magret. in den letzten Monaten eher rar gemacht, dafür verbrachten die vier Trierer scheinbar mehr Zeit im Studio. Die digitale Tinte zu ihrer dritten EP "Surfen" war noch nicht ganz getrocknet, da veröffentlichte die Band mit "Driften" auch schon den zweiten Teil ihrer angekündigten Doppel-EP und keine drei Monate später gleich noch EP #4 hinterher.
Angesichts ihrer letzten Meldung, dem Aus der Gruppe nach sieben gemeinsamen Jahren, wohl eher ein letztes Aufbäumen und die finale, selbstgegebene Freiheit nochmal am eigenen Sound herum zu experimentieren. Auch die "Schiessen-Session" fällt weitestgehend unter dem eigenen Etikett "Rotzpop", denn im aufgewühlten Gesang schwingt immer noch genügend Unverständnis, Klage und Wut mit. Dennoch sind magret.'s (vorerst) letzten fünf Songs wesentlich eingängiger und vor allem melancholischer ausgefallen. "Sleepover", "Caput" und der tolle Closer "Sören" sind zeitlose Ohrwürmer in der Schnittmenge zwischen Indie(pop) und Indie-Punk, wie er um die Jahrtausendwende Hierzulande groß geworden ist und mittlerweile in den Kultstatus gehoben wurde. Nicht zuletzt deshalb finde ich es extrem schade, dass die Band während ihrer sieben-jährigen Schaffensphase nicht die Aufmerksamkeit erhielt, die sie verdient gehabt hätte und kein einziges Label-Release aufweisen kann. Zumal magret. mit den dumpfen Keyboardeinlagen und dem düster-bissigen, fast schon Cold-wavigen "Sichtbar" auf "Schiessen-Session" zu guter Letzt nochmal ihre Wandelbarkeit unterstreichen und ihrem Sound einen vollkommen anderen Anstrich verpassen.
Bye bye, liebe magret.s. Ich werde euch vermissen.


Band: magret.

Titel/Release: Schiessen-Session/EP (Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2019

Genre: Indie, Indie-Punk, Wave

FFO: Kazimir, 2nd Skin, Messer

Links: Facebook\\//Bandcamp\\//Soundcloud\\//Youtube




DL "Schiessen-Session"


Jahres-Sampler