Dienstag, August 28

Der Bandcamp-Hardcore Vol. 2





Fashion Week:

Will ich mal gleich mit meinem Lieblingsstück dieses Beitrages hier anfangen. Wem Josh Lozano, Carl Eklof und Brett Zweiman nicht durch deren Nebenbands ein Begriff ist, der sollte als Hardcorehörer schon mal 'ne verdammt gute Erklärung parat haben, wie er auf die Band Fashion Week, mit dem wohl Hardcore-untypischten Namen ever, stoßen konnte. Ich für meinen Teil sage nichts, solange ich nicht mit meinem Anwalt darüber gesprochen habe. Aber egal. Fashion Week sind also die drei Jungs aus den Vereinigten Staaten, vermutlich sogar aus New York City. Fakten lassen sich über sie jedoch nur spärlich zusammentragen, denn was wahr oder falsch ist, bleibt nur zu vermuten. Auf Facebook kann man sich jedenfalls durch eine unterhaltsame Biografiegeschichte der Band durcharbeiten und einmal kräftig mit den Augen zwinkern. Shouter Josh Lozano kennt man als überforderten Gitarristen der esoterischen Sängerin Jarboe, Carl Eklof tobt sich nebenher bei den Postpunkern Lidia Stone und den Indierockern Victory At Sea aus, Brett Zweiman übt sich in Improvisation bei der Freejazz-Band Clutter und der ambienten und experimentellen Progressiv-Metal-Band Cutest Babyhead Ever. Die Industrial-Metal-Band Inswarm fügte die drei Freigeister erstmalig in einen kleinen Proberaum zusammen. Ihr zweites gemeinsames Projekt sollte nun also etwas zügiger, härter und kompromissloser auf den Punkt kommen. Eine 4-Track-Demo ist erstes Erzeugnis der Band, und bei all der Erfahrung der Bandmitglieder ist es schön, dass es auch nach Demo klingen darf. Gitarre und Bass stürmen im Gleichschritt Richtung Verzerrer und werden unterwegs noch mal ordentlich vom Schlagzeug vermöbelt. Dazu das rauschende Gebrüll von Lozano, der sich zwischendurch auch mal gern als beinharter Rock'n'Roller outet. Feine Sache!



What We're Afraid Of:

"We are a Christian band. We do this to spread love and the word of Christ." Oh Fuck!! Na immerhin haben diese fünf Jungs genug Eier in der Hose, dass gleich von Beginn an klar zu stellen. Ist ja auch keine Schande, eher eine schon fast eigenständige Sparte, denken wir an Bands wie Black Flag, Underoath und The Chariot. Besonders mit letzter Band ist der progressiv chaotische Hardcore von What We're Afraid Of vergleichbar. Ob das nun wirklich Liebe und Gottes Worte sind, die uns die Amis hier vor den Latz knallen, kann so, ohne Lyricsheet, vorerst eh bloß Schulter zuckend hingenommen werden. Wichtiger ist, dass die Musik auf technisch höchstem Niveau spielt und vor allem Mathematikasse epileptisches Augenzucken bescheren dürfte. Hoffen wir also, dass die Himmelspforte für die Jungs vorerst verschlossen bleibt, sodass noch einige Releses folgen können.



Reveal Renew:


Eine gehörige Schippe Punk-Core knallen uns Reveal Renew mit Ach und Krach um die Ohren. Weniger rifflastig als Boysetsfire, dafür angriffslustiger. "Less Talk, More Rock" sollte man daher als prolliges Statement in breiter Schrittstellung stehenlassen, denn zu sagen, haben die fünf US-Boys zu Genüge. Hier würd mit Alles und Jedem abgerechnet, in den Händen zu einer Kugel zusammengepresst, in den Mund gesteckt und mit reichlich Galle wieder ausgekotzt. Argh!!



Fero Lux:

Was haben At The Drive-In, The Dillinger Escape Plan, Pg. 99 und Glassjaw gemeinsam? Diese Frage stellten sich Fero Lux aus dem US-Bundesstaat Florida ebenso. Ihre Antwort gaben sie 2011 mit ihrer Debüt-EP "Vaos". Getarnt unter dem Deckmantel des Post-Hard- bzw. Mathcores, entfachen die vier Jungs ein gigantisches Kreischinferno, was o. g. Einflüsse gekonnt ineinander verschmelzen lässt. Um diese nun überhaupt wahrnehmen zu können, muss sich der Hörer erst einmal durch Falsettgekreische, fiesen Growls und wüstem Gekeife graben, ehe sich unerwartet auch mal eine heroische Melodie offenbart, der Rock'n'Roll das Hardcoreriff verdrängt und zwischendurch auch mal ein bedächtiger Jazzpart Platz einnimmt. Dieses sind wohlgemerkt die Ausnahmen, lässt die Musik von Fero Lux jedoch ein Stück weit unberechenbarer und interessanter rüber kommen.

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Frameworks:

Die Vierercombo Frameworks, ebenfalls aus Florida, legen dasgegen etwas mehr Wert auf Melodie verliebte Gitarren. In Gainesville, Heimatstadt von Against Me! und Hot Water Music, darf man eben nicht aus der Rolle fallen. Das verleiht dem treibenden Post-Hardcore eine eher punkige Note, weiß mit dem durchweg hysterischem Geschreie vor allem Fans von Touché Amore und Xerxes zu begeistern.



Citycop.:


Zum Abschluss einen eher zweifelhaften Vertreter der Hardcoresparte, denn Zugehörigkeitsgefühl scheint für die US-Band Citycop. ein Fremdwort zu sein. Verwurzelt im Emo und Indie, greift die Band auf Geschrei als Mittel zum Ausdruck zurück. Aber das eben auch bloß gelegentlich. Der Rest ist halt emotional getragener Indierock, mit etwas Post-Punk- und Mathrock-Anleihen. Also nichts für den sehnlichst erwarteten Weltuntergang oder der blanken Zerstörungswut. Seht es als den ruhig ausklingenden Abschluss dieses Beitrages an.

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1 Kommentare:

  1. "What We're Afraid Of" find ich persönlich sehr cool, danke für die Bandvorstellung.

    ...und Christcore hat sich schon lange als ein eigenes Subgenre heraus gebildet!

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