Samstag, November 30

Les Trucs - Fuchs frisst Weltraum 7"


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Das selbsternannte Zwei-Mensch-Ding-Orchester um Tobi Piel (Antitainment) und Charlotte Simon alias Scalett Scamper (Droll Academy, The Latah Movement) wird von seinen Labels weiterhin rar gemacht. Im Falle der neuen Les Trucs 7inch "Fuchs frisst Weltraum" war es das französische Label Ego Twister Records, das gerade mal 50 Stück auf Clear-Vinyl produzierte, welche allesamt und innerhalb kürzester Zeit ausverkauft waren. Der Rest muss zumindest vorerst "nur" mit dem Bandcamp-Download (derzeit 2,- €) vorliebnehmen. Der kann sich im Vergleich zur 7inch zwar nicht so gut sehen-, dafür aber genauso gut hörenlassen. Die A-Seite enthält den titelgebenden Song, der ungewohnter Weise den Trash unter die Matte kehrt, stattdessen epischen und orchestralen Electro ausrollt. Ein Song, der sicher nicht bedingungslosen Zuspruch der alteingessenen Fans erhalten wird, allerdings auch nicht unabhängig betrachtet werden kann. Seit mehr als zwei Jahren arbeiten Les Trucs nämlich mit dem Autor und Theaterregisseur Nis-Momme Stockmann zusammen, mit dem sie seit je im "transmedialen Varieté" zu erleben sind. Literatur trifft auf Electro, sozusagen. Eines dieser gemeinsam ausgetüftelten Bühnenstücke ist eben auch "Fuchs frisst Weltraum" (siehe unten + DL), wo der gleichnamige 7inch-Song bereits als Quasi-Akustik-Version eingebaut und auf der 7inch nun in ein songdienliches Format gesteckt wurde.
Mit "We Came to Destroy Rock'n'Roll" eröffneten Les Trucs den Electro-Trash-Reigen ihres ersten Albums "Schönen Grusz vom Getriebe" und machten den Namen buchstäblich zum Programm. Die "Fuchs frisst Weltraum" 7inch hält auf der B-Seite nun einen partytauglichen Remix parat, um den sich Ego-Twister-Chef Yan Hart-Lemmonier höchstpersönlich kümmerte. 




Stream + Buy Digitally "Fuchs frisst Weltraum" 7inch

Mittwoch, November 27

Alte Schule Masthorn - Was nun?!


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Elektronischer Hip Hop mit kritischen Texten. Klingt zunächst, als hätten Die Atzen endlich mal etwas Futter für ihre Texte gefunden. Ohne gemein klingen zu wollen, aber wer bei Alte Schule Masthorn bislang nicht genau hingehört hat, der hätte durchaus den Verdacht haben können, versehentlich auf eine weniger witzige Spaß-Pogo-Dance-Truppe gestoßen zu sein. Die Kölner Combo aus dem AZ-Köln-Umfeld ist allerdings alles andere als zum Scherzen aufgelegt. Dafür stapelt sich nunmal die Scheiße täglich von der Wohnungstür bis unter die Fußsohlen. Oder so ähnlich zumindest. Was tun?! Am besten ein neues Album raushauen, diesmal mit weniger Hip Hop und stattdessen mehr Nachdruck durch hysterischen Gesang. Sodass auch endlich der letzte kapiert, dass hier keine Proleten zu Werke gehen. Kein stumpfes und sinnentleertes Abfeiern, hier braucht es die Bereitschaft des Hörers "Einfach Mitzumachen" gegen den "Nationenquatsch". Alte Schule Masthorn machen natürlich trotzdem Spaß, sogar mehr denn je. Die Beats flackern und feuern aus allen Rohren und wandern ungehindert ins Ohr. Ausgelassen, tanzbar und verrückt zugleich, als würden Les Trucs auf Juri Gagarin zugehen, jedoch auf halber Strecke von Duesenjaeger abgefangen werden. Blöder Vergleich, ich weiß. Aber Alte Schule Masthorn schaffen es entweder, die ungleichen Fanlager zu vereinen oder jedes für sich abzustoßen. Dem Publikum des Kölner AZ wird es egal sein, die können sich auch mit den Nebenprojekten der Bandmitglieder wie Mülheim Asozial, Lambs & Co. begnügen. Wäre aber schade. Mit "Was nun?!", erscheint erstmalig ein ASM-Release auf Vinyl. Traditioneller Weise mit einem ausgiebigen Booklet (zehn Seiten) und mit CD-Beilage. Was will man mehr?!


Buy Here, Here & Here or via Mail to: alteschulemasthorn@gmx.de

Sonntag, November 24

Schatzsuche: Goetz George


last.fm

Wer auch immer über das Schweinfurter Sextett Goetz George berichtete (und das waren nicht viele), kam wohl kaum um den Vergleich mit den Grindgöttern The Locust drumherum. Wie auch?! Instrumentengeschredder, mehrstimmiges Nonstop-Gekeife und ein orgelndes Keyboard, was wiederum ihre britischen Kollegen Trencher als Referenz heranziehen dürfte. Ein paar vorangestellte Filmsamples, wie man es zu Zeiten der Jahrtausendwende noch überwiegend aus der San Diegoer Powerviolence-Ecke kannte, fertig ist American Grindcore made in Germany. Und da Goetz George nur kurze Zeit existierten, dürfte sich die Suche nach ihrem einzigen Release "Zurück zur Basis" äußerst schwierig gestalten. Zumal auch SWC Recordings, das "Zurück zur Basis" 2002 in einer limitierten Stückzahl von fünfhundert schwarzen 10inches inklusive achtseitigem Textheft bereitstellte, mittlerweile nicht mehr unter uns weilt. Auf dem Giftzwerg-Sampler "Blow Out 2002" waren sie mit dem Schleim-Keim-Cover "Keine Wut mehr im Wanst" vertreten. Den Song und einige mehr könnt ihr euch HIER saugen. Nach Auflösung der Band waren die sechs Mitglieder in zahlreichen Hardcore- und Punkgruppen involviert, so z. B. in Geezers, This is a Call to Arms, The Ghost Rockets, Shokei, The Falcon Five oder Omega Massif.


...
 

Freitag, November 22

Die Bandcamp-Punks Vol.15


Blank When Zero:

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Als ich den ersten Song der "Konsumrauschen"-CD hörte, dachte ich noch, ich hätte es hier mit einer Comedy-Punk-Truppe á la Mädels No Mädels zu tun. Zum Glück hielt sich mein erster Eindruck nicht lange über Wasser, denn darauf folgten Songs, die sich Hardcore und Punk gleichermaßen einverleibten und mit leichtem Schräghang dann doch eher Richtung Amen 81 steuerten. Vor allem wenn sich zu dem angestrengten Gesang frenetische Chöre gesellen, haben Blank When Zero durchaus ihre melodischen Momente, die allerdings an einer kurzen Leine gehalten werden. Mit Geradlinigkeit und einfachen Strukturen scheint sich das Trio sowieso nicht zufrieden zu geben, und so zieht ihre Vertracktheit und Rifflastigkeit sie immer wieder zurück zu ihren Wurzeln - nämlich Hardcore-Punk. An manchen Stellen ist das leider schon etwas schade, denn gerade wenn man sich in wohlfühlenden Melodic-Punk wähnt, kommt es urplötzlich zum Break. Dass muss der Band natürlich nicht unbedingt negativ ausgelegt werden, denn das Grundwissen um beide Varianten - die des Melodic- und Hardcore-Punk - haben sie mindestens solide verinnericht. Apropos kurze Leine. Ihr diesjährig erschienenes (eigentliches) zweites Album zählt acht Songs, für die es nicht mehr als zwölf Minuten Aufmerksamkeit des Hörers bedarf. "Einerseits..." ist im Gegensatz zu den vorherigen Releases zwar nicht kostenlos, über Bandcamp aber dennoch für eine geringe Spende erhältlich ist, die direkt in die leeren Sammelbecher der Öko-Schützlinge Sea Shepherd Conservation Society wandert. Darüber hinaus erscheint "Einerseits..." auch auf schickem hellblauem Vinyl.


DL (1 €!!) & BUY LP Einerseits...


Be!Tiger:

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Der Mittlere Westen ist nur zwei Luftlöcher von uns entfernt, das kultträchtige Städtchen Gainesville sogar nur eins. So zumindest, wenn es nach den Münsteranern von Western Grace (mittlerweile umbenannt in Rowan Oak) geht, oder auch den früheren Jupiter Jones, bevor diese im kitschigen Indie-Schleim versanken. Mit rauhem Emo-Punk im Gepäck, versprühten beide Bands nostalgischen Midwest-Flair in jedem noch so kleinen Kellerloch, der sich nun anscheinend auch etwas auf den Punkrock des Aachener Trios Be!Tiger abgesetzt hat. Zu verdanken haben sie es vor allem ihrem Sänger, der sich zum Frühstück zwar nicht unbedingt puren Whiskey hinterhauen muss, aber zumindest einen Irish Coffee und eine halbe Zigarette in greifbarer Nähe hat. Mit dem viel zitierten Post-Hardcore von Hot Water Music hat ihre Musik dennoch nicht all zu viel am Hut, denn dafür sind die Gitarren zu spielfreudig, manchmal gar melancholisch, generell aber viel zu froh gestimmt, während die Texte nicht emotionaler sind, als der Punkrock von seiner Natur aus zulässt. Gegen eine frei wählbare Spende kann man sich ihre Debüt-EP "Rufio" downloaden, die sich leider in einer etwas bescheidenen Tonqualität präsentiert, da live aufgenommen. Im Rahmen eines Demos aber sicherlich noch vertretbar. Anscheinend existiert dazu auch eine limitierte und selbstveröffentlichte Stückzahl an Tapes. Ob diese schon fertig oder noch verfügbar sind, hinterfragt ihr am besten selbst über Facebook.



Bijou Igitt:

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Nach ihrem kurzen Screamo/Post-Hardcore-Intermezzo mit Torpedo Holiday, zieht es Tobi und Hannes mit ihrer neuen Band Bijou Igitt nun wieder Richtung Punk. So richtigen Punk, mit Attitüde und Freischnauze voraus. Bewaffnet mit Dada, Hohn, Spott und Klageliedern gegen die verkopfte Gesellschaft. Aber das kann man dem anagrammierten Bandnamen vorab ja eigentlich schon ablesen. Das Hamburger Trio hält den Kleinkarierten und der unteren Oberschicht ihre kleine Welt vor Augen, in der alles aus den Fugen gerät, sollte sich doch mal eine Veränderung einschleichen. Alles, was nicht ihrem Ideal entspricht, wird mit einer hochgezogenen, zusammengewachsenen Augenbraue geäugelt. Der Stock, auf dem man sich versehentlich setzte, sorgt immerhin für eine gerade Haltung. Von oben lässt es sich sowieso besser herabschauen. Musikalisch orientiert sich das Ganze an ihre früheren einkaufenEinkaufen-Tage, etwas nervös, vertrackt, wobei der Sprechgesang eher in Richtung Florian Prühs und dessen Bands Herpes und Ecke Schönhauser lenkt. Nur fahren Bijou Igitt dabei etwas mehr aus der Haut. Fünf (Demo-)Songs gibt's kostenlos und hoffentlich bald auf Tape. Tobi übrigens, war zwischenzeitlich bei der Kieler Screamoband Chuck Bass zu Gast, mit der er drei Songs einspielte. Einer davon wird auf dem 100kiloherz-Sampler erscheinen, mit dem sich das Label mit der Organisation ATME solidarisiert.



Sommerregen:

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Leider komme ich mit dieser Band einige Jahre zu spät, um sie euch für die Zukunft anzupreisen, denn das Trio aus der Wiener Neustadt löste sich 2011 nach sechsjährigem Bestehen auf. Immerhin hinterließen die Ösis doch noch ihr Debüt- und auch einziges Album "Metaphorik", dass nach Angaben der Band am Ende und aufgrund diverser Umstände wie Line-Up-Wechsel und stetige Weiterentwicklung, anders ausgefallen ist als ursprünglich gedacht. Die Band fand 2005 zusammen, mit der Intension, leicht ins Ohr huschenden Indie-Pop zu spielen. Sommerregen halt. Nur machen es einem die Jungs dann doch nicht so leicht, sie mit diesem halbherzigen Klischee abzuspeisen. Es ist schon verblüffend, wozu die drei allein mit der Grundinstrumentierung aus Gitarre, Bass und Schlagzeug in der Lage sind anzustellen. "Aufbauen und abhauen" kommt mit schwungvollem Emopunk aus den Startlöchern und wechselt mehrmals die Richtung. Das folgende "Mit beiden Beinen" offenbart dann allerdings schon die größte Schwäche der Band, nämlich der glasklare Gesang, der vor allem in seinen melancholischsten Momenten eben doch das Negativklischee bedient. Und genau an dieser Stelle beißt sich die Katze in den Schwanz. Frecher Indie-Punk, der Muff Potter in den Anfangsjahren noch so aufregend und toll machte; vertrackte Rhythmen, die aber nicht Mathrock sein wollen; harte Riffs, die erst kurz vor dem Metal halt machen. Dass sie ihr Album in Hamburg eingespielt haben, ist gewissermaßen auch nicht zu überhören. "Metaphorik" ist natürlich trotzdem ein sympathisches, vielfältiges Album. Es wäre halt nur noch toller geworden, hätte sich der besungene Dreck auch in der Stimme wiedergefunden.





The Jim Tablowski Experience:

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Im letzten Jahr bekam das Kultlabel Spastic Fantastic Nachwuchs aus den eigenen Reihen, indem sich die drei Kerle von The Jim Tablowski Experience aus den Rippen der Labelsprosse Die Eule im Bart des Judas und NxD schnitten. Und während man sich gerade mit dem namensgebenden Trash des Kamener Labels angefreundet oder diesen zumindest akzeptiert hat, holt dieses zum nächsten Paukenschlag aus, diesmal allerdings in eine vollkommen andere Richtung. Kein Trash. Keine spastischen Anfälle. Dafür fantastischer Garage mit Pop-Punk-Affinität, der tatsächlich um Ordnung und tollen Melodien bemüht ist. Allein der teils überstrapazierte und kratzige Gesang entlarvt den anschmiegsamen Schmusekater als wilde Raubkatze. Willycranes ohne Country und der Schweinerock der Spitts kommen einen dabei in den Sinn. Und wann konnte man schon jemals zuvor derartige Referenzen einer Spastic-Fantastic-Bande anhängen? Da wird die Auswahl wohl eng werden. Nach einem Demotape im letzten Jahr folgte Anfang 2013 eine selbstbetitelte 7" mit acht neuen Songs. Auf Clear-Vinyl und zu finden im Fantastic-Shop.


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One Trillion Dreams & 2nd Wind:

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Ohne grenzenlos zur Verfügung stehende Mittel hat man es als DIY-Band hierzu- lande nicht gerade einfach. Viele scheitern bereits auf der Suche nach festem Boden, der dem Standbein Stabilität verschaffen soll und ohne Beziehungen läuft sowieso nichts. War man zu alle dem auch noch zu spät am Bahnhof und hat somit den Zug in die Metropole verpasst, bleiben einer Band als Austragungsorte ihrer Musik meist nur die lokalen Kneipen, wo sich jeden Abend die selben Gesichter der zweiten und dritten Fußballmännermannschaft des jeweiligen Dorfclubs gegenüber sitzen. Es mag Bands geben, denen dieses Publikum ausreicht. Was aber ist mit denen, die mit ihrer Musik etwas verändern oder zumindest auf Missstände aufmerksam machen wollen? Wie läuft das in verhältnismäßig armen Ländern ab? Bei unseren Nachbarn in Polen arrangiert man sich gegenseitig und unterhält so eine autonome bis radikale Untergrundszene, deren Gesichter auch hierzulande keine Unbekannten (egal ob musikalisch oder auf der Straße) mehr sind. Egal ob ganze Organisationen, Fanzines, Labels (z.B. Antyfaszystowska Warzawa, Pracownicza Demokracja, Piataesencja, Pasazer Records) oder eben Musikgruppen, zu denen auch die Emo-Punks Astrid Lindgren und die Post-Hardcore-Combo Brooks Was Here zählen, lassen das Netzwerk innerhalb und über die Landesgrenzen hinaus stetig anwachsen. Aus diesem Netzwerk lose heraus gegriffen sind die beiden oben genannten Bands One Trillion Dreams und 2nd Wind. Beide verbindet eine ähnlich unmissverständliche Attitüde, die sich lediglich im Ausdruck etwas differenziert. Das Quartett One Trillion Dreams aus Poznan/Lubon existiert bereits seit 2009 und veröffentlichte vor kurzem eine neue Drei-Song-EP. "Jeden Trylion Snów" hört man die Affinität zum Pop-Punk durchaus an. Allerdings leiten die zwar melodischen, dennoch zäh rollenden Gitarren und der ernste Gesang ihre Musik eher auf die Schiene des Melodic-Punks ab. Der letzte Song "Ostatni" offenbart gar etwas Hardcore-Punk und einen akustischen Hidden Track. Hardcore-Punk auf den Punkt gespielt, heißt es dann aber erst bei der Poznaner Band 2nd Wind. Die spielen ähnlich kompromisslos wie ihre städtischen Kollegen Fight Them All und die Ostküsten-Jungs von Marksman, mit dem hörbaren Unterschied, dass sie ihr "Demo 2012" in bestechend guter Tonqualität präsentieren. Messerscharfe Gitarren, Riffs satt und aggressiver Gesang. Und dann auch noch dieser letzte Song "Koloryt", der zwar jedes nur erdenkliche Genreklischee bedient, aber eben auch zeigt, warum Hardcore-Punk so verdammt viel Spaß machen kann.


Weltraumraketenabschussbasis:

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Nach Jet Black, The Town of Machine und Mallorys Last Dance gönnten sich Moscha und Jan eine kleine Screamo-Pause und gründeten 2006 ihr gemeinsames Akustikprojekt Weltraumraketenabschussbasis, kurz W.R.A.B. Bewaffnet mit zwei Gitarren und Mikrofone graben sich die beiden durch melancholischen Singer/Songwriter-Rock, der seine Punkwurzeln nicht vollkommen im Verborgenen hält. 2008 debütierten sie mit dem Album "Alles wechmoschen!", welches zehn Songs beherbergt und in Eigenregie auf Vinyl-looked-CDr veröffentlicht wurde. Über Bandcamp erschienen bislang leider nur vier Songs, die aber immerhin als Free Download und mit Lyrics in PDF-Format. Neben der Ankündigung eines neuen Albums (was anscheinend schon so gut wie fertig ist) kann man die beiden auch in einer anderen Band erleben. Mit Phantoms darf's jetzt wieder etwas lauter und kehlkopflastiger zugehen.




Ausschreitung:

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Punkrock soll möglichst roh und unverfälscht sein? Attitüde ist wichtiger als Melodie? Punk soll nicht nur ANTI, sondern anarchistisch sein? Weniger jammern, mehr kotzen? Punkrock heißt, dass die Fäuste auch abseits der Instrumente fliegen? Und vor allem: Punkrock soll nach all dem auch klingen? Ja? Dann könnte das Quartett Ausschreitung aus Lauchhammer vielleicht genau das Richtige für dich sein. Vielleicht...








Außerdem

Mann kackt sich in die Hose:

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Mann kackt sich in die Hose ähneln einem räudigen Straßenköter, den man nicht unbedingt streicheln möchte, mit dem man aber dennoch Mitleid hat. Auf Mitleid können die vier Dortmunder natürlich gut und gerne verzichten, das wollten sie nie. Weder mit The Jim Tablowski Experience, noch mit Die Eule im Bart des Judas und schon gar nicht mit NxD. MKSIDH springen dich einfach an, mitten ins Gesicht und ohne zu fragen, ob dir dass nun gefällt oder nicht. Ein instinktives Biest eben. Nach ihrer "3,5''Floppy Disk Demo" im April und dem "Demotape" im August (jeweils als Spendendownload auf Bandcamp), folgt nun im November ihre erste LP "Karibik"."Neun Songs,[...] die sich kakophonisch und schnell durch Deutschpunk ätzen.", um mich mal meines geistigen Eigentums selbst zu berauben (häh?!), schrieb ich zu ihrem Demotape, dessen neun Songs sich auch auf der LP wiederfinden, wovon bereits drei auf der Floppy Disk waren. Da bin ich anscheinend nicht der einzige, der sich wiederholt. MKSIDH haben damit immerhin alle gängigen Medien ausgeschöpft, bis auf die CD. Hinzu kommen vier neue Songs (Track 2, 7, 9, 12), die sich nahtlos dazwischen mogeln und mit insgesamt ein bisschen mehr als vier Minuten auch gar nicht weiter aufhalten wollen. Macht summa summarum eine Gesamtspielzeit von nur fünfzehn Minuten. Mehr braucht es auch gar nicht für einen kurzen, subversiven und nostalgischen Blick Richtung Rotzkotz (passt nicht nur sinnbildlich, sondern auch ausgesprochen ganz gut zu Mann kackt sich in die Hose). 300 Exemplare wurden auf schwarzem Vinyl gepresst, wovon die ersten hundert mit exklusiven goldfarbenen Siebdruck auf der unbespielten B-Seite kommen. Für das Coverartwork zeichnete sich Sänger und Spastic-Fantastic-Chef Maz höchstpersönlich verantwortlich.


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Rollergirls:

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Hier auf Gerda bereits zweimal angekündigt, nun ist es endlich soweit. Das Darmstädter Trio Rollergirls (mit Mitgliedern von Sarg, Okta Logue und Don Giovannis Super-Ich) ist mit ihrer Debüt-LP am Start. "Satisfied With Less" kommt auf tranparentem Vinyl, beinhaltet einen DLC, ist auf 300 Stück limitiert und erscheint - wie ebenfalls angekündigt - über das benachbarte Label Fear of Heights. Das Artwork des Pappschubers stammt von Druckwelle-Benny. Dass Rollergirls auch musikalisch zu überzeugen wissen, konnte man bereits der vor einem Jahr erschienenen Vorab-EP "Bombs" entnehmen, deren vier Songs (neu eingespielt, inklusive des Tape-Bonustracks "Days") sich nahtlos mit den sechs neuen auf "Satisfied With Less" vermischen. "Snail" hieß damals dieser kleine Hit, der mit Feel-Good-Mentalität zum Midwest-Emo-Revival aufrief. Das Album wird durch das schwungvolle "Idiot" eingeleitet und stellt gleich zu Beginn klar, dass man mit dieser Beschreibung allein nicht sehr weit kommen wird. Die zweite Konstante in der Musik von Rollergirls ist frenetischer Pop-Punk, der mit dem Titelstück oder dem letzten Song "Summer" den plötzlichen Kälteeinbruch noch ungemütlicher erscheinen lässt. Mehrstimmiger Gesang und Feel-Good-Chöre treffen auf fröhlich aufheulende Gitarren, die einzig allein durch einige melancholische Passagen ausgebremst werden, die wiederum aber viel zu kurz(weilig) sind, als dass sie langweilen oder gar nerven könnten. Musik, die Teenieklamotten wie "American Pie" erst aufregend machte, nur dass Rollergirls Songs für derartige Filme eigentlich viel zu schade sind. Auf "Satisfied With Less" lassen sie Hit um Hit in einer Reihe antreten und debütieren somit mit einem Album, dass gänzlich ohne Ausfälle und Lückenfüller auskommt. Und das hat man verdammt selten. Kaufen!


Mittwoch, November 20

Kennt ihr die schon?


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Nichts schweißt enger zusammen, als ein gemeinsamer Feind. Joe La Mouk machen aus Hip-Hoppern, Punks und Hardcorelern sicherlich keine dicken Freunde, dürften die drei unterschiedlichen Parteien aber immerhin gleichermaßen auf die Palme bringen. Ihren anarchistischen Comedy-Gangster-Hip-Hop weiteten sie mit ihrem letztjährigem Release "F*** the Money" auf die Bereiche Punk und Hardcore aus, nur dass sich ihre darauf enthaltene Musik (?!) so simpel leider nicht erklären lässt. Den Ein-Sekunden-Song "Bonjour" könnte man mit zwei zugedrückten Augen auch als Versuch ansehen, Napalm Death den Rekord für den kürzesten Song abzuluchsen. Der darauffolgende Titeltrack und "Du Fric et des Clopes" sind zweifelsfrei Hardcore-Punk, letzterer sogar mit einem freidrehendem Saxofon. Alles andere dazwischen verlangt dem Hörer nicht nur ein dickes Fell, sondern vor allem auch eine hohe Toleranzbereitschaft ab. Und Toleranz kann vielleicht noch derjenige am ehersten aufbringen, der sich von sinnfreien bis derben Klamauk gut unterhalten sieht, wie etwa "Beurp" - der Rülps-Song, "Prout" - der Furz-Song oder "Atchoum" - der Hatschi-Song. "666 dans ton Cul" möchte gern Proll-Hardcore sein, "DSKKK" nimmt sich Melt Banana zum Vorbild, "Ton Camel Toe" hingegen Daft Punk, und "Sur la route de Tourette" ist - nun ja - eine Tourette-Ballade. Eben genau so, wie man es vom französischem Trio um Mectoob, Sachamouk und Martyn Circus gewohnt ist, das einmal mehr ordentlich auf den Putz und manchmal auch daneben haut. Also: Hip-Hopper, Punks und Hardcoreler dieser Welt vereinigt euch - um Joe La Mouk zu lieben oder zu hassen. Beides dürfte ihnen recht sein.


DL F*** the Money
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Dienstag, November 19

Client. - I Am Well 12"


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"Melodisches in die Fresse [...]", umschrieb Gerda die selftitled 7", die Client. vor genau einem Jahr veröffentlichten, prangerte im selben Atemzug allerdings auch den Sympathieverlust an, der mit dem "glatten" Gesang einherkam. Ein Vorwurf, den sich das Quintett aus Celle nach ihrem tollen Demotape Anfang 2012 sicherlich gefallen lassen muss. Wahrscheinlicher aber ist, dass die Band diesen Weg bewusst eingeschlagen hat, denn ihre neue 12inch "I Am Well" ist alles andere als ein Versöhnungsversuch mit ihren Kritikern. Im Gegenteil. Auf "I Am Well" setzen Client. noch eine Schippe drauf und entfernen sich somit vom Status des Rohdiamanten hin zum geschliffenen Edelstein. Diese (rasche) Entwicklung wird sicherlich einigen Leuten sauer aufstoßen, ebnet der Band aber auch den Weg zu einem breiteren Publikum, auch ohne das schamhafte Gefühl der Anbiederung, denn diesen Vorwurf müsste man ansonsten gegenüber einen Großteil der 90er-Alternative-Bands erheben. "Mountains" und "You Always" stürmen frisch, jugendhaft und mit treibender Melodie aus den Boxen, und erinnern nicht nur wegen Förster's Gesang, in dem auch immer etwas Melancholie mitschwingt, an kürzlich auftrumpfende Citizen. Was sie ihren amerikanischen Kollegen allerdings voraus haben, ist, dass sie ihrer EP mit den Songs "So Alive" und "Sister" ein ausgeklügeltes und stimmiges Intro bzw. Outro verpassten, die zwar auch ihren Platz als eigenständige Songs einnehmen können, die Strukturgrenzen und Spannungsbögen für sich aber etwas verlagern. In was sie ihnen allerdings noch nachstehen: Client. werden ihre Souveränität mit ihrem nächsten Release wohl auch auf Albumlänge beweisen müssen.

DL I Am Well 12"

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Sonntag, November 17

Der Bandcamp-Hardcore Vol.19


Tristan Tzara:

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Eigentlich sollte dieser Beitrag Bestandteil meines vorangegangenen Posts zum Dortmunder Label Monotonstudio Records sein, dessen Gründer und ehemaliges Kobra-Khan-Mitglied Robert Kupiaj auch bei Tristan Tzara mitmischte. Die Ruhrpotter Screamo/Emoviolence-Combo existierte zwischen 2000 und 2003 und brachte es auf zwei Releases. Ihr Debüt "Omorina Nad Evroporn" gönnt sich mangt garstigem Gekeife sogar einige Ruhepausen und überrascht mit ein paar schönen, melodischen Momenten. "Omorina Nad Evroporn" erschien ursprünglich 2001 als selbstveröffentlichte CD (ca. 533 St.), erschien sieben Jahre später auf grünem und blauem Vinyl (jeweils 150 St.) u. A. auf Montonstudio, und 2010 als Tape (50 St.) über das norwegische Label Listen to Aylin Records.


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Auszenseiter:

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Auszenseiter - klassisch mit sz geschrieben, merkt ja beim Sprechen eh keiner - ist eine junge Band aus Gütersloh, deren vier Mitglieder 2012 zusammenfanden. Seitdem machte die Band vor allem durch fleißiges Touren auf sich aufmerksam und kann seit Januar 2013 auch auf ihr erstes Release zurückblicken. Das selbstbetitelte Tape erschien in einer Auflage von hundert Stück und ist bei dem raushauendem Label Colossus Tapes bereits restlos vergriffen. Kein Wunder, denn Auszenseiter ballern uns auf diesem fünf Songs erbitterten und crustigen Hardcore-Punk um die Ohren, mit etwas emotionaler Schieflage. Am schönsten klingt das dann im Song "Blender", ein gar fieser und rifflastiger Brocken der fast schon im Fastcore mündet und nicht mal die Ein-Minuten-Marke erreicht. Dessen Pendant könnte der vierte Track "Angst oder Vernunft" darstellen, der sich für seine Durchlaufphasen mehr als drei Minuten Zeit lässt und ein Chor platziert. Tolles Debüt, das hoffentlich bald ein Geschwisterchen bekommt.


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Poweryoga:

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"Poweryoga ist eine dynamische und intensive Form des Yoga, dessen auffälligstes Merkmal eine kontinuierliche Bewegung ist." Ja, nee, is klar! Und die Band? Poweryoga spielen eine dynamische und intensive Form der Musik, dessen auffälligstes Merkmal nichts mit Kontinuität zu tun hat. Bislang schrieb Benja Hiller größtenteils über die Musik anderer (artempire, Spoke, ...wenn, denn das hier, etc.) oder nahm sie gleich unter ihre Fittiche (100kiloherz). Was kann man nun also von der eigenen Musik einer engagierten Musikjournalistin und -produzentin erwarten? Entweder genau das, was man mit den zwei Songs ihres "inspctd #2"-Demos um die Ohren geschlagen bekommt, oder eben etwas vollkommen anderes. Poweryoga klingen nach Anarchie, als hätte es klassische Einordnungen und Strukturen innerhalb der Musik niemals gegeben. "Inspctd #2", der erste Song, sampelt über eine Minute vor sich hin, ehe spontan epileptische Schreiattacken die eingängige Gitarrenmelodie durchbersten und den Song in eine wüste Orgie verwandeln. Das darauffolgende "like-li-hood" nutzt gar die treibende Kraft des Nintendocores, um mit Ach und Krach aus den Startlöchern zu schießen. Das klingt dann so, als hätten Dyse und Ursus eine gemeinsame Nacht im Proberaum verbracht, wo sie sich schließlich nach einer nicht all zu ernst zu nehmenden Diskussion darauf einigen konnten, wie Noiserock, Punk, Hard- und Grindcore im Konsens zu klingen hat. Mit einem Song wird das Duo aus Schwelm auf dem nächsten Midsummer-Sampler "Listen Up, Kids! Vol. 12" zu hören sein. Ihr Debüt-Album ist bereits in Planung. Ich denke, darauf darf man mit Sicherheit gespannt sein.

DL inspctd #2


Unru:

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Zum Bandnamen des Bielefelder Quartetts Unru, das 2012 aus dem näheren Black-Metal-Umfeld von Bands wie Abest (Free-DL HIER) und Negativvm (Free-DL HIER) zueinander fand, lassen sich zwei Bedeutungen herleiten: a) als Variante des Wortes "Unruhe"; b) "Unruh", als Bestandteil eines Uhrwerkes (Schwungrad). Beides kann metaphorisch auf den düsteren, nihilistischen und morbiden Sound der Band abgeleitet werden, deren Texte Themen wie Verdrängung, Flucht, Ohnmacht, aber auch Ängste und Süchte, die fortlaufend immer mehr Aggressionen aufstauen und schlussendlich nur zur kathartischen Explosion führen können. Der Song "Aber waren die, die schrien, die wuchsen?" ihres Demo-Debüts "MMXIII" stürmt räudig, kratzend und mit wortlosem Gebrüll aus den Boxen und steht stellvertretend für Unru's kompromisslosen Black Metal, der mit einigen Hardcore- und Crust-Anleihen noch zusätzlich durch den Dreck gezogen wird. Die dronigen Interludes ("I-V") verpassen dem Ganzen dann noch etwas Atmosphäre. "MMXIII" erschien als CD (in zwei Auflagen mit Mini-Poster, ausverkauft), als US-Tape (100 St.) und EU-Tape mit Bonustrack (100 St.), davon eine limitierte Special-Edition, die die Band nur während ihrer Shows an den Mann bringt. Für dieses Jahr ist eine gemeinsame Split-12" mit den Berliner Artgenossen Sun Worship geplant, das Sick Man Getting Sick Records und An Out Recordings als Co-Release raushauen werden.


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Ruined Families:

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In Griechenland brodelt's immer noch gewaltig. Das Athener Quintett Ruined Families ließen sich bereits auf ihrem 2010er Debüt-Album "Four Wall Freedom" und ihrer letztjährigen unbetitelten 7" über die katastrophalen Umstände in ihrer Heimat aus und sehen die anhaltenden leeren Versprechungen ihrer Regierung nun buchstäblich als Anlass dafür, ihr zweites Album "Blank Language" zu veröffentlichen. Ein Warnsignal, Hilfeschrei und Ausrufezeichen gleichermaßen, dass den Krieg vor der Haustür symbolisiert ("the streets bleed and burn", "A new logo for the same revolution") und schlussendlich mit gefletschten Zähnen und geballter Faust einfordert: "The Punks want their money back". Hinsichtlich ihres Sounds sind Ruined Families dabei aber wesentlich kompromissbereiter, als auf ihren zwei vorherigen Releases. Mangt Stakkato-Geknüppel und dem anhaltendem Riff-Gewitter mogeln sich immer wieder einige schöne Melodien. Der Opener "Only Need is Real" will das zwar noch nicht so recht preisgeben und mündet stattdessen in furiosem Fastcore. Auch das darauffolgende "To New Parents" lässt den Hörer für die ersten eineinhalb Minuten im selbigen Glauben, ehe sich die Gitarre mit einer tollen Melodie über das übereifrige Schlagzeug hinwegsetzt. Grob gesagt, waren Ruined Families nie dichter an ihrem eigens getaggten Hardcore-Punk dran, als auf "Blank Language", was das eingängig vor sich hin hookende "208" oder das kurze "Books As Weapons", wo die Gitarre erstmals durchweg dem wütendem Gekeife des Sängers die Hauptrolle abluchst, vielleicht am besten zeigen. "Blank Language" ist, genauso wie die unbetitelte 7", über das deutsche DIY-Punklabel ADAGIO 830 erschienen, darüber hinaus aber auch auf dem bandeigenem Label Gardens erhältlich (100 weiße Vinyl/400 schwarze Vinyl). Das Leipziger Tape-Label Gafas del Rigor fasste 2012 die Songs des ersten Albums und der 7" zusammen und veröffentlichte ein Discography-Tape.




Hector Savage:

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Ihre Songs nehmen sie im eigenem Studio auf (raum7-Studio) und mit Hilfe von Lukas Wiesemüller - nebenher noch Gitarrist der Marburger Post-Hardcore-Band Ashes of Pompeii - und ihren diesjährigen Split-Partnern Akela haben sie es mit ihrem zweiten Release auch gleich mal in den Vertrieb von Midsummer Records geschafft. Für Hector Savage (benannt nach dem gleichnamigen Schauspieler) scheinen die Sterne derzeit ganz gut zu stehen. Aber nicht nur die günstigen Umstände lassen die noch junge Band nach vorne schnellen, denn das Kölner Quintett überzeugt vor allem auch musikalisch, bringt nicht nur frischen Wind, sondern hinterlässt auch tiefe Furchen auf dem viel beackerten Hardcore-Umfeld. Ihre Debüt-EP beginnt mit garstigen Mathcore, will sich fortlaufend aber nicht vollkommen den vertrackten Rhythmen ergeben und platziert mangt metallischen Riffgewittern und aggressiven Hardcore-Punk dezent einige Melodiebögen. Das ist technisch versierte Komplexität, ohne zu überfordern und auf verdammt hohem Niveau. Großartig!

DL Split /w Akela ->Pt.1 // Pt.2

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Celeste:

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Wer in den letzten Jahren regelmäßig im familiären Kreis von Black Metal, Hardcore und Post-Rock verkehrte, der wird mit Sicherheit auch schon mal über Celeste gestolpert sein. Eine Band, die gefühlt seit Anbeginn dieser Genres unentwegt ihre Runden dreht, jegliche Vergleiche von sich abprallen lässt und stattdessen schon längst den Status einer fest zitierten Größe und Referenz inne hält. Ein Original. Eine Urgewalt. Eine der konsequentesten Bands seiner Art. Warum das französische Quartett dennoch hier erwähnt wird? Zum einen, weil die Band nach dreijähriger Abstinenz mit "Animale(s)" ein neues Album zu verkünden hat (Stream HIER). Zum anderen, weil sie ihre Debüt-EP "Pessimiste(s)" und ihr drittes Album "Morte(s) Nee(s)" über Bandcamp zum Spendendownload anbieten. An wem, aus welchen Gründen auch immer, Celeste bislang spurlos vorbei gezogen sind, hat hiermit die Gelegenheit, sein Grundwissen aufzufrischen.


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Dull Eyes:

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Post-Hardcore war gestern und wird es auch wieder am morgigen Tage sein. Gönnen wir uns daher also eine kleine Pause und wenden uns heute den Düsseldorfern Dull Eyes zu, dem Vorgestern. Die fünfköpfige Band gibt es zwar erst seit zwei Jahre, klingt auf ihrer Debüt-EP "War Anthems" allerdings wie ein Rudel alteingesessener Veteranen, die nun nach jahrzentelangem Winterschlaf wieder aufgewacht sind und von all den zwischenzeitlichen Trendbewegungen nichts mitbekommen haben. Hardcore ist nach wie vor rauh und dreckig und Metal hat die harten und fett groovenden Riffs gefälligst in Periode zu setzen. Die Gitarren selbstverständlich stoner-tief gestimmt. Das Ganze klingt dann wie eine Mischung aus Metallica und Pantera und für ein Debüt auch noch überraschend frisch. Aber nagelt mich jetzt auf diesen Vergleich nicht fest. Von beiden Superlativen sind Dull Eyes noch ein ganzes Stück weit entfernt. Der Grundtenor aber stimmt schonmal und wenn eine Band ihr Release auch noch "War Anthem" betitelt, weiß man eigentlich, wo der Hase hier lang läuft. Das wissen auch Powertrip Records und Headless Guru Records (weitere Free Downloads HIER), die "War Anthem" auf Vinyl und auf's Tape bannten.


Buy Here, Here & Here


The Town of Machine:

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Am Anfang standen Jet Black und Mallorys Last Dance, aktuell sind es Phantoms und Scott Malkinson. Irgendwann dazwischen fanden sich einige Mitglieder eben genannter Bands im Bremer Quartett The Town of Machine wieder, das nicht nur den zermaternden Screamo von Jet Black im Geiste weiterführte, sondern es sich auch gleich mal auf deren ehemaligen Label Unterm Durchschnitt gemütlich machte. Und ich hoffe, dass ihr euch jetzt genauso darüber ärgert wie, dass ihr diese Band nicht schon früher entdeckt habt, denn sowohl ihr 2007er-Demo, als auch ihre selftitled 7" (auch als CD mit Bonustracks) sind bereits restlos vergriffen und nur noch mit viel Glück zu finden. Gleiches gillt übrigens leider auch für das Kölner Kultlabel, deren Ende letztes Jahr beschlossen wurde. Über Bandcamp gibt's noch einen nostalgischen Label-Sampler und einige Free Downloads mehr. 



 Außerdem

Brooks Was Here:

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Brooks Was Here schauen sich gerne amerikanische Filme an (der Bandname ist dem Stephen-King-Drama "Die Verurteilten" entnommen) und musikalisch führt sie ihr Roadtrip von Chicago nach Gainesville. Damit enden dann aber auch schon ihre Gemeinsamkeiten mit dem Völkchen jenseits des Großen Teiches, denn anstelle von fleischhaltigem Fast Food kommt Brooks Was Here nur vegetarisches Essen auf den Teller, während kapitalistische, egozentrische und patriotistische Gedanken um den Präfix ANTI ergänzt werden. Die Band aus Warschau gründete sich 2011, debütierte im letzten Jahr mit ihrer selbstbetitelten EP (Spenden-Download), kann seit Anfang dieses Jahres auf einen zweiten Gitarristen zurückgreifen und spielte mit diesem auch gleich mal sechs neue Songs für ihre zweite EP "High Violence" ein. Diese erscheint als schickes Digipak über das eigene Label Jagged Kid (2013 gegründet), womit die Band nicht nur ein zweites Ausrufezeichen setzt, sondern auch klar stellt, dass sie weder mit sich hadern noch auf der Stelle treten und mit den wenigen, zur Verfügung stehenden Mitteln möglichst weit kommen wollen. Mit "High Violence" erfinden sich Brooks Was Here natürlich nicht neu, treten stattdessen präzise in die Fußstapfen des Vorgängers. 90er-Emo wird abermals auf eine tagträumerische Reise geschickt, während sie ihrer rauhen Punkaffinität ein Post-Hardcore-Spiegelbild vor Augen halten, was zusammen mit dem Drahtbürsten-Gesang vor allem an ehemalige Cap'n Jazz erinnert, auch wenn sich das Quartett eher von Fugazi und At the Drive-In beeinflusst sieht. Hat sich also nicht viel geändert, außer die Produktion, die mit etwas mehr Klangfülle aufwertet. Wenn es also anscheinend so schwierig ist, zeitgemäß guten Emo zu fabrizieren, dann lieber mit einem würdigen Blick zurück auf alte Helden. So wie Brooks Was Here, für die ihre zweite EP hoffentlich erst der Anfang einer langen Bandgeschichte ist.



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Donnerstag, November 14

Tanzcafé Sampler - Statusbericht und ÄNDERUNG DER DEADLINE!



Liebe Tanzcaféten,

es wird Zeit euch mal einen kleinen Einblick in unsere Arbeiten am Jahres-Sampler #2 zu gewähren. Doch zuvor eine wichtige Mitteilung an all jene, die mit dem Gedanken spielen kurzfristig teilnehmen zu wollen. Aufgrund der Vielzahl der Einsendungen haben wir unsere Deadline eine Woche VORverlegt -> 29.11.2013! Jeder, der also noch mitmachen will, sollte dies besser heute als morgen tun!

Wie steht es zum jetzigen Zeitpunkt um den Sampler? Bisher befinden sich 24 Songs in unseren Postfächern, die zusammen eine Spiellänge von stolzen 80 Minuten einnehmen. Damit haben wir bereits eine handelsübliche CDr gefüllt. Musikalisch geht es wieder bunt gemischt einher, wobei jeder Künstler stark vom Punk geprägt ist. Kein Wunder, denn im Gegensatz zu letztem Jahr meldeten sich etwas weniger Neulinge als bereits Blogbekannte. Darunter sogar eine Szenegröße mit knapp 14.000 Likes auf Facebook! Wir erhoffen uns also eine extra starke Portion Promo und fordern hiermit nochmal alle kleinen Künstler auf uns ihre Songs zu schicken. Diese Gelegenheit erhaltet ihr sonst erst wieder im nächsten Jahr.

Zusätzlich erwarten euch (und sogar den Künstlern selbst!) eine ganz besondere Überraschung. Wir wollen sie zwar noch nicht beim Namen nennen, doch will ich euch verraten, dass wir für jene Überraschung selbst tief in unsere leeren Punker-Taschen greifen. Liebe zur Musik? Auf jeden Fall!

Zu guter letzt will ich euch nochmal auf unseren ersten Sampler verweisen - Klick.

Frohes Musikhören!

...tot aus dem Wald - Hatecore-Noir


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Wie jetzt?...Was?...Und wieso landet solch kranke Musik immer bei mir? Warte mal...Bist du's, Mike? Oder Justin? Yamatsuka vielleicht? Seid ihr drei jetzt zusammen, oder was?! Was faselst du denn da von Weberknecht, Rattenjunge...Koko-was? Achso, schon lange her und machst jetzt ein auf Alleinunterhalter, verstehe. Naja, in Brandenburg geht jede dritte Gemeinschaft auseinander, habe ich mal gelesen. Bist du Brandenburger? Oh, andere Seite. Wart ihr nicht mal Hauptstadt der Bundesrepublik? Auch schon lange her. Und warum...tot aus dem Wald? Vielleicht doch Brandenburger, häh? Nein? Ok. Du hörzu, ich muss jetz aber wirklich....is nich drin? Na gut, aber nicht länger als sechzehn Minuten, versprochen? Sag es! Ich will es von dir hören! Also gut, schmeiß an. Hehe, Filmsample und gleichzeitig Startschuss. Uuuh..ganz schönes Tempo...Kennste eigentlich Charles Bronson? Nee, die ohne Schnauzer. Kennste? Kennste! Ach schön...ein Nintendo, hatte ich auch mal. Sagte da gerade jemand: "Ich fühlte mich ganz gut, wie ein amputiertes Bein"? Hmm...Worüber singst'n da eigentlich? Versteht ja gar nichts, vom eigenen Wort ganz zu schweigen. Wie, will ich nich wissen?! Das überlass' mal schön mir! Also? Moment, nun mach mal halblang. Warum sagst du so etwas zu mir? Ich hatte ja keine Ahnung, dass...naja nich alles is...Geht mich aber auch gar nichts an. Lese ich mir mal in Ruhe auf Youtube durch. Hey cool, Techno. Nein, doch nicht!

[16 Minuten und vier Sekunden, die sich nicht abrechnen lassen, später...]

Hörzu...vielen Dank für deinen Besuch, aber ich brauche jetz wirklich etwas Zeit für mich. Mein linkes Augenlid zuckt schon seit einer ganzen Weile unkontrolliert vor sich hin und in meinem Inneren tun sich gerade Gefühle auf, von denen ich bislang dachte, sie niemals entwickeln zu können. Ich glaube, ich bin jetzt endlich bereit für die nächste Sitzung. Aber Moment mal...kennen wir uns nicht von irgendwo her? Falk, bist du's etwa? 

DL Hatecore-Noir

Montag, November 11

Evan Hiller - Antiques EP


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Die Anzahl an sogenannten DIY-Künstlern wächst pro Tag enorm in die Höhe und mit ihr auch die Dunkelziffer derjenigen, die für den Großteil der Interessierten im Verborgenen bleiben, vor allem dann, wenn diese Künstler ihre Internetpräsenz auf das nötigste beschränken. Da hilft es einen doch sehr, wenn man als Rezensent gelegentlich auch mal elektronische Post von den Bands bekommt. Die Inhalte dieser Bandmails kann man im Wesentlichen auf drei Kategorien aufteilen: 1.) Sie bedanken sich für ein uneigennütziges Review; 2.) Sie machen auf eine Neuerscheinung aufmerksam; 3.) Sie haben etwas zu meckern, weil der Rezensent beim Schreiben seines uneigennützigen Reviews nur halbherzig recherchiert und infolge dessen eine/einige Unwahrheiten eingbaut hat.
Neulich bekam ich also eine Mail von Evan Hiller, Singer/Songwriter und Multiinstrumentalist aus dem beschaulichen New Paltz. Der bedankte sich prompt für das Review zu seiner selbstbetitelten Debüt-EP (lese und sauge HIER) und verwies gleichzeitig auf seine zweite EP "Antiques". Im Anhang fand ich ein Foto, welches Hiller händeschüttelnder Weise mit Leonard Cohen zeigte. Warum? In meinem ersten Beitrag äußerte ich mich noch etwas zweifelnd über diese Begegnung. Hier also meine Richtigstellung: Evan Hiller traf tatsächlich schon mal persönlich auf Leonard Cohen. Warum das so wichtig ist? Weil Cohen eine der wenigen noch lebenden Legenden einer aussterbenden Singer/Songwriter-Folk-Generation ist und maßgeblichen Einfluss auf Hiller ausübt. Das macht ihn weder zum Klugscheißer, noch zum Angeber, sondern unterstreicht vielmehr, dass Hiller mit viel Hingabe und vor allem Songverständnis zu Werke geht. So arbeitet er sich auch auf "Antiques" mit eindringlicher Stimme durch vier eingängige und schöne Melodien, die die Gliedmaßen des Hörers unweigerlich zum Mitmachen animieren. Und wie schon auf der s/t-EP hält auch "Antiques" mit "10/26/08" wieder einen Song parat, der nach zwei Minuten Wohlbehagen plötzlich ordentlich drönend und verzerrt aus dem Rahmen springt. Auf "Antiques" darf's aber generell von allem ein bisschen mehr sein. So drängt die E-Gitarre die Akustikklampfe ein Stück weit in den Hintergrund und das Schlagzeug darf auch als solches erkennbar sein und lässt die Becken ordentlich scheppern. Die Ausnahme bildet das chorverliebte "Taffy is Waiting", wo das Schlagzeug zum Ende hin von einem Kinderkeyboard mit Hundegebell abgelöst wird.

DL & BUY "Antiques" EP

Freitag, November 8

Yellowknife - Sit Down, Stand Up EP


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Man könnte an dieser Stelle auch einen ganzen Beitrag über die Entwicklung der Marburger Band Ashes of Pompeii füllen. Als diese 2005 mit ihrer Demo-EP "Putting the Pieces Together" (Free Download HIER) debütierten, wagte noch keiner das als ausgefeilten Post-Hardcore zu bezeichnen. Toll war diese EP dennoch und überzeugte vor allem durch ihre Zerbrechlichkeit und der tief sitzenden Emotionalität, die unter dem Geflecht aus Indie, Post-Rock, Emo- und Post-Hardcore aufbrodelte. Tobi Mösch's neues Projekt Yellowknife greift auf eben jene Emotionalität zurück, das sich ansonsten aber in eine vollkommen anderen Richtung entfaltet. Dabei ist ihm hoch anzurechnen, dass er Yellowknife nicht als Ein-Mann-Band unterhält, wie es bei extrovertierten Frontmännern öfter mal der Fall ist, sondern sich von seinen AOP-Kollegen unter die Arme greifen lässt. So ist es Lukas Wiesemüller, der die drei Songs der Debüt-EP "Sit Down, Stand Up" nicht nur in seinem Raum7-Studio produzierte und aufnahm, sondern ihnen mit Klavier, Rhodes und Posaune auch eine enorme Klangfülle und Vielfalt verleiht. Und anstelle eines halbherzig programmierten Drumcomputers springt Christoph Nolte ein, der selbst den melancholischsten Song "Best Fit" mit eindringlichem Schlagzeug voran treibt. 
Yellowknife schaffen sich eine triste und düstere Welt, hervorgerufen durch Einengung und Einsamkeit, und aus der es trotz des Willens nach Veränderungen schier kein Entkommen gibt. Nur ist das auf dem ersten Blick nicht gleich zu erkennen. The National zum Beispiel, sind mit ihrem Düster-Indie Meister dieser Verschleierungstaktik. "I am a robot, I am a machine/Working on schematics made by someone else/But I think that's ok", heißt es im Song "Automatic", der mit einer tollen Melodie vom eigentlichen Thema ablenkt. Vor allem dann, wenn der Song zum Ende hin mit antreibender Gitarre gegen die Grenzmauer des Indies stößt, Mösch's Gesang nicht nur unter die Haut wandert, sondern auch mal versucht, aus diese zu fahren, und eine nicht immer ganz treffsichere Posaune ums Überleben kämpft.
Das ist großes Kino und noch größere Musik. Daher mein Aufruf an Visions und alle anderen coolen (:-) Musikmagazine: Macht Yellowknife zu eurem Demo des Monats! Diese Band hat ein größeres Publikum verdient.



Stream + Buy Digitally "Sit Down, Stand Up" EP

Jahres-Sampler