Mittwoch, Dezember 21

Jahresende: Microwave - Much Love



Jetzt ist es schon Monate lang still auf unserem Blog. Haben weder die Haustür geöffnet, noch die Post gelesen, geschweige denn einen Post für den Blog vorbereitet. Und keine Sorge, eine Top 10 des Jahres 2016 haben wir auch nicht aufgestellt. Wenn ihr das wollt, könnt ihr euch durch die anderen Musikfanzines arbeiten oder eure Facebook-Timeline durch scrollen. Was bleibt also nach meiner langen Schreibabstinenz? Vielleicht ist es dieses Album von Microwave. Die vier Musiker aus der Hauptstadt Georgias veröffentlichten nur zufällig mein persönliches Lieblingsalbum Dezember 2016, obwohl es schon drei Monate alt ist. Wie auch immer, Much Love ist der zweite Langspieler der Band, auf dem die Truppe ihre Liebe der Welt widmet. Das schöne an der Platte ist ja, dass sie unterbewusst so sehr Punk ist, wie es die Musikerkollegen aus Kalifornien kaum schaffen könnten. Mit den vier braven Buben auf dem Cover erscheint das Album so unscheinbar, womöglich ein Album gespickt mit schnulzigen Liebessongs, aber das muss es gar nicht sein. Es ist eher eine Liedersammlung gegen den Dreck der uns umgibt, ummantelt mit den Emotionen und dem Indiesound à la Tim Kinsella -Projekte. Das alles explodiert in ambient-postigen Schreimomenten, wie man sie im deutsprachigen Raum von Fjørt oder The Tidal Sleep kennt.
Zieht euch die Band einfach mal rein und kauft die Platte, am Besten beim Label SideOneDummy, da gibts die nämlich noch im coolen White Splatter Look.

Bandcamp
SideOneDummy Rec.

Sonntag, September 25

Platte des Monats 09/2016: Brutale Gruppe 5000 - Zukunftsmaschine II



Band: Brutale Gruppe 5000

Titel/Release: Zukunftsmaschine II/Album (Black Vinyl, 77x Tape, Digital)

Label: RilRec, Raccoone Records, Uga Uga Tapes

Erscheinungsjahr: 2016

Genre: Deutschpunk, Laserpunk, Punk, Hardcore-Punk

FFO: Snarg, Loser Youth, Affenmesserkampf, Mann kackt sich in die HoseAntitainment

Links: Blog\\//Facebook\\//Youtube\\//Last.fm



Kurzinfo:

Haben es die vier Jungs also doch noch geschafft ihr Debüt-Album vorzulegen. Wurde ja auch endlich Zeit, denn mittlerweile kamen mir schon einige Zweifel auf, ob sich hinter Brutale Gruppe 5000 tatsächlich Laserpunks oder nicht doch etwa bloß Lazypunks verbergen. Auch wenn das natürlich ein ziemlich flacher Einstieg von mir ist, soll er euch dennoch schonmal auf das vorbereiten, was "Zukunftsmaschine II" in Form von 16 Tracks von der Leine lässt.
Es ist vor allem der schmale Grad zwischen Ironie, Sarkasmus und Zynismus, der das Album zu einem wahren Szeneschmaus ausmacht. Versucht doch mal, das Wort "Pollenschweine" so schnell ihr könnt dreimal hintereinander aufzusagen ... verblüffend, oder? Und fast schon durch die Blume gesprochen, wenn man bedenkt, dass die Jungs in alles andere als indirekten Deutschpunk-Bands wie Contra Real, Praxis Dr. Shipke und Loser Youth sozialisiert wurden. Vielleicht will uns ein Song wie "Ich will keine Blume sein (Verdammt!)", der sich live sicherlich auch gut für eine Zugabe eignen würde, ja genau das sagen: Weniger Honig um den Mund, mehr Tacheles! Brutale Gruppe 5000 verzichten darauf, adäquate Verse für die Hipstergeneration zu kreieren. Stattdessen stürmen sie geradewegs Freischnauze voraus und haben dabei auch keine Scham, sich gelegentlich bei Genre-Größen wie Black Flag ("Kapot + Asozial"), Minor Threat ("Ich wills nicht hören") oder Circle Jerks ("Wild auf der Strasse") zu bedienen. Wer sein Gehirn unbedingt auf Siedetemperatur bringen will, kann ja versuchen, den Stücken "Scheiss Pollen", "Verrückte Viecher" und "Dinosaurs will die" etwas gegenwärtige Gesellschaftskritik zu entlocken. Muss man aber nicht, denn wer aus "Angriff der Killertomaten" und "Die Dinos" sampelt, läuft ohnehin nicht ganz rund, wie wir hierzulande spätestens seit Lafftrak wissen. So ist "Zukunftsmaschine II" nicht nur ein Album, dass sich nostalgisch im oldschooligen und dreckigen HC-Punk suhlt, sondern in zweiter Linie auch richtig Spaß macht. Egal ob eingängige Kopfnicker-Hymnen, melodiöse Punknummern wie der Opener "K.K.K." und der Album-Hit "Fabian" oder Songs, die sich einfach nur in einen dadaistischen Orgasmus hineinsteigern - zu "Zukunftsmaschine II" gilt es peinlich abzuzappeln, in der Hoffnung, von möglichst vielen skeptischen Blicken erhascht zu werden. Prost!

DL "Zukunftsmaschine II" Here & Here

Buy Here, Here, Here, Here, Here & Here



Mittwoch, September 21

Die Bandcamp-Punks Vol.28


Easy Lover



Vielleicht war es ja reine Berechnung, dass sich Easy Lover ausgerechnet nach einem der größten Bailey/Collins-Hits benannt haben, um auf diesem Wege ein paar fehlgeleitete Suchmaschinennutzer abzugreifen. Mit dem klassischen Rock des britischen Altmeisters oder dem im Song besungenem "Flittchen", hat das Berliner Trio um Shouterin Aika auf dem ersten Blick jedenfalls herzlich wenig zu tun. Bereits auf ihrem 2014er-Debüt servierten uns die Hauptstadtundergrounder eine treibende wie düstere Symbiose aus Hardcore-Punk und Crust, die an einigen Stellen bis an die Grenzen zum Screamo und Melodic Hardcore ausgedehnt wurde. Ihre zweite EP "No" knüpft in diesem Sinne nahtlos am Vorgänger an und türmt sich mit einem einheitlich ineinander fließenden Sound gegen dieses überflüssige Genreausklamüsern auf. Dabei sticht vor allem die Präzision der Band hervor, die in den sieben Songs sowohl markante Riffs als auch tolle Gitarrenmelodien verbauen und keinen von ihnen über die Zwei-Minuten-Grenze hinweg trägt. Ein zielstrebiger und äußerst routinierter Sound, der sicherlich auch ein Stück weit auf die Rundreise der drei Musiker_innen durch den heimischen Untergrund mit Zwischenstopps beim Henry Fonda/Afterlife Kids/Ancst-Kollektiv und Bands wie morla. oder Flyktpunkt zurückzuführen ist. Easy Lover ist dennoch kein unnötiger Aufguss, da sich das Trio hier in etwas Neuem ausprobieren will und daher in die Kategorie >Gesucht und gefunden< gehört.


DL "No" EP Here



Kotzen

Bandpage\\//Bandcamp
SvN: "Latrine... was für ein ungewöhnlicher Name!"
L: "Wir haben im 2. Jahrhundert eine Namensänderung vorgenommen!"
SvN: "Du meinst.. ihr habt ihn geändert... in Latrine?"
L: "Ja... früher war's Scheißhaus!"

Na, kennt das noch jemand? Egal. Kotzen hießen früher mal Lütten und veröffentlichten als Duo die EP "DELETE | ELITE", die 2005 als einseitig bespielte 12inch inklusive "Festung Europa aufbrechen"-Poster über Twisted Chords erschien. Während die bereits damals angeklagten Miszstände die selben geblieben sind, hat sich bandintern so einiges geändert. Mittlerweile hat sich die Mannstärke verdoppelt, was maßgeblich zur Live-Tauglichkeit der Band beigetragen hat. Das Quartett beschränkt seine Internetpräsenz zwar weiterhin auf das Nötigste, veröffentlicht seine musikalischen Werke unter dem neuen Namen allerdings ausschließlich digital und zum kostenlosen Download (Blog & Bandcamp). Wisst ihr also schonmal, woran ihr seid. Am mathigen, break-lastigen und trotzdem melodiösen Hardcore-Deutsch-Punk hat sich dagegen wenig geändert, weshalb die fünf Lütten-Songs auch immer wieder im Live-Set von Kotzen auftauchen. Die Texte sind intelligent wie direkt, ganz die Hamburger Schule halt (hier mischen u. A. Mitglieder von Der Trick ist zu atmen, Kurhaus, EGOZID, Honigbomber und Solemn League mit), und klingen trotzdem mehr nach wütendem Widerstand, als nach rebellischer Studentenbewegung. Was sich die Quasi-Debüt-EP "Endlich der sichere Sand" aber noch an Eingängigkeit gönnt, wird auf der folgenden "Werte-Propaganda-Dekonstruktion" vom Freigeist zerpflückt. So ist das eröffnende "Interlude" ein seicht untermaltes Spoken-Word-Intro, vorgetragen von Graue Zellen-Sänger und AGfJ-Autor (u. A. "Nazis Nerven!") Jan Jetter, während sich das 5-Sekunden-Epos "Sicher, das stimmt ja alles und ich finde das bewundernswert, aber ich könnte das nicht aka Memo an mich selbst" als gemeinsamer Rudelbums mit ihren Hamburger Kollegen von Notgemeinschaft Peter Pan entpuppt. Dazwischen wartet das dynamische, wenngleich nervös zwischen den Melodien umherspringende "Die Schlüssel stecken von innen / Das Private ist politisch".


Buy DELETE | ELITE 12" Here & Here


Meister Splinter

Bandpage\\//Facebook\\//Bandcamp\\//Youtube
Warte mal ... Meister Splinter, Sewer Punk - ich glaube, ich hab's gerafft. Vorhang auf für die Vertriebenen, Opfer der "Stadtflucht" und nunmehr Könige der Hamburger Kanalisation. Ich muss zugeben, dass mir schon wesentlich räudigere Deutschpunk-Vertreter vor die Augen und Lauscher gekommen sind, was vor allem daran liegen könnte, dass das nordische Quartett ihren Gossensoundtrack nicht nur mit der Härte und Eingängigkeit des Street- und Oi!-Punks in die Melodiespur peitscht. Klar, der hier gewählte Ton ist rauh, düster und direkt, schließlich gibt es nichts schönzureden, wenn es um Themen wie Verdrängung, kapitalisierte Gesellschaften, braunes Gedankengut, maschinelle Lebensabläufe und geplatzte Träume geht. Dennoch lebt Meister Splinter's Debüt-Album von einem insgesamt satten Alternativesound mit klaren Gitarren- und hämmernden Basslinien, fetten Riffs und einem wuchtigen Schlagzeug. Die zwölf Songs reiten allesamt auf eingängigen Melodien und sind mit abwechselnden Vocals und Chören hervorragend dafür geeignet, die unzufriedene und aufgeheizte Gesamtstimmung weiter hochzupushen. Natürlich muss dabei nicht jeder Song auch im Ohr hängen bleiben. Zwischendurch tauchen aber immer wieder Nummern wie "Leblos in einem Fluss" oder "Geteiltes Leid" auf, die sich durchaus auch als Lückenfüller auf einem früheren Toten Hosen-Album wiederfinden könnten. Ist nicht böse gemeint, denn vor allem im Bezug auf mittlerweile medial aufgestiegene Punkgrößen, finde ich zumeist die Songs interessanter, die sich im Schatten der im Radio totgenudelten Chartbreaker bewegen.


Buy Tape via PM on Facebook or Mail to: meistersplinterhh@gmx.de


Cholera Tarantula

Bandpage\\//Last.fm
Auch Cholera Tarantula suhlen sich im dreckigen Deutschpunk, wenngleich etwas asseliger als oben erwähnte Meister Splinter, allerdings auch etwas spontan willkürlicher. Ihr 2013er Debüt-Album "Vergiftet", das im selben Jahr in Eigenvertrieb als Demo-CD erschien und jüngst von Uga Uga als Tape neu aufgelegt wurde, startet recht unprätentiös. Den meisten der zwölf Album-Songs reichen drei Akkorde vollkommen aus, um ihren Weg ins Innere des Anarcho-Herzes zu finden. Direkt, ehrlich, gute alte 80er-Hardcore-Punk-Schule eben, die sich nicht stur an einem manifestierten Lehrplan entlanghangeln muss. Da die musikalische Infrastruktur im niedersächsischen Kreisstädtchen Vechta noch recht überschaubar und die Möglichkeiten dort aufzutreten stark begrenzt sind, könnte mensch auch fast meinen, dass hier ein paar altgediente Störenfriede aus der Versenkung gekrochen sind, die die letzten 30 Jahre (Musik-Geschichte) schlichtweg verpennt haben. "Militarismus", "Stop Eating Animals", "Spiesser" und natürlich der Überhit "Bullenterror" - die Songtitel und Texte klingen dermaßen anarchistisch und Freischnauze voraus, als ob diese Miszstände gerade erst aufgetreten sind. Bis mittendrin plötzlich eine Zeile wie "SARAZIN ERKLÄRT DIE WELT, FASCHIST IM DEMOKRATENFELL" (aus "Feindbild") zum Vorschein kommt und mensch umso erstaunter ist, dass sich hinter Cholera Tarantula vier junge Burschen verbergen, die sich 2011 zusammengerauft und scheinbar "bloß" an den richtigen Vorbildern orientiert haben. Da fällt mir ein: Urinprobe kommen doch auch aus Vechta und klingen herrlich kakophonisch-asselig. Zufall oder ist Vechta gar die geheime Zentrale des autonomen Widerstandes?

DL "Vergiftet" Here & Here

Buy Here & Here


Til Schweiger Must Die & Die Sky Du Monts

Facebook
Tja, da hat er das Mundwerk wieder einmal etwas zu weit aufgerissen, als er über seine Til Schweiger Foundation verkünden ließ, ein "Vorzeige-Flüchtlingsheim" errichten zu wollen. Nicht nur zuletzt deshalb, ist der nuschelnde Schauspieler und Bundeswehrsympathisant Til Schweiger bei der linken Szene in Verruf geraten. Die Folge: weiß-befleckte Villa-Hauswände und ein brennendes Auto. Der musikalische Sektor reagierte indes auf seiner Weise. Zu dem Kölner Singer/Songwriter Schwill Tiger gesellte sich im letzten Jahr das Freiburger Quintett Til Schweiger Must Die & Die Sky Du Monts, das mit dem Demo "Verkackt bis in alle Ewigkeit" nun ein erstes Ausrufezeichen setzt. Darauf zu hören gibt's 80er-(Hardcore-)Punk, rauh, direkt und mit einer angepissten Frontfrau, die ab und an gesangliche Rückendeckung von ihren Kollegen bekommt. Aber nicht nur der Schauspieler ist Adressat ihrer Hassitüden. Songtitel wie "Bulle" oder "Arbeit" sprechen da sicherlich für sich und zeigen, dass TSMD&DSDM keinesfalls zum Scherzen aufgelegt sind, auch, wenn die acht Songs durch teils erdrückend-monotone als auch frivol-umherspringende Synthies aufgepeppt werden und die Band somit in die schwammige Mitte zwischen weniger freakige Ursus und mehr No-Wave-lastigere Cold Kids katapultiert.

Stream & Buy Digitally "Verkackt bis in alle Ewigkeit Demo"

DL Rehearsal Room Recordings


Arbeitstitel: Bullenblut

Bandpage\\//Facebook\\//Soundcloud\\//Youtube\\//Last.fm
Arbeitstitel: Bullenblut, kurz ATBB, melden sich zwei Jahre nach "Volxliter" mit ihrem "viel zu poppigen zweiten Album" zurück. Ein Titel, der in Anbetracht des hymnischen Vorgängers nicht all zu sehr überrascht und bereits im munter eröffnenden Liedermacher-"Intro" Wort hält. Keine Frage, das Freiburger Schlagzeug-Bass-Duo hat ein glückliches Händchen für tolle Melodien, die vor allem aber wegen ihrer stilistischen Willkür im Kopf hängen bleiben. So folgen mit "Opening Track" und "B" zwei oldschoolige Nummern zwischen chorverliebten Melodic-, Hardcore- und Deutschpunk, während sich "Dichotomie des Quadratmeterpreises" und "Bengalos" im Zeckenrap wiederfinden und der Closer "Outro" in Electrospielereien versinkt. Spätestens beim Pop-Punk-Track "Sing Along Sucks" angekommen, müsste eigentlich jede/r gemerkt haben, dass einem ATBB mindestens mit einem Augenzwinkern entgegnen. Das andere richtet seinen Blick wie schon zuvor auf aktuelle Probleme, vor allem aber ungewohnt scharf auf widersprüchliche Tendenzen und einkehrendes Hipstertum in der eigenen Szene, womit sie dem einen oder anderen "Punk" sicherlich auf die Füße treten werden. Punk muss manchmal eben auch wehtun.

DL Das viel zu poppige zweite Album

DL & Buy via Black Rose Records

ATBB Shop


Miese Mutanten

Facebook\\//Bandcamp\\//Youtube\\//Soundcloud\\//Last.fm
Auf ihren Shows weiß man nie so recht, ob sie dreiarmig oder mit Echsenbeinen die Bühne betreten oder Backstage einfach bloß grünen Schleim ausschenken. Miese Mutanten haben erkannt, dass es neben der Musik auch noch andere Sachen gibt, womit sie ihre unheimliche Fanschar bei Laune halten können. Dennoch sind es vor allem ihre Songs, die sich unberechenbar so ziemlich jeder Klassifizierung entziehen. Das ist weder der von der Band angepriesene Disco-Punk, noch Punkrock im klassischem Sinne, als vielmehr eine Art schizophrener und labiler Indie-Chanson-Punk, wie er gerade im österreichischem Wien die Runde macht (siehe Kartenhauskörper oder Das Trojanische Pferd) oder auch des Öfteren in den Plattenkisten von HANSEPLATTE zu finden ist. Sänger Svenson Sørensen weiß dabei sein gesegnetes Organ über die volle Bandbreite auszureizen, indem er sich mal in schmachtenden Popmomenten verliert ("Mansich depressiv!") oder auch mal einen rauheren Ton anschlägt ("Gutemine, böses Spiel"), bis auf dem abschließenden Freak-Out in "Mies" aber stets in der Melodie bleibt. Die darf aber nicht nur eingängig, sondern gerne auch mal etwas mathig-vertrackt sein, wobei ihm seine drei Regensburger Hinterleute eine Steilvorlage nach der anderen servieren.



Überyou

Bandpage\\//Facebook\\//Soundcloud\\//Youtube\\//Last.fm
Nachdem bei uns zuletzt vor allem freigeistliche Vertreter aus der Schweiz zur Ansprache kamen, wird es mit Überyou nun wieder etwas geradliniger. Das Züricher Quintett lädt mit seinem straighten Punkrock geradezu zum Namedropping ein. So dürften Melodie-verliebte Skaterpunks um Gruppen wie Gnarwolves oder Iron Chic genauso auf ihre Kosten kommen, wie Verehrer des Whiskey-getränkten und rauhen Emo-Punks von Hot Water Music, Say Anything und Jupiter ... ääh ...nee, lassen wir das mal lieber. Eingängige und druckvolle Hymnen, die selten die Komfortzone des Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Bridge-Refrain-Konzepts verlassen und reichlich Stadionluft atmen, womit die Band auf ihrer vergangenen Amerika-Tour immerhin schon im Vorprogramm von Größen wie Alkaline Trio, Dropkick Murphys und NoFX landete. Zurecht!

DL Frontiers EP Here & Here
DL Üntergang LP
DL Split-EP w/ Nunca Inverno -> A-Seite & B-Seite
DL Revolütion LP
DL Süpremacy EP

Buy Here, Here, Here & Here



In der Kürze liegt die Würze



DASVOID

Youtube\\//Last.fm
Zwei Dudes aus Wiesbaden spielen hymnischen wie schrammeligen Indie-Noise-Post-Punk mit kratzigem Alternative-Gesang. Klingt nicht nur in der Theorie recht interessant und nach einer lohnenswerten Alternative für Fans von Death From Above 1979 oder Cloud Nothings. Mit letzterer teilten sich DASVOID 2014 sogar die Bühne. Anfang letzten Jahres veröffentlichte das Duo seine selbstbetitelte Debüt-EP auf Bandcamp, seitdem verliefen ihre Spuren im Netz immer mehr im Sande. Auflösung? Pause? Neue Projekte? So viele Fragen und keine Antworten. Dabei wecken ihre vier EP-Songs eigentlich das Verlangen nach mehr.... Schade.



BATTRA//

Facebook\\//Bandcamp\\//Youtube\\//Last.fm
Im Punk ist erlaubt, was Spaß macht. Und wenn sich die beiden Pennerviolencer von BATTRA// eben im solidarischen (Halle rollt!) Ambient-Noise-Drone ausprobieren wollen, dann können sie das gefälligst auch tun. Hat ja bei Ancst auch niemanden gestört.

DL 気暴力 EP

Buy Here

Samstag, September 17

Kartenhauskörper - Wie konnten die Tage nur so sehr an Wert verlieren



Band: Kartenhauskörper

Titel/Release: Wie konnten die Tage nur so sehr an Wert verlieren/Album (Digital)

Label: OMAHA Records

Erscheinungsjahr: 2014

Genre: Akustischer Indie, Indie-Pop, Folk, Indie-Noise, Jazz, Chanson

FFO: Die ignorierte Art, Der Bürgermeister der Nacht, Das trojanische Pferd

Links: Facebook\\//Bandcamp\\//Soundcloud\\//Youtube\\//Last.fm



Kurzinfo:

"Wie konnten die Tage nur so sehr an Wert verlieren" - eine Frage, die mensch sicherlich auch auf die moderne Pop-Musik anwenden kann. Vielleicht ist ja Kartenhauskörper's Debüt-Album auch als Antithese auf die gegenwärtigen Umstände zu verstehen, in der Schönheit in jeglicher Hinsicht nunmal nicht Alles bedeuten muss. In diesem Sinne hat sich in den letzten Jahren im österreichischen Wien eine kulturell-freigeistliche, musikalische Szene gebildet, deren Anhänger bereits im Namen widerspenstig klingen und von Labels wie Schoenwetter und Problembär Records aufgefangen wurden.
Das Debüt des Wiener Duos Kartenhauskörper kann mensch mit seinem Namen aber tatsächlich so stehen lassen. "Wie konnten die Tage nur so sehr an Wert verlieren" kramt in einer verkorksten Beziehungkiste herum und offenbart dabei gegenläufige Interessen und Standpunkte der beiden Entliebten. Keine versteckte Botschaft oder hochtrabende Metapher, ganz schlicht. Eine Thematik, die sich natürlich dem ohrumschmeichelnden und -zuschmalzenden Indie-Pop geradezu anbiedert. Mit dem sentimental-triefenden "Freikopf" und "Schlau beide" finden sich zwei Songs auf dem Album ein, die dieses Klischee auch perfekt zu bedienen wissen. Dennoch beginnt der melancholische Reigen mit einem Song, der nicht nur mit einem Akustikriff startet, das sich auch hervorragend für einen Saufschlagerhit eignen würde, sondern mangt naiv-schmachtender Verse plötzlich eine Zeile wie "Fickt euch ihr miesen Schweine" unterbringt und zum Ende hin mit sämtlichen Gastinstrumenten eine frivole Schrammelorgie feiert. Der Opener "Rumliegen" soll aber kein Ausrutscher bleiben. Es ist vielmehr der Auftakt zu einer musikalischen Achterbahnfahrt durch Indie, Folk und Jazz, die sich fortan immer mehr in konturlosen Chanson und akustischen Singer/Songwriter-Rock auflösen. Doch neben kuriosen Höhepunkten wie dem psychotischem "Afraid of Taking Drugs" und dem kratzigem, free-jazzigem und etwas aus der Haut fahrendem "Du hast gesagt es ist Wahnsinn", bietet das Album mit dem fast schon Fun-Punk-tauglichen "Mein Name ist Dave" und dem poppigen, zwischen Rapbühne und Opernhaus pendelnden "Wo spielen die Kinder" allerdings auch einige eingängige Wohlfühlmomente.
"Wie konnten die Tage nur so sehr an Wert verlieren" hangelt sich an einem simplen Gerüst entlang und zeigt, wie effektiv der monotone, akustische Indie-Pop zerlegt werden kann. Wohlgemerkt von zwei Leuten, die mit Mathias Krispin Bucher (u. A, HALF//HALF), Günter Lenart (u. A. Kelag BIGband und Carinthia Saxophonquartett) und dem Chor der Junggebliebenen natürlich etwas freigeistliche Hilfe aus der regionalen Jazzszene bekamen.

DL Wie konnten die Tage nur so sehr an Wert verlieren


Dienstag, September 13

Hadean - On Fading



Band: Hadean

Titel/Release: On Fading/Album (CD, Digital)

Label: Transcending Records

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Progressive Post-Metal, Avant-Prog, Free-Jazz

FFO: Dog Fashion Disco, Time of Orchids, Naked City

Links: Bandpage\\//Facebook\\//Youtube\\//Bandcamp




Kurzinfo:

Am Progressive hat mich eigentlich seit jeher weniger das ausladende Gegniedel fasziniert, als vielmehr das Zusammenführen genreuntypischer Instrumente. Damals waren es The Plot to Blow Up the Eiffel Tower mit ihrer Art Punkcore-Jazz, wobei diese mangt des San-Diego-üblichen Grindgedresches ein vollkommen kaputtes Saxofon unterbrachten, die mich fast vollkommen weg vom Mainstream und hin zu undergroundige Musik zogen.
Auch Hadean aus Massachusetts (nicht aus Köln!!!) prügeln auf dem Opener "Noise Reduction Impulse" ihres ersten physikalischen Releases "On Fading" (CD, Vinyl bei entsprechender Resonanz) drauf los, als gäbe es keinen Morgen mehr und schmeißen darüber hinaus ein fragiles Piano und ein um Ordnung bemühtes Saxofon auf den chaotischen Instrumentenhaufen mit drauf. Die ersten dreieinhalb Minuten des Songs klingt das 2012 gegründete Sextett wie eine wildgewordene Besteckschublade, ehe nur noch störgeräuschartige Synthies und das erschöpfte Saxofon den Song ausklingen lassen. Auch mit dem ambienten zweiten Song "New Lows" weiß mensch die Band noch nicht so recht einzuordnen. Erst nachdem sich "Inertia" anderthalb Minuten bedächtig im Barjazz suhlt, offenbart die Band so langsam ihr wahres Gesicht. Dass Hadean mit ihrem Progressive Post-Metal augenzwinkernd zu avantgardistischen Dog Fashion Disco oder Les Claypool'- und Zorn'schen Auswüchsen hinüberschielt, ist an dieser Stelle schon längst kein Geheimnis mehr.
"Saudade" ist noch einmal so ein Song, der über fast zwölf Minuten Schönklang und akrobatischen Freistil gegeneinander aufbringt. Die große Überraschung aber heben sich Hadean für den letzten Song auf. Ein epochales Stück Monumentalmusik, in dem sich Holz- und Blechbläser fest umschlingen, heroisch auftürmen und uns fast einen zehnminütigen Gänsehautmoment bescheren, wie Moonsorrow mit ihrem Wikinger-Epos "Tulimyrsky".


DL & Buy "On Fading"

Buy Here & Here

Freitag, September 9

Minitimer Katzenposter - Bilder in Beton EP



Band: Minitimer Katzenposter

Titel/Release: Bilder in Beton/EP (CD, Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2012

Genre: Indie, Indie-Punk, Indie-Pop

FFO: We Were Promised Jetpacks, Mikrokosmos23, Kazimir, magret.

Links: Bandpage\\//Wordpress\\//Facebook\\//Bandcamp\\//Twitter\\//Soundcloud\\//Youtube\\//Last.fm



Kurzinfo:

1000 FB-Likes hin oder her, bei Minitimer Katzenposter spielt sich Vieles noch im Untergrund ab, was mich zugegebener Maßen doch etwas überrascht. Vor allem zu Zeiten, wo hymnischer und mitgröltauglicher Indie-Rock hierzulande scheinbar die großen Bühnen, TV-Shows und Radiosender für sich beansprucht, wäre es für das Rostocker Quintett doch ein Leichtes, sich klammheimlich unter die Masse zu mischen und ein paar Lorbeeren abzugreifen. Vielleicht spricht es aber auch für die Band, dass sie eben genau das nicht tut. Vielleicht sind ihre Texte etwas zu direkt aus dem Leben gegriffen oder einfach bloß zu nah an der Wahrheit, um damit die Massen bewegen zu können. Vielleicht liegt es aber auch an dem speziellen Bandnamen, der für die großen Booking-Agenturen und Labels nur schwer greifbar ist und während eines Saufgelages beschlossen wurde, wobei wir vielleicht auch schon auf die Antwort gestoßen sind - dem Image. Denn spätestens seit Jenny Elvers wissen wir ja, dass Alkoholiker in der Öffentlichkeit nichts zu suchen haben...ähm..., genau! Da können die fünf Songs ihrer zweiten in Eigenregie veröffentlichten EP "Bilder in Beton" noch so sehr versuchen, uns mit massentauglicher Ohrwurmqualität, Eingängig- und Leichtigkeit aus der Reserve zu locken. Und nur, weil ein Song wie "Stirb nicht Stadt" irgendwann einmal einen Schnupperkurs in der Hamburger Schule besucht hat, werden Minitimer Katzenposter nicht automatisch zu Absolventen. Das Schöne daran ist, dass das eigentlich auch scheißegal ist, was mensch der Band auch gut anhören kann. Minitimer Katzenposter haben mit Young Rebel Set und We Were Promised Jetpacks eh ganz andere Vorbilder und tanzen lieber zwischen den Stühlen, als drumherum. Ehrliche Texte, verpackt in poppige Melodien, ganz einfach. Und wenn dann auch noch Kurt Ebelhäuser seine magischen Alternative-Händchen im Spiel hat (Produktion + einige Gitarrenlicks), kann mensch sich ungefähr vorstellen, dass dieser Sound auch mal krachiger sein kann.
Bleibt nur zu wünschen, dass die Jungs mit dieser Band vielleicht etwas weiter herumkommen, als mit ihren gemeinschaftlichen Vorprojekten wie Subbotnik oder Sun of a Gun. Bassist Henri Seel war mit seiner tollen Stoner-Post-Rock-Nebenband Cosmonauts Train Trip übrigens auf unserem 2014er Sampler vertreten.

DL Bilder in Beton EP (3 Songs)

Complete EP-Stream

Buy Here

Montag, September 5

Alkali Lake - Fourteen Fingers on Three Hands EP



Band: Alkali Lake

Titel/Release: 14 Fingers on 3 Hands/EP (CDr, Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2014

Genre: Post-Hardcore, Post-Rock, Indie, Alternative

FFO: Dominic, Reznik Syndrom, Pride and Ego Down, Andorra~Atkins

Links: Bandpage\\//Facebook\\//Bandcamp\\//Soundcloud\\//Reverbnation\\//Myspace\\//Last.fm



Kurzinfo:

Leider ist es schon ein bisschen zu spät, um für Alkali Lake eine Lanze zu brechen, denn ihre 2014er EP "14 Fingers on 3 Hands" besiegelte auch gleichzeitig das Ende der Band. Seit 2009 brachte es der ehemalige Düsseldorfer Fünfer auf vier selbstveröffentlichte Kurzspieler, auf denen sie nicht nur generell dem Schubladendenken einen Riegel vorschoben, sondern auch von Mal zu Mal anders klangen. So tobte die Band auf ihrem Debüt "Decapitating Letterheads" noch eher unentschlossen im Post-Hardcore herum und verfiel zudem einigen Electro-Spielereien. Ihre Folgewerke "Somehow Diplomatic" und das atmosphärisch-unterkühlte "House of Cards", für deren Feinschliffe sie u. A. Philipp Welsing und Jan Kerscher für sich gewinnen konnten, brachte ihnen schließlich lobpreisende Vergleiche zu Größen wie At the Drive-In, Deftones, Thrice oder The Cure ein. Das sind Referenzen, die man als Band erstmal einsammeln und in einem Satz unterbringen muss und zeigt sicherlich auch mit welcher Vielseitigkeit mensch zu rechnen hat.
Die drei Songs auf "14 Fingers on 3 Hands" orientieren sich mehr an der Vorgänger-EP "House of Cards". Auch wenn der Opener "10/10/12" zunächst mit wüst-bedrohlichem Post-Hardcore ins Haus fällt, praktiziert das Quintett im Folgenden abermals virtuos den Laut-Leise-Wechsel auf ihrer ganz eigenen Art und Weise. Bis auf das abrupt einsätzende Post-Rock-Gepklänkel ab der dritten Minute, ist alles aus einem Guss und mit sich bedächtig steigernden oder seichten Übergängen fließend ineinander verwoben. Die beiden folgenden Songs "Black Wings" und "Dry Rivers, Open Furrows" gliedern sich diesem eingängigen Sound aus Post-Hardcore, Post-Rock und Alternative bedingungslos an, wissen aber vor allem durch ihre Intensität und Stimmungswechsel zu überzeugen. So treibt das immer wiederkehrende seichte Gitarrenspiel und der melancholische Gesang in "Black Wings" den Song in schwelgerische Tiefen und entfaltet eine eindringliche Wirkung, wie ich sie zuletzt bei Pride and Ego Down verspürt habe. Anders als beim Kölner Quartett, halten sich die ruhigen und wütenden Passagen bei Alkali Lake allerdings weitgehendst die Waage.
Es ist bedauerlich, dass Alkali Lake nach dieser EP ihr Aus bekanntgaben, denn sie haben es erneut geschafft, ihren ganz eigenen Sound zu kreieren. Ein vielfältiger und trotzdem homogener Sound, der seine stilistischen als auch referentiellen Einflüsse klar erkennen lässt, auch wenn die Bezüge zu oben genannten Größen auf "14 Fingers on 3 Hands" deutlich verschwommen sind. Ja, eigentlich klingt auf "14 Fingers on 3 Hands" nichts so wirklich nach Abschied. Aber vielleicht wollte uns die Band mit dem abschließend versteckten Country-Sample (??) "Goin' down Tennessee, Ridin' down the Highway" ja auch was anderes mitteilen, nämlich, dass jedes Ende auch einen Neuanfang bedeutet. Im Falle der Mitglieder von Alkali Lake gibt es dort eine ganze Menge zu entdecken, sowohl in ihrer musikalischen Vergangenheit (The Big Dance, bedrooms), als auch mit Folge-Projekten wie The Tourist, Pale Horses, Minutes oder Akensore.

DL 14 Fingers on 3 Hands EP

Buy via Mail to: booking@alkalilake.net or FB or BP


Donnerstag, September 1

Der Bandcamp-Hardcore Vol.35


eaglehaslanded



Leider habe ich das russisch-serbische Trio eaglehaslanded ziemlich spät für mich entdeckt, nämlich erst mit ihrer letztjährigen Split-LP mit den kanadischen Emoviolencern foxmoulder. Doch zum Glück im Unglück, fällt ihre Diskografie noch recht überschaubar aus.
Über I.Corrupt.Records und Dingleberry Records u. A., erscheint mit ihrem fünften offiziellen Release nun gleichzeitig auch ihre zweite selbstbetitelte EP. Tja, das können eben nur diejenigen, die auch die notwendigen Eier dafür haben. Ohnehin sind eaglehaslanded eine Band, die lieber mit sämtlichen Erwartungshaltungen bricht, als diese bedingunglos zu erfüllen. Dafür steht allein der seit Bandgründung stetig rotierende Sound, der sich mal mehr im Screamo oder Emoviolence, im Crust oder Hardcore-Punk, im 8-bit oder plänkelnden Emo wiederfindet. So stimmt das eröffnende Intro ihrer neuen EP abermals mit nostalgischen Konsolensound ein. Doch bereits im folgenden "You Will Never Escape" ertönen die ersten sanften Trompetenklänge, beigesteuert on ČVRGE-Bläser Nikola Cvetkovic, die somit schonmal für die erste faustdicke Überraschung sorgen. Was für ein Kontrast, vor allem im Hinblick auf den restlichen Song, der mit treibenden Düster-Hardcore ansonsten keine Kompromisse kennt. Ein Konzept, das auch in "Нарикаче" wunderbar harmoniert, nur in anderer Reihenfolge. Das Markenzeichen der Band dabei ist, dass nichts dem Zufall überlassen wird oder im willkürlichem Klangexperiment ausartet. Der Song als solcher steht immer im Vordergrund, zieht sich melodiös auseinander oder wird zu einer dynamischen Masse zusammengezogen. Selbst Les deux minutes de la haine-Schreihals Laurent wird nicht länger eingespannt, als notwendig. Präzise, könnte man da fast meinen, allerdings auf einer ganz anderen, selten so erlebten Hardcore-Ebene.

Facebook\\//Bandcamp\\//Last.fm

DL s/t 7" Here & Here

Buy Here, Here, Here, Here & Here


Bain de Sang

Facebook
Im Hinblick auf die jüngsten Ereignisse in Frankreich ist es sicherlich kein überaus vertrauensvoller Name, um damit als neue Band auf Hörerfang zu gehen. Natürlich verbergen sich hinter Bain de Sang, übersetzt Blutbad oder Blutvergießen, erfahrene Musiker aus der Pariser Metal- und Hardcoreszene (u. A. COMITY, Aenima, Judoboy & BLOCKHEADS), die sich mittlerweile artgerecht anzukündigen wissen. Ihre Debüt-EP "We Are the Blood We Are the Fear" macht bereits in den ersten Sekunden unmissverständlich klar, dass der Bandname hier buchstäblich zum Programm gemacht wird und alles andere nur Flunkerei gewesen wäre. Neun Songs, die mit Ausnahme des sich mehr durch den Downtempo schleppenden "Hail to the Grief" allesamt ein wahres Blastbeat-Feuerwerk veranstalten. Ein irrsinniges Tempo, bei dem aber auch immer wieder erstaunlich viele und klare Metalriffs durchschimmern und das Ganze zumindest für das geschulte Powerviolence/Grindcore-Ohr nicht zum heillosen Durcheinander ausarten lässt.
Erschienen ist die einseitig bespielte und B-Seiten-besiebdruckte 12" über die beheimateten Labels Emergence Rec. und Up2Eleven Rec., sowie Dingleberry Records.


Buy Here, Here & Here


Kvltyst

Facebook
Na so langsam tut sich mit der Münchener Black-Metal-Szene eine interessante Alternative zur Berliner (Ancst, AST, Sun Worship, ÄRA KRÂ,...) auf. Neben kleineren Acts wie Insect Court oder Sadistic Son, waren es in den letzten Jahren vor allem die fünf Mannen von Thränenkind, die antifaschistische Dunkelpriester und Schwarzmessenliebhaber für einen Besuch in der bayerischen Landeshauptstadt begeistern konnten. Von eben jenen Thränenkind finden sich einige Leute auch bei Kvltyst ein, was man der a-puristischen Herangehensweise an dem Black Metal durchaus anhören kann. Der eröffnende Titeltrack ihrer Debüt-EP "Zweifel" beginnt mit stürmischen Blastbeat-Attacken, aus dem Hintergrund schleicht behutsam eine bedrohlich-düstere Melodie nach vorne, ehe der Song fast schon Sludge-mäßig ausgebremmst und in seine noisigen Einzelteile zerlegt wird und schließlich von angeschrägtem Post-Rock in die Ferne entführt wird. Auch das zweite Stück "So dunkle Flammen" wirft seinen Anker mehr im Blackened Hardcore und Crust-Punk, genauso, wie auch im Closer "Kreis" der Black Metal nur eine Randnotiz bleibt. Kvltyst als einen eben solchen Genrevertreter anzukündigen, grenzt dabei eigentlich schon an Blasphemie. Egal, denn "Zweifel" bleibt trotzdem ihr tolles, düster-groovendes Debüt aus 2014. 1st-Press-Tape mit Patch bereits vergriffen, zweiter Nachschlag als rotes oder weißes Tape mit ohne Patch noch erhältlich. Zugreifen!

DL Zweifel EP

Buy Here, Here, Here, Here & Here


AniA

Facebook\\//Bandcamp
Leider wieder mal etwas zu spät... . Das 2011 gegründete Quartett gab Ende letzten Jahres infolge von interner Differenzen sein Aus bekannt (#gerdaforntv). Als musikalischer Nachlass bleibt uns ihre Debüt-EP "Schutt und Asche", die kurioser Weise oftmals zum "Promo-Tape" deklariert wurde. Natürlich vollkommener Quatsch, denn mit Promo- oder Demo-Mentalität haben die drei darauf befindlichen Songs herzlich wenig zu tun. Stattdessen nimmt uns die Band AniA mit auf eine mehr als halbstündige Reise durch die unendlichen Weiten des Doom- und Post-Metals. Und wer die Ausdauer besitzt, seine Songs bis jenseits der 10-Minuten-Grenze auszudehnen, dem können natürlich auch mal gelegentliche Post-Rock- und sogar Psychedelic-Nuancen entfleuchen. Tolles Debüt, das eigentlich einen Platz auf's pechschwarze Vinyl verdient gehabt hätte.

Mit Ronin scheinen sich zwei ehemalige AniA-Mitglieder weiterhin am Doom-Metal festzukrallen, wenngleich in Sludge-Motion.

DL Schutt und Asche

Buy Here


Cuntroaches

Tumblr\\//Bandcamp
Im Ernst Leute, ich will euch jetzt wirklich nicht vergraulen, aber... . Die Musik des Berliner Trios Cuntroaches in Worte zu fassen, treibt mich tatsächlich an den Rand meines Vokabulars. Eine Art Harsh-Noise-Hardcore-Punk? Oder vielleicht ist ein Vergleich etwas greifbarer: Scumraid oder Melt Banana gefangen in einer Reverbschleife? Keine Ahnung. Hat jedenfalls einen durchdrehenden Charme, den ich eher in der Asia-Ecke vermuten würde.
Batalj- und Orchestra Hit-Schlagzeuger David Hantelius hat hier zwei freakige Riot Grrrls um sich versammelt, die getreu dem Motto >Erlaubt ist, was Punk ist< vor allem live eine Show sondergleichen abliefern. Wer also die Möglichkeit hat, kann sich ja auch mal etwas hart gönnen...

DL Demo

Buy Tape via Mail to: cntroaches@gmail.com


The Fall of Troy

Bandpage\\//Facebook\\//Twitter\\//Soundcloud\\//Myspace\\//Youtube\\//Last.fm
Mit dem fünften Studioalbum scheint es das amerikanische Trio The Fall of Troy tatsächlich gut mit uns zu meinen. Zum eigentlichen Album "OK#1" haben wir bereits HIER berichtet. Da ihr Quasi-Reunion-Album scheinbar einigen Fans aber zu sehr auf Pop poliert war, legte die Band kurzerhand eine "rauhere Version" nach, die als "OK#2" ebenfalls auf Vinyl erschien. Die Bedürfnisse des gemeinen TFOT-Fans waren damit aber noch längst nicht vollendst befriedigt und so erschienen jüngst schließlich noch die Instrumental-Versionen beider Alben. Das ist weniger ein übertriebener Ehrgeiz, als vielmehr eine logische Ergänzung. Im Stil einer waschechten Jam-Band entstehen die Songs zumeist durch die willkürliche Interaktion der drei Instrumentalisten, ehe sie zusammen mit den Lyrics in eine halbwegs passende Form gepresst werden. "OK#3.1" und "OK#3.2" entpuppen sich daher als die eigentliche Intention der beteiligten Musiker, die vor allem im Bezug auf einen Song wie das im Refrain ordentlich schmachtende "Inside Out" eine vollkommen neue Facette erhalten.
Alle vier Albumversionen sind nach wie vor auf der Bandpage als kostenloser Download erhältlich.

DL OK#3.1 Instrumentals
DL OK#3.2 Instrumentals

Stream & Buy Digitally "OK#3.1" & "OK#3.2"

Buy LP's Here, Here, Here & Here


Weak Ties

Facebook
Die Powerviolence-Geschichte haben bereits andere geschrieben, nun gilt es, die Flagge möglichst weit oben zu halten. Weak Ties spielen sich nicht nur aufgrund ihrer giftenden Frontröhre Laura in die rasenden Fanherzen von Kombos wie Svffer oder Punch. Ihr selbstbetitelter Debüt-Shortplayer, der als Tape über Colossus Tapes und Knochentapes erscheint, ist ein wütender Krachblizzard, der sich in den längeren Songs (>1 min.) auch gerne mal den klaren Strukturen des Hardcore-Punks öffnet oder zum Fastcore überläuft. Das bewegt sich dann natürlich alles innerhalb des Altbewährten und -kannten, klingt dennoch nach einem frischen Abriss und souverän, was angesichts des Backkataloges der Mitglieder (u. A. UNRU, Abest und sømerset) und Rouven Bienert's Rohschliff (AJZ Bielefeld) keine allzu große Überraschung sein dürfte.

DL Weak Ties

Buy Here, Here & Here



Ausgegraben


Todd Anderson

Bandpage\\//Facebook\\//Bandcamp\\//Myspace
Todd Anderson waren in den 00ern vielleicht eine der wenigen Bands, die sich neben Escapado auf dem Radar der hiesigen Post-Hardcore/Hardcore-Punk-Szene bewegten und darüber hinaus sicher so mancher/manchen eine erschreckend große Vielfalt im deutschen Untergrund offenbarte. Und auch, wenn sich die ehemalige Marburger Band, benannt nach einer Figur aus "Club der toten Dichter", stets im Schatten ihrer Flensburger Kollegen bewegte, erwies sich ihr Sound als wesentlich unberechenbarer und experimentierfreudiger. Egal ob metallastige Riffs oder ruhige Momente, Schreigesang oder Rap-Ansätze, in Todd Anderson's Songs waren der musikalischen Freiheit keine Grenzen gesetzt. Wie dem auch sei. Über dem Band-Demo und ihren zwei Alben wurde sich in der Vergangenheit bereits ausführlich ausgelassen. Wer die Band bislang verpasst oder schon wieder aus seiner Erinnerung verdrängt hat, hat nun die Möglichkeit, das Demo und das Debüt-Album "Wenn die Botenstoffe streiken" kostenlos über Bandcamp zu saugen. Und wenn ihr schonmal dabei seit, lohnt es sich vielleicht auch noch gleich den Backkatalog der Band zu durchstöbern, z. B. die Seiten Kafkas, Request oder A Case of Grenada.

DL Wenn die Botenstoffe streiken LP
DL Kampfschwimmer Demo

Buy Here & Here


Request

Facebook\\//Bandcamp
Naja, zumindest die hier will ich euch dann doch noch mal schnell ans Herz legen. Request aus Gießen, von denen ja zwei Mitglieder später zu Todd Anderson überliefen, sind seit Mitte der 90er aktiv und veröffentlichten im Jahr 2013 nach über einem Jahrzehnt Pause und einer Besetzungserneuerung ihre EP "Megalith", deren tolles Sci-Fi-B-Movie-Cover (+ 12"-Vinyl mit tollem B-Seiten-Etching) schonmal recht gut auf den old-schooligen, metallischen Hardcore-Sound (kein Metalcore!!) einstimmt. Oftmals fällt der Bandname in einem Atemzug mit den Northcore-Helden Loxiran, was in puncto Rawness, Härte und Kompromisslosigkeit sicherlich auch nicht allzu weit daher geholt ist. Eine bedingungslose Liebeserklärung lässt sich damit allein allerdings nicht bekunden.

DL Megalith EP
DL s/t EP
DL Von Innen nach Außen EP

Buy Here, Here, Here, Here & Here



In der Kürze liegt die Würze


Hexzlahr

Facebook
Die fünf Offenbacher Jungs von Hexzlahr könnten sich privat sicherlich auch gut mit den Shitlers artikulieren, musikalisch schlägt ihr Thug Life Violence dann aber doch einen zu großen Bogen um den Bochumer Gangsta-Punk.
Bis auf die beiden Sampler-Songs "Welt am Draht" (The Death of a Modernist - Songs for the Dead Vol.4) und "Nachtmahr" (Miss the Stars - Screamo Sampler III), ist leider noch nicht allzu viel Hörbares auf Bandcamp & Co. hängengeblieben. Diese laden aber immerhin zu einem impulsanten und heißen Tanz zwischen plänkelnden 90ties-Skramz und heftigen Screamoviolence ein. Interessante Variante des Laut-Leise-Spiels.

Neu im Angebot ist auch Low Life Violence von CurtXKobain. Schon probiert?

DL Sampler Tracks


Stahlbad

Bandpage\\//Youtube
"Igitt, ne." & "absoluter Scheißdreck". Bei ihren Münchener Black Metal-Kollegen Kvltyst und Sadisticon Son haben die Powerflatulenzer, äh Flowerviolencer Stahlbad schonmal einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Auch wenn sich ihr Demo-Debüt noch in schmeichelhafter Soundästhetik räkelt, lässt sich zumindest schonmal erahnen, wohin ihr Verstärker-Kochtopf-Experiment führen soll. Großartige Kunst!



Sonntag, August 28

Tentackle - Lower Your Expectations EP



Band: Tentackle

Titel/Release: Lower Your Expectations/EP (CD, Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Mathcore, Noisecore, Metal

FFO: The Dillinger Escape Plan, Kids With Guns for Hands, Cortarmao, Soma Nowaja

Links: Bandpage\\//Facebook\\//Bandcamp\\//Soundcloud\\//Youtube\\//Instagram



Kurzinfo:

Erst haben sie sich allmählich in die Female-Fronted-Punkband Last Joke eingenistet, bis schließlich auch das letzte Gründungsmitglied seinen Hut nahm, um sich kurze Zeit später dann doch nach dem Point & Click Adventure Day of the Tentacle (Bandschreibweise Day of the Tentackle) umzubennen, unter der sie eine selbstbetitelte EP einspielten, was aber irgendwie wohl auch nicht so richtig passte. Seit 2009 dauert diese Odyssey nun schon an, ehe die fünf Hannoveraner 2015 nicht nur bei ihrem derzeitigen Bandnamen Tentackle ankamen, sondern auch bei ihrer zweiten EP "Lower Your Expectations". Schlagzeuger Moritz Schmidt hat in der Zwischenzeit ein Engagement bei den beheimateten The Hirsch Effekt angenommen, was ihm zumindest schonmal im Hinblick auf die EP-Produktion zu Gute kam, da sich diesmal Nils Wittrock um die Drum Recordings kümmerte. Scheinbar aber nicht der einzige Einfluss, der von den progressiven Artcorelern an Moe hängengeblieben und zu seinen Tentackle übergelaufen ist, denn die drei neuen Songs klingen wesentlich, wenngleich auch extrem strukturierter, als noch die drei ihrer Vorgänger-EP. Weniger Chaoscore mit Hardcore-Punk-Attitüde, stattdessen auf Hochglanz polierter Mathcore. Klingt der Opener "Lolcats Ruined My Life" noch nach einer schizophrenen Kreuzung aus System of a Down und The Dillinger Escape Plan, wird's mit dem folgenden "Fatal Terror" schon etwas genregetreuer und eingängiger, sodass mensch sich etwas besser auf die präzise Gitarrenarbeit im Zusammenspiel mit dem hektischen Schlagzeug konzentrieren kann, die mangt treibenden Riffs und Melodien immer wieder gut getimte Breaks platzieren. Der letzte Song "Rebel the Cat" legt das anfängliche Gegniedel gar progressiv aus und gewährt inmitten des Geshoutes und -schreies auch einigen cleanen Gesangparts Unterschlupf, woraus sich schließlich auch etwas Anlass zum Meckern ergibt: generell etwas mehr Schmutz auf den Saiten, hätte der EP vor allem hinsichtlich ihres Titels sicherlich besser gestanden.

Stream & Buy Digitally "Lower Your Expectations"

Buy CD via PM on Facebook or Mail to: kontakt@tentackle.de



Jahres-Sampler