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Mittwoch, November 7

Ebisu - Paris/Berlin



Kurzinfo:

Sucht mensch im Netz nach dem Begriff "Ebisu", könnte er/sie auf ein chinesisch wirkendes, sich allerdings als japanisch herausstellendes Restaurant in Frankreich stoßen. Das ist toll, aber irgendwie auch wenig hilfreich. Geht die Suche weiter, stolpert mensch unweigerlich über die shintoistische Gottheit Ebisu, dem Geist der Fischer und des Glücks, womit mensch der hier avisierten Sache schon etwas näher kommt. Der japanischen Mythologie nach, wurde Ebisu als Krüppel geboren (ohne Knochen), weswegen ihn seine Eltern in einem Boot aussetzten. Als er an den Strand einer japanischen Insel angespült wurde, erwachte er zu neuem Leben. Genau dort will das gleichnamige französisch-deutsche Duo musikalisch ansetzen - laut, krachig, imposant, impulsiv. Kein Wunder also, dass Ebisu, The Band, in ihrer experimentellen Vielfalt nicht selten an die japanischen Zeuhl-Götter Ruins erinnert. Und so trudelt der Opener "Le Concert" auch fast schon majestetisch ein und irrt folgend in seinen knapp acht Minuten Spielzeit zwischen trashigen 70er-Jahre-Keyboardsounds und wild umher hüpfenden Avant-Jams.
Ebisu ist ein Nebenprojekt von Jean Jacobi (Guts Pie Earshot, Tecbilek, Subvasion) und Emmanuel Aldeguer (42 The Band, AL°R), den ich seit H.O.Z. schon etwas lieb gewonnen habe, ohne mich jetzt komplett als Groupie entblößen zu wollen. Eben jener leiht dem folgenden El Machetti-Remix des Openers auch seine Stimme, was den Wahnsinn in eine ganz andere Ecke drängt. Den letzten A-Seiten-Song, ein Idiot Saint Crazy-Remix des Openers, will ich an dieser Stelle nur mal höflichkeitshalber erwähnen.
Die B-Seite setzt die wilde Odyssee zunächst über drei Songs verteilt in Berlin fort. Vom Prenzlberg über F-Hain bis nach Lichtenberg, schafft es das Duo trotz minimalistischer Instrumentierung und ohne Gesang, die Hektik und Tücken der Großstadt einzufangen und in eine fast schon Noir-mäßige Verfolgungsjagd durch die 70er ausarten zu lassen. Auch wenn die eingesetzten Stilmittel sicherlich begrenzt sind, gestalten sich die Songs vor allem durch die vielen Rhythmuswechsel als äußerst spannend, die nie im unüberschaubarem Chaos enden. Dass die EP dennoch im noisig-überlagerten "St. Petersburg" ihr knirschendes Finale findet, rundet das Gesamtbild eines, im wahrsten Sinne des Wortes, internationalen Releases ab.

"Paris/Berlin" wurde ursprünglich als Crowdfunding-Projekt über Indiegogo gestartet, das sein Mindestziel allerdings nicht erreichte. Emmanuel Aldeguer finanzierte das 10"-Vinyl-Release daher kurzerhand aus eigener Tasche mit Hilfe von Broken Silence und dem Major Label. Wer eine Scheibe haben möchte, wendet sich somit ungeniert an dem Franzosen.


Band: Ebisu

Titel/Release: Paris/Berlin / EP (Black 10"-Vinyl; Digital)

Label: DIY

Erscheinungsjahr: 2018

Genre: Noise-Rock, Experimental

FFO: Mike Patton, Ruins, Rotor
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         Links:     \_(°_°)_/


Buy via PM on FB to Emmanuel Aldeguer or Mail to: manuhoz@gmail.com





Montag, August 25

Platte des Monats 08/2014: H.O.Z. - Band of Brothers LP



Seit der Gründung seiner Band H.O.Z. im Jahr 2001, forderte Songschreiber, Sänger und Gitarrist Emmanuel Aldeguer seiner treuen Anhängerschaft nicht nur eine Menge Geduld, sondern vor allem musikalische Offenheit ab. Wer gerade noch etwas Begeisterung für das metalcore-lastige und rauh (unter-)produzierte Debüt "Monkey Banana" (2006, erschienen auf CD) aufbringen konnte, kassierte bereits mit dem drei Jahre später folgenden Zweitling "Loud Noise Making" (ebenfalls auf CD über LME Recordz) den ersten Nackenschlag, auf dem sich das Trio aus Dunkerque wie vom Affen gebissen zwischen wilden Grind-, Mathcore und Hardcore-Punk ausließ. Auch Aldeguer's zwischenzeitliche Abstecher in die elektrische Klassik (AL°R) oder den Folkcore (42 the Band), reichten weit über das hinaus, was das normal geschulte Ohr verarbeiten kann. Diejenigen, die sich unbeeindruckt dessen bis heute nicht abschütteln ließen, haben sich also durchaus schon ein dickes Fell antrainiert. Und vielleicht hat sie ja Aldeguer sogar schon dahingehend konditioniert, dass sie schon fest mit dem Schlimmsten rechnen. Wer mit dieser Einstellung schon offenherzig dem dritten H.O.Z.-Album "Band of Brothers" (als Download & 180gr-12"-Vinyl über Head Records) entgegenfieberte, könnte dennoch eine dicke Überraschung erleben. Die wartet gleich mal im Opener "Ain't Got No Woman", einen Rock'n'Roll schwitzenden Garage-Rocker aus den Poren früherer Hives. Auch das folgende "Hey Ladies" schlägt seine Wurzeln trotz ausgelassener Partyhysterie vielmehr im Hard Rock, als im Hardcore, während "On the Road" nicht nur gehörig die Psychobilly-Kelle schwingt, sondern sie einem direkt vor den Latz knallt. Dass auf "Band of Brothers" aber auch potentielle Hits wie der chorverliebte Titeltrack und der eingangs erwähnte Opener funktionieren können, liegt vor allem daran, dass Aldeguer in der Zwischenzeit erheblich an seinem Gesang gefeilt hat und seine Stimme, ähnlich wie ein Arnim Teutoburg-Weiß oder Tim Kasher, nicht nur zu treibenden Melodien formen, sondern als willkürliches und avantgardistisches Instrument einsetzen kann.
Schlussendlich funktionert "Band of Brothers" fast schon wie umgekehrte Psychologie. Ein Album, das seinen Ursprung klar im anarchistisch-freigeistlichen (Hardcore-)Punk definiert und auf dem Genregrenzen lediglich Warnsignale darstellen, die laut aufheulen, sollte die Band doch mal den üblichen Hörgewohnheiten zu nah auf den Pelz rücken. Aber wer weiß, vielleicht ist H.O.Z. #4 ja ein reines Pop-Album....



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Stream, Buy 180gr-Vinyl & Buy Digitally "Band of Brothers"

Donnerstag, Mai 15

42 The Band - The Curse 12"



Für den Ottonormalverbraucher waren die musikalischen Auswüchse von Emmanuel Aldeguer wohl noch nie so wirklich erträglich, weder die seiner Grind-Noise-Hardcore-Band H.O.Z., noch die seines Electro-Classical-Soloprojektes AL°R. Um es vorweg zu nehmen, auch mit dem Debüt-Album seiner Nebenband 42 The Band wird er diese wohl nicht auf seine Seite ziehen können. Und das, obwohl er mit Vincent Haro einen äußerst vielseitigen und begnadeten Sänger für sich gewinnen konnte, der zudem mit seiner progressiven und durchaus poppigen Alternative-Band Platoon Playground (vergleiche Muse!!!) eher im Mainstream unterwegs ist.
Der Grund, warum "The Curse" ein mehr forderndes als verträgliches Album geworden ist, liegt also nicht im Unvermögen der beiden Franzosen, sondern in ihrer Intention, Musik bis an die Grenze des Erträglichen zu drängen, ohne sie als solche aus den Augen zu verlieren. So pendeln die elf Songs des Albums zwischen bedächtigem Schönklang, Ekstase und den Extremen hin und her. Der Opener "Montre á Gousset" grummelt mit verzerrter Gitarre und mürrischem Bass fast zwei Minuten vor sich hin, ehe Falsettgesang und hintergründiges Geschreie den Song zerbersten. Die beiden folgenden Tracks "The Sea Screams to the Crowd" und "Lighthouse" klammern sich minimalistisch an Akustikriffs fest und könnten, abgesehen von der Falsett-Duett-Stimme, auch als ernstgemeinte Folksongs durchgehen, würde fieses Gegrowle die beiden Songs zum Ende hin nicht noch aus den Bahnen schleudern. In "And the Title is..." erteilen sich die beiden Querköpfe dann endgültig die Lizenz zum Freidrehen, während der anschließende und bedingt eingängige Titeltrack (fast) ausschließlich ohne abnormale Wendung auskommt. Wer bis hierher gekommen ist, meistert auch die folgenden drei Songs problemlos und darf sich zum Ende hin noch über etwas Abwechslung mit den beschwipsten Rocker "Love Isn't It" und den zôl-Remix von "Folked Valse" freuen.
Wie sich der eigenwillige Death-Folk-Akustik-Mix anhört, erfahrt ihr auf Bandcamp, wo die Band ihr Album auch digital oder als Gatefold-LP inkl. Guitar Tabs anbietet.

+++Myspace+++

Stream & Buy "The Curse"

Dienstag, Juli 17

Emmanuel Aldeguer - eine kleine Querbeet-Diskographie



Er ist Technical Broadcast Manager des kleinen französischen Musiksenders Trace Urban, Gründer und Mitglied dreier Bands und so ganz nebenbei noch leidenschaftlicher Rezensent seiner eigenen Review-Seite Radiator Hymn. Vor allem bei Letzterem - Reviews von Hella, über The Locust und Daughters, bis hin zu Regina Spektor - wird klar, dass ein Eingrenzungsversuch seiner musikalischen Vorlieben schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt wäre. Demzufolge ist es auch nahezu unmöglich, Emmanuel Aldeguer's Band-Diskographie auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.


H.O.Z.

Angefangen hat alles 2001. In Dunkerque, Frankreich beschlossen die Freunde Sylvain Bekaert (Vox, Drums), Xavier Pichetti (Bass) und Aldeguer (Vox, Gitarre) die punkige Hard-/Grindcoreband H.O.Z. zu gründen. Das musikalische Interesse dieser Jungs dürfte aber wohl weit vor dem Gründungsdatum der Band liegen, denn Alben wie Loud Noise Making und Monkey Banana entstehen nicht einfach infolge spontaner pubertärer Rebellion oder Übereifers. Zwar werden auch hier gerne mal gesellschaftliche und globale Problemthemen tangiert, meistens jedoch in einer ironischen Grundstimmung eingebettet, was auf der Richard Dean Anderson-EP wohl am deutlichsten zum Ausdruck kommt. Auf dem Debüt noch mit etwas Metalcoreeinschlag und cleanen Gesangparts, machen H.O.Z. auf ihrem Zweitling den Albumtitel zum Programm: kürzer, schneller, vertrackter, epileptischer. Clean ist höchstens noch die Produktion, was beachtlich ist, denn alle Aldeguer-Releases entstanden aus eigener Hand. Das Aldeguer nicht mit unendlich viel Gesangstalent gesegnet ist, fällt nicht weiter ins Gewicht. Bei dem Brüllmarathon ist es sowieso ratsam, das Lyricsheet bereitzuhalten. Die Band sprüht ihren DIY-Charme in sämtliche Richtungen, macht auch keinen Hehl daraus. Macht sie aber immerhin sehr sympathisch.


AL°R

Ab 2009 fing Aldeguer dann an, sein Faible für experimentelle Electromucke akustisch umzusetzen. Und da er auch außerhalb seines Hobbys ein begnadeter Electrotüftler ist, erklärte er das Schreiben, Programmieren und Produzieren der AL°R-Songs zu seinem alleinigen Privileg. Noch im selben Jahr erschien die Demo-LP Duokaitettarakontaphobia-Concerto, bislang einziges, auf Tonträger gepresstes Release seines Ein-Mann-Projektes. Die A-Seite, ein 15-minütiges Klassikinstrumental, bahnt sich seinen Weg durch sämtliche Sphären, verführt zum Träumen und Schwelgen, kann den Hörer aber ebenso unerwartet wieder wachrütteln. Die B-Seite widmet er dann den Electrospinnern. Vertrackt hüpfen die kurzen Songs im Stakkatogalopp über die Rillen, lassen Haarrisse vermuten, wo keine zu finden sind. Ab und zu geistesgestörtes Stöhnen und aus der Ferne erklingende Wehgeschreie, fertig. Mit Gritron gibt's als letzte Zugabe noch den Versuch eines Breakcore-Songs.


Forty-Two The Band

Bei einem Interview beim französischem TV-Sender WEO 2010, stellte Aldeguer dann ein neues Projekt vor: Forty-Two The Band. Wieder was vollkommen anderes. Als Grundtenor soll diesmal seine Zuneigung zur Folk Music zum Ausdruck kommen. Und da ja, wie oben bereits erwähnt, Aldeguer noch etwas an seiner Gesangsstimme pfeilen muss, hat er sich mit Vincent Haro einen äußerst begnadeten Sänger an Bord geholt. Aber bereits bei dem Debütsong während der Show bekommt der Hörer zu spüren, dass es bei einfacher Folk Music nicht bleibt. Natürlich nicht! Was mit harmonischen Gesang zur Akustikgitarre eigentlich ganz bedächtig beginnt, endet in einem Growl-Gewitter. Und auch die restlichen Myspace-Songs lassen auf einen eher gewöhnungsbedürftigen Mix aus Folk, Alternative und Geschrei schließen. Akustik-Core? Folk-Core? Beide Musiker suchen noch nach einem Label, welches die Songs der Band zu einem würdigen Release pressen sollen. Spätestens dann muss das Duo dem Kind einen Namen geben.


Myspace Emmanuel Aldeguer

Myspace H.O.Z.
Bandpage H.O.Z.
Bigcartel H.O.Z.

Myspace AL°R
Bandcamp AL°R

Myspace Forty-Two The Band

Jahres-Sampler