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Sonntag, Januar 29

The Dead End Kids - Heiß und dreckig



Kurzinfo:
Puh, na zum Glück habe ich noch Kontakt zu dem ein oder andern Label, sonst wäre mir die Truppe The Dead End Kids völlig entgangen. Dabei spielten sie sogar schon als Vorband der Ärzte. Die Dead End Kids machen auf ihrem nun dritten Album schnellen melodischen Punkrock. Thematisch eigentlich alles was Punk zu Punk macht. Krieg, Medien, Arbeit und Hass auf Gier. Dazu der dicke Mittelfinger gegen die AfD, der m.E. auf keiner Punkplatte mehr fehlen darf. 

Obwohl ich besonderer Fan von rotzigem Ohrfeigen-Punk bin, muss ich mir bei den Dead End Kids eingestehen, dass es auch mal sehr geil ist, wenn ein Album bis zum Ende gut durch produziert ist. Immer mal wieder ein rock 'n rolliger Touch mit melodischer Gitarre. Dazu wirklich wohltuender Gesang der Frontfrau, der in den Chören mit den Mitbandies richtig ins Ohr geht. 

Dieses Album rockt einfach nur. Es animiert zum Mitsingen und Luftgitarre spielen und ich könnte wetten, dass hier kein Pit leer bleibt. Nicht umsonst bezeichnen sie ihre Musik selbst als Glitzerpower Punk. Das ist Energie bis ins Mark. 

Das passt auch zu deren Labelheimaten RilRec und Bakraufarfita Records, bei denen am 31.03. die passende Platte Heiß und dreckig erscheint. Dort kann man das Ding dann ab dem 16.02. auf schwarzem Gold, beziehungsweise im transparentem gelb oder grün bestellen.

Nach dem Release folgt 'ne kleine Tour und Konzerte auf diverse Festivals unter anderem zusammen mit der Band Kafvka. Geht da unbedingt hin!

10.02. BERLIN // TOMMYHAUS
12.04. CHEMNITZ // AJZ TALSCHOCK (+KAFVKA)
13.04. ERLANGEN // E-WERK (+KAFVKA)
14.04. MÜNCHEN // BACKSTAGE (+KAFVKA)
15.04. WIEN (AT) // B72 (+KAFVKA)
28.04. DRESDEN // CHEMIEFABRIK (!RELEASEKONZERT!)
29.04. BERLIN // SCHOKOLADEN (!RELEASEKONZERT!)

05-06.05. DEUTZEN // ROCK AM KUHTEICH FESTIVAL
27.05. APEN // APEN AIR FESTIVAL
07.06.  SAARBRÜCKEN // E-WERK – RUHRPOTT RODEO ON TOUR
08.-10.06. MERKERS // ROCK AM BERG OPEN AIR
16.06. WÜRZBURG // POSTHALLE – RUHRPOTT RODEO ON TOUR
22.07. SELTERS // SEEPOGO FESTIVAL
28.-29.07. PEINE // REFUSE FESTIVAL
04.-06.08. BERLIN // RESIST TO EXIST FESTIVAL

Bis es soweit ist, empfehle ich euch unbedingt mal die letzten Alben In deiner Stadt oder Kommando Glitzer zu hören.



Band: The Dead End Kids

Titel/Release: Heiß und dreckig

Label: RilRec / Bakraufarfita Rec.

Erscheinungsjahr: 2023

Genre: Glitzerpower Punk

FFO: Brutale Gruppe 5000, Deutsche Laichen, Lulu & die Einhornfarm, Notgemeinschaft Peter Pan

Links: Facebook, Instagram, Youtube

Samstag, Juli 24

Egotronic - Stresz



20 Jahre, Platte 10, sind direkt zwei Jubiläen!

Die Electro-Punk-Garagen-Synthie-Whatever Band um Egotronic feiert dieses Jahr satte zwei Jubiläen: 20-jähriges Bandbestehen und 10. Platte Egotronic. Auch wenn es sonst um diesen Blog ruhig ist, kann ich das einfach nicht unkommentiert lassen. Schließlich hat mich kaum eine andere Band so sehr geprägt wie Egotronic. Sänger Torsun ist quasi mein Andreas Doraus, wenngleich ich einfach nicht die Muße habe Musik zu produzieren. Dazu fehlt mir einfach das Talent und die Geduld. Umso größer ist meine Sammelleidenschaft, weshalb ich anlässlich dieser Jubiläen meine Egotronic-Sammlung postete:


Ihr seht also, ich kann bei dieser Truppe gar nicht unvoreingenommen rezensieren. Dennoch muss ich zugeben - Stresz ist nicht mein Favorit und wahrscheinlich der erste Egotronic-Langspieler, der bei mir nicht in Dauerrotation laufen wird. Aufgrund der Entwicklung der letzten Alben war relativ vorhersehbar in welche Richtung sich Stresz entwickelt: Viel mehr back to the roots, also Chiptune-Synths, begleitet von Gitarre und Schlagzeug. Das gab es auf den letzten Alben zwar schon irgendwie, die neuen Songs sind aber sauberer produziert. Die Synths stehen hier deutlicher im Vordergrund, mehr Background-Vocals. Generell nehme ich Stresz sehr poppig wahr. Genau das missfällt mir an Stresz. Ich mochte Egotronic aggressiv, schreiend und hasserfüllt auf Nazis. Das fehlt auf dem Jubiläums-Album auch ein Stück weit thematisch. Torsun besingt sich auf Platte 10 hauptsächlich seine Liebe zur Impf- & Pharmaindustrie, seine Zweifel an der deutschen Polizei und die depressiven Phasen seines Privatlebens. Obwohl man sich ihrer Attitüde treu geblieben ist, spürt man einfach, dass der Kopf stets beim Doppel-Jubiläum war. Ich will das Album aber keineswegs schlecht reden. Es ist ein gutes Album, nur meinem Empfinden nach nicht das Beste. Glücklicherweise durfte ich Egotronic bereits live erleben (about:blank, Berlin). Vor Publikum gefielen mir die neuen Songs wirklich gut. Das mag paradox klingen, aber die Instrumente klingen viel präsenter und ungezähmter. Wer hätte gedacht, dass Egotronic mal zu einer richtigen Live-Band werden?



Wer Torsun kennt, der weiß, dass Egotronic niemals ohne die Einflüsse des Synthspoppers Andreas Doraus entstanden wäre. Spätestens seit der 10 Jahre Party, auf der auch Dorau spielte, sind die beiden gut miteinander befreundet. Deshalb hat er es sich nicht nehmen lassen und zwei Songs gefeatured. Jubiläen ist einer davon und obwohl er recht ruhig ist und zum Mitsingen animiert, ist er meiner Meinung nach der beste Song des Albums.


Parallel zu Stresz hat die Truppe als Egotronic Inch Punch eine Mini-EP Einzelkampf veröffentlicht. Sie ist schon etwas länger digital erhältlich, gab es aber auch limitiert im Bundle mit dem Album auf Vinyl.



So kurz wie die EP soll auch meine Review sein. 10 Songs. Keiner länger als 1 Minute. Garagen-Punk-Schlagzeug-Geknüppel. Torsun nimmt kein Blatt vor den Mund und haut einfach alles raus was ihn nervt. Synths sind hier nur Beiwerk. Das ist Punk!



Band: Egotronic

Titel/Release: Stresz & Einzelkampf

Label: Audiolith Rec.

Erscheinungsjahr: 2021

Genre: Electro, Garage, Punk

Links: Bandpage\\//Facebook\\//Audiolith Rec.


Spotify (Stresz) &
Spotify (Einzelkampf EP)
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Freitag, April 2

Inwiefern - Rendevouz mit der Realität



Kurzinfo:
Einfach Wahnsinn! Die Truppe Inwiefern droppt nach fast 4 Jahren endlich ihren dritten Longplayer. Doch bevor ich dazu etwas berichte, muss ich kurz noch Mal auf den Vorgänger zu sprechen kommen - Denn kein anderes Album hat mich die letzten Jahre so sehr begleitet wie "Irgendwas ist immer".
Ihr müsst wissen, dass ich das Album gerne auch noch heute ab und zu in voller Länge höre, weil hier einfach alles zusammen kommt was Punk braucht um geil zu sein - schnell, politisch, witzig, Bier. 
Denke ich an andere Punkrock-Bands, so muss ich mir zugestehen, dass mich oft nur die Songs mit diesem unverwechselbarem Nostalgie-Sound catchen. Ihr kennt das sicherlich. Auf Konzerten, sind das dann die Kracher, die erst ganz am Ende kommen... nach der dritten Zugabe. 
Das ist der Vorteil beim ganz natürlichen Sound von Inwiefern. Die Band klingt einfach immer nach Nostalgie, ohne dass es hier an politischen Statements fehlt. Das ist auch der Grund, warum ich mich so sehr auf das dritte Album-Release dieser Band freue. "Rendevouz mit der Realität" liefert einfach noch mehr Statements mit Nostalgie-Sound. Zwischen Jugendliebe und Tresengeschichten darf man sich auch auf saftige Nazi-Beleidigungen freuen. Mehr Punk geht eigentlich nicht.

Das Album erscheint am 28.05.2021 auf mintgrünes(!!!) Vinyl mit Download und auf CD bei Bakraufarfita Records.




Band: Inwiefern

Titel/Release: Rendevouz mit der Realität

Label: Bakraufarfita Records

Erscheinungsjahr: 2021

Genre: Deutschpunk

FFO: Knochenfabrik, Chefdenker, Supernichts

Links: Facebook

Buy Rendevouz mit der Realität LP

Montag, September 9

Egotronic - Ihr seid doch auch nicht besser



Wo sind all die Linksradikalen mit dem Schießgewehr
und wann schießen Sie auf Nazis? Schala oh yeah!


"Ist das der nächste geplante Terror-Akt dieser linksversifften Gewalttäter?" denkt sich womöglich der Großteil der sächsischen Bevölkerung nun. Die Aggression des neuen Egotronic-Longplayers Ihr seid doch auch nicht besser ist das mindeste was die braune Brut verdient. Er ist Sinnbild dessen, was hierzulande in der Politik richtig schief läuft. Medien und Verfassungsschutz schlüsseln die geheimen Aktivitäten rechter Strukturen Tag für Tag auf. So werden Waffendepots in Nazidörfern ausgehoben und bei Personen mit gutem Draht zu Politikern in AfD-Kreisen 'Todeslisten' sichergestellt - und trotzdem werden linke Aktivitäten zum lebensbedrohlichen Politikum in Deutschland gemacht. Ich persönlich verstehe gar nicht, wie das überhaupt verargumentiert werden kann. Für meine Person besteht nicht mal ein Hauch Zweifel an das durch und durch Kriminelle im rechten Spektrum. Genau so sehen das auch Egotronic und pfeffern vor Wut mit ihrer ersten Single Linksradikale so viel Dynamit auf die rechte Alltäglichkeit, dass das Album der Indizierung nur knapp entkam. Schade eigentlich, denn ein indiziertes Album einer Band, die das Fingerzeigen der Politiker und das Ermitteln der Verfassungsschutzes gegen Linke kritisiert, hätte die Platte auf so vielen Ebenen interessanter gemacht.


Grund genug also, dass mit Hundesohn und Der Bürgermeister zwei ganz bestimmte deutsche Politiker höchstpersönlich beleidigt werden müssen. Passend dazu, aber im gesamten Album präsent: Frontmann Torsun überlässt fast durchgängig seiner Band die Gesangspart und schreit fast durchgängig ins Mikro. So wird aus Garagenelektro wütender Punk, der durch verspielte Synths dann doch zum Tanzen animiert. Für die Fans liefern Egotronic quasi nur das beste ihrer bisherigen Musikkarriere und zaubern eine Mischung aus ihrem Erstling ...die richtige Einstellung und Keine Argumente!.
Die zweite Single Kantholz, zu der es auch schon ein Video gibt, steht für diesen speziellen Sound Parade und reitet geschickt zwischen Ehrlichkeit und Ironie.


Kantholz ist meiner Meinung nach einer der wichtigsten Songs des Album, weil er die braune Suppe mit seiner eigenen perfiden Denke konfrontiert. Deutlich sichtbar an den zahlreichen Hass-Kommentaren Rechter:


Alleine beim Kantholz-Video finden sich mehr als 1.000 rechte Kommentare. Jedes davon wurde im Schnitt 50 Mal geliked. Alleine gestern fand ich 200 Nutzerkommentare mit direkter Morddrohung oder antisemitischen Inhalten (Kein Screenshot davon, da heute bereits gelöscht. Danke Youtube!). Auch wenn dies kein Indiz für die Qualität des neuen Egotronic-Knallers ist, so zeigen die Zahlen doch deutlich die Verhältnisse in Deutschland und die Wichtigkeit des 9. Langspielers.

Wie es im Elektropunk und für Egotronic üblich ist, gibt es weiterhin wieder ein paar nette Feature-Gäste, eine Coverversion eines Punkrock-Kultsongs und noch so manch andere "Gemeinheiten", die dieses Album perfekt abrunden. Alles andere müsst ihr nun aber wirklich selbst herausfinden.


(- Demo-Version für die Antikörper Radiosession -)

Links zum kaufen und anteasern findet ihr alles auf der offiziellen Seite bei Audiolith.
Release ist schon dieser Freitag der 13te. Für Nazis ist dieser Tag der Horror.



Band: Egotronic

Titel/Release: Ihr seid doch auch nicht besser

Label: Audiolith Rec.

Erscheinungsjahr: 2019

Genre: Electro, Garage, Punk

Links: Bandpage\\//Facebook\\//Audiolith Rec.

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Dienstag, Juni 4

Gesplittet, Teil 17


Sickmark/Always Never Fun - Split-EP



Endlich mal wieder Nachschub aus dem AJZ Bielefeld, auch wenn dieses Split-Release schon ein Jahr auf dem Buckel hat. Gemeint sind hier natürlich Sickmark, die sich bereits mit ihrem 2013ner Debüt gekonnt vom Powerviolence-Mainstream absetzen konnten. Zu verdanken war das vor allem den unberechenbaren Störfaktoren, die sich immer mal wieder in das Gemenge zwischen des brodelnden Sludge und des noisigen Geballeres mogelten. Im Falle der hier vorliegenden Split sind das eben ungewohnt rhythmische - nunja - Fragmente, die Songs wie "Fuck This Unity", "Couch Kill Destroy" und "The Price To Pay" fast schon harmonisch ausklingen lassen, und ein free-jazziges Saxofon, das gelegentlich völlig schizophren dazwischen grätscht. Da haben sich die ehemals ¾-Hyëna doch tatsächlich nochmal selbst übertroffen.
Eingeleitet wird die Split von den wesentlich zu- wie eingänglicheren Always Never Fun, kurz ANF. Die vier Italiener starteten zum Release-Date auch bereits in das sechste Bandjahr, vorher wie nebenbei waren die Jungs aus Palermo bereits in etlichen anderen Kombos wie F.U.G., Popsters, Elopram, You Are The Problem und Cavernicular unterwegs. 
Die elf Songs auf der A-Seite fügen ihre Einflüsse aus Fastcore und Hardcore-Punk äußerst dynamisch und, für PV-Verhältnisse, fast schon zu harmonisch zusammen. Geht aber immerhin sofort in die Gliedmaßen über, die man für die B-Seite ohnehin nochmal neu sortieren muss.
Da ANF so viel Spaß am Splitten haben, ist für dieses Jahr bereits eine Split mit den Münsteraner Fastcore-Punks ill angekündigt.


Sickmark: Facebook\\//Bandcamp

ANF: Facebook\\//Bandcamp

DL & Buy "Sickmark/ANF Split-EP" A-Side & B-Side

Buy Here, Here & Here



Start A Fire/Lyvten - Im Himmel Fluchen Split-EP


Nach ihrem tollen Album "Schattenjagd", melden sich Start A Fire zwei Jahre später mit einem neuen Song zurück. Und wie! In "Sargträger" packen die Stuttgarter Po(esie-)st-Hardcoreler schonungslose Gesellschaftskritik in kunstvoll umschmeichelnde Verse, die vom Reibeisen-Schreigesang in eine Hit-verdächtige Melodie gepresst werden. Das eingestreute, melancholische Klavier unterstreicht dabei den anspruchsvollen Charakter des Quartetts, obwohl der Song mit dem wavigen Chorus im letzten Drittel schon fast in gothige Düsternis abtaucht.
Die Züricher Band Lyvten hat ebenfalls letztmalig im Jahr 2017 ein Album veröffentlicht, dass, genauso wie das ihrer schwäbischen Label-Kollegen und Tourpartner, über Twisted Chords erschien. Mit "Schmutz und Schminke" haut das Quartett einen gewohnt mitreißenden Punk-Party-Smasher raus, irgendwo in der Schnittmenge post-punkiger Duesenjaeger und Hardcore-lastigeren Disco//Oslo. Obwohl mich auch dieser Song mit seiner leicht verkopften und theatralischen Art an eine Light-Version von Boysetsfire denken lässt. Liegt vielleicht am Gesang...
Als digitalen Bonus zur schick aufgemachten 7inch, gibt's zwei Coversongs der jeweils anderen Band.

Start A Fire: Facebook\\//Bandcamp\\//Youtube\\//Myspace\\//Soundcloud\\//Instagram

Lyvten: Bandpage\\//Facebook\\//Bandcamp\\//Instagram\\//Soundcloud

Stream & Buy "Im Himmel Fluchen" Here & Here

Buy Here, Here, Here, Here & Here



Echelons (ex-Unable To Fully Embrace This Happiness)/Varicella Zoster - Split

Die musikalischen Wege der drei Klagenfurter Béla, Daniel und David kreutzen sich bereits in Gruppen wie Disclone, Matando Güeros, Hulk Hogan, John F. Cannibal und Bicycle Terror, doch erst mit Unable To Fully Embrace This Happiness hatten sie sich eine nennenswerte Fanbase in der österreichischen Untergrundszene erspielt. Ihr bis dato letztes Release, die Split mit ihren Grazer Screamo-Kollegen Varicella Zoster, offenbarte jedoch einen Wandel im Sound der Band, der sich aus neu einwirkende Einflüsse, die in einem 15-teiligen Post-Countdown auf der Facebook-Seite dokumentiert wurden, ergibt. Als Echelons huldigt das Trio seit Mitte 2018 also vor allem wegweisende Größen des 90er-Hardcores/Screamos und wirft dabei auch gerne mal einen nostalgischen Blick auf die nord-deutsche Hardcore-Bewegung dieser Dekade. Genauso sprungvoll gestalten sich auch die fünf Split-Song, die durch melancholische Skramz-Passagen und Emotive Hardcore gleiten und bis zum Emoviolence bersten. Das wäre an sich ein routinierter Mix, wie er auch in der Gegenwart vielfach anzutreffen ist. Doch durch die melodisch-druckvolle Gitarrenarbeit, die vielleicht als markantester Unterschied zu ihrem Lo-Fi-igen Alter Ego ausgemacht werden kann, bleiben Echelons Songs auch nachhaltig im Ohr hängen.
Varicella Zoster, benannt nach dem Gürtelrose und Windpocken verursachenden DNA-Virus, sind mit ihren fünf Songs mehr im Emocore zu verorten. Zwar schüttelt auch dieses österreichische Quintett so manche treibende Melodie unbeschwert aus dem Ärmel, die sich auch hervorragend für die mittelgroße Festival-Bühne eignen würden. Die sympathische DIY-Produktion, die den kratzigen und manchmal leicht schrägen Gitarren einen 90er-Underground-Charme überstreift, zieht die Band aber doch wieder zurück in die Kellergewölbe.
Split-Tape erschien über Hardcore For The Losers.

Echelons: Facebook\\//Bandcamp

Varicella Zoster: Facebook

DL "Echelons/Varicella Zoster - Split" A-Side & B-Side

Buy Here



Cut/Empty. - 2 Split-Tape


Wer eine Bachelor-Arbeit über "Die Ästhetik des DOOM" schreibt und damit sogar als Referenz für einschlägige Wiki-Einträge herhält, der sollte mit seiner Band schon ordentlich abliefern können. Hinter der Bonner Band Cut verbirgt sich nicht nur der They Call Us Weak-Drummer Claus, sondern auch Arne Ebner, der seine Interpretation der Wall Of Sound bereits in der 80er-Metal-Hommage-Band Way Of The Fist und im Torche huldigenden Doom-Stoner-Sludge seines Projektes WALL auslebte, sie bis in den Synth-Metal von WAVES transferierte und schließlich auch im "Messer-Core" von Cut zum wesentlichen Merkmal deklariert.
Für das 2016er Split-Tape mit Empty. kamen drei Songs zustande, die in ihrer düster-groovenden Art wieder mehr in Richtung WALL schielen, durch den verhallten Schreigesang aber auch gut und gerne als eine Stoner-rockende Variante von Atari Teenage Riot durchgehen könnten. Das ist schon ein ziemlich fetter und tanzbarer Sound, inmitten dessen der Gedanke an ein Queen-Cover sowohl passend wie auch abschreckend daher kommt. Was Cut allerdings aus "Who Wants To Live Forever" machen, muss mensch einfach mal gehört haben.
Die knapp elf-minütige B-Seite des Split-Tapes bekleiden die Bergkamener Empty. mit ihrem Downtempo-Black-Metal-Crust. Dieser fällt zwar im direkten Vergleich mit ihren Split-Partnern weniger groovig aus, breitet dafür aber seinen Sound über einen düster-schrammeligen Teppich aus, der von noisigen wie unerwarteten (vor allem in "Alle Kauen Keiner Isst") Querschlägern aus der Routine gebracht wird. Und wie das nunmal so bei uns ist, wenn wir (weiter) zurückliegende Releases besprechen, hat sich inzwischen auch bei dem nordrhein-westfälischen Quartett so einiges getan. Hier ein kurzer Abriss: 2012 aus der Asche von Jigsaw Uncomplied (später Plagueis) als Empty On The Inside gegründet; 2014 einige Besetzungswechsel; 2015 Umbenennung in Empty. - aus Gründen; 2017 Schluss und Flucht in neue Projekte. Wisst ihr Bescheid.

Cut: Facebook\\//Bandcamp

Empty.: Facebook\\//Bandcamp\\//Instagram\\//Bigcartel\\//Youtube

DL "2" Here & Here


Sonntag, Mai 12

Platte des Monats 05/2019: Choir Boys - III



Kurzinfo:

Sie posten EP's auf Bandcamp, deren Songs vielleicht irgendwann mal geschrieben werden und wer der Band eine 4-Way-Split abkaufen will, landet am Merch-Tisch und bekommt einen Schal (!!!) vorgehalten. Wer die Choir Boys seit ihrer Gründung 2015 auf dem Merkzettel zu stehen hat, brauchte bislang einen langen und strapazierfähigen Geduldsfaden. Nun, im Jahr 2019, gibt es auch endlich das erste offizielle Release, das chronologisch richtig zur divergenten Zahlenfolge der Schein-Veröffentlichungen konsequenter Weise mit "III" betitelt wurde.
Ich will mal behaupten, dass sich das Warten für musikalische Anarchisten definitiv gelohnt hat, denn die sechs Songs ihres Debüts sind ein ausgelassener Reigen durch sämtliche Freidenker-Stile des Hardcore-Punks. Und so scheint es zunächst, als würde der erst twängige und dann ins rockige Solo übergehende Opener "Diary Of A Teenage Smoker" die Bühne für die ganz große Stadionhymne vorbereiten. Stattdessen formen aggressive Riffs und Blastbeats den Song zu einem grindigen Blizzard, inmitten dessen zwei Galle-speiende Vocalisten aneinander geraten, fast so, als würden Eric Wood und Justin Pearson hier einen handfesten Genre-Streit austragen wollen.
Das new-schoolige "Das Weiße Gold" lädt danach unvermittelt ins Moshpit ein zum kompromisslosen Ellenbogen- und Schuhsohlenaustausch. "Wake Me Up Before You Gogh-Gogh" und "Lied 4" krempeln die Chronologie des Openers um und lassen nach einigen Beatdown- und Grindmetzeleien durchaus melodisch-rockige Hooklines in den Vordergrund treten. Das kann bisweilen sogar an den eigenwilligen Brachial-Stadionrock-Mix der ersten Kvelertak-Alben erinnern, nur, dass die Choir Boys eben tief im Hardcore-Punk verwurzelt sind und vor allem wegen des unentwegt räudigen Gebrülls die dunklen Kellergewölbe nie so wirklich verlassen.
Nicht nur aufgrund des Break-verliebten "50m Keta", sonder auch wegen des divergend-polyfonen Geschreies, erhalten die Songs gar eine leicht chaotische Note. Im alles ausschöpfenden und vielleicht etwas zum 80er-Jahre-Metal schielenden Closer "Zur Rhytmizität/...", darf sich dann scheinbar nochmal jeder ein Mikro krallen, der nach acht Bier noch halbwegs geradeaus singen kann. 


Band: Choir Boys

Titel/Release: III/EP (Tape; Digital)

Label: DIY / Interceptor Editions, Z&K

Erscheinungsjahr: 2019

Genre: Hardcore, Punk, Trash, Noise, Chaoscore

FFO: Fabrik Fabrik, Lasershark, Retox

Links: Facebook\\//Instagram\\//Bandcamp




DL "III"

Buy Tape via PM on FB or Mail to: choirboys@ilovecheesypoofs.com

Donnerstag, Mai 9

Zwist - Gesammelte Werke



Kurzinfo:

Na wenn das mal nicht nach anstrengender Prosa im musikalischen Mantel klingt. Da schießen mir doch glatt die einstigen Poesie-Coreler JTZT durch den Kopf. Auch Zwist schlagen ihr Zelt auf dem vielbeackerten Feld des 90er-Screamos auf. Und obwohl sich die Songs ihrer Debüt-EP "Gesammelte Werke" überwiegend durch monoton-mäandernde und lose Strukturen schlängeln und dadurch einen avantgardistischen Anstrich erhalten, bleiben sie stets innerhalb ihrer Genre-Grenzen. So fällt der Opener "Idolsgefrase" nocht recht ungestüm mit der Tür ins Haus, ändert aber schon bald und, angesichts der vom EP-Titel heraufbeschwörten Erwartungshaltung, nicht ganz unerwartet seine Richtung hin zu einer Art dezent umrahmten Poetry-Slam-Post-Punk. Das folgende "Teilnehmerurkunde" hingegen gleitet auf einer eingängigen Melodie, die vom heiseren Schreigesang ordentlich aufgerauht wird. Und während das mathig-vertrackte "Gut liegt's sich im Stempelkissen" und der schrammelige Closer "Wilhelmstein/Hör bloß nicht auf zu rauchen" nochmal für etwas Fahrtwind sorgen, zergeht "Sonderbonbon" fast schon anmutig in jazzigem Geplänkel.
Das Berliner Schlagzeug-Gitarre-Duo reizt seine Möglichkeiten voll aus und kreiert auf seinem Debüt zweifelsohne einen interessanten Sound, der auf Gesamtlänge aber auch anstrengend sein kann und an einigen Stellen vielleicht etwas zu provoziert wirkt.

Band: Zwist

Titel/Release: Gesammelte Werke/EP (Tape; Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2019

Genre: Screamo, Emo, (Post-)Punk

FFO: JTZT, Kaywinnet, Lilith

Links: Facebook\\//Instagram\\//Bandcamp




DL "Gesammelte Werke"

Buy Tape via PM on FB or Mail to: zwistpunk@gmx.de



Samstag, April 13

Die Bandcamp-Punks Vol. 32

Krank - Heizungskeller Demo EP


Bereits vor der "Mausetot EP" war klar, dass das seit Gründung ohnehin sehr aufgelockerte Bandkonstrukt hinter Krank allmählich anfängt zu zerbröseln. Und so sind auf der "Heizungskeller Demo EP" von ursprünglich vier Fest- und sechs Teilzeitangestellten eben nur noch zwei übrig geblieben. Somit gehen Ol' Dirty Stulle und Tausendsassa Joao Azevedo (u. A. AAS, As A Dagger, Raiva), ob bewusst oder aus der Not heraus, eben den Schritt zurück zu den Wurzeln. Das "Heizungskeller Demo" besticht vor allem durch seine Roughness, womit der Sound der Hamburger Band ein Stück weit weg vom eigens kreierten Stil Krankpunk hin zum Hardcore-Punk rückt, was dem angepissten Kreischgesang und den zynischen Lyrics durchaus gut zu Gesichte steht. Songs wie der Opener, "Flaggen auf Balkonien", "Hexenjagd" oder "David und Gomorrha" preschen irgendwo zwischen kratziger Proberraum- und chaotischer Garagenästhetik hin und her, während "Haller Wolf", das aggressiv-treibende "Acheron" oder "Stehende Ovationen" durchaus melodische Aspekte in den Vordergrund heben. Alles in Allem speit das Duo mit ihren neun Demo-Songs aber eine Menge Wut und Rotz aus, die auch als Antithese gegen den ganzen aufpolierten und kommerziellen Mainstream-Müll verstanden werden kann, der sich da Hardcore-Punk schimpft.



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No Sugar - Wasting Time w/ Rock'n'Roll

Bandpage\\//Instagram
Der vielfältige Norden Deutschlands hat in den letzten Jahrzehnten sicherlich einige musikalische Meilensteine gesetzt, angefangen von der altehrwürdigen Hamburger Schule, über die Northcore-Bewegung, bis hin zum massentauglichen Post-Punk aus Flensburg. Auf der Suche nach Pop-Punk wurde ich zumeist eher im Westen oder Süden fündig, was sich mit dem Debüt-Release der Band No Sugar nun aber ändern sollte. Was, bitte schön, ist das denn für ein Debüt?! Weit weg von der nordischen Sperrigkeit und hin zum infizierenden Gute-Laune-3-Akkorde-Punk'n'Roll, der mit dem Opener "Peanut Butter Sandwich" auch gleich mal sämtliche Berührungsängste unter viel ausgelassener Spielfreude begräbt. Im folgenden "Wasting Time" gesellt sich zur melodischen Eingängigkeit noch etwas Midwest-Melancholie, während "People Like You" wesentlich schrammeliger durch die Garage fegt. 
Entgegen dem Bandnamen, ist "Wasting Time w/ Rock'n'Roll" eine recht harmonische und zugängliche EP geworden, die von ehemaligen Stumbling Pins-, No Weather Talks- und Plastic Propaganda-Mitgliedern fast schon routiniert in Szene gesetzt wurde. Ich hoffe, da kommt noch mehr!

DL "Wasting Time w/ Rock'n'Roll" Here & Here

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Miztake -  Augen Auf!

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Miztake vereinen auf ihrem zweiten Release "Augen Auf!" eine Menge Rockgöhren- und Riot Grrrl-Mentalität und packen diese in elf eingängige Songs, die nur selten die Komfortzone des Deutschpunks verlassen. Das passt soweit, denn wer direkte Ansagen macht, braucht auch einen glaubwürdigen Sound. Und so schrammeln sich die vier Mädels und der Kerl auf "Augen Auf!" einen Ohrwurm nach dem anderen von der Seele, von denen zunächst die von Oh-Oh-Chören begleiteten "Sinnlos Krieg" und "Circus" im Ohr hängen bleiben. Vor allem ab der Hälfte des Albums, variieren die Songs dann doch etwas und wagen den einen oder anderen düsteren Ausflug in den Hardcore-Punk oder Alternative.
Über die Band selbst könnt ihr euch die CD bestellen. Wer zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen möchte, holt sich das Split-Tape mit den asseligeren Don Kanaille, das die jeweiligen Alben "Augen Auf!" und "Zeitgeist" auf einem Release vereint.

DL "Augen Auf!" Here & Here

Buy Here, Here, Here, Here & Here



Loeschen - Loeschen


Wieder so eine Band, bei der mensch sich auf der Suche nach Informationen so richtig anstrengen muss - und letztendlich genauso schlau ist wie vorher. Verzichten wir also auf musikalisches Hintergrundwissen und lassen stattdessen die Musik sprechen. Die klingt zunächst genau so, wie mensch sich eine Band vorstellen könnte, die das Vinyl-Release ihres Debüt-Albums in die Hände zweier Labels legt, die sich Rinderwahn Records und Abfall Records nennen.
Herrlich räudiges Gebrülle, während sich die Gitarren darunter zur melodischen Ekstase schrammeln und gniedeln. Auf ihrem selbstbetitelten Album hetzt die Züricher Band Loeschen aggressiv durch den Hardcore-Punk und schrammt dabei etwas am Crust und D-Beat entlang. Die Labels meinen darin eine Menge 80er-Jahre Deutschpunk zu erkennen, was anhand von Songs wie "Raus", "Kein Schritt weiter" oder "Zimmer 11" sicherlich nur schwer zu verneinen ist. Ich meine, auch einen leicht-skandinavischen Anstrich wahrnehmen zu können, aber was weiß ich schon. Äußerst sympathisch bei dem (vermutlichen) Debüt des Quintetts: ich hätte nie gedacht, dass Schweitzer-Deutsch so gefährlich klingen kann, denn Loeschen vermitteln in ihren elf Songs mehr düstere Tristesse, denn Hoffnungsschimmer.


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Huhn - Wir gehen zwar schwer auf die 40 zu, sind aber geistig noch sehr flexibel


Tja, von bislang  ziemlich ernst zu nehmenden Bands, kommen wir nun zu Huhn. Auch die Bonner Band versteht es meisterlich sich in den Unweiten des www. zu verstecken. Vielleicht ist das aber auch ganz gut so, denn musikalisch klingt ihre Debüt-EP "Wir gehen zwar schwer auf die 40 zu, sind aber geistig noch sehr flexibel" entgegen dem Titel eher danach, als hätte ein Rudel Mittvierziger infolge der Midlife Crisis einen ordentlichen Dachschaden davon getragen. So kündigt sich die Band im Opener "Wir sind Huhn!" mit reichlich NDH im Rücken erstmal standesgemäß selbst an. Das folgende "Rita" trudelt songwriter-balladesk ein und offenbart mit dem nicht ganz unerwartetem Beatdown auch schon die schlimmsten Befürchtungen: das ist Comedy-Core, irgendwo im Abgrund zwischen Knorkator und J.B.O.

Stream & Buy Digitally "Wir gehen zwar schwer auf die 40 zu, sind aber geistig noch sehr flexibel"



Metropolis - Mit der Weitsicht eines Maulwurfs

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Auch - oder eben vor allem - im Auenland der Republik, dem Saarland, sind kleine Bands auf die Initiative ehrenamtlicher Helfer und Organisationen angewiesen, um überhaupt mal einen Fuß auf irgendeine Kleinbühne zu bekommen. Das ist momentan vielleicht noch weit weg von dem, was man ein gut verstricktes Netzwerk nennt. Allein hinter der Saarbrückener Band Metropolis verbergen sich engagierte Musiker, die nebenher noch in anderen Projekten aushelfen (z. B. Third Eye Tear), Festivals auf die Beine stellen (At The Gates Of Dawn), auf Internetradio machen (ByteFM) und als DIY-Kollektiv dem kommerziellen Ticketwucher den Kampf ansagen (Haifischblut Collective). Und so negativ behaftet der Begriff mittlerweile auch sein mag, genau diesen Ehrgeiz hört man dem Studentenpunk von Metropolis auch irgendwie an. Die vier Songs auf der Debüt- und seit 2014 auch einzigen EP "Mit der Weitsicht eines Maulwurfs", atmen eine Menge nordische Hafenluft ein und würden sich gut im Backkatalog von Lala Schallplatten ab annis 2009 einfügen. Immerhin wurde die EP in den dortigen Studios von Tobi Streng und Magnus Wichmann abgemischt und gemastert, während sich David Saia (Maskros) um die Aufnahme kümmerte. Gute Prominenz für die nicht immer ganz so einfache Unterhaltung also, die auf "Mit der Weitsicht eines Maulwurfs" durch schrammeligen Indie- und melancholischen Emo-Punk begleitet.

DL & Buy "Mit der Weitsicht eines Maulwurfs"



Scheisse Gefährlich - Ich/Wir. Was macht das für ein Unterschied

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Zweites Album des Berliner Duos um ex-Ein Gutes Pferd-Sänger und Polytox-Schlaumeier-Punk Aaron Ruck und dessen Schlagzeuger-Kumpel Torpedo Knarxs. "Ich/Wir. Was macht das für ein Unterschied" ist, abgesehen vom Grammatikfehler im Titel, ein weitaus ausgereifteres Werk geworden, als sein Vorgänger, denn zumindest wurde das verzerrt-verhallte, megafonartige Geschreie auf einen erträglichen Pegel frequentiert. Die zwölf Songs bewegen sich natürlich immer noch im Spannungsfeld zwischen (Hardcore-)Punk und Garage, denen im Rahmen der überschaubaren Besetzung ein ordentlicher Lo-Fi-Charakter anhaftet. Dennoch haben sich die zwei auch diesmal wieder einige nette Gimmicks einfallen lassen, um dem Album die nötige Prise anarchistischen Avantgardismus zu verleihen, so wie die frivol-springenden Keys in "Eskalation", der Western-Twang in "Fehlzündung" oder die Bongo-Claps in "Richtig Heftig Afrika Geil".
Ansonsten gibt es neben den Ohrwürmern "Warum ist mein Leben eigentlich so krass" und dem bereits erwähnten "Eskalation", eine Menge Deutschpunk-affinen Zynis- und Sarkasmus, der sich durchaus hören lassen kann.
Bislang ist Album #2 nur digital erschienen. Über unser Lieblings-Tape-Label Uga Uga Tapes soll Mitte des Jahres aber noch eine Kassetten-Version nachgelegt werden.

DL "Ich/Wir. Was macht das für ein Unterschied"



Bitter - Engstirnig Festgefahren Neidisch

Bandcamp
Und wo wir schon mal bei Uga Uga Tapes sind ... als Bitter hat der ex-Inside Job-Sänger und Scheisze Fanzine-Kolumnist Hagi Eremit über das Hamburger Label sein erstes physikalisches Release in Form eines knallbunten Tapes veröffentlicht. Und weil das eben so ein heißer Scheisz ist, sind die auch schon alle wieder weg. Auf der EP "Engstirnig Festgefahren Neidisch" gibt es sieben Songs auf die Ohren, von denen drei bereits ein Jahr zuvor als Demo-Versionen auf Bandcamp erschienen. Irgendwo zwischen trashigem Garage, Schweinerock, Deutsch- und Rotz-Punk, zerlegt der Hamburger das Spießbürgertum in seine fast schon wieder situationskomischen Facetten. Mit der Sprache des Pöbels, mit der er sich nicht unnötig lange bei der Suche nach adäquaten Reimwörtern festbeißt, und einer Stimme, an der scheinbar schon einige Zigarettenstummel und Bierdosen entlang geschabt sind, wandern die Songs recht eingängig ins Ohr, allen voran der Ohrwurm-Opener "Dumme Sau", das mit harmonischen Keys etwas aus der Reihe tanzende "Berufsberater" und der Closer "Langeweile (You Bore Me Out, Baby)", der mittendrin mal kurz mit einer fröhlichen, indie-esken Gitarren-Hook ausreißt. Ein knallbuntes und äußerst zu empfehlendes Debüt eben.

DL "Engstirnig Festgefahren Neidisch" Here & Here



Maulgruppe - Tiere in Tschernobyl

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Nach seinem Hörspiel-Ausflug hat Jens Rachut mal wieder ordentlich Mauljucken bekommen und dafür eine weitere Kapelle mit namenhaften Musikern aus der Untergrundszene gegründet. Für seine Maulgruppe suchte der gebürtige Hamburger diesmal vor allem im Noise-Punk-Sektor nach den passenden Mitstreitern und wurde schließlich bei Bands wie Ten Volt Shock, KURT und Yass fündig. Und so ist es vor allem Rachut's verachtender, Galle spuckender Post-Punk-Gesang und Yass' treibender Elektro-Punk, die das Debüt-Album "Tiere in Tschernobyl" im Einklang zu einem zeitlosen und aggressiven wie tanzbaren Punkgenuss formen. Auch wenn das zumindest theoretisch die Nähe zu seinem vorherigen Projekt Alte Sau sucht, gelingt es dem Trio hier gemeinsam neue Wege zu beschreiten.

Stream & Buy Digitally "Tiere in Tschernobyl"

Buy Here, Here & Here



In der Kürze liegt die Würze


Thor Steinmeier - Ein Witz

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Hier braut sich was ganz Großes zusammen. Der Bijou Igitt-Hannes brauchte wohl mal etwas Abstand vom Mecker-Post-Punk seiner Hauptband und stürzte sich Fuß über Arsch in dieses trashige Elektro-Punk-Geballere. Ein Song, "Ein Witz". 

DL Song "Ein Witz"


Donnerstag, April 4

Inspector Bowser & Die Dildofee - Bumsical



Kurzinfo:

Darauf hat die Musikwelt gewartet: ein waschechtes Punk-Musical oder wie im hier vorliegenden Fall, ein "trashiges Punk-Bumsical". Was soll auch anderes bei rumkommen, wenn in einer illustren Runde von trinkfesten Gleichgesinnten eine derartige Idee unerwartet in den Raum platzt und im folgenden, berauschenden Brainstorming erste konkrete Züge annimmt?!
Letztendlich war es Ing Ferno, den man in den letzten Jahren durchaus schonmal mit seinem Projekt Lesbian Rank Ingferno an irgendeiner Stuttgarter Straßenecke unbewusst wahrgenommen haben könnte, der den Stein ins Rollen brachte und für seine Inszenierung ein paar namenhafte Szene-Musiker_innen zusammen brachte, darunter auch Chris Der Berg, der scheinbar mal wieder etwas Abwechslung von seinen Projekten Helmut Cool, Planet Watson, Bastard Royalty, Accion Mutante und WarsaW brauchte.
Unter dem Kollektivtitel Inspector Bowser & Die Dildofee lässt Ing Ferno nun also seinen Kindheitstraum wahr werden. Die Geschichte (><>>ACHTUNG: SPOILER-ALARM<<><):
Die Beziehung von Dirndl und Horsten steht unter keinem guten Stern. Um den alltäglichen Hausarbeiten und gemeinsamen Freizeitaktivitäten aus dem Weg zu gehen, ist Horsten um keine Ausrede verlegen. Schließlich trifft er eine folgenschwere Entscheidung: er geht sich betrinken und lässt die unerfüllte Dirndl allein in der Wohnung zurück. Diese findet zunächst recht schnell ein für sie passendes und abendfüllendes Programm: "Dann mach ich's mir eben allein gemütlich....ich mach's mir allein.". Doch dazu muss erst einmal ein neues Spielzeug her, das im Rahmen einer kurzfristig anberaumten Dildo-Party schließlich ausfindig gemacht werden soll.
Am nächsten Morgen wird Dirndl tot aufgefunden, Inspector Bowser nimmt sich der Sache an. Die Ursache ist schnell gefunden und nach ein paar ermittlungstechnischen Sackgassen, offenbaren sich ihm schon bald die niederträchtigen Umstände und widerlichen Fratzen dieses grausamen Verbrechens. Einen schier übernatürlichen und -mächtigen Gegner gegenüber stehend, bleibt Bowser nur eine Möglichkeit: er muss irgendwie an einen Zeitreise-Dildo kommen!

Das "Bumsical" umfasst 23 Chapter, inklusive frivolem Intro- und Abschlusslied, in dem nochmal alle Protagonisten die musikalische Bühne betreten. Dazwischen wechseln sich zu gleichen Teilen Hörspiel-Passagen und dazu aufbauende Songs in der Schnittmenge von Deutschpunk und Ska ab, die aufgrund der 7-köpfigen Crew ein kurzweiliges Punk-Vergnügen der etwas anderen Art bieten.

Band: Inspector Bowser & Die Dildofee

Titel/Release: Bumsical/Album (200x CD in Cardboard; Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2019

Genre: Deutschpunk, Punk, Ska, Hörspiel, Musical

FFO: Deutschpunk & Musicals & Hörspiele

Links: Facebook




Stream & Buy Digitally "Bumsical"

Buy CD via PM on Facebook or Mail to: dildofee@hotmail.com


Donnerstag, März 21

Miami Death 2 - Miami Death 2 EP



Kurzinfo:

Hat es dem Druckwelle-Benny etwa ordentlich in den Fingern gejuckt oder war es mal wieder an der Zeit, gewaltig Druck über die Gesamtscheiße abzulassen? Der ex-Rant- und Voyta-Sänger hat sich jedenfalls mit vier anderen bekannten Gesichtern aus dem Leipziger Bandsalat (u. A. Chevin, Robert Paulson, Choir Boys) zusammen getan und unter dem schönen Namen Miami Death 2 (wahlweise auch Miami Death II) kürzlich eine EP veröffentlicht. Und die bietet der geneigten Hörerschaft in ihren nicht mal acht Minuten Spielzeit sämtliche Facetten des gestörten Musikgeschmacks. Angefangen vom harsh-noisig übersteuerten Opener "Strange Presents", dem Powerviolence-Freakout im folgenden "Leberglühen", bis hin zum grindigen Blastbeat-Gehämmere in "Beerdigt Alle", die allesamt ihren nervenfleddernden Höhepunkt im sich quälenden Gesang und dem asozialen Gegrowle finden. Das alles eingefangen in einer herrlich finsteren und gammeligen DIY-Produktion, die vor allem den (Hardcore-)Punk-Gedanken in den rhythmischen "Ruhephasen" der Band unterstreicht, wie etwa in "Food Play" oder "The Ballad Of MDII".

Eigentlich sollte dieses herzliche Stück Musik pünktlich zum Valentinstag auch als CD- und Tape-Version erscheinen. Eigentlich... . Musste ich meiner Freundin halt doch eine Bruno Mars CD schenken.


Band: Miami Death 2

Titel/Release: Miami Death 2/EP (Digital; CD's und Tapes in Planung)

Label: DIY/Bandcamp, Colossus Tapes, Gafas del Rigor Cassettes (evtl. CD)

Erscheinungsjahr: 2019

Genre: Powerviolence, Grindcore, Punk, Harsh Noise

FFO: Infest, Get Worse, Extinct!

Links: Youtube\\//Instagram




DL "Miami Death 2"

Buy Tape

Montag, März 18

Lypurá - b́



Kurzinfo:

Nach einem kurzen Winterschlaf melden sich Lypurá mit zwei neuen Songs zurück. Mit dem Titel "b́" schmiegt sich die bislang nur digital erschienene EP nicht nur namentlich an das vorangegangene Debüt-Album "á" an. Das äußerst bedächtig einklingende "Behind All These Walls And Above My Head" und das schwerelos vor sich hin treibende "...There Is Nothing But Torment", hätten ebenso ihren Platz im atmosphärischen Mittelteil des Longplayers einnehmen können. Das Karlsruher Trio vereint diese beiden Songs stattdessen lieber zu einem eigenen gefühlvollen, wengleich lyrisch-tristen und schier emotional-klaustrophobischen Soundtrack, der sich sowohl mit den Songtiteln als auch musikalisch zu einem konzeptionellen Kleinod formt.
Fährt der Opener zumindest über kurze Phasen aus seiner melancholischen Haut und verliert sich mit schwelgerischen Delay-Gitarren schlussendlich im Post-Rock, gestaltet sich das abschließende Stück mit sanften Pianoklängen und minimalistischer Instrumentierung zu einem plätscherndem Outro.

Aufgenommen wurde jeweils im Januar 2018 und '19, in Form gebracht hat es diesmal komplett allein David Saia (Maskros).
Über der bandeigenen Bandcamp-Seite, gibt's die knapp 6 ½-kurze Konzept-EP gegen Spende. Für die Streaming-Vielfalt (Spotify & Co.) sorgt das benachbarte Label Twisted Chords.
 

Band: Lypurá

Titel/Release: b́ / EP (Digital)

Label: Twisted Cords

Erscheinungsjahr: 2019

Genre: Screamo, Emo, Punk, Post-Hardcore, Post-Rock

FFO: Yaphet Kotto, ...Who Calls So Loud, ...And Its Name Was Epyon

Links: Facebook\\//Bandcamp\\//Soundcloud\\//Youtube




DL"b́" EP



Mittwoch, März 6

Seax - No Sugar EP



Kurzinfo:

Es war wieder eine dieser unerwarteten Hiobsbotschaften, als sich die Cold Kids im letzten Jahr auflösten, keine fünf Monate nach der Veröffentlichung ihres starken Debüt-Albums. Diese eingängig-tollen Melodien, überzogen mit einer Outlaw-Mentalität und dezenten Laser-Einschüben, dazu diese verruchte Stimme, die einen glatt mal 30 Jahre zurück wirft. Aber gut, leider hatte ich es zum damaligen Zeitpunkt versäumt, zum Album Stellung zu beziehen und an dieser Stelle ist es sicherlich nicht angebracht. Warum ich all das trotzdem erwähne? Ohne Laserschwert und Sänger Hobel, dafür mit neuer Frontfrau, haben die ex-Cold Kids Volvo, Winkler und Brille bereits ein Folge-Projekt am Start, das mit "No Sugar" auch gleich ein erstes Ausrufezeichen setzt. Und vielleicht braucht es da auch erstmal einen Song wie "No Compliments", in dem es heißt: "I'm not a target just by going outside", um mit der Vergangenheit abzuschließen und in ein neues Kapitel zu starten. Recht wüst, kompromisslos und unmissverständlich wird hier eine klare Linie gezogen. Das lyrisch triste "Aspirations" rollt da schon auf wesentlich ebeneren Wegen gen Garage und heizt zum Ende hin mit ordentlich Riot Grrrl-Attitüde ein. Im spielfreudigen "Yin and Yang" und vor allem im melodischen Höhe- und gleichzeitigen Schlusspunkt "Sadness", offenbaren Seax aber auch ihre Versiertheit und Affinität zum melodischen Punkrock.
Das ist alles noch ein wenig auf Sparflamme getrimmt und es bleibt auch sicherlich abzuwarten, wohin sich die Band mit ihren nächsten Releases, die da noch hoffentlich folgen werden, entwickeln wird. Ihre Bandbreite haben sie mit "No Sugar" jedenfalls schon mal eindrucksvoll unter Beweis gestellt.


Band: Seax

Titel/Release: No Sugar/EP (Digital, Tapes in Planung)

Label: DIY/Bandcamp (Tapes out in May '19 via Twisted Chords)

Erscheinungsjahr: 2019

Genre: Post-Punk, Punk, Riot Grrrl

FFO: Au Pairs, Dead Cult, Bikini Kill, Belgrado

Links: Bandpage




Stream & Buy Digitally "No Sugar"


Samstag, Februar 16

Die Bandcamp-Punks Vol. 31

Bruised Willies - Dark Humour



Die Südost-asiatische Insel-Kette war für mich in musikalischer Hinsicht bislang nicht sonderlich interessant, mit Ausnahme des malaiischen Labels Utarid Tapes natürlich, das aufgrund gemeinsamer musikalischer Interessen kontinuierliche Beziehungen auch zu deutschen Labels pflegt (u. A. Time As A Color, Moment Of Collapse). Bruised Willies haben damit direkt erstmal recht wenig zu tun, fördern mit ihrer dritten EP nun aber auch schon über zwei Releases die deutsch-asiatische Freundschaft. Wie zuvor schon "John Malkovich Was Great As John Malkovich In Being John Malkovich", erscheint auch "Dark Humour" als Co-Release der Labels Dangerous Goods und Dingleberry Records. Und wie bereits Bandname und Titel der Vorgänger-EP zeigen, erweisen sich die drei Singapurer als wahre Cineasten, was auch auf der neuen EP in Form von schwarz-humorigen Zitaten aus Filmen wie "Grosse Point Blank", "7 Psychos" oder "Kiss Kiss Bang Bang" zum Ausdruck kommt. Musikalisch bewegen sich Bruised Willies ziemlich straight zwischen Emo, Punk, Alternative und Post-Grunge mit ganz viel Pop-Punk-Affinität. Das ist zwar nichts Neues und erinnert ungeniert an Größen wie Citizen und Cloud Nothings oder auch Vertreter hierzulande (Pool Rules, Oat), bringt aber eine Menge Spaß mit. Und eben das, ist auch das erklärte Ziel dieser Spaßtruppe aus Szene-bekannten Musikern von Bands wie The Caulfield Cult, To Hell With You und Abolition A.D.. Nicht mehr und nicht weniger.


DL "Dark Humour"

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Disgusting News - Demo

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Auf wesentlich pissigeren, aber keineswegs melodieärmeren Pfaden wandelt die Band Disgusting News, die im Sommer dieses Jahres mit ihrer Demo-EP debütierte, deren Sound der dunklen Jahreszeit aber irgendwie besser zu Gesicht steht. Die Band aus Bielefeld, die sich den Drummer mit der noisigen Hardcore-Punk-Band Phantom Pain teilt, vermittelt vor allem lyrisch viel aggressive Anti-Haltung, die sicher auch im ortsansässigen AJZ viel Anklang finden dürfte. Dazu ein herrlich manisch-wirbelndes Schlagzeug, in die Prärie galoppierende, dreckige Gitarren und eine Sängerin, die echauffiert Gift und Galle spuckt und dabei gelegentlich Rückendeckung ihrer nicht weniger angepissten männlichen Kollegen erhält. So und nicht anders, sollte Punk klingen, der ernst genommen werden will.
Mit Hilfe von No Firecracker, Please, veröffentlichte das nordrhein-westfälische Quartett sein Demo auf Tape. 

DL "Demo" Here & Here

Buy Tape via PM on FB



Lunch Break - Demo 2018


Herrlich angespisst klingt auch der heisere Schreihals hinter dem Mikro von Lunch Break. Das Berliner Trio, dem zwei ex-Sleep Routines angehören, spielt rotzig-schnellen Hardcore-Punk mit einem Hauch von D-Beat und Crust, der mich vor allem in den rockig-überschäumenden, melodischen Parts wie in "Wrongnorw", "Radar Love II" und "Solving Strategies" an die dänischen Crust-Punks Parasight erinnert. Übrigens genauso eilig scheinen es die drei Hauptstädter auch zu haben, die die neun Songs ihres Debüt-Demos in der gleichen Zeit über die Bühne bringen, wie oben genannte Disgusting News die sechs ihres eigenen. Und die lagen mit knapp 9 ½ Minuten schon gut in der Zeit. 
Bis auf den PWYW-Download auf Bandcamp, sind derzeit nicht wirklich viele Infos über Lunch Break im Netz zu finden. Aber sowohl das kultige Cover (ich liebe diese verdammte Frühstück-Szene) als auch der kurze musikalische Amoklauf, hätten zumindest ein Tape-Release mehr als verdient.

DL "Demo 2018"



Bomb Out - Bomb Out

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Dritte EP des 2013 gegründeten Quartetts Bomb Out. Das Berliner Underground-Star-Ensemble um (ehemalige) Mitglieder von Fabrik Fabrik, Sleep Routine, New Golden und somit auch aus dem näheren Henry Fonda/Ancst/Afterlife Kids-Umfeld, serviert uns auf der selbstbetitelten EP vier gewohnt eingängige und äußerst aggressive Hardcore-Smasher, die im Moshpit garantiert für eine unangenehme und schmerzhafte Rudelbildung sorgen dürften. Straight in your face, lautet hier wohl die Attitüde. Nur gut, dass diese Jungs ihre Herzen am linken Fleck tragen, da verzeiht mensch dann gerne auch mal einige platt-gedroschene Phrasen. Zumal "Bomb Out" zu guter Letzt mit dem Chab Loozy-Rap-Feature "Kein Pardon" nochmals ordentlich hinlangt.


Buy "Bomb Out"



Gilb - Tape 1


Na wenn das mal kein gewollter Flashback ist... . Vieles auf Gilb's Debüt-EP "Tape 1" klingt wohl-wollend vertraut. Noisige, fast schon surfige Schrammelgitarren, die das solide und um Ordnung bemühte Drum-Bass-Fundament immer wieder aus der Ruhe bringen und hektisches Weirdo-Geschreie, sind die simplen wie effektiven Bausteine dieses katharsischen Garage-Hardcore-Punk-Gebräus. Sechs Songs, die in knapp neun Minuten weniger um Schönklang, als vielmehr um ein ausgelassenes AZ-Feeling bemüht sind.
Freunde des Flennen-Kollektives wissen unlängst, dass sich hinter Gilb umtriebige Gesichter aus Berliner Kombos wie Zelf, Pigeon, Molde und Pretty Hurts verbergen und zudem 3/4tel Deltoids, was optisch (Tape-Cover) wie musikalisch einige Parallelen offenbart.

DL "Tape 1"



Videowelt - Benediction

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Mit der ebenfalls aus Berlin stammenden Band Videowelt, folgt ein Vertreter aus dem Umfeld des Flennen-nahen Labels Spaeti Palace. Videowelt ist ein audio-visuelles Musikprojekt von Alex Roth (Yoga, Redakteur bei Tausend Ebenen), der sich für die musikalsiche Umsetzung u. A. Billy Billfred  von Trucks und Benjamin Wild aka DJ Dingo Susi auf die Bühne holte. So ist es nicht überraschend, dass auch in akustischer Hinsicht über die Debüt-EP "Benediction" ein künstlerischer wie experimenteller Charakter schwebt, der sich glücklicher Weise nicht zu tief in Spielereien verstrickt. 
Stilelemente aus Drone, Doom, Lo-Fi und Noise fordern von der Hörerschaft zwar eine gewisse a-puristische Offenheit ein. Auf der Basis von eingängigem Post-Punk, liefert das Quartett mit "Seventeen", "Televangelism" und dem Titeltrack dennoch einige melodische Songs zum Mitwippen ab.

DL "Benediction"



Freidenkeralarm - Nie Wieder Faschismus

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Kennt hier noch jemand diese intellektuelle Emo-Indie-Ska-Punk-Band Tut Das Not? Ich war jedenfalls ziemlich von derem Album "Bildfänger" angetan, was wahrscheinlich aber auch an der damaligen Zeit lag, in der ich meine Ohren mit viel Deutsch-Indie(-pop) á la Tomte, Tocotronic, Samba und Schrottgrenze weichspülte. Jedenfalls hat sich die Trierer Band Freidenkeralarm nach dem scheinbar auf Spotify beliebtesten Song eingangs erwähnter Band benannt, wobei wir die Suche nach weiteren Gemeinsamkeiten auch schon wieder getrost einstellen können.
Das Trio aus der ältesten Stadt Deutschlands (ja, wir sind stets um etwas Rucksackwissen bemüht) spielt munteren wie melodiösen Punkrock. Ihre zweite, ebenfalls im letzten Jahr erschienene EP "Nie wieder Faschismus" richtet sich konzeptionell über fünf Songs gegen braunes Gedankengut, mal direkter, mal ironisch oder Klischee-bedienend. Die Marschroute ist von Anfang an klar und mündet stets in eingängige Singalongs. Das hier hat Potential zu mehr, 2018 war zumindest das Ertrag-reichste Jahr der Ende 2016 gegründeten Band. Mal schauen, was Freidenkerlalarm 2019 noch so alles reißen können.

DL "Nie wieder Faschismus"



Limp Blitzkrieg - Koniec Kraju Polska

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Nicht nur wir sehen uns mit einem zunehmenden Rechtsruck konfrontiert, auch die polnische Bevölkerung muss spätestens seit 2015 miterleben, wie durch die rechts-konservative Partei PiS die Demokratie Stück für Stück aus der eigenen Verfassung gedrängt wird. 
Die in Polen beheimatete Band Limp Blitzkrieg hat mit ihrem zweiten Longplayer darauf nur eine Antwort - "Koniec Kraju Polska", zu deutsch: "Nieder mit dem polnischen Staat". 
Mit wütendem Hardcore-Punk keift das Warschauer Quartett gegen Diskriminierung, Patriotismus und rechte Tendenzen, aber auch gegen die Gemütlichkeit der Punk-Szene. Der grundlegende Queer-Gedanke der Band, der vor allem durch die Galle-speiende Frontfrau versprüht wird, findet schlussendlich Fromvollendung im Alex Freiheit (Siksa) - Feature "Dobre Rady" und Limp Wrist-Cover "The Ode".

DL "Koniec Kraju Polska"

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Knarre - Live Demo (Epple, 23.06.18)

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Und als seichten Abgang zum Schluss bekommt ihr nochmal eine rohe Schippe Rumpelpunk serviert. Eigentlich bin ich auf das Quartett Knarre aus Baden-Württemberg auch nur aufgrund meiner Recherchen zur gleichnamigen Berliner Skramz-Pop-Band gestoßen. Doch statt Balsam für die Ohren, durchdrang meine selbigen überraschender Weise kakophonischer wie ironischer als auch herrlich angepisst-direkter Deutschpunk, der mich vor allem wegen des schräg-krächzenden Gesangs nicht selten an Mann kackt sich in die Hose erinnert. Schön rumpelig, knarzend und einige nette Hook-Fetzen, die scheinbar vom übermäßigen Bierkonsum oder fehlendem Talent immer wieder verrissen werden. Vielleicht ist das ja auch einfach bloß Angst vorm Schönklang. Egal. Molle her, Nacken dehn, Pogen gehn!

DL "Live Demo (Epple, 23.06.18)"

Jahres-Sampler