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Mittwoch, September 21

Die Bandcamp-Punks Vol.28


Easy Lover



Vielleicht war es ja reine Berechnung, dass sich Easy Lover ausgerechnet nach einem der größten Bailey/Collins-Hits benannt haben, um auf diesem Wege ein paar fehlgeleitete Suchmaschinennutzer abzugreifen. Mit dem klassischen Rock des britischen Altmeisters oder dem im Song besungenem "Flittchen", hat das Berliner Trio um Shouterin Aika auf dem ersten Blick jedenfalls herzlich wenig zu tun. Bereits auf ihrem 2014er-Debüt servierten uns die Hauptstadtundergrounder eine treibende wie düstere Symbiose aus Hardcore-Punk und Crust, die an einigen Stellen bis an die Grenzen zum Screamo und Melodic Hardcore ausgedehnt wurde. Ihre zweite EP "No" knüpft in diesem Sinne nahtlos am Vorgänger an und türmt sich mit einem einheitlich ineinander fließenden Sound gegen dieses überflüssige Genreausklamüsern auf. Dabei sticht vor allem die Präzision der Band hervor, die in den sieben Songs sowohl markante Riffs als auch tolle Gitarrenmelodien verbauen und keinen von ihnen über die Zwei-Minuten-Grenze hinweg trägt. Ein zielstrebiger und äußerst routinierter Sound, der sicherlich auch ein Stück weit auf die Rundreise der drei Musiker_innen durch den heimischen Untergrund mit Zwischenstopps beim Henry Fonda/Afterlife Kids/Ancst-Kollektiv und Bands wie morla. oder Flyktpunkt zurückzuführen ist. Easy Lover ist dennoch kein unnötiger Aufguss, da sich das Trio hier in etwas Neuem ausprobieren will und daher in die Kategorie >Gesucht und gefunden< gehört.


DL "No" EP Here



Kotzen

Bandpage\\//Bandcamp
SvN: "Latrine... was für ein ungewöhnlicher Name!"
L: "Wir haben im 2. Jahrhundert eine Namensänderung vorgenommen!"
SvN: "Du meinst.. ihr habt ihn geändert... in Latrine?"
L: "Ja... früher war's Scheißhaus!"

Na, kennt das noch jemand? Egal. Kotzen hießen früher mal Lütten und veröffentlichten als Duo die EP "DELETE | ELITE", die 2005 als einseitig bespielte 12inch inklusive "Festung Europa aufbrechen"-Poster über Twisted Chords erschien. Während die bereits damals angeklagten Miszstände die selben geblieben sind, hat sich bandintern so einiges geändert. Mittlerweile hat sich die Mannstärke verdoppelt, was maßgeblich zur Live-Tauglichkeit der Band beigetragen hat. Das Quartett beschränkt seine Internetpräsenz zwar weiterhin auf das Nötigste, veröffentlicht seine musikalischen Werke unter dem neuen Namen allerdings ausschließlich digital und zum kostenlosen Download (Blog & Bandcamp). Wisst ihr also schonmal, woran ihr seid. Am mathigen, break-lastigen und trotzdem melodiösen Hardcore-Deutsch-Punk hat sich dagegen wenig geändert, weshalb die fünf Lütten-Songs auch immer wieder im Live-Set von Kotzen auftauchen. Die Texte sind intelligent wie direkt, ganz die Hamburger Schule halt (hier mischen u. A. Mitglieder von Der Trick ist zu atmen, Kurhaus, EGOZID, Honigbomber und Solemn League mit), und klingen trotzdem mehr nach wütendem Widerstand, als nach rebellischer Studentenbewegung. Was sich die Quasi-Debüt-EP "Endlich der sichere Sand" aber noch an Eingängigkeit gönnt, wird auf der folgenden "Werte-Propaganda-Dekonstruktion" vom Freigeist zerpflückt. So ist das eröffnende "Interlude" ein seicht untermaltes Spoken-Word-Intro, vorgetragen von Graue Zellen-Sänger und AGfJ-Autor (u. A. "Nazis Nerven!") Jan Jetter, während sich das 5-Sekunden-Epos "Sicher, das stimmt ja alles und ich finde das bewundernswert, aber ich könnte das nicht aka Memo an mich selbst" als gemeinsamer Rudelbums mit ihren Hamburger Kollegen von Notgemeinschaft Peter Pan entpuppt. Dazwischen wartet das dynamische, wenngleich nervös zwischen den Melodien umherspringende "Die Schlüssel stecken von innen / Das Private ist politisch".


Buy DELETE | ELITE 12" Here & Here


Meister Splinter

Bandpage\\//Facebook\\//Bandcamp\\//Youtube
Warte mal ... Meister Splinter, Sewer Punk - ich glaube, ich hab's gerafft. Vorhang auf für die Vertriebenen, Opfer der "Stadtflucht" und nunmehr Könige der Hamburger Kanalisation. Ich muss zugeben, dass mir schon wesentlich räudigere Deutschpunk-Vertreter vor die Augen und Lauscher gekommen sind, was vor allem daran liegen könnte, dass das nordische Quartett ihren Gossensoundtrack nicht nur mit der Härte und Eingängigkeit des Street- und Oi!-Punks in die Melodiespur peitscht. Klar, der hier gewählte Ton ist rauh, düster und direkt, schließlich gibt es nichts schönzureden, wenn es um Themen wie Verdrängung, kapitalisierte Gesellschaften, braunes Gedankengut, maschinelle Lebensabläufe und geplatzte Träume geht. Dennoch lebt Meister Splinter's Debüt-Album von einem insgesamt satten Alternativesound mit klaren Gitarren- und hämmernden Basslinien, fetten Riffs und einem wuchtigen Schlagzeug. Die zwölf Songs reiten allesamt auf eingängigen Melodien und sind mit abwechselnden Vocals und Chören hervorragend dafür geeignet, die unzufriedene und aufgeheizte Gesamtstimmung weiter hochzupushen. Natürlich muss dabei nicht jeder Song auch im Ohr hängen bleiben. Zwischendurch tauchen aber immer wieder Nummern wie "Leblos in einem Fluss" oder "Geteiltes Leid" auf, die sich durchaus auch als Lückenfüller auf einem früheren Toten Hosen-Album wiederfinden könnten. Ist nicht böse gemeint, denn vor allem im Bezug auf mittlerweile medial aufgestiegene Punkgrößen, finde ich zumeist die Songs interessanter, die sich im Schatten der im Radio totgenudelten Chartbreaker bewegen.


Buy Tape via PM on Facebook or Mail to: meistersplinterhh@gmx.de


Cholera Tarantula

Bandpage\\//Last.fm
Auch Cholera Tarantula suhlen sich im dreckigen Deutschpunk, wenngleich etwas asseliger als oben erwähnte Meister Splinter, allerdings auch etwas spontan willkürlicher. Ihr 2013er Debüt-Album "Vergiftet", das im selben Jahr in Eigenvertrieb als Demo-CD erschien und jüngst von Uga Uga als Tape neu aufgelegt wurde, startet recht unprätentiös. Den meisten der zwölf Album-Songs reichen drei Akkorde vollkommen aus, um ihren Weg ins Innere des Anarcho-Herzes zu finden. Direkt, ehrlich, gute alte 80er-Hardcore-Punk-Schule eben, die sich nicht stur an einem manifestierten Lehrplan entlanghangeln muss. Da die musikalische Infrastruktur im niedersächsischen Kreisstädtchen Vechta noch recht überschaubar und die Möglichkeiten dort aufzutreten stark begrenzt sind, könnte mensch auch fast meinen, dass hier ein paar altgediente Störenfriede aus der Versenkung gekrochen sind, die die letzten 30 Jahre (Musik-Geschichte) schlichtweg verpennt haben. "Militarismus", "Stop Eating Animals", "Spiesser" und natürlich der Überhit "Bullenterror" - die Songtitel und Texte klingen dermaßen anarchistisch und Freischnauze voraus, als ob diese Miszstände gerade erst aufgetreten sind. Bis mittendrin plötzlich eine Zeile wie "SARAZIN ERKLÄRT DIE WELT, FASCHIST IM DEMOKRATENFELL" (aus "Feindbild") zum Vorschein kommt und mensch umso erstaunter ist, dass sich hinter Cholera Tarantula vier junge Burschen verbergen, die sich 2011 zusammengerauft und scheinbar "bloß" an den richtigen Vorbildern orientiert haben. Da fällt mir ein: Urinprobe kommen doch auch aus Vechta und klingen herrlich kakophonisch-asselig. Zufall oder ist Vechta gar die geheime Zentrale des autonomen Widerstandes?

DL "Vergiftet" Here & Here

Buy Here & Here


Til Schweiger Must Die & Die Sky Du Monts

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Tja, da hat er das Mundwerk wieder einmal etwas zu weit aufgerissen, als er über seine Til Schweiger Foundation verkünden ließ, ein "Vorzeige-Flüchtlingsheim" errichten zu wollen. Nicht nur zuletzt deshalb, ist der nuschelnde Schauspieler und Bundeswehrsympathisant Til Schweiger bei der linken Szene in Verruf geraten. Die Folge: weiß-befleckte Villa-Hauswände und ein brennendes Auto. Der musikalische Sektor reagierte indes auf seiner Weise. Zu dem Kölner Singer/Songwriter Schwill Tiger gesellte sich im letzten Jahr das Freiburger Quintett Til Schweiger Must Die & Die Sky Du Monts, das mit dem Demo "Verkackt bis in alle Ewigkeit" nun ein erstes Ausrufezeichen setzt. Darauf zu hören gibt's 80er-(Hardcore-)Punk, rauh, direkt und mit einer angepissten Frontfrau, die ab und an gesangliche Rückendeckung von ihren Kollegen bekommt. Aber nicht nur der Schauspieler ist Adressat ihrer Hassitüden. Songtitel wie "Bulle" oder "Arbeit" sprechen da sicherlich für sich und zeigen, dass TSMD&DSDM keinesfalls zum Scherzen aufgelegt sind, auch, wenn die acht Songs durch teils erdrückend-monotone als auch frivol-umherspringende Synthies aufgepeppt werden und die Band somit in die schwammige Mitte zwischen weniger freakige Ursus und mehr No-Wave-lastigere Cold Kids katapultiert.

Stream & Buy Digitally "Verkackt bis in alle Ewigkeit Demo"

DL Rehearsal Room Recordings


Arbeitstitel: Bullenblut

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Arbeitstitel: Bullenblut, kurz ATBB, melden sich zwei Jahre nach "Volxliter" mit ihrem "viel zu poppigen zweiten Album" zurück. Ein Titel, der in Anbetracht des hymnischen Vorgängers nicht all zu sehr überrascht und bereits im munter eröffnenden Liedermacher-"Intro" Wort hält. Keine Frage, das Freiburger Schlagzeug-Bass-Duo hat ein glückliches Händchen für tolle Melodien, die vor allem aber wegen ihrer stilistischen Willkür im Kopf hängen bleiben. So folgen mit "Opening Track" und "B" zwei oldschoolige Nummern zwischen chorverliebten Melodic-, Hardcore- und Deutschpunk, während sich "Dichotomie des Quadratmeterpreises" und "Bengalos" im Zeckenrap wiederfinden und der Closer "Outro" in Electrospielereien versinkt. Spätestens beim Pop-Punk-Track "Sing Along Sucks" angekommen, müsste eigentlich jede/r gemerkt haben, dass einem ATBB mindestens mit einem Augenzwinkern entgegnen. Das andere richtet seinen Blick wie schon zuvor auf aktuelle Probleme, vor allem aber ungewohnt scharf auf widersprüchliche Tendenzen und einkehrendes Hipstertum in der eigenen Szene, womit sie dem einen oder anderen "Punk" sicherlich auf die Füße treten werden. Punk muss manchmal eben auch wehtun.

DL Das viel zu poppige zweite Album

DL & Buy via Black Rose Records

ATBB Shop


Miese Mutanten

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Auf ihren Shows weiß man nie so recht, ob sie dreiarmig oder mit Echsenbeinen die Bühne betreten oder Backstage einfach bloß grünen Schleim ausschenken. Miese Mutanten haben erkannt, dass es neben der Musik auch noch andere Sachen gibt, womit sie ihre unheimliche Fanschar bei Laune halten können. Dennoch sind es vor allem ihre Songs, die sich unberechenbar so ziemlich jeder Klassifizierung entziehen. Das ist weder der von der Band angepriesene Disco-Punk, noch Punkrock im klassischem Sinne, als vielmehr eine Art schizophrener und labiler Indie-Chanson-Punk, wie er gerade im österreichischem Wien die Runde macht (siehe Kartenhauskörper oder Das Trojanische Pferd) oder auch des Öfteren in den Plattenkisten von HANSEPLATTE zu finden ist. Sänger Svenson Sørensen weiß dabei sein gesegnetes Organ über die volle Bandbreite auszureizen, indem er sich mal in schmachtenden Popmomenten verliert ("Mansich depressiv!") oder auch mal einen rauheren Ton anschlägt ("Gutemine, böses Spiel"), bis auf dem abschließenden Freak-Out in "Mies" aber stets in der Melodie bleibt. Die darf aber nicht nur eingängig, sondern gerne auch mal etwas mathig-vertrackt sein, wobei ihm seine drei Regensburger Hinterleute eine Steilvorlage nach der anderen servieren.



Überyou

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Nachdem bei uns zuletzt vor allem freigeistliche Vertreter aus der Schweiz zur Ansprache kamen, wird es mit Überyou nun wieder etwas geradliniger. Das Züricher Quintett lädt mit seinem straighten Punkrock geradezu zum Namedropping ein. So dürften Melodie-verliebte Skaterpunks um Gruppen wie Gnarwolves oder Iron Chic genauso auf ihre Kosten kommen, wie Verehrer des Whiskey-getränkten und rauhen Emo-Punks von Hot Water Music, Say Anything und Jupiter ... ääh ...nee, lassen wir das mal lieber. Eingängige und druckvolle Hymnen, die selten die Komfortzone des Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Bridge-Refrain-Konzepts verlassen und reichlich Stadionluft atmen, womit die Band auf ihrer vergangenen Amerika-Tour immerhin schon im Vorprogramm von Größen wie Alkaline Trio, Dropkick Murphys und NoFX landete. Zurecht!

DL Frontiers EP Here & Here
DL Üntergang LP
DL Split-EP w/ Nunca Inverno -> A-Seite & B-Seite
DL Revolütion LP
DL Süpremacy EP

Buy Here, Here, Here & Here



In der Kürze liegt die Würze



DASVOID

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Zwei Dudes aus Wiesbaden spielen hymnischen wie schrammeligen Indie-Noise-Post-Punk mit kratzigem Alternative-Gesang. Klingt nicht nur in der Theorie recht interessant und nach einer lohnenswerten Alternative für Fans von Death From Above 1979 oder Cloud Nothings. Mit letzterer teilten sich DASVOID 2014 sogar die Bühne. Anfang letzten Jahres veröffentlichte das Duo seine selbstbetitelte Debüt-EP auf Bandcamp, seitdem verliefen ihre Spuren im Netz immer mehr im Sande. Auflösung? Pause? Neue Projekte? So viele Fragen und keine Antworten. Dabei wecken ihre vier EP-Songs eigentlich das Verlangen nach mehr.... Schade.



BATTRA//

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Im Punk ist erlaubt, was Spaß macht. Und wenn sich die beiden Pennerviolencer von BATTRA// eben im solidarischen (Halle rollt!) Ambient-Noise-Drone ausprobieren wollen, dann können sie das gefälligst auch tun. Hat ja bei Ancst auch niemanden gestört.

DL 気暴力 EP

Buy Here

Samstag, März 28

Die Bandcamp-Punks Vol. 24

Gesamtscheiße: Scheiße.



So eine Scheiße mit der Gesamtscheiße: Scheiße! Hinter der Band aus Köln/Düsseldorf/Duisburg verbergen sich bekannte Gesichter aus Szenegrößen wie Mülheim Asozial, Cocktailbar Stammheim und vielleicht noch Lambs, Alte Schule Masthorn und Sunlun. Wer behält bei all dem regionalen Inzesttreiben schon den Überblick. Egal, in jedem Fall spiegelt sich in Gesamtscheiße: Scheiße. eine Menge AZ-Prominenz wider, was ihrem melodischen, eingängigen und gnadenlos direkten Deutschpunk jederzeit anzuhören ist: "[...] schieß doch Bulle, schieß - oder halt einfach mal die Schnauze [...]". Punk, der schlichtweg auf das Nötigste reduziert ist, der Niemanden gefallen oder egozentrisch aus der Masse herausstechen will. Einfach aus der Intuition heraus, weil die Scheiße einfach mal raus muss. Am besten auch gleich aus den Köpfen aller Menschen.
Das Demo Tape erschien in einer Auflage von 111 Stück über Raccoone-Records, ist aber bereits restlos vergriffen. Nachschub, bitte!

Bandpage\\//Soundcloud\\//Last.fm
 
DL Demo 2013


Labelpage\\//Bandcamp

Für das Berliner Label Black Rose Records zählen vor allem zwei Dinge: 1. DIY und 2. PUNK. Je willkürlicher Letzteres ist, umso besser. Punk darf auch ruhig mal seine Komfortzone verlassen und erarbeitet werden. Hier zwei (Label-)Beispiele dafür:

1. ) Marmara Streisand:

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Punk mit Violine? Kennt man doch schon vom Baseball'schen Indie-Punk oder irischen Folk-Punk á la Fiddler's Green! Das israelische Quintett Marmara Streisand weiß dennoch zu überraschen, entführt mit der allgegenwärtigen Violine nicht nur in den tanz- und saufbaren Mittelalter- und Spelunken-Folk, sondern speist vor allem fast schon halluzinogen wirkende, orientalische Klänge in ihren Sound ein. Das kann man dann Oriental-Crust-Punk oder sonst wie nennen. In jedem Fall aber eine rundum eigenwillige Konstellation, die nicht all zu oft anzutreffen ist.


Buy Here & Here

 2.) Arbeitstitel: Bullenblut:

Bandpage\\//Facebook\\//Soundcloud
Schon wieder 'ne Band mit Doppelpunkt im Namen, diesmal aber alles andere als eingängig und vorhersehbar und bei der wohl die ungeschriebene Faustregel >Je unkonventioneller das Medium, desto unkonventioneller auch die Musik< gilt. So erschien ihr 2013er "Live Trash" auf old-schooligen Tapes (ja gut, das geht noch), die 2014er Single "Wehret den Anfängen" auf 3,5" Floppy Disc und ihr erstes Studioalbum "Volxliter" nun auf CDr. Musikalisch breiten sich die beiden Breisgauer, die lediglich mit Schlagzeug, Bass und zwei Stimmen auskommen, im Deutsch-, Melodic- und Trashpunk aus und schwenken je nach Lust, Aggression, Humor oder Sarkasmus zum Ska, Hardcore, Dub, Hip Hop und Crossover rüber. Die Texte hingegen kommen da schon kompromissloser daher und arbeiten nicht nur nach und nach die Punkte des üblichen Programmzettels ab, sondern erheben den Zeigefinger vor allem auch gegen die eigene Szene.



DL Wehret den Anfängen Single Floppy


 Totalitarian Principle

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Es ist sicherlich etwas schmeichelhaft, Totalitarian Principle ausgerechnet in diesem Beitrag zu erwähnen, denn musikalisch tangiert das hier höchstens den Post-Punk. Hinter dem Projekt verbirgt sich Ancst-, Henry Fonda- und Afterlife Kids-Bassist Andi, der mit seiner Solo-Debüt-EP "Negative" ein düsteres und kaltes Szenario kreiert und das stilistisch irgendwo zwischen Shoegaze, Cold Wave und Depressive Black Metal verankert ist. Eine Tape-Variante seiner EP hat der Berliner bereits fest in seinen Planungen eingeschlossen und sollte die Resonanz seitens der Hörerschaft stimmen, will ihm Anderland Records dabei unter die Arme greifen.

DL Negative EP


Sleep Routine

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Würde Post-Hardcore den Alternative-Pop im Mainstream ablösen, wären Sleep Routine wohl die nächsten Beatsteaks. Der Vergleich hinkt an mehreren Stellen, ich weiß, aber das Debüt des Berliner Quintetts mit Morla- und Easy Lover-Beteiligung klingt beinahe tatsächlich so, als wollten sie den Hardcore-Punk hierzulande salonfähig machen. Aus flirrenden als auch melodischen Post-Rock-Gitarren, wuchtigen Breakdowns, antreibenden Schlagwerk, schleppenden Tempowechseln und heiserem Geschreie, formen Sleep Routine vier Songs, die sich im Genre-Dreieck Post-Hardcore, Hardcore-Punk und Screamo bewegen und somit genre-übergreifend sehr viele Menschen glücklich machen könnten.

DL S/T EP

Buy Here & Here


SHVS

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Stell dir vor: gemeinsam mit zwei Kumpels legst du Rast an einer Waldböschung ein; die Dämmerung legt sich allmählich über euch ab; das Lagerfeuer knistert beruhigend zum Takt der Akustikgitarre - und plötzlich springt ein Einhorn mit dämonisch-rotleuchtenden Augen dazwischen, geritten von einem Kater mit rotem Stirnband und einer gold-glänzenden Desert Eagle in der Pfote. Sprachlos starrt ihr das seltsame Gespann an, danach schwenken die Blicke zu eurem Nebenmann. Das ist der Moment, in dem ihr euch alle drei sicher seid, dass euch der Typ mit dem angeblich besten LSD der Stadt keinen Scheiß angedreht hat. Wer seinen Vertrauens-Dealer noch nicht gefunden hat, kann sich ja solange das Hirn mit SHVS's Debüt-LP "My, My" vernebeln. Die drei Amerikaner_innen aus dem Bundesstaat Ohio verwurschteln nämlich auf höchst eigenwilliger Art Surf-Punk mit Prog, vielleicht etwas Alternative und sogar Metalausbrüchen. Das Resultat ist gewöhnungsbedürftiger als auch ausgefallener Weirdo-Rock, der von Spinnerei, über Harmonie bis hin zum Schönklang keine Abstriche macht.

DL & Buy My, My LP

DL My, My Tape (+ 2 Bonussongs)

DL FEEL4U EP

Buy Here


Die Shitlers

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Man könnte fast m1, dass sich das Bandleben der drei stabilen Shitler-Jungs nur noch auf Facebook abspielt. Sie schreiben halt viel, viel über Musik (nur nicht die Eigene), dissen die eigene Szene in bester Rapper-Manier, und wer mit ihrer selbst- und prinzipiell ironischen Darstellung nicht klar kommt, kann auch schon mal leicht ins Grübeln kommen, ob das überhaupt noch Punk ist. Ist es, nur eben nicht unbedingt der AZ-Kompatibelste. So bekommen auf ihrem zweiten Album "Drei Legenden ..." die Onkelz, Wiebusch, Rantanplan und - fast schon konzeptionell für das Album - vor allem Turbostaat gleichermaßen ihr Fett weg. Letztendlich ist es genau das, was den Rap und Punk inhaltlich eint und die Shitlers schließlich für ihren Stil vereinen - Motzen, Motzen, Motzen und selber nicht besser machen. Stimmt nicht! Die Shitlers machen das schon ganz gut und darüber hinaus auch wesentlich besser und authentischer, als so manche ihrer Fun-Punk-Kollegen. Vor allem deshalb, weil sie auf modisch-gefärbte Haare zu Hochglanzanzügen und Krawatten verzichten.

DL Die Shitlers/King Veganismus One & Dr. Alsan Split-EP "Martin/Eine Soße"

DL Drei Legenden versuchen jetzt, Deutschland zu ficken

DL Split w/ Nitro Injekzia

Buy Here, Here & Here


Arbeitsscheu Reich

Youtube
Auch die Band Arbeitsscheu Reich (ursprünglich eine Aktion gegen Asoziale, Bettler, usw. zu Zeiten des Nationalsozialismus), die wohlmöglich der Brixels-Familie entsprungen sein könnte, haust unter dem freien Himmel des Deutschpunks, an der allerdings eine dicke Schicht Straßenköter- und Asi-Mentalität klebt. "Arbeit/Macht/Scheiße", so der Titel ihres Debüt-Albums, lässt demnach schon erahnen, womit sich die elf Songs hauptsächlich beschäftigen werden. Da wird zu Beginn auch gar nicht lange rumgefackelt. Obszön, direkt und Freischnauze voraus reihen sich die Songs aneinander, fröhnen das Faulenzerdasein mit anti-gesellschaftlicher Attitüde, liebäugeln stellenweise mit Skate-Punk und Punk'n'Roll und strecken allgemein-anerkannten Attributen den verkrusteten Mittelfinger entgegen.

DL Arbeit/Macht/Scheiße


Miztake

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Sugar-Daddies aufgepasst! Diese drei jungen Mädels machen keine gute Miene zum bösen Spiel, verzichten auf eure Kohle und schneiden euch stattdessen lieber gleich die E**r ab. Wie kann man denn auch sein Leben von Luxusgütern abhängig machen, wenn überall auf der Welt doch so viel Scheiße passiert?! Gleichgültigkeit, Ignoranz und Intoleranz, zum Beispiel, die wie brauner Teer die Gehirne sogenannter Wutbürger verkleistern. Klar, was das Neubrandenburger Frauentrio Miztake auf ihrer Demo-EP an- und beklagt, bewegt sich keinen Vers über das Rahmenprogramm des Deutschpunks hinaus. Doch schon allein mit ihrer rotzigen Riot-Grrl-Attitüde sorgen sie immerhin für etwas Abwechslung im beheimateten AJZ und somit im asozialen Gemenge um Verwahlost, Gehacktes & Co.

DL Demo

Jahres-Sampler