Samstag, August 30

Jan Frisch - Das ist keine Übung LP



Der Alin-Coen-Band- und Galakomplex-Gitarrist Jan Frisch veröffentlicht ein Solo-Album. Wer bereits mit beiden Bands vertraut ist, kann sich dennoch keinen Vorteil verschaffen. Auf "Das ist keine Übung" kommt alles anders, als man denkt.
Der Gitarrist, Sänger und Songschreiber aus Weimar werkelte bereits kurz nach der Jahrtausendwende an eigenen Songs herum, ehe er sich 2004 mit seinem späteren Galakomplex-Kollegen Boris Nielsen (u. A. Käptn Peng und Feindrehstar) und Vincent Hammel (u. A. Heiko Merz Trio, Joe B. Hard) als Jan Frisch & the Crazy Cranachs, später nur noch als Frisch, ins Bandleben stürzte.
Auf seinem Solo-Debüt "Das ist keine Übung" entpuppt sich Jan Frisch nun als Voyeur, in dem er alltägliche Situationen um sich herum in subtiler Art aufsaugt und sie geradewegs und ohne poetische Ausschweifungen in zehn akustischen Kleinods wieder ausspuckt. Dabei geht es ihm zunächst weniger um die Wertung dieser. Dennoch und vor allem aufgrund der schrulligen Symbiose aus der avantgardistischen Instrumentierung und dem chansonistischen Gesang, schwingt in den Beziehungskisten "Komm wir gehen uns noch die Scheißausstellung ansehen" und "Mir ist schlecht wann sind wir da ich will ein Eis", dem Hundesong "Hier mag er es gern", oder dem Beobachtungsmedley "Morgen soll es Minusgrade geben", stets ein leicht zynischer, wenngleich unaufgeregter Unterton mit. Es ist schon beeindruckend, wie sich Frisch den jeweiligen Situationen anpassen kann. So könnten die Songs "Keine Übung", "Heben wir uns das besser auf für später" und "Morgen soll es Minusgrade geben" den Hörer in einem melancholisch hypnotisierenden Strudel gefangen halten, würde sie Frisch nicht immer wieder mit gezielt platzierten Stolpersteine aus der Bahn werfen, wie das rumpelige Instrumentengeschreddere im Opener oder der atonale Bruch in letzt genanntem. Aber auch das melodiöse, mit Single-Charakter versehene "Wer nicht brennt" und das frivole, zum Ende hin freidrehende "Wovon ich nicht sterbe" verfehlen ihre Wirkung nicht.
Keine Frage, Jan Frisch "brennt", und darüber hinaus sprudelt die Freigeistlichkeit geradezu aus ihm heraus. Mit seinem Album legt er sich somit nicht nur einen soliden Grundstein, er reiht sich auch in die Riege der außergewöhnlichen Singer/Songwriter des von Christian Rottler mitbegründeten Labels Voodookind ein. 



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Mittwoch, August 27

Root Juice - Bucket Brigade



Für das zweite Album seiner Band rekrutierte Adam Keil eine wahnwitzige Kapelle. Und - sieh an, was man aus Folk so alles machen kann.
Je tiefer man gräbt, desto mehr schleicht sich der Verdacht ein, Lowell im US-Bundesstaat Massachusetts ist der Nabel des D.I.Y-Folks. Klar, ein großflächiges Netzwerk kann nur mit Hilfe vieler uneigennütziger Mitstreiter gesponnen werden. Wer sich einen ersten Überblick verschaffen will, schaut am besten zuerst beim Nice-Bass-Kollektiv (Free Downloads HERE) vorbei oder stellt die Autoradiofrequenz auf 91,5 FM um, dem städtischen Underground-Radio WUML, wobei im Rahmen der April Fools Show im vergangenen Jahr prominente "Gäste" wie The Strokes, The Kooks oder Taylor Swift (unbedingt mal beim Hit "Trouble" reinhören!) ihr massenfreundliches Antlitz verloren.
Auch die fünf, meistens sechs Mitglieder der Folk-Kapelle Root Juice trafen sich bereits zuvor in anderen Gruppen wie beispielsweise Durt Dog the Band, oder griffen Anderen aufnahme- und produktionstechnisch unter die Arme (u. A. Speed Trials, Little Corey). Das selbstbetitelte Debüt-Album friemelte Sänger und Multiinstrumentalist Adam Keil noch fast im Alleingang zusammen und bestellte sich Fiedler Dylan Smith sowie seine heutigen Bandkollegen, Posaunist Graham Clancy und Artworker Dave Garcia, lediglich als Gäste zu sich ins Studio.
Das zweite Album "Bucket Brigade" versprüht nun wesentlich mehr Straßen- als Studioflair, was vor allem an der äußerst frenetischen Holz- und Blechbläsersektion liegt. Das hat weniger mit beschwipsten Folk Rock zu tun, als das es vielmehr einer bedachten Improvisationssession gleicht, in der die Grenzen zwischen Brass, Jazz, Blues und Humppa marginal verschwimmen. Dennoch - oder glücklicherweise - bleiben die grundlegenden Songstrukturen weitgehendst erkennbar, sodass, ähnlich wie bei den Weirdo-Folk-Rockern Man Man, auch immer wieder verträumte, schwermütige, ausgelassene und vor allem tanzbare Melodien zum Vorschein kommen. Letztendlich muss man sich nur damit arrangieren können, dass der Freigeist im Nacken stets mittanzt.



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DL Bucket Brigade

Montag, August 25

Platte des Monats 08/2014: H.O.Z. - Band of Brothers LP



Seit der Gründung seiner Band H.O.Z. im Jahr 2001, forderte Songschreiber, Sänger und Gitarrist Emmanuel Aldeguer seiner treuen Anhängerschaft nicht nur eine Menge Geduld, sondern vor allem musikalische Offenheit ab. Wer gerade noch etwas Begeisterung für das metalcore-lastige und rauh (unter-)produzierte Debüt "Monkey Banana" (2006, erschienen auf CD) aufbringen konnte, kassierte bereits mit dem drei Jahre später folgenden Zweitling "Loud Noise Making" (ebenfalls auf CD über LME Recordz) den ersten Nackenschlag, auf dem sich das Trio aus Dunkerque wie vom Affen gebissen zwischen wilden Grind-, Mathcore und Hardcore-Punk ausließ. Auch Aldeguer's zwischenzeitliche Abstecher in die elektrische Klassik (AL°R) oder den Folkcore (42 the Band), reichten weit über das hinaus, was das normal geschulte Ohr verarbeiten kann. Diejenigen, die sich unbeeindruckt dessen bis heute nicht abschütteln ließen, haben sich also durchaus schon ein dickes Fell antrainiert. Und vielleicht hat sie ja Aldeguer sogar schon dahingehend konditioniert, dass sie schon fest mit dem Schlimmsten rechnen. Wer mit dieser Einstellung schon offenherzig dem dritten H.O.Z.-Album "Band of Brothers" (als Download & 180gr-12"-Vinyl über Head Records) entgegenfieberte, könnte dennoch eine dicke Überraschung erleben. Die wartet gleich mal im Opener "Ain't Got No Woman", einen Rock'n'Roll schwitzenden Garage-Rocker aus den Poren früherer Hives. Auch das folgende "Hey Ladies" schlägt seine Wurzeln trotz ausgelassener Partyhysterie vielmehr im Hard Rock, als im Hardcore, während "On the Road" nicht nur gehörig die Psychobilly-Kelle schwingt, sondern sie einem direkt vor den Latz knallt. Dass auf "Band of Brothers" aber auch potentielle Hits wie der chorverliebte Titeltrack und der eingangs erwähnte Opener funktionieren können, liegt vor allem daran, dass Aldeguer in der Zwischenzeit erheblich an seinem Gesang gefeilt hat und seine Stimme, ähnlich wie ein Arnim Teutoburg-Weiß oder Tim Kasher, nicht nur zu treibenden Melodien formen, sondern als willkürliches und avantgardistisches Instrument einsetzen kann.
Schlussendlich funktionert "Band of Brothers" fast schon wie umgekehrte Psychologie. Ein Album, das seinen Ursprung klar im anarchistisch-freigeistlichen (Hardcore-)Punk definiert und auf dem Genregrenzen lediglich Warnsignale darstellen, die laut aufheulen, sollte die Band doch mal den üblichen Hörgewohnheiten zu nah auf den Pelz rücken. Aber wer weiß, vielleicht ist H.O.Z. #4 ja ein reines Pop-Album....



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Stream, Buy 180gr-Vinyl & Buy Digitally "Band of Brothers"

Freitag, August 22

Turtle Party - Emphatic...EP



Von Experimental- hin zur Filmmusik und noch viel weiter...
In Hesses biblischen Liebesmärchen "Piktors Verwandlungen" ist die Metamorphose der Materie Ausdruck der göttlichen Schöpfung, womit Alles zu Allem, Jeder zu Jedem, Alles zu Jedem und Jeder zu Allem werden kann (Nano-Mikro-Mini-Kurzfassung). Hinter Turtle Party versteckt sich ein (mir bislang unbekannter, vielleicht aber ein gewisser Herr Pedro Sanchez oder Sven, vielleicht hat auch die ehemalige DudeLand-Gang was damit zu tun???) Solist, der seine erste Veröffentlichung "mostly cloudy with occasional rain" noch unter dem Künstlernamen Piktors Metamorphosis anpries. Acht konzeptionslos aneinander gereihte Songs, in denen sich der Soundtüftler ausprobierte und die technischen Möglichkeiten auslotete. Das Resultat war eine wie durch dem Kaleidoskop betrachtete Soundcollage, in der sich Ambient, Dub, Ansätze von Trip-Hop, seichte und härtere Gitarrenklänge und -wände gegenseitig verdrängten und absorbierten. Ein Experimental-Album, sozusagen, das sich leicht hätte auf Hesses kurioses und phantasievolles Werk adaptieren lassen. Vielleicht aber war es genau dieser Umstand, den der Solist mit seiner Namensänderung vorbeugen wollte. Keine weit her geholten Vergleiche oder pseudointellektuelle Vermutungen.Vielleicht aber auch bloß, weil ihm eine Jazz-Rock-Fusion-Band gleichen Namens bereits zuvor gekommen ist. Vielleicht sollte man viel lieber die Musik hören und auf sich wirken lassen, als sich unnötig darüber das Hirn zu zermatern. Das gelingt auf seiner im Mai erschienenen "Emphatic..." EP weitaus besser, mit der er nun seine Findungsphase ein Stück weit hinter sich lässt. Die Strukturen innerhalb der Songs sind klar erkennbar und fließen homogen ineinander, wenngleich jeder Song für sich eine andere Stimmung erzeugt. So gleicht der minimalistisch gesampelte Opener "Bottomless Box" eher einem sanften Intro. Der zweite Song "After Their Plan was Finished They Entered the Emperors Palace by Force" nimmt es im Titel bereits vorweg: "Emphatic..." ist ein fiktiver Soundtrack, der auf Atmosphäre bedacht ist. Und während der Song die Spannung allmählich steigert, bricht mit "War As a Permanent Condition" eine Art zerfahrenes Post-Metal-Versatzstück herein, das jegliche Harmonie dem Erdboden gleich macht. "Nothing Remains Forever" tröstet mit bedächtigem Gitarrenspiel und zieht den Hörer zum Ende hin mit mathiger Spielfreude zurück in die Fröhlichkeit, während der Schluszsong "Diazepam" nochmal alle Register zieht und die Spannung auf über zehn Minuten ausdehnt.
Dass Turtle Party auch Songs fernab von Experimental- und Filmmusik schreiben kann, bewies er kürzlich mit seiner Single "Weird Turtles", seinem Liebesgeständnis zum Radiohead-Song "Weird Fishes".



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DL Weird Turtles (Hommage to Radiohead) Single
DL Emphatic...EP

Dienstag, August 19

Lafftrak sind tot - lang lebe Snarg! Und der Salzstangenmann sowieso.



Wie war das nochmal mit dem Ende, Neuanfang und Abenteuer? Wie einige von euch vielleicht schon wissen, verteilte die sympathische 8bit-Synthie-Hardcore-Punk-Band von nebenan, Lafftrak, zu Beginn des Jahres keine Neujahrsglückwünsche (die hätte man ihnen sowieso nur bedingt abgenommen), sondern gab überraschend ihr Aus bekannt. Während sich flugs ein Meer aus Tränen und Beleidigungen seitens der treuen Anhängerschaft unter dem Abschiedspost ausbreitete, übersahen viele von ihnen den bereits mitgelieferten Hoffnungsschimmer am Horizont. Klar, ein Holzfäller mit Wildschweinkopf und lässig geschulterter Axt kann im verrückten Universum der ehemaligen Echsenmenschen so ziemlich alles bedeuten. In diesem Fall war es aber bereits der erste Hinweis zur Nachfolgeband Snarg. Mittlerweile haben sich auch die ersten Befürchtungen, Snarg könnten nicht nur zu waschechten Menschen, sondern auch zu einer Instrumentalband mutiert sein, wieder verflüchtigt. Zu den beiden instrumentalen Vorabsongs "Hummel" und "Pfau", gesellte sich wenig später der dritte animalische Song "Bär" (siehe unten) hinzu. Darin zu hören: 8bit-Synthie-Hardcore-Punk mit irrwitzigen Wendungen - und Geschreie. Alles das, wodurch man die einstigen Echsenmenschen einmal lieb gewonnen hatte...

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Sonntag, August 17

Kanntet ihr die?



Zugegeben, so richtig schlau bin ich aus Van Briel noch nicht geworden. Auf die Frage, wie und wann man etwa auf die Idee kam, eine Band zu gründen, verweist die Band auf eine höhere Macht, während die Erklärung zum Bandnamen mit dem bescheidenen Hinweis abgespeist wird, den Namen aufzuschreiben und einen Spiegel davor zu halten. Vielleicht liegt es ja auch bloß an meiner Sauklaue, dass ich das Geheimnis noch nicht lüften konnte. Bis hierher haben wir noch nicht einmal über die Musik gesprochen, wobei das Auseinanderklamüsern der im Sound der Band verflochtenen Stile(lemente) dagegen fast schon eine leichte Kopfübung ist. Fast, denn Dubstep, Trance, Punk, Hardcore und Hip-Hop finden über Van Briel hinaus wohl nur selten einen gemeinsamen Nenner. Aber auch hier lassen sich fünf Bandjahre nicht so einfach im Schnellüberflug erklären. Dass die Band nach ihrer Auflösung im Jahr 2012 nur drei ausgewählte Tracks unter dem Titel "Ganz normale Musik" als Nachlass in Soundcloud einpflegten, hat durchaus seine Gründe. So sind die Sprünge vom Rap-Metal in "Cosmic Caramel", zum eher hardcore-punkigen "BK7", hin zur radiotauglichen Deutschpop-Ballade "Wir sind die Kinder" (trotz einsetzenden Kinderchores warten Nostalgiker vergebens auf die Endung "vom Süderhof":) noch recht überschaubar gehalten. Sie distanzieren sich aber auch deutlich von den restlichen Songs, wie den an spacige The Cure erinnernden "Hej Mama" und "Roxstars", der 80er-verliebten Synthpop-Glamrock-Trancore-Collage "Stan Part II", von Totengräber-Electro-Hirnfuck, der bitterbösen und epischen Pianoballade "Jonny and Holly" oder der, an Manson angelehnten, Psycho-Goth-Industrial-Hitsingle "Days Awake".
Übrigens. Leider veröffentlichte die Band während ihres Bestehens kein einziges Release. Ein Best Of kann also jeder für sich allein über die Soundcloud-, Myspace-, Facebook- und Youtube-Seiten der Band zusammenstellen.



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DL Ganz normale Musik EP (Songs einzeln)
DL Song "Baum"

Freitag, August 15

Missiles of October - Don't Panic LP



Hinter Missiles of October verbirgt sich ein aus alten Szenegrößen rekrutiertes Trio, das in erster Linie Musik macht, die genau danach klingt: in dicker Hose verpackter Schweinerock.
Über die Namen Lionel Beyet, Bob Seytor und Mathias Salas könnten Einige bereits gestolpert sein, schließlich weisen die drei Belgier zusammen fast ein Jahrhundert Punk- und Hardcoreerfahrung auf, nachzuschlagen im Releasekatalog diverser Bands wie Rotyes, [P.U.T], Frau Blücher and the Drünken Horses, Galvanize oder auch Belgiens angeblich erster Punkband Contingent. 2012 war für die drei Urgesteine nun also die Zeit gekommen, um den gestylten Möchte-Gern-Rockbands der Gegenwart samt ihrer modebewussten Anhängerschaft mal wieder die wahren Werte der Rockmusik einzuprügeln. Wer Missiles of October's roh eingespielte Debüt-EP "Hangover" (2012) und die diesjährig erschienene LP-Vorab-EP "Body" mit Remix- und Live-Versionen bisher gekonnt ignorierte, kann sich nun mit dem ersten Album "Don't Panic" einen Gesamteindruck bilden. Neben den sieben neuen, enthält das Album auch sämtliche EP-Songs (bis auf eine Ausnahme), die in leicht abgewandelten Versionen und mit besserer Produktion im durchschlagenden Sound des übrigen Albums eingebettet wurden. Dabei könnte man es auch schon belassen, denn das Album lebt nicht nur von einem durchschlagenden, sondern vor allem auch einen eingängigen Sound, der das Hervorheben einzelner Songs eigentlich überflüssig macht. Elf Stück sind es an der Zahl, die allesamt von einem fetten Groove in die Flanken getreten werden, egal ob nun vom Sludge gezügelt oder mit grollenden Stoner-Gitarren ordentlich nach vorne gepeitscht. Das klingt nach wesentlich authentischerer "Hier bin ich!"- oder "Rock mich wie einen Orkan!(;)"-Attitüde, die allerdings auf Albumlänge etwas anstrengend, manchmal vielleicht sogar etwas monoton und uninspiriert daher kommt.
Egal! Da "Don't Panic" als Spenden-Download über die Band selbst und Beyet's D.I.Y.-Label P.O.G.O. Records zu ergattern ist, kann jeder für sich selbst entscheiden, ob es mehr Gedulds- oder Mutprobe ist.





Buy Here & Here

Mittwoch, August 13

East Indian Elephant - Columbus Never Had a Bicycle EP



Der EP-Titel nimmt es bereits vorweg: East Indian Elephant (ehemals The Murder of Miss Johnson) schicken vier Indiesongs auf eine rastlose und ausschweifende Entdeckerreise durch die Musikgenres.
Mit einem Fahrrad allein, wäre Columbus wohl niemals über den Großen Teich gelangt. Und hätte ihn sein befreundeter Kollege Peter vor eineinhalb Jahren nicht als zweiten Gitarristen angeheuert, müsste ex-Van-Briel-Bassist Alexander (van Nazareth) wohl noch immer auf sein erstes handfestes Release warten. Mit "Columbus Never Had a Bicycle" veröffentlichten East Indian Elephant kürzlich ihre Debüt-EP, womit Alex nun zumindest schonmal statistisch mehr Früchte ernten konnte, als in den fünf Jahren zuvor bei seiner ehemaligen und waghalsigen Cross(all)over-Band. Die Entscheidung, sich neben seinem Soloprojekt erneut in ein Bandkollektiv einzubringen, fiel angesichts der Tatsache, auf drei nicht weniger freigeistliche Musiker zu treffen, nicht schwer, auch wenn er mit EIE nun in eine vollkommen anderen Richtung ausholt. Die vier Songs auf "Columbus Never Had a Bicycle" stützen sich auf ein Grundgerüst aus bedächtigen und melodischen Indierock, dessen experimentelle Basis durch post-rockiges Geplänkel auseinander gezogen wird. So wickelt der Opener "Orchestrion" den Hörer mit einer einprägsamen Melodie um den Finger und schafft es mit lediglich wenigen sich wiederholenden Versen fast fünf Minuten unentwegt zu fesseln, ehe sich die Instrumente zu einem lauten Getöse auftun, aus dem sich der echauffierte Refrain ein letztes Mal heraus quält. Das folgende "Columbus" fährt die Gemüter mit fast schon jazzigen Zupfern wieder etwas herunter und hebt sich seinen dynamischen Endspurt ebenfalls für den Schluss auf, wohingegen das schizophrene "Raindrop" mit seinen art- und avantrockigen Ausbrüchen von Anfang an reinen Tisch macht. Dass die EP ausgerechnet mit der Hymne "Seaside", das im Gegensatz zu den drei vorherigen Songs nicht in den Karma-Recordings-Studios eingespielt wurde, sondern als Resultat der prettylivesessions. hervorging, ausklingt, stimmt fast schon wehmütig. Ein Song, der eigentlich mehr Aufbruch als Abschied vermittelt. Bleibt also nur zu hoffen, dass East Indian Elephant noch nicht am Ende ihrer Entdeckertour angelangt sind.



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Stream, Buy CDr & Buy Digitally "Columbus Never Had a Bicycle" EP

Montag, August 11

Jon Kohen - The Heart of the Machine EP



Ein Amerikaner, der auf seinem Debüt fernöstliche Rootsmusik und amerikanisches Singer/Songwritertum unter einen Hut zaubert.
Das klingt zunächst einmal nach einem großen Vorhaben und viel Selbstbewusstsein, schließlich kann man sein Debüt auch wesentlich einfacher gestalten, von dem Vergleich zu der vielleicht letzt verbliebenen Folk-Rock-Legende, seinem mit C geschriebenen Namensvetter, ganz abgesehen. Auf diesen Vergleich will es Jon Kohen aber auch gar nicht drauf ankommen lassen. Der junge Singer/Songwriter aus Lowell, MA fand seine Inspiration vielmehr in Elliot Smith, insbesondere im Song "Angeles", der mit seiner sanft dronigen Untermalung maßgeblichen Einfluss auf "The Heart of the Machine" ausüben sollte. Auf seiner EP führt Kohen die Grundidee zu Smith's mystisch angehauchten (Soundtrack)-Song nicht nur konsequent weiter fort, sondern verlagert diese mit geloopten Darbuka-, Tombak- und Tablarhythmen in andere Sphären. So verlieren sich das unwohlige "Melatonin", das zu Beginn einen dynamischen Kamelglockentakt vorlegt, und das immer tiefer versinkende "Your New Name (Phoenix)", trotz düsterer Synthesizer nicht vollkommen in vernebelter Melancholie. In "A Light" und "Dusk" wurde die Grundstimmung gar mit einer Tibetischen Klangschale aufgehellt. Viel Aufwand, der durch den Mix seines Speed-Trials-Kollegen Kevin Dwyer und dem professionellen Mastering von Grammy-Gewinner Toby Mountain (Northeastern Digital) in ein mehr als solides Gesamtpaket verpackt wurde. Dass "The Heart of the Machine" darüber hinaus nicht nur das musikalische Bindeglied dreier Kontinente darstellt, sondern auch der 2005 verstorbenen USIP-Mitarbeiterin Olympia Diniak gewidmet ist, spiegelt den vereinenden Grundgedanken der EP wider.
Für den kostenlosen EardrumsPop-Sampler "Between Two Waves - The Second Wave Vol. C" (Free Download Here) verschmolz Kohen für den Song "You Always Find a Way" mit der Psychedelic-Folk-Band Warped Forest



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Samstag, August 9

Stop! Death Behind Her Smile - S!DBHS EP



Der Post-Hardcore ist tot - lang lebe der Post-Hardcore.
Zugegeben, es gibt effektivere Bands, als der Mannheimer Post-Hardcore-Vierer Stop! Death Behind Her Smile. Die 2009 gegründete Band brachte es bislang auf gerade mal eine EP, um der sich im Vor- und Nachhinein noch einige Singles rankten. Mit ihrer ersten, das noch trance-lastigere "A Last Goodbye", begründeten sie ihren eigens betitelten "Discocore", ehe das elektronische Element auf "S!DBHS" mehr dem Zwecke einer düster angehauchten Atmosphäre diente. Dementsprechend bedrohlich geleitet der Opener "The Beginning" durch ein spannend konstruiertes Horrorszenario. "Thanks for Nothing" löst an zweiter Stelle den Startschuss für eine ausgelassene Moshparty und offenbart im melodischen, cleanen Refrain ebenso viel Hitpotential, wie es bei den Szenegrößen Asking Alexandria, Bring Me the Horizon oder A Skylit Drive schon längst an der Tagesordnung ist. Das ist simple as fuck, aber genau das, was S!DBHS nunmal am besten können. Das zu Beginn auf Trance getrimmte "180° - The Turning Point" und das folgende "Try to Breathe", das zum Ende hin mit einem rockigen Gitarrensolo aufgehübscht wird, stehen der treibenden Energie ihres Vorgängersongs in nichts nach. Einzig "These Bad Intentions" fällt mit seinem unkonventionellen Aufbau und den stetigen Tempo- und Stimmungswechseln etwas aus der Rolle, ehe die EP mit dem noch einmal alles niederschmetternden "This Dying Illusion", bei dem auch Bury-My-Regrets-Frontmann Sven Brechtel mitmischt, standesgemäß ausklingt.
Letztendlich ist "S!DBHS" sicherlich keine EP, die aus dem engen Korsett des Post-Hardcores auszubrechen versucht oder gar Standards neu definieren will, diese aber immerhin vollends erfüllt und Genrefans zu begeistern weiß. Versprochen!
P.S.: Ihrer bislang letzten Single "Make Your Voice Hard" (siehe unten), soll im August die neue "Vultures" folgen.



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DL S!DBHS EP


Donnerstag, August 7

Bridges of Königsberg - Close to Everything and Nothing LP



Auf ihrem zweiten Album kommen Bridges of Königsberg etwas vom Wege ab. Falls das in ihrem unüberschaubaren Klangkosmos überhaupt noch möglich ist.
Im frühen 18. Jahrhundert stellte das Königsberger Brückenproblem Mathematiker vor einem kniffligen Rätsel. Dank Euler und seinem nach ihm benannten Kreis sind wir inzwischen etwas klüger geworden, bis knapp 300 Jahre später eine Chicagoer Band die Interessierten erneut in eine hitzige Debatte steckte. Diesmal lag das Problem auf musikalischer Ebene und fand seine Antworten wohl eher in der Auslegung des Einzelnen, als in der Wissenschaft. Bereits die Debüt-EP "We Have Many Faces" und der erste Longplayer "The Five Colors" entpuppten sich als gezielte Nackenschläge in Richtung sturer Stilpuristen. Klar, über Paul Petrosyan (u. A. auch bei Ix und Lunar Day) und seine drei Mitstreiter_innen stolperte eigentlich nur, wer einen etwaigen Überblick über das in den Endless Field Studios wütende freigeistliche Musikerkollektiv behielt. Mit "Close to Everything and Nothing" verhält es sich nun andersherum. Ein sanftes Annähern an eingängige Strukturen, wie es der tückischen, fast schon anbiedernden Vorab-Single "T-Girl" bereits anzuhören war. Einzelne Songs herauszupicken, funktioniert allerdings nur bedingt, da das Album von einer allumfassenden Atmosphäre lebt, in der sich Referenzen wie Nine Inch Nails oder Faith No More in Schall und Rauch verflüchtigen, und das von einem progressiven und schleiernden Post-Rock-Gedanken eingefangen wird. Somit steht "Close to Everything and Nothing" immer noch in der dunklen Ecke, abseits des allgemein verträglichen Hörbarem. Und wer nicht bereit ist, die vom Album geforderten 43 Minuten zu investieren, der wird wohl auch kaum Höhepunkte ausmachen können. Alle Anderen sollten sich ranhalten, da sich die kostenlosen Bandcamp-Downloads so langsam lichten.

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DL Close to Everything and Nothing LP


Dienstag, August 5

KR1M1 - Ihr müsst ja damit leben 12"



Eine Unverschämtheit! Das Quasi-Debüt der Bielefelder Melodic-Hardcore-Formation KR1M1 erschien bereits vor über einem Jahr und ist im Fairtrademerch-Shop noch immer für lausige acht Euro zu haben, statt für das fünffache über einen Privatanbieter.
Diese trägt den trotzigen, punkigen Titel "Ihr müsst ja damit leben" und wurde auf gerade mal 100 weiße, 180gr. schwere 12inches gepresst, mit Cover- und B-Seiten-Siebdruck und gestempelten Textblatt. Ein mehr als stimmiges Gesamtkonstrukt also, das mit etikettierten Bandnamen wie Defeater oder More Than Life sicherlich schon längst eine begehrte und nur noch schwer zu ergatternde Rarität unter Sammlern wäre. Die fünf Jungs von KR1M1, die sich bis zum Frühjahr 2013 noch als In Enemy Hands in die schreienden Herzen einer kleinen Fangemeinde spielten und einige Demosongs veröffentlichten, sind von einer derartigen Größenordnung (noch) weit entfernt. Gut für uns, denn ganz im Stile einer bescheidenen D.I.Y.-Band kann man sich die vier Songs ihrer Debüt-EP kostenlos und wahlweise über Facebook oder Soundcloud saugen. Die wiederum stehen o. g. Referenzen in nichts nach, sind sauber produziert und finden dennoch ausreichend große Schlupflöcher, um sich mit einem eigenständigen Sound in dieser Riege zu etablieren. "Ihr müsst ja damit leben" legt gleich mal zu Beginn mit dem treibenden Hit "Luxuslärm" los, ein Song, dem durchaus Single-Charakter inne wohnt und der sich mit seinem einprägsamen Einstiegsriff sofort im Ohr festsetzt. Auch das darauffolgende "Das war das erste und das letzte Mal" weiß die müden Tanzbeine zu animieren, erweist sich nach dem melancholischen Anfang und der sich langsam steigernden Rhythmussektion allerdings auch als wesentlich tempowechselnder, als sein Vorgänger. "Die Frage nach der Ewigkeit", bei dem einige Mitglieder der befreundeten Kollegen von Torpedo Holiday mitmischen, und "Leises Rauschen" offenbaren hingegen ihre Affinität zum wütenden Post-Hardcore.
Letztendlich überzeugen KR1M1 auf ihrer EP mit mehr als nur überdurchschnittlichen Newcomerpotential, um das sich Labels hierzulande eigentlich streiten müssten.

Den etwas länger ausgefallenen Winterschlaf der Band nutzte Sänger Daniel zur Entschlussfassung, KR1M1 endgültig zu verlassen, um sich voll und ganz auf seine bisherige Nebenbeschäftigung zu konzentrieren - die an The Thermals erinnernde Punkband Modern Saints. Nach Angaben der Band steht ein neuer Sänger bereits in den Startlöchern.

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DL Ihr müsst ja damit leben 12" (Songs einzeln)



Sonntag, August 3

Gesplittet, Teil 5

Peppone vs. [Hi Tereska]



Gesucht und gefunden, lautet eine volkstümliche Phrase, mit der sich auch gut das anfang 2014 erschienene Split-Tape der Magdeburger/Potsdamer "Beatbox"-Punkband Peppone und der Wassenberger Emo-Punkband [Hi Tereska] umschreiben lässt. Die Einflüsse beider Bands finden ihren gemeinsamen Nenner wohl in verblichene Deutschpunk-Größen wie EA80 und Boxhamsters. Umso schöner ist es, dass sie die Möglichkeiten eines Split-Formates voll und ganz ausreizen, indem die Beteiligten nicht nur separat aufgenommene Songs beisteuern, sondern wie in "Raketenrucksack" und "Raacke" auch noch gemeinsame Sache machen. Eine hervorragende Ergänzung, die tatsächlich geschichtlich relevanten Deutschpunk zurück in die Gegenwart transferiert, zu authentisch und mit viel Spaß an der Sache, um dabei wie ein bloßer Abklatsch zu klingen.
Während Peppone mit dem Split-Tape bereits ihr drittes Release feiern (PWYW-DL des Demos 2010, S/T-Album als rotes und schwarzes Vinyl erhältlich), ist bei [Hi Tereska] das erste Mal Thorsten hinter dem Mikrofon zu hören, der im Jahr 2012 Sängerin Nadja ablöste, die sich wiederum nach der Einleben-Ära ab 2003 für den Gesang verantwortlich zeichnete. Mit ihr veröffentlichte die Band 2007 das Album "Winter im Herzen".
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Kratzer & Kvazar Split-12"


Die deutsch-griechische Freundschaft kann auch außerhalb einer scheinheiligen Oberfläche aus fragwürdigen Rettungspaketen und der Forderung nach Sparkursen bestehen. Die politische Unsicherheit zweier Nationen führte die Hamburger Crust-Punk-Band Kratzer und ihr griechisches Grindcore-Äquivalent Kvazar zueinander, die Musik schweißte sie auf natürliche Art zusammen. Musik kennt eben keine Grenzen, schon gar keine nationalen. Kurzum: sie verbindet gegen einen gemeinsamen Feind.
Die A-Seite beackert das norddeutsche Quintett mit sieben düsteren, teils fiesen Crust-Punk-Nummern, in denen zwei Gitarren mittels wüstem D-Beat-Geballere und melodischen Hooklines wetteifern. Erinnert ein wenig an die Bielefelder Szenegröße Ruins.
Auch Kvazar bepflastern ihre Seite mit sieben Stücken. Nach einem kurzen Sample im B-Seiten-Opener "Off By One-Mutant Rhetorics" ist die Schonzeit auch schon vorbei. Das Quartett aus Thessaloniki legt ein rasendes, wütendes Grindcoregemetzel hin, das vor allem in den "trägen" Momenten etwas (Death)Metal-Affinität offenbart. Die sieben Songs waren, wie vorher angekündigt, die letzten Aufnahmen der 1998 gegründeten Band, die mit Hilfe von Straighthate- und Dephosphorus-Schreihals Panos Agoros und Soundtüftler Pascal Cretain fertiggestellt wurden. Während sich die Griechen nach einem Demo und zwei Alben mit ihrem vierten Werk von der musikalischen Bühne verabschiedeten, feierten Kratzer mit der gemeinsamen Split-12" ihr erstes handfestes Release. Glückwunsch und weiter so!

Beide Bands sind übrigens auch auf dem Sociopathic-Sound-100-Song-Mixtape Vol. 4 (Free Download HERE) vertreten.

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DL Kratzer/Kvazar Split-12" Here, Here & Here

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Sky:Lark & Meatpacker Split


Weder kanadischer Pop, noch italienischer Power Metal. Sky:Lark (getrennt durch einen Doppelpunkt!) ist ein Londoner Trio, das zumindest auf dem Papier in der klassischen Besetzung mit einer Gitarre, einem Bass und einem Schlagzeug aufgestellt ist. Mehr herkömmliche Strukturen wird man bei der englischen Band auch nicht finden, denn was im musikalischen Kontext durch die Boxen berstet, ist ein wilder Mix aus riffigen Math- und hardcoreversetzten Noiserock, beschichtet mit einer Schippe dreckigen Punk.
Hinter Meatpacker verbirgt sich lediglich das Ein-Mann-Chaos-Orchester James Stringer aus Leicester. Nach zuvor zwei Demo-EPs, ist die Kollaboration mit Sky:Lark bereits das vierte Split-Release des veganen Grindcore-Punks. Neben halbminütigen Krachblizzards und ungewohnt ausdauernden Songs - eineinhalb Minuten könnte man vergleichsweise schon fast als episch bezeichnen - , finden sich mit "Welcome", "Have You Ever?" und "McMassacre" auch zwei Offspring- und ein Macabre-Cover wieder.
Fazit: Nervenzerrend bis -zerreißend! 100% D.I.Y.! 100% Punk!

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das eNde & Human Abfall Split 7"


Eine Konzept-EP der anderen Art. Auf der A-Seite servieren uns die vier Stuttgarter von Human Abfall zwei "Kalorienbomben". Genießbar sind diese allerdings nur für Diejenigen, die ihre Ohren bereits mit ähnlichen Hirnf**k-Post-Punk á la Goldenen Zitronen, Herpes oder Fehlfarben reichlich eingewöhnt haben. Dabei bildet Post-Punk lediglich das Grundgerüst ihres Sounds, das mit NDW, Wave und ganz viel Noise gehörig durchrüttelt und von Flávio Bacon's kryptisch verbauten und dadaistischen Sprechgesang durchzogen wird.
Die zwei "Fettexplosionen" auf der B-Seite, die uns die Hamburger Band das eNde vorsetzt, gehen da schon wesentlich leichter ins Ohr. Das war auf ihrem Debüt-Album "Der Teufel ist ein Silberfisch" immerhin keine Selbstverständlichkeit, denn auch die Hansestädter experimentieren wie wild auf der Basis des Deutschpunks herum und lassen dabei Vorbilder der Rachut-Riege (Dackelblut, Oma Hans) erahnen. "Himbeerpool" und vor allem das treibende "Muskatnuss" haben zwar auch ihre Ausbrüche, können (oder müssen vielleicht auch) aber getrost als zwei der eingängigsten Songs der Band benannt werden. Leider stand die noch junge Band zu ihrem Wort und nutzte die Split-Release-Party im Juni gleichzeitig, um Lebewohl zu sagen. Während die Bandmitglieder inzwischen den Fokus auf das eigene Label ChuChuRecords , über das die Split-7" auch in einer limitierten und handnummerierten Silber-Spiegel-Siebdruckcover-Version erschien, richten, soll ein neues Bandprojekt bereits in den Startlöchern stehen.

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Stream A-Seite & B-Seite

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Freitag, August 1

extrem*ist*in - tolerant Demo



extrem*ist*in - tolerant. Schon klar! Nicht nur der Bandname für sich oder in Kombination mit dem Titel ihres Demo-Debüts gelesen, zeigen, dass die Band ein Faible für Wortspiele hat, was auch in der Tracklist mit dem Song "henry fordschritt" konsequent weitergeführt wird, oder mit "wer viel redet schweigt", in dem sämtliche Sprichwörter erstmal gehörig durch den Fleischwolf gedreht werden. Dabei ist das Trio aus Trier ansonsten in ihren politischen und anprangernden Texten so gar nicht zum Scherzen aufgelegt. Wo Bedürftige froh sind, dass der gemeine Bürger wenigstens ein paar Euro für den wohltätigen Zweck locker macht, kontern extrem*ist*in lieber: "spendest gegen dein schlechtes gewiszen" (aus "dein race"). Das ist natürlich etwas aus dem Zusammenhang gerissen, denn was der Song eigentlich anklagt, ist, dass wir Deutschen eben nur zu gerne den Weg des geringsten Widerstandes gehen, ohne sich großartig die Hände schmutzig machen zu müssen (um jetzt mal bei den Sprichwörtern zu bleiben). In den eigenen vier Wänden kann man nunmal keine Revolution anzetteln und der Kampf gegen Miszstände und Ungerechtigkeiten findet sowieso nur auf den Straße statt. Nur einer von vielen vorherrschenden Umständen, der die Band unweigerlich in die Fraktion "anti-deutsch" getrieben hat. Kein Verständnis! Kein Applaus! Keine Ausreden!
Diese einschlägige Aussage wurde für das Demo nun in sieben eingängige Songs verpackt, die wie im Opener "wer viel redet schweigt" mal an verätzten Deutschpunk (sorry, aber so lautet nunmal immer noch die offizielle Bezeichnung dieser Sparte) der Marke Mann kackt sich in die Hose erinnern oder diesen schnell, dissonant oder einfach nur radikal im Stile von Bands wie halbstark oder Rattenkönig zur Schlachtbank führen. Aber eben nicht nur mit Speed, sondern vor allem mit einfachen und eingängigen Melodien, erweist sich "tolerant" als ein kurzweiliges Punkvergnügen, das sicherlich auch live ordentlich abgefeiert werden kann, inklusive blauer Flecken und anschließenden Nacken- und Kopfschmerzen.
Neben einigen anderen Newcomern und Szenegrößen wie Kaput Krauts, Dödelhaie und Mülheim Asozial, sind extrem*ist*in mit zwei Songs (darunter auch der Non-Demo-Song "wir verein") auch auf dem Hyperwelt-Media-Sampler "Schlachtrufe DFB" (Free Download HIER) vertreten. Passt!

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DL Tolerant Demo

Jahres-Sampler