Sonntag, November 29

Platte des Monats 11/2015: The Wulffs - How to Join a Nameless Cult



Band: The Wulffs

Titel/Release: How to Join a Nameless Cult/Album (Digital, Vinyl ???)

Label: Ghost Town Noize

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Punk, Alternative, Old School

FFO: Data Control, Rivers & Tides, Dave's Pawn Shop

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Kurzinfo:

Achtung, The Wullfs sind los und hetzen uns mit neun neuen Songs durch das Old-School-Zeitalter des Punks!
Es gibt tatsächlich Leute, die The Wulffs mit älteren Queens of the Stone Age oder Joy Division vergleichen. Passt nicht zusammen? Dann wird euch der Opener "Across the Brows" mit verhallten Rage-Against-the-Machine-Crossover-Gedächtnis-Raps wohl vollkommen den Rest geben. Das Regensburger Quartett mit ehemaliger The Rumble Bumble Bees- und aktueller Erdspecht- und Death Portal-Beteiligung zeigte schon auf den beiden Vorab-EP's, dass die Grenzen des Punkrocks zu eng bemessen sind für ihren facettenreichen Sound. Ihre abenteuerliche Reise führt die Band aber nicht in die unentlichen Weiten des post-modernen Kosmos, sondern zurück in die Spät-80er und 90er-Jahre. Kein Wunder also, dass an ihrem ersten Longplayer "How to Join a Nameless Cult" neben klassichem, melodischem Punkrock vor allem auch Versatzstücke von Cold Wave, Post-Punk und Alternative hängen geblieben sind. So drängeln sich zwischen treibenden Punknummern á la Bad Religion und Social Distortion wie das eingangs erwähnte "Across the Brows", "Parasites", "Dalara's Dance" oder "Serpent Charmer", auch immer wieder einige Albumausreißer. "Eternal War is Love" in etwa, das sich in einer unterkühlten Düsternis hüllt oder gar "Blind Spot", das neben Post-Rock-Momenten zum Ende hin im Refrain schizophren zwischen Surf- und Psychobilly-tauglicher Frivolität umher springt. Apropos Post-Rock. Instrumentale und atmosphärische Ausdauer beweisen The Wulffs dann im fast 7 1/2-minütigem "Les Loups", genauso wie in der abschließenden Ballade "hjanc".
Verblüffend, was sich hierzulande so alles im Untergrund tummelt. Wären The Wulffs mit ihrem Album zwanzig Jahre früher dran gewesen, wären sie heute wahrscheinlich eine unterschätzte Referenzband, wonach sich Plattenlabels eigentlich reißen müssten. Stattdessen ist die Band der Musikindustrie zum Opfer gefallen, sodass das geplante Release des auf 200 Stück limitierten, colorierten und extra verpackten Vinyls vorerst auf unbestimmte Zeit verschoben wird. Eine Schande, denn "How to Join a Nameless Cult" gehört zweifelsohne in den bunten Plattenschrank!

DL How to Join a Nameless Cult

Montag, November 23

Great Escapes - Nicht einfach nur Punk


Facebook // Spotify // iTunes

Vor über einem Jahr formierten sich drei der vier ehemaligen Post-Punks von Pavement Poetry neu als Great Escapes. Mit der Bandneugründung und der jahrelangen gemeinsamen Zeit fiel es der Band nicht schwer neue Songs zu schreiben und veröffentlichten letzten Freitag schließlich To My Ruin I'll Go Gladly, welches euch ebenso intensive Punkrock-Schoten um die Ohren wirft wie ihre Ex-Band. So haben sie sich nicht zwingend komplett neu erfunden. Dafür wurde gerade der Gesangspart um verlegt. Die Schreiattacken fallen nun komplett in den Bereich von Frontmann Frederik, der sich auch mal nicht zu fein ist noch die letzten Stickstoffpartikelchen aus den Lungen zu pressen. Abgesehen davon, lebt das Album enorm von seinen Texten. Bei Great Escapes harmonieren Bandgeschichte und Gesellschaftskritik so gut, dass jeder Song immer wieder unterschwellig den neuen Bandnamen erklärt. Der Kopf der das Album schrieb, muss wirklich eine Handgranate sein... und jeder Gedanke ist.... 



Das Album muss laut einer geheimen Studie mindestens ein Mal gekauft oder wenigstens 1000 Mal auf Spotify gestreamt werden. Erhältlich ist das Teil bei den gängigen Herunterläden oder im schicken Digipak bei der Band selbst (PN auf Facebook oder Nachricht an greatescapesband@gmail.com). Die CD kostet nen schlappen 10er + Versand und damit kaum mehr als die digitale Kopie.

Und weil ein Song mehr sagt, als ein schlampiges Review, gibts hier noch ein weiteres Musikvideo:


Montag, November 16

Agador Spartacus - Agadawesome EP



Band: Agador Spartacus

Titel/Release: Agadawesome/EP (25x Promo-CD & DIY-Release-CD, Digital)

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Alternative, Post-Hardcore, Punk




Kurzinfo:

Mal ganz ehrlich: kompromissloser Punk - geht das denn heutzutage überhaupt noch? Wer in der Zeit stehen bleibt, kann nichts verändern und wer sich zu Vielem widersetzt, bekommt schnell mal die Bezeichnung Hipster übergebügelt. Sind Smartphones und Internet überhaupt noch Punk? Selbst alte Hasen wie Slime können sich dem Fortschritt nicht verwehren. Autsch! Wer sich damit abfinden kann, lebt wahrscheinlich länger, weil er sich weniger herumärgern muss. Mal ganz davon abgesehen, dass man sich auch wichtigeren Diskussionen zuwenden kann. Also, was ist heutzutage noch kompromisslos, was Punk?!
Für ihr Demo-Debüt "Agadorable" ernteten Agador Spartacus nicht nur Wohlgesinnen von der Schreiberfraktion. Warum? Weil sie einen musikalischen Kompromiss eingegangen sind und Punk nicht als stures Genre, sondern zur eigenen Freiheit erklärt haben, tun und lassen zu können, was sie wollen. So tobten sich die vier Ruhrpottler/Hamburger darauf ungeniert zwischen Alternative, Post-Hardcore, Emo und Punk aus und verärgerten damit vor allem letztgenannte Szenegänger. Der Gegenschlag saß tief, schickte die Band aber nicht auf die Bretter. Mit ihrer zweiten (Demo-)EP setzen die Jungs sogar noch einen drauf. Klar, nach "Agadorable" kommt schließlich "Agadawesome". Die Kanten etwas zurecht geschliffen, die Riffs noch druckvoller in den Sound gemeißelt, während darüber eingängige und -prägsame Melodien thronen, die von Sir Lesley Adam Pay's mehr im Alternative Rock zu verortenden, heiser-markanten Stimme in die Spur gepeitscht werden. "Anything to Lose", "Redefine" und "Please Proceed to Next Level" zum Beispiel, sind angerauhte Punkhymnen, die man in etwa auch zwischen Größen wie Rise Against oder Billy Talent schummeln könnte. Agador Spartacus goes Mainstream? Warum nicht?! Punks müssen schließlich nicht mehr auf die gegenwärtigen Miszstände aufmerksam gemacht werden. Doch trotz dieser gewagten Tendenzen, sind es auch immer wieder Songs wie das Post-Rock-beflügelte "How Dare You?!" oder das destruktive "The Dynamics", die die Band weg von den Massen und hinab in den Untergrund zerren, womit sich auch gleich mal der Bogen zur Releaseparty von "Agadawesome" spannen lässt. Die steigt am 28.11.2015 im Dattelner RaZ 4 U gemeinsam mit den Ruhrcoastpunks PHONEY14 und den alten Alternative-Punk-Hasen Cumbersome.

Freitag, November 13

Younger Us - Graustark



Band: Younger Us

Titel/Release: Graustark/EP (100x black & 400x gold screenprinted Clear 12", Digital)

Label: Through Love Records, Koepfen, Tief in Marcellos Schuld, Day by Day Records, Teenwolves Records

Erscheinungsjahr: 2015


Genre: Post-Hardcore, Hardcore, Düster-Hardcore, Grunge

FFO: Defeater, Nails, The Saddest Landscape, Fashion Week

Links: Facebook\\//Bandcamp\\//Twitter\\//Soundcloud\\//Instagram



Kurzinfo:

Würde ich über Bands aus dem Mainstreamsektor schreiben, wäre ich wahrscheinlich ein ziemlicher Querulant. Vielleicht liegt es ja an den hohen Erwartungshaltungen gegenüber solcher Gruppen oder auch, weil die Radiodauerschleifen bereits im Vorhinein dem jeweiligen Release sämtliche Spannung austreiben. Im Untergrund läuft das zum Glück anders. Als mir die vier Stuttgarter Jungs von Younger Us bereits vor Monaten einen Stream zu ihrer Debüt-EP "Graustark" zuschickten, haben sie mich gewissermaßen unvorbereitet erwischt. Nach einem ersten Lauschangriff musste ich mich erst einmal vergewissern, ob hier nicht versehentlich ein Deathwish-, Epitaph- oder Hydra Head-Sprössling in die falsche Verteilerliste geraten ist. Trifft beides nicht zu, denn ihr erstes Labelrelease erscheint über fünf heimische Labels, darunter auch das vom Younger-Us-Bassisten Felix Froehlich mitbetriebene Day by Day Records. Und das ist doch schon mal eine interessante Konstellation, denn über Musik schreiben - so wie ich - kann jeder, der ein übermäßiges Mitteilungsbedürfnis verspürt. Hand anlegen (am Instrument!), das machen nur die Coolen. Cool, so pubertär dieses Adjektiv auch sein mag, klingt auch "Graustark". Ein fettes Post-Hardcore-Brett, düster, fein arrangiert, freigeistlich expandierend und fett produziert. Mit Jay Maas und Philipp Koch (Heisskalt, Big Spin), der nebenher noch im Song "Philophobia" zu hören ist, kümmerten sich schließlich auch keine Amateure um den akustischen Feinschliff. Von der Verpackung ganz zu schweigen.
Wer den Platten seiner internationalen Genrelieblingen zumeist vergeblich hinterher rennt, hat mit Younger Us nun vielleicht eine passende Alternative parat, denn mit der amerikanischen, englischen und französischen "Konkurrenz", kann das schwäbische Quartett allemal mithalten. Mindestens. Younger Us wollen es auf diesen Vergleich aber gar nicht ankommen lassen. Mit "Graustark" bahnen sie sich unbeirrt ihren eigenen Weg. Durch einen finsteren Tunnel, der zwar nicht am Ende, dafür aber in regelmäßigen Abständen zwischendurch immer etwas gedämpftes Licht durchschimmern lässt. So schält sich inmitten des post-apokalyptischen Sounds von "Voices" plötzlich eine Emo-taugliche Melodie heraus, "Ceremony" und "Phasm" gönnen sich und uns ein paar akustische Verschnaufpausen, während "Philophobia" neben beidem noch zusätzlich eine grummelig-schwingende Grunge-Gitarre auspackt. Ein starkes Label-Debüt, dass man gar nicht so weit unten erwarten würde.

DL Graustark

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Sonntag, Oktober 25

Platte des Monats 10/2015: Bijou Igitt - Der letzte Dodo



Band: Bijou Igitt

Titel/Release: Der letzte Dodo/Mini-Album (12"-Vinyl in ca. 30 verschiedenen Farben, Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Deutschpunk, Punk, Melodic Punk, Post-Punk

FFO: Fehlfarben, Captain PlaneT, Mann kackt sich in die Hose, I Refuse

Links: Bandpage\\//Facebook\\//Bandcamp\\//Last.fm



Kurzinfo:

Das muss man sich mal vorstellen. Da feilt die Natur mit Hilfe der Evolution Millionen von Jahren an der Kreation etwas Einzigartigem wie dem Dodo, bis er vom Menschen entdeckt und innerhalb von nicht einmal 200 Jahren komplett ausgerottet wird. Auch heute noch nimmt sich der Mensch als selbsternannte stärkste Lebensform das Recht heraus, tun und lassen zu können, was er will und ist in seiner gleichgültigen Art auf einem guten Weg, alles andere um sich herum nachhaltig zu zerstören. Ganze Bienenvölker verschwinden spurlos, Elefanten und Nashörner werden zum Zwecke der Dekoration regelrecht abgeschlachtet, unzählige andere Tierarten ihres natürlichen Lebensraumes beraubt. Klar, mittlerweile haben wir Natur- und Artenschutzgesetze. Aber was nützen die schon?! Auch das steht sinnbildlich für die heutige Gesellschaft: Egoismus, sinnlose Bürokratie und unpraktikable Gesetze. Dem Aussterben einer Lebensart hängt also noch ein ganzer Rattenschwanz voll gesellschaftlicher Probleme an, mal ganz davon abgesehen, dass "Der letzte Dodo" die quälende Frage aufwirft, was es wohl bedeutet, der Letzte seiner Art zu sein. Aber gut, lange Einleitung, umso kürzerer Sinn.
Bijou Igitt sind gekommen, um zu meckern. Das klingt beinahe schon niedlich, genauso, wie ihr auf's nötigste reduzierter Punkrock, der stellenweise fast schon in unbeschwert-fröhliche und leichte Melodien einrastet. Habe ich da gerade eine Triangel in "Biene/Stachelschwein" gehört? Egal. Verwechslungen mit dem Fun- bzw. Pop-Punk sind jedenfalls schon vorprogrammiert. Der zweite Song "Saufisaufisauf" ist .......... nach neunzehn Sekunden auch schon wieder vorbei. Nach ihrem Demo und drei losen Songs, die eigentlich für eine Split mit ihren Buddies von Favorit Parker gedacht waren (#diesplitdieniemalsexistierte), ist "Der letzte Dodo" das dritte Eigen-Release der Band. Die musikalische Formel darauf ist ebenso simpel wie gut: nehme die Direktheit und Kaltschnäuzigkeit des Deutschpunks und multipliziere sie mit der Dynamik und Willkür des Post-Punks. In einem Song wie "Scheiße in the End", der sich zum Ende hin in einen choralen Orgasmus hineinsteigert - Grüße geh'n raus an Reasonist-Fabi und Always Wanted War-Dennis - , kann das schonmal an Emo-lastige Captain PlaneT erinnern. "Fallobst" dagegen, pöbelt anfangs noch dilettantisch los und stolpert schlussendlich dann doch irgendwie über eine tolle Melodie. Ein nicht all zu fremdes Muster, das der Eine oder Andere vielleicht schon bei Gruppen wie We Will Fly oder Biffy Clyro (Wtf?! Schon gut, ich relativiere den Vergleich gleich...) beobachtet hat, nur (...nämlich jetzt), dass Bijou Igitt wesentlich weniger dick auftragen. "Der letzte Dodo" steht ohnehin ganz im Zeichen und Sound des Low Fidelity. Und weil bei Bijou Igitt weniger eben mehr ist, können sie acht Songs in weniger als fünfzehn Minuten auch problemlos als Album durchbringen.

DL Der letzte Dodo

Buy via Mail to: bijouigitt@arcor.de

Samstag, Oktober 10

Yellnikow - S/T Album



Band: Yellnikow

Titel/Release: Yellnikow/Album (Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Post-Punk, Indie-Punk, Emo

FFO: magret., Skeletor, Pride And Ego Down, I Like Ambulance

Links: Facebook\\//Soundcloud



Kurzinfo:

Auf dem kleinen Bochumer Label Ruhiger Als Du Rec. ist nichts so beständig, wie das Bandhopping. Es kann also gut sein - beweisen kann ich es aber nicht -, dass sich hinter Yellnikow Mitglieder von Electro-, Hip Hop- und Indiecombos wie Sprachferne, Cooking With Liquor, Paperbite und A Palace For Pablo verstecken.
Yellnikow existieren bereits seit 2013. Aus der Intention heraus, etwas anderes ausprobieren zu wollen, war von Anfang an klar, dass es die fünf Nordrhein-Westfalen mit ihrem selbstbetitelten Debüt-Album nicht eilig haben würden. Und so zog sich die (vorerst nur) digitale Veröffentlichung von "Yellnikow" bis in die Gegenwart hinein. Am Ende stehen neun Songs (inkl. Bonussong), denen man diese lange Entstehungszeit durchaus anhören kann und nun auch den Hörern einiges an Aufmerksamkeit und Ausdauer abverlangen. "Yellnikow" ist kein Album, das man mal eben schnell nebenher laufen lässt. Das zeigen schon die Songlängen, bei denen die Band lediglich dreimal unter der 5-Minuten-Grenze bleibt. Generell lässt sich "Yellnikow" besser hören, als rezensieren. Ein Non-Schubladen-Album, das einen unterschwelligen Post-Rock-Gedanken inne trägt und eine konzeptionelle Atmosphäre streut, ohne sich daran fest zu beißen. Alles kann, nichts muss. Und dennoch haben Yellnikow ihre weit nach außen verlagerten Grenzen klar definiert, sicherlich auch, um nicht all zu sehr vom eindringlichen Sprechgesang abzulenken, der sich dank der poetischen Lyrics in bester Storytelling-Manier präsentiert. Und wenn sich dazu noch ein Piano gesellt, das im Untergrund nicht nur zuletzt durch Musiker oder Gruppen wie Hauke Henkel und BÄNGKS wieder salonfähig gemacht wurde, schwillt die Melancholie ohnehin ins Unermessliche an. Yellnikow können aber auch anders, etwa, wenn sich die klimpernden Klavierakkorde und sanften Gitarrenklänge zu massiven Wänden auftürmen, rauhe Basslinien und inbrünstiges Geschreie die Sentimentalität in pure Verzweiflung entgleiten lassen. Das ist mir in dieser Form tatsächlich noch nicht durch die Ohren gefahren. Daher: Hut ab vor diesem Debüt, dass hoffentlich noch den Weg auf ein physikalisches Release finden wird.

DL Yellnikow

Mittwoch, Oktober 7

Boden - S/T 12"



Band: Boden

Titel/Release: Boden/EP (12" w/ screenprinted B-side, Digital)

Label: Holy Goat Records, Revolvermann Records, Meta Matter Records

Erscheiningsjahr: 2015

Genre: Black Metal + Shoegaze = Blackgaze, Post-Metal, Post-Rock, Ambient

FFO: Amber, Triste L'Hiver, Archivist, Sun Worship

Links: Tumblr\\//Facebook\\//Vimeo



Kurzinfo:

Es ist euch sicherlich schon aufgefallen - der Black-Metal-Markt boomt. Ein Umstand, der natürlich nicht spurlos an uns vorbeizieht. So tauchten hier vor allem in den letzten Monaten immer wieder nennenswerte Gruppen auf, meistens mit Affinität zum klassischen Black Metal. Mit dem Stuttgarter Quintett (derzeit Sextett) Boden, haben wir nun eine Band, die dem Black Metal etwas experimenteller gegenüber steht. Und da hier Powerviolence-/Fastcore- und Post-Screamo-erprobte Leute von WØLFENSTEIN und Loner mitmischen, ist das auch keine all zu große Überraschung. Ihre selbstbetitelte Debüt-EP, die im Laufe des Jahres als einseitig bespielte und b-seiten-besiebdruckte 12" über o. g. Labels erscheinen wird, entpuppt sich dennoch als ein unberechenbares und vor allem düsteres Biest. Klar, wer mit Black Metal nichts anfangen kann, braucht gar nicht erst weiter zu lesen, genauso wie Diejenigen, die kompromissloses Trommelfeuer erwarten. So läuft das nunmal bei sogenannten Blackgaze-Vertretern, die brachiale Härte mit viel Atmosphäre aufweichen. Das Genreuntypische an Boden allerdings ist, dass sie ihre vier Songs nicht nur zeitlich gesehen in einem überschaubaren Rahmen halten. Und das reicht auch vollkommen aus, um "Boden" mit sämtlichen düster-schimmernden Facetten zu beklecksen, ohne zu langweilen: Das bedrohlich einleitende "Correspondance"; das mit fragilen Momenten immer wieder bröckelnde "Morphin"; das permanent post-rockig schwebende "Shine"; und das anfangs morbide umhergeisternde und schlussendlich fast schon euphorisch ausklingende "The Light Inside Is Broken (But I Still Work)".

DL S/T 12"


Sonntag, Oktober 4

Der Bandcamp-Hardcore Vol.31

te:rs



Anteater und Sailing On, zwei (ehemalige) Hardcore-Bands, deren Frontfrauen wohl kaum einen hörbaren Untertschied zur männlichen Konkurrenz ausmachten. Nun, nachdem letztere nicht mehr ist und die Mitglieder erst genannter mittlerweile im Black Metal und anderswo herumstreunen, kann etwas frischer - oder besser: düsterer - Sturm im hiesigen Bereich des female fronted Hardcore sicher nicht schaden. Et voilà, hier sind te:rs aus Göttingen, deren vier Mitglieder sich gerecht auf zwei Frauen (Vocals, Bass) und zwei Männer (Drums, Guitar) aufteilen. Nach einigen Konzerten mit mehr oder weniger bekannten Szenegruppen wie Finsterre, Varan oder Moro, folgt Ende September die Veröffentlichung ihrer ersten 12", die auf Vinyl über unten verlinkte Labels erscheinen und das Qualitätssiegel der Oldenburger Tonmeisterei tragen wird.
Das te:rs aber nicht nur die Genres-Klischees des Post-Hardcores bedienen, sondern vor allem mit eigenen Ideen überraschen wollen, zeigt bereits der Opener "scopes below the line". Unter dem wüsten Geschreie von Sängerin und Gitarristin Nora schiebt sich langsam eine melodische Gitarre hervor, die den Song trotz aller modern-apuristischen Tendenzen Richtung Punk steuert. Auch die übrigen fünf Songs öffnen sich immer wieder dem seichten Gitarrengeplänkel, das mit etwas mehr Ausdauer auch gut dem Post-Rock zu Gesicht gestanden hätte. te:rs sind aber weder eine Post-Rock-, noch eine reine Punkband, sondern lassen diese Einflüsse gezielt und nathlos in ihrem Hardcore-Kontext mit einfließen. Das die cleanen Gesangspassagen und das Schlagzeug stellenweise recht roh klingen, dürfte wohl ein bewusster Schritt der Band gewesen sein, denn das hätte die Tonmeisterei sicherlich auch besser hinbekommen. Sollte es aber nicht, was letztendlich auch für einen insgesamt organischen Sound beiträgt.

>>Facebook<<

DL S/T 12"

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Idylls

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Eine Band, wie ein sich ständig drehendes Kettenkarussell. Seit ihrer Gründung im Jahr 2009 hat die australische Band Idylls schon viele Mitglieder kommen und gehen sehen. Dementsprechend tummelte sich dort schon eine Menge musikalische B-Prominenz aus Gruppen wie Nuclear Summer, The Ailment, The Vanguard Tic, Okemah oder Ironhide, was sich zwangsläufig auch auf den stets wandelnden Sound der Band auswirken musste. So lässt sich ihr Stil - für den, der es unbedingt möchte - auch nur schwer in eine bestimmte Schublade stecken, denn die Einflüsse aus dem Math-, Technical Grind- und Metalcore, zerstreuen sich ebenso gleichermaßen auf die Songs, wie die Ausflüge in den Post-Punk und Noiserock. Eingefleischte Anhänger der San-Diego-Ecke um The Locust, Dmonstrations & Co. dürfen sich daher gerne angesprochen fühlen, zumal sich auf ihrem letzten Release "Prayer For Terrene" ein free-jazziges Saxophon verirrte, das dem Wahnsinn noch zusätzlich die Krone aufsetzte.

DL Farewell All Joy LP
DL Indian Circle EP
DL Split-Tape w/ Palisades
DL Amps for God/Plague Hell 7"

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SIC BOY

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Kassel? Da war doch mal was... .Genau! Die Ryker's, eine der erfolgreichsten deutschen Hardcore-Bands der 90er und somit ein mir äußerst gut gelungener Einstieg (#schulterklopf), um euch die 2013 gegründete Hardcore-Formation SIC BOY vorzustellen. Man muss eigentlich gar nicht lange um den heißen Brei herumreden, denn das hessesche Quintett praktiziert das old schoolige Hardcore-ABC, wie es in den 90ern nunmal noch gelehrt wurde. Als Hass noch mit ß geschrieben wurde und Kraftausdrücke wie FUCK noch ohne die Kürzung sämtlicher Vokale auskam. Direktheit, lautete das Motto, so wie "direkt in die Fresse" zum Beispiel oder tighte Hosen, die die Blicke unweigerlich und direkt auf den prall gefüllten Schritt lenkten. Soll heißen: mit kantigen Riffs, niederschmetternden Breakdowns, zügellosen Moshparts, Crewshouts und einer angepissten und rotzigen Stimme oder einer mal eben dazwischen geschobenen, mitfiebernden Hardcore-Punk-Melodie wie in "A Bitch Called V", wollen SIC BOY gar nicht erst den Versuch unternehmen, aus den altbewährten Strukturen auszubrechen. Und weil sich das Ganze, zumindest oberflächlich gehört, nur maginal vom verrufenen Hatecore unterscheidet, lässt die Band kaum eine Gelegenheit aus zu erwähnen, dass Rassisten und vergleichbarer Dreck herzlichst NICHT-willkommen sind.
All das liest und hört sich sicherlich etwas unprätentiös und ernüchternd an. Wer SIC BOY's Debüt-EP "HCMC" allerdings mit genau dieser Einstellung entgegnet, kann sich über ein durchaus gelungenes und solides Genrewerk freuen.

Ob noch Merch oder selbstgebastelte CDEP's vorrätig sind, könnt ihr am besten selbst hinterfragen: Mail an sicboyhc@web.de.

DL HCMC EP


Soul Structure

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Die Emo-Post-Hardcoreler Plaids, die Alternative-Indierocker The Blue Period, die Post-Hardcore-Emo-Punks Akallabêth und die Math-Post-Punks What Price, Wonderland? teilen sich vor allem eine Gemeinsamkeit: ihre Musik ist alles andere, als einfach-verträgliche Alltagskost und sicherlich auch nur den Wenigsten ein Begriff. Um so beachtlicher ist nun also der Mut einiger Beteiligter, mit ihrem neuen Projekt Soul Structure - und somit quasi eine Underground-Supergroup der Nottinghamer Szene - den Radius ihres Bekanntheitsgrades nicht zwangsläufig erweitern zu wollen. Im Endeffekt kann und muss vielleicht auch ihre Debüt-EP "The Body of Man" als exakt die Summe der einzelnen Teile beschrieben werden. Ein hektisches Schlagzeug, leicht echauffierter Gesang, nervöse und plänkelnde Gitarren, die sich den 90er-Midwest-Emo anschmiegen und etwas innere Post-Hardcore-Aufruhr durchblitzen lassen. Vielleicht ging es ja dabei auch gar nicht darum, etwas völlig neues ausprobieren zu wollen. Vielleicht haben sich hier einfach bloß vier befreundete Engländer gefunden, die wahnsinnig viel Spaß an Musik jenseits des Mainstreams haben.

DL The Body of Man Here & Here

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Trapped in Cold Season

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Selbsteinschätzung und Außenwirkung sind zwei grundverschiedene Sachen. Übrigens auch ein Grund, warum wir bei Gerda grundsätzlich keine Band verreißen wollen, ausgenommen ein paar Meinungsfetzen in den jeweiligen Beiträgen. Das (Wahl-)Ilmenauer Quintett Trapped in Cold Season, eine Studentenband, die so rein gar nicht nach Studentenrock klingt (#Meinungsfetzen), hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem Hardcore etwas Neues abzugewinnen (lest mal den Beitrag vom Verstärker). Klar, diesen Vorsatz haben viele, wovon oftmals aber nicht mehr als Größenwahn oder Selbstüberschätzung übrig bleibt. Beides kann man TICS nun attestieren oder eben auch nicht. Auf ihrer zweiten EP "Forgive/Forget" zeichnen sich ihre Einflüsse aus dem Metal(core), Post-Hardcore, Modern Hardcore und Melodic Hardcore deutlich ab, mehr noch, als auf ihrem etwas zerfahrenenem (Was ist das denn für ein Wort, sieht irgendwie falsch aus?!) Debüt "Sunwards". Allesamt etablierte Genres, an denen es nunmal nichts mehr zu rütteln gibt. Wollen sie ja auch gar nicht, denn TICS konzentrieren sich vielmehr darauf, all das in einer höchst eigenwilligen Art in den Einklang zu bringen, für das sich tatsächlich nur schwer Vergleiche heranziehen lassen. Als Resultat springen einen sechs Songs ins Gesicht, die sich auf einem Fundament aus treibenden Riffs und aufheulenden Melodien stützen und selbst vor jazzigem Gitarrengeplänkel oder einer zarten Pianoforte kein Halt machen. In diesem Sinne ist "Forgive/Forget" ein moshendes wie unberechenbares Stück Experimental-Hardcore geworden, dass man weder dem gemeinen Metal-, noch Post-Hardcoreler nahelegen kann. Aber vor diesem Problem stand man ja auch schon bei Dillinger Escape Plan oder Mr. Bungle.

DL Forgive/Forget EP
DL Sunwards EP

Buy Here


Turtle Rage

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Na klar! Wenn man sowieso schon fleißig mit High-Speed-Combos wie eQues, Violent Frustration und Nervous Nerds untergwegs war, macht es durchaus Sinn, auch mit der neuen Band das Gaspedal bis zum Anschlag durchzutreten. Und das in jeglicher Hinsicht. Seit ihrer Gründung im Jahr 2014, hat es die Berliner Fastcore/Grindcore/Powerviolence/Trash-Punk-Band Turtle Rage auf bislang drei Veröffentlichungen gebracht ("SK"-Demo digital, "CoC" und "CoP" jeweils auf Tape, zumindest Letzteres auch als CDr), die jeweils mit zehn Songs und einer Spielzeit von durchschnittlich 6½ Minuten auskommen. Angeführt vom Presslufthammerschlagzeug, schimmern unter der berstenden Oberfläche des genretypischen Geknüppels aber auch immer wieder eingängige Punkmeldodien hervor. Weniger kompromissbereit zeigt sich da schon das extrem kehlige Gekrächze von Frontmann Fabian, das irgendwie klingt, als hätte man dem armen Kerl seine Hoden an den Oberschänkel getackert. Auch das wäre Punk und der Band ohne Weiteres zuzutrauen.

DL Chambers of Peace
DL Collapse of Confidence
DL Sticking Knifes Demo

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Kings of Forlorn Lands

Bandpage\\//Facebook\\//Last.fm
Ein bisschen Hardcore für etwas mehr Liebe, lautet das Motto der dreiköpfigen Band Kings of Forlorn Lands aus Essen. Nur so am Ramde, denn angesichts ihres düster-doomenden und apokalyptisch-groovenden Sounds, könnte diese Message auch leicht untergehen. Natürlich ist das Trio, das sich in der Ruhrpottszene bereits mit Bands wie Menschenwahn, Impala und CenterMyself einen Namen erspielt hat, nicht von Naivität umnachtet. Ihr lyrischer Appell für mehr Menschlichkeit und Toleranz fungiert vielleicht sogar ganz bewusst als krasser Gegensatz zum mathig-vertrackten Postcore der Band: sollte sich an der Einstellung der Menschen nicht schleunigst was ändern, schreiten wir unserem sicheren Untergang entgegen. Das unentschlossen und morbide zwischen Post-Rock und -Hardcore pendelnde "Trümmer für Dich" bringt den derzeitigen gesellschaftlichen und politischen Zwiespalt ganz gut auf den Punkt und überlässt die Hörerschaft einem offenen Ende: Hoffnung, Chaos oder doch Untergang.

P.S.: Nicht nur mit ihrer Musik, sondern auch mit einer extra angefertigten Charity-Jubiläumsbox, beteiligten sich KoFL an die Flüchtlingshilfe.

DL Everyday Blues EP
DL EP (2013)


WELK

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Auf ihrer Bandcamp-Seite, begrüßen uns WELK gleichmal mit einem herzlichen !!!FUCK NSBM!!!. Kann ja nichts schaden, so kann man sich wenigstens ohne ein mulmiges Gefühl im Bauch voll und ganz auf die Musik konzentrieren. Kann man das erst einmal unbeschwert tun, wird man spätestens ab Mitte des Openers ihrer Debüt-EP "My Heart Has No Home" feststellen, dass Black Metal beim Leipziger Quintett nur eine Randnotiz ist. Denn das Grundgerüst, auf dem WELK ihren brachial-düsteren Sound aufbauen, ist feinstes Metalcore-Geballer, das wie in "In Grey" sicherlich auch die schwarzen Metal-Herzen zum Glühen bringt oder in "Along and Beyond" dem Crust-Punk zuzwinkert.
Etwas unkonventioneller klingt da schon das letztjährig veröffentlichte "Urne", ein quasi Akustik-Folk-Screamo-Song, mit dem WELK scheinbar den kreativen Tatendrang einläuten, der ihnen mit ihrer Vorband Hunting Area Brain County zuletzt fehlte.

DL My Heart Has No Home EP

Buy CDr via PM on Facebook or Mail to: Hannes.Starke@gmx.net


Contwig

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Das  Freibad der rheinland-pfälzischen 5000-Einwohner-Gemeinde Contwig hat sich scheinbar bis nach Frankreich herum gesprochen, denn die französische Hardcore-Band Contwig scheint genau das als Bandnamen-Debüt-LP-Konzept zu verwenden. Alles andere zumindest wäre wohl ein merkwürdiger Zufall. Die fünf Beteiligten der Straßburger Band haben bereits mit Another Five Minutes, Amoeba und More Dangerous Than a Thousand Rioters kräftig die Underground-Szene aufgemischt und probierten sich dabei im Death Metal, Screamo und Hardcore-Punk aus. Einflüsse, die nicht vollkommen spurlos an ihrem neuen Projekt vorbei gezogen sind. Dennoch holen sie mit Contwig in eine völlig andere Richtung aus. Fies berstenden und nervenfleddernden Mathcore nämlich, der sich weniger an experimentierfreudigen Dillinger Escape Plan orientiert, als vielmehr an kompromisslosen The Chariot. Das seichte Geplänkel in "With the Target of My Knife" bleibt die Ausnahme auf einem ansonsten durchsprintenden Album. Die pfeilschnellen Gitarren zirpen, quietschen, ändern abrupt die Richtung und schneiden sich messerscharf ins Ohr. Keine Frage, das hier verlangt schon ein Faible ab. Um so erstaunlicher ist es, dass die Band für "Freibad" ganze 13 (!) europäische DIY-Labels (darunter auch Miss the Stars und Dingleberry Records) begeistern konnte, die sich um das Vinyl-Release des Albums kümmerten, und zudem Amaury Sauvé (As We Draw, Birds in Row, uvm.) und Nick Zampiello (u. A. Isis, Gay for Johnny Depp) für sich gewinnen konnten, die dem Chaos genügend Struktur, Schärfe und Brachialität bescherten.


DL Freibad LP Here, Here, Here & Here

Buy Here, Here, Here, Here, Here, Here, Here & Here


Goolagoon

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Na wenn sich hier nicht mal jemand als SpongeBob-Fan outet. Aber warum auch nicht?! Trash für Erwachsene, so könnte man auch die Musik des Bostoner Quartetts Goolagoon um Frontfrau Lily bezeichnen. Ein genretypisches Fastcore-Powerviolence-Gemisch, mit eingängigen Punkmelodien im Hinter- und unprätentiösem Gebrüll im Vordergrund. Vor allem Letzteres erinnert mich in seiner räudigen Straßenmentalität stark an die Hallenser Pennerviolencer BATTRA//, nur, dass hier eben eine versiffte Pennerin ins Mikrofon keift. Kurz und schmerzvoll, und wäre jedem Song nicht noch ein Sample vorangestellt, wäre es noch kürzer und schmerzvoller. Am Ende ihres Debüt-Releases "Patrickviolence" gibt's mit dem Surf-Instrumental "Goo Lagoon" sogar noch etwas Strandfeeling. Klasse!

Über DICKCRUSH RECORDS, dem DIY-Punk-PV-Label der beiden Bastard-Grinder von XsaladcrusherX, erscheint "Patrickviolence" bereits in der zweiten Tape-Auflage. Diesmal pink, statt gelb.

DL Patrickviolence Demo Here, Here & Here

Buy Here

Donnerstag, Oktober 1

kishote - bis deine hülle bricht 12"



Band: kishote

Titel/Release: bis deine hülle bricht/Mini-Album (207x white 12"-Vinyl w/ screenprinted B-Side, Digital)

Label: Miss the Stars Records, lifeisafunnything, Crystalmeth And Heartattack

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Screamoviolence, Emoviolence, Punk, Hardcore

FFO: Foxmoulder, Flowers Taped to Pens, Marais

Links: Facebook\\//Bandcamp\\//Last.fm



Kurzinfo:

Bereits bevor Miss the Stars in die Plattenproduktion überging, war das kleine Berliner, auf Emotive Hardcore und ScrEaMO(-violence) spezialisierte, Label tunlichst darum bemüht, die Spreu vom Weizen zu trennen. Wer es erst einmal auf die Internetseiten des Blogs geschafft hatte, trug also schonmal einen unsichtbaren Qualitätsstempel. "Bis deine Hülle bricht", nach "Alternativlos Perspektivlos" (50x Tape über das ehemalige Label Olympus Mons Records) kishotes' zweites Release, ist gemäß Cat# die fünfzehnte MTS-Veröffentlichung und somit eine, die sich Genrefans zu Gemüte führen und vormerken sollten.
Das Quartett aus Bielefeld spielt einen wilden, aber nicht wüsten Mix aus Screamo und Emoviolence. Acht Songs finden sich auf dem Mini-Album ein, die in Hochgeschwindigkeit über die Bühne fegen. Das Beachtliche dabei ist, dass sich dieses Tempo nur selten auf die sägenden, schneidenden und kratzenden Gitarren niederdrückt, die als melodisches Pendant zu den Blastbeat-Schlagwerkattacken und dem inbrünstigen Geschreie fungieren. Somit sind kishote weniger eine erbarmungslose Knüppeltruppe, als vielmehr ein außergewöhnlicher Genrevertreter, der seinen Sound mit aufwölbten Gitarrenwänden (z. B. "Ansatz kein Ende") oder düster-stampfenden Riffs ("0") auch gerne dem Post- und Düster-Hardcore öffnet.

Die einseitig bespielte und anderseitig besiebdruckte 12" kommt auf weißem, 160g schwerem Vinyl in besiebdruckter, auf 207 durchnummerierter Pappe, inkl. Textblatt.


DL Bis deine Hülle bricht Here & Here

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Montag, September 28

Thurm - Thurm LP



Band: Thurm

Titel/Release: Thurm/Album (100x white Vinyl/w black inside & 400x clear/w black white marbled Vinyl, 25x Testpressings, Digital)


Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Black Metal, Düster-(Post-)Hardcore, Punk


Links: Facebook\\//Last.fm



Kurzinfo:

Der Musiksektor streikt! Gegen menschenverachtende Weltpolitik zum Beispiel, oder Gleichgültigkeit, Intoleranz und "moderne Sklaverei". Derartiger Protest ist unlängst nicht nur dem (Hardcore-)Punk vorbehalten. Auch der Metal, insbesondere der Black Metal, ist redlich darum bemüht, gegen seine Vorurteile anzukämpfen und sein Dasein wieder ins linke - und somit richtige - Licht zu rücken. Ancst, AST, Thraenenkind, WELK, uvm. - sie alle sind bereits mit guten Beispiel voran gegangen und können mit Thurm nun ein weiteres Mitglied in ihrer Familie begrüßen.
Thurm's gleichnamige Debüt-LP nimmt bereits einiges vorweg, vor allem, dass sich hinter dem Quartett keine musikalischen Neulinge und schon gar keine Mitläufer verbergen. Timo und Justus hatten mit ihrer (ehemaligen??) Band Anteater eine ebenso klare Stellung bezogen, wie die ex-Amber- und derzeitige Archivist-Shouterin Anna. Daraus lässt sich natürlich schonmal eine grobe Richtung ihres neuen Sounds ermitteln. Black Metal, der es nicht eilig hat auf den Punkt zu kommen und seine Einflüsse aus dem Post-Metal/-Rock und Düster-Hardcore untermauert. So entgleiten die radikalen und hektischen Schlagzeugattacken samt des bedrohlichen Gitarrengemetzels im Hintergrund immer wieder in apokalyptisch-atmosphärische Soundscapes, die entweder düster-post-rockig (z.B. "Modern Slavery Exists") oder sludgig-walzend ("FGM", "Shores") ausgerollt werden. Das könnte vor allem dem klassisch-gemeinen Black-Metaller etwas zu bunt werden, zumal das Mathcore-Gehacke in "Children of Darkness" und das ohne große Umschweife im Post-Rock schwebende "Enough" den apuristischen Gedanken des Albums noch weiter hinaus tragen.

DL & Buy S/T LP Here & Here

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Freitag, September 25

Platte des Monats 09/2015: Lama L.A. - Affemaria LP



Band: Lama L.A.

Titel/Release: Affemaria/Album (300x Black DLP, Digital)

Label: Anette Records

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Hip Hop, Experimental, Indie, Folk, Electropop

FFO: I Salute, Me Succeeds, Wake, Tiny Fingers

Links: Last.fm\\//Soundcloud



Kurzinfo:

Es kommt bei uns nicht all zu oft vor, dass ein Quasi-Hip-Hop-Album zur Platte des Monats gekürt wird. Also: genießt diesen Augenblick und vor allem dieses tolle Album.
"Gib' mir eine Hook, ein Drum- oder Electrobeat vor, und ich schaue mal, was ich daraus machen kann.", könnte das Motto des Debüt-Longplayers von Lama L.A. lauten. Mit Kevin Hamann (ex-Bratze, My First Trompet, Ludger, ClickClickDecker) und Johannes Rögner (Frittenbude) haben sich zwei befreundete Musiker zusammen gerauft, die sich mit ihren Ideen in ihrem Experimentierwahn gegenseitig regelrecht auffressen. Auf "Affemaria" haben sich die beiden keine Grenzen gesetzt, was nicht bedeutet, dass die 22 Songs grenzenlos ausufern. Eigentlich bewegen sie sich sogar weitgehendst in ihren Metiers, nur eben vollkommen anders ausgelegt als bisher. Klar, wenn die Songs über eine Zeitspanne von zwei Jahren hinweg und größtenteils in einer alten Schule mit reichlich eingestaubten Equipment entstanden, kann sich schonmal einiges an Roh-Material ansammeln. Hier und da pluckert es electro-poppig um die Ecke, schießt eine bereits im Ansatz verreckende Trompete oder Posaune dazwischen, springt ein fluffiger oder verzerrter Beat rein. Unter der harmonischen Oberfläche aus Hamann's sanfter Singer/Songwriter-Stimme und Rögner's Sprechgesang/Raps, bröckelt, bricht, hallt und zerrt es gewaltig. Dennoch bleiben die Songs stets überschaubar, eben weil sie nicht mutwillig überladen und in einer unprätentiös gehaltenen LoFi-Produktion verstrickt wurden. Die fast schon untypisch-typische Indie-Perle "Jetzt verstehe ich was du meinst wenn du sagst" und der Techno-Beat-Stampfer "Wenn das Einhorn es singt", in denen die Parallelen zu den Hauptbands der beiden Akteure etwas offensichtlicher durchschimmern, bleiben die Ausnahme. Wer auf "Affemaria" eingängige Party-Hits sucht, sucht größtenteils vergebens oder muss schon etwas genauer hinhören. Lieber ein Break mehr einbauen, bevor noch jemand auf die Idee kommt, das Ganze als tanzbar einzustufen. Aber genau DAS ist es eben, was "Affemaria" zu DEM unbeschwerten Album macht, das es letztendlich ist. Unverkrampft und frei von Zwängen oder irgendwelchen Erwartungshaltungen. Vielleicht haben Hamann und Rögner ja auch deshalb ihr gemeinsames Projekt nicht an die große Glocke gehangen und das Album fast schon beiläufig über das eigene Label Anette Records veröffentlicht. Dort kann man es sich für lau oder gegen Spende downloaden oder als schwarze Doppel-Vinyl (300 St.) zulegen.

DL & Buy Affemaria LP

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Dienstag, September 22

Android 18 - Six Tape



Band: Android 18

Titel/Release: Six/EP (25x green & 75x black printed Tape, Digital)

Label: Fawning Records

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Skramz, Screamo, Emo, Indie, Experimental

FFO: Chuck Bass, The Exploration, Batièn

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Kurzinfo:

Es gab eine Phase in meinem Leben, da hatte ich es wie wild auf Bands abgesehen, die als Bestandteil Zahlen im Namen enthielten. 36 Crazyfists, Superfly 69, Project 86, usw. Ich weiß nicht mehr warum das so war, vielleicht wollte ich ja unbedingt das Mysterium hinter diesen Zahlenkombinationen erforschen? Um es kurz zu machen: die Ausbeute an lohnenswerten Entdeckungen hielt sich in Grenzen. Als ich kürzlich im Netz zufällig über Android 18 stolperte, erhaschte mich plötzlich wieder dieser Flashback. Ein Bandname, der mich neugierig machte. Um es kurz zu machen: diesmal wurde ich nicht enttäuscht.
Das Debüt-Release der vier Jungs aus Louisville beginnt melancholisch, in fast schon unbeschwerter American Football-Manier plätschert der Opener "Arbor Vitae" vor sich hin. Eine trügerische Ruhe, wie sich bereits am Ende des Songs herausstellen soll. Android 18 beherrschen das altbewährte Laut-Leise-Spiel im ff und haben darüber hinaus mindestens ein Auge auf die Chicagoer Emo-Szene der 90er geworfen. Wer sich in letzter Zeit daran bereits sattgehört hat, wird sicherlich einige Zweifel über die Daseinsberechtigung dieser Band aufbringen. Kann man, muss man aber nicht. Die Zeit der Alleinstellungsmerkmale ist ohnehin längst vorbei. Android 18 wollen ein solches gar nicht für sich beanspruchen, zumindest nicht zwanghaft. Ihre routinierte Herangehensweise, Songs spannend zwischen den Gefühlspolen eindringlich und aufgewühlt pendeln zu lassen, spricht für sich selbst. Genauso, wie die tollen Gitarrenlinien in Polyrhythmen zu packen, ohne dabei zerfahren zu wirken.

Wenn die Resonanz stimmt, will Fawning Records das nächste Release der Band auf Vinyl raushauen. Meine Stimme haben sie, obwohl ich noch immer nicht weiß, wofür die 18 steht.

DL Six EP

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Samstag, September 19

Hollywood Trash Vol.4

Schwill Tiger



Schwill Tiger nennt sich dieser Kölner Herr hier, der früher im Dunstkreis von seltsam benannten Bands wie Pfarrer Assmann, Le Meize oder Radio Freier Irak umher schlich und sich als Stimme und Saitenschläger der Kölner Indie-Punk-Legende Deine Eltern outet.
Schon als Schüler schrieb der Jörg aka Schwill Tiger lieber an eigenen Songs, statt sich den schulischen Pflichten zu widmen. So stauten sich mit der Zeit immer mehr und umfangreichere Ideen an, die selbst von dem weitgefächerten musikalischen Spektrum der Eltern nicht mehr einzufangen waren. So entstand Ende 2009 sein erstes Solo-Album "Wer will das wissen?", das auf CDr über das ehemalige Non-Kommerz-Label Lebensgefahr (jetzt Superpapukaija) erschien. Und als schon gar keiner mehr damit rechnete, legte er sechs Jahre später sein zweites nach. "Wutz" ist zwar ein Live-Album, enthält aber elf bis dato unveröffentlichte Songs, die dem Umstand nach zumindest vorerst auf sämtlichen elektronischen Schnick-Schnack verzichten. Das wirft die Songs in sympathischer LoFi-Ästhetik dann gleich mal direkt ins ordinäre Singer/Songwritertum zurück, was gar nicht schlimm ist, da seine Texte noch immer aus dem Alltag gegriffen, für und gegen ihn gedacht sind. In lockerer Atmosphäre macht es somit einfach Spaß, ihm dabei zuzuhören. Vor allem dann, wenn sein keckes Organ zu sanftmütiger Ironie zerschmelzt.

Bandpage\\//Facebook\\//Myspace

DL Wutz Live-Album
DL Wer will das wissen? Album


John X McClane

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Es war die Rolle, die Bruce Willis über Nacht zum Weltstar aufsteigen ließ und es ist der Sound, der John X McClane ganz sicher nicht berühmt werden lässt. Gut so! Das X im Bandnamen nimmt es ja bereits vorweg: es wird laut, es wird schnell, es wird hart und es wird schmutzig. Ich komme einfach nicht drum rum, diese Beitragsreihe ohne eine Powerviolence-Band zu gestalten. Das englische Trio aus Margate ist allerdings mehr, als eine Quotenband. Auf ihrer zweiten EP "Disciple" ist die Band strebsam darum bemüht, dem oft als eintönig empfundenen Genre ein vielseitiges Leben einzuhauchen. Neben dem üblichen Gesample und typisch kurz gehaltener Raserei, bedienen sich John X McClane ungeniert beim Crust-Punk (z. B. "Krokodil Hangover") und Downtempo-Hardcore ("Disciple") und bügeln dem Ganzen eine überraschend gute Produktion über (Son of Sun Studios), die den sprintenden Gitarren Luft zum Atmen lässt. Das sind sicherlich ungewohnt seichte Worte für ein solch räudiges Genre. John X McClane gehören zu den wenigen Ausnahmen, für die ein schier belanglos adaptierter Bandname fast schon zu schade ist, da viele dieser Combos nur als kurzlebiges Projekt ins Leben gerufen werden. Charles Bronson, Danny Trejo und BruceXCampbell zum Beispiel, würde ich zu den Genre-Highlights zählen, zu denen sich die Engländer getrost hätten hinzu gesellen können. Leider löste sich die Band aber im Juni diesen Jahres auf, noch bevor sie ihre geplante Split mit den australischen Fastcorelern Disparo fertigstellen konnten.

DL Disciple EP
DL S/T EP

Bigcartel


Dr. Emmett Brown

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Wo wir schon mal dabei sind. Auch der fiktive Charakter des Dr. Emmett Brown, der verrückte Wissenschaftler aus der "Zurück in die Zukunft"-Reihe, kann sich einer vielseitigen Beachtung aus dem Musiksektor erfreuen. Neben Emmett Brown, einer englischen Ska-Hop-Funk-Combo, und den Berliner Hardcore-Punks gleichen Namens, kamen um das Jahr 2010 herum drei Jungs aus Novosibirsk auf die gleiche Idee, komplettierten ihren Bandnamen aber, wie es sich nunmal für waschechte Nerds gehört, auf Dr. Emmett Brown. Der Titel ihres Debüt-Releases "Spock It Then Rock It" nimmt es bereits vorweg: hier darf man nicht alles ganz so ernst nehmen. Aus diesem Grund sind DEB eben auch keine Powerviolencer, sondern Scienceviolencer. In musikalischer Hinsicht ändert sich dabei natürlich nicht viel. Nach einem etwas dilettantischem Schrei-Intro, geht's auch gleich richtig fies zur Sache. Man muss eigentlich gar nicht weiter ins Detail gehen. Nur einer der insgesamt zwölf Songs knackt die Ein-Minuten-Grenze. Der letzte, ein Cover der russischen female-fronted Trashcore-Band Shoot an Arrow, schießt sogar darüber hinaus. Ein paar Downtempo-Parts, einige durchschimmernde Punkmelodien, sporadisch hinein gerotzte Growls und Crew-Shouts, bewegen sich legitim innerhalb der Genregrenzen. Nicht schlecht, nicht außergewöhnlich, und mit iPhone-Aufnahmequalität sicherlich die extremste aller DIY-Varianten.
Auch wenn Bandcamp nach 2010 keine Aktualisierungen mehr aufweist, scheint die Band noch immer fleißig unterwegs zu sein. Mit den beiden EP's "Back to the Ratoon!" und "2040", sowie der Split-EP mit ihren Artgenossen von AxOx!, scheint das Trio aber mindestens noch dreimal nachgelegt zu haben.

DL & Buy Spock It Then Rock It


George Booth

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Ja gut, das hier hat jetzt wirklich etwas von B-Prominenz, egal, ob sich das australische Quartett George Booth nun nach dem "New Yorker" Cartoonisten oder dem ehemaligen australischen Politiker benannt hat. Die Band hat sich erst in diesem Jahr gegründet und kann ein Zwei-Song-Demo aufweisen. Allerdings klingt ihr Sound schon so routiniert, dass ich mir gut vorstellen kann, dass die Jungs bereits im Vorhinein einiges an Banderfahrung gesammelt haben, denn immerhin ist die Untergrundszene in Newcastle gut aufgestellt (siehe z. B. Pasha Bulka, Young Wolf, Eat Your Heart Out, John Howard oder Introvert). "It's Fucking Cold" und "I Just Poured HOT GRITS Down My Pants" sind gleichermaßen vom 90er-Midwest-Emo und Skramz beeinflusst. Die Gitarren plänkeln melancholisch, zucken nervös oder nehmen eine aufgeregte Melodie auf, dazuaufgewühltes und intensiv-krächzendes Geschreie, das der insgesamt vorherrschenden DIY-Ästhetik zusätzlich einen Sympathiepunkt beschert. Das Ganze klingt dann so, als hätten sich George Booth zu Dr. Emmett Brown in die Zeitmaschine gesetzt und geradewegs den 90er-Jahre-Proberaum einstiger Cap'n Jazz angesteuert.

DL Demo


Lee Van Cleef

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Auf die Idee, die eigene Band nach dem einstigen Western-Helden Lee Van Cleef zu benennen, kamen schon so einige Musiker. Ein Reggae-DJ zum Beispiel, oder auch ein paar spanische Punks. Die wohl Außergewöhnlichste aber kommt aus Louisville, Kentucky, deren Stil grob als eine Mischung aus Mansun, Primus (die zufälliger Weise auch mal einen Song "Lee Van Cleef" benannten) und Faith No More bezeichnet werden kann. Mit ihrem 2012er Abschiedsalbum "Songs About Shitting" (in Anlehnung an Big Black's Meisterstück "Songs About Fucking") hätten sie sich auf dieser Grundlage mit einem gigantischen Knall verabschieden können. Taten sie aber nicht. Stattdessen legte das Sextett sein wohl zugänglichstes, weil irgendwie harmonischtes Werk vor, das abermals durch Jacob Miller's eindringlicher und markanter Stimme aus der experimentellen Masse hervor sticht. Klar, mit "Songs About Shitting" drehte die Band dem Mainstream-Rock noch immer eiskalt den Rücken zu, das war schon so mit ihren unzähligen Vor-Projekten (u. A. Teen Pregnancy!, Sean Garrison & The Five Finger Discount, Blue Collar Revenge Theory und noch ca. tausend andere, an denen allein Gitarrist Syd Bishop beteiligt war - siehe HIER) und das werden die sechs Amis auch mit ihren noch Folgenden nicht ablegen können. Lee Van Cleef halten ihren progressiv expandierenden Noiserock allerdings weitgehendst in einem überschaubaren Rahmen, indem sie ihn mit flirrender Post-Rock-Ästhetik, stampfenden Blues- und Alternativ-Rock und phasenweiser Melancholie anreichern. Als Überraschungsgäste dürfen dann nochmal der Baritonsaxophonist Jim Marlowe (u. A. bei Mu + Peeling Wallpaper Ensemble, Sapat, Tropical Trash u. Juanita aktiv) und Cellist Chet Gray mitmischen.

DL Songs About Shitting
DL Terror, Blood
DL The Gentleman's Punch

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The Sigourney Weavers

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Na, wenn diese fünf Schweden nicht hoch hinaus wollen... . Darauf deutet nicht nur die Bandseite mit ".com"-Suffix hin, nein, im Oktober supporten The Sigourney Weavers auch keine geringere Band als Millencolin, die im Rahmen ihres neues Albums "True Brew" auch hierzulande unterwegs sein werden. Mal davon abgesehen, dass man es dem Bandnamen auch irgendwie anhören kann, wenngleich es schon längst überfällig war, dass sich eine Musikgruppe nach der einstigen Alien-Vernichtungs-Kampfamazone Sigourney Weaver benennt.
The Sigourney Weavers sind trotz all ihrer Mainstream-tauglichen Songs nur schwer auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Die Referenzen aus 70er-Jahre Rock/Pop, (Pop-)Punk, Indie-Rock und einigen Ska-Ausflügen reichen von The Beatles, über Mando Diao, bis hin zu The Offspring. Die anvisierte Richtung dürfte somit jedem klar sein: "Blockbuster" halt. Immerhin einer, der für einige Independent-Überraschungen sorgt, denn The Sigourney Weavers sind immer dann am sympathischten, wenn sie Richtung reduzierten 70er-Rock schielen, denn belanglosen Retro-Möchte-Gern-Rock, wie man ihn aus Schweden leider nur all zu gut kennt. Das kann natürlich jeder für sich halten, wie er will. Live dürfte ihre Musik ohnehin etwas energetischer sein, als die aalglatte Produktion.

Stream & Buy Digitally Blockbuster LP

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Jahres-Sampler