Donnerstag, August 31

Yellnikow - Beizeiten EP



Band: Yellnikow

Titel/Release: Beizeiten/EP (Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2017

Genre: Alternative, Indie-Punk, Post-Rock, Post-Hardcore

FFO: Bängks, Fljora, Manku Kapak

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Kurzinfo:

Auch mit ihrem zweiten Release "Beizeiten" bleibt das nordrhein-westfälische Quintett Yellnikow weitgehend undefinierbar. Alternative, Indie, Post-Rock und -Hardcore bilden weniger den Hauptteil einer experimentellen Basis, als dass sie sich vielmehr zu einer dünnen Membran vereinen, durch die noch viele andere Einflüsse sickern. Vor allem aber die taktvollen wie holprigen, teils fragilen Piano-Keys und morbiden Cello-Klänge, heben die Band aus der Vielzahl an Genre-Vertretern hervor. Die ruhigen, eingängigen Parts im Opener "Felsenmäher" und der melancholische Closer "Djanet" wecken gar Erinnerungen an die Hamburger Schule à la Blumfeld.
Das Ganze ein Mal auf Vinyl zum Mitnehmen, bitte.

DL "Beizeiten"


Montag, August 28

Loose Suspense - Past Mistakes



Band: Loose Suspense

Titel/Release: Past Mistakes/EP (100x Black Vinyl, 200x Clear Vinyl, Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2016

Genre: Melodic Hardcore, Hardcore, Punk

FFO: More Than Life, Defeater, We Had A Deal, I Saw Daylight

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Kurzinfo:

Ihre erste EP "Tragedy" (lese HIER) hinterließ bereits einen tollen Eindruck, ihrer zweiten, selbstbetitelten EP sprachen wir vor mehr als zwei Jahren dann den Titel "Platte des Monats" (HIER) zu. Mehr Wertschätzung können wir hier bei Gerda keiner Band zukommen lassen, wenngleich wir natürlich bestrebt sind jeder vorgestellten Band/Musiker_in mit dem nötigen Respekt zu begegnen. Boah...liest sich ja fast wie ein Amtsschreiben... . Soll heißen: Venerunt, viderunt et vicerunt. Da sich die vier Stuttgarter, die bereits vorher in Hardcore-Kombos wie It's A Boy, Boden und The Fucking Miley Cyrus Experience gespielt haben und 2015 mit ex-Reznik Syndrom-Jörg einen neuen Sänger in ihren Reihen begrüßen konnten, nun scheibar auf einen Sound eingeschossen haben, heißt es von nun an also Abliefern. Und das tun sie mit ihrer dritten EP "Past Mistakes" - die zwar abermals in Eigenregie entstand, dafür erstmals als Medium Vinyl erscheint - in einer Erwartungshaltung, wie mensch es sonst nur von Bands anderer Größenordnungen gewohnt ist. Diese unglaublich routinierten und treibenden Riff-Parts, die sich mit den hintergründigen Post-Rock-Spiralen zu leidenschaftlichen Melodien paaren und schlussendlich mit dem fast schon flehendem, heiserem Geschreie zur Genre-Ekstase auftürmen. Hört euch "Wrecked" an oder auch das irgendwie old-schoolig angehauchte "Perspectives" mit Gast-Shouter Sebi von kála und ihr wisst, was ich meine. Hören/Kaufen/Weitersagen!!!

DL Past Mistakes EP

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Inwiefern - Irgendwas ist immer



Kurzinfo:
Als ich hörte, dass die 5 Punkrocker aus meiner Geburtsstadt Strausberg (Rand-Berlin) bei so einem sympathischen Label wie Bakraufarfita Records unter Vertrag stehen, war mein Interesse sofort geweckt und ich war gespannt was mich da erwartet. Als ich dann noch im Press Kit lesen durfte, dass die Jungs quergedachten Deutschpunk spielen, der irgendwie an Knochenfabrik und Chefdenker anlehnt, war ich sehr skeptisch und musste mir eben darum die Platte unbedingt anhören. Ich war froh, dass Inwiefern keinen zweiten Lüer aufstellen und überhaupt nicht so klingen wie ich angenommen hatte. Stattdessen spielen sie eine Mixtur aus klugen Punkrock, der schnell, melodisch und oft auch witzig ist. Das erinnert zwar an dutzende Dorfpunk-Bands, die man mal auf ländlichen Festivals gesehen hat - Inwiefern aber bringen den Sound der "Jugendbühne" auf die Platte und schaffen so einen Longplayer, der zum Mitgrölen verdammt ist und jung hält.

Das Album erscheint am 15.09.2017 auf weißes und schwarzes Vinyl mit beigepackter CD, Download und Lyricsheet bei Bakraufarfita Records.




Band: Inwiefern

Titel/Release: Irgendwas ist immer (12" Vinyl + CD + Download)

Label: Bakraufarfita Records

Erscheinungsjahr: 2017

Genre: Deutschpunk

FFO: Knochenfabrik, Chefdenker, Supernichts

Links: Facebook

Buy Irgendwas ist immer LP

Freitag, August 25

Platte des Monats 08/2017: Cruor Hilla - Zurück ins Bällebad



Band: Cruor Hilla

Titel/Release: Zurück ins Bällebad/Album (200x Digipak-CD, Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2016

Genre: Punk, Deutschpunk

FFO: Die Shitlers, Die Traktor, Mülheim Asozial, The Bottrops, Arbeitstitel: Bullenblut

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Kurzinfo:

Verdammt, was geht denn hier ab?! Cruor Hilla ist wohl die erste und einzige Deutschpunk-Band, die auf ihr eigenes Point-and-Click-Adventure zurück blicken kann:


Ist das noch Punkrock? Zumindest nicht weniger, als wir es sind. Immerhin sitzen wir ja gerade auch alle vor einem Computer, Smartphone oder Tablet. Pre-Postmoderne nennt sich das wohl. Wesentlich old-schooliger läuft das da schon mit ihrer Musik ab. Die Produktion - von der Aufnahme bis hin zum Digipak - ihres dritten Albums "Zurück ins Bällebad" übernahm das Hauptstadt-Trio komplett in Eigenregie und kratzte das Geld dafür buchstäblich vom Straßenasphalt ab. Das ist Punkrock.
2/3tel ihrer Bandbreite offenbart die Band bereits in den ersten drei Songs: melodiöser Punkrock mit viel Herz, Sorge und Humor. Und natürlich etwas Ska-Einschlag wie in "21 Euro", in dem Cruor Hilla sich auch gleich mal als weltbeste Band outen. Pow!
Das Ganze voll macht spätestens der Song "Dieselbe Gitarre", mit dem die Band auch ihr Gespür für etwas beschwipste Lagerfeuerromantik beweist. Ganz ehrlich, mehr braucht es im Punkrock nicht. Daher verzichten Cruor Hilla auch vollkommen auf hipster-esque Gastinstrumente und was irgendwie noch viel sympathischer ist - auf den Feinschliff.

DL "Zurück ins Bällebad" Album


Dienstag, August 22

Belka - Ermitage



Band: Belka

Titel/Release: Ermitage/EP (1st & 2nd Press Tape in Paper Sleeve, Digital, Vinyl in Planung)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2017

Genre: Post-Hardcore, Screamo, Punk, Emo

FFO: FJØRT, Kalkavé, Kepler

Links/E-Mail: Facebook\\//Bandpage\\//Bandcamp\\//Instagram / belkapunx@riseup.net



Kurzinfo:

Aus dem Hause Hamburger Inzest-Production: Mitglieder aus zerflossenen und aufstrebenden Bands wie Moro, Snakes and Lions, Dearest, Zerre, See More Glass, Shakers und Reasonist haben sich zusammen gerauft, um eine Band zu gründen, die weniger zerfahren klingt, als es ihre Ursprünge vermuten lassen.
Schon der sich melancholisch steigernde Opener "First Grade Marathon" zeigt eine eingespielte Band, die weiß, wohin ihre Reise gehen soll und der Lust auf mehr macht. Mit einem Schuss post-moderner Willkür, untergründiger Unbekümmertheit und leidenschaftlicher Härte, liefern sich die Songs einen offenen Schlagabtausch zwischen internationaler The Wave-Abgeklärtheit und experimentierfreudiger Amateur-Liga Hierzulande. Geht steil!

DL "Ermitage"

Montag, August 21

Egotronic - Keine Argumente!




Es gibt so viele Dinge über die man eigentlich sprechen müsste in diesen Tagen, zum Beispiel über die tägliche Gewalt an Flüchtlinge. Seit Jahresbeginn verging in Deutschland praktisch kein einziger Tag ohne einen Anschlag auf ein Flüchtlingsheim und es grenzt an ein Wunder, dass es bisher noch keine Toten gab. Nur öffentlich gesprochen wird darüber so gut wie gar nicht. Glauben Sie nicht? Schauen Sie mal!

Deutschland war ja an sich schon immer Scheiße, aber mit der Gründung von AfD und Pegida e.V. geht es hier doch noch schneller den Bach runter. Gut, dass Torsun von Egotronic noch seiner Attitüde treu bleibt und 10 Jahre nach Raven gegen Deutschland weiterhin Songs schreibt, die polemisch und unverblümt das Leben in diesem Land kritisieren. Damals noch im Elektropunk-Gewand geht es heute mit richtiger Band in Garage-Punk-Richtung. Gitarren und Schlagzeug verleihen Egotronic mehr Klangfarbe und Härte, die man bei so viel Wut erwartet. "Keine Argumente!" ist aber nicht nur ein Bollwerk gegen Deutschland, sondern auch gegen Sexismus, provinzialen Faschismus, Arbeit und den restlichen menschlichen Ekel auf dieser Welt.
Mit "Deutschland, Arschloch, fick dich" wird direkt zu Beginn des Album klar in welche Richtung es hier geht. Der Song ist zwar schon etwas älter, wurde aber speziell für das Album noch mal neu vertont und wird mit dem Vegan Bacon - Refrain zur wahren Hymne des Antideutschen.
Folgend der Song "Scheiße bleibt Scheiße" mit der Elektroband Alles.Scheisze. Die kennt man vielleicht schon durch ihre Tracks "Frei.Wild ist scheiße", "Israel ballert" oder "Deutschland du mieses Stück Deutschland" und machen damit ganz klar deutlich, wo der Merkava drüber muss. Beide Bands passen also zusammen wie die Faust auf's Auge und umso schöner ist das Schreiduell im gemeinsamen Song:


Anschließend wird's mit "Hallo Provinz" leicht post-punkig. Torsun macht in diesem Song deutlich, wie sehr der Konservatismus auf dem Dorf total für'n Arsch ist und wieso man da so schnell wie möglich weg sollte. Ähnlich in den nächsten Songs "Odenwald", der übrigens von Rod Gonzalez von den Ärzten mitproduziert ist, und "Komm wir zieh'n ans Meer". Beide Songs sind etwas ruhiger und entnehmen dem Album etwas die Hektik für "Hauptstadt der Bewegung" und "Die neue Hammerhead". Letztere ist eine Ode an die Hardcore-Punks Hammerhead, deren EP "Opa war in Ordnung" ein echter Segen für die Musikwelt 2016 war. Mit erhöhtem Einsatz von Synthesizer schaffen Egotronic hier einen krassen Gegensatz zur besungenen Band und feiern den Punk auch über Genre-Grenzen hinaus. Frontmann Torsun hegte aber auch schon lange vor seiner Egotronic-Karriere Liebe und Kontakte zu Bands jeglicher Punk-Genres. So spielte er '93/'94 Bass in der Punkrock-Truppe Kalte Zeiten, die er in "Deine Melodie" besingt. Diese Melodie halten Egotronic in einem Synthesizer-Intro fest und verewigen damit eine Melodie, die ein sehr guter Freund Torsuns damals immer auf Gitarre gespielt hat.


Das folgende "Ich weiß die Welt riecht streng nach Pisse" ist ein interessanter Versuch aus einem Hass-Song ein Liebeslied zu machen. Der Song hilft dabei die Stimmung des vorigen Songs zu relativieren, bevor dann mein persönlicher Lieblingssong "An die Wand" an der Reihe ist. An der Stelle will ich einfach nur Emilie Krawall (Frau Mansmann) zitieren, die im Refrain singt: "Wir stell'n ganz Deutschland an die Wand und Sachsen ist als erstes dran!
Abschließend gibt es das obligatorische Lied über Prokrastination mit scharfer Kritik an die heutige Leistungsgesellschaft, das bei noch keinem Egotronic-Album fehlte.

Als besonderes Highlight der Platte gibt es für die Retro-Fans auf der zweiten Scheibe die komplette Tracklist nochmal als 8-Bit-Versionen. Das ganze kann man physisch auf 2 LP mit Downloadcode oder 2 Doppel-CD erwerben.


Band: Egotronic

Titel/Release: Keine Argumente!

Label: Audiolith Rec.

Erscheinungsjahr: 2017

Genre: Electro, Garage, Punk, Chiptune

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Samstag, August 19

Wiederhören: Hella - There's No 666 In Outer Space



Ihre ungeraden Math-Rhythmen, bizarren Sprünge und progressiven Windungen, das hyper-aktive Schlagzeug von Tentakel-Mann Zach Hill  - Hella waren schon immer eine Nischenband zwischen Faszination und Wahnsinn. Klar, phasenweise recht interessant, technisch beeindruckend und fernab der üblichen Hörgewohnheiten. Aber auf fünf Albenlängen und dazu noch rein instrumental? Das zerrte gewaltig und machte jede Ohrmuschel irgendwann porös.
Für ihr 6. Album "There's No 666 In Outer Space" lud sich das amerikanische Duo daher ordentlich Rückendeckung zu sich ins Studio ein. Mit dabei: Zach's Cousin Josh Hill (Gitarre), Bassist Carson McWhirter und mit Aaron Ross auch erstmalig einen Sänger. Die letzten beiden kannten Hill und Hella-Gitarrist Spencer Seim bereits aus vorangegangenen gemeinsamen Projekten wie Solos, Holy Smokes und The Advantage. Ein frivoles Name-Dropping und Band-Hopping, dass auf "There's No 666..." zu einem erstaunlich homogenen Resultat führte. Die Songs wurden voller, bekamen ungeahnte Strukturen und Konturen. Sogar die eingeschleusten Gäste Saxofon und Cello schafften es nicht, den ur-eigenen Wahnwitz zu überspitzen. Schnell keimten Vergleiche zu den Progressive-Göttern The Mars Volta auf. Zu Recht, denn so komisch es klingt: greifbarer als auf diesem Album, klangen Hella noch nie und nie wieder.




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Mittwoch, August 16

Der Bandcamp-Hardcore Vol. 36


Universe - Passenger



Screamo/Crust/Hardcore/Metal mit Folk-typischen Instrumenten sind mittlerweile sicher keine Ausnahme mehr. Bands wie Respire, Recreant und auch Mononoke hierzulande, befinden sich zweifelsohne an der Kreativ-Ader. Auch die ehemalige Band Universe aus Bloomington, Indiana kann sich getrost dieser Riege anschließen, obwohl sie doch vollkommen anders klingen.
Die Band mit damaligen Mitgliedern aus nicht weniger verqueren Gruppen wie Sophie Nun Squad, Ghost Mice, Good Luck, Harry And The Potters, Black Rainbow und Dead Letter Auction, spielt auf einer Basis von melodischen wie teils mathigen Alternative-Rock, mit einigen Twinkle-Twinkle-Pop aber auch Emocore-Ausflügen - und eben diesen Harfen- und Violinenklängen, die Songs wie "Pass The Ipecac" oder "Interplanetary Land Grab" einen fast schon seriösen Anstrich verpassen. Im Grunde sind Universe aber auch auf ihrem zweiten Release "Passenger", das halb DIY und halb über das Bloomingtoner DIY-Punk-Label Harlan Records erschien, eine ziemlich ausgelassene Truppe, die mensch lieber nicht seiner seriösen Verwandtschaft vorstellen möchte.

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DL "Passenger"


Forgive Me - Demo

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Junge Band aus alten Bekannten. Hinter der Offenburger Band Forgive Me verbergen sich Gitarrist Ben und Bassist Kevin, die zuvor bereits gemeinsam bei Sense und meines Erachtens auch bei Century (lasse mich aber gerne korrigieren) gespielt haben. Ohne viel Vorgeplänkel, dafür mit bedrohlichem Riff und wütendem Geshoute, stürmt ihr selbst-veröffentlichtes und -produziertes Demo durch Tür und Angel. Im Laufe der drei Songs blitzen immer wieder kleine Post-Rock-, Melodic Hardcore- und sogar Old-School-Versatzstücke in ihrem - nunja - Post-Hardcore-Sound auf, die allerdings aufgrund der rohen und analogen Aufnahme nur unterschwellig wahrgenommen werden. 
Ihr Demo gibt's kostenlos oder gegen Spende auf Bandcamp. Dazu fertigte das Trio eine Kleinstauflage von CDr-Unikaten (jedes Cover anders bemalt) an, die scheinbar schon restlos vergriffen ist.

DL "Demo"


Minutes From Memory - Start From The Beginning EP

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Da hat sich Einiges getan bei der Stuttgarter/Ludwigsburger Band Minutes From Memory. Nicht nur, dass sich im Gegensatz zum drei Jahre zuvor erschienenen Vorgänger "Life Portrait" zwei neue Gesichter hinter Bass und Gitarre wiederfinden. Auch die cleanen Gesangspassagen von Frontfrau Marta haben zu Gunsten des reichlich emotionalen Geschreis deutlich abgenommen, was die Band dann doch endlich ein Stück weiter weg vom immer mehr aufkeimenden Vergleich zu Paramore drängt. Vielleicht verbirgt sich ja auch genau das hinter dem EP-Titel - ein Neuanfang. Gut so, denn die emotionalen, teils düsteren und persönlichen Texte stehen dem wütendem Sound so eindeutig besser zu Gesicht. Auch, weil sich die Songs wesentlich aufgeräumter, um nicht zu sagen eingängiger, präsentieren und nun scheinbar mit der Sparte Melodic Hardcore ihr endgültiges Ziel gefunden zu haben. Hört euch nur die Songs "Witness" und "Day In Day Out" an, zwei Ohrwürmer, die mensch nicht zwangsläufig in der untergründigen Musiklandschaft vermuten würde.
Toll gelungen ist auch das Artwork, dass mit dem zentrierten Waldgott aus dem Anime "Prinzessin Mononoke" den niemals vollkommen resignierenden Gedanken der EP zum Ausdruck bringt. Lässt sich übrigens am besten auf dem Cardboard der selbstveröffentlichten CD bewundern.

Stream & Buy Digitally "Start From The Beginning" EP

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New Golden - New Golden EP

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Und wieder einmal so 'ne Clique, die sich auf irgendeinem Dorfbums in Berlin kennen und schätzen gelernt und das nächtliche Saufgelage zur Gründung einer neuen Inzestband genutzt hat. Vermutlich.
Bei New Golden mischen ehemalige und aktive Mitglieder von Sidetracked, Flyktpunkt, Nervöus und Sleep Routine mit, die mit ihrer selbstbetitelten Debüt-EP auch gleich mal beim Berliner Szene-Label Colossus Tapes gelandet sind. Ob von den schwarzen Kassetten im weißen Pappschuber mit Poster-Inlay noch welche vorrätig sind, erfragt ihr lieber per Mail (colossus.tapes@gmail.com), da der Label-eigene Bigcartel-Shop schon seit geraumer Zeit nicht ganz rund läuft.
Für ihr neues Projekt haben sich die vier (Wahl-)Hauptstädter ein Stück weit weg von ihren gewohnten Terrain bewegt. Irgendwo zwischen Post-Punk, Melodic Hardcore und rauhem Gainesville-typischen Emo(core)-Punk bewegen sich die sechs eingängigen Songs.

DL "New Golden"

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Sleep Routine - All Our Evil Deeds EP

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Ehemalige Band bestehend aus ehemaligen Bands (Easy Lover, Morla). Anfang des Jahres gab das Berliner Quintett Sleep Routine nach nicht einmal drei-jährigem Bestehen seine Auflösung bekannt. Konnte sich die selbstbetitelte Debüt-EP gleich mal die Krone der Visions-Rubrik "Demo des Monats" aufsetzen, folgte anderthalb Jahre später mit "All Our Evil Deeds" ein, meiner Meinung nach, ebenbürdiger Nachfolger. Rauher Post-Hardcore-Emo der melodischen Sorte à la Hot Water Music oder auch puristischeren Malkovich. Ein würdiger, wenngleich viel zu früher Abgang. Hätte ich gerne noch auf Albumlänge erlebt.
Neue Bands sind übrigens Indian Summer Westward HO!, Piece, Seek Nothing und Bomb Out.

DL "All Our Evil Deeds" EP

Buy Here


Bring Me The Author - Act 2: The Defined

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Eine altbewährte aber ziemlich solide Mischung aus Progressive, Metal-, Melodic- und Post-Hardcore spielt dieses kanadische Quintett (Studio- und Live-Drummer wechseln, daher eigentlich Sextett). "Act 2: The Defined" ist bereits das zweite Konzept-Album der Band, dass sich als weniger vertrackt entpuppt, als es der Titel vermuten lässt. Im Gegenteil. Die Songs können auch für sich alleine stehen. "Some Will Wonder I Will Know" ist gar eine bitter-süße Romantikballade und auch der Closer "The Bitter Taste Of Denial" hält zum Ende hin eine lockere Akustik-Nummer im Verborgenen. Mit Gastsängern wie Michael Ciccia (Mandroid Echostar) und Blake Prince (Straight Reads The Line) wird das Ganze natürlich noch Genre-mäßig aufgepeppt. 
Ich will mal behaupten, dass Bring Me The Author mit einer besseren Lobby (oder Bandnamen) Szene-Größen wie Protest The Hero oder Between The Buried And Me in nichts nachstehen würden.

DL "Act 2: The Defined"


Schwache Nerven - Demo

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Als Göttinger Punkband kommt man mit seinen Aufnahmen wohl kaum am mobilen Record-Label Henner Rekorder vorbei. Für den regional unerfahrenen und doch geneigten Hörer empfiehlt es sich daher, sich für einen groben Überblick an der Referenzliste der "Heimstätte des gepflegten Schmutzes" entlang zu hangeln. Über melodische wie trashigere Szene-Kombos wie herculines, Sorbet oder Deutsche Laichen (da gibt's noch ca. eine Billion andere, #billionenstadtgoettingen) wird man auch irgendwann über den Vierer Schwache Nerven stolpern. 15 Songs in nicht einmal 12½ Minuten, die sich zwischen Punk, Fastcore und Crust ordentlich austoben. Was für ein fieses Brett, aber auch eines, dass ordentlich Spaß macht. Die Produktion ist rauh und dreckig, wie es sich eben gehört, aber immer noch klar genug, um die stark komprimierten aber melodisch antreibenden Gitarrenlinien genug Wirkungsraum zu lassen. Klingt für mich wie ein unkontrollierter Niesanfall, nur dass anstelle von Rotz kurze Ruins-Nummern ausgeworfen werden. Geil!


Buy Tape via Mail to: schwachenerven@gmx.de


Nerf - Bespensterung

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Einen ähnlichen Ansatz wie oben genannte Schwache Nerven verfolgen auch die raffsüchtigen Berliner_innen von Nerf. Gleiches Tempo, noch kürzere Songs, wesentlich trashiger. Und inmitten dieses "Kunstdozentenhardcores" schaffen es die fünf Hauptstädter_innen doch tatsächlich noch eine Orgel unterzubringen. Krass, denn meiner Meinung nach gibt es hierzulande viel zu wenige Snargs und Lafftraks.
Nach zwei "Alben" verkündete die Band dann im Jahr 2013 ihr Aus, nur, um sich zwei Jahre später genauso klammheimlich wieder unter die Punkmassen zu mogeln. Es folgten einige Shows und in diesem Jahr schließlich "Album" #3. "Bespensterung" kommt im schicken Fold-Out-Cardboard mit DLC oder digital.

Stream & Buy Digitally "Bespensterung"

Buy Tape Here


Sayras - S

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Global-politisch gesehen, scheint die Schweiz ja immer ein ganzes Stück weit autarker zu sein als der Rest, was nicht bedeutet, dass in dieser Konklave nur Friede, Freude, Sonnenschein herrscht. Im Gegenteil, dass sich die Menschen auch dort ihre Gedanken machen, zeigen zumindest Bands wie Sayras, die unterschiedlichen Berichten zufolge bereits seit 2006 oder 2009 ihr musikalisches Unwesen treiben. Nach einigen Besetzungswechseln und Neudefinitionen ihres Sounds, fanden die fünf Luzerner 2015 endlich zu einem gemeinsamen Nenner und konnten nun an richtigen Songs arbeiten, die 2016 ihren Weg auf's Mini-Album "S" fanden. Darauf zu hören gibt's old-schooligen Metalcore, der so ganz ohne elektronische Schnörkel und cleanen Weichspüler-Gesang auskommt. Und, für diese Sparte auch etwas unkonventionell, mit ziemlich kritischen und direkten Texten, die mensch eher im Deutschpunk/Switz-Punk (??) verorten würde.

DL "S"

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In der Kürze liegt die Würze


Fratze - Im Nachhinein Bedenklich Demo

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Die Flut an undefinierbaren DIY-Bands reißt einfach nicht ab. Alfons Bauer, Kannibal Krach, Festefeste und nun also auch Fratze. Das Berliner Duo betitelt ihren Stil selbst als "Schwachcore". Ein Lauschangriff auf ihr Debüt-Demo "Im Nachhinein Bedenklich" stellt sich dann glücklicher Weise als etwas harmloser heraus. Zwar sind die vier Songs in einem mehr als bescheidenen Proberaumklang gefangen. Stilistisch schielt das Ganze aber sympathisch-nostalgisch gen 90er-Noise-Rock, Alternative, Emocore und Grunge. Vielleicht wird da ja noch mehr draus, als nur eine reine Spaßband. Vielleicht ist es aber auch schon vorbei mit der Band, weil einige Beteiligte lieber ernstere Sache mit JaaRi machen wollen...

DL "Im Nachhinein Bedenklich"


Anal Trump - That Makes Me Smart

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Große Gefahren erfordern ein schnelles Handeln. Die beiden Amerikaner Hardcore-Veteranen Rob Crow (u. A. Holy Smokes!, Pinback) und Travis Ryan (Cattle Decapitation, 5/5/2000, uvm.) haben schnell auf die amerikanische Präsidentschaftsmisere reagiert und mit Anal Trump ein musikalisches Äquivalent geschaffen. Seit ihrer Zusammenkunft in 2016 hat es das Grindcore/Powerviolence-Duo bereits auf fünf Releases gebracht, wovon vier letztendlich auch zur physikalischen Formvollendung fanden, mittlerweile allerdings rar und teuer gehandelt werden. Ihr letztes "That Makes Me Smart" fasst ganze 30 Songs (!), die insgesamt nicht länger als 3 Minuten Spielzeit  (!!) benötigen und ihren Platz auf 1 7inch (!!!) gefunden haben, 1-seitig bespielt (!!!!) natürlich. Muss man nichts zu sagen, denke ich. Typisch San Diego.

DL "That Makes Me Smart"

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Sonntag, August 13

Erfurt70 - Erfurt70



Band: Erfurt70

Titel/Release: Erfurt70/EP (100x Tape in Cardboard, Digital)

Label: Sabotage Records

Erscheinungsjahr: 2016

Genre: Hardcore-Punk

FFO: Vyst, Discharge, Brutality Will Prevail

Links/E-Mail: Last.fm / erfurt70@riseup.net



Kurzinfo:

Keine Frage: Jungbluth verstehen es meisterlich, aus einem Elefanten eine Mücke zu machen. Nicht nur, dass sie ihr letztes Album "Lovecult" - wie bereits HIER erwähnt - fast schon beiläufig und trotzdem effektiv unter die Massen gebracht haben und mittlerweile ebenso stillschweigend in die Tape-Produktion (Kassette, bitte.) übergegangen sind. Nein, da muss mensch auch erst über zig Ecken erfahren, dass die drei Münsteraner scheinbar ein neues Bandprojekt am Laufen haben. Gemeinsam mit dem ehemaligen The Now Denial-Sänger Sören hört das dann auf dem einprägsamen Namen Erfurt70 und klingt nach old-schooligen und fies-groovenden Hardcore-Punk.
War "Lovecult" bereits von einer kathartischen Eingängigkeit geprägt, ist "Erfurt70" nun die komplette Befreiung von den selbst auferlegten, post-modernern Fesseln. Ein Brett!

DL Here, Here (direct-link) & Here

Buy Here, Here, Here, Here, Here, Here, Here & Here

Donnerstag, August 10

Jeeps - Muster Point



Band: Jeeps

Titel/Release: Muster Point/Album (CD, Digital)

Label: DIY/Straw Port Records/Tea Tone

Erscheinungsjahr: 2016

Genre: Alternative, Fuzz, Pop-Punk, Indie(-pop)

FFO: Weezer, Cloud Nothings, The Rentals, Pixies, Zealous Yen

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Kurzinfo:

Tausendsassa und Weltenbummler Glen Strachan hat es fünf Jahre nach der Gründung seiner Band Jeeps nun auch endlich geschafft, das erste Band-Album fertig zu stellen. Einige Songs auf "Muster Point" waren bereits in etwas anderen Versionen und schlichteren Produktionen auf ein paar vorangegangenen Online-EP's zu hören, wie der knarzend-groovende Opener "Down at the Philosophy Bar", das Minnesang-artige "Michael, Are You Breathing?" und der soulige Hit "Getting on with the Past", die nun allesamt ein weitaus krachigeres Soundgewand verpasst bekommen haben. Diese drei Songs bilden vielleicht auch den Querschnitt des Albums: wummernder, kratziger Alternative-Rock gepaart mit hymnischen Pop-Punk-Melodien, wie er zu Hauf auf den Hitalben von Weezer zu finden ist. Das die Bandidee ursprünglich in Berlin aufkam, ist den Songs im Gegensatz zu Strachan's Soloalben so gut wie nicht anzuhören. Vielmehr schwingt in den poppigen Momenten von "Muster Point" die Melancholie und das Selbstverständnis des Brit-Rock/Pop mit, wobei die insgesamt elf Songs sicherlich auch von den Erfahrungen und weiterentwickelten Gedanken von Strachan's ehemaligen Projekten TheBed und England & The April profitierten. Von der neuen Produktion hingegen profitiert nicht nur der Bass, sondern vor allem Edvina Fahlqvist's liebliche und arienhafte Stimme, die uns so einige Gänsehautmomente auf dem Album beschert und darüber hinaus im Duett auch die gelegentlichen atonalen Entgleisungen von Strachan ausmerzt.

Ein tolles Debüt-Album haben die mittlerweile zu dritt (neuerdings mit Drummer Grant Salmon) agierenden Engländer und die Schwedin hier abgeliefert, dass sich eigentlich nicht im Underground verstecken muss. Wie wir den DIY-Man Glen Strachan nun aber schon kennenlernen dürften, scheint er sich genau dort pudelwohl zu fühlen.

Stream & Buy "Muster Point"




Montag, August 7

a.spike on T phenomena - Her Lovely Bones EP



Band: a.spike on T phenomena

Titel/Release: Her Lovely Bones/EP (CD in Cardboard, Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2011/2013

Genre: Art-Rock, Indie, Alternative, Stoner, Progressive

FFO: Biffy Clyro, Radiohead, The Double, 31 Knots, Cannahann, Echolons)))

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Kurzinfo:
 
Die Band aus Erfurt existiert bereits seit dem Jahr 2008, anfangs allerdings noch unter dem Namen The Pacemaker (Der Schrittmacher), in dem die vier Thüringer nach eigenen Angaben den Herzfehler ihres Bassisten Andreas Steinkopff gemeinsam verarbeiten wollten. Das setzt sich auch mit der kryptischen Umbenennung in a.spike on T phenomena weiter fort, ein Begriff, der nach einer intensiveren Recherche wohl auch dem medizinischen Sektor entspringt (irgendwas mit Kammerflimmern), darüber hinaus aber ruhig schonmal als erste Vorwahnung auf ihren experimentellen Sound verstanden werden darf.
Ihre zweite EP "Her Lovely Bones" schreitet mit dem Titeltrack zunächst recht eingängig voran. Über ein sattes und leicht knarzendes Alternative-Stoner-Fundament kreist die markant-energische Stimme von Marcel Hilpert, die am Ende des Songs von einem Riffgewitter regelrecht weggepustet wird. Darauf  folgend, breitet die Band in "Snapshot" einen betörend-melancholischen Klangteppich aus taktvorgebenden Drums und sanft-poppigen Electronicas aus, der immer wieder durch rockige Einschübe aufgerauht wird. Spätestens ab diesem Song können a.spike on T phenomena ihre Einflüsse von Radiohead oder früheren Biffy Clyro, vielleicht sogar Gluecifer und Marilyn Manson, nicht mehr leugnen. Das Quartett beschränkt sich nicht nur darauf, gefühlvolle und fett groovende Passagen aneinander zu kleistern, ihrem rifflastigen Sound und dem teils verzerrten Gesang schwingt auch eine gehörige Portion Sexappeal mit.

Leider liegt die Veröffentlichung von "Her Lovely Bones" nun auch schon fünf Jahre zurück, auf den angekündigten Nachfolger "Barrier Lake" wartet die treue Hörerschaft noch immer. Hilpert und Drummer Frederic Schmidt haben seit einigen Jahren mit Elephants In Castle aber immerhin ein Nebenprojekt am Laufen, dass sich nicht all zu sehr weit entfernt vom Sound ihrer Hauptband.

DL Her Lovely Bones EP

Buy CD Here & Here

Freitag, August 4

TRIST - Kratzer EP



Band: TRIST

Titel/Release: Kratzer/EP (50x CDr, Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2016

Genre: Indie, Noise, Emo, Shoegaze

FFO: Klez.e, Yellnikow, Kaufmann Frust, Multiplex Johnson, XTR Human

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Kurzinfo:

Hinter dem Bielefelder Trio verbergen sich die Überreste der einstigen Slacker-Rocker We Are From Pluto um Rosi-Alleinunterhalter Sven Rosenkötter alias Ludvig Nehrig, die als TRIST mit "Kratzer" nun also ihr Demo-Debüt abliefern und darauf den Bandnamen gleich mal zum Programm machen. Fünf Songs, die sich fast schon hypnotisch in melancholischen Endlosschleifen und monotonem Minimalismus verlieren. Wäre der Begriff Depro-Punk nicht schon für den Post-Punk/Wave reserviert, hätte er auch eine gute Umschreibung für die ersten drei EP-Songs abgegen können. Passt dann aber irgendwie doch nicht so ganz, denn die grobe Überschrift, unter der TRIST ihre eindringlichen Kreise ziehen, lautet wohl Indierock. Das kann bisweilen an gealterte Tocotronic erinnern, so ab der "Pure Vernunft darf niemals siegen"-Ära, oder eben an dem unkonventionellen Art-Pop ehemaliger Klez.e. Dabei besticht "Kratzer" vor allem aber durch eine provozierte Schlichtheit und Eingängigkeit, womit sie der Radiokompatibilität trotz dieser beiden massentauglichen Attribute eiskalt den Rücken zuwendet. "Kratzer" ist ein emotional nachdrückendes und atmosphärisches Werk, das mit viel Geduld erarbeitet werden muss. Kann mensch das nicht, wird sich wohl kaum eines der Stücke in der Großhirnrinde verheddern. Für die/den Ausdauernde/n dagegen gilt es eine Menge stilistischer Versatzstücke zu entlarven, wie dem fast schon doomigen Ausklang im Opener "Allein", dem Shoegaze-Ausflug in "Glücklich" oder dem noisigen Post-Rock-Ritt in "Ducken_Verstecken". Im Vergleich dazu, stürmt "Dresden" geradezu frivol und leicht aufgeregt aus den Startlöchern und schwingt zum Ende hin gehörig die Post-Hardcore-Keule, wie er delbo zu jener Zeit gerne nachgesagt wurde. Das ist vielleicht etwas viel Namedropping für einen Kurzspieler, das sich allerdings nur ergibt, wenn mensch fernab des hiesigen Mainstreams unterwegs ist. Wichtiger ist, dass TRIST ihre Songs nicht zum belanglosen Konsumgut erklären, sondern die ihnen gegebenen musikalischen Freiheiten zu Gunsten einer eindringlichen Atmosphäre ausleben, auch, wenn sich das ziemlich auf's Gemüt niederdrückt.

DL Kratzer EP


Mittwoch, August 2

Walter Kovacs - Walter Kovacs [Tape]




Vor fünf Jahren waren die beiden Elektropunks mit rauer Stimme auf unserem Jahres-Sampler vertreten. In der Zwischenzeit hat die Bands noch ein paar Songs geschrieben, kleinere Konzertauftritte gegeben und hauptsächlich prokrastiniert. Da haben sie die Rechnung ohne den Typen von Last Exit Music gemacht, denn der muss einfach Tapes von verloren geglaubten Bands produzieren. Daher gibt es Walter Kovacs bald auf Tape mit allen alten und neuen Songs, die Diskografie auf einem Band quasi. Daher solltet ihr schon jetzt die Gelegenheit ergreifen und das Tape im Last Exit Shop vorbestellen oder zumindest den Download für einen fairen Preis auf Bandcamp abgreifen. Los!


Band: Walter Kovacs

Titel/Release: Walter Kovacs

Label: Last Exit Music

Erscheinungsjahr: 2017

Genre: Elektropunk

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Dienstag, August 1

ROSI - Grey City Life LP




Ich sitze in einer völlig überfüllten Bahn. Die Leute kommen von der Arbeit. Nur ich bin schon fast im Club, betrinke mich, tanze. ROSI schreiben ein Album drüber. Ich kannte das Duo schon etwas länger und war ihren düsteren Post-Punk schon aus ihren Konzert-Schnipseln auf Youtube gewohnt, fühlte mich aber nie so betroffen, wie zum Release des ersten Longplayers. Grey City Life erzählt die dramatische Geschichte der Großstadt, dessen Alltag man nur mit Trinken und Tanzen entfliehen kann. Die Stadt ist kalt, grau und leer. Das wird verdeutlicht durch finstere Melodien, ruhiger Stimme und stetiger Wiederholung. Fast minimalistisch bahnt sich die Fantasievorstellung in die Ohren. Unterbrochen wird dies nur durch die Songs "Tanzen" und "Schwarzer Kaffee", die mit leicht schnellerer Rhythmik und Synthesizer-Einsätzen fast tanzbar sind. Einige andere Mags beschreiben das als "schräg" oder "verstörend". Stimmt, und ihr werdet das mögen.

Passenderweise gibt es die Platte auf 180 Gramm pechschwarzes Vinyl, dazu ein Bandcamp-Downloadcode.

Band: ROSI

Titel/Release: Grey City Life

Label: DIY/In A Bad Mood

Erscheinungsjahr: 2016

Genre: Post-Punk, Indie

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Truebacca - Bird Mountain EP



Band: Truebacca

Titel/Release: Bird Mountain/EP (Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2016

Genre: Alternative, Singer/Songwriter, Experimental

FFO: Null, LelKem, Scumbucket

Links: Facebook



Kurzinfo:

Zwischen Yeti, BigFoot, Ewoks und Monchichi, ist der Wookie wohl das charismatischte aller aufrechtgehenden Wollknäuel (abgesehen von Harry von den Hendersons). Kein Wunder also, dass sich seit jeher schon so mancher Künstler hinsichtlich seines Namens beim wortkargen Oberwookie Chewbacca bediente. Drei von ihnen haben sich nun sogar zu einem Wortspiel hinreißen lassen: Truebacca. Und genauso wie das scheinbare Faible der drei beteiligten Musiker, sich nach fiktiven Charakteren und Alter Egos aus/von "Alf" zu benennen, scheint das im ersten Moment so rein gar nichts mit der Musik gemein zu haben.
Truebacca ist das (relativ) neue Projekt von ex-Cannon for Cordoba-Gitarrist und -Sänger Alex. Komischer Weise lässt sich das auch dem routinierten Konstrukt der Debüt-EP "Bird Mountain" anhören, trotz der a-puristischen Verspieltheit der Songs. Aber auch das scheint ein Überbleibsel seiner ehemaligen Postcore-Band zu sein, genauso, wie die geradezu selbstverständliche Hymnenhaftigkeit in den Songs "Emperor" und "Asterix". Vieles auf "Bird Mountain" klingt bis ins kleinste Detail durchdacht und penibel zusammengetüftelt. Dazu die fast schon altehrwürdige, erhabene (und irgendwie auch an Kurt Ebelhäuser erinnernde) Stimme, die die experimentell mäandernden Songs dann doch wieder in die Spur zurückholen.
Letztendlich ist "Bird Mountain" das Debüt einer Band, das eindrucksvoll zeigt, zu was sie im Stande ist, ohne dabei einen allzu vorhersehbaren Weg einzuschlagen. Ein kräftiges Alternative-Fundament, das mit progressiven, mathigen, noisigen als auch spacigen Versatzstücken immer wieder aufgebrochen wird und sich dem avantgardistischen Element des Singer/Songwritertums bedient.
Nicht mehr und nicht weniger, und vorerst nur digital. Hoffentlich nicht lange, denn das tolle Druckwelle-Cover gehört zweifelsohne auf 12"-Format ge(sieb)druckt.

Stream & Buy Digitally "Bird Mountain" EP

Jahres-Sampler