Routeens
Manchmal kann Punk auch ein unkompliziertes Vergnügen sein, so wie im Falle der jüngst gegründeten Band Routeens. Im Gießener Quintett finden sich u. A. Mitglieder von Kick It!, The Hip Nuns und Berlusconi Headshot wieder, die gemeinsam melodischen Punkrock und treibenden Garage miteinander vermengen, inklusive direkter Ansagen. So finden sich auf ihrem selbstbetitelten Demo-Debüt sechs Songs ein, die sofort ins Tanzbein wandern und in ihrer simplen Art so rein gar nicht den Anspruch hegen, das Rad neu erfinden zu wollen. Angeführt von einer herrlich angenervten Sängerin, die gelegentlich von einigen Backgroundchören zur Heiterkeit animiert wird, erinnert das Ganze dann im Hinblick auf die hiesige Szene an Kombos wie Kenny Kenny Oh Oh, Femme Krawall oder Gurr.
DL S/T Demo
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Honeymoon
Bandpage\\//Vimeo |
Ich habe keine Ahnung, ob Namedropping immer im Sinne des jeweiligen Künstlers ist. Ist mir ehrlich gesagt aber auch egal, denn ich für meinen Teil habe so schon eine Menge anderer toller Bands entdecken können, die mir ansonsten wohlmöglich nicht in die Ohren gerutscht wären. Los geht's! Die Mitglieder von Honeymoon verteilen sich nicht nur auf die Städte Nürnberg, Erlangen und Leipzig, sie waren vorher und nebenbei auch in Hardcore-Punk-, Punk- und Screamo-Gruppen wie Vengeance, White Boy Problems, The High Society, Leidkultur, I Refuse oder Rêche aktiv.
Mit Honeymoon haben sie seit 2014 ein Projekt am Laufen, mit dem sie sich nicht zwangsläufig wiederholen wollen, allerdings ihrer Linie treu geblieben sind und gegenläufig zur Assoziation mit dem Bandnamen eine Art Kein-Spaß-Punk spielen. Drei Akkorde reichen der Band zumeist aus, um daraus eine unprätentiöse aber durchaus treibende Masse zu formen, der stets etwas Twang nachhallt und mit verbitterten wie aufgeregten Gesang gen 80er-Jahre-Hardcore-Punk und -Wave schielt.
Neun locker in der Hüfte sitzende Songs beherbergt ihr Debüt-Lonplayer, der als Tape über Jean-Claude Madame erschienen ist und dessen Vinyl-Variante noch in der Planung feststeckt (über Taken by Surprise Records).
Desastro
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Und weil mir Namedropping so viel Freude bereitet gibt's gleich nochmal Nachschlag. Nicht von ungefähr, denn bei Desastro mischen nicht nur Leute von Smart Ass Dynamite & The New Generation of Destructive Entertainment und Here Comes Conclusion mit, sondern auch von eben vorgestellten Honeymoon und entsprechenden Nebenkombos. Vor allem im Hinblick auf die beiden Erstgenannten dürfte klar sein, dass die Grenzen des herkömmlichen Punkrocks für die Musik von Desastro zu eng bemessen sein dürften, obwohl sich auf ihrer zweiten, selbstbetitelten EP fast nur Ohrwürmer tummeln. Fast schon selbstverständlich entgleiten der Nürnberger Band die eingängigen Melodien, die über der EP verteilt mit etwas Cold Wave, Noise, Deutsch- und Post-Punk verfeinert werden, mit ein paar härteren Riffs aber auch den Hardcore-Punk nicht vollkommen außer Acht lassen.
Im Februar diesen Jahres spielte die Band ihr Abschiedskonzert und hinterließ der Hörerschaft ihr Demo und die EP gegen Spende auf Bandcamp. Die 2013 über Jean-Claude Madame erschienenen Demo-Tapes sind bereits restlos vergriffen.
Atmen, weiter...
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Als ich den Bandnamen Atmen, weiter... das erste Mal las, musste ich sofort an die mittlerweile verflossenen Der Trick ist zu atmen denken. Ein ziemlich schlichter Gedankengang, ich weiß, der sich nach einem ersten Hördurchlauf ihres Demos "Die fabelhafte Welt der Lethargie" auch schnell wieder verflüchtigte, denn bis auf die clever ausgeklügelten Lyrics und ein paar dezente Hardcore-Punk-Anleihen, hat die Mainzer/Landauer Band mit ehemaliger Burn/It/Out-Beteiligung nicht wirklich viel gemein mit den ehemaligen Hamburgern. Vielmehr tobt sich das Trio auf dem viel beackerten Post-Punk-Feld aus und erinnert in seiner angerauhten Art an die allseits bekannten Trbstt. "K-Pax 2.0" plätschert etwas abseits davon im eingängigen Indie-Punk herum und "Haus/Hell" mündet nach seichtem Einstieg gar im Düster-Screamo. Das sind natürlich alles altbekannte Zutaten, die allerdings souverän zusammengemixt wurden. Und wer nebenher noch McLusky zitiert (aus "Balbo's Theme" im Non-Demo-Track "Die Scheissheit"), der hat bei mir ohnehin ein Stein im Brett.
Das besprühte Demo-Tape kommt übrigens in selbstgebastelter und handnummerierter Papphülle mit Textblatt und Sticker.
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Das Tante Mathilda P.r.o.j.e.k.t.
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Ich sag's euch, die Bandnamen und Musik werden immer interessanter und natürlich zieht sich auch im Falle von Das Tante Mathilda P.r.o.j.e.k.t. das Namedropping wie ein roter Faden durch das 27. Bandcamp-Punk-Volumen. Diesmal aber durchaus berechtigt, denn die vier Düsseldorfer_innen um Sängerin Lotte Lindex sind allesamt bekannte Gesichter aus dem AK47-Umfeld und diverser Punk-Gruppen wie Die Schwarzen Schafe, Saigoons, Scum and Nancy, Punk-O-Mat (Karaoke mal anders, geile Nummer!) The Lazy Bombs und Marshmallow Muschis, die sich selber eher als Konglomerat bzw. Projekt sehen. Bleibt also abzuwarten, wie lange es das Quartett am Laufen hält. Zunächst einmal steht ihre Debüt-EP "...und der freie Fall" zu Buche, die auf Tape und CD als Co-Release zwischen Racoone Records und My Delight Records erscheint. Darauf zu finden sind fünf Songs, die zwischen satten Alternative Rock und Stoner umherpendeln und eigentlich nach etwas Größerem verlangen, als einem AZ. Tonangebend ist dabei ganz klar die kräftige Stimme von Lotte, die den Songs energetisch in feinster Cristina Llanos-Manier (Dover) oder rotzig-poppig á la Maria Mummert (MIA.) und Judith Holofernes, aber auch avantgardistisch an Amanda Palmer erinnernd, vielen Gefühlsschwankungen unterzieht.
20 Liter Yoghurt
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Viele verschiedene Eindrücke zu verarbeiten, galt es auch auf der Debüt-EP "HeartCore" der Grimmaer Band 20 Liter Yoghurt, die wir hier erst vor ein paar Monaten vorgestellt hatten. Auch auf "Thoughts of the Modern Youth", ihrem quasi dritten Demo-Release, das diesmal auch in einer limitierten und selbstgebastelten CD-Auflage erscheint, wollen sich die vier Sachsen stilistisch noch immer nicht genau festlegen. Authentischer Hardcore-Punk und ansteckender Melodic Hardcore kämpfen um die Vormachtstellung, zwischendurch und in ihrer Art unerwartet glänzen die Alternative-Nummern "Animals" und "Our World", mit denen die Band einen nostalgischen Sprung zurück in die spröden 90er wagt. Ihre tollen Melodien stülpen 20 Liter Yoghurt über direkte Texte, die in ihrer Einfachheit sicherlich keine große Erleuchtung bringen. Im Opener "Aryan" (bereits auf dem '15er-Demo, Artikel zum rechtsextremen Mode-Label HIER) klingen die sich überschlagenen Lyrics stellenweise gar etwas zu sehr in die Melodie gepresst. Egal. Die Probleme heutzutage sind nunmal die gleichen, wie vor zwanzig Jahren. Was soll Band da schon großartig rumschwafeln?
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Useless (Winterthur)
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Wesentlich mehr dem 90er-Alternative/Grunge zugehörig, fühlen sich die drei Jungs um Bassistin Sarah von Useless aus Winterthur, womit unsere Schweizer Wochen auch in diesem Beitrag vertreten sind. Nicht nur Sänger und Gitarrist Nik Petronijevic kann mit seinen Vorbands The Stifflers, Molotov Rocktail und seinem jüngeren Solo-Projekt King Contradiction schon auf einiges an Banderfahrung zurückgreifen, auch Zweit-Gitarrist Flurin Wäger und Schlagzeuger Lukas Wäger (Fake Empire) sind keine unbeschriebenen Blätter mehr. Dass bei einer Alternative/Grunge-Band ausgerechnet die Bassbesetzung zum ersten Mal auf der Bildfläche erscheint, ist nur eine Sonderbarkeit von Useless. Vor allem aber ihr ungewöhnlich düster-grummelnder Retro-Sound mit den Nirvana- und später auch The Vines-typischen, langezogenen Interjektionen (aaaaaah, yeeeeeah, usw. ;) dürfte Nostalgikern ein sehnsüchtiges Lächeln abgewinnen können. In der Quintessenz beider Bands bewegt sich der Sound von Useless, die diesbezüglich sehr offen mit ihren Referenzen umgehen. Im epischen EP-Closer "Thoughts of a Suicide" weicht die Band sogar nochmal Sludge-doomig Richtung Melvins aus. Wenn schon 90er, dann eben richtig.
Rivers & Tides
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Mensch muss schon wahnsinnig aufpassen, dass Rivers & Tides nicht spurlos an einem/einer vorbeiziehen. Ihr selbstbetiteltes Demo-Debüt, das als Tape über Koepfen erschien und natürlich schon restlos vergriffen ist, liegt nun schon zweieinhalb Jahre zurück. Es folgte ein exklusiver Sampler-Beitrag und anfang 2015 klammheimlich ihre zweite EP "Shelved", auf der die fünf Regensburger abermals ein Melodiefeuerwerk aus Alternative, Pop-Punk und Emo ablieferten. Klar, dass kennt mensch auch hierzulande schon von Bands wie Twin Red (ex-Client.), Rowan Oak (ex-Western Grace) oder den Rollergirls. Rivers & Tides gehen allerdings mit dem (Selbst-)Verständnis der ganz großen dieses Genres zu Werke und schaffen es, den/die Hörer_in mit viel Gefühl, vielleicht auch etwas Theatralik, vor allem aber treibenden Songs mitzureißen. Da stellt sich eigentlich nur die Frage, warum die Band noch kein Label gefunden hat.
Immerhin ist ihre bereits angekündigte dritte EP "Complete", von der es den Vorläufer "Eclipse" bereits auf Stageload zu hören gibt, als Tape-Release über das Wiener Label Featherlight Records geplant. Wenn hier keiner will, dann eben in Österreich.
Young Season
Auch mit Young Season will die Alternative-Welle in diesem Beitrag einfach nicht abflachen, auch wenn sich die erst kürzlich zusammengeraufte Band aus Hannover etwas mehr im Dreck suhlt, als die vorangegangenen Rivers & Tides. Auf ihrem 4-Song-Demo-Debüt schielen Young Season nicht nur mit einem Augen über den Großen Teich Richtung Gainesville, obwohl die Songs sicherlich auch nochmal für einen guten Antrieb auf dem Skateboard sorgen dürften. Ihre Proberaum-Buddies von Schmutzstaffel sprechen dagegen eine etwas andere Empfehlung aus: "Falls ihr auf Title Fight in schlecht, oder auf No Fun At All in gut steht, dann checkt das mal ab."
In der Kürze liegt die Würze
JaaRi
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Hat sich Dÿse-Drummer Jarii van Gohl etwa eine neue Frisur zugelegt und das als Anlass genommen, gleichmal ein neues Projekt zu starten, nachdem schon sein Mitstreiter An3 Dietrich mit Haik abtrünnig wurde? Dies waren zumindest meine ersten Gedanken, als mein Blick über JaaRi's Bandfoto gleitete und an der linken Seite hängen blieb. Doch dann fiel es mir wie Shuppen von den Augen - die Band JaaRi hat ihren doppelten Vokal auf's A vorgezogen. Als ersten Song präsentiert uns das Hauptstadt-Trio "Interflug", der durch eine Art Alternative-Pop-Punk mäandert und mich vielleicht auch wegen des verhallten Gesangs wirklich stark an das Debüt-Album von Desaparecidos erinnert. Kann gerne so weiter gehen.
DL Song "Interflug"
Acerola
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Post mortem haben Acerola nun endlich auch Bandcamp für sich entdeckt und ihr zweites Album "Meister der Romantik" aus dem Jahre 2007 zum kostenlosen Download freigegeben. Erschien damals als CDr auf den Tru-Punk-Labels Kill All Human Records und Empty Head Records, ihr Debüt-Tape "This Boy is *Acerola*" über Aldi-Punk. Somit dürfte klar sein, was uns mit Acerola erwartet. Eine typische Band aus dem Backkatalog von Greffo Lachpansen (u. A. Lafftrak und Der Kopflose Börsenmakler), Marian Brenneke (u. A. Huchi Can Take It und Affenscheisse) und Neon Bone-Lars: holprig, blechernd, Texte Freischnauze voraus. Kurzum: Asselpunk der dilettantischen Sorte, der damals sogar das Ox-Fanzine zu einem ordentlichen Verriss verleitete: "Schülerband, aus der vielleicht was werden kann, wenn sie mehr übt." Wie wir heute wissen, wurde aus ihnen nichts.
P.S.: So ganz stimmt das natürlich nicht. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist Marian Brenneke einer der führenden Köpfe hinter dem jüngst gegründeten Label Stajner Youth Entertainment, das mit dem Sampler "Die Realität muss sterben, damit wir leben können" einen furiosen Start hinlegte.
P.S.: So ganz stimmt das natürlich nicht. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist Marian Brenneke einer der führenden Köpfe hinter dem jüngst gegründeten Label Stajner Youth Entertainment, das mit dem Sampler "Die Realität muss sterben, damit wir leben können" einen furiosen Start hinlegte.
DL Meister der Romantik LP
Schnulz
Die Bezeichnung dilettantisch dürfte das Frankfurter Duo Schnulz dagegen wohl eher als Kompliment aufschnappen. Auf ihrem Debüt-Album "Schnulzianic Ohmacht" entgleiten die Songs stellenweise gen Opernbühne, driften an anderer Stelle ins Musikantenstadl ab oder finden sich im Gangster-Rap wieder. Ich stelle mal die waghalsige Vermutung auf, auf ein nicht ganz ernstgemeintes Album gestoßen zu sein, dass vielleicht Diejenigen mit offenen Armen in Empfang nimmt, denen Knorkator, Alfons Bauer und Cindy aus Marzahn schlichtweg zu ernst sind.
DL Schnulzianic Ohnmacht
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