Freitag, Dezember 13

Die Bandcamp-Punks Vol.16


Rivers & Tides:

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Ein tolles Debüt legte jüngst die Regensburger Band Rivers & Tides vor. Zwar setzt das Quintett mit ihrem Mix aus Alternative, Emo und Pop-Punk auf eine altbewährte Formel, diese allerdings beeindruckend gut in die Tat um. Nach dem anfeuernden Instrumental-Intro werden die Anhänger mit dem hoch-melodiösen "Untitled" gleich mal in den ersten Reihen zusammengezogen und zum ausgelassenen Auf-und-Ab-Hüpfen aufgefordert. Viel Zeit wollen Rivers & Tides dabei gar nicht erst vergeuden, hier geht's schließlich um den ersten Eindruck. Und der gibt sich auf der Debüt-EP nicht nur mit dem Fazit "Positiv" zufrieden, sondern will mit den folgenden "Neverlasting" und "Everlasting" auch gleich mal die Vielseitigkeit der Band unter Beweis stellen. Zwar lässt sich auch hier ihre Pop-Punk-Affinität erkennen, schielt mit etwas energischeren Gesang aber auch Richtung Gainesville. Auch wenn ich es noch nicht beweisen kann, bin ich mir doch sicher, dass hier keine Anfänger zu Werke gehen. Zumal Regensburg mittlerweile kein schwarzer Fleck auf der Musiklandkarte mehr ist, denkt man z. B. an Irish Handcuffs oder Glorious Thieves.



Kenny Kenny Oh Oh:

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Ist die Punk- und Hardcoreszene immer noch eine Männerdomäne? Das Leipziger Frauen-Quartett Kenny Kenny Oh Oh um Fritte, Made, Olaf und Kutte greift vorsichtshalber noch mal zur Schere und entfernt mit unmissverständlicher Riot-Grrrl-Attitüde und durchdrehendem Pogo-Punk unnützes Klischee- und Mackertum-Gebammel. Und das machen sie mit viel Lärm und Trara, konstant hohem Tempo und eingängigen Nummern, aus deren Kern sich auch immer eine treibende Melodie herausschält. Nein, diese vier Damen brauchen sich hinter niemanden zu verstecken und sie müssen schon gar nicht klein beigeben. Werden sie auch nicht! Dass zumindest beweist vorerst ihre selbstbetitelte Debüt-7", die folgerichtig über Contraszt! und Emancypunx Records in einer Auflage von 500 Exemplaren (+ DLC) erschien.


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Lambs:

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Mit Lambs formierte sich 2012 eine Art AZ-Köln-All-Star-Supergroup (Mitglieder von Finisterre, Static Me, zOSCH!, Alte Schule Masthorn), die auf ihrem Label-Debüt den Spagat von alter zu neuer Deutschpunkschule wagt. Zu hören sind sechs Songs, die von einprägsamen Hooks, gelegentlichen Tempowechseln, klar verständlichen Texten und leicht hysterischem Gesang voran getrieben werden und somit einige schüchterne Ohrwürmer parat hält. Lambs klingen zwar weder angestaubt noch altbacken, an manchen Stellen aber bewusst reduziert, sodass die Nähe zu neueren Turbostaat und Captain PlanET zwar durchaus hörbar ist, dennoch auf den fett aufstampfenden Einzug verzichtet. Wie ein stilles Mäuschen, das auf seine Cleverness setzt und nur die Ausdauernden vollends belohnt. Die selbstbetitelte 7" (300 Stück) erschien in besiebtdruckter Pappe auf Contraszt! Records und enthält sechs Songs ihres 2012 selbstveröffentlichten Demo Tapes (auf diesem gab's zusätzlich noch den Song "Not Enough", 75 Stück).


Buy Here, Here & Here


Static Me:

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Ein weiteres Gewächs aus dem AZ-Köln-Umfeld stellt das Mitte 2012 gegründete Quintett Static Me dar, das sich somit nicht zufällig zwei Mitglieder mit den Hardcore-Crust-Punks Finisterre (Free Downloads HIER) und jeweils Eines mit oben genannten Lambs und der Riot-Grrrl-Grunge-Band Two Tears for Barbarella teilt. Im Juli 2013 erschien nun ihr erster selbstbetitelter Longplayer mit elf melodischen Post-Punk-Nummern, darunter auch die fünf ihres ein Jahr zuvor erschienenen Demo Tapes. Und obwohl ihre Musik sicherlich so einige Assoziationen nach sich zieht - vielleicht auch oder gerade wegen des weiblichen Gesangs - , begnügen sich Static Me nicht bloß einfach damit, auf der Retrowelle zu surfen. Roh und eingängig ist ihr Punkrock, aber auch vielseitig, wie das düstere "Fields of Abuse", das mit einer melancholischen Schwere mangt treibenden Melodic-Punk-Rhythmen á la "Safety Lines" und "Sober Needs" und fast schon poppigen Songs wie "Knots" und "Blister", etwas herunter zieht. Rundum ein mehr als gelungenes LP-Debüt, das ADAGIO830 auf 100x Clear und 400x Black Vinyl presste.


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WØLFENSTEIN: 

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Dass politisch verfolgte Gegner des Nationalsozialismus auch gerne als Bandnamen fungieren, wissen wir hierzulande nicht erst seit Jungbluth ("Part Ache" ist mittlerweile als Spenden-Download erhältlich) oder Van der Lubbe. Auch das Stuttgarter Quartett Wølfenstein gedenkt in seinem Namen an den jüdischen Schriftsteller Alfred Wolfenstein, der während der Kriegszeit von den weißen Bräuten durch halb Europa gehetzt wurde. Assoziationen zum gleichnamigen Computerspiel lassen sich nur dahingehend ziehen, weil man darin Nazis töten kann. Und die stehen auf Wølfenstein's Abschussliste nunmal an oberster Stelle. Verständlich! Aber auch musikalisch lassen sich durchaus Parallelen zu oben genannten Kollegen finden. Wølfenstein ballern sich auf ihrem Demo durch 14 düstere Hardcore-Punk-/Fastcore-Attacken, die sie mit Gift und Galle regelrecht auskotzen. Und wer so viel Hass in sich trägt, von dem braucht man natürlich auch keinen gepflegten Ausdruck erwarten, sodass die lyrische Originalität hier öfter den Parolen weichen muss. Aber egal. Parolen lassen sich eh leichter Mitgrölen und sind darüber hinaus unmissverständlicher: "You Fucking Racist Scum GO KILL YOURSELF!!!". Dann müssten Wølfenstein wenigstens nicht mehr so lange vor dem Computer hocken...

DL Demo


Turbobart:

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Kennt noch jemand Olli Schulz? Der Singer/Songwriter war für mich auf Konzerten immer interessanter als auf Platte, da er live vielseitiger und unberechenbarer war. Davon abgesehen, habe ich ihn in der Post-Grand-Hotel-van-Cleef-Ära eh aus den Augen verloren. Olli Schulz ist also Schnee von gestern und mittlerweile tummelt sich hierzulande eine Vielzahl akustischer Singer/Songwriter (z. B. Cowboy Poetry, Tigeryouth, No Surprising News, etc.). Um in dieser Masse nicht unterzugehen, muss man sich als Solo-Künstler schon etwas einfallen lassen. Und da auch die Akustikanschläge irgendwann immer die gleichen sind, bleibt einen da meist nur der Gesang, den man möglichst vielseitig gestalten sollte. Christian Konermann alias Turbobart (na wenn das mal nicht berechnend ist, in der Hoffnung, dass sich so mancher bei der Google-Suche vertippt...) versucht seinen Schwerpunkt auf eben genau diesen zu legen, singt aufgeschlossen, mal melancholisch und manchmal auch etwas energischer wie im Song "Ich bin" oder im gemeinsamen Duett mit seinem Osnabrücker Kollegen Tigeryouth in "Mutterschiff". Seine Debüt-EP "Pottwal" bringt somit sicherlich nicht die große Erleuchtung, aber immerhin frischen Wind mit sich. Die sechs Songs wurden übrigens von Clark-Can't-Gitarrist Iko Helms aufgenommen und gemastert.

DL Pottwal EP


APS:

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So richtig weiß man es nicht, was man der Band APS glauben kann. Zunächst einmal bleibt zu bezweifeln, dass es sich bei dem Quintett aus Eisenberg um eine Castingband handelt (obwohl es durchaus mal interessant wäre zu hören, wie eine professionell gecastete Punkband klingt). Und ob die Auflösung ihres im Namen enthaltenem Buchstabenrätsels im gesampelten Intro - nämlich Asoziale Persönlichkeitsstörung - tatsächlich von Anfang an so gedacht war oder sich doch eher zufällig ergeben hat, lässt sich ohne Weiteres auch nicht beweisen. Hinzu kommt ein Cover von Ben E. King's Welthit "Stand by Me", der einfach mal in "erotica" umbenannt wurde. Von ihrer Debüt-EP "Eins" kann man sich seit Mitte dieses Jahres natürlich auch selber überzeugen. Dort zu hören ist tief gestimmter Punkrock, der meistens von einer kratzigen Frauenstimme angetrieben wird. Die fünf Songs sind allesamt ziemlich eingängig, die beiden letzten "Freiheit" und "Ich kann nicht mehr" klingen gar wie eine Mischung aus prolligen DDR-Punk und NDW. Schön simpel, herrlich verschroben und sympathisch unterproduziert. Tapes sind in Planung.



Failed:

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Das (ehemalige?) Bremer Quintett Failed bewies bereits mit dem 2010er Demo (zu hören auf Myspace) ein glückliches Händchen für dynamische und brutal gute Hardcore-Punk-Nummern. Doch irgendwie muss alles dann doch anders gekommen sein als gedacht, denn zunehmendst wurde es um die Band ruhiger, ehe sie sich 2012 mit zwei neuen Songs zurück meldete. Mehr allerdings auch nicht. Schade, denn ein Longplayer wäre sicherlich höchst interessant gewesen.

DL selftitled EP





Jesus kommt aus  Bützow:

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Jesus ist also ein Ossi. Zumindest wenn es nach der fünf-köpfigen Band Jesus kommt aus Bützow geht. Die wiedrum kommen aus Schwerin, Heimatstadt der DDR-Punk-Legende First Arsch. Zusammengewürfelt aus Bands wie Kruppstahldonnerblitz, NoiseFreaK und PUK und nebenher noch in den Bands Blood in the Chair und AORTA aktiv. Ein bunter Haufen, der nun all seine verschiedenen Einflüsse unter einen Hut bringen muss. Oder eben auch nicht. Grindcore, Fastcore, Powerviolence, Trash- und Hardcore-Punk werden im dreckigen Anarcho-Mix präsentiert. In diesem Sinne werden auf ihrem selbstbetitelten Debüt- und bislang einzigen Album zwölf Songs unprätentiös niedergeknüppelt, die aber auch klarstellen, dass die ureigenste Art des Punks auch im Jahr 2008 noch in Schwerin beheimatet war.

DL selftitled Album


 We Will Fly:

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Eine Berliner Band, die versierten, amerikanisch klingenden Melodic-Punk mit dreckigem Hardcore-Punk, wie er so überwiegend nur in Schweden zu finden ist, kreuzt, sollte gerade hierzulande eigentlich kein Geheimtipp mehr sein. Eigentlich. We Will Fly existieren bereits seit 2005 und veröffentlichten ihr zweites und bislang letztes Album "Bangarang!!" 2010. Dessen Opener "Fervid" stolpert anfangs noch etwas ungestüm über die Schwelle, ehe einem bereits das darauffolgende "Archivists" regelrecht das Hirn wegbläst. Was folgt, sind dermaßen treibende Nummern, die nicht mal im Ansatz einen Anbiederungsversuch starten und schon gar nicht nach Referenzen greifen müssen. Im Gegenteil. We Will Fly schieben selbst eingesessene Genre-Kollegen wie Thought Explode, The Unseen oder A Wilhelm Scream locker in die Ecke ab. Im Gegensatz zu ihrem Debüt-Album "Your Darkness Shows Us the Light", welches noch hörbarer am melodischen Punkrock der Satanic Surfers angelehnt war, fahren sie auf "Bangarang!!" nun deutlich die härtere Schiene, was dem damaligen Trio (mittlerweile sind sie zu viert) mehr als nur gut zu Gesicht steht. Fast vier Jahre warten Fans nun schon vergebens auf ein Folgewerk, aber immerhin scheinen sie in diesem und dem nächsten Jahr wieder öfter die Bühne betreten zu wollen, wie zuletzt mit den tollen Goodbye Fairground und Idle Class.


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Talk Us Down:

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Kleinreden muss man die fünf Augsburger Jungs von Talk Us Down sicherlich nicht. Immerhin schlägt die 2011 gegründete Band mit ihrem eingängigen Pop-Punk mit Emo-Schlagseite einen sicheren Weg ein und könnte somit für Diejenigen interessant sein, die sich zuletzt mit Rollergirls, Irish Handcuffs oder oben genannten Rivers & Tides schon mal warm gemacht haben. Nach ihrem Demo-Debüt im letzten Jahr, folgte Mitte 2013 ihr zweiter digitaler Output "Boiling Rage". Vier Songs, die von Powerchords, euphorischem Gesang und einigen Ooh-Ooh-Chören melodisch voran getrieben werden und dabei das sympathische DIY-Feeling nie aus den Augen verlieren. Fehlt eigentlich nur noch der Sprung auf's Vinyl oder Tape. Mit dem befreundeten Rapper eRRdeKa (Free Download Discography HIER) haben sie nicht nur einen Fan, sondern auch jemanden, der da bestimmt was deichseln kann.



Herrengedeck Royal:

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Wo bleibt denn bitte schön die Penisfeuerwehr? Nicht, dass ich sie unbedingt brauchen würde, mal davon abgesehen, dass ich mir gerade auch gar nicht herleiten kann, wofür ich sie denn gebrauchen könnte. Vielleicht sollte ich erst einmal ein paar Flaschen aufklinken, bis mein Geist von Anti- auf Funattitüde gesprungen ist und ich mich von Nonsens verführen lasse, für dent ich mich nüchtern schämen würde. Das Augsburger Quartett Herrengedeck Royal ist zweifellos partytauglich, vorausgesetzt, man hält die Promille im Blut möglichst weit oben. Auf dem Debüt-Album "Mixtape Fatal", nach einem Demo das zweite Release der Band, kann man sich so durch acht eingängige Songs mit einprägsamen Melodien, Gute-Laune-Chören und ganz viel Biergeschmack arbeiten.

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