Montag, Februar 29

Null - Hallo Boden



Band: Null

Titel/Release: Hallo Boden/Album (Promo-CDr in Floppy-Disk-Hülle, Digital + Buch)

Label: DIY/Quintenquanten

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Singer/Songwriter, Indie(-Art-Pop), Progressive, Alternative

FFO: The Hirsch Effekt, Sleep is Wrong, David Draiman, Zinnschauer

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Kurzinfo:

Es ist nichts Verwerfliches daran, den Boden unter den Füßen zu verlieren. In Johannes Molz' Buch "Hallo Boden" führt der Protagonist diesen Umstand allerdings bewusst herbei. Nach jahrelangem Umherliegen und angetrieben von einer inneren Unruhe, steht er schließlich wieder auf und begibt sich fortan auf eine abenteuerliche Berg- und Talwanderung, um sich seinen Ängsten zu stellen und schließlich um zu sich selbst zu finden. Was oder wer ihm dabei so alles begegnet, ist mit dem "normalen" Verständnis nur bedingt zu vereinbaren.
Buch und Soundtrack, das hatten wir hier doch erst kürzlich mit Leonard Las Vegas' Literatur-Album-Kombination "Jagmoor Cynewulf". Was beim Königs-Wusterhausener Duo allerdings in zwei unterschiedliche Interpretationsrichtungen verlief, spaziert beim Erstling von Null Hand in Hand. Sowohl Buch als auch Album lassen sich daher vielleicht am ehesten mit einer Odyssey vergleichen, denn entgegen der zielorientierten Reise kann diese in jede erdenkliche Richtung ausholen und bleibt somit stets unberechenbar. Irrläufig ist dabei weniger das Zusammenführen alternierender Genres, als vielmehr die Auslegung jener im Einzelnen. So finden der titelgebende Opener "Hallo Boden" und das darauffolgende "Alpha Alpha" ihren Ursprung im klassischen Singer/Songwritertum und scheinen zumindest vorerst nur eine Freundschaft mit dem Indiepop einzugehen. Dass auf "Hallo Boden" aber vieles nur angerissen und eben wenig bis zum Ende eines jeden Songs durchgehalten wird, erschließt sich dem Hörer schon frühzeitig. Denn beide Songs legen ab der Hälfte ihre melancholische Schüchternheit ab und verfallen mit der Wucht und Härte des Alternative in einen pathetischen Zustand. Keine allzu große Verwunderung, wenn mensch bedenkt, dass Johannes Molz, der Mann hinter allen Instrumenten von Null, etwas Bewunderung für die progressiven Artcoreler The Hirsch Effekt hegt. Nach dem Aus seiner Metalcore-Band SOYLVYBE und seines ehemaligen Prog-Rock-Soloprojektes Sleep Is Wrong zeichnet sich Molz vor allem für den Feinschliff seiner Quintenquanten-Kundschaft (u. A. fire walk with me!, Ibrahim Laessing) aus, bei der er auch gerne mal selbst zum Instrument oder Mikro greift (z. B. Kellner, DRESS, The Bear's Lair). Mit Null ist er nun wieder sein eigener Herr, wobei er keine Vorgaben oder Kompromisse einzugehen braucht, außer die eigens gewollten. Vielleicht klingt "Hallo Boden" auch daher etwas wie ein Sammelsorium verschiedenster Einflüsse, die Molz während seiner Arbeiten aufgelesen und abgespeichert hat, um sie nach seinen eigenen Vorstellungen zusammenzusetzten. Das könnte unter Umständen auch die überwiegende Popaffinität des Albums erklären, ebenso die allgemeine pompöse Aufmachung der Songs, wobei sich Molz in seinem Studio als wahrer Tüftler erweist, dem man die Ein-Mann-Band zu keiner Zeit anhört. Mit einem dermaßen kräftig-markanten Organ, wie dem von Johannes Molz, ist es aber auch schwer, weniger dick aufzutragen. Am Ende von "Was Frost und Leid", in "Seelenfressermantra" und vor allem im Bonussong "Wegweiser" geht er sogar auf Tuchfühlung mit der Stimme von David Draiman (Disturbed, Device).

DL Hallo Boden


Donnerstag, Februar 25

Platte des Monats 02/2016: Paulinchen Brennt - Viele werden satt EP



Band: Paulinchen Brennt

Titel/Release: Alle werden satt/EP (100x Digipak-CD, Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2016

Genre: Experimental Screamo, Post-Hardcore

FFO: DŸSE, Colored Moth, Aldo Raine, Forsthaus

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Kurzinfo:

Nach Max und Moritz ist Der Struwwelpeter wohl der größte Punk unter den Kinderbüchern. Lässt man die kindliche Naivität und die konservative Moral mal außer Betracht, lässt sich auf die jeweiligen Kurzgeschichtenprotagonisten eine Menge ziviler und gesellschaftlicher Ungehorsam ableiten.

"Doch weh! Die Flamme faßt das Kleid,
Die Schürze brennt; es leuchtet weit.
Es brennt die Hand, es brennt das Haar,
Es brennt das ganze Kind sogar.

Und Minz und Maunz, die schreien
Gar jämmerlich zu zweien:
"Herbei! Herbei! Wer hilft geschwind?
Im Feuer steht das ganze Kind!
Miau! Mio! Miau! Mio!
Zu Hilf'! Das Kind brennt lichterloh!"

Ich muss schon zugeben, dass Der Struwwelpeter in den letzten Jahren nicht gerade eine große Rolle bei der Auswahl meiner Nachtlektüre gespielt hat. Als kleiner Stippi stand er bei mir zum morgentlichen Topfmeeting allerdings hoch im Kurs. Natürlich auf Schallplatte. Dem Würzburger Trio Paulinchen Brennt kann ich daher schonmal für einen gelungenen Flashback danken.

Was will man aber über eine Band schreiben, deren Mitglieder mit Jaked Off Short And Loaded Heads bis 2013 noch eine verpönte Crossover-Metal-Band unterhielten; die mit Tending to Huey blasphemisch Indiepop, Funk und Post-Hardcore kreuzten; mit BØRLAUB ambienten Post-Rock, Folk und Postcore undefinierbar verzwirbeln; mit Die ignorierte Art spröden Singer/Songwriter-Psychedelic abliefern; und mit Cannahann ihre E**r an tonnenschweren, groovenden Stoner aufbaumeln?
Zunächst einmal, dass ihnen mit ihrem taufrischen neuen Projekt scheinbar noch immer nicht die Ideen ausgegangen sind. Aus Paulinchen Brennt's Debüt-EP "Viele werden satt" lässt sich demnach zwar zunächst weniger ziviler, dafür umso mehr musikalischer Ungehorsam ableiten. 
"Viele werden satt" ist eine Odyssee an die Grenzen, um herauszufinden, was möglich ist, ohne dabei das eigentliche Ziel aus den Augen zu verlieren. Der Opener "The fish that can't be caught" geleitet vorerst behutsam und mit melancholischen Gitarrenspiel in einen dunklen Raum, ehe er schließlich immer mehr an Fahrt aufnimmt. Hier offenbart sich bereits Paulinchen's Affinität für's strukturierte Chaos, woraus sich letztendlich vielleicht auch das Bandkonzept heraushören lässt, nämlich, mit sämtlichen Post-Hardcore-Klischees zu brechen, ohne dabei an Ernsthaftigkeit einzubüßen. Klar, wer einen Song über den Hairstylisten von Lady GaGa schreibt, birgt sicherlich auch ein gesundes Maß an Selbstironie in sich. "Michael Pooter" ackert sich zunächst hektisch durch stotternden und keifenden Post-Hardcore, ordnet dem Ganzen eine cleane Gesangsspur unter und entführt zum Ende hin fast schon monumental in eine fremde Galaxie. "Viele werden satt" setzt der imaginären Malerei in dieser Hinsicht keine Grenzen. Auch wenn die Band nach eigenen Angaben "Geschichten über Hexerei, planetares Bewusstsein und Besessenheit galant durch den Äther schickt", muss ich stets an den Film "Dark Star" denken, was nicht nur an den eingeschobenen Laser-Synthies im folgenden, äußerst schizophren umherspringenden "Oberon, Titania, Miranda" liegt oder der unterkühlten Atmosphäre in "Pyramids in Uranium", das sich nach zwei Minuten Geplänkel erst einmal selbst eine kreative Auszeit nimmt und Dürrenmatt's "Physiker" zu Worte kommen lässt. Beide Meinungen müssen sich ja auch nicht vollkommen voneinander ausschließen, wie das abschließende "Gold und Schoß" unter Beweis stellt, das zu Beginn erst noch gute Laune á la Macky Messer verbreitet und zum Ende hin doch wieder in alte Hardcore-Gewohnheiten verfällt.
Das klingt dann summa summarum nach ziemlich viel gewollt und vermag den gemeinen Post-Hardcoreler sicherlich auch an einigen Stellen zu verärgern, vielleicht sogar zu vergraulen wissen. Aber wie auch shon in den meisten iher o. g. Vor- und Nebenprojekten, vestehen es auch Paulinchen Brennt dem experimentellen Wahnsinn fast immer auch eine treibende und hängen bleibende Melodie zu entlocken.

Aufgenommen und abgemischt hat das gute Stück übrigens Ralf Rossbach (u. A. Thoreau und Bait), das Digipak wurde von der Band in Eigenregie veröffentlicht.


DL & BUY Digipak-CD


Donnerstag, Februar 18

Traktor - Mean Business LP



Als ich Traktor mit ihrem Album "Lights" kennenlernte, erinnerte mich das damals ganz stark an den früheren Post-Hardcore-Punk der Schwedenlegende Refused. Klar, als schwedische Hardcoreband wird man an einen solchen Vergleich wohl nur schwer vorbeikommen können. Das Stockholmer Quartett wollte es auf diesen Vergleich ohnehin nie so wirklich drauf ankommen lassen. Zwischen Postcore und Hardcore-Punk versteckten sich die raffsüchtigen Melodien meistens unter einer viel-verknoteten Math-Schicht, was sie eher zu einer schwer verdaulichen Kost werden ließ, als zu bedingungslose Mitstreiter einer Jugendrevolution. Vielleicht bewegten sich Traktor auch deshalb, zumindest nach meinem Eindruck, stets im Schatten der großen Namen des Genres.
Mit ihrem neuen Album "Mean Business", ihr viertes, konnten sich die vier Schweden nun endgültig aus dem Fahrwasserstrudel ihrer Vorbilder befreien. Mit den anfänglich genannten Refused haben Traktor nunmehr relativ wenig am Hut (ok, nach "Freedom" haben sich Refused ja sogar selbst von ihrer eigenen Referenzliste geschossen). "Mean Business" beherbergt zehn dynamische Songs, ohne Ausnahme, die sich irgendwo zwischen Alternative, Punk und Indie ein- und auspendeln, und in denen nur selten ein wütender Hardcoreansatz durchschimmert. Eine 360°-Drehung, denn in diesem Maße mitgröltaugliche Refrains, gab es bei Traktor noch nie. Ein Hitalbum? - Vielleicht. Auf jeden Fall eines, das in Erinnerung bleibt. Und um mal meinen Vergleichseinstieg wieder aufzunehmen, das erinnert mich stark an den frenetischen Indiecore von Goodbye Fairground, als diese noch Paraquat hießen und ein viel zu wenig beachtetes Album namens "Goodbye Fairground" veröffentlichten.

Aus ökologischen Gründen erscheint "Mean Business" vorerst nur digital über das eigene Label Atlas Records. Sollte die 150-Download-Marke geknackt werden, wird's auch eine Vinylpressung geben, die dann die Downloadkäufer lediglich zum Preis der Versandkosten ergattern können.


DL "No Filter" & "When Light Comes"

Sonntag, Februar 14

Der Bandcamp-Hardcore Vol.32

BETTYŒTKER



Oetker und Hamburg, das passt. Dennoch reagiert der Hanse-Vierer BETTYŒTKER ausgesprochen allergisch auf Vergleiche mit dem Lebensmittel-Riesen. Ihren Namen nämlich entlieh sich die Band aus Siegfried Lenz' Roman "Deutschstunde". Wusste ich natürlich auch schon vor dem Bandinterview mit dem Bizarre Radio... . 
Bis zu ihrem 2014er Debüt "Barricades" musste sich die Band als solche erst einmal finden, was vielleicht auch die Vielseitigkeit ihrer EP erklärt. Vom anfänglichen, Kyuss-beeinflussten Steinmonument steht nur noch ein fragiles, wenngleich tief wummerndes Grundgerüst, das von außen mit viel Düster-Hardcore bzw. Hardcore-Punk verkleidet ist und oberflächlich melodisch aufpoliert oder mit etwas Noise zerkratzt ist. Klingt doch nachvollziehbar, oder?! Zumindest aber nicht ganz unbekannt, denkt mensch zum Beispiel an Dead Flesh Fashion oder Younger Us. Kein Wunder also, dass sich bei einer derartigen musikalischen Willkür Nils Wittrock (The Hirsch Effekt) und René Pablotzki (GREY, Benthic) nicht zweimal bitten ließen, die Aufnahme, den Mix und das Mastering der EP zu übernehmen und dabei in einigen Songs auch noch selbst Hand anzulegen.

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DL Barricades

Buy Here, Here & Here


Meraine

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Als Akela-Schreihals Samuel Anfang des letzten Jahres seinen Abschied bekannt gab, war für die fünf Lüdenscheider klar, die Band gemeinsam und vor allem würdevoll zu Grabe zu tragen. Ans Aufhören dachte das verbliebene Quartett nicht, sodass sie mit neuem Bandnamen und neuen Songs nahtlos in ein neues Bandkapitel übergehen konnten.
Als Meraine knüpfen nun also ehemalige 4/5tel-Akela mit ihrem Demo-Debüt genau dort an, wo der einstige Midsummer-Sprössling nach zwei Alben, einer EP und einer Split-7" aufhörte. Vier Songs, vollgestopft mit düsterem Post-Hardcore, der mächtig viel Zerstörungswut im Bauch trägt, post-rockig anschwillt oder mit noisiger Zerfahrenheit durchberstet und sich auch einige Experimente gönnt, wie das versteckte Geplänkel am Ende von "Floatage". Das ist genau der atmosphärische Stoff, der sich hervorragend auf einer Langrille machen würde. Auf eine entsprechende Lobby dürften sie ja bereits zurückgreifen können, zumal sich Meraine für ihre Promo-Tour gleich mal an die Versen der fränzösischen Hardcore-Punk-Größe Birds in Row hefteten. 
Ihr Demo erscheint in einer kleinen Auflage von 50 Silberlingen, die in einem besiebdruckten Cardboard untergebracht sind und von der Band in Eigenregie veröffentlicht wurden. Wie schon zu Akela-Zeiten, geht der Erlös an die Hardcore Help Foundation.




EXTINCT

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Na das wurde ja verdammt nochmal auch höchste Zeit, dass die Querfurter Powerviolence-Legende Extinct nach dem 2015er Debüt-Demo endlich mal ein "Greatest Hits" raushaut. Darauf enthalten sind sämtliche Songs, die die Band seit ihrer Gründung im eigenen Slacker-Studio eingehämmert hat. Macht Sinn, denn Songanzahl und Spielminuten steigen dadurch gleichermaßen auf zehn an.
Zehn Songs fei(n)stes Geballere, dass auch wegen der strikt antifaschistischen Attitüde direkt ins Herz der San-Diego-Connection trifft und mit beißenden Riffs, fiesen Breakdowns, sludgigen Momenten und wütendem Gekeife kein Genrewunsch offen lässt und darüber hinaus für eine Menge Abwechslung sorgt.
Demo-Phase überstanden, würde ich mal behaupten. Es darf beherzt mit einem "Longplayer" nachgelegt werden.

DL Greatest Hits - The Early Year



Okilly Dokilly

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Ok, sie sind nicht die erste Band, die die kultige Zeichentrickserie "The Simpsons" als Thema aufgreift. Und geht man in den direkten Vergleich zur australischen Stoner-Doom-Band Dr. Colossus, ist sie wahrscheinlich auch nicht die Beste. Dennoch - wer es noch nicht mitbekommen haben sollte - hat das amerikansiche Quintett Okilly Dokilly im letzten Jahr innerhalb kurzer Zeit einen Riesen-Hype ausgelöst, der auch zu uns hier in Deutschland herüber geschwappt ist. Egal ob das Rolling Stone Magazine, Billboard oder Der Spiegel - sie alle hatten die Ned-Flanders-Tribute-Band auf ihren Programmzetteln. Dabei war der Aufwand, den die fünf Freunde aus Phoenix betrieben, vergleichsweise recht marginal: vier Homerecord-Demos eingespielt (wovon "Nothing at all" nicht einmal der eigenen Idee entstammt), einigen Freunden davon erzählt, ein paar Konzerte absolviert - und schon hatten sie quasi über Nacht 30000 Facebook-Likes. So etwas klappt wohl bloß in Amerika.
Musikalisch bewegt sich die Band irgendwo zwischen Alternative, Metal- und Nintendocore. Entgegen ihres fiktiven Vorbildes, scheint Okilly Dokilly dabei nichts heilig zu sein. Auf akustischen Parts mit zart-schmelzender Indiepop-Stimme folgen niederschmetternde Metaleskapaden und wahnwitzige Synthiefeuerwerke. Nicht gerade das, was einen derartigen Hype rechtfertgien würde. Egal. Einem Album dürfte ja somit nichts mehr im Wege stehen.

DL Okilly Demos

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Whalehunter

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Einfacher wird's auch nicht mit der Münsteraner Band Whalehunter, hinter der sich ehemalige GILF-Mitglieder sowie der aktuelle Narconaut-Schreihals verbergen. Aus konversativer Sicht liefern die vier mit ihrem Demo-Debüt wohl genau den Stoff, der perfekte Schwiegersöhne in eiskalte Killer verwandelt. Aber auch Hartgesottene brauchen für dieses Teufelsgebräu ein dickes (Zwerch-)Fell, denn Whalehunter lassen einem kaum Zeit zum Durchschnaufen. Das ist hyperaktiver Mathcore, der sogar den Godfathers dieses Genres, The Dillinger Escape Plan, Verdauungsprobleme bescheren dürfte. Hinzu kommt eine dezente Prise San Diegoer Trash-Grind á la The Plot to Blow Up the Eiffel Tower wie in "Trashbag Full of Wonders" oder "Pursesnatcher" und quengeliger Noise-Punk der Marke Dmonstrations in "Set Panzers to Stun".
Für ihr 2015er Demo haben Whalehunter ein eigenhändiges CD-Release geplant, das neben den sieben Songs auch einen Bonussong enthalten soll.

DL Demo 2015


Naechte

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"Die Stadt gehört den Besten" betitelte die Münchener Post-Hardcore-Band Marathonmann einen Song aus ihrem Debüt-Album "Holzschwert". Und weil das nunmal so ist, zog sich Gitarrist Tom Fischer, als er die Band im Jahr 2013 verließ, auch nicht aus dem Musikgeschäft zurück, sondern gründete mit befreundeten Kollegen aus der Münchener Punkszene eine neue Kombo. Die hört auf den ungooglebaren Namen Naechte und wird vermutlich nicht all zu lange im städtischen Untergrund verweilen. Naechte's Debüt-EP "Irrlichter" läuft getrost unter dem Motto "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm", z.B. von Hardcoregewächsen wie Turbostaat, Edgar R. und Frau Potz. Melodischer Post-Hardcore, der mit viel Dynamik nach vorne peitscht, sich für einige Plänkelpausen und Breaks aber auch nicht zu schade ist und mit einer wohlwollenden Produktion daher kommt. Das dürfte für die eingeschworene Kellergemeinschaft wohl etwas zu rund sein, für die breite Masse widerum vielleicht dann doch etwas zu sperrig. Eine typische 13-Uhr-Band auf dem Highfield-Festival eben. Und wenn letztendlich nicht mehr, als der kleine Bruder von Marathonmann dabei herausspringt, dann ist das eben so. Mit ihrem Konzept, die Hörerschaft auf Bandcamp mit lediglich zwei Songs ihrer EP anzufüttern, geht jedenfalls auf, denn die machen eindeutig Lust auf mehr.


Buy Here


Republic of Dreams

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Republic of Dreams - klingt irgendwie nach bitterer Enttäuschung und Unerfülltheit. Wer der Band um den React With Protest - Kopf und nebenher bei unzähligen Bands mitmischenden Lars Ulbrich (u. A. The Apoplexy Twist Orchestra, Resurrectionists) und ehemaligen Louise Cypher- und Tristan Tzara-Mitgliedern ein Ohr leiht, wird schnell feststellen, dass die Band ihren Namen den passenden und verstörenden Soundtrack liefert. Hektischer und chaotischer Emoviolence, der trotz des überwiegend rasanten Tempos immer wieder melodische Lichtblicke durchschimmern lässt. Um Einiges direkter kommen da schon die Lyrics rüber, mit denen das deutsch-polnische Trio auf kritischer, mahnender und verzweifelter Art die gegenwärtigen gesellschaftlichen Probleme auseinandernimmt, ohne viel Zeit und Worte zu verlieren. Erinnert mich stark an die im letzten Jahr auftrumpfenden kishote.

DL Split 7" w/ Autarkeia
DL Split-LP w/ Cloud Rat

Stream Split 7" w/ Beau Navire
Stream Republic of Dreams Compilation

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20 Liter Yoghurt

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20 Liter Yoghurt, ein Bandname, mit dem man vielleicht eher klassischen und dreckigen Deutschpunk assoziieren würde. In Wahrheit allerdings zieht das Grimmaer Quartett eher eine tiefe Schneise durch das weite Spektrum des Hardcores und tangiert dabei auch einige Randzonen. Ihre EP "HeartCore", mit der die vier Sachsen Ende 2014 debütierten, tobt sich somit noch eher unentschlossen auf der Experimentierwiese aus: post-rockiges Instrumental-Intro; Hardcore-Punk mit Heavy-Metal-Anleihen; Grunge; melancholischer Post-Hardcore. Und dazwischen eine Menge Melodic Hardcore. Das ist legitim, denn schließlich ist man als Band mit einem derartigen Namen an keine Erwartungshaltungen gebunden.
Auch das 2015er 2-Song-Demo lässt mit dem düsteren "Aryan, hau ab!" und der räudigen Fastcore-Nummer "Schule" noch keinen roten Faden erkennen. Immerhin konsequent.

DL Demo 2015
DL HeartCore EP


Pale Prophet

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Das für amerikanische Verhältnisse fast schon überschaubare Athens, Georgia kann unlängst auf eine eigene und solide Metalszene zurückgreifen, auch wenn sich nach wie vor Vieles im Untergrund abspielt. Als Zach Thrower im Jahr 2010 seine Gitarre für die - meiner Meinung nach viel zu unterschätzten - Screamoviolencer NATIONALE ablegte, stand mit Pale Prophet bereits sein neues Projekt in den Startlöchern, für das er diesmal allerdings gehörig das Schlagzeug vermöbelte.
Ihr 2012er Demo-Debüt gestalteten die drei Amis mit Songlängen zwischen einer Minute und dreieinhalb Minuten recht kurz, aber auch kurzweilig. Pale Prophet hängen lose zwischen Black- und Post-Metal rum, ohne sich vollendst manifestieren zu müssen und verleihen ihren düsteren Sound eine dezent-skandinavische Death- und Trash-Note. Klingt gelesen chaotischer, als es sich Anhören lässt.

DL & BUY Demo 2012


ACxDC

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2003 gegründet; 2005 beendet; 2006 Reunion für ein Konzert; Besetzungsrad dreh dich; 2010 Comeback; Besetzungsrad dreh dich. Auch mit der zwischenzeitlichen Unterbrechung und davon abgesehen, dass mittlerweile nur noch die Hälfte der 2003er Originalbesetzung übrig ist, kann die Los Angelesser Powerviolence/Grindcore-Truppe Antichrist Demoncore, kurz ACxDC, auf eine verhältnismäßig überdurchschnittlich lange Bandgeschichte zurückblicken. Dabei scheint es vor allem nach der Neugründung erst so richtig zu laufen, nachdem sich die alten und neuen Mitglieder zwischendurch bei artverwandten Genrevertretern wie ¡Libérate!, Hit em Where It Hurts, Shoes of Cement, Despise You, Asshole Assassination Squad, Ruptures oder NOMADS reichlich austoben konnten. Vielleicht liegt es ja auch daran, weil die Band während ihrer Pause scheinbar in der Zeit stehen blieb und nahtlos an ihren anfänglichen Releases anknüpft. Das klingt dann herrlich old-schoolig, räudig, brutal und trashig. Typischer Californicore, wenn man so will, der sich hervorragend in der San Diegoer Ecke machen würde.

DL Antichrist Demoncore
DL Second Coming EP
DL He Had It Coming EP
DL 3-Way-Split 10" w/ Magnum Force & Sex Prisoner ->ACxDC-Seite
DL Split 7" w/ To The Point ->A-Seite
DL TBFH Live Session
DL Jack Trippin Demo
DL Live Noise/Demos/Unreleased Compilation

Buy Here, Here, Here, Here, Here & Here


Mittwoch, Februar 10

Wiederhören: Blink-182 - Enema of the State



Da wir ja ohnehin in der letzten Zeit schon so zuverlässig Posten, ist es vielleicht auch mal an der Zeit, eine neue Rubrik einzuführen. Hierbei will ich euch - nicht zwangsläufig vorstellen, denn die meisten Bands werden sicherlich den meisten Leuten ein Begriff sein - einige meiner persönlichen Lieblinge vorstellen, die mich bis in die Gegenwart verfolgt haben und immer für einen nostalgischen Flashback willkommen sind. Nennen wir es mal ganz banal "Wiederhören". Und welche Band könnte bei so einem banalen Rubriknamen wohl einen banaleren Einstieg liefern, als die banalen Blink-182?

Alt sind sie geworden und gediegen, manche würden vielleicht sogar von einem Reifeprozess sprechen. Aber ist es das, was Mensch von einer der berühmtesten und ehemals freakigsten Pop-Punk-Bands der Welt wirklich erwarten sollte? Als Blink im Sommer 2014 auf dem Highfield Festival den vermeintlichen Samstags-Headliner mimten, war vom einstigen Esprit der Band kaum bis gar nichts mehr zu verspüren. Ich will mir nicht anmaßen, zu behaupten, dass die Band mittlerweile nur noch ein Schatten ihrer Selbst ist. Aber vielleicht war es zu diesem Zeitpunkt ja auch schon beschlossene Sache, dass Tom DeLonge die Band bald verlassen würde. Es wäre wohl der perfekte Zeitpunkt gewesen, die Band möglichst ohne größeren Schaden endgültig zu Grabe zu tragen.

Mit ihrem dritten Studioalbum "Enema of the State" kehrten Blink 1999 im Mainstream-Olymp ein. Es war eine Zeit, in der pubertäre Teenieklamotten á la "American Pie" eine Ära begründeten - und Bands wie eben jene Blink, die den passenden, feucht-fröhlichen Soundtrack dazu ablieferten. Unbeschwerte Musik, zu der man sich nicht unnötig das Hirn zermatern musste. Musik, die konservative Konventionen mit gesellschaftlicher Antitüde entgegneten. Songs wie "Adam's Song", "What's My Age Again" und natürlich "All the Small Things" rotierten auch außerhalb der dreckigen Rockspelunken auf den Plattentellern, dröhnten aus jeder heruntergelassenen Autoscheibe, trieben die Nachbarn zur Weißglut, waren einfach in aller Munde und Ohren, und sollten auch heute noch fester Setlist-Bestandteil einer jeden vernünftigen 90er-Jahre-Party sein.

Glücklicher Zufall oder auch nicht: SRCVinyl ist gerade dabei, "Dude Ranch" und "Enema of the State" neu aufzulegen. Passt, da die ersten Vinylpressungen mittlerweile dem Kapitalismus zum Opfer gefallen sind (178,- EUR für eine Schallplatte?! Ich hoffe ein Hurricane verwüstet euren Plattenschrank!). Leider vorerst nur in Amerika, was zusätzlich nochmal einiges an Versand kostet. In FB-Gruppen wie CD & LP Börse oder Vinyl Preorder kann man sich diese mit Gleichgesinnten aber auch gerne teilen.



Jahres-Sampler