Samstag, Mai 31

Kitt Wolkenflitzer - Alltagsstürme EP + Ankündigung Album "Vom Aufstehen und Stehenbleiben"



Die Geschichte von vier Oldenburgern, die auszogen, um endlich gehört zu werden. Dass in den vier jungen Kerlen von Kitt Wolkenflitzer (nicht zu verwechseln mit Kid Wolkenkratzer!) wesentlich mehr Potential steckt, als lediglich für Aushilfsjobs bei Disco//Oslo auf die Bühne gezerrt zu werden oder mit Bands wie Fluchtweg 1. Stock und den Sci-Fi-Punks Max Headroom und Pon Farr nur regional für Aufsehen zu sorgen, bewiesen sie anfang des Jahres mit ihrer Online-Debüt-EP "Alltagsstürme". Drei Songs, die nach Angaben der Band in die Rubrik des "Möchtegernpunks" fallen und auf Schritt und Tritt ihren Vorbildern Pascow, Turbostaat und eben Disco//Oslo folgen. Wem genau das ein Dorn im Auge ist und wer im grandiosen Titeltrack, der mit lockerem Twang, ansteckender Melodie und kalkulierter Aggression gleich zum Einstieg ordentlich einheizt, und dem ähnlich hereinstürmenden "Wenn Köpfe gegen Wände rennen" lieber mit Referenzverweisen hadert, anstatt sich mitreißen zu lassen, der wird mit Kitt Wolkenflitzer ohnehin nicht viel anfangen können. Vielleicht liegt die Stärke der Band aber eben auch genau darin, nämlich treibende Melodien heraufzubeschwören, auf die andere nicht gekommen sind, um sie anschließend in benutzerfreundlichen Punk zu verpacken, der nebenher noch etwas Herzschmerz verschüttet. Das klingt relativ simpel, was es letztendlich sicherlich auch ist. Warum auch nicht?! Album kaufen, rein damit in die Anlage, laut aufdrehen und zwölfmal ab gehn. Mehr hat es für guten Punk ja eigentlich noch nie gebraucht.



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DL Alltagsstürme EP

Album-Stream Here & Here

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Donnerstag, Mai 29

Gesplittet, Teil 4

WØLFENSTEIN & Sullen Walk Split-12"



Nicht nur, dass sich beide Bands im selben Jahr und im selben Bundesland zusammenschlossen. Beide schlugen auf ihrem jeweiligen Debüt-Demo (kostenlos auf der entsprechenden Bandcamp-Seite) mit düsterem und aggressiven Hardcore-Punk in ungefähr derselben Kerbe ein. Wer das Stuttgarter Quartett Wølfenstein und die ebenfalls zu viert aufgestellten Karlsruher Sullen Walk bislang schon auf dem Schirm hatte, für den war also die gemeinsame Split nur noch eine Frage der Zeit. Und weil beide Bands anscheinend so viel Spaß am gemeinsamen Nenner haben, steuerte jede von ihnen der auf Clear/Black Splatter gepressten 12"-Split exakt vier Songs bei. Langsam fällt's auf, Jungs! Ein paar Unterschiede lassen sich dann doch noch ausmachen. Zwar lässt sich Wølfenstein's fieses Gebräu grob unter der Überschrift Hardcore-Punk zusammenfassen, allein darauf jedoch keinesfalls beschränken. Bereits der zweite Song "Automatisiert" schleppt sich mit trägem Riff und dem stinkendem Atem des Sludge im Nacken gerade noch rechtzeitig ans rettende Crust-Ufer, wohingegen die beiden folgenden Songs trotz Powerviolence-Raserei tapfer versuchen, die punkigen Gitarren durchzubringen. Klarer Sieger: "Machine Men/Machine Minds".
Sullen Walk greifen nahtlos den inhaltlichen Ansatz ihrer befreundeten Kollegen auf und reagieren ähnlich angepisst und wütend über den menschlichen Vernunftsverlust. Die ohnehin schon misanthropische Stimmung wird zusätzlich durch satte Hardcoreriffs angeheizt oder zu Gunsten einer allgegenwärtigen, bedrohlichen Atmosphäre beschwichtigt.

Die Split-12" findet ihr u. A. auf dem DIY-Hardcore-Label DrugUsingPeopleRecords, das auch eine limitierte Tape-Auflage von Wølfenstein's Demo produzierte. Ebenfalls dort zu finden: eine noch limitiertere Tape-Pressung der Kapytaen/Belladone-Split.

Wølfenstein-Links: Tumblr//Facebook//Bandcamp

Sullen Walk-Links: Facebook//Bandcamp//Soundcloud

DL WØLFENSTEIN & Sullen Walk Split-12" -> A-Seite & B-Seite

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Alien TV & The Jim Tablowski Experience Split-12"

Da muss der allseits informierte Maz doch glatt mal wieder selbst das Zepter in die Hand nehmen, damit überhaupt ein paar Informationen über die Mannheimer Band Alien TV durchsickern. Da der aber ohnehin regelmäßig seine Augen und Ohren in den Punkuntergrund entsendet, macht ihm das vermutlich sowieso einen höllischen Spaß, während wir somit sicher sein können, zuverlässige Informationen aus zweiter Hand zu erhalten. Demnach - und das lässt sich nunmal schwer zu eigenen Worten umstellen - mischen dort Leute von Liberty Madness und früheren Modern Pets mit, was man dem kecken (Pop-)Punk von Alien TV durchaus anhören kann. Obwohl der rotzige Gesang und der analoge Sound dann doch nicht so richtig in diese Sparte passen. Irgendwas zwischen Surferfrisuren, Garage und verdammt nochmal ansteckender Gute-Laune.
The Jim Tablowski Experience ergänzen den zuvor eröffneten Lo-Fi-Reigen um zehn (!!) weitere Tracks. Gegenüber ihren Splitpartnern, sind die drei Dortmunder für Spastic Fantastic keine unbekannten Gesichter mehr. Nicht nur, weil sich die Beteiligten nebenher noch bei anderen Labelsprossen wie NxD, Mann kackt sich in die Hose und den taufrischen Snitch a Snatch austoben. Auch auf ihrem dritten Release, das neben SFR und einigen anderen auch auf dem mittlerweile eigens gegründetem Huge Major Label zu finden ist, gibt's gewohnt locker in der Hüfte sitzenden und ausgelassenen Garage-Punk, der vor allem durch den teils extrem - nunja - spastischen Gesang an die wilden Eskapaden von MKSIDH erinnert. Nur halt - nunja - poppiger.

500 Split-LP's wurden gepresst, 200 davon auf orangenem Vinyl. Letztere gibt's auch im Mailorder-Package + 6-Farb-Siebdruck-Poster.



Alien TV Links: Bandcamp

The Jim Tablowski Experience Links: Bandpage//Facebook//Bandcamp//Soundcloud

DL Alien TV & The Jim Tablowski Experience Split-12" -> A-Seite & B-Seite

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  Abrakadabra & Magnapinna Split-12"

Das Mannheimer Doom/Hardcore/Sludge-Label Wolves and Vibrancy Records kann seit seiner Gründung im Jahr 2012 auf eine beachtliche Summe an eigenen Veröffentlichungen zurückblicken. Dass dort aber nicht nur die Quantität, sondern vor allem eben auch die Qualität eine große Rolle spielt, stellte das kleine DIY-Label erst kürzlich mit dem Split-Release des Berliner Trios Abrakadabra und den ebenfalls zu dritt aufgestellten Magnapinna aus Leeds, unter Beweis.
Die A-Seite wird mit einem wahrlichen Genregemetzel der Berliner Jungs, bei denen auch Tephra-Gitarrist Alex mitmischt, bepflastert. Und anscheinend wollen die drei ihrem Bandnamen auch alle Ehre machen, indem sie sich querbeet durch's Genrealphabet wühlen. So bleiben sie im ersten Song "Blank City" phasenweise am nervösen Indie- und Post-Rock hängen, während sich der zweite dreist beim kratzigen Bluesrock bedient. Mit "How Did Earvin Become Magic" gibt's zum Abschluss noch etwas hyperventilierenden Mathrock hinterher. Krasser, als auch heißer Scheiß, will ich mal sagen. Ihre handgebastelte Demo-CDr (2010, 25 Stück) ist logischer Weise bereits restlos vergriffen.
Wesentlich dissonanter, dafür - nur hinsichtlich der Genresprünge - eingängiger gehen die drei Engländer von Magnapinna zu Werke. Die können schlicht in die Kategorie des unschlichten Noise(core)rock gesteckt werden. Wie aber bereits der erste ausdauernde Song "Pretend to Convert" zeigt, muss man dem Trio wohl auch einen gewissen avantgardistischen Aspekt zusprechen. Auch das folgende "Cold Bastard Hand" wirkt durch stures Geloope, plötzliche Taktwechsel und manisches Gezupfe eher von der Spontanität gelenkt, als einer klaren Struktur folgend. Erinnert mich persönlich an einer Mischung aus Malm und anfänglicher Dyse. Ihre Debüt-EP "Pedant" ist über Bandcamp als selbstgebastelte CD und PWYW-Download erhältlich.

Die Split-LP kommt auf 180g schwerem, schwarzem Vinyl in bedruckter Innenhülle und 300g schwerem Carboardsleeve.

Abrakadabra Links: Facebook//Bandcamp//Soundcloud//Tumblr//Myspace

Magnapinna Links: Facebook//Bandcamp//Soundcloud//Myspace


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Ruins & Usnea Split-7"

Ok, wegen zwei Songs muss man hier nicht unnötig um den heißen Brei herumlabern. Ruins, aus musikalischer Sicht vielleicht das Herzstück des AJZ Bielefelds und den meisten sicherlich auch über diese finsteren Mauern hinaus ein Begriff, übernehmen die A-Seite der hier vorliegenden Split, die sie mit einem 6-Minuten-Song bis an die äußerste Rille des 7"-Formates ausfüllen. Auf die Ohren gibt's schwer im Magen liegenden, düsteren Hardcore-Punk mit D-Beat, Crust und Post-Rock-Querverweisen. Aber: keine Fließbandware! Hört euch den Song komplett an und freut euch zur Mitte hin über einer absolut geilen Punkmelodie. 
Dagegen kann das Portlander Quartett Usnea eigentlich nur schlecht aussehen. Die wiederum zeigen sich unbeeindruckt und ziehen ihren Death-Doom-Sludge-Metal auf eine Länge von sechseinhalb Minuten stringent durch. In Slomo und von einer verflucht morbiden Aura umgeben, versteht sich.
Ach ja: wenn Halo of Flies unbedingt die beiden Bands mit "Germany vs. Portland" gegeneinander aufstellen will, dann sehe ich unsere Bielefelder Jungs dann doch ein ganzes Stück weiter vorn. Ist aber eben auch ein ziemlich unfairer Vergleich.

Wenn man dem amerikanischen Label glauben darf, wurden insgesamt Tausend 7inches auf 300 Clear-Vinyl- und 800 Black-Vinyl-Exemplare verteilt. Ääh...




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Kvelertak & Gojira Live EP

Anlässlich ihrer beiden (relativ) neuen Alben, verschenkt das Label Roadrunner Records eine 6-Song-Live-EP, die sich das französische (Death-)Metal-Quartett Gojira und die norwegischen Black'n'Roller Kvelertak gerecht aufteilen. Während die Franzosen mit den Songs "L'Enfant Sauvage", "The Axe" und der vermeintlichen Hitsingle "The Gift Of Guilt" etwas Werbung für die diesjährige Neuauflage (mit zahlreichen Bonusmaterial) ihres 2012er-Albums "L'Enfant Sauvage" betreiben und gleichzeitig eindrucksvoll ihre Live-Qualitäten unter Beweis stellen, präsentieren uns Kvelertak drei Songs ihres zweiten Albums "Meir", mit dem die ohnehin schon mit reichlich Rock'n'Roll aufgepumpte Band 2013 den Black Metal ein ganzes Stück weiter hinter sich ließ. Trotzdem stark!

Einziger Wermutstropfen: man muss u. A. auch seine E-Mail-Adresse angeben (den Rest kann man ja schummeln:), um den Download hinterher per Mail zugeschickt zu bekommen. Gleichzeitig damit, meldet man sich - natürlich - auch für den Roadrunner-Newsletter an.

Kvelertak Links: Bandpage//Facebook//Soundcloud//Myspace

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Dienstag, Mai 27

On Landing - Distances EP



Bevor und nachdem die Chicagoer Newcomer-Band On Landing Mitte 2013 stolz ihre erste EP "Distances" präsentierte, herrschte eher ein chaotisches Durcheinander, als eitel Sonnenschein. Der Grund waren zahlreiche Abgänge der Mitglieder, was die geplante Eigenwerbung der Band in Sachen Konzerte und Songschreiben immer wieder zurück warf. Zumindest seit vergangenen Oktober nun schon, scheint das frivole Wechselrad stillzustehen, als Bassist Dustin Sundquist und I, the Colossus-Drummer Frank Monte und -Keyboarder Dan Mayer On Landing zum Quintett komplettierten. Zählbares ist seitdem noch nicht bei herumgekommen, sodass "Distances" nach wie vor das Aushängeschild der Band bleibt. Immerhin, will ich mal behaupten, denn die darauf enthaltenen vier Songs - wobei Nr. 1 wohl eher als Intro oder Cut-Up des zweiten durchgeht - können sich durchaus hören lassen. Die bewegen sich irgendwo zwischen energetischen Alternative und emotionalen Indierock. "Constellations" geht vor allem durch sein druckvolles Schlagzeug steil nach vorne weg, während "The Haunting" die expodierenden Riffs im Sinne von Jimmy Eat World & Co. zu Zeiten der Jahrtausendwende herum interpretiert. Folglich darf auch der sonst eher melancholische Titeltrack zum Ende hin nochmal richtig ausarten.
Dass "Distances", trotz seiner hörbar retrospektiven Ausrichtung, ein eher poppiger Sound nachklingt, dürfte vor allem an den beiden ehemaligen Every-Avenue-Mitgliedern Michael Govaere und James Beesley liegen, die in On Landing vermutlich ein gefundenes Fressen für ihr gemeinsames Downbeat Studio sahen. Nicht weiter schlimm, denken sich garantiert auch Claudio Sanchez und Billy Corgan, vorausgesetzt, sie sind bereits auf die Band aufmerksam geworden.



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DL Distances EP

Sonntag, Mai 25

Platte des Monats 05/2014: The Bear's Lair - s/t EP



Welche der vier Musiker zum tatsächlichen Line-Up von The Bear's Lair gehören, konnte ich leider nicht mehr in Erfahrung bringen, da die Zeit für die Vorstellung unserer Platte des Monats wieder einmal zu knapp bemessen war. Und nur noch mal als kleine Erinnerung. Ein wesentlicher Aspekt dafür stellt sicherlich auch das Außergewöhnliche einer Band dar. Natürlich nur, wenn sie sich auch im Rahmen der DIY-Statuten bewegt, versteht sich.
Die Besonderheit der Regensburger Band The Bear's Lair lässt sich bereits an der Vielseitigkeit ihrer Beteiligten erkennen. So tobt sich Sänger Tim Bleil nebenher bei der progressiven Stoner-Metal-Band KaLi aus, während sich Gitarrist Tobias Walter, wenn er sich nicht gerade die Füße im Himalaya vertritt, mit fire walk with me! und Lost my Gravity in sämtlichen Variationen des Post(core)-Rocks ausprobiert. Ob Jahmilia-Drummer Matthias Bodensteiner und Tausendsassa Johannes Molz - der sich vom Metal (SOYLVYBE) und Prog-Pop (Null) aus, über Indierock (Kellner), bis hin zur Hochzeitsband (Wolke7) in so ziemlich jede erdenklichen Richtung ausgedehnt hat - nun automatisch zur Stammelf gehören, bleibt wie eingangs erwähnt vorerst unklar. Klar dagegen ist, dass Nils Wittrock (The Hirsch Effekt, Weser Gitarrenduo) eine solch freigeistliche Sause selbst dann gewittert hätte, wäre sie in den eisigen Höhen des Himalaya gefeiert worden. Und wie bereits zuletzt bei der Sludge-Metal-Band Vulva, lässt er es sich auch diesmal nicht nehmen, ein bisschen auf dem Akkordeon herumzudrücken und -ziehen ("Bear Tales"). Das ist vielleicht schon wieder viel zu viel Credit- und Biokrams, aber es kann durchaus dem Verständnis auf die Sprünge helfen, warum The Bear's Lair klingen, wie sie letztendlich klingen. Warum sich die Band, trotz eindeutiger Singer/Songwriter- und Indiepop-Tendenzen, nicht vor die Füße des Hörers wirft und stattdessen immer wieder in andere Richtungen ausholt. So kommt das jazzige "Down to Earth" auch ohne cicero'schen Schmalz aus, während "Invisible" und "Bear Tales" schrullig den Fußspuren früherer Kaizers Orchestra folgen. Die melancholisch abgerichteten "Oldster" und "Pitfalls of Hope" verfolgen da schon klarere Ziele, werden von der Band allerdings nicht im Kitsch-Matsch versenkt, sondern gerne auch mal in frenetische Höhen abgelenkt. Klar, das hat man sicherlich alles schonmal irgendwo anders gehört, aber selten mit so einer ungenierten Intensität und Dichte. Auf einer EP, wo der Kontrast zwischen Eindringlichkeit und beschwipsten Wohlgefallen stets nachvollziehbar bleibt.



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DL s/t EP

Freitag, Mai 23

Her Name Is Calla - Live at St. Pancras Old Church



Es kommt nicht oft vor, dass ich vor einer Schreibblockade sitze. Nicht etwa, weil sich Her Name Is Calla qualitativ oder dermaßen außergewöhnlich von den anderen hier vorgestellten Bands absetzen. Beides kann man der englischen Band sicherlich attestieren, was aber nicht so ganz fair wäre, da diese mittlerweile in einer ganz anderen Liga spielen. Der Grund liegt vielmehr darin, weil bis dato so ziemlich jede renomierte Kultur- und Musikzeitschrift die Band mit tonnenweise Lobeshymnen überschüttete und jedes nur erdenkliche Detail zum Vorschein brachte, sodass mir schlichtweg die Worte fehlen. Mal davon abgesehen, dass HNIC sowieso nicht mehr auf den Support eines neurotischen Bloggers angewiesen sind.
Der Grund, warum ich es trotzdem tue, ist nicht etwa die Veröffentlichung ihres dritten Studioalbums "Navigator", das ich euch natürlich trotzdem wärmstens empfehle, worüber ihr euch aber in vielen anderen Ecken des Internets (z. B. HIER) belesen könnt. In unmittelbaren Zusammenhang mit diesem, veröffentlichten HNIC fast zeitgleich einen Live-Mitschnitt ihrer Record-Release-Show am 25. April in der Londoner St. Pancras Old Church, eine von englischen Künstlergrößen (zuletzt Greg Holden, James Blake, Saint Saviours und Loney Dear) immer wieder gern heimgesuchten Konzertlokalität.
Gleich zu Beginn ihrer Vorstellung, erbricht sich das Quartett mit dem 17-minütigem Song "Condor and River" (original auf der gleichnamigen, homerecordeten Single-CDr erschienen und später erneut auf ihrem zweiten Album "The Quiet Lamb") über die Hörerschaft, einem Epos zwischen Sehnsucht und Aufbruch, Melancholie und Aufruhr, Godspeed You! Black Emporer und Thee Silver Mt. Zion. "Meridian Arc", der erste von insgesamt vier Songs des neuen Albums (darunter auch das fast 12-minütige "Dreamlands", das bereits auf der "Maw EP" zu finden war), kommt da schon wesentlich kompakter daher und erinnert nicht nur zum Ende hin an den frenetischen Klassik-Folk-Rock früherer Arcade Fire. Mit "Burial", dem instrumentalen "Perfect Prime" und dem bereits bekannten "Thief", versetzt die Band die ohnehin schon stoischen Hörer in schwelgerischer Trance, während das besagte "Dreamlands" zwischendrin nochmal für eine Menge Wirbel sorgt.
Wie ihr seht, sind HNIC eine Band, die sich nur schwer in begrenzte Worte fassen und darüber hinaus auf einen gemeinsamen Nenner bringen lässt. Hört am besten selber rein. Auf Bandcamp, wo ihr euch das Konzert gleich noch kostenlos saugen könnt.

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DL Live at St. Pncras Old Church

More PWYW-Downloads:

DL Hideous Box EP
DL A Moment of Clarity EP
DL The Birds of Chernobyl Tour Single
DL This Room is Under Construction (12-min-Track)
DL Live at Denovali Swingfest 2010

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P.S.: Wer die Band bisher noch nicht auf dem Schirm hatte, hier noch einige Nebenprojekte der beteiligten Musiker. Manche gehen grob in die gleiche Richtung, andere nicht :).

Weiki: ->einige (kostenlose) Downloads HIER
The Monroe Transfer: ->einige (kostenlose) Downloads HIER
T.E. Morris: ->einige (kostenlose) Downloads HIER
Memory Wire: ->einige (kostenlose) Downloads HIER

Mittwoch, Mai 21

Der Bandcamp-Hardcore Vol.24

Three Steps to the Ocean



Den Anfang des 24. Volumen bestreitet das italienische Quartett Three Steps to the Ocean, dem man bereits im Namen die Nähe zum Post-Rock anhören kann. Die Band aus Mailand kommt in der Regel rein instrumental aus, konnte sich für den Song "Zilco" ihres bislang letzten Releases "Scents" allerdings die Dienste von Federico Pagani, ansonsten bei der Experimental-Band Dyskinesia, sichern. Ihre Songs unterschreiten selten die Vier-Minuten-Grenze, während der Band nach oben hin auch noch nach zehn Minuten die Luft nicht zu dünn wird. Dabei trifft das altbewährte Laut-Leise-Spiel zwischen bedrohlichem Postcore und melancholischem Post-Rock, auf bedächtig schwebende Synthieflächen, für die sich Francesco Tosi verantwortlich zeichnet, der mit gleichem Auftrag auch schon bei Rise Above Dead aushalf. So formen TSTTO ihre Songs zu epischen Landschaften und schaffen eine bedrohliche und klaustrophobische Grundstimmung, in der aber auch immer wieder ein winziger Hoffnungsschimmer durchblitzt. Auch ohne die Vorgabe im Bandnamen, setzen uns TSTTO so unweigerlich inmitten des beklemmenden und mystischen Sinnbildes Ozean aus. Hier passt halt alles zusammen.

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DL Scents 12"
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Slander

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Ihrem Tape-Cover, den zusammengeschnittenen Youtube-Videos und der bunten Bildersammlung auf ihrer Tumblr-Seite zufolge, sind Slander nicht nur bekennende Beavis-&-Butthead-Fans, sondern naschen auch gerne mal vom grünen Gold. Dabei klingen sie so ganz und gar nicht nach Heavy Metal oder gar Kifferrock. Vielmehr serviert uns die Band aus Venedig schwer im Magen liegenden und düster garnierten Hardcore-Punk mit etwas Metal-Nachschlag, der auch inhaltlich zu überraschen weiß. Auf ihrer selbstbetitelten Debüt-EP kommen neben den spartenüblichen Anprangerungen auch untypischer Weise vermehrt persönliche, emotionale Texte zum Vorschein, was Slander nun sicherlich nicht automatisch zur Ausnahmeband befördert, denn letztendlich schlägt die Band in die selbe Kerbe, die unzählige andere bereits zuvor zogen. Aber auch die eigenwilligen, fast schon post-rockigen Gitarrenläufe, die in den letzten drei Songs über alles erhaben ihre Kreise ziehen, bescheren der Band einen nicht nur bescheidenen Wiedererkennungswert. Die routinierte Herangehensweise und die bemerkenswerte Produktion sind dabei fast nur noch Zusatzpunkte. Hut ab!


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wherebirdsmeettodie

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Eigentlich ist das Leben viel zu kurz, um es an pessimistische und sehnsüchtige Gedanke zu verschwenden. Nach hinten zu blicken und darüber nachzudenken, wie alles gelaufen wäre, hätte man sich damals anders entschieden. Jason Springer ist sicherlich nicht der erste, der sich über eine gescheiterten Liebe und das Hätte-wenn-und-aber das Hirn zermatert. Aber er macht es immerhin sehr authentisch und so hallt jedem geschrieenem Wort die immense Verzweiflung, die sich im Inneren des Sängers und Multiinstrumentalisten über die Jahre hinweg aufgestaut hat, nach. Seine Songs sind allerdings alles andere, als ein Akt der Verzweiflung oder kitschige Selbstmitleidreflexionen. Vielmehr dienen sie ihm als Ventil, ohne die sich der Amerikaner womöglich einen anderen, vielleicht auch schmerzhafteren Ausweg hätte suchen müssen. Stattdessen rief er 2012 mit wherebirdsmeettodie nun also eine Band ins Leben, in der er sich nicht nur sämtlichen Frust von der Seele kreischen, sondern auch seine Vorliebe für Sad Music und Wafflehouse* mit einbringen kann. Wie man dem Bandnamen bereits ablesen kann, findet man das Ganze in der 90er-Jahre-Emocore-Ecke, oder zeitgemäß ausgedrückt im Skramz, wo schnelle Melodiebögen vom melancholischem Geplänkel abgelöst werden und andersrum.
Die Debüt-EP "I'm Alone in This" erschien 2013 auf Tape über Driftwood Records (ausverkauft) und in einer späteren Auflage über Shivery Productions, in einem schickem Kalmare-Print-Stofftäschchen. Die zwei neuen Songs im Bandcamp-Stream werden demnächst auf einer Split-7" erscheinen, die sich wherebirdsmeettodie mit der deutschen Screamo-Formation Dearest teilen.


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Bluntshit

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Pro: Bier & Bong. Contra: Nazis, Gentrifizierung, Bahnkontrolleure, Prolls und alles andere dazwischen. Bluntshit aus Berlin geben sich mit wenig zufrieden, haben dafür um so mehr zu meckern. Acht Songs tümmeln sich auf ihrem Debüt-Demo, die in kurzweiligen dreizehn Minuten durch Crust, Punk und (Fast-)Hardcore geknüppelt werden und sich gar nicht erst lange an hochtrabenden und ausschweifenden Lyrics aufhängen wollen. Einfach und direkt eben, in diesem Sinne minimalistisch gehalten und irgendwie auch instinktiv. Für ehrlichen, handgemachten Hardcore hat es ja bekanntlich noch nie viel mehr als Bass, Gitarre, Schlagzeug und einen extrem fiesen und angepissten Shouter gebraucht. Dieser wird eingefangen von einer beachtlichen Produktion, die die satten Riffs und Lead-Guitar-Parts mit Nachdruck durch die Boxen prügelt. Fett!



We'll Die Smiling

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"Giving all our bands to bigger labels since 2006". Pariso-Gitarrist und Holy Roar Records-Gründer Alex Fitzpatrick kann mittlerweile selbstironisch auf die Tatsache blicken, dass er mit seinem kleinen Londoner Label weltbekannten Genregrößen wie Touché Amoré und Gallows bislang "nur" als Starthilfe diente. Kein Grund, um in tiefe Trauer zu fallen, denn unlängst liegt der Reiz sowieso vielmehr in den experimentierfreudigen Neulingen und den extravaganten Stammgästen des Labels. Maths, Throats und Rolo Tomassi beispielsweise, schwören HRR schon seit vielen Jahren die Treue. Und so auch das englische Trio We'll Die Smiling, das sich seit der 2010er-EP "Avant-Garde", über den Nachfolger "New Objectivity", bis hin zum geplanten ersten Album, scheinbar pudelwohl fühlt inmitten der Reihe seiner artverwandten Kollegen. Klang die Band aus Leeds auf ihrem Debüt noch wie vom hitzigen, aggressiven und äußerst biestigen Mathcore durch die Prärie gejagt, öffneten sich die Songs auf "New Objectivity" zu Gunsten harmonisch plänkelnder Midwest-Emo-Gitarren, die allerdings nach wie vor nicht vor wilden und metalartigen Ausbrüchen gefeit waren. Dennoch wirkte alles besser aufeinander abgestimmt und somit weniger willkürlich, wenngleich immer noch keineswegs massentauglich. Anfang des Jahres erschienen zwei neue Songs - als Entschädigung für das lange Warten der Hörerschaft und hoffentlich als Vorboten für das für dieses Jahr angekündigte Album.

Über Enjoyment Records erschien kürzlich die Blink-182-Cover-EP "I Guess This is Growing Up Volume 1" (PWYW-Download HERE), auf der sich We'll Die Smiling den Song "Dammit" vorknöpfen und sich somit ungewohnt eingängig präsentieren. Die Vinylpressung erfolgt, wenn das Label die beiden noch ausstehenden Volumen im Kasten hat.


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Cold Season

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Es erfordert schon ein gewisses Maß an Selbstvertrauen, will man sich auf den Spielwiesen des Hardcore-Punks und des Emocores austoben, die Bands wie Rise Against, A Day to Remember, I Am Ghost & Co. schon weitgehendst platt getreten haben. Das noch junge ukrainische Quintett Cold Season bringt die Grundvoraussetzungen dafür sicherlich mit. Melodieverständnis: Check! Aufeinander abgestimmte Instrumente: Check! Dreckiger, rotziger (Schrei-)Gesang: Check! Bei letzt genanntem offenbaren sich hin und wieder einige Schwächen. Vor allem dann, wenn Sänger Roma etwas zu gut gemeint die Melodie erzwingen will, denn dessen Stärken liegen eindeutig in der Dynamik, mit der er die aufgewühlte Masse durchaus mitzureißen vermag. Störender dagegen wirkt schon das dumpfe Schlagzeug, das die schneidenden Gitarren leider nur im Ansatz unterstützen kann. Dass steht natürlich alles noch unter dem Schutz einer sympathischen DIY-Band. Wollen Cold Season irgendwann mal über diesen Status hinaus kommen, muss sich vor allem soundtechnisch noch so einiges verbessern. Mal davon abgesehen, dass ihnen auch weiterhin noch solch mitreißende Melodien einfallen müssen.
Ihrer selbstbetitelten Debüt-EP, folgte wenig später die gemeinsame Split mit ihren chilenischen Sinnesgenossen Waterglass. Während die Ukrainer dieser drei neue Songs beisteuerten, griffen sich die Chilenen drei Songs ihres selbstbetitelten Debüt-Albums, das kostenlos über Bandcamp (HIER) gesaugt werden kann.
EP und Split erschienen jeweils auf CD über Odessas Straight-Edge-Hardcore-Label Reason Records.


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Our Brother Atlas

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Gleich zu Beginn seines Reviews zu Our Brother Atlas' zweiten EP "Winter", stellte Zac Djamoos, Rezensent bei absolutepunk.net, die beiden Begriffe Breakdown und Eyeliner gegeneinander auf. Und wenn er sich ein paar Zeilen später noch weiter ins Detail vorgräbt und schreibt, dass er mit dem Einsetzen der Shouts im ersten Song einen Lachkrampf erlitt, dann ist das sicherlich nicht die Promotion, die sich eine DIY-Hardcore-Band wünscht.
OBA machen es sich zugegebener Maßen nicht gerade leicht. Das muss man der fünfköpfigen Band aus Virginia sicherlich nicht unbedingt vorwerfen. Nur muss sie letztendlich abwägen können, ob sie den eigenen Ansprüchen auch gerecht werden kann. Die Richtung ist klar: Post-Hardcore. Allerdings in jener kuriosen Auslegung, wie er Bands wie Bullet For My Valentine, Asking Alexandria oder I Am Ghost schon seit langem nachgesagt wird, die wiederum ja eigentlich nichts anderes machen, als Metal- und Emocore zusammenzukleistern. Im Gegensatz zu diesen, stehen OBA nur wenige finanzielle Mittel zur Verfügung, sodass die Band bei der Produktion immer noch auf die Hilfe von Freunden angewiesen ist. Dennoch ist ihr mit ihrer selbstbetitelten EP, deren vier Songs noch unter dem Alter Ego Siren to the Skies entstanden, ein beachtliches und eben auch sympathisches Debüt gelungen, dass den mainstreamigen Gedanken dieser Sparte noch mit genügend Dreck bedeckte. Ein Jahr später war bereits der Nachfolger "Winter EP" im Kasten, der nun also mit dem eingangs erwähnten Opener "The Builder" nicht unbedingt den besten Einstieg fand, wirkte dieser viel zu sehr auf Melodie gezwungen. Und sowieso offenbart sich die Stärke von OBA erst dann, wenn diese das Gaspedal ordentlich durchtreten, wie im zweiten Song "Like Vultures", oder den beiden darauffolgenden, die gut und gerne auch völlig auf den cleanen Gesang hätten verzichten können. Der Schluszsong "Sightseer" entschädigt dann endgültig für den Fehlstart, indem die Band mit epischen Lightcore bzw. endenden Akustikcore zeigt, dass sie auch in andere Richtungen denken kann.

Seit dem Erstarren ihrer Facebook-Seite im Dezember 2012, wartet man bislang vergebens auf ein Überlebenszeichen der Band. Die beiden OBA-Sänger Phil Cangelosi und Rob McWilliams haben mit smashxhole (PWYW-Download HERE) inzwischen ein neues Projekt gestartet. Auf dem Speiseplan: crusty Trash-Punk. Lecker!




Sex Dagger

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Scheinbar sind dem DIY auch in geografischer Hinsicht keine Grenzen gesetzt. So zumindest, wenn es nach der amerikanischen Band Sex Dagger und dem jüngst gegründetem Label TK x PV Records aus Senftenberg geht, feierten beide immerhin erst kürzlich ihr gemeinsames erstes Release. Eine in dieser Art sicherlich nicht all zu oft vorkommende Konstellation. Leider lassen sich zum Wie und Warum nur spärlich Informationen sammeln, da Label und Band diesbezüglich eher mit Informaionen geizen. Egal. Wichtig ist, was wir letztendlich auf die Ohren bekommen, was nach Assoziation von Labelnamen (ausgeschrieben Tiefkühl Powerviolence Records) und dem Trash-Punk der Band erst einmal nach gesucht und gefunden klingt. Dass die fünf Jungs aus Virginia geradewegs die Nähe zu ihren Vorbildern suchen, zeigten sie bereits mit dem auf Bandcamp vorausgeschickten Shark-Attack-Cover "No Thanks". Andererseits, was will man an solch einem Song auch schon großartig ändern?! Zumal sie anscheinend ja sowieso vorhaben, ihre Hardcore-Punk-Nummern mit der Durchschlagskraft und der Schnelligkeit des Powerviolence durchzuprügeln. Sex Dagger allerdings, sind weder so richtig das Eine, noch das Andere. Irgendwas dazwischen, dass roh klingt und sich selber nicht zu ernst nehmen muss. Punkviolence vielleicht?? (#Sex Dagger #Punkviolence:)

35 weiße, besprühte Tapes gibt's über TK x PV Records, die allesamt mit Patch und die ersten fünf (Pre-Order Edition) zusätzlich noch mit einem Kalmare-Print-Stoffbeutel kommen.

DL Demo 2013 HERE & HERE

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I, the Colossus

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Schule gerade hinter sich gelassen, Studium angefangen und nebenher eine Band gegründet, die der Chicagoer Hardcoreszene mehr Anerkennung einbringen soll. Ob die vier Jungs aus Joilet tatsächlich nach dem Amerikanischen Traum greifen, bleibt zunächst unklar. Mit ihrer Band I, the Colossus sind sie zumindest vorerst wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Über eine Crowdfunding-Kampagne versuchen sie einen Tourvan zu finanzieren, währenddessen ihr eigenes Produktionsstudio Arbor Media (ehemals Team Up! Studio??) noch nebenbei etwas Geld anspülen soll. Und wie so oft, liegen Theorie und Realität....naja, jedenfalls kommen sie mit beiden nur mühselig voran. Mit ihrer diesjährig erschienenen EP "Desolation" betrieben sie immerhin schonmal ein gutes Stück Eigenwerbung, die sich glücklicherweise von der Debüt-Single "Chapters" und dem elektronischen "Intro Song" distanzierte, klangen diese beiden Vorab-Songs noch eher nach Experimente im MusicMaker-Format. Dass sie "Desolation" ein Konzept überbügelten, ist somit gleichermaßen überraschend wie bemerkenswert, da nicht gerade typisch für eine Metalcore-Band. Über den Inhalt hinaus (ein Mann steht kurz vor dem Selbstmord, findet aber über Trauer, Wut und Einsicht schließlich ins Leben zurück), werden die eigentlichen vier Songs von einem morbide düsterem Intro und dem meditativen Interlude "Restitution" zusammengehalten. Der Rest kann genretypisch gut für sich alleine stehen und liefert ordentliches Beatdowngedresche. Manchmal, wie in den Songs "Second Nature" und "Crownless" gnadenlos durchgezogen, vielleicht etwas zu monoton. Die Entschädigung dafür, liefert die Band mit "The One Who Knocks", in dem immer wieder eine Leadgitarre auszubrechen versucht, und vor allem mit dem tollen Schluszsong "Metanoia", mit denen I, the Colossus ihren eigens benannten Vorbildern Sworn In und The Color Morale in nichts nachstehen.



Vulva

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Nach ihrem Namenswechsel von Horus the Kid zu Vulva, fand sich das hannoveraner Quartett inmitten einer hitzigen Debatte wieder. Sexismus?! Nein, im Gegenteil! Mit "Vulva ist ein Symbol der Weiblichkeit..." und somit ein "...Gegenkonzept zu den patriarchalischen Strukturen", ließ die Band auf ihrer Homepage unemanzipierte Gäste genauso abblitzen, wie "Nazi-Alien-Vampire" auf Bandcamp. Hätten wir das also schonmal geklärt. Nach ihrer eigentlichen Debüt-EP "Pyramid", die sie noch unter dem Alter Ego veröffentlichten, läuten Vulva mit "Krüppel" nun einen neuen Abschnitt ein, wofür die Band allerdings nicht ihr komplettes, vorheriges Leben sterben muss, um jenes Neues beginnen zu können. Und um dem Inhalt dieses Zitates weiter zu folgen, vielleicht schwingt in den Songs auch deshalb immer etwas Melancholie mit. Davon abgesehen, ist Vulva die fiese und expressionistische Sludge-Metal-Band von nebenan geblieben, die sich auch gerne mal vom Experiment verführen lässt. So steigert sich der Opener "Sucker" Stück für Stück von anfänglicher Verzweiflung bis in wilde Raserei hinein, getragen vom wehleidigem Geschreie. Und während "Sucker" noch der Post Metal und Doom von Neurosis oder Omega Massif nachhallen, legt der Titeltrack erst einmal ein sattes, wenngleich schleppendes Stonerriff hin und kommt zeitweilig sogar ohne Geschreie aus. "Das Autodafé" (hier: =Brennen auf dem Scheiterhaufen; wir wollen ja schließlich was lernen:) erweist sich da schon kompromissloser und vereint Breakdowns und bedrohliche Gitarren zu einer wallenden Masse. Und wie es sich für einen würdiges Ende gehört, schmeißen Vulva im letzten Song alles zuvor genannte noch einmal zusammen und lassen die EP somit episch ausklingen.
Für die Produktion stand der Band Nils Wittrock zur Seite, der sich auch in einigen Songs dem Geschreie anschließt und "Into Ashes I Turn..." ein Akkordeon unterjubelt. Für Juni hat er sich Vulva schonmal als Support für seine Hauptband The Hirsch Effekt unter den Nagel gerissen.

Ein offizielles CD- und Vinyl-Release befindet sich derzeit in Planung. Bis dahin könnt ihr euch "Krüppel" zum frei wählbaren Betrag downloaden oder als selbstgebastelte CDr im Cardboard Sleeve zulegen.




Montag, Mai 19

We Will Fly - Let It Go! Single Release



We Will Fly lernte ich erst Ende des letzten Jahres kennen, als sich diese die Bühne mit Goodbye Fairground und Idle Class teilten. Ein maßgeschneidertes Trio, wie ich zum Ende der Show völlig erstaunt (und durchnässt) feststellen musste. Und während ich gedanklich schon die CD- und Vinyl-Bestellung aufgab, kam ich immer wieder ins Hadern, wie ich all die Jahre so dermaßen stur an einer solch tollen Band vorbeihören konnte. So blieben mir die vier Berliner nicht nur aufgrund der Erkältung, die ich mir wahrscheinlich geistesabwesend auf dem Rückweg einfing, noch lange Zeit nach dem Konzert im Kopf hängen, sondern vor allem durch ihre melodiesüchtigen und treibenden Hardcore-Punk-Nummern, die sie während ihres nunmehr neun-jährigen Bestehens auf bislang zwei Alben (beide als PWYW-Download auf Bandcamp erhältlich) verteilten.
Wie ich von der Band erfuhr, ist nach vierjähriger Release-Abstinenz für dieses Jahr nun endlich das dritte Studio-Album anberaumt, dass als Bindeglied zwischen den melodischen Punkrock des ersten Albums und der aggressiveren Seite des Zweiten herhalten soll. Seit Januar liefert Bandcamp und Youtube den ersten Vorboten: "Let It Go!".

Vielleicht etwas zu mutig, aber hier meine Meinung: We Will Fly klingen mit "Let It Go!" so, wie die Beatsteaks endlich mal wieder sollten.

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DL "Let It Go! Single"
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Samstag, Mai 17

Dryasdust - Demo EP



Man muss schon höllisch gut aufpassen, um im Zuge des großen Hard-, Classic- und Stonerrock-Revivals der letzten Jahre nicht so manchen hoffnungsvollen Newcomer zu verpassen. Über Dryasdust könnte der Eine oder Andere durchaus schon mal gestolpert sein, überschütteten seit Anfang letzten Jahres immerhin zahlreiche Musikmagazine und Blogs das finnische Trio mit gut gepolsterten Lobeshymnen. Und wer hat's wieder einmal verpennt?! Ja, ja...schon klar! Der Qualität ihres Debüt-Demos tut unsere verspätete Vorstellung natürlich keinen Abbruch. Das wartet immer noch an der selben Stelle auf euch und kann für einen frei wählbaren Betrag gedownloaded bzw. als CD im Pappschuber bestellt werden. Wer sich nun also noch nicht an Bands wie Graveyard, Horisont, Kadaver, Orcus Chylde oder Operators sattgehört hat, der sollte Dryasdust zumindest für einen Hördurchlauf (in Zahlen: 21 Minuten) sein Ohr leihen. Vielmehr wird es nicht brauchen, um zu entscheiden, ob sich das Warten auf die für dieses Jahr angekündigte 7" (instrumentale Hörproben HIER und HIER) lohnt, oder einem die üblichen Verdächtigen ausreichen. Zugegeben, es ist schon äußerst schwierig, zwischen den oben genannten Bands noch ein Schlupfloch zu finden, das ausreichend Platz für individuelle Entfaltung bietet. Andersrum allerdings, hört man ja sowieso jeder Retro-Band ihre Vorbilder an. Bedeutet also im Klartext, dass Dryasdust das Rad keineswegs neu erfunden haben, sondern es vielmehr am Laufen halten. Dass immerhin gelingt ihnen äußerst solide. Und mit Sänger, Gitarrist und Songschreiber Antti, beherbergt die Band einen antreibenden Frontmann, der selbst anfänglich träge Songs wie "Deep Waters" und "Losing Hold" einen fetten Groove verpasst.


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DL & BUY "Demo"

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Donnerstag, Mai 15

42 The Band - The Curse 12"



Für den Ottonormalverbraucher waren die musikalischen Auswüchse von Emmanuel Aldeguer wohl noch nie so wirklich erträglich, weder die seiner Grind-Noise-Hardcore-Band H.O.Z., noch die seines Electro-Classical-Soloprojektes AL°R. Um es vorweg zu nehmen, auch mit dem Debüt-Album seiner Nebenband 42 The Band wird er diese wohl nicht auf seine Seite ziehen können. Und das, obwohl er mit Vincent Haro einen äußerst vielseitigen und begnadeten Sänger für sich gewinnen konnte, der zudem mit seiner progressiven und durchaus poppigen Alternative-Band Platoon Playground (vergleiche Muse!!!) eher im Mainstream unterwegs ist.
Der Grund, warum "The Curse" ein mehr forderndes als verträgliches Album geworden ist, liegt also nicht im Unvermögen der beiden Franzosen, sondern in ihrer Intention, Musik bis an die Grenze des Erträglichen zu drängen, ohne sie als solche aus den Augen zu verlieren. So pendeln die elf Songs des Albums zwischen bedächtigem Schönklang, Ekstase und den Extremen hin und her. Der Opener "Montre á Gousset" grummelt mit verzerrter Gitarre und mürrischem Bass fast zwei Minuten vor sich hin, ehe Falsettgesang und hintergründiges Geschreie den Song zerbersten. Die beiden folgenden Tracks "The Sea Screams to the Crowd" und "Lighthouse" klammern sich minimalistisch an Akustikriffs fest und könnten, abgesehen von der Falsett-Duett-Stimme, auch als ernstgemeinte Folksongs durchgehen, würde fieses Gegrowle die beiden Songs zum Ende hin nicht noch aus den Bahnen schleudern. In "And the Title is..." erteilen sich die beiden Querköpfe dann endgültig die Lizenz zum Freidrehen, während der anschließende und bedingt eingängige Titeltrack (fast) ausschließlich ohne abnormale Wendung auskommt. Wer bis hierher gekommen ist, meistert auch die folgenden drei Songs problemlos und darf sich zum Ende hin noch über etwas Abwechslung mit den beschwipsten Rocker "Love Isn't It" und den zôl-Remix von "Folked Valse" freuen.
Wie sich der eigenwillige Death-Folk-Akustik-Mix anhört, erfahrt ihr auf Bandcamp, wo die Band ihr Album auch digital oder als Gatefold-LP inkl. Guitar Tabs anbietet.

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Montag, Mai 12

Die Bandcamp-Punks Vol.20

Biff Tannen



Ob Tschechien, Großbritannien, die Vereinigten Staaten oder eben auch Deutschland - Biff Tannen, der Bösewicht aus der "Zurück-in-die-Zukunft"-Trilogie, erfreut sich wohl wie kaum ein anderer fiktiver Charakter einer solch großen, globalen Beachtung seitens musikalischer Gruppen. Von daher soll hier schon mal vorab auf eine erhöhte Verwechslungsgefahr hingewiesen werden.
Die hier vorgestellten Biff Tannen kommen aus Berlin und sind mit ihren gerade mal zwei Bandjahren noch relativ frisch und unverbraucht. Das ist ihrem 2012er Demo "Wir müssen jetzt ganz tapfer sein" durchaus anzuhören, auch wenn die vier Beteiligten behaupten, eben nicht mehr ganz so jung zu sein. Die damaligen vier Songs klangen nunmal jugendlich aufgeregt, etwas verspielt und zeigten bereits genügend Popverständnis, um auch oberhalb des Untergrundes für anerkennendes Aufhören zu sorgen. "Vier Jahre kein Song" und vor allem das großartige "Schwäne" drängen sogar unverschämt und selbstbewusst die deutschen Emo-Punk-Vorreiter Katzenstreik an den äußeren Stuhlrand, erinnern manchmal gar etwas an weniger mathige, dafür dynamischere Wind und Farben.
Unter der Überschrift "Antitektur" veröffentlichte die Band im März drei neue Songs über Bandcamp. Ob diese als Vorboten zu einem zukünftigen Release gedacht sind, ist derzeit noch nicht ersichtlich. Allerdings erschien kürzlich ihr erstes Vinyl-Release, auf dem sich Biff Tannen eine Split-12" mit ihren Berliner Kollegen Flyktpunkt, Gadgeto Mobil und Wilson! teilen ->Teaser HIER.

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DL Wir müssen jetzt ganz tapfer sein EP


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Morla

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Die Leute von whatwearetalkingabout sind sich ja ziemlich sicher, dass Morla eine Nebenband von unseren Lieblings-Powerviolence-Trash-Punks Henry Fonda ist. Da mir bis auf die Infos auf ihrer Tumblr-Seite keine weiteren Informationen vorliegen, kann ich das weder bestätigen noch verneinen. Cool wäre es dennoch, und naheliegend noch dazu. Der Berliner Untergrund ist nunmal weltweit gesehen einer der fluktuierendsten. Bands spielen, stehen und gehen zusammen, probieren sich aus und organisieren sich. Es scheint so, als könne jeder mit jeden, und das in den meisten Fällen sogar ziemlich gut. Im Falle von Morla sprechen nun also genügend Gründe dafür, dass sie ein Teil dieses sich ständig selbst produzierenden Organismus sind. Angefangen vom routinierten und zielgerichteten Sound, mit dem die Hauptstädter eine klare Richtung vorgeben, bis hin zur Aufnahme und zum Mix ihres Debüt-Demotapes "Nur einmal", um das sich Henry-Fonda-Afterlife-Kids-Gitarrist Andi kümmerte. Somit räumt die Band schonmal sämtliche Berührungsängste im Vorhinein aus dem Weg, vorausgesetzt natürlich, man kann mit derartigem Screamo-Punk generell etwas anfangen.
Acht wütende Songs warten auf Bandcamp als Spendendownload auf euch. Die erste Pressung Demotapes, die über das Neuköllner Tape-Label Mustard Mustache erschien, war innerhalb kürzester Zeit vergriffen. Eine zweite Auflage ist in Planung.




Castro

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Schön zu wissen, dass auch in den Berliner Randbezirken die Uhren nicht stehen geblieben sind. Zugegeben. Castro ist sicherlich nicht der originellste Name für eine Punkband, die zudem ohne Zusatztags wie "Hennigsdorf" nur schwer im Netz zu finden sein dürfte. Aber auch in der 26.000-Einwohner-Stadt im Landkreis Oberhavel plagen sich die Bürger mit unangemeldeten Nazi-Aufmärschen (siehe HIER und HIER) und zweifelhaften Behördenentscheidungen herum. Umso wichtiger ist es, dass antifaschistische Organisationen wie die ortsansässige HAI und eben Bands wie Castro auf derartige Miszstände aufmerksam machen.
Die vier Jungs von Castro, die anfangs noch unter dem Namen Time to Decide agierten, nehmen ihre Aufgabe sehr ernst. "Reclaim Your Randgebiet" klingt im Titel zunächst wie die jugendliche Forderung nach mehr Clubs und Halfpipes in der Region, ist hinsichtlich ihrer gesamten Debüt-Demo "Zwischenspiel" aber vielleicht sogar die wichtigste Aussage der Band. Ein stetiger Kampf gegen noch immer vorherrschende Vorurteile, von denen sich einige leider auch immer wieder bestätigen, gegen die Verbissenheit und stures Gedankengut. Mit anderen Worten: gegen einen unsichtbaren Feind. So ist die Bereitschaft vieler Bürger, Flüchtlingen und generell notleidenden Menschen zu helfen, durchaus vorhanden, äußern allerdings im selben Atemzug, dass Asylheime nicht unbedingt in unmittelbarer Nähe eingerichtet werden sollten.
Diese und andere, offensichtlichere Problematiken stellen Castro in ihrem vielseitigen Mix aus Post-Punk, Alternative und schlichtweg Punkrock an den Pranger. Im Opener "Der Captain der Piraten" wollen sie das alles am besten gleich unter einem Hut bringen, während das folgende "AKW FTW" unmissverständlich im Deutschpunk badet.
Ihr Demo gibt's gegen Spende auf Bandcamp. Für's Frühjahr ist bereits die erste offizielle EP "Hinter dem Gerede" angekündigt.

DL Zwischenspiel Demo


 Ivan!

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Eine solide Kelle Hardcore-Punk kann man sich beim italienischen Quartett Ivan! abholen. Die vier Krakehlchen aus dem italienisch-slowenischen Grenzstädtchen Gorizia richten ihre Blicke dabei nicht nur flüchtig auf amerikanische Oldschool-Hardcore-Punk-Größen wie Panic, Blacklisted und American Nightmare (bzw. spätere Give Up the Ghost). Keiner der zehn wütenden bis angepissten Songs ihrer gleichnamigen Debüt-EP kratzt auch nur annähernd an der Zwei-Minuten-Marke. Bemerkenswert bei all dem Eiltempo ist, wie toll die Gitarren und das Geschreie aufeinander abgestimmt sind, sodass sich die Songs zu keiner Zeit im unüberschaubaren Durcheinander verlieren. 
Ivan!'s Debüt-EP erscheint zunächst in einer Auflage von 50 Tapes, die gerecht auf die Farben Schwarz und Rot aufgeteilt wurden.


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Ought

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Ist das noch Post-Punk? Grob gesehen wahrscheinlich schon. Beim kanadischen Quartett Ought fangen damit die Erklärungsnöte aber erst so richtig an. Egal, was man sich nun unter diesem Begriff vorstellen mag, am Ende wird garantiert jeder verwundert, irritiert, vielleicht sogar ratlos oder eben auch begeistert über die musikalische Vielfalt sein. Das Hauptaugenmerk liegt dabei ganz klar auf Frontmann Tim Beeler, u. A. auch die Stimme von Isles of Pine, der mit seinem Lou-Reed-Gedächtnis-Sprechgesang (denkt man etwa an "Walk on the Wild Side") über flüsternd, säuselnd oder anderen bedächtigen Formen, den Songs von Ought einen avantgardistischen Anstrich verpasst. Aber auch seine drei Hintermänner nehmen sich nicht zurück und schaffen eine Basis, die Beeler's spontane Freizügigkeit jederzeit zu (unter)stützen weiß, sei es nun mit minimalistischem und entschlacktem, fingerakrobatischem, aufbrausendem oder leicht in Schieflage geratenem Post-Punk.
Ought's Debüt-EP "New Calm" erschien in einer limitierten Tape-Auflage über Beeler's mitbegründetem Tape-Label Amiable Hundred (=Vorgänger-Label von Misery Loves Co.??). Mit ihrem ersten Album "More Than Any Other Day" (180g Vinyl + Poster, CD) sind die Kanadier nun auf Constellation Records gelandet, das mit dem Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra, Carla Bozulich (u. A. Evangelista) und vielen mehr, bereits zu einer beliebten und renomierten Anlaufstelle für derartige Art-Rock-Bands avanciert ist.


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Never Again

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Mit ihren Vor- und Nebenbands Splint (PWYW-Download HERE), The "tan" Case, Who Needs Maps?, Kazan und We Are the Sons of Faow Verny blieb den vier Franzosen von Never Again der große Durchbruch verwehrt und mit seinem kleinen DIY-Label Orchidscent Records, ist Gitarrist und Shouter Bébert immer noch auf die Hilfe co-releasender Labels angewiesen. Never Again sind mehr als nur der obligatorische Platzhalter für unsere westlichen Nachbarn in diesem Beitrag. Die Band aus Dijon schickt bereits im Namen ihr unmissverständliches Statement voraus und beweist auch mit nur wenigen, zur Verfügung stehenden Mitteln ein enormes Durchhaltevermögen. Auf ihrem 8-Song-Debüt-Demo "No!" mixt die Band aggressiven Hardcore-Punk mit ihrer Affinität zu 90er-Oldschool-Hardcore und Skate-Punk der Marke 59 Times the Pain und steht den damialigen Größe in Sachen Eingängigkeit und Melodieverständnis in Nichts nach. Und wie es sich nunmal für ein Demo dieses Genres gehört, muss die Produktion eben nicht pompöser ausfallen als nötig, wobei hier wahrscheinlich noch vorsichtshalber eine Extraschippe Dreck oben drauf gelegt wurde.

DL No!-Demo CDr HERE or HERE



Black Market Crash

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Anfangs noch unter dem Namen Tastes Like Chicken, veröffentlichten die Schweizer in den Jahren 1999 bis 2002 zwei Alben, ehe sie sich in Black Market Crash umtauften. Den Namenswechsel begründete die damals noch zu fünft aufgestellte Band damit, weil zu viele Leute sie bereits im Vorhinein in die Schublade des Pop-Punks steckten. Mit dem Song "No Motivation" ihres 2002er Albums "Cynical Sitcom", traten sie erstmalig unter dem neuen Bandnamen in Erscheinung und landeten damit gleich mal auf dem Sampler "Fueling the Flames of Revolution" (PWYW-Download HIER, buy HIER) des, von den Anti-Flag-Mitgliedern geführten, Labels AF Records. Mit "Broken Ballads" legten Black Market Crash 2004 ihr drittes Album nach, wonach es allerdings zunehmendst ruhiger um die Band wurde. Erst acht Jahre später meldete sich die mittlerweile auf drei Mitglieder geschrumpfte Band mit einem neuen Release zurück. Auf ihrer Download-EP "The Buried Dancers" zeigen sich die Genfer gewohnt melodiesicher, sind über die Jahre allerdings auch weitestgehendst dem Ska-Punk entrückt. Für den alten Kassettenrekorder neben der Halfpipe eignen sich die sechs neuen Songs dennoch hervorragend.


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Femmaggots

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Musik Kontroverse. Nicht zufällig findet auch dieser schwer definierbare Brocken aus Noise-Rock, Garage und Post-Punk seinen Ursprung im kanadischen Montréal. Ebenso wie oben genannte Ought, dessen Schlagzeuger und Violinist Tim Keen sich auch für die Aufnahme des selbstbetitelten Debüts verantwortlich zeichnete, entstanden auch Femmaggots im Zuge der Studentenproteste 2012 in der kanadischen Provinz Quebec. Und wenn man derartigen soziologischen Problemen etwas positives abgewinnen kann, dann doch, dass sich aus ihnen Widerstandsbewegungen und -gruppierungen zusammenschweißen, denen Regeln und gesellschaftliche Vorgaben in erster Linie und zumindest zeitweilig vollkommen egal sind. In diesem Sinne fungieren Femmaggots als künstlerisches Kollektiv, das sich die Freiheiten nimmt, die es braucht und niemanden Rechenschaft ablegen muss. So durchzieht die acht Songs nicht nur eine anarchistische, sich gegen jede Musikregel auflehnende Willkür. Vielmehr wirkt alles wie ein karthatisches Durcheinander, eine Befreiung, ein Aufbäumen und überschäumen, und nicht nur zuletzt, wie ein Tun und Lassen, worauf man gerade Lust hat. Das muss letztendlich nicht jedem gefallen. Es vermittelt aber ein Stück weit das unbeschwerte und sichere Gefühl, wenn Menschen zwanglos, wenngelich aus einer gemeinsamen Not heraus, zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen. Und noch besser ist es, wenn diese Gemeinschaft etwas bewegen kann - so wie im Falle der Quebecer Studentenproteste.



Loser Youth

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Die Schließung der Roten Flora, menschenverachtende Kontrollen in Hinblick auf die Lampedusa-Gruppe und nicht nur zuletzt die Einstufung von Gefahrengebieten - Hamburg bietet derzeit eine Menge Zündstoff. So wütend und traurig man über die jüngsten Ereignisse in der Hansestadt sein kann, so schön ist es aber auch immer wieder zu beobachten, wie der Widerstand gegen diese Ungerechtigkeiten wächst. So wie z. B. das unkommerzielle Elbdisharmonie-Festival (nächste Veranstaltung am 16.08.2014), auf dem im letzten Jahr auch "die wohl angesagteste Newcomerband des Jahres 2014" live und in Farbe zu bestaunen war. Unter den Anwesenden war auch Michael Baldus vertreten, der geistesgegenwärtig das 12-Song-Set (darunter auch alle neun Songs des selbstbetitelten Debüts) des Eidelstedter Trios Loser Youth aufnahm.
Die Band ist nach einem Song der Knüppel-Trash-Combo Alarmstufe Gerd benannt, was szenekundige Hörer nun schonmal eine grobe Richtung vorgibt. Zwei fingerfertige Akkorde (wie im Song "Neinein" erwähnt), Songlängen, die oftmals nicht mal in die Nähe der Ein-Minuten-Grenze gelangen, verpackt in schnellem, wütendem und äußerst direktem Hardcore-Punk. Passend zu ihrem oldschooligen Sound erscheint "Live bei der Elbdisharmonie 2013" auf Tape über die Sympathie-Labels Uga Uga Tapes und Ostrol B Tapes.


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Braindead

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Ska bietet ja bekanntlich oftmals die günstige Gelegenheit für Bands, sich daraus einen wortspielenden Namen zu kreieren (z. B. Skatoons, Skaletons, usw.). Ein Trend, dem anfangs auch das Hamburger Trio Braindead verfiel, als sich diese 2001 unter dem Namen Die Skaninchen gründeten. Ihr 2005er Demo präsentierte die Band dann erstmals unter ihrem neuen Namen. Und auch, wenn gleichnamige Bands und Filme die Suche nach ihr nunmehr erschweren sollten, war es eine durchaus nachvollziehbare Entscheidung, denn so niedlich und flauschig wie das, was man mit dem vorherigen Namen assoziieren konnte, war die Musik der drei Hamburger eigentlich noch nie so wirklich. Im Gegenteil. Braindead ist eine Band, die mit Besorgnis auf den Verfall unserer Gesellschaft hinabblickt und dabei so ganz und gar nicht zum Spaßen aufgelegt ist. Auch auf ihrem zweiten Album "Libertalia" (benannt nach einer fiktiven, anarchistischen und von Piraten auf Madagaskar gegründeten Kolonie -> siehe HIER), ist die aufgestaute Wut durchaus hörbar, die mit der inhaltlich radikalen Forderung nach einer herrschaftsfreien Gesellschaft noch zusätzlich untermauert wird. Die elf darauf enthaltenen Songs sind aber keineswegs die stumpfen Drei-Akkord-Nummern, die sich unter diesem thematischen Banner nun befürchten lassen. "Libertalia" klingt ein Stück weit experimentierfreudiger als sein Vorgänger "Weapons of the Weak". Songs wie "Choking on Your Flames", "Like a Mirror", "Textbook Revolutions", "Push 'Em Back" oder "It's All Coming Down" werden zwar immer noch mit einer treibenden Melodie gegen die Wand gefahren, haben es damit aber nicht mehr ganz so eilig. Die Einflüsse von Ska, Hardcore-Punk und Dub kommen deutlicher zum Vorschein und dürfen auch gerne mal für sich alleine stehen, wobei der Gesang mittlerweile erdiger und somit auch um einiges dreckiger klingt.
Ein überraschend gutes Album, das ihr euch als PWYW-Download, rotes Tape, CD oder rotes 12"-Vinyl inkl. Poster zulegen könnt.


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Peng! Peng!

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Seinen Kultstatus erlangte das Kamener Label Spastic Fantastic Records vor allem durch seine wilde Ansammlung von berühmt-berüchtigten Trash-Punk-Combos wie NxD, Nihil Baxter & Co. Mit The Jim Tablowski Experience und den neuen Veröffentlichungen von TV Eye und Sunpower allerdings, scheint sich nun ein anderer Trend anzuschleichen. Mehr Punk aus der Garage, Back to the Rules, 60er, 70er, 80er, nur ohne das beste von Heute, usw. Dazu zählen wohl auch Peng! Peng! aus Freiburg, die die Veröffentlichung ihrer selbstbetitelten Debüt-7" in die Hände von Maz und seinen französischen Buddies von Crapoulet Records legen. Das Breisgauer Quartett, das sich aus einigen MALADRO!TS-Mitgliedern zusammensetzt, schlägt mit altklingender, frivol springender Orgel und frischem Männlein/Weiblein-Duett-Gesang die Brücke von retrospektiven Orgel-Pop der 60er zu keckem Garage-Punk der Neuzeit. Klingt ausgelassen und irgendwie auch nach Umsonst & Draußen bei sonnigem Wetter. Tolle Stimmung, toller Sound, wenngleich immer noch alles andere als radiotauglich. Typisch SFR eben.


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Jahres-Sampler