Sonntag, November 30

Crows-An-Wra - Kalopsia 12"



Zu vielschichtig und experimentell war ihre selbstbetitelte Debüt-10", um Crows-An-Wra langfristig in die Screamo-Schublade zu quetschen. Ihr erster Longplayer "Kalopsia" verlangt nun nach einem noch größeren Spielfeld - und die Kompromissbereitschaft des Hörers. Ist das überhaupt noch Screamo?
Mit ihrer LP lädt das kornische Quartett Crows-An-Wra, bestehend aus 3/4-tel Ravachol und 1/4-tel Crocus, jedenfalls zur munteren Genre-Schnitzeljagd ein. Bereits das unterschwellig verzerrte Intro macht klar, dass uns auf "Kalopsia" keine Fließbandware erwartet. Doch anstatt mit dem zweiten Song gleich mal in die Vollen zu gehen, schieben Crows-An-Wra mit dem nahtlos anknüpfenden "Perseus" lieber noch ein weiteres Intro nach. Ist das Shoegaze-Core? "Vibrant Colours", das fast schon fröhlich-indierockend losstürmende "Dismay! The Seconds Slow" und das mit Crossover-Halleffekten aufpolierte "Constraint in Secrets" verlieren sich in komplexeren Gitarrenfiguren, verzichten aber trotz erkennbarer Tendenzen auf den progressiven Wahnsinn, wie ihn beispielsweise The Fall of Troy oder The Mars Volta konstruierten. Ist das Progressive(-Core)? Die von Elizabeth Birchley bittersüß vorgetragene Akustikballade "Heavy Heads (i)", die im Duett mit CAW-Sänger Greg im folgenden Song "Blossom (ii)" schon wieder relativiert wird, kann man immerhin für sich selbst stehen und einfach mal auf sich wirken lassen. Eine kurze Verschnaufpause, bevor die Band mit dem spacigen "Ataraxia" und dem nochmals alles abverlangenden Closer "This Will Soon Be Forgotten" zum Endspurt ansetzen. Ist das Space(-Core)?
Wie auch immer man dieses Kind nun nennt, Freunde experimenteller Prog-Musik können sich mit diesem Release sicherlich schneller anfreunden, als der gemeine Screamo-Hörer.
Um die Aufnahme und den Feinschliff dieses Spektakels kümmerte sich The Long Haul-Gitarrist Lewis Johns im The Ranch Production House.




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Freitag, November 28

BÄNGKS - s/t Album



Sanfter Pianopop auf satten Alternative Rock. BÄNGKS fahren auf ihrem Debüt-Album zweischneidig und treffen damit den Nerv der Zeit. Eigentlich...
Es wird mit der Zeit ja schließlich auch nicht leichter, ein entsprechendes Schlupfloch zu finden, um aus der breiten Masse hervorzustechen. Das Quartett aus Solingen macht somit eigentlich vieles richtig. Ihr selbstveröffentlichtes und -betiteltes Debüt-Album trägt acht Songs, die sich weitgehendst auf einer soliden Basis von druckvollem und melodiösem Alternative Rock und einer Gesamtspielzeit von über 37 Minuten ausdehnen. Mit "Into the Sky" und den fortfolgenden "Loss and Hate" und "Steel My Soul" findet das Album einen - nunja - fulminanten Einstieg und liefert drei hitverdächtige Melodienummern ab, als sei es das Selbstverständlichste für Musiker und Bands, solche Songs zu schreiben. Drei Songs, in denen bereits das unterlegte oder immer wieder dazwischenspringende Piano seine Rolle als atmosphärischer Gefühlsverstärker behauptet, statt den Eindruck eines überproportionierten Modeaccessoires zu erwecken. So mischt es dem Opener einen unbehaglich-melancholischen Unterton bei, hüllt das grandiose "Steel My Soul" in eine fast schon dream-poppige Nebelschwade, gibt im hippen "Cowards Die" einen frivolen Takt vor, passt sich im ausdauernden "Liar" der Spielfreude und den Stimmungswechseln der übrigen Instrumente an oder jagt die Gefühle im eindringlichen "Drop" wie Nadelstiche unter die Haut. Wie eingangs jedoch erwähnt, ist das Piano aber eben nicht die alleinige Hauptattraktion, denn prinzipiell sind BÄNGKS im Alternative Rock zu verorten, zersägen ihre Songs mit schneidenden Gitarren und füttern sie mit satten Riffs, was direkt den Bogen zu ihren Vorprojekten Nixion Golden, Lockjaw und Tupamaros schlägt.
Fragt sich eigentlich bloß, warum sich für die Band noch kein Label finden ließ. Neue Songs sind bereits in der Mache und könnten schon bald vorgestellt werden.




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Dienstag, November 25

Platte des Monats 11/2014: I Refuse - Öffnen/Atmen LP



Als ich Anfang letzten Jahres zufällig auf Bandcamp über die Band aus Erlangen stolperte, waren da gerade einmal zwei Songs zu finden. Zu wenig, um daraus ein für die Leserschaft schlüssiges Plädoyer zu verfassen, auch, weil die anfangs nach Rachut'schen Deutschpunk klingenden Songs wesentlich mehr zu bieten hatten. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, war, dass an diesen Songs noch ein insgesamt zehn Song starkes Demo-Debüt haftete (Free Download HIER), das von der Band auch noch protzig als Beutel-Vinyloptik-CDr-Tape-Textbuch-Package rausgehauen wurde, wovon später noch limitierte CDr- und Tape-Nachpressungen erschienen. Allesamt restlos vergriffen. Naja, da hilft kein Heulen und kein Klagen, was weg ist, ist eben weg. Was bleibt, ist ihre neue LP "Öffnen/Atmen", die als transparentes Vinyl mit rot/weißen (25 St.), blau/weißen (25 St.) und schwarz/weißen Covern (100 St.) erscheint, als Co-Release der beiden DIY-Punklabels Double Bind und Prügelprinz Records und mehr ist als nur ein Trostpflaster.
I Refuse, der Name deutet es bereits an, pfeifen auf Konventionen, Regeln und Trends. Das und auch der überwiegende Sprechgesang drängt die sieben neuen Songs noch immer in die Arme von Jens Rachut. Die Band alleine deshalb in die Sparte des Deutschpunk zu stecken, wäre allerdings etwas zu voreilig. Immer wieder verbünden sich die rohen und rauh angeschlagenen Gitarren mit den übrigen Instrumenten, um in treibenden Melodien aufzugehen und somit irgendwo zwischen Dackelblut und Katzenstreik aufzuschlagen. Und obwohl das Album insgesamt recht eingängig und homogen voranfließt, bastelnb sich I Refuse daraus kein Konzept zusammen, sondern schlagen rasante Haken an den Stellen, wo Andere lieber nach dem perfekten Pop-Song suchen. Das Quartett schreibt seine Songs aus dem Bauchgefühl heraus, wo sich mit der Zeit eine Menge Wut, Hass und die daraus resultierende Verzweiflung über den Stück für Stück voranschreitenden Zerfall unserer Gesellschaft angestaut hat. Der aufgeregte Gesang, der sich wie in den Songs "Grenzen" oder "Allein" in inbrünstiges Geschreie entlädt und mehr ist als nur ein obligatorischer Hardcore-Punk-Einwurf. Jeder Takt- und Tempowechsel, jeder melancholische Zwischenstop, jeder Ausbruch entspringt hörbar der Intuition heraus. I Refuse wollen niemanden gefallen, sie schreiben Songs, weil es nicht mehr anders geht, weil der innere Druck einfach mal viel zu groß wird und die Scheiße einfach mal raus muss. 




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Samstag, November 22

Ruins of Krüger - s/t Tape



In ihren Reihen befinden sich Produzenten, Labelinhaber und Grafikdesigner, darüber hinaus fegten sie schon mit so komischen Gruppen wie Ze People og Korh, Kapitalspektakel/Systemgüter/+, Ilmatar & Kauko, Children of Love, Palais Ideal und Belgiaan Rrobots querbeet durch sämtliche Genres und hinterließen zumeist einen musikalischen Kauderwelsch. Kann sich all das nun auch auf ihre neue Band, die auf dem seltsamen Namen Ruins of Krüger hört, niederschlagen? Muss ja, ...
... denn die eingangs erwähnten Nebentätigkeiten der insgesamt fünf Bandmitglieder deuten in erster Linie daraufhin, dass hier eben nicht nur äußerst experimentierfreudige Musiker zu Werke gehen, sondern auch welche, die darum bemüht sind der/ihrer Musik einen künstlerischen Anspruch zu vermitteln. Bezogen auf die Musik der Berliner Band Ruins of Krüger bedeutet das ein Ausreizen des Erträglichen oder anders gesagt: Nervenfledderei. Das können die ersten drei Songs ihres selbstbetitelten Debüt-Tapes noch halbwegs unter dem Deckmantel einer senilen Post-Punk- oder No-Wave-Band verstecken. Spätestens jedoch bei dem vierten Song "Der Halbwaise", ein instrumentaler, knallbunter Psychotrip durch Surf-, Fuzz- und Mathrock, sollte das körpereigene Warnsystem anspringen. Wer hiermit bereits überfordert ist, kann sich die übrigen neun Songs getrost sparen. Kunst ist eben nicht immer ganz einfach und sicherlich auch Geschmacks- und Ansichtssache. Wer in Picasso ohnehin übermäßigen Weinkonsum hineininterpretiert, als avantgardistischen, abstrakten Kubismus oder bei Monet mehr Langeweile als Sehnsucht verspürt, für den ist "Ruins of Krüger" vielleicht einfach nur sinnloser Krach. Das Schöne an der Musik allerdings ist, dass mit den Texten und akustischen Reizen schon zwei Komponente vom Künstler vorgegeben werden, zu denen sich die Hörer_innen eigene Bilder im Kopf ausmalen können, beispielsweise eine wilde, verzerrte und bunte Achterbahnfahrt durch's LSD-Wunderland. Und wenn man die Ausdauer aufbringen kann, dann gilt es in den Songs von Ruins of Krüger eine Menge Details einzusammeln, wie im mathigen Weirdo-Rock vom fast neunminütigen "Monuments of Love", im psychedelisch ausufernden "Space" oder im fast schon progressiven "Futera". Klar, ein Song wie "Hakkebeil", der über fünf Minuten ein und die selbe Hook zu ein und dem selben Vers loopt, kostet schon einiges an Überwindung. Vielleicht interpretiere ich ja auch einfach bloß viel zu viel Unsinn hinein. Vielleicht sitzt ja gerade in diesem Moment am anderen Ende eine Band, die sich über einen sinnlos das Hirn zermaternden Rezensenten kaputt lacht. Vielleicht aber ist dieses streng limiterte Tape in zwanzig Jahren auch ein enorm begehrtes und rares Sammlerobjekt, so wie die Demotapes von Mr. Bungle es heute sind, die für ihren damaligen Jamaika-Metal anfangs auch noch belächelt wurden.



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Mittwoch, November 19

Van Urst - Great Success 7"



Konsumenten unkomplizierter Musik dürften ohnehin nicht über Van Urst stolpern. Wer bei der Berliner Band nun aber die Extreme sucht, könnte dennoch enttäuscht werden, denn auch auf ihrem zweiten Release gelingt ihnen ein unangestrengter Spagat zwischen Schönklang und musikalischer Anarchie.
Bereits der Titeltrack und zugleich Opener "Great Success" fällt mit einem anfänglichen, nervösen Riff ins Haus. Hintergründiges Knarzen und Quietschen kündigen obligatorisch an, dass es gleich richtig zur Sache geh'n wird. Klar, drei Gitarren müssen in einer Band erst einmal beschäftigt werden. Doch anstelle einer wüsten Schrammel-Math-Orgie nimmt der Song lieber eine lockere Post-Punk-Melodie auf. Sind die fünf Van-Urst-Mitglieder etwa in die Bandjahre gekommen? In nicht immer ganz einfachen Gruppen wie Kate Mosh, RotoR, SDNMT, Future Fluxus oder Jagoda haben sie immerhin in den letzten fünfzehn Jahren reichlich Fingernägel geraspelt, Hornhaut produziert und Kehle gelassen. Der Grund, warum ihre Debüt-EP "1st Van Urst Tape" und nun auch die nahtlos anknüpfende 7" in Anbetracht dieser Referenzen vergleichsweise harmonisch ausgefallen sind, ist nicht etwa auf Altersmüdigkeit oder dem gesellschaftlich auferlegten Streben nach gesitteten Altersnormen zurückzuführen. Vielmehr lassen die fünf all ihre Erfahrungen und - nunja - die daraus resultierende Routine in ihr gemeinsames Bandprojekt einfließen. Das Ausloten von schön, erträglich und bizarr samt ihren Wechselwirkungen haben sie schon längst hinter sich. Die drei Songs auf "Great Success" gestalten sich daher mehr als kalkulierte Angriffe auf die üblichen Hörgewohnheiten: spontane Richtungswechsel wie in "Procahontas"; die harmonischen Gesangslinien einfach mal mit einem inbrünstigen Schrei durchbersten ("Great Success"); oder avantgardistische Stimmakrobatik wie in "Jo", der übrigens auch klar stellt, warum sich Van Urst sicherlich ganz hervorragend im Vorprogramm von Dÿse eigneten. Kurzum: schnell ein Break, ehe es zu gemütlich wird - und andersherum genauso. Das Schöne daran ist vor allem, dass Van Urst dabei ihre eigene, größte Referenz bleiben, indem sie das markanteste ihrer Vorbands ineinander vereinen, wie die Post-Rock-Auf-und-Abfahrt im Endspurt des Openers (siehe SDNMT) und das generelle Melodieverständnis, das mangt Genrespielereien eben auch schon bei Kate Mosh, Future Fluxus und Jagoda durchblitzte.



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Sonntag, November 16

Kennt ihr die noch, schon & überhaupt?



Als The Fall of Troy 2005 mit ihrem zweiten Album "Doppelgänger" um die Ecke schossen, war für viele Kritiker ein würdiger Verwalter für das zu dieser Zeit noch weit entfernte Vermächtnis der Progressive-Ikonen The Mars Volta schnell gefunden. Drei wahnsinnige (begabte) Teenager, die damals noch bestenfalls von der Volljährigkeit träumten, die schnelle Gitarren zu komplexen Strukturen formten und mit Thomas Erak's extrem hochoktavierten Gekreische auch Blood-Brothers-Fans zu begeistern wussten. Ein Irrglaube, der sich anfangs unter der begeisterten Anhängerschaft verbreitete, war, dass ihr selbstbetiteltes Album aus dem Jahr 2003 als vermeintliches Debüt der Band wahrgenommen wurde. Kein Wunder, waren die Songs stellenweise noch sehr kantig und rauh und litten zudem unter dem Misserfolg des Albums. Da einige Songs in überarbeiteten Versionen später auch auf "Doppelgänger" erschienen, konnte man somit schnell in die Annahme verfallen, es handele sich um das Debüt- bzw. Demo-Album der Band. Aber so ist das nunmal, wenn die Aufmerksamkeit erst mit dem zweiten oder einem noch späteren Album mitschwappt. Nicht nur wegen des S/T-Albums lohnt es sich jedoch, The Fall of Troy von hinten aufzurollen. Die amerikanische Band gründete sich im Jahr 2002, damals noch unter dem anfänglichen Namen The Thirty Years War und als Quartett aufgestellt. Unter diesem Namen veröffentlichten sie eigenhändig ihre eigentlichen Demos "Martyrs Among the Casualties" und "Live at the Paradox".  Wer also tatsächlich auf Raritätensuche ist, sollte versuchen an diese beiden Releases zu gelangen.

Die restliche Band-Bio dürfte bekannt sein: zwei weitere Alben + die begehrte "Ghostship"-EP (später re-released als "The Phantom on the Horizon"); Trennung 2010; Reunion Ende 2013 mit einzelnen Konzerten und einer Tour in 2014, sowie die Ankündigung einer neuen EP.

Sänger Erak indes hielt sich mit diversen Nebenprojekten und Gastspielen fit. Mit The Hills Have Eyes und Just Like Vinyl bewegte er sich nicht all zu weit weg von seinem Metier. Außerdem war er auf Chiodos letzten Album "Devil" an der Gitarre und hinter dem Mikro zu finden und mischte auch bei Fear Before (the March of Flames) mit.

Die Hügel haben Augenringe I

Die Hügel haben Augenringe II - Die Rückkehr

Donnerstag, November 13

Edgar R. - Besser nicht EP



Mit ihrem letztjährigen Demo-Debüt "Ist das euer Ernst?" haben Edgar R. ihre Vorstellungsrunde im Mitgliederkreis der norddeutschen "New Wave of Post-Hardcore/Punk" schon hinter sich gebracht. Dass die Band nicht nur ein guter Zuhörer ist, sondern mittlerweile auch ganz gut mitreden kann, beweist nun ihre zweite EP.
Auch "Besser nicht" wurde von der Band im Eigenvertrieb hervorgebracht, dennoch dürfte wohl kaum jemand von einem Demo sprechen. Immerhin hat sich inzwischen auch so einiges getan. Terminal-Bassist Thomas Bolz ist als drittes festes Mitglied zur Band hinzugestoßen und um die Produktion, den Mix und das Mastering der EP, die sich doppelt so viele Songs wie das Demo leistet, kümmerte sich diesmal Featuring Yourself-Frontmann Matthias Frank, der die sechs Songs mit einem klaren und druckvollen Sound ausstattete. Dass sich "Besser nicht" trotzdem nicht zwangsläufig einer breiten Masse anbiedert, liegt auch daran, dass derartiger Alternative-Punk eben nur widerspenstig von den Rock-Radio-DJ's und -Janes ins jeweilige Programm geholt wird. Dabei bestechen die Songs, insbesondere der Opener "Sargnagel", "Roter Faden" und die Video-Single "Fackeln", mit einer unerwarteten Eingängigkeit. Zur entgültigen Radiokompatibilität gelangen Edgar R. allerdings schon deshalb nicht, weil immer wieder auch die Kantigkeit und der Wille nach Unberechenbarkeit von benachbarten Gruppen wie Turbostaat, Captain PlaneT oder auch der unmittelbar ansetzende Hardcore-Gedanke ehemaliger Alias Caylon und Frau Potz in den Songs erkennbar ist. Und obwohl die drei Schleswiger tatsächlich einen Ohrwurm nach dem anderen jagen, liegt der Schwerpunkt auch hier mehr auf den Texten, für die sich u. A. auch der zweifache Schleswiger Poetry Slam-Sieger Helge Albrecht verantwortlich zeichnet. Somit hat die Band zurecht ihren Platz und darüber hinaus das vielleicht letzte noch auszufüllende Schlupfloch in der außergewöhnlichen, norddeutschen Punkszene gefunden, womit eben auch klar ist, dass Edgar R. gar nicht ins Mainstream-Radio wollen. Gut so!



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Dienstag, November 11

...tot aus dem Wald - Rendezvous der Finsternis LP



Gott ist tot, die Liebe nur eine Falle, um Menschen ins Verderben zu stürzen und ohnehin steuern wir alle ignorant und überheblich unserem sicheren Ende entgegen. Klar, dass bei all diesen Problemen musikalische Strukturen nur Nebensache sind. Alles beim Alten also bei ...tot aus dem Wald, könnte man meinen...
Der nihilistische bis misanthropische Schaffensdrang der Bonner Ein-Mann-Chaos-Combo ...tot aus dem Wald, bürgerlich Falk Hummel, ist schon beeindruckend. 2012 erschien sein (spurlos verschwundenes) Debüt-Release "Die Liebe ist alles, ich bin nichts.", ein Jahr später das zweite Album "Hatecore-Noir". Und nun? Genau, sein drittes "Rendezvous der Finsternis"! Jeder der zehn eigentlichen Songs wird durch ein archaisches Sample (für Krimi-Nostalgiker) eingeleitet, womit das Album nahtlos an seine zwei Vorgänger anschließt. Und mit "Grabenkrieg im Inneren" und "der Eremit" finden sich natürlich auch zwei Stücke wieder, die einfach nur nervenzerfetzend und kompromisslos durch eine Art Black-Metal-Powerviolence-Grind hetzen. "Nichts Null Negativ" in etwa oder der anfangs fast schon rockige Opener "die kalte Gewissheit des nächsten Morgen" hingegen, werden von melodiös-treibenden Riffs nicht in die Gummizelle, sondern ins feucht-fröhliche Moshpit katapultiert. Zwei Songs, die nur eine Hälfte des neuen Gesichtes von ...tot aus dem Wald enthüllen, denn für das gesamte Album gilt, dass es sich ohnehin mehr dem Experiment öffnet, als die vorherigen Alben. Da sind die zwei Trancecore-Ausflüge "Zwei und Zwei ist Vier gilt nur a priori" und "Rendezvous der Finsternis", der fast schon Manson-mäßig verstörende Industrial-Horrortrip "Sklave seiner selbstherrlichen Verachtung (tötet Menschen)" und ab und zu kleine Gimmicks wie das Aussetzen sämtlicher Instrumente und der gleichzeitige Einstieg einer rhythmischen Schlagzeugsektion in "Fantasien von Gut und Böse" oder "Blut regnet unaufhörlich". "Rendezvous der Finsternis" klingt somit organischer, verspielter und - die zweite Hälfte des neuen Gesichtes - wesentlich songorientierter. Einziger Wermutstropfen: die Soundqualität der Songs hat etwas gelitten, im Gegenteil zu Hummel's immer noch viel zu übertönter "Growl-Stimme". Aber ein paar gute Vorsätze für's nächste Album/Jahr muss er sich ja schließlich noch aufheben.



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DL Rendezvous der Finsternis LP

Sonntag, November 9

I Killed Andross - Demo 2014



Turbobart, Tigeryouth, Herr Schwerthelm, No Surprising News ... . Wer sich am akustischen Singer/Songwriter-(Emo-)Punk noch nicht satt gehört hat, kann ja mal diesen Hannoveraner hier antesten.
Der Jan.tenner-Sänger und -Gitarrist, der im Bandgefüge vor allem durch seinen leicht schrägen, sich teils überschlagenden Gesang aus der Masse herausragt, bleibt dem Motto seiner Hauptband treu, indem er für den Namen seines Soloprojektes I Killed Andross abermals einen fiktiven Charakter adaptiert (Andross = Hauptendgegner des Nintendo-64-Spiels Star Fox). Ansonsten - bis auf die persönlichen Texte, die eher dem Emo als Punk entspringen - versucht er hier sein extrovertiertes Organ etwas im Zaum zu halten und schraubt dafür die Oktaven und das Tempo der Songs deutlich herunter. Weg vom aufgeregten Emo-Post-Punk seiner Band und rauf auf die Couch. Verträumte Melodien, die wie der Opener "The Destroyer" und "Heavy Breathing" verdammt nah am Wasser gebaut sind oder mit vorsichtig forscheren Akustikriffs wie in "Beer Can" und dem tollen Closer "Relativistic Heavy Ion Collider" zumindest die Füße zum Mitwippen animieren. "I never thought off this melancholy is no sign of sadness but how happy i should feel", bringt die Grundstimmung der vier Songs auf den Punkt. Verständlich, dass I Killed Andross für seine Konzerte vorzugsweise Wohnzimmer statt Bühnen heimsucht.
Nach dem Remastering der Wohnzimmeraufnahmen war eigentlich eine Tape-Version seines Demos angedacht. Ob dieses bereits erhältlich ist könnt ihr über Facebook erfragen.



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DL Demo 2014

DL Proberaumshow Februar 2014

Donnerstag, November 6

Der Bandcamp-Hardcore Vol.27

Decades



Ein morbides, brüchig klimperndes Klavier kündigt den bevorstehenden Horror an, immer wieder flackert verzerrtes Gestöhne auf und entlädt sich schließlich in markerschütterndes Geschreie, das gemeinsam mit einem wuchtigen Riff den regulär ersten Song "House of Glass" einleitet. This Routine is Fucking Hell! Nicht neu, aber verdammt gut und abgeklärt. Das Leipziger Quintett Decades macht auf ihrem Quasi-Debüt "Try to Grasp" eben genau das, was sie am besten können, ohne viel Zeit an unnötige Gedanken zu verschwenden, ob das in dieser Form schonmal dagewesen ist oder eben nicht. "House of Glass" bietet in diesem Sinne alles, was das Herz des modernen Headbangers höher schlagen lässt und darüber hinaus einen mehr als gelungenen Einstieg in die EP. Das folgende "Captured" bedient sich bei der düsteren Grundstimmung seines Vorgängers und räumt dem Bassisten und dem äußerst schlagfertigen Drummer mehr Platz zur individuellen Entfaltung ein. Und nachdem "The Prodigal Son" nochmals alles von seinen Protagonisten abverlangt hat, ist der schaurig-schöne Spaß nach etwas mehr als acht Minuten auch schon wieder vorbei.
Um die Aufnahme und den Mix kümmerten sich Sergej Lopatkin und Steffen Bajorat, das Mastering erledigte Defeater-Frontmann Jay Maas. Ist also nur noch der Weg ins Presswerk zu absolvieren...

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DL Try to Grasp EP


Fellows

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Aus der Produktionsschmiede Lopatkin/Bajorat/Maas, die Zweite: Fellows aus Zwickau sind mittlerweile auch schon mehr als drei Jahre aktiv. Doch trotz hochkarätiger Bühnenshows u. A. mit More Than Life, The Carrier und Throwers, wird das sächsische Quintett bei dementsprechenden Internetsuchläufen noch immer von einer Coffee-Shop-Kette ausgestochen. Ein Grund dafür ist sicherlich auch, dass die Anhängerschaft nun schon seit Ende 2011 auf das angekündigte Album wartet, dessen Verzug sich durch einen mühsamen Aufnahmprozess, den Abriss ihres ehemaligen Proberaumes und den Absprung von Schlagzeuger Chris (war zwischenzeitlich auch bei der Hip-Hop-Crew Asthma La Vista am Start) bis in die Gegenwart schleppte. Aufhören war für die fünf dennoch keine Option und so reichten sie Mitte des Jahres mit "Vicious Circle" immerhin ihre erste EP ein, an der die Strapazen der vergangenen Jahre scheinbar spurlos vorbeigezogen sind. Mit seinem bedächtigen Aufbau erweist sich "Fade Away" als würdiger Opener der EP, der sich klar strukturiert und zähflüssig auseinanderzieht und scheinbar bewusst noch nicht gleich mit er Tür ins Haus fallen will. Die nahtlose Überführung zum zweiten Song "No Light" wird alsbald durch wüstes Beatdowngeschreddere wettgemacht und geleitet über schleppende Riffs mit abrupten Tempowechseln hin zum zitierten Chaotic Hardcore. "Shadows", der dritte und letzte Song der EP, und das Single-Release "Rush Hour" springen ebenso wenig zimperlich mit den üblichen Hörgewohnheiten um.

DL Vicious Circle EP

Bigcartel


Like Brothers

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Aus der Produktionsschmiede Lopatkin/Bajorat/Maas, die Dritte; Zwickau, die Zweite: Es hat schon fast etwas Banales an sich, wenn eine junge Band, die den Eindruck erweckt, sie befände sich noch inmitten ihrer unbeschwerten Zeit (siehe HIER), ihre Songtexte über soziale und gesellschaftliche Probleme schwarz ausmalt. Klar, die Anfänge der jugendlichen Rebellion reichen bis zum Rock'n'Roll zurück, lief etwas später zu den Hippies über und mündete schließlich im Punk. Die fünf Jungs von Like Brothers werfen altbekannte Probleme zwischen Einengung, Verlust, Perspektiv- und Ausweglosigkeit, in den Raum. "Childhood", ihre Debüt-EP, ist dennoch kein erbarmungslos alles niederwalzender Misanthrop, sondern lässt stets Einsicht, den Willen nach Veränderungen und schließlich einen Funken Hoffnung durchschimmern. Als bestes Beispiel für die innere Zerrissenheit der Band hält gleich mal der Opener "My Way" her, der den Hörer mit einer melodisch aufheulenden Gitarre immer wieder aus dem Moshpit zerrt. Ein Konzept, dass in den Songs "Lectures", "Dear Life" und "Brothers and Sisters" mittels post-rockig entgleitenden Gitarren ausgedehnt und mit einem niederschmetternden Beatdownpart in der Mitte des großartigen Titeltracks noch mal gehörig durchrüttelt wird und somit schonmal für den mit viel Inbrunst und Wut gefüllten Schluszspurt des Songs einheizt. Der Melodic Hardcore von Like Brothers ist somit weder revolutionär, noch muss er sich hinter seinen Vorbildern verstecken. Wichtiger ist seine Authentizität, was man vor allem dem verzweifelten, glücklicherweise nicht all zu rundproduzierten Geschreie von Frontmann Tobi anhören kann.

DL Childhood EP


Pandas

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Zwischen Math-Rock und -core liegen bekanntermaßen Welten, da ihre Ursprünge auf zwei unterschiedlichen Genres zurückzuführen sind. Egal mit welchen der beiden Stilbegriffen man sich nun aber konfrontiert sieht, sie lösen beide gleichermaßen ein Warnsignal beim Rezipienten aus. Zu erwarten sind vertrackte Rhythmen, die nicht selten von spontanen und irrwitzigen Takt- und Tempowechseln durchbrochen werden und somit den Hörer schon frühzeitig in die Flucht schlagen oder ihm mittlerweile ein dickes Fell antrainiert haben. Ein besonders dickes (Trommel-)Fell verlangt einem das amerikanische Quintett Pandas ab, dass schizophren durch eben sämtliche Spielarten des Maths fegt und nebenbei noch andere Stile wie Hardcore, Punk und Progressive abräumt. Pandas sind vor allem aber auch der Beweis, dass Bands dieser Spielart nicht immer nur aus durchgeknallten Typen oder Frauen bestehen müssen. Auf ihrem bislang einzigen Longplayer "Brahe", dass sie 2011 über Crowdfunding finanzierten, finden sich neben nervenzerfetzenden Mathcore-Blizzards wie "You Guys, I'm Really Nervous" oder "Underhorn", noch viele experimentelle Ausflüge ein, die nicht zwangsläufig im Unhörbarem ausarten müssen. So galoppiert beispielsweise "Sharktopsy" auf einer rockigen Hookline, "High Noon at Rainbow Nebula" stattet mal eben kurz dem Classic Rock ein Besuch ab und "Bonercycle" reiht sich im Progressive-Core zwischen Test Icicles und Fall of Troy ein. "Brahe" zieht natürlich trotz alle dem seine Runden weit weg von den üblichen Hörgewohnheiten. Wer mit Bands wie Dillinger Escape Plan, Minus oder The Locust bereits warm geworden ist, kann hier aber ruhig einen Hörversuch wagen.
Auf Bandcamp sind, neben dem Album, noch zwei unveröffentlichte Compilation-Tracks ("Half a Wonder"), die "Maximum Fucking Tenderness EP" und die Songs ihrer Split mit Man Without Plan zu finden.

DL Brahe LP

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Bison

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Kunden, die diesen Artikel gekauft haben, kauften auch: The Dillinger Escape Plan, Psyopus, Converge. Besonders zum zerhackten, unterstellt jazzcore-affinen Mathcore erstgenannter Band hat das Clevelander Trio Bison einen Draht, auch wenn die Band Meg White als Einfluss vorgibt. Mit dem bluesigen Garage-Rock einstiger White Stripes wiederum haben Bison nicht wirklich viel gemein, leider genauso wenig wie Shouter Jakob Hamlescher mit dem Facettenreichtum eines Greg Puciato. Ihren Schwerpunkt verlagert die Band daher auf das Instrumentale, das scheinbar die Extreme des Laut-Leise-Spiels auszuloten versucht. Heißt: heftige, metallische Riffgewitter und wirbelnde Gitarren treffen auf entspanntes Jazz-Geplänkel treffen auf unbändiges Hardcoregekeife. Was am Ende des Openers "Reservoir (No.2)" noch halbwegs überrascht, wird im progressiven "Sumac" und im (für derartige Anspruchsmusik) enttäuschend unspektakulären Closer "Colossus" so langsam zur Routine. Einzig der dritte Song "Pike", der sich erst zwei Minuten lang in eine smoothige und verträumte Melodie verliert, diese selbst im vermeintlichen Ausbruch als roten Faden weiterspinnt und sogar mit einem Hardrockriff verknotet, tanzt etwas aus der Reihe. Nicht falsch verstehen: was Bison auf ihrer Debüt-EP "Moraine" lostreten, ist schon ziemlich technisch versierter Mathcore, der den drei Amerikanern so einiges an Fingerfertigkeit und Ausdauer abverlangt, was man dem EP-Download beigefügten Drum-Take-Video zu "Reservoir (No.2)" fasziniert ansehen kann. Dagegen könnte man die Songs ihrer Vorband Naomi fast schon dem Melodic Hardcore zusprechen.

DL Moraine EP


Johnny Marples

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Berge, Burgen, Bier, Bratwürste und Zinnfiguren - the bavarian way of life. Doch nicht alles hinter der idyllischen Fassade von Kulmbach ist so verträumt-schön wie der ambiente Post-Rock von Jan Hacker alias Owcean es einem weismachen will. Zumindest in musikalischer Hinsicht, denn bereits Hacker's Zwei-Mann-Nebenprojekt When You Jumping ist ein zynischer und ironischer Bastard aus Hip Hop, Rock, Electro und Metal. Und da es in Kulmbach wohl die größere Kunst ist, sich nicht über den Weg zu laufen, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie schließlich auf die Ein-Mann-Metal-Armee Johnny Marples stoßen würden, um im gemeinsamen Song "Economy Class Toy Gun Trigger Bitch" ihre Erfahrungen austauschen zu können.
Johnny Marples indes zieht es für gewöhnlich in eine ganz andere Richtung, nämlich zurück in die Mitte der 90er, direkt in den Schoß einstiger und maßgeblich revolutionärer Metal-Helden wie Korn, Slipknot oder Soulfly. Man braucht an dieser Stelle eigentlich gar weiter ausholen, um den Nu-, Trash- und Death-Metal-Mix auf den Punkt genau zu beschreiben, denn was Johnny Marples auf seine bislang zwei EP's veröffentlicht hat, spiegelt seine Ikonen 1:1 wider. Die Gitarren fast schon grungig tief gestimmt und zu messerscharfen Riffs geformt. Der melancholisch-psychedelische Melodic-Part in "The Nu Vision" trifft einen eiskalt und der Gesang am Anfang von "Treshold Zero" gleicht dem eines Jonathan Davis auf verblüffende Art. Ein Déjà-vu-Erlebnis, was einem auch schon auf der Debüt-EP "The Nu Signs" begegnete. "Shut the Fuck Up" und "Of Murder and You" paarte Soulfly-Trash mit manischen Corey-Taylor-Gesang und jagte einen Flashback nach dem anderen durch die Köpfe der Hörerschaft. Das ist/war gleichermaßen dreist wie beeindruckend, denn technisch gesehen spielen sich die Songs von Johnny Marples auf einem verdammt hohen Niveau ab, vor allem - aber nicht nur - in Anbetracht eines Ein-Mann-Projektes. Fehlt eigentlich nur noch ein bisschen mehr Leben, sprich Live-Atmosphäre, in den Songs. Um diese vielleicht eines Tages auch auf der Bühne präsentieren zu können, sucht Johnny noch einige Mitstreiter. Wer Blut geleckt hat, kann sich mit einer Mail an the.nusigns@gmail.com bewerben.

Johnny, la gente en Kulmbach esta muy loca. - "Shut the Fuck Up!". 

DL Alternadeath (Vol.1) EP
DL The Nu Signs EP


  Todo Para Todos

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Eigentlich fast schon ein Fall für die Rubrik Nostalgiecore, denn die von der Band Todo Para Todos auf Bandcamp zum kostenlosen Download zur Verfügung gestellten Releases liegen nun auch schon mehr als vier Jahre zurück. Es gibt allerdings auch einen aktuellen Anlass, das Döbelner Quintett zur Ansprache zu bringen: im August veröffentlichte die Band eine 9-Song-Vinyl, die zum Teil ältere aber auch neuere Stücke beherbergt. Ob davon noch welche im Bandbestand sind, könnt ihr mit einer Mail an xthrasherx@web.de oder einer PN via Facebook erfragen, womit ihr euch auch besser beeilen solltet, denn wie gewohnt erschien auch dieses Release in einer streng limitierten Auflage (250 St.). Das ist kein vorsätzliches Rarmachen, als das es vielmehr die Bescheidenheit der Band widerspiegelt, die wiederum auch und vor allem in ihrer Musik zum Ausdruck kommt. Todo Para Todos, was aus dem Spanischen übersetzt heißt "Alles für Alle", haben über Jahre hinweg gelernt, mit nur wenigen Mitteln zurecht zu kommen und mit ihren Songs trotzdem eine enorme Eindringlichkeit zu erreichen. Stilistisch bewegen sie sich im ausdauernden - oder wie die Band es nennt, ambienten - Screamo, der melancholisch vor sich hin plätschert und mit treibenden Melodien ausbricht, alles wohlbemerkt in einer vertrauten und wohlfühligen Proberaumästhetik. Dabei ist ihr Screamo eigentlich alles andere, als Wohlfühlmusik. Songs wie die bis dato unveröffentlichten "Wochenendantifa", in dem es heißt "Wir wollen keinen Wochenendantifaschismus" oder "Ficken", treffen den Nagel schmerzlichst auf den Kopf und richten sich somit auch mahnend gegen die eigene Szene. Wer sich in ihren Songs verlieren kann, nimmt das Todo Para Todos ohnehin nicht übel, zumal ihr Rundumschlag größtenteils sowieso Richtung staatliche Einengung und Grauzone richtet.
Wer also die Möglichkeit hat, an eines ihrer raren physischen Veröffentlichungen zu kommen, sollte ohne zu Überlegen zugreifen.

DL Self Titled LP
DL Für Bob EP
DL Secret Taperec. CDr (Live in Döbeln 2012) Here & Here
DL Demo 2007


Fuck, Wolves!

Facebook//Bandcamp//Soundcloud//Reverbnation//Last.fm
Die Band mit dem coolen, horrorfilminspirierten Namen, den langen Releasetiteln und den kuriosen Coverartworks meldet sich nach zweijähriger Abstinenz mit einer neuen 12" zurück. Mittlerweile haben sich die vier Mitglieder von Fuck, Wolves! gerecht auf die Städte Saarbrücken und Berlin verteilt und versuchen neben ihrer Band auch noch die Labels Still.Leben Records und Microsleep zu managen. Für die vier jungen Kerle ist Zeit daher nicht nur kostbar, sondern vor allem rar. 800 km für eine Bandprobe zu absolvieren, kann da schon erheblich an den Nerven zerren, zumal sich ihre Musik - eine Melange aus Punk, Emo und Screamo mit Schwerpunkt auf Letzteres - sicherlich nicht durch separates Basteln und per E-Mailverkehr bewerkstelligen lässt. Fuck, Wolves! haben durchaus ihre harmonischen Momente, wie der Song "Bester in Straßenmikado" zeigt, bevor wüste Blastbeatschlagattacken die treibende Post-Punk-Melodie durchbersten, oder der melancholische, sich behutsam steigernde Post-Rock-Ausflug in "22102014", ehe scharfkantige Schrammelgitarren die glatte Oberfläche des Songs zerkratzen. Nein, auch im Jahr 2014, auf ihrer kürzlich erschienenen 12inch "Jetzt ist nicht jetzt, jetzt ist für immer", ist die Band weit weg von herkömmlichen Strukturen. 90er angelehnter Skramz oder - wenn man so will - Hipster-Screamo, der das Überraschungsmoment nutzt, bevor sich der Hörer in zu viel Wohlgefallen auflöst. Dieses Missverständnis beugt die Band im kurzen Opener "Skull Island" und im noch kürzeren, mathigen "Dawesome Creek" schon allein damit vor, indem sie beide Songs im Eiltempo durch kompromisslosen Emoviolence jagen. "Muss, kann aber nicht", der sechste und zugleich vorletzte Song mit einer Länge von 01:23, reizt diesen Gedanken noch etwas aus, ehe die 12" mit dem melancholischsten Song "Helix und seine Brüder ab 12" versöhnlich ausklingt.
"Jetzt ist nicht jetzt, jetzt ist für immer" kommt als Transparent-Vinyl mit B-Seiten-Siebdruck und Druckwelle-Artwork (300 St.) und als schwarzes, handnummeriertes Tape mit Tom is the Bastard-Artwork (80 St.).

DL Jetzt ist nicht jetzt, jetzt ist für immer 12" Here & Here

Buy Here, Here, Here, Here & Here


Me and Goliath

Myspace//Last.fm I//Last.fm II
Demo-CDr, Split-7" mit Grave, Shovel...Let's Go! und selbstbetitelte 10" liegen nun schon mehr als fünf Jahre zurück und haben reichlich Staub auf den ohnehin rauhen Proberaumaufnahmen der drei Releases hinterlassen. Ein langer Zeitraum, in dem man das Trio Me and Goliath - oder auch meandgoliath, Last.fm ist sich da scheinbar auch nicht ganz sicher - aus dem englischen Kent leicht aus den Ohren verlieren konnte, sprießen 90er zugewandte Screamo-Bands schließlich wie Pilze aus dem nass-feuchten Untergrund. In diesem Sinne hatten auch Me and Goliath der Sparte nicht wirklich etwas Neues hinzuzufügen. Raein, Coma Regalia, Kaddish oder Battle of Wolf 359 - mit Letztgenannten teilt sich die Band ein Mitglied - können neben unzähligen Kleinstbands als Referenzen dem Anhang beigefügt werden, denn die vorgegebene Marschrichtung ist klar definiert: Skramz mit chaotischen Ausbrüchen und zahlreichen Tempowechseln zwischen melancholischem Geplänkel und schrammeligen Orgien. Statt als kurzlebiger Geheimtipp klammheimlich abzutreten, meldete sich die Band 2014 unverhofft zurück, veröffentlichte drei neue Songs und eine Split-12" mit den ähnlich gestrickten Amis von Autarkeia. Eine gute Entscheidung, denn mit entstaubten Sound, der zwar immer noch mehr nach Keller, denn Studio klingt, und Hang zu frivolen Twanggitarren (höre die drei neuen Songs + "y.a.m.a.e.w.k." von der Split) bringen sie eine Menge frischen Wind mit. Zusammen mit den tollen Melodien, die sich im Zuge der Sprunghaftigkeit immer wieder ergeben, sind Me and Goliath zwar noch immer nicht revolutionär, mindestens aber ein lohnenswerter Griff in die hoffnungslos überfüllte Screamo-Kiste.

DL Self Titled 10"

DL Split-12" w/ Autarkeia Here & Here -> Buy Here, Here, Here & Here

DL Split-7" w/ Grave, Shovel...Let's Go! -> Buy Here, Here & Here

DL New Songs EP


The Plague Project

Last.fm
Taufrisches Bandprojekt mit Mitgliedern von The Gentle Art of Chokin', Lentic Waters und Delos, das gar nicht mal so taufrisch klingt. Bei den drei Münsteranern von The Plague Project darf ein Demo ruhig noch nach einem solchen klingen. Zwei fies-fauchende Songs, die die düstere Grundstimmung beider erstgenannten Bands für sich beanspruchen und mit erbarmungslosen Blastbeats und bedrohlich sägenden Gitarren vorerst alles niedermähen, was nicht rechtzeitig auf den Bäumen ist. Vor allem durch das hintergründige, kaum verständliche Geschreie erinnert das zunächst an den Lo-Fi Black Metal von AST oder auch anfängliche Ancst. Spätestens jedoch, wenn der erste Song "New Clothes Old Story" nach zwanzig Sekunden Druckablass plötzlich den Anker wirft und über bedächtiges Gitarrenspiel Sück für Stück zur Melodie findet, wird schnell klar, dass man bei The Plague Project mit geradlinigen Schubladendenken nicht weit kommt. Auch "Sandman is Lazy Tonight" will sich scheinbar akut der Eingängigkeit entziehen und wechselt immer genau dann das Tempo, wenn sich der Hörer gerade in Sicherheit wiegt. Ein erstes solides Ausschreiezeichen der Band!

DL Demo

Dienstag, November 4

Hollywood Trash Vol.3

Michael Cera



Fan- und Fake-Accounts rankeln sich um seinen Namen, wie Efeu um die blassen Gemäuer des Lindauer Diebsturms. Es ist also gar nicht mal so leicht, dem Kanadier Michael Cera auf den Versen zu bleiben. Gut, dass wenigstens sein Schauspielerkollege und BFF, Jonah Hill, den smarten Komödianten im Auge behält und vor einigen Monaten via Twitter auf dessen Solo-Debüt-Album "True That" aufmerksam machte. Das Album umfasst 18 Songs und bietet - nunja - alles andere, als den befürchteten Hollywood-Bombast. Sicher, Stars wie Johnny Depp, Scarlett Johansson und vor allem der William-Shatner-Trash haben auch gezeigt, dass derartige Nebenbeschäftigungen nicht zwangsläufig im kitschigen Mainstream-Morast á la 30 Seconds to Mars versinken müssen. "True That" klingt selbst angesichts dieser Vergleiche noch recht unkonventionell. Das Intro "uhohtrouble" zirpt und knarzt sich durch Neofolk, während das folgende "Moving In" mit einem verzerrt klimpernden Piano durch die Prärie hetzt und letztendlich im Saloon landet. Zwei Songs, die nicht nur hinsichtlich des spartanischen Covers noch eher an Homerecording-Experimente erinnern. Doch spätestens mit dem Blaze-Foley-Cover "Clay Pigeons" beweist Cera nicht nur einen treffsicheren Geschmack für amerikanischen Singer/Songwriter-Folk, sondern bügelt diesem auch ein zeitlos schönes Lo-Fi-Gewand über. "Steady Now", das ausdauernde "Ruth" und der Closer "Those Days" sind ähnlich harmonische und Seelen wärmende Ohrwürmer, die lediglich von dem jazzig vertrackten "What Gives (...)" und der etwas abgedrehten Liebeserklärung "ohNadine (...)" aus der Spur geworfen werden. In den übrigen, instrumentalen Songs dazwischen, lässt sich Cera teils frivol, teils bedächtig am Piano und der Gitarre aus oder experimentiert mit Electronicas.
Was nach einem Hördurchlauf noch immer die Skepsis hinsichtlich einer weiteren Fake-Meldung nachsichzieht, entpuppt sich tatsächlich als das Homerecord-Solo-Debüt eines der derzeit bestbezahlten Schauspieler Hollywoods. Und wer Michael Cera bislang auch abseits seiner Schauspielerei verfolgt hat, dem dürfte die Tatsache nicht neu sein, dass er nicht nur in diversen Gruppen wie The Long Goodbye aktiv war, sondern auch als Live-Bassist der Indie-Rock-Supergroup Mr. Heavenly und als Gitarrist und Background-Sänger auf Weezer's Album "Hurley" aushalf.

+++Last.fm+++

Stream & Buy Digitally "True That"


The Shining

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Wer kennt ihn nicht, den von Stanley Kubrick in Szene gesetzten Stephen-King-Klassiker "The Shining", in dem Hausmeister Jack Nicholson vor einsamer Geisterhotelkulisse dem Wahnsinn erliegt und seiner Familie nach dem Leben trachtet. Bis heute legendär: die Szene, in der Nicholson mit der Axt voraus durch die Toilettentür berstet und voher noch einen kurzen, irren Blick in den Raum wirft (Filmcover). Auch die niederländische Band The Shining hat hörbaren Spaß bei der Kleinholzverarbeitung. Das Quartett aus Amsterdam, das von einigen Line-Up-Wechseln nicht verschont blieb und deren Mitglieder u. A. bei The Works und Rupsband aktiv waren, wütet bereits seit 2001 und kann bislang auf zwei LP's, zwei 7inches und die genre-mäßig hohe, nur schwer überschaubare Anzahl von Split-Releases (min. sechs) zurückblicken. Darauf  tobten sich die vier wild, aber stets fett groovend - bis auf das selbstbetitelte Quasi-Debüt, das noch eher vom dreckigen Hardcore-Punk'n'Roll voran getrieben wurde - im Extreme- bzw. Trash-Metal aus, mit ordentlicher Punkkante und gelegentlichen Crossover-Ausflügen, was der Band anerkennende Referenzen wie D.R.I. (mit denen sie sich die Bühne teilten) und Attitude Adjustment (die sie coverten) einbrachten.
Für 2014 ist mit "The Infinite Reign of Madness" ihre dritte LP angekündigt (??), von der bereits vier Songs auf Bandcamp erschienen sind und deren Release eigentlich das japanische Label Crew For Life Records übernehmen sollte, auf dem auch The Shining's diesjährige Japan-Tour-Partner Crucial Section beheimatet sind.

DL Split w/ Crippled Fox -> A-Seite////B-Seite
DL Drinking Buddies-Split w/ Citizen Patrol -> A-Seite////B-Seite
DL Speed Kills, But Who's Dying?-3-Way-Split w/ Verbal Abuse & Scheisse Minelli -> A-Seite
DL Split w/ Lahar -> A-Seite
DL Split w/ Waking the Dead -> A-Seite

Buy Here, Here, Here, Here, Here, Here, Here & Here


Danny Trejo

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WOW! Was für ein fieses Brett, dass uns hier direkt aus dem Herzen des italienischen Undergrounds vor den Latz geknallt wird. Naja, eigentlich mehr aus der Oberschicht des Undergrounds, denn neben Hardcorekleinstbands wie Santa Banana, Discomfort, Undisputed Attitude, Tears Before, Inerdzia und Gonna Fall Hard, waren die sechs Venezianer auch schon in den wesentlich bekannteren Ska- und Street-Punk-Gruppen Talco und Los Fastidos aktiv. Als Danny Trejo, benannt nach dem ewigen Schützling von Kultregisseur Robert Rodriguez, der selbigen Status nicht nur zuletzt durch seine Rolle als "Machete" erlangte, sind die sechs Italiener nun seit 2011 aktiv, debütierten 2012 mit ihrer selbstbetitelten EP, der zwei Jahre später nun mit "Human Extinction" der erste Longplayer folgt. Die Entleihung des Namens kam nicht von ungefähr, denn ähnlich wie ihr mexikanisches, schauspielerndes Pendant metzelt sich die Band in ihren Songs durch pfeilschnellen, bissigen wie pissigen und trashigen Hardcore-Punk und Fastcore. Dass Danny Trejo mittlerweile den feuchten und rohen Proberaumklang hinter sich gelassen haben und stattdessen für die Aufnahmen lieber das Studio besuchen, ist kein (Punk-)Verrat, sondern angesichts der immer wieder im Hintergrund aufheulenden, wirbelnden und treibenden Rockgitarren fast schon eine Notwendigkeit. Denn neben fiesem Nonstop-Gekleffe, bietet "Human Extinction" vor allem groovige Melodien, nachzuhören in Songs wie "Breaking Point", "Among Wolves", "Agency", "No Thanks" oder dem absolut freidrehendem "Memories vs. Goals". Ich kann's nur noch mal wiederholen: WOW!!

DL Human Extinction LP

DL Self Titled EP

Buy Here, Here & Here


Roseanne Barrr

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Roseanne Barr, ihres Zeichens Stand-Up-Komikerin und ehemaliger US-Serien-Star, die in der jüngeren Vergangenheit vor allem durch ihr politisches Engagement in Erscheinung trat und sich als Kandidatin der links-gerichteten Partei Peace and Freedom u. A. für die Legalisierung von Marihuana und für die Gleichstellung von Lesben und Schwulen stark machte. Kein Wunder also, dass das Londoner Queer-Duo Roseanne Barrr ausgerechnet auf diesen Namen zurückgreift. Hinter der Band verbergen sich Bassist Patrick und Schlagzeugerin Sophie, die auch bei den nicht weniger fordernden Improvisations-Punks Woolf mitmischt. Was beide gemeinsam auf ihrem zweiten Longplayer "Repulsion" veranstalten, entzieht sich zunächst jeglicher Allgemeindefinition. Punk, Grunge, Avantgarde und No-Wave sind nur einige Bausteine, die im größtenteils improvisierten Klangkonstrukt des Duos verarbeitet werden. Sicherlich, wer sich in dieser (musikalischen) Szene herumtreibt, hat schon so einiges mitangehört, vielleicht sogar -erlebt. Für Diejenigen dürfte der nihilistische Grundgedanke der Songs, der von Gewalt, Exzesse, Sex und Mord so ziemlich jedes Tabu-Thema abdeckt, auch keine all zu große Hürde darstellen. Musikalisch braucht es da aber schon ein dickeres Fell. "Thief's Journal" ist trotz nervenstrapazierendem Duett-Gesangs-/Geschreie der zugänglichste Song der LP. Bereits das darauffolgende "Feed Me" erinnert dagegen am wahnsinnigen Punktrash anfänglicher Melt Banana, das düster-monumentale Bollwerk "Desert" paart manisches Getrommel mit einer verzerrt que(e)rschießenden Trompete und "Skinned Rabbit" kommt einem Mitschnitt aus dem Irrenhaus gleich. Unvergleichlich, daher auch keine Empfehlung meinerseits. Einfach anhören und selbst entscheiden.

DL Dumb Broad LP
DL Repulsion: Extras
DL Live at Lambeth Womens Projekt

Buy Here & Here

Sonntag, November 2

Celestica - I Could Never Let You In EP



Schwedischer Post-Hardcore mit Attitüde und Melodie? Klingt irgendwie nach Umeå. Celestica kommen aber aus Örebro.
Wer kennt es nicht: eine Band, schier aus dem Nichts gekommen und von der man zuvor noch nie etwas gehört hat, die einem bereits mit dem ersten Riffanschlag jegliche Skepsis aus dem Kopf bläst. Beim schwedischen Quintett Celestica braucht es nicht lange, bis sich der Verdacht aufdrängt, dass hier keine Unbekannten zu Werke gehen. Wer sich in der schwedischen Untergrundszene etwas auskennt (hierzu im übernächsten Bandcamp-Hardcore-Volumen mehr), der könnte durchaus schonmal über die kurzlebige Band Concubine gestolpert sein, die sich irgendwo zwischen chaotischen Hard- und Metalcore austobte, von der sich 3/4tel Mitglieder nun in Celestica wiederfinden und darüber hinaus in vielen weiteren Kollektiven aktiv waren und noch immer sind. Celestica's Debüt "I Could Never Let You In" ist diese Erfahrenheit jederzeit anzuhören, auf dem sie eben nicht nur Einflüsse des Melodic Hardcores, Post-Hardcores und Punks willkürlich vermengen, sondern zu einem routinierten, fast schon selbstverständlichen Sound formen. So wird "Vapid Eyes" durchgängig von einer treibenden Hookline getragen und von Frontmann John Jonséns gutturalem Geschreie ordentlich angeheizt. "Antipathy" steigert sich zusätzlich noch in etwas mehr Spielfreude, steht aber der ansteckenden und mitfiebernden Wirkung des Openers in nichts nach. Es macht tatsächlich wenig Sinn, einzelne Songs herauszupicken, da alle vier einem ähnlichen Muster folgen. "Nothing in Unison" nimmt zwischenzeitlich etwas das Tempo heraus, während "Keep the Lights Alive" hingegen etwas mehr als zwei Minuten lang das Gaspedal bis zum Anschlag durchdrückt.
Die üblich verdächtigen Referenzbands spare ich mir mal an dieser Stelle. Dass Celestica keine musikalische Revolution starten wollen, dürfte eigentlich klar sein. Aber wen stört's, wenn solch geile Songs dabei herausspringen?!

Zu ihrer EP ließ die Band 50 Tapes produzieren: 10x blau; 10x lila; der Rest in grün.



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DL & BUY Tape "I Could Never Let You In" EP

Jahres-Sampler