Mittwoch, Juli 30

Der Bandcamp-Hardcore Vol.25

Old Soul



Mit dem Grind-Tech-Screamo-Shred-Smashdown-Mix, den sie noch unter ihrem Alter Ego :Capacitor: fabrizierten, fanden sie nie so wirklich eine klare Linie. Mit Old Soul sind Casey, Mikey, Steven (Watermouth), Jimmy (ex-Under Anchor) und Neuankömmling Adrian (u. A. bei Cloud Rat, Found Letters und The Breath That Moves the Branches) zu einer Band herangewachsen, für die Genregrenzen zwar immer noch keine Rolle spielen, die nun aber ihre Einflüsse und Experimente in besserer Relation zu dem Grundtenor setzen. Dieser setzt sich aus den beiden Bausteinen Black Metal und Post-Rock zusammen und wird wie in den beiden konzeptionell verbundenen EP's "Natures Arms Encircle All" und "Who Are Willing to Draw Close" beispielsweise um Dreampop erweitert. Auf "Tidal Lock", Old Soul's Quasi-Longplayer, werden vier Songs in epische Länge gezogen, die sich neben dem reduzierten "Dreamo" vor allem in atmosphärischem Post-Rock verlieren, verzerrte Gitarren grummeln lassen oder zu wuchtigem Post-Metal auftürmen. Das klingt in dieser Aneinanderreihung sicherlich nach einem altbekannten Muster, wurde von den hier werkelnden Musikern aber brachial gut zusammengeschustert.

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DL "Tidal Lock 12", "Who Are Willing to Draw Close EP" & "Natures Arms Encircle All EP"

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Riplay

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Das Leipziger Quintett Riplay versorgt bereits seit 2008 (seither mit einigen Neubesetzungen) den deutschen Untergrund mit innovativen Post-Hardcore. Mit ihrem jüngst erschienenen Release "Sarajevo" kann die Band bereits ihre vierte EP verbuchen, auf denen sie allesamt und immer wieder auch Ausflüge in andere Genres unternahm. Auf "Sarajevo" ist es beispielsweise der Song "Citra", der sich zeitweilig im plänkelnden Post-Rock verliert und flirrende Shoegaze-Gitarren auffährt, während der Groove der Melodic-Hardcore-Nummer "Private Prison" von plötzlich einsetzenden Breakdwons oder den sich manisch steigernden Sprechgesang durchbrochen wird. "Antikoerper" und "Korean Garden" liebäugeln gar mit Metalcore. Dass die EP mit einer female-fronted Akustikballade - als Hidden Track im letzten Song "Sarajevo" untergebracht - ausklingt, kommt dabei gar nicht mal so überraschend, da Riplay auf ihrer neuen EP auch ansonsten nicht mit Referenzen zu From Autumn to Ashes' womöglich besten als auch vielseitigsten Album "The Fiction We Live" geizen. So kann's ruhig weitergehen, am besten auf Albumlänge.

DL Sarajevo EP Here & Here
DL Loose EP
DL Destructive Poetry EP

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Wolf Down

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Spätestens mit ihrem letztjährig erschienenem, ersten Longplayer "Stray From the Path" haben Wolf Down (alternativ WOLFxDOWN), die sich aus Mitgliedern ehemaliger Sink or Swim und Kontrapunkt zusammensetzt, den Untergrund verlassen. Über Bookingagenturen und Labels konnte die Band bereits Kontakte nach Südamerika und Asien knüpfen, und sowieso würden die vier Ruhrpott-Rowdys am liebsten die ganze Welt bespielen. Klar, dass in DIY-Kreisen ein derartig großer Sprung auch einige Kritiker aufscheucht, die Wolf Down nun schon automatisch im Mainstream verorten. Dabei gibt es doch eigentlich so viele andere Probleme, auf die es aufmerksam zu machen gilt, wie die Verschwendung und die nachhaltige Zerstörung der Ressourcen unseres Planeten und die gleichgültige Haltung seiner Bewohner. Die Band selbst richtet sich nach einer veganen Straight-Edge-Lebensweise, wie man dem Bandnamen bereits ablesen kann. Vor allem aber nimmt er in seiner unterkühlten und unprätentiösen Art vorweg, dass hier eben auch kein Hipstergepose bedient wird. Stattdessen lieferten Wolf Down, angeführt von ihrer äußerst wütenden Frontfrau Larissa, mit "Stray From the Path" ein gehöriges und erfrischend old schooliges Hardcore-Brett ab, das der fiebrigen Moshgemeinde das Weiß in die Augen treiben dürfte.
Start A Fire Records sponserte die Gratis-Downloads ihrer beiden Vorab-EP's "MMXI" und "Renegades". Über das Bremer Label sind beide Releases auch als knallbunte 7"-Varianten zu ergattern.



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Grim Van Doom

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Auch das Wuppertaler Quartett Grim Van Doom schickt mit seinem Bandnamen und den mit Testosteron polierten Bandlogo und -Fotos bereits einen treffenden Vorgeschmack auf das zu Hörende voraus. Auf ihrem 2012er-Demo schleppen sich die vier durch doomenden Sludge-Metal, womit die Beteiligten nun in eine vollkommen anderen Richtung ausholen, als mit ihren vorherigen und Nebenbands Ikarus, The ProZak Five oder The Spines. Wie zähflüssiger Schlamm ziehen sich die eingängigen Hooks durch die drei Demosongs, die sich durch die nihilistischen Texte und dem markerschütterndem Geschreie in eine düstere Aura wickeln, allen voran das fast schon hitverdächtig groovende "Butchr". Und wo wir schonmal bei Vorgeschmack sind: auf Youtube erschien jüngst ihr neuer Song "Child of Light" - als Anheizer für das diesjährig erscheinende Debüt-Album.

DL Demo 2012


Glaciersbay

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Ist das noch Melodic Hardcore oder schon Metalcore? Eine Frage, mit der sich kleinliche Kritiker sicherlich so einige Nächte um die Ohren schlagen können. Glaciersbay ist es egal, ob Konzertveranstalter sie nun mit dem Einen oder dem Anderen ankündigen, denn die vier Dortmunder wissen ganz genau, dass ihre Musik nunmal überwiegend im Ohre des Hörers liegt. Zumal im Ruhrgebiet die Hardcoreuhren ohnehin etwas anders ticken und die anvisierte Hörerschaft zu allem mosht, was gerade auf der Bühne steht. Diese teilte sich die Band immerhin und u. A. schon mit ihren ähnlich grenzwandelnden Kollegen von Choose Your Path, Lavatch, Distance in Embrace und A Traitor Like Judas. Da wäre es ja geradezu dilettantisch zu hinterfragen, ob das hämmernde Schlagzeug nicht einen Deut zu schnell für die melodisch aufheulenden Gitarren ist. Letztendlich können sich Glaciersbay ganz gut auf dem Kompromiss aus gesunder Härte und treibenden Melodien einigen. Und wenn die Band das kann, können wir das auch. Weiter so!




Ghostwriter.

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Ob Bands wie Metallica, Rise Against & Co. ihre weltweiten Release-Touren überhaupt noch richtig genießen können. Klar, sei es nun Deutschland, England oder Japan - die Großstädte und ihre Bewohner sind überall toll und sowieso gerade das geilste Publikum, vor dem man je gespielt hat. Aber kann man das Bands dieser Größenordnung überhaupt noch abnehmen?
Das Berliner Quintett Ghostwriter. hatte auf seiner vergangenen Ost-Europa-Tour sicherlich nicht weniger Stress, als jede andere Band auch. Sie wissen aber ganz genau, dass all das ohne dem Engagement und die Hilfsbereitschaft Anderer nunmal nicht möglich gewesen wäre, weshalb die Band auf ihrer Reise eben nicht nur von Auftritt zu Auftritt dachte, stattdessen auch ein Auge für die einmaligen Landschaften zwischen den östlichen Metropolen hatten und sich schließlich bis zum kleinsten Glied hinab bei allen Beteiligten namentlich bedankte. Kurzum: im D.I.Y. geht es um das Miteinander, statt gecasteter Werbetouren. Warum das hier nochmal explizit erwähnt wird? Das Berliner Quintett Ghostwriter., ehemals Once Back Victorious, die sich wiederum aus den aufgelösten Bands Panic Pit und Catacombs Under the City zusammenschloss, spielen - nunja - grundsoliden Hardcore-Punk, der melodische Gitarrenparts und hämmernde Riffs zu einer homogen fließenden Masse vereint und der mit jeden Anschlag und wütend ausgekotzten Vers noch genügend Schmutz aufwirbelt, um derartige Mucke aus der Arena in den schäbigen Rockkeller nebenan zu tragen. Soll heißen: die Band verfügt zwar über ein enormes Songverständnis, womit sich heutzutage allerdings weder eine Revolution anzetteln, noch ein Innovationspreis gewinnen lässt. Der Vorteil - und jetzt kommt die Brücke zur Einleitung - liegt allerdings darin, dass man für einen schmalen Taler von Ghostwriter. die Musik auf die Ohren bekommt, für die man bei anderen Bands alleine des Namens wegen schon das zehnfache bezahlt. Und hinter große Namen müssen sich die fünf Hauptstädter sicherlich nicht verstecken.
Ihre Debüt-EP "Why and Wherefores" und das erste Full-Lenght "Storms and Promises" gibt's gegen Spende auf Bandcamp, letzteres derzeit für gerade mal 6 EUR auf Vinyl im Bigcartel-Shop der Band.
Die gemeinsame Split mit der Münchener Metalcore-Combo Abyss A.D. (PWYW-Download der Abyss A.D.-Seite HIER) erschien auf 7inch-Vinyl, sowie roten (50 St.) und weißen (100 St.) Tapes.

DL Storms and Promises LP
DL Whys and Wherefores EP

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InPandora

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Mit ihrem letzten Album "Die Kälte der Neuen Biederkeit" spalteten sie ihre eingeschworene Fangemeinde in zwei Lager. Aber egal von welchen kritischen Standpunkt man dieses Album nun auch betrachten mag, es ändert nichts an der Tatsache, dass sich Adolar mit ihren beiden vorherigen Alben selbst zur größten Referenz erklärten. Emorock, der durch frenetischen Indie und heavy Riffing angetrieben wurde und neben tollen Melodien auch immer einen Schuss Wahnsinn beinhaltete. Vor allem letzt genanntes kann man auch auf den Sound des Ennigerloher Quintetts InPandora subsumieren, das im Gegensatz zu o. g. Leipzigern seine übrigen Eigenarten eher in den (Post-)Hardcore überträgt. Die 2008 gegründete Band debütierte zwei Jahre später mit ihrem ersten Demo "Inkognito", auf dem sich die fünf noch etwas unentschlossen zwischen Crossover ("An jeder Ecke") und NDH ("Im Namen des Feuers", "Inkognito") ausprobierten, ehe sie mit den letzten beiden Songs "Vogelflug" und "Solange du gehst" das Fundament zu ihrem wesentlich homogeneren, wenngleich immer noch experimentellen Post-Hardcore legten. So waren die acht Songs ihres 2013er Demos "Zwischen den Zeilen" wesentlich besser aufeinander abgestimmt. Zwar rissen auch diese immer mal wieder in andere Genres wie Indie, Metal und Rock'n'Roll (=rockige Hooklines) aus, wurden dabei aber mehr von der emotionalen Gemütslage der beteiligten Musiker gelenkt, als von der bloßen Absicht, auf Teufel komm raus interessanter klingen zu wollen. Ebenfalls ein Umstand, den sich InPandora mit den früheren Adolar teilen und der leider nicht selbstverständlich ist, denn letztendlich ist es einer experimentellen Band nunmal anzuhören, ob ihre Musik tatsächlich aus dem Herzen oder aus reinem Hipstertum entspringt.

DL Zwischen den Zeilen Demo
DL Inkognito Demo


Assigned

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Bonusbeitrag! Die Band Assigned war in den Jahren 2006 bis 2012 aktiv und ist daher mittlerweile wohl alles andere als ein Geheimtipp, den es hoch anzupreisen gilt. Kein Grund, um sich nicht trotzdem nochmal ihr 2009er Demo "Fallen Down Bricks" zurück ins Gedächtnis zu rufen, das noch immer als Spendendownload auf Bandcamp verankert ist. Die Band selbst definiert ihren Stil als Screamo, was sich nach dem eher metalcore-lastigen Einstieg des Intros "Capstone", gefolgt vom regulär ersten Song "Forsaken", als eine äußerst großzügige Auslegung dieses Genres entpuppt. Mit "Tonight We Will Rise" und dem leicht atonalem "Deadbeat" schlagen Assigned die Brücke zum breakdownlastigen Emocore der Marke Funeral For A Friend oder The Used. Einen umso überraschender wirkenden Ausklang findet das Demo dann im letzten unplugged Song "Hope in Hard Times". 
Im Januar dieses Jahres, mehr als ein Jahr nach Bandauflösung, stellte die Band ihre bislang letzte Aufnahme online. Mit der Electro-Metalcore-Adaption des Kirchenliedes "Oh Haupt voll Blut und Wunden" (ursprünglich auf dem "Zeitlos: junge Bands spielen alte Choräle"-Sampler erschienen), verabschieden sich Assigned mit der selben Intention, mit der sie anfangs zusammenfanden - nämlich christlichen Liedern ein rockiges Outfit zu verpassen.

DL Fallen Down Bricks


Choked By An Alligator

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Zweiter Bonusbeitrag: auch Choked By An Alligator, ursprünglich im Jahr 2007 unter dem Namen Versus gegründet, ist mittlerweile aufgelöst. Dabei fiel die Dortmunder Band mehr durch ihre zahlreichen Neu- und Umbesetzungen auf, als mit Veröffentlichungen. Die einzigen Konstanten waren gleichzeitig auch die drei Gründungsmitglieder Dennis (ehemaliger Shouter der Formation Schemontheb, Mitbegründer des Labels Still Bleeding Records und aktuell bei der Hardcore-Punk-Band Man Drill aktiv), Flo und Alex. Mit ihrem Namenswechsel im Jahre 2009, entfernte sich das Quintett auch etwas vom brachial rohen Goregrind der Anfangszeit, hin zu ausstaffierten und klareren Strukturen. Zwar reichte es immer noch nicht aus, lediglich eine Schublade aufzureißen, um den Sound der Band definieren zu können. Ihre Einflüsse aus Death Metal, Metalcore und Hardcore, versetzt mit Beatdown- und Downtempo-Einlagen, waren nunmehr homogen ineinander verflochten. Die Songs "It ain't over 'till the lights are on" und "First impressions to the monkey dance" bleiben somit vor allem durch das Zusammenspiel von markanten Riffs und melodischen Hooks im Ohr hängen und können sich zudem einer soliden Produktion erfreuen.
Die Bandcamp-Compilation "The Good Old Times" beinhaltet neben sämtlichen Versus-Songs auch die CBAA-EP, mit der die Band 2012 immerhin auf's Podest des "Rockt die Ruinen" Bandcontests kletterte.

DL The Good Old Days



Außerdem


Möngöl Hörde

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Das Phänomen des abtrünnigen Hardcorelers bildet schon lange keine Ausnahme mehr. So fand Dallas Green mit City and Colour zur friedfertigen Erleuchtung, während Johnny Whitney an seinem Soloprojekt auch noch seinen zweiten Hoden verlor. Jamie Lenman hingegen, musste für seinen Folkrock-Hardcore-Spagat auf "Muscle Memory" nicht einmal eine zweite Band ins Leben rufen. Frank Turner zog es bereits schon vor neun Jahren vom Hardcore und Punk in den Singer/Songwriter-Folk, wobei er seine Wurzeln nie so recht verheimlichen konnte, sicherlich auch nicht wollte. Während der Brite seither die großen Bühnen der Welt betrat und sich in die Herzen eines Millionenpublikums spielte, hinterließ er im Untergrund seine alte Fangemeinde, die geduldig darauf wartete, dass ihn seine Vergangenheit irgendwann einholen würde. Ihr eigens ernanntes Spaßprojekt Möngöl Hörde (alternativ Mongol Horde) hielten die drei Beteiligten lange Zeit unter Verschluss, bis Turner das Geheimnis in einem Statement auf seinem Blog schließlich lüftete. Gemeinsam mit seinen befreundeten Kollegen Matt Nasir (von Turners Studio- und Live-Band The Sleeping Souls) und Ben Dawson (Pale Horse), mit dem er bereits in seinen anfänglichen Hardcore-Punk-Bands Million Dead und Kneejerk (jeweils Free Downloads HIER) zusammen spielte, veröffentlichte er kürzlich das selbstbetitelte Debüt-Album seines Seitenprojektes. Die Vorab-Single "Make Way" wusste bereits ordentlich einzuheizen, stellte mit ihrer anfänglichen Jazz-Finte aber auch klar, dass die Band nicht nur genretypische Standards erfüllen will. Auf dem Album befindet sich mit dem kurzen Intermezzo "Winky Face the Mark of a Moron" noch ein weiterer Ausreißer dieser Art, ehe das Trio fortan durch diverse Spielarten des Hardcores fegt und sich Turner dazu die Seele aus dem Leib kotzt. Klar, das kennt man so oder so ähnlich bereits von Bands wie Converge, Gallows, The Dillinger Escape Plan oder eben auch Jamie Lenman, mit dem sich Möngöl Hörde zuvor bereits eine 7" im Rahmen der Xtra Mile Single Sessions teilten. Der Band ist ihr Spaßfaktor allerdings durchaus anzuhören, nicht nur zuletzt wegen kurioser Geschichten wie in "Tapeworm Uprising", wonach Natalie Portman ihre Hollywoodkarriere angeblich einem riesigen Bandwurm zu verdanken hat. Aber nicht nur Turners altbekannter Zynismus, sondern vor allem sein facettenreicher/s Gesang/Geshoute, der/das von aggresiv bis wahnsinnig alles abdeckt, was die Synapsen kollabieren lassen könnte, und sein feines Gespür für tolle Melodien, krönen "Mongol Horde" definitiv zu einem Genre-Highlight des Jahres 2014. Mindestens.

Weitere Hörproben HIER & HIER

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Sonntag, Juli 27

Willkommen zurück, Jugendsünde!



Unsere aktuelle "Platte des Monats" gab mir nach langer Zeit mal wieder Anlass, das Netz nach einigen "Jugendsünden" zu durchforsten. Lange Zeit sah es nach der genugtuenden Erkenntnis aus, dass die entsprechenden Bands ab dem Zeitpunkt für mich uninteressant geworden wären, als ich sie damals ohnehin aufgrund einer Sinneswandlung aufhörte zu hören. Wie gesagt, lange Zeit...bis ich auf CrosscuT stieß. Natürlich muss man nicht meine Begeisterung für deren zweites Album "Nonesizefitsall" teilen, welches in meiner Anlage damals auf Dauerrotation lief. Klar, es war das Major-Label-Album, das mit namenhaften Gastsängern wie Braz (4Lyn) und Mille (Kreator) - aus deren beiden Namen sich übrigens auch der Konsens des Albums ableiten lässt, nämlich Trash-, NuMetal und Crossover unter einen Hut zu bekommen - aufgepäppelt wurde.
Hin oder her, sei es wie es ist oder eben war. CrosscuT habe ich danach aus den Augen verloren, nicht nur zuletzt, weil die Band nach ihrem dritten Album zehn Jahre auf Eis lag. Bis heute, im Jahr 2014, wo sich die Band mit jeweils einer Neu- und Umbesetzung zurückmeldet, um die seit damals angekündigte EP nachzureichen. Seit Juni dieses Jahres ist "From Spark to Fire" in allen digitalen Plattenläden erhältlich, für die das Berliner Quartett 2013 fünf neue Songs aufnahm. Dass sich am Sound der Band etwas ändern würde, vielleicht sogar musste, nimmt bereits das elektronisch untermalte und düster atmosphärische Intro "Into the Breathing Black" vorweg, ehe es mit dem wuchtigen Titeltrack auch gleich mal gewaltig eins auf die Zwölf gibt. Ja, ohne derartige Standardfloskeln lässt sich ordentlich ausproduzierter Metalcore eben nur schwer erklären. CrosscuT haben sich mit ihrer Vergangenheit eben selbst den Zwang auferlegt, Standards erfüllen zu müssen. Dabei war der Aufnahme- und Produktionsprozess ihrer EP ein deutlicher Schritt zurück in Richtung ihrer Anfangsphase und somit des D.I.Y. Nur, dass es der EP eben nicht anzumerken ist. Mit dem nötigen Hintergrundwissen allerdings, lässt sich "From Spark to Fire" vielleicht sogar mit anderen Ohren hören.

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Freitag, Juli 25

Platte des Monats 07/2014: Pragmatic - My Own Path



"Ungeniert" könnte vielleicht das Schlagwort der hier vorliegenden Rezension sein, denn: ungeniert schlägt das Beelener/Münsteraner Quartett Pragmatic bereits im Opener "Portrait" die Brücke von unaufgeregten Crossover zu wütenden, oldschooligen Gangshouts; ungeniert werden im folgenden "Take It Back" ausgemusterte Genregrößen wie Clawfinger, CrosscuT und Thumb zitiert; ungeniert wurde während der Aufnahmen zu "Screaminside" und "Burning Bridges" zweifelsohne eine Menge Rage Against the Machine gehört; ungeniert verliert sich das sonst so riffverliebte "Start All Over" zum Ende hin in einem 80er-Jahre-Gedächtnis-Gitarrensolo. Kurzum: Pragmatic's Debüt "My Own Path" ist ein rundum ungeniertes Album geworden.
Die bedrohlich stampfende Hardcorenummer "Media", der punkigere Titeltrack und die NuMetal-schwitzende Video-Single "What It Takes" zeigen aber auch, dass sich die Band auch ohne zu Zitieren hervorragend im Modernen Hardcore zurechtfindet, was sicherlich auch ein Stück weit der angemessenen und beachtlich fetten Produktion zu verdanken ist.
Will jetzt auch gar nicht weiter Rumschnacken. Kauft euch das Teil, ladet es euch für umme oder kramt in eurem Plattenschrank einfach mal wieder nach euren Jugendsünden. Was vier Kerlen in einem Kuhkaff nicht peinlich ist, muss euch zu Hause erst recht nicht peinlich sein.


Um an ein physisches Exemplar des Albums (CD im aufklappbaren Pappcover) zu gelangen, muss man die Band bei einem ihrer Konzerte besuchen oder einfach ganz ungeniert via Mail an stefan-mappel@gmx.de nachfragen.


Dienstag, Juli 22

Macky Messer - Where Do You Live? EP



Wer sich gleichmal Ende letzten Jahres/zu Beginn des Jahres Macky Messer's Debüt-Album "Yellow Heart" über den Bigcartel-Shop der Band zulegte, stolperte zunächst über eine spartanisch aufgemachte CDr, die von der Band lediglich mit einen einfachen Cover-Einleger in eine Plastikhülle untergebracht wurde. Spätestens nach einen vollständigen Durchlauf des Tonträgers in der heimischen Anlage stellte man jedoch überraschend fest, dass sich darauf zehn statt der im Bandcamp-Stream angekündigten sechs Songs befinden.
Mit den vier Songs auf "Where Do You Live?" komplettiert das Dortmunder Quartett um Mastermind Sebastian "Menny" Leusmann, der für seine Band nach und nach eine Schar hardcoresozialisierter Mitstreiter rekrutierte, nun seine bisherige Bandcamp-Diskografie, für die sich die vier im März dieses Jahres in Kurt Ebelhäuser's Tonstudio 45 einfanden. Der wiederum ließ es sich natürlich nicht nehmen bei "The One" selbst Hand anzulegen, was dem durchweg treibenden Alternative-Sound des Songs (denke an Blackmail) durchaus anzuhören ist. Aber auch die übrigen drei Songs bekamen eine drückende und vollere Produktion übergebügelt, die Macky Messer mit jeden Gitarrenanschlag mehr ein Stück weit aus dem (Psychedelic-)Indie Richtung Alternative und Desert Rock drängt. Vergleiche zu den Queens of the Stone Age und Eagles of Death Metal sind daher nicht nur naheliegend, sie drängeln sich regelrecht auf. Und welche Band aus dem Ruhrpott kann das schon von sich behaupten?!
Im Juni konnte die Band mit Thatchai Pinyou, der nach seinem Umzug nach Deutschland vorerst von Wolle Petry musikalisch beeinflusst wurde, später jedoch mit Underground-Bands wie die Indie-Post-Hardcoreler Lost in Fiction durch die Kleinstclubs zog, ihr fünftes Mitglied und gleichzeitig dritten Gitarristen vorstellen.
Auch "Where Do You Live?" ist als Demo-CD erhältlich, die von der Band diesmal immerhin in einem bedruckten Pappschuber verstaut wurde.



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Sonntag, Juli 20

A Tired Day's Night - Bright Windows EP



In seinem Review zum Debüt-Album "Out of the Circle" (lese + Exklusiv-Download HIER & kaufe HIER) prangerte unserer allseits beliebter Rocki noch die eigens gewählte Spartenart (Alternative) der Band an. Gleichzeitig wünschte sich Visions-Autor Matthias Möde bei seiner Bekanntgabe des "Demos des Monats" (Ausgabe Juni 2013, lese HIER) eine "professionellere Produktion".
Ende Mai dieses Jahres veröffentlichte das Quartett A Tired Day's Night aus Meschede nun also die EP nach dem Album. Als Stream und Download ist "Bright Windows" natürlich auf Bandcamp zu finden - und sie ist nicht nur mit "Alternative", sondern, um auf Nummer sicher zu gehen, auch noch gleich mit "Alternative Rock" betagt. Die Aufnahmen und die Produktion der fünf neuen Songs fanden diesmal im gut ausgestatteten Soester Elektrofish Studio statt. Tja...nimm's nicht persönlich, Rocki. Dass die Visions mehr Einfluss auf die Bands nehmen kann als wir, war eigentlich zu erahnen ;). Und eigentlich ist die Sparte Alternative ja auch gar nicht so falsch, nur, dass man damit allein eben nicht alle Seiten der Band durchleuchten kann. Da muss man schon etwas genauer Klamüsern, was für uns hier bei Gerda natürlich selbstverständlich ist, denn: (Achtung! Es folgt unser ureigenstes und keinesfalls abgekupfertes Motto.) Von allen Bands schätzen wir doch am meisten die Interessanten. Das Interessanteste am Sound von ATDN ist, dass man nicht einmal genau sagen kann, welcher Stil der dominanteste ist. So wird der Alternative-Ausbruch im mittleren Teil des Openers "Made of Glass" von einem geschickt konstruierten Post-Rock-Geflecht umwoben. Auch das mathig verspulte "Castles" hält nicht viel vom klassischen Aufbau und rennt zielstrebig durch die einzelnen Songetappen, hin zum tollen und chorverliebten Finale. Das hätten auch die früheren Biffy Clyro nicht besser hinbekommen, ebenso wenig, wie The Thermals einen schöneren Indie-Hit als das darauffolgende "To liberate" hätten schreiben können. Und wer bis hierher noch nicht die Erwartungshaltung eingenommen hat, dass auf "Bright Windows" eben nichts so verläuft, wie es den anfänglichen Anschein nach hat, der darf sich nochmal von der Quasi-Ballade "Odd Voices" aus der Ruhe bringen lassen oder geduldig auf den zweiten Hit - einer neu eingespielten Version des zweiten Songs ihres Debüts - "We were islands (2014)" warten.



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Freitag, Juli 18

Hyne - Album "3000" + EP für lau & Ankündigung Album "Elements"



Es ist schon bemerkenswert, was die Tage hier in Deutschland so alles aus dem Untergrund an die Oberfläche durchsickert. Ob nun die Operators in Berlin oder Stonehenge aus dem benachbarten Potsdam. Selbst das Zwei-Mann-Chaos-Orchester Dyse entfernte sich mit ihrem letzten Album ein Stück weit vom infernalen Noisecore, hin zum Wüstenrock. Von alten Hasen wie Samavayo oder ULMe will ich gar nicht erst sprechen. Mit Hyne hat die Stoner-Flutwelle nun also auch den Norden Deutschlands erreicht (oder zurückerobert), was Liebhaber der Sparte nun endgültig vor die Qual der Wahl stellt. Klar, Szenegänger haben das Hamburger Quintett bereits seit ihrem in Eigenregie veröffentlichten Debüt-Album "3000" (2011, als CD erschienen) auf dem Schirm, das vor allem wegen des markanten Gesangs ihres Ex-Frontmannes Adam McLocklan und einer durchaus rohen als auch reduzierten Produktion herausstach. Christopher Koschelski, der nicht einmal einen Monat nach Adam's Ausstieg als neuer Sänger präsentiert werden konnte, wurde sogleich für die 2012er-EP (als selbstgebastelte CD im goldenen oder silbernen Cardboard Sleeve) in die Pflicht genommen, die schonmal einen treffenden Vorgeschmack auf das geben sollte, was sich auf dem, am 18. Juli 2014 erscheinenden, zweiten Album "Elements" so alles ändern wird. Letztendlich ergeben sich diese Veränderungen als logische Konsequenz, indem die vollere, wenngleich in meinen Ohren weniger markante, Stimme des neuen Sängers Rückendeckung von einer dementsprechend druckvolleren Produktion erhält. Nur so können breitbeinig aufgestellte Hard-Rocker wie der Opener "The Engine", die Video-Single "Beneath the Radar" und das psychedelisch verhallte "Pieces of the Universe" funktionieren. Aber auch die sechsminütige Blues-Hymne "Burn" oder die eine Minute ausdauerndere Psychedelic-Ballade "Elements" leben von einem mitreißenden Groove, der den Hörer auch über diese Distanz hinaus unentwegt zu fesseln vermag. Das Western-Interlude "Western Circus", in dem sich René Hofmann von der Darmstädter Psychedelic-Doom-Band Wight an der Mundharmonika auslässt, und das balladeske, fast schon mittelalterlich (aus)klingende "Elbsand", bieten zwischen all dem Bier-, Leder- und Schweißgeruch, den das Album grundsätzlich ausdünstet, die Gelegenheit zum Durchatmen.

"Elements" erschien als Koproduktion der beiden Szenelabels Setalight und Fuzzmatazz auf limitierten farbigen, als auch schwarzen 180g-Vinyl inkl. DLC, auf CD im Jewelcase mit achtseitigem Booklet und Download.



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DL Album "3000"

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Mittwoch, Juli 16

Gallon Drunk bedanken sich bei ihren Fans und verschenken eine epische Version ihres Songs "The Speed of Fear"



Gallon Drunk um Mastermind James Johnston (ex-Nick Cave & the Bad Seeds und -Faust) waren nie die Band für Zwischendurch. Zu tief- und abgründig sind ihre Songs, zu verspult und genreübergreifend, um sich für längerer Zeit auf der Playlist eines verknorzten Indie-DJ's halten zu können. Dabei passte ihr Quasi-Alternativerock nicht nur hervorragend in die 90er-Jahre, sondern vor allem in die nach Freigeistlichkeit verlangenden Gegenwart. Neunzehn Jahre und sechs Alben lang blieb die Londoner Band ihrem Stil treu, ehe sie sich nach einer längeren Pause im Jahr 2012 mit ihrem düstersten und bis dato vielleicht auch besten Album "The Roads Gets Darker From Here" zurückmeldeten, auf dem Gallon Drunk die zwischenzeitlichen Schicksalsschläge - darunter auch der tragische Tod ihres Bassisten Simon Wring - mit reichlich Whiskey in seelische Abgründe hinab spülten. Dass ihr siebtes Studioalbum gewissermaßen einen bedingten Neuanfang darstellen würde, war somit ebenso zu erwarten, wie die Tatsache, dass die Band mit ihrem neuen "The Soul of the Hour" einige Experimente wagen würde. Da sich hierzu aber Gott und die Welt schon zu Genüge ausgelassen haben, möchte ich an dieser Stelle lieber darauf hinweisen, dass Gallon Drunk gemeinsam mit ihrem neuen Label Clouds Hill Recordings einen Gratis-Download des Songs "The Speed of Fear" sponsern. Dabei handelt es sich um eine Live-Aufnahme ihres im vergangenen April absolvierten Auftrittes im Club Le Batolune, die im Gegensatz zur Albumversion auf mehr als die vierfache Länge (26 Minuten) gestreckt wurde. Getragen von einer hypnotisch psychedelischen Hookline, spielen sich Gallon Drunk in einen wahren Sinnesrausch, der abrupt von einem free-jazzigen Saxofon und anderen Instrumenten-Crashs ordentlich durchrüttelt oder von Johnstons hallenden Gesang zurück in die melodische Spur geführt wird. Alle andere, als ein kleiner und leicht verdaulicher Appetithappen.

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DL The Speed of Fear (Live in Honfleur)

Donnerstag, Juli 10

Der FRONT Summer Sampler



Das belgische Netlabel 'The FRONT Agency' veröffentlichte vor einem Monat einen recht außergewöhnlichen Summer Sampler. Obwohl sich die Plattenfirma Post- und Metalcore auf die Fahne schreibt, finden sich auf ihrer Sommer Compilation 11 Künstler, die ein weites Spektrum des belgischen Musik-Undergrounds widerspiegelt. Bands die besonders hervorstechen:

FAITH IN FATE (Bandcamp) - Die 4 Jungs stehen auf harte Musik und können nicht ohne Saxophon. Deshalb versuchen sie sich in einer Mischung aus Freejazz (ein Muss wenn man das Saxophon beherrscht) und punkrock beeinflussten Hard-Rock Metal. Klingt sehr interessant.

INSIDE THE HAIL (Bandcamp) - Eine weniger emolastig klingende Band auf dem Sampler. Ihre Beitrag beginnt sehr atmosphärisch und steigert sich durch die E-Guit in melodischen Metal- und Postcore. Wem das nicht oldschool genug ist, kann sich auf deren Bandcamp auch ne limitierte CD für nen 10er ordern.

VERMILION (Bandcamp | Soundcloud) - Eine instrumentale progressive Djent-Metal Band. Gibts da noch mehr zu sagen? Hört einfach mal rein.

Hier gibts den kompletten Sampler im Bandcamp-Stream und zum PWYW Download:

https://www.facebook.com/thefrontagency
http://thefrontagency.bandcamp.com

Jahres-Sampler