Freitag, Juli 31

Blätter - Welt aus Papier EP



Band: Blätter

Titel/Release: Welt aus Papier/EP (130x Tapes mit Patch + Button, Digital)

Label: Alcoves Records/Koepfen/colossus tapes

Erscheinungsjahr: 2014

Genre: Post-Punk, Punk, Deutschpunk, Emo

FFO: Turbostaat, Captain PlaneT, Matula

Links: Facebook\\//Bandcamp



Kurzinfo:

Bandname + "Band" + Herkunftsort - die drei wesentlichen Google-Schlagwörter, mit denen ich bislang eigentlich immer genügend Informationen zur jeweiligen Band erhaschen konnte. Die Band Blätter aus Berlin hat es tatsächlich geschafft, mir diesmal einen Strich durch die sichere Rechnung zu machen. 'Ne Facebook- und Bandcamp-Seite gibt's, und wären da nicht noch die drei beteiligten Labels Alcoves Records, Koepfen und colossus tapes, die etwas Eigenwerbung für das gemeinschaftlich zusammen gebastelte Tape "Welt aus Papier" im Netz verstreuen, kaum jemand würde wohl Kenntnis von der Debüt-EP des Hauptstadt-Trios nehmen. Vielleicht ist das ja so gewollt. Kein großes Trara, wer es unbedingt will, findet sie schon. Lieber eine kleine ehrliche Fanbase mit offenen Ohren, als die gemeine Hipsterbande, die Blätter als einen weiteren belanglosen Ableger des post-modernen Punks der üblichen Verdächtigen ausmachen. Die Versuchung dazu ist groß, keine Frage, bewegt sich die Band immerhin auf nur allzu bekanntes Terrain. Das ist nicht verboten und auch gar nicht schlecht, denn Blätter haben auf ihrer EP sechs eingängige und schöne Melodien in petto, allen voran "Ketten" und "Blätter". Aber auch die gesunde Portion Aggressivität in "November" oder "Trüb und Grau (166)", die Nähe zur Hamburger Schule und einige Deutschpunk-Ausflüchte verfehlen ihre Wirkung nicht. Der eigentliche Grund, warum man sich "Welt aus Papier" auch als eingefleischter Turbostaatler anhören kann (und sollte), ist, weil die Songs von einer lyrischen Dynamik leben. Heißt: Blätter legen ihren Schwerpunkt in ihre emotional aufgestauten und sich entladenden Texte, die als Blaupause für das flexible Gitarrenspiel dienen. Kein entweder ... oder, kein unnötiges in die Länge ziehen. Kompakt nennt man das, glaube ich. So einfach und trotzdem intelligent kann Musik manchmal sein.

Stream & Buy "Welt aus Papier" Here & Here

Buy Here & Here

Dienstag, Juli 28

GRAN NOIR - Nora Video


GRAN NOIR's Debüt-LP "Alibi" hat uns im letzten Jahr allesamt mit nur einem Schlag regelrecht umgehauen. Ein Album, das der Züricher Band bereits Monate vor dem offiziellen Release den Geheimtipp-Status bescherte. Seit dem hat sich so einiges getan. Bereits die Folge-EP "Nora & Grace" stellte eindrucksvoll unter Beweis, dass die Band ihren Lorbeervorschuss nicht schon frühzeitig aufbrauchen wollte. Im Gegenteil. Mit ihrem eingängig-hymnischen und reichlich pop-affinen Alternative-Stoner-Rock, könnte die Band eigentlich die Tore der Welt aufstoßen und Muse-, Foo Fighters- und Silverchair-Anhänger vereinend in deren Arme treiben. Warum das in einem derartigen Ausmaß noch nicht passiert ist, bleibt mir ein Rätsel. Am Arbeitseifer der fünf Schweizer liegt es jedenfalls nicht. Nachdem Sandro seinen Ausstieg aus GRAN NOIR erklärte, um sich voll und ganz seiner jetzigen Hauptband Lyvten zu widmen, wurde sein Nachfolger, der ex-ILJA-Bassist Phil, bereits vollends in die Pflicht genommen. Über Monate hinweg, schreiben die Jungs nun schon fleißig an neuen Songs, die im nächsten Frühjahr das schwierige zweite Album schmücken sollen.



Um die Hörerschaft bis dahin bei Laune zu halten, wird fleißig getourt. Im Oktober und Dezember sind einige Konzerte geplant, auch hierzulande (Termine offen). Außerdem reichte die Band pünktlich zum einjährigen Jubiläum von "Nora & Grace" das Video zum Song "Nora" nach, dass in Berlin, Hamburg und an der Ostsee gedreht wurde und u. A. dem kreativen Kopf von Schauspielerin Tanja Lehmann entsprungen ist.


Buy Here & Here


Samstag, Juli 25

Platte des Monats 07/2015: Okkotonushi - Sleep/Talk



Band: Okkotonushi

Titel/Release: Sleep/Talk \\// Album (250 CD's in handgenähten Leinentaschen mit Booklet + Poster, Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2014

Genre: Progressive, Screamo, Post-Hardcore, Mathcore, Emo, Post-Rock, Experimental

FFO: The Sound of Animals Fighting, Test Icicles, We Sleep in This Machine

Links: Tumblr\\//Facebook\\//Bandcamp\\//Youtube\\//Soundcloud\\//Last.fm



Kurzinfo:
Erwischt! Wieder einmal muss ich mich wohl als Progressive-Nerd outen. Was damals mit den vergleichsweise harmlosen Aereogramme anfing, entwickelte sich für mich nach und nach zu einer stetigen Suche nach der Extreme. The Mars Volta, The Sound of Animals Fighting, The Fall of Troy, Between the Buried and Me, Protest the Hero und unzählige mehr. Immer höher, schneller, weiter, und wenn dabei auch noch geschrien wurde, umso besser. Ausgerechnet jetzt, wo sich in meiner Erwartungshaltung zu derartigen Releases eine, nunja, spröde Routine eingenistet hat, haben es die vier Amerikaner von Okkotonushi (Anime-Fans dürfte der Name geläufig sein) geschafft, eben jene wieder zu vertreiben. Natürlich lassen sich auch im Sound der Band aus Aurora Spurenelemente der ganz Großen (und vor allem Verrückten) dieses Genres wiederfinden. Die Faszination an Okkotonushi's zweitem Studioalbum "Sleep/Talk" liegt aber vor allem darin, dass es weniger vom konstruierten Wahnsinn bestimmt wird, als vielmehr von einem natürlich fließenden Avantgardismus voran getragen wird. Klar, auch "Sleep/Talk" hangelt sich an einem Konzept entlang. Es ist die Geschichte eines Traumreisenden, dessen schaurige aber auch schöne nächtlichen Abenteuer in zehn facettenreichen Klangbildern eingefangen wurden. So eröffnet der Opener "Forchids" recht schwungvoll und sprunghaft den bunten Reigen und erinnert mit Ian Ewing's zwischenzeitlichen Gesang stark an Congleton's frenetischer Kakophonie, "Utterances" dagegen an den jung krächzenden McCracken und an anderer Stelle an Jordan Spiers' (Flood of Red) spacig abdriftenden Organ. Ihr seht also, wohin das Ganze entgleiten kann. Die instrumentale Basis auf eine ähnlich penible Art zu sezieren, wäre daher wenig hilfreich. Die Bausteine und das Grundgerüst habe ich eingangs bereits erwähnt. Von Song zu Song werden diese beliebig auseinander gefriemelt und variabel wieder zusammen gesetzt. Wer in diesen Gefilden bereits fleißig unterwegs war, braucht ohnehin nichts zu befürchten und kann sich ein vages Bild malen (lassen). Das eingängig verwöhnte Ohr kann sich vorerst die offensichtlichen Melodieparts heraus picken und sich langsam an den Rest heran tasten.

Um die Gestaltung der CD kümmerte sich die Band selbst. Mit Posterbeilage, Booklet und Leinentasche haben sie ein rundum gelungenes DIY-Paket zusammen geschnürt.

P.S.: Mitglieder von Okkotonushi (manchmal auch bloß Okkoto) und der Indie-Folk-Band Charlie haben unter dem Namen Longweirdword eine gemeinsame Jam-Session veranstaltet und seit dem einige Live-Demos veröffentlicht.

DL & BUY "Sleep/Talk"



Mittwoch, Juli 22

KŸHL - Saus & Braus



Band: KŸHL

Titel/Release: Saus & Braus/Album (Tape, Digital)

Label: DIY/Mustard Mustache

Erscheinungsjahr: 2014

Genre: Screamo, Skramz, Mathrock, Experimental

FFO: Bastard Eye Scream, Android 18, What Price, Wonderland?, Todo Para Todos

Links: Bandcamp\\//Last.fm



Kurzinfo:

Eine Band mit einem Ÿ (Y mit Trema) im Namen? Da gehen die Lauscher doch glatt in Abwehrhaltung. Nach ihrem letzten Album und der "Du musst DŸSE werden"-Aktion, braucht man vor DŸSE sicherlich keine Angst mehr haben. Den Job übernimmt seit 2013 nun das Dresdener Trio KŸHL, wenngleich in einer anderen Form. Weniger Noisecore, als vielmehr 90er angelehnter Skramz, der die experimentellen Grenzen des Genres austestet. Die Band um Christoph Baudach (Vox, gelegentlich Bass), Philip Dziadek (Vox, Gitarre) und Audiocæneat!-Gitarrist Hans Wenke (Vox, Schlagzeug), will es dem Hörer jedenfalls nicht all zu leicht machen. Jeder Song öffnet eine neue Schublade und stößt gleichzeitig die zuvor geöffnete wieder zu, sodass man bei KŸHL mit derartigem Denken nicht sehr weit kommt. So wechseln die Songs mit der Spontanität des Mathrocks ständig die Richtung, gehen in punkige Sprints über und smoothigen Jazzgeplänkel oder verlieren sich kurz im Post-Rock-Sekundenschlaf. Selbst eine instrumentale Ballade wie "..." erleidet dabei etwas Schieflage. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, kann sich in den überraschend poetischen Texten verlieren, die es angesichts der sehr rohen Aufnahme allerdings mitzulesen gilt.

DL & Buy "Saus & Braus"\\//DL Here

Sonntag, Juli 19

Gesplittet, Teil 10

Foxmoulder & Eaglehaslanded Split-12"



Foxmoulder? Eigentlich müssten bei diesem Namen sämtliche Akte-X-Herzen höher schlagen. Und nur so am Rande, da gibt es noch eine Band aus Pittsburgh, die auf den Namen Dana Scully hört. Geil. Egal. Mit Alien- oder sonstigen Verschwörungstheorien haben Foxmoulder wenig am Hut. Zumindest musikalisch. Einen Schritt weiter weg vom Emoviolence ihrer "Lethe"-7inch und früheren Releases, dafür einen Schritt dem Screamo entgegen gekommen. Auch wenn die Band mit ihren neuen fünf Songs an einigen Stellen noch immer chaotisch, teils sogar zerfahren wirkt, sind es wohl die zugänglichsten, den die drei Kanadier mit Quone- und Delo Truda-Beteiligung bislang rausgehauen haben.
Das Eaglehaslanded aus Belgrad die B-Seite mit ihren sieben Songs regelrecht zuballern, wäre etwas zu voreilig. Zwar fräsen sich die von einem spacigen Intro eingeläuteten Songs 2-4 durch äußerst wüsten Screamoviolence. In "Tworatz" offenbaren die vier Serben aber mindestens genauso viel nostalgisches Feingefühl für 8-bit, wie in "1000 Palms" für balladeskes Gitarrengeplänkel.
Ein toller, wenngleich kurzer DIY-Screamo-Shot.

Die schwarze 12"-Vinyl erscheint im August in Kooperation zahlreicher Label und in drei verschieden farbenen Coverartworks.

Im August und September sind beide Bands auf großer Europa-Tour, wo sie hierzulande u. A. in Berlin, Leipzig, Hamburg und Köln spielen -> komplette Tourdaten siehe HIER.
 
Foxmoulder-Links: Facebook\\//Bandcamp\\//Last.fm

Eaglehaslanded-Links: Facebook\\//Bandcamp\\//Last.fm

Stream A-Seite\\//B-Seite

Buy Here, Here, Here & Here


I Saw Daylight & Deceits Split-7"


Die zweite Split läuft ganz unter dem Motto Melodic Hardcore. I Saw Daylight kamen bei uns bereits mit ihrer Debüt-EP "Despair" zur Ansprache. Seitdem haben die zwei Mädels und drei Jungs aus Ulm, von denen Eugen Troschin und Kurt Halter gelegentlich rüber nach Stuttgart zu ihrer Nebenband Reznik Syndrom pendeln, eine weitere EP und nun also eine Split mit dem Herner/Bochumer Quintett Deceits eingespielt. Je zwei neue Songs pro Seite schmücken die gemeinsame Split-7", die zumindest objektiv gesehen mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede offenbaren. Melodischer (Post-)Hardcore, der die innere Wut, Zerrissenheit und Angst mit verzweifeltem Geschreie und intensiven Gitarrenspiel nach außen trägt. Einzig. Dass im modernen Hardcoregenre auch immer wieder Platz für post-rockige Momente bleibt, stellen Deceits mit phasenweisen seichtem Gitarrengeplänkel etwas penetranter zur Schau.

150 pinke und 350 schwarz-weiß-marmorierte 7inches verließen das Presswerk, allesamt mit hübschen Coverartwork von ISD-Gitarristin Jessica Kinzer, die den selben Job bereits für die beiden vorherigen Releases der Band übernahm.

I Saw Daylight-Links: Facebook\\//Bandcamp\\//Last.fm

Deceits-Links: Facebook\\//Bandcamp\\//Last.fm

Stream Split-7" Here & Here

Buy Here, Here, Here, Here, Here & Here


Always Wanted War & Ghost Cat Split-7"


Wurde ja langsam Zeit, dass Marcellos Labelsprösslinge Always Wanted War mal wieder von sich hören lassen, denn ihr letztes Release, die tolle "C.R.E.A.M.-10", liegt nun auch schon anderthalb Jahre zurück. Mit zwei neuen Songs führt das Cuxhavener Trio abermals Hardcore-Punk und Screamo zu einer dynamischen und homogenen Einheit zusammen. Während "Action Intention" mit Vollgas und Punkspirit voran stürmt, drückt "Back to Subzero" rhythmuswechselnd etwas auf die Bremse, vielleicht auch, um den Übergang zur vom Hardcore abgewandten B-Seite etwas geschmeidiger zu gestalten.
Dort warten die vier Amerikaner von Ghost Cat ebenfalls mit zwei neuen Songs. Den Screamo-Gehalt fast vollständig zurück geschraubt, feilt die Band weiter an ihrem neuen Sound, der sich nunmehr gen Midwest-Emo-Punk mit Post-Rock-Einflüssen streckt. Vor allem ein Song wie "These Fragile Moments" lässt dabei durchblitzen, dass die verbliebenen drei Gründungsmitglieder noch immer den sinnlosen Tod ihres ehemaligen Bassisten Bryan Jackson verarbeiten müssen. Am 29 Oktober 2013, nur wenige Monate nach der Studiosession zum Minialbum "Weathered Light", fielen drei Bandmitglieder auf dem Rückweg von einem Konzert einem betrunkenen LKW-Geisterfahrer zum Opfer, bei dem Jackson quasi in den Armen seiner beiden Freunde starb. Die beiden Gitarristen Shane und Karsten überlebten knapp, zum Glück aber nur leicht verletzt.

Always Wanted War-Links: Bandpage\\//Facebook\\//Bandcamp\\//Last.fm

Ghost Cat-Links: Facebook\\//Bandcamp\\//Tumblr\\//Twitter\\//Last.fm

DL Split-7" Here, Here & Here

Buy Here, Here & Here


PigeYon Short Tour-Split


"Wir machen Musik, Essen, Zines, Shows und manchmal mehr. Was passiert wissen wir danach.", so das Motto des Berliner Musikerkollektives Flennen. Für die jeweilige Band ist es bislang sicherlich nur ein kleiner Schritt. Was das Kollektiv seit seiner Zusammenkunft im Jahr 2014 aber bislang auf die Beine gestellt hat, verdient schon einiges an Respekt. Gemeinsames Touren und Jammen; gegenseitges Aushelfen; zur Verfügung stellen, was Andere sich nicht leisten können. So sollte es im DIY-Bereich eigentlich selbstverständlich sein. In diesem Sinne fanden sich die Berliner Noisepopgazer Pigeon und die Dresdener Post-Rocker/Metaller/Hardcoreler Yon zur "Flennen Session #2" ein, was ein Split-Tape und eine gemeinsame Minitour im Mai zur Folge hatte.
Das Hauptstadtduo, dessen Beteiligte nebenher bei den Post-Punks Zelf und den Noiserockern Molde (auch ein Flennen-Mitglied, das kürzlich eine Split und Minitour absolvierte) umhergeistern, steuert dieser zwei neue Songs bei, die vielleicht auch wegen der Liveaufnahme weniger "-gaze" klingen, als vielmehr nach einer gehörigen Emo-Noise-Grunge-Dröhnung. Vor allem "Embodied Mind" erinnert mich stark an eine Lo-Fi-Variante ehemaliger Union Youth.
Der Sachsen-Vierer Yon gibt die beiden vielleicht stärksten Songs der letzten EP "You" zum besten. "Christoph Daum" mit dem treibenden Post-Rock-Instrumental am Ende des Songs, und das hitverdächtige "Ray Rice", die beide ebenfalls etwas mehr Live-Jam-Mentalität entfremdet wurden.

P.S.: Ich weiß nicht, ob es eine Fehleingabe der Band war, aber auf Pigeon's Bandcamp-Seite kann man das Split-Tape für 50 Cent ergattern. Hmm...

Pigeon-Links: Bandpage\\//Bandcamp

Yon-Links: Facebook\\//Bandcamp\\//Bigcartel\\//Last.fm

DL Tour-Split

Buy Here

Donnerstag, Juli 16

Fir Cone Children - Everything is Easy



Band: Fir Cone Children

Titel/Release: Everything is Easy/Album (CD, Tape, Digital)

Label: Blackjack Illuminist

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Dream-Pop, Shoegaze, Post-Punk, Garage

FFO: Phargo., Flesh Panthers, Ghost Friends, Super Moon

Links: Facebook\\//Last.fm



Kurzinfo:

Der exzessive musikalische Tatendrang von Blackjack-Illuminist-Kopf Alexander Donat lässt einfach nicht nach. Keine drei Monate nach dem tollen Release seiner ambienten Arabic-Krautrock-Band Feverdreamt, hat der außerdem bei Jet Pilot, Leonard Las Vegas, Infravoids und Flight Recorder aktive Singer/Songwriter mit Fir Cone Children bereits ein neues Projekt am Laufen, mit dem er - nunja - ein Kinderalbum der besonderen Art veröffentlicht hat. Naja, eigentlich ein kinderinspiriertes Album. "Everything is Easy" macht den Titel zum Programm. Es ist ein locker-leichtes, unbeschwertes und fröhliches Wohlfühl-Album, der Soundtrack zum Sommer, feat. Strandbesuche, Eisschlecken, Spielen im Garten und Waldspaziergänge, auf dem Dream-Pop, Lo-Fi-, Garage- und Fuzz-Rock mit dezenter Post-Punk-Dynamik verschmelzen. Angesichts der eng bemessenen Zeit, in der Donat seine Releases raushaut, ist es schon bemerkenswert, wie viele Independent-Hits dabei heraus springen. Songs wie "Oh Baby", "Here We Go Again", "Eat/Drink" und insbesondere "Your Red Eyes", sind im Grunde genauso simpel und eingängig aufgebaut, wie ihre Titel. Ein höheres Ziel war für "Everything is Easy" aber auch gar nicht anvisiert.

Stream & Buy "Everything is Easy"


Montag, Juli 13

Ein gutes Pferd - Robotertauben EP



Band: Ein gutes Pferd

Titel/Release: Robotertauben/EP (einseitig bespielte 12" mit weißem, rotem oder blauem B-Seiten-Siebdruck; Digital)

Label: Bakraufarfita, Elfenart Records

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Punkrock, Emo, RAR (Rock-Against-Revolverheld)

FFO: Kazimir, Pascow, Muff Potter, Shutcombo, ARF (Anti-Revolverheld-Fans)

Links: Bandpage\\//Facebook\\//Bandcamp\\//Soundcloud\\//Youtube\\//Last.fm



Kurzinfo:

Das fand die Band gar nicht lustig, als ich sie im Kurzbeitrag zu ihrer Debüt-EP "Konferenz der Verwirrten" mit Revolverheld verglich. Freundlich, aber bestimmt wurde ich auf ihre zweite EP "Robotertauben" hingewiesen, um meine Meinung möglichst nochmal zu überdenken. Klar, keine hier bei uns erwähnte Band hat es verdient mit Revolverheld verglichen zu werden. Also rudere ich zurück und behaupte, dass Ein gutes Pferd vor allem für Freunde hymnischer Melodien empfehlenswert sein könnte, dabei den Punkschuppen aber immer noch der Stadionbühne vorziehen. Klingt doch schon besser, oder? Ein gutes Pferd ist jedenfalls eines, auf das man setzen und im Wesentlichen auch nicht viel verkehrt machen kann, wenn man ein Faible für melodischen Emo-Indie-Punk hat. Ein musikalisches Spielfeld, dass angefangen mit den frühen Muff Potter und spätestens mit den allgegenwärtigen Turbostaat überpflügt ist. Da sollte man schon konzentriert bei der Sache sein und immer ein paar Reserveideen im Ärmel haben, um in der Masse nicht unter zu gehen. Dem Berliner Quartett ist das scheißegal. Anstatt krampfhafter Post-irgendwas-Experimente, schütteln diese lieber vier eingängige, druckvolle und energetische Hits aus dem Ärmel, die vor allem wegen des intensiven und grundehrlichen Gesangs ihres Frontmannes Aaron im Kopf hängen bleiben.

Stream "Robotertauben"

Buy Here, Here, Here, Here & Here

Freitag, Juli 10

Chambers - s/t EP



Band: Chambers

Titel/Release: Chambers/EP (Digital, Tapes in Planung)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Dark Hardcore, Screamo, Hardcore-Punk

FFO: No Omega, Jungbluth, Grieved, Auszenseiter

Links: Facebook



Kurzinfo:

"glaring lights affects proximity
distractions, symptoms of a dying youth
silent armies dim the alleys to hold them at bay
clearing the path for endless means of mendacious
incantations and fake promises of luck"

Chambers (nicht zu verwechseln mit den italienischen Chambers) sind keine Misanthropen, aber sie richten ihren nüchternen und besorgniserregenden Blick auf die vorherrschenden Umstände. Und wie so oft, wenn man die Scheiße schon viel zu lange ertragen musste und keine Besserung in Sicht ist, können Gedanken auch schnell in Wut und Hass umschlagen. Das junge Berliner Quartett, das sich ein Mitglied mit der Berliner D-Beat/Slugde-Walze  Heksenhamer teilt, formt genau daraus ihr konzeptionelles Debüt-Release. Keine halben Sachen, keine Kompromisse, kein Schöngerede. Mit dem Opener "I" wird auch gar nicht lange gefackelt. Mit fiesen Blastbeat-Attacken und einer sich aufwölbenden Wall-of-Sound, fegen Chambers gleich mit dem Sturm durch die Haustür. Ein Song, der mit einem Bein im Black Metal steht und zur Mitte hin mit molligen Basslines zum Post-Rock überläuft und schonmal für die düstere Atmosphäre der übrigen drei Songs (+ Interlude) einstimmt.
"II", "III" und "IV" strecken sich mehr dem Hardcore-Punk entgegen, die mit ruhigeren Momenten und post-rockigen Wänden die Lücke zwischen Jungbluth und Auszenseiter schließen. Unten, in einem tropfnassen Keller, in dem sich ihr Sound am besten entfaltet. Da gehören Chambers hin, da wollen sie noch hin. Ihr könnte ihnen dabei helfen. Spread the word!!!

DL s/t EP

Dienstag, Juli 7

Refused - Freedom LP



Band: Refused

Titel/Release: Freedom/LP (Black, White, Yellow, Blue Vinyl; CD; Deluxe-CD mit Poster & 28-Seiten-Buch; Digital)

Label: Epitaph

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Hardcore-Punk, Punk, Sweden Hardcore, Hard Rock, Popcore

FFO: JR Ewing, Pulled Apart by Horses, INVSN

Links: Bandpage\\//Facebook\\//Twitter\\//Bandcamp\\//Last.fm



Kurzinfo:

Ich will mich hier gar nicht in all zu vielen Worten verlieren, denn über dieses Album wurde und wird noch sehr viel geschrieben werden. Aber ich muss einfach, weil die wiederauferstandene Schweden-Legende Refused ein Album veröffentlicht haben, was man weder nach so langer Zeit nach "The Shape of Punk to Come", noch in dieser Form so erwarten konnte. Versteht mich nicht falsch: würden Refused nicht weit über der Liga der hier sonst vertretenen Bands spielen, sie wären mit "Freedom" von mir mindestens zur Platte des Monats gekürt worden. Aber es ist auch ein Album, dass die Massen garantiert spalten wird. Es war daher kein schlechter, oder anders gesagt, vielleicht sogar kalkulierter Schritt der Band, mit "Elektra" ausgerechnet den einzigen richtig groovenden Hardcore-Punk-Smasher vorab ins Rennen zu schicken, der schonmal durchblitzen ließ, dass Refused mittlerweile nicht mehr den Geheimtippstatus, sondern den einer weltbekannten Größe verteidigen müssen. Bereits der zweite vorab veröffentlichte Song "Françafrique" dürfte die eingefleischte Punkgemeinde wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen, denn der Song reitet nicht nur auf einem astreinen Hard-Rock-Riff durch die Strophen und bietet Blechbläsern Unterschlupf, sondern flirtet im Refrain ziemlich intensiv mit dem Pop. Und der Song bleibt nicht die Ausnahme. Auch "Old Friends/New War", das heavy-rockende "War on the Palaces" oder das 80er-Jahre-Synthpop verliebte "Servants of Death" könnten leicht zensiert im Mainstreamrockradio platziert werden. Allein Lyxzén's Zynismus und krächzendes Geschrei, das sich hörbar noch immer durch den aufgewirbelten Staub und Dreck einstiger Punkkonzerte und anarchistischer Wut im Rachen quält, ist es zu verdanken, dass "Freedom" noch weitgehendst unter dem Begriff Hardcore-Punk fällt. Es ist halt nicht spurlos an der Band vorbei gezogen, dass sich Lyxzén in den letzten Jahren lieber mit Bands wie AC4 oder INVSN vergnügt hat, aus deren Quintessenz sich mindestens 70% des Albums erklären lassen. Der Rest ist einer experimentellen Selbstphase gleichzusetzen - nicht so exzessiv wie bei der Pre-Refused-Band Text -, die insgesamt von einem seltsamen Groove lebt. Irgendwie vergleichbar mit Rodriguez-Lopez' poppigen Bosnian Rainbows: nicht wirklich schlecht, vielleicht sogar ganz gut. Aber eben nicht mehr The Mars Volta!

Stream "Freedom"

Buy Here, Here, Here & anywhere else

Samstag, Juli 4

Ceilings - III Tape



Band: Ceilings

Titel/Release: III/EP (25 weiße & 25 transparente Tapes in handgestempelten Umschlägen, Digital)

Label: DIY/Wolf Town DIY

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Emo, Skramz, Post-Rock

FFO: I Hate Myself, Boy Problems, Flowers Taped to Pens, Merchant Ships

Links: Tumblr\\//Facebook\\//Band-Shop



Kurzinfo:

Sad Tunes from the Loser Youth. Die beiden Cheltenhamer Jungs Josh Petkovic-Short und Rob Jump versuchten sich erst als Woodpusher, später unter dem Namen Winter Peaks und sind seit Anfang des letzten Jahres nun also als Ceilings unterwegs. Seither schmücken eine Demo-EP, die es als Gratisbeigabe auf Tape zu einer T-Shirt-Bestellung dazu gibt, eine Split-7" und die zweite EP "III" ihre Diskografie. Und die ist Beweis dafür, dass es das junge Duo durchaus ernst meint und ihre Musik kein pubertärer Spaßvertreib ist. Zwar ist den fünf Songs auf "III" das Home Recording anzuhören, was allerdings mehr auf den begrenzten Mitteln der Band, denn Dilettantismus zurück zu führen ist. Ebenso verständlich ist es, dass sich die Texte rund um Teenage Ängste drehen, denn Ceilings sind nicht gekommen, um uns die Welt zu erklären. Vielmehr verlieren sich ihre Songs in Wehmut, Sehnsucht und etwas Weltschmerz, der über post-rockige Gitarren, verträumte Melodien, angedeutete Soundwalls und zerreißenden Screams mitten ins Herz des Mid-90s-Skramz trifft.
DL III EP
DL Split-7" w/ Southlakes -> Here & Here

Buy Here, Here, Here & Here

Mittwoch, Juli 1

Gesplittet, Teil 9

Henry Fonda & Get Worse - Hardcore Is My Life, I'll Carry The Name Split-LP



Henry Fonda, das Nonplusultra der deutschen Powerviolence/Trashpunk-Szene mit Mitgliedern von Afterlife Kids, ANCST und halbstark, melden sich fast zwei Jahre nach ihrem letzten Album "Deutschland du Täter!" mit einem neuen Release zurück. Bitter für Diejenigen, die tatsächlich schon sehnsüchtigst auf ein Lebenszeichen ihrer Lieblingsmetzger gewartet haben, denn der Spaß dauert lediglich 4:21 min. Die haben es dafür um so mehr in sich und prügeln beinhart durch Trash, Hardcore-Punk, Grind und Powerviolence und wettern gewohnt gegen alles und jeden. Ein Song wie "Love Pigs, Hate Cops" darf dabei natürlich nicht fehlen.
Get Worse aus Leeds brauchen für die B-Seite und ihren fünf Songs gar nur 3:33 min. Das Trio mit The Afternoon Gentlemen-Beteilung (oder auch von deren "Hip Hop from the Undergrind"-Nebenprojekt TAG Crew) geht die Sache mit ähnlich viel Leidenschaft an, vielleicht mit etwas mehr Grind-Spirit und räudigerer Punkästhetik. Passt!

Die über Nerdcore Records erschienene Split-LP gibt es in zwei Varianten, wobei ich mal behaupten möchte, dass die weiße "Regular Edition" mit 1-Color-Black-Silkscreenprint (300 St.) gegenüber der "Mailorder Edition" mit 4-Color-CMYK-Silkcsreenprint auf Clear Vinyl (200 St.) die Nase etwas weiter vorne hat.

Henry Fonda-Links: Bandpage\\//Bandcamp\\//Facebook\\//Twitter\\//Myspace\\//Last.fm

Get Worse-Links: Tumblr\\//Bandcamp\\//Facebook\\//Bigcartel\\//Last.fm

Stream A-Seite\\//Stream B-Seite

Buy Here, Here, Here, Here & Here


Marais & Auszenseiter Split-12"


Nach je einem Demo-Tape im Jahr 2013, haben sich beide Bands hierzulande zu Geheimtipps der Screamo-Szene gemausert. Daher war ihr Weg auf eine gemeinsame Split scheinbar auch nur noch eine Frage der Zeit.
Die Mitglieder der Kölner/Bonner Band Marais hatten sich bereits im Vorhinein mit Gruppen wie Maîtresse, risse. und später auch Birmingham Pines ein paar Standbeine aufgebaut. Ob sie deshalb auf der Straße erkannt und von hysterischen Fans zur Selfie-Jagd freigegeben sind, kann ich nicht beurteilen. Es lässt aber schon erahnen, in welche Richtung das Ganze ausholen wird. Marais sind keine Post-Whatever-Mitläufer. DIY und Punk schreiben sie sich auch auf ihrem ersten Labelrelease ganz groß auf die Flagge. Die schneidenden Gitarren, die sich zu messerscharfen Riffs, hook-lastigen Geplänkel oder wechselnden Rhythmen formen, hätten ebenso wie das rohe Dauergeschreie auch durchaus fetter produziert werden können. Der Umstand, dass die fünf Songs mehr nach Proberaum denn Studio klingen, ist allerdings ein bewusster Schritt der Band. Gut so!
Im Proberaum fühlen sich scheinbar auch die vier Nordrhein-Westfälischen Jungs von Auszenseiter ganz wohl. Ein "Die Beschissenheit der Dinge"-Sample, untermalt von einem morbiden Piano, leitet ihre B-Seite ein. Schon mit Einsetzen des ersten düsteren Riffs, sollten hier Diejenigen ihre Ohren spitzen, die während Jungbluth's einjährigen Releasepausen nach einer Alternative suchen. Düsteres Gemetzel zwischen Hardcore-Punk und Crust, etwas mehr Screamo- und weniger Post-Rock-lastig als eben genannte Referenzband, aber genauso kompromiszlos. Führt mich bedenkenlos zu der Phrase: jetzt schon eines der DIY-Split-Highlights des Jahres!

Die Split-LP erscheint in einer limitierten Auflage von 200 schwarzen Vinyls, die sich gerecht auf orange/schwarz und lila/grau besiebdruckte Pappschuber aufteilen. Colossus Tapes hat derweil eine Tape-Variante angekündigt.

Marais-Links: Facebook\\//Bandcamp\\//Last.fm

Auszenseiter-Links: Facebook\\//Bandcamp\\//Soundcloud\\//Last.fm

DL Marais/Auszenseiter Split-12" Here & Here

Buy Here, Here & Here


Fresh Nelson & Dear Seattle Split-EP


Gesucht, gefunden, Split-Tape aufgenommen. Ich hab's ja bereits in dem Post zu Edalene leise angedeutet, dass sich in der letzten Zeit viel getan hat in der australischen Undergroundszene. Here we go again! Mit dem Melbourner Quartett Fresh Nelson und Dear Seattle aus Sydney treffen hier zwei grundauf gleich gepolte Bands aufeinander, die man grob in die Sparte des Melodic Hardcore stecken kann. Vor allem in den emotionalen, cleanen Postrockmomenten erinnert mich das dann sehr stark an die jugendlich klingenden Citizen. Besonderes Highlight der Split, die auf 20 Butterscotch-farbene und 20 grüne Tapes über das Brisbaner Label Tired Eyes Records erscheint, ist das Pixies-Cover "Where is My Mind" auf der Fresh-Nelsen-Seite. Aber gut: es ist wohl die größere Kunst, diesen Song kaputt zu spielen.

Mit ihren Songs "You" und "You Won't Feel a Thing" sind beide Bands auch auf dem Age-Crisis-Records-Sampler "Tearjerkers For Jerks" vertreten (PWYW-DL HIER).

Fresh Nelson-Links: Bandpage\\//Facebook\\//Bandcamp\\//Youtube\\//Last.fm

Dear Seattle-Links: Facebook\\//Bandcamp\\//Bigcartel\\//Last.fm

DL Fresh Nelson/Dear Seattle Split-EP Here & Here

Buy Here


Justin Pearson & Gabe Serbian - Incompresa 7"


Anders als Omar Rodriguez-Lopez und Cedric Bixler Zavala, können Justin Pearson und Gabe Serbian einfach nicht voneinander lassen. Glücklicherweise, denn wie schon beim o. g. Ausnahmeduo, sind die beiden erst dann besonders stark, wenn sie ihre kranken und experimentellen Ideen gemeinsam ausleben können. Zwei Überlebende, die dem modernen Zeitgeist trotzen und einfach und immer weiter machen. Ob The Locust, Holy Molar, Head Wound City oder Retox, ihre Handschrift ist unverkennbar. So auch für Asia Argento's Film "Incompresa" (dt. Titel "Missverstanden"), in dem Pearson nicht nur die Rolle des "Ricky" spielt, sondern für den sich die beiden erneut zusammen gerauft haben und mit "Old Age Lasts Too Long" und "Attractive Mammals" zwei Songs zum Soundtrack beisteuerten. Das Resultat lässt sich ganz einfach mit zwei Schlagwörtern auf den Punkt bringen: typisch San Diego, typisch ThreeOneG. Allerdings auch ein untypischer Soundtrack, der seine spröde 80er-Mentalität erst dann richtig entfaltet, wenn man den Film dazu sieht.

P.S.: Serbian und Luke Henshaw haben mit "Variations in the Key of the Afterlife" ein weiteres, instrumentales Soundtrack-Projekt am laufen, in dem unter vielen Anderen auch Pearson mitmischt.

Justin Pearson: Facebook\\//Myspace\\//ThreeOneG

Gabe Serbian: Twitter\\//Instagram\\//Gabe Serbian & Luke Henshaw

Stream Song "Old Age Lasts Too Long"

Buy Here & Here


Jahres-Sampler