Als Zerfetzt Ende 2014 anfingen erste Konzerte zu spielen, kam es durchaus schonmal vor, dass der eine oder andere Veranstalter die Berliner Gruppe als Electro-Punk anpries. Aus dem Fauxpas der sogenannten Lügenpresse hätte auch schnell ein Desaster werden können, wobei ahnungslosen Audiolith- und Superpapukaija-Anhängern wohlmöglich ein wahrer Kulturschock widerfahren wäre. Glücklicherweise hielt sich der (seelische) Schaden in Grenzen, auch, weil sich der Hauptstadt-Fünfer, bei dem auch mindestens ein Femme Krawall-Mitglied mitmischt, bis jetzt für sein erstes Release Zeit ließ. Zerfetzt's gleichnamige EP erschien jüngst als Tape-Variante über Uga Uga Tapes, dem Label von Loser Youth-Thommy, das sich mit Vertretern wie Snarg, Brutale Gruppe 5000 und eben Zerfetzt so langsam zum Geheimtipp des Synthie-Hardcore-Punk-Gefolges mausern dürfte. Der eröffnende Titeltrack zieht seine piss-gelbe Bierlache noch eher durch unprätentiösen und angewiderten Deutsch-Hardcore-Punk, ehe im folgenden "Jong, kapot & longkanker" nicht nur fortan auf die niederländische Sprache umgeschwänkt wird, sondern auch fetzige Laser-Synthies dazwischenfeuern. "Bommen" und der Closer "Insomnia" dagegen, klingen wie düster-zeremonielle Anrufungen des Herrn der Finsternis. Dazwischen warten das mit Scooter-mäßigen Einstieg überrumpelnde "Chaos", das old-schoolig stampfende "Verraad je staat" und das asselige, aber fast schon funnig-frivole "Monarchie". Klingt in der Summe dann gar nicht so durchwachsen, wie es sich höchstwahrscheinlich ließt, sondern irgendwie typisch Uga Uga. Zerfetzt fetzen halt!
Paula Carolina, Paulinko in Bochum
vor 22 Stunden
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