Samstag, Oktober 25

Platte des Monats 10/2014: Barren - Anachronism LP



Die Post-Hardcore-Welle ist scheinbar spurlos an Barren vorbeigerauscht. Vielleicht auch deshalb klingt ihr Straight-Edge-New-School-Hardcore so herrlich frisch und angenehm angepisst.
Da tut sich was im Bundesland Thüringen. Nicht nur zuletzt junge Bands wie Reckless Fight oder xMomox sind Zeugnis einer aufstrebenden, oder besser gesagt wiederentflammten Undergroundkultur, jenseits moderner Trends. Old school statt Post-Whatever, lautet die vorgegebene Marschrichtung, die auch Barren (manchmal auch xBarrenx) seit ihrer Gründung 2011 eingeschlagen haben. Die fünf Köpfe hinter der Jenaer Band sind schon längst keine unbeschriebenen Blätter mehr. Bassist und Schlagzeuger mischten bereits vor etlichen Jahren bei den chaotischen Hardcore-Punks Zann (!!!) mit, der Gitarrist u. A. bei den Death Metallern BA'AL (!!!) und mit aktuellem Nebenjob bei den Emoviolence-Crust-Punks Failed Suicide Plan.
Mit ihrer neuen Band Barren gehen sie nun sogar noch einen Schritt weiter zurück, direkt in die 90er, wo der Hardcore-Punk mittlerweile hoffnungslos übersättigt war und nach Veränderungen lechzte. Klar, was Barren auf ihrer 2012er-Demo abzogen und auf ihrem ersten Longplayer "Anachronism" konsequent weiterführen, fällt in die Sparte des New School Hardcores, sprich Post-Hardcores. Aber eben auch fernab der vor einigen Jahren durch Touché Amoré und La Dispute losgetretenen "Welle". Kein Platz für atmosphärisches Zwischengeplänkel, für Melancholie sowieso nicht; kein irreführendes Genregehopse; und glücklicherweise verirrt sich auch kein wehleidiges Piano oder eine Violine in die acht Songs. Barren sind Puristen aus Leidenschaft und Überzeugung. Hier wird jedes ihrer zahlreich aneinander geschmiedeten Riffs mit der Härte des Metals ins Fundament gemeißelt und mit wuchtigen Schlagzeugattacken festgenagelt. Echtes Handwerk eben, statt Effekthascherei, das den Arbeitsschweiß gleich mal herunter in den tropf-nassen Keller führt. "A Sharp Line" heißt der Opener des Albums, der mit bedrohlichem Riff und inbrünstigem Geschreie gleich mal die Weichen Richtung Moshpit stellt, eine melodische als auch schneidende Gitarre im Hintergrund unterbringt und mit der Zeile "And if your ma­roon turns into brown – there is not­hing to ac­cept!" kurz Zeit zum Luftholen lässt, ehe der Song nochmal richtig garstig ausbricht. Auch das folgende "Equal" setzt seine Überzeugung mit dem Brecheisen durch und liefert sich ein hitziges Duell mit dem Mathcore. Dass "Anachronism" trotz seiner ansonsten klaren Abgrenzung zu anderen (Sub-)Genres dennoch stets spannend bleibt, liegt vor allem an den vielen Ideen, die die Band in ihren Songs homogen einbettet. So steigert sich "No Fading Away" zum Ende hin über manisches Gebrüll in eine dreckige, treibende Melodie, wie sie Malkovich 2004 auf "A Criminal Record" en masse aus dem Handgelenk schüttelten. "Bad Bargain" und "No Victim" haben ebenfalls ihre melodischen Momente, lassen diese aber zumeist schon im Ansatz verpuffen und lassen stattdessen lieber wieder die Muskeln spielen. Wie gesagt, bei Barren muss Hardcore eben richtig wehtun und kompromisslos bleiben. Jack Shirley sah das genauso und verpasste dem Album einen an allen Ecken und Kanten wummernden und scheppernden Sound.




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DL Anachronism LP

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