Freitag, August 4

TRIST - Kratzer EP



Band: TRIST

Titel/Release: Kratzer/EP (50x CDr, Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2016

Genre: Indie, Noise, Emo, Shoegaze

FFO: Klez.e, Yellnikow, Kaufmann Frust, Multiplex Johnson, XTR Human

Links: Facebook\\//Soundcloud



Kurzinfo:

Hinter dem Bielefelder Trio verbergen sich die Überreste der einstigen Slacker-Rocker We Are From Pluto um Rosi-Alleinunterhalter Sven Rosenkötter alias Ludvig Nehrig, die als TRIST mit "Kratzer" nun also ihr Demo-Debüt abliefern und darauf den Bandnamen gleich mal zum Programm machen. Fünf Songs, die sich fast schon hypnotisch in melancholischen Endlosschleifen und monotonem Minimalismus verlieren. Wäre der Begriff Depro-Punk nicht schon für den Post-Punk/Wave reserviert, hätte er auch eine gute Umschreibung für die ersten drei EP-Songs abgegen können. Passt dann aber irgendwie doch nicht so ganz, denn die grobe Überschrift, unter der TRIST ihre eindringlichen Kreise ziehen, lautet wohl Indierock. Das kann bisweilen an gealterte Tocotronic erinnern, so ab der "Pure Vernunft darf niemals siegen"-Ära, oder eben an dem unkonventionellen Art-Pop ehemaliger Klez.e. Dabei besticht "Kratzer" vor allem aber durch eine provozierte Schlichtheit und Eingängigkeit, womit sie der Radiokompatibilität trotz dieser beiden massentauglichen Attribute eiskalt den Rücken zuwendet. "Kratzer" ist ein emotional nachdrückendes und atmosphärisches Werk, das mit viel Geduld erarbeitet werden muss. Kann mensch das nicht, wird sich wohl kaum eines der Stücke in der Großhirnrinde verheddern. Für die/den Ausdauernde/n dagegen gilt es eine Menge stilistischer Versatzstücke zu entlarven, wie dem fast schon doomigen Ausklang im Opener "Allein", dem Shoegaze-Ausflug in "Glücklich" oder dem noisigen Post-Rock-Ritt in "Ducken_Verstecken". Im Vergleich dazu, stürmt "Dresden" geradezu frivol und leicht aufgeregt aus den Startlöchern und schwingt zum Ende hin gehörig die Post-Hardcore-Keule, wie er delbo zu jener Zeit gerne nachgesagt wurde. Das ist vielleicht etwas viel Namedropping für einen Kurzspieler, das sich allerdings nur ergibt, wenn mensch fernab des hiesigen Mainstreams unterwegs ist. Wichtiger ist, dass TRIST ihre Songs nicht zum belanglosen Konsumgut erklären, sondern die ihnen gegebenen musikalischen Freiheiten zu Gunsten einer eindringlichen Atmosphäre ausleben, auch, wenn sich das ziemlich auf's Gemüt niederdrückt.

DL Kratzer EP


2 Kommentare:

  1. ROSI Alleinunterhalter? Hast du mein ROSI Review nicht gelesen?

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    1. klar hab ich das gelesen. das review zu TRIST stand allerdings seit ende letzten jahres in den startlöchern und wurde von mir voreingestellt. damals sah es für mich so aus, als ob ROSI ein 1-mann-projekt wäre. mit einem hardcore-fan wie dich würde ich mich allerdings niemals anlegen :).

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