Montag, Oktober 29

Der Bandcamp-Hardcore Vol. 40


Opaque - Genuin



Mit ihrer Mixtur aus Post-Hardcore, Post-Rock, Sludge und Doom, sind Opaque genau der richtige schwer-verdauliche Happen zwischen den Hauptmahlzeiten Fjørt und Alteri. Auf ihrem Debüt-Mini-Album "Genuin", das wie bereits das ein Jahr zuvor erschienene Demo als schick aufgemachte Kassette über das Leipziger Label Bharal Tapes erscheint, beginnen die fünf Hamburger recht kompromisslos, indem sie im Titeltrack ihren zerfahrenen Post-Hardcore mit mathigen Rhythmuswechseln regelrecht zerhacken. "Zerfall" öffnet sich mehr der Melodie und wühlt mittendrin mit hektischen Trommelwirbeln auf, ehe die Band im folgenden epischen "Sink" ihr vielleicht schönstes Gesicht offenbart. Ein Song, der zwei Minuten durch post-rockige Soundscapes mäandert, ehe er Stück für Stück aus seiner düster-melancholischen Atmosphäre ausbricht und über fast schon Kammerspiel-artiges Geplänkel wieder in gewohnte Strukturen verfällt. Opaque sind keine blinden Metzler, wie auch das vierte Stück "Hope Gone" eindrucksvoll unter Beweis stellt, indem das hanse-städtische Quintett phasenweise sogar mit dem Melodic Hardcore liebäugelt.





Kora Winter - Welk EP
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Wer ab und zu eine Auszeit von den üblichen Post-Hardcore-Hörgewohnheiten braucht und gleichzeitig denkt, mit The Hirsch Effekt schon das Höchstmaß an deutscher Experimental-Innovation entdeckt zu haben, der darf gerne mal einen Lauschangriff auf die Berliner Band Kora Winter wagen. Zwischen einem Saxofon-Solo (in "Bluten") und einer weiblich vorgetragenen Akustik-Ballade ("∞"), bewegt sich das Quintett hauptsachlich zwischen progressiv-ausschweifenden Erscheinungen wie Protest the Hero und The Mars Volta, ohne dabei, trotz aller experimentellen Vielfalt, den Bezug zur musikalischen Raffinesse zu verlieren. Das muss Band erstmal so hinbekommen.




Left To Wither - Left To Wither

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So recht will ich noch nicht an einen Zufall glauben, dass sich Left To Wither ausgerechnet nach einen Song von Will Haven benannt haben. Die Band aus Lille birgt sicherlich nicht die große Erleuchtung im Postcore-/Post-Hardcore-Sektor, setzt ihr gleichnamiges Debüt-Album aber immerhin solide und routiniert in die musikalische Praxis um. Immerhin setzt sich das französische Quartett aus bewährten Underground-Musikern von Gruppen wie The March, Watch Your Six!, SunStare und Ira Caine zusammen und kann so schonmal eine Menge Vielfalt in den gemeinsamen, neuen Sound mit einfließen lassen. Bis auf das Intro "Wooden Mice", hält der Fünfer die Dezibelzahl ihrer epischen Songs über 42 Minuten fast konstant hoch, ohne dabei in a-puristische Experimente abzudriften. Muss auch mal sein!



Toadeater - Demo

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Wer es im Black Metal etwas weniger geradlinig mag, könnte an dem jüngst erschienenem Demo-Debüt der Band Toadeater gefallen finden. Drei rohe und ungeschliffene Songs, die neben dem konstant-düsterem Geschreie vor allem Ausflüge in benachbarte Genres wie Crust und Blackened Hardcore unternehmen und sich auch für die eine oder andere akustische Pause nicht zu schade sind.
Für das Demo der Osnabrücker/Bersenbrücker/Vechtarer Band, der u. A. Mitglieder von Misery Vortex und Urinprobe beiwohnen, ist demnächst ein Tape-Release geplant, das über Kellerasseln Records erscheinen wird.



Homes - Youth EP

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Für den bereits a-puristisch getrimmten Post-Hardcoreler hingegen, bietet die Debüt-EP "Youth" der Marburger Band Homes sicherlich keine neuen Aspekte. Wahrscheinlich ist das so aber auch gewollt. Unter dem leidenschaftlich geschrieenem Gesang des Frontmannes, breiten sich melancholische wie melodiöse Post-Rock-Gitarren aus, die sich überwiegend im Mid- und Downtempo-Bereich abspielen. Das Indie-esk vor sich hin plätschernde "Blue Into Grey", das sich zum Ende hin doch nochmal fast schon theatralisch im Melodic Hardcore verliert und das folgende, wesentlich dynamischere "Noble Thought | Miserable Action", bilden bis dato vielleicht den Höhepunkt einer noch jungen Band, die sich von unnötigen Gedanken über Plagiatsvorwürfe und Fahrwasser-Gequatsche nicht ausbremsen lässt.


Buy Physical Version via FB or Mail to: homesmhc@hotmail.com


Dinosaurier - Demos

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Kurzum: Dinosaurier sind offenkundige Fans von Bands wie The Fall Of Troy, A Lot Like Birds, The Hirsch Effekt und Adolar. Und natürlich von Zinnschauer (bzw. dessen Vorband And The Waves Will Carry Us Home), auf dessem Album "Hunger . Stille" drei der Jungs des ehemaligen Quartetts zu hören sind. 
Die zwei Demo-Songs aus dem Jahre 2014, die bislang als einziges Vermächtnis der Band aus Kassel auf Bandcamp ruhen, bieten in diesem Sinne dem geneigten Progressive-/Math-Hörer vielleicht eher wenige Überraschungsmomente an. So kurios das aber auch sein mag, erwecken Bandname, Cover und die beiden routiniert produzierten Songs Lust auf ein ganzes Album, dass sich mensch am besten auf dem Plattenteller rotierend zu Gemüte führen sollte. Wohl eher ein Wunschglaube, denn seit dem Abgang von Sänger Patrick ist es um die eingefleischte Nicolas-Cage-Fangemeinde recht ruhig geworden.

DL "Demos"


We've Got Muscles -  HÆLLSTRŒM

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Auch wir wagen ab und an das eine oder andere Experiment - und quetschen jetzt einfach mal eine Instrumental-Band in ein Hardcore-Volumen.
Das Kölner Trio We've Got Muscles kommt mit klassischer Intrumentenbesetzung (G-B-S) daher und schafft es auch ohne Gesang, die vier Songs der Debüt-EP "HÆLLSTRŒM" äußerst spannend und abwechslungsreich zu gestalten. Grundsätzlich dürfte die Band mit ihrem progressiven wie groovigen Mix aus Alternative, Math, Post-Rock und - um jetzt mal den Bogen zu spannen - post-hardcorigen Gitarrenwänden vor allem Fans von ASIWYFA und Long Distance Calling abholen. 
Wem das für eine Berechtigung in diesem Volumen nicht ausreicht, kann ja mal folgendes probieren: stellt euch zu den dynamischen Parts einfach mal theatralisch-cleanen Emo-Gesang im Wechsel mit gutturalem Gekeife vor. Und? Irgendjemand, der nicht sofort an Chiodos, Crows-An-Wra, Just Like Vinyl, usw. denken muss?

DL & BUY "HÆLLSTRŒM"

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Krachwalze - The Best Of John Bun Jovi

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"Föjetong" wäre wohl der bessere Einstieg gewesen, um euch die Band Krachwalze vorzustellen, ist es so ziemlich das einzige Release mit Albumcharakter. Feste Strukturen und Ordnung sind für die beiden Bremer Hans Sprungfeld (Simpsons-Fans hier??) und Kalle Stein-Hirth allerdings eh nur Schall und Rauch und lediglich dafür da, um aus ihnen auszubrechen. Halbwegs ernst angegangen, könnte man Fans von Gtuk, älteren Les Trucs, Kannibal Krach, Ursus und Lafftrak gleichermaßen eine Hörempfehlung aussprechen. Chiptune, Metal, Mathcore, Grind und Punk-Ironie, werden hier herrlich unbekümmert durch anarchistische Willkür gezogen. Wie auch schon bei ihren Vor- und Nebenprojekten Grünlich Grau und SchreiKrachBumm, muss das nicht jedem/jeder gefallen und trägt nicht nur einen beiläufigen Spaßband-Charakter.
"The Best Of John Bun Jovi" ist nun also auch noch eine lose Sammlung von albumlosen Songs aus den Jahren 2016 - 2018, die nahtlos am ersten Release "Ist Bambis Mutter auch wirklich tot, wenn niemand ein Bild von ihrer Leiche auf Facebook postet?" (sorry, aber es war mir ein inneres Bedürfnis, den Titel komplett zu benennen) anschließen. Die Band selbst drückte es in etwa folgender Maßen aus: Wenn das schon die B-Seiten sind, muss der Rest pures Gold sein. 

DL "The Best Of John Bun Jovi"


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