Montag, Oktober 14

Taunuszweitausend - Obergeile Selbstzweifel EP


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Es wäre wohl zu viel verlangt, eine Musikgruppe einfach mal anhand ihrer Tags beschreiben zu können. Dann müsste man als Rezensent nicht immer so viel Herumeiern oder sich bis in die undefiniertesten Subgenres hinabgraben. So ganz einfach macht es einem das Hanauer Trio jedenfalls nicht, und dass fängt schon mal mit der bandeigenen Definition ihrer Musik an - "Elektro Laser Dada Pop". Aber auch das trifft den Kern eben nur an seiner fauligsten Stelle, denn wohin und wie weit Taunuszweitausend mit ihrer Debüt-EP "Obergeile Selbstzweifel" kommen wollen, ist ihnen anscheinend selber noch nicht so recht klar. "Kaspar" lautet der erste Song dieser EP, der aus mäandernden Indierock eine mathematische Wissenschaft machen möchte und in schizophrenem Gedudel endet. Soweit, so gut kann ich damit noch leben. Mit den folgenden "Der Demokratische Konsum" und "Liebe" allerdings, weiß ich mich noch nicht so recht anzufreunden. Ersteres beginnt tatsächlich mit den selbstbetitelten Dada-Pop und erinnert mich leider nur an den albernen Comedy-Pop des Berliner Duos Keule (ja genau, die von dem Bundesvision Song Contest!), endet später aber immerhin etwas versöhnlicher. Naja und "Liebe" könnte nicht nur vom Titel her aus dem Reportoire der Söhne Mannheims gegriffen sein. Aber bevor man hier bereits völlig entnervt die STOP-Taste drücken möchte, lohnt es sich tatsächlich noch einen Song weiter zu hören, denn "Desig", der beste Song der EP, knüpft etwas unvorbereitet am ersten Song an und greift dessen verschleierten Post-Rock-Gedanken auf, um den Song in einem tollen Finale explodieren zu lassen. Hier offenbart sich dann auch Taunuszweitausend's sympathischte Seite, nämlich wenn sie etwas nach Hamburger Schule klingen. Dass "Fakten über Fett" ein reiner Indiepop-Song ist und das auch ruhig zeigen darf, ist ebenfalls nicht weiter schlimm. 
Eine Band, die weitaus mehr als zwei Gesichter hat, von der allerdings nicht alle hübsch anzuschauen sind. Den Wortwitz und die Kreativität für spannenden Indierock - oder meinetwegen auch -pop - haben sie bereits für sich gepachtet. Warum also noch Dadaismus?! Für Albernheiten und Peinlichkeiten seid ihr schlichtweg verschwendetes Talent.

Vor kurzem erschien ihre zweite EP "Gestalt von Zeit", die drei neue Songs zählt, die allerdings noch nicht im Stream verfügbar sind. Vielleicht gibt's ja da wieder spannenden Indie. Wer eine von der Band selbstveröffentlichten CD haben möchte, schreibt eine Mail an taunuszweitausend@googlemail.com oder hinterlässt einen Kommentar bei Facebook.

DL Obergeile Selbstzweifel EP
DL Song Pirz

Sonntag, Oktober 13

Herlathing - Alva und die Nachtgespenster + Interview


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Mit ihren beiden EP's "Parasit" und "Inferno" kam die Dark-Metal-Band Herlathing aus Menden bei uns bereits im letzem Jahr kurz zur Ansprache. Ende August diesen Jahres erschien nun ihr Debüt-Album "Alva und die Nachtgespenster" mit etwas Verspätung, dafür - wie bislang all ihre Releases - als Free Download. Eine DIY-Band, die sich in den Dienst des Hörers stellt und die ihre Musik nicht als Job, sondern als Freizeitspaß ansieht. Arbeit machte ihr Album trotzdem, sogar mehr als den beiden lieb war. Und so war es schließlich nicht nur ein langer, sondern vor allem auch mühseliger Weg bis zu dessen Vollendung. Familie, Jobs und ein Umzug, der die beiden Herlathing-Mitglieder fortan 400 km voneinander trennte, führten immer wieder zur Verzögerung des Releases. Ein Umstand, der nicht spurlos am Albumkonzept vorbei gegangen ist. Dennoch erweist sich "Alva und die Nachtgespenster" als ein solides Genrewerk, dass vor allem eines zum Vorschein bringt: nämlich Verständnis für Songstruktur und -wirkung. "Lass mich gehen" und "Nur ein Tropfen Blut" beispielsweise sind Songs, die schaurig-schön und mit toller Melodie sofort ins Ohr wandern. "Parasit" besticht durch eine bedrohlich treibenden Gitarren-Hook, während "Von Fleisch und Blut und Knochensplittern" fast schon von sinfonischem Black Metal getragen wird.

Anlässlich ihres Albums bitten wir Cauldyr (Gesang & Texte) und Clavayn (Gitarre & Programming) zum Interview, in dem sie nicht nur über Höhen und Tiefen in den Entwicklungsphasen von "Alva und die Nachtgespenster"sprechen, sondern uns auch gleich mal den Dark Metal etwas näher bringen.

Hallo Cauldyr, hallo Clavayn. 

Was verbirgt sich hinter den beiden Pseudonymen?
Cauldyr: Cauldyr ist ein alter angelsächsischer Name, den ich vor vielen Jahren als mein Pseudonym auserkoren habe. Eine tiefere Bedeutung steckt nicht dahinter, aberich mochte diesen Namen sofort und fühlte mich irgendwie mit ihm verbunden.
Clavayn: Dieser Name ist eine leichte Abwandlung eines, mir sehr am Herzen liegendenCharakters des Sci-Fi Autoren Alastair Reynolds. Es ist eine rein sentimentale Bedeutung.


Wie lange kennt ihr euch schon und wann habt ihr gemerkt, dass es Zeit für eine gemeinsame Band wird?

Herlathing: Wir kennen uns seit der Schulzeit. Die Liebe zur Musik war damals bereitstief in uns verwurzelt und entwickelte sich im Laufe der Jahre weiter. Wir hörten beide bereits zu dieser Zeitbevorzugt Metal und Hardrock. Anfang der neunziger Jahre entdeckten wir die düstereSeite dieser Musik und tauchten tiefer in die Materie ein. Clavayn kaufte sich eine Gitarre und wirnahmen ein paar Songs auf, damals noch mit einem Kassettenrecorder und in entsprechend schlechterQualität. Als wir dann etwas später weitere Mitstreiter fanden, gründeten wir unsereerste Band namens Beltane.

Mit Beltane, quasi die Herlathing-Vorgänger-Band, habt ihr euch bereits Mitte der Neunziger dem Dark Metal verschrieben, als dieser gerade durch eine Vielzahl stilübergreifender Metal-Bands neu definiert wurde und sich somit als eigenständiger Stil innerhalb der Metal-Szene etablierte. Wer oder was nahm Einfluss auf euch, dass ihr euch damals ausgerechnet dieser noch jungen, unerforschten Sparte zugewandt habt?

Herlathing: Das geschah nicht wirklich bewusst. Anfangs bezeichneten wir unsere Musik noch als Gothic-Metal, stellten später aber fest, dass die, noch recht neue Bezeichnung Dark-Metal wesentlich treffender war, da wir uns vieler Stilrichtungen bedienten. Unsere damaligen Einflüsse/Lieblingsbands waren Rotting Christ, Samael, Lake of Tears, Cemetary, Tiamat, Moonspell und noch viele weitere.

Mit Beltane habt ihr euch vor allem durch Live-Auftritte eine regionale, treue Fangemeinde aufgebaut. Jetzt seid ihr nur noch zu zweit. Wie sieht die Promotion bei Herlathing aus? Kann man euch live erleben?

Herlathing: Live-Auftritte stehen momentan für uns nicht zur Debatte. Für die Promotion nutzen wir die vielfältigen Möglichkeiten, die uns das Internet bietet, verteilen Flyer und CDs und halten engen Kontakt zu unseren Fans. Wir schließen es aber nicht völlig aus, eines schönen Tages nochmal in irgendeiner Form die Bühne zu entern.

Mit seinen vielen, weit in die Tiefe gegliederten Stilen ist der Metal ein sehr komplexes Genre. Allein der Dark Metal greift auf Elemente des Black-/Gothic- und Death-Metals zurück. Die wiederum beziehen ihre Ursprünge und Orientierungspunkte aus anderen Sparten. Läuft man als Metal-Band die Gefahr, vielleicht auch mal das falsche Publikum anzuziehen?

Clavayn: Im Metal ist die Akzeptanz eigentlich recht groß. Wir selbst hören auch von Hardrock bis Black -Metal alles, was das Metal-Spektrum hergibt. Wir stellen ja keine Bedingung an unsere Hörer. Wer uns mag, soll uns hören, Wer nicht, der nicht.
Cauldyr: In musikalischer Hinsicht ist es für eine Dark-Metal-Band in der Tat nur schwer möglich, so etwas wie ein „Falsches Publikum“ anzuziehen. Menschen, die Dark-Metal mögen sind in der Regel recht kompromissbereit und wissen, worauf sie sich einlassen. Diese Tatsache sorgt auch dafür, dass man sich als Dark-Metal-Band nicht so stark abgrenzen muss. Wir sind offen für (fast) jeden, solange er unsere Musik mag. Dazu kommt in unserem Fall ja auch noch die Tatsache, dass man sich irgendwelche Spinner im Internet weitaus leichter vom Hals halten kann, als z.B. auf Konzerten.

Der Dark Metal zeichnet sich vor allem durch eine düstere Grundstimmung aus, wie man ja an eurer Musik und Bandpräsenz ziemlich gut erkennen kann. Wie sieht denn der restliche Tag nach dem Proberaum aus?
Cauldyr: Unser Alltag sieht ziemlich gewöhnlich aus, wir zelebrieren weder irgendwelche satanischen Rituale, noch beschäftigen wir uns damit, rund um die Uhr böse zu sein. Ich denke zudem, dass dies bei den meisten Metal-Bands der Fall ist. Es mag zwar, insbesondere im Black-Metal ein paar Bands geben, die ihr musikalisches Wirken zur Lebensphilosophie erklärt haben, aber so etwas ist eher die Ausnahme. Ich hege zwar auch ein gesteigertes Interesse für düstere Literatur und für Horrorfilme,aber diese Neigung bestimmt keineswegs meinen komplettes Leben.
Clavayn: Meine innere Einstellung ist schon ziemlich düster und spiegelt sich in unserer Musik wieder. Ich denke, das muss auch ein Stück weit so sein, da es sonst nicht authentisch wirkt. Du kannst als reine Frohnatur keinen Dark-Metal machen. Allerdings sind wir nach Außen durchaus Gesellschaftsfähig und schwiegermuttertauglich. Was den Proberaum angeht, den gibt es nicht. Ich nehme die Musik auf und Cauldyr den Gesang. Und das an unterschiedlichen Orten. Dem Internet sei Dank.

Und wie würden euch eure Nachbarn beschreiben?

Clavayn: Meine Nachbarn bestehen momentan zu 100% aus Studenten und die sind einiges gewohnt.
Cauldyr: Meine aktuelle Nachbarschaft lebt gekonnt aneinander vorbei und das finde ich auch gut so. Ich stamme allerdings aus einem kleinen Dorf und meine dortigen Nachbarn sehen mich schon seit vielen Jahren als freundlichen, umgänglichen Menschen, der halt lange Haare hat und meist schwarze Klamotten trägt.


An dieser Stelle erst mal einen herzlichen Glückwunsch zu eurem jüngst erschienenem Debüt-Album, das es in einer streng limitierten Stückzahl auch gleich mal auf CD geschafft hat. Zufrieden mit dem Endprodukt?

Herlathing: Danke. Wir waren wirklich überrascht, dass die CD-Version innerhalb kürzester Zeit komplett vergriffen war und wir möchten uns hiermit nochmal ganz herzlich bei unseren großartigen Fans für die Unterstützung bedanken. Wir sind allerdings mit dem Album nicht zu 100% zufrieden. Kurz vor dem Release musste Clavayn leider berufsbedingt umziehen und somit konnten wir das Album nicht gemeinsam fertigstellen. Das finale Stadium, welches natürlich sehr wichtig für ein Album ist, sollte ursprünglich als Team gemeistert werden. Wir haben beide wenig Ahnung von Mixing und Mastering, ergänzen uns bei solchen Dingen aber immer hervorragend und sind somit meist in der Lage, gemeinsam ein gutes, intuitives Ergebnis zu erzielen. Darauf konnten wir leider in diesem Fall nicht bauen und so haben sich viele kleine Fehler eingeschlichen. Wir wollten den Release aber nicht ein weiteres Mal verschieben und haben getan, was getan werden musste, um die CD endlich zu veröffentlichen. Angesichts der unzähligen Probleme sind wir wirklich stolz auf das Ergebnis.

Im Vergleich zu den überwiegend düsteren und bizarren Themen klingt "Alva und die Nachtgespenster" eher wie eine freundliche Gruselgeschichte für Kinder. Was hat es mit diesem Albumtitel auf sich?

Herlathing: Dieser Titel entstand während eines Brainstormings und gefiel uns damals auf Anhieb, weil er wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge passte. Der ursprüngliche Plan für "Alva Und Die Nachtgespenster" war äußerst komplex. Es sollte ein klassisches Konzeptalbum werden und eine epische Geschichte erzählen. Wir wollten tatsächlich so etwas wie ein Urban-Fantasy-Märchen in musikalischer Form erschaffen und dachten zeitweise sogar über ein Booklet in Comicform nach, welches die Hintergrundgeschichte erzählen sollte. Leider reichten unsere finanziellen Mittel nicht aus, um dies umzusetzen. Dennoch ist das Ergebnis natürlich im weitesten Sinne ein Konzeptalbum und verfügt über einen roten Faden, der sich durch alle Songs zieht. Dieser ist allerdings nicht leicht zu erkennen und wird für unsere Hörer vermutlich nur schwer zu interpretieren sein.

Der Song "Lass mich gehen" handelt von einer schockierenden Familientragödie, die ihr schonungslos durch die Verse tragt. Die Band Eisregen, einer eurer späteren Einflüsse, sang in ihrem Song "Zeit zu Spielen" über die Zerstückelung einer Frau. Sollte man Dark-Metal-Bands in der Nacht lieber nicht über dem Weg laufen?


Cauldyr: Meine Texte sind sicher teilweise etwas extrem, aber sie spiegeln nur das wieder, was in unserer Welt tagtäglich passiert. Diese Dinge sind leider sehr real und sollten nicht nur in psychiatrischen Sitzungen und/oder Horrorfilmen thematisiert werden. Zudem zeigen meine Texte nur jenen kleinen Teil meiner Persönlichkeit, den man als „Dunkle Seite“ bezeichnen könnte. Niemand ist immer nur gut drauf. Entscheidend ist, was man daraus macht. Ich schreibe Texte und versuche somit u.a. auf Missstände aufmerksam zu machen und meine negativen Emotionen in etwas positives zu verwandeln. Unser Album "Alva Und Die Nachtgespenster" verfügt über ein komplexes textliches Konzept, eine Geschichte mit vielen verschiedenen Figuren, in deren Rollen ich schlüpfe. Keine dieser Rollen entspricht mir wirklich, aber in jeder steckt natürlich ein kleines Stück meiner Persönlichkeit. Mir kann man übrigens recht gefahrlos in der Nacht begegnen - Ich tu nichts, ich will nur spielen ;
Clavayn: Ich sehe unsere Musik unter anderem auch als eine Art Therapie. Für mich, für unsere Fans. Man soll über das, was einen bedrückt reden. Dann kann man es verarbeiten und kommt mit dem Leben etwas besser zurecht. Diese „Political Correctness“, die einem verbietet, die Sachen beim Namen zu nennen sorgt nur dafür, alles in sich hineinzufressen. Und dann wundert man sich, dass orientierungslose Jugendliche Amok laufen. Also immer frei raus damit. Nachts sind wir Dark-Metaller übrigens meistens besonders zutraulich ;)

Bis zur Vollendung des Albums verstrichen mehrere Jahre. Warum dauerte es so lange und wie schwer ist es, über einen so langen Zeitraum an einem Konzept festzuhalten?

Clavayn: Unterschiedliche Wohnorte, Job, Kinder, Zeitmangel und Unwissenheit bezüglich der richtigen Herangehensweise an so ein Album mit nur zwei Mann.
Cauldyr: Sowas ist verdammt schwer, insbesondere, wenn man im Laufe der Zeit bemerkt,dass man nicht alles so umsetzen kann, wie man es sich gewünscht hätte. Wie bereits von Clavayn erwähnt, gab es viele Punkte, die uns Probleme bereiteten.  Uns blieben nur zwei Möglichkeiten. Aufgeben oder weitermachen ohne Rücksicht auf Verluste. Wir haben weitergemacht und das Konzept umgesetzt. Nicht perfekt und auch nicht ganz so, wie es geplant war, aber wir haben es geschafft, trotz all der Schwierigkeiten.

Der Song "Swansong" verfolgt euch seit eurer Vorband und hat es nun auch in seiner dritten Version auf's Album geschafft, wo er von einer lieblichen Frauenstimme vorgetragen wird. Wer versteckt sich hinter dieser Stimme?

Herlathing: Dieser Song verfolgt uns tatsächlich schon seit beinahe 2 Jahrzehnten. Damals hatten wir noch eine Sängerin, später (auf der Parasit-EP) übernahm ich dann ihren Part. Kurz bevor unser aktuelles Album fertig wurde, bekamen wir die Möglichkeit, mit der ausgebildeten Sängerin Maredith Placencia zusammenzuarbeiten. So entstand eine weitere Version,die nun auf dem Album zu hören ist.



Im letzten Drittel des Albums kommt es zum Bruch, indem ihr mit sämtlichen Stilen (Industrial, Goth-Rock,usw.) herum experimentiert. Vor allem das letzte Stück "Tanz in den Ruinen" sticht als Punkrock-Nummer hervor. Alles nur experimentelle Ausflüge oder das Preview zum neuen Herlathing-Sound?

Clavayn: Das ist wohl dem Umstand geschuldet, dass das Album über mehrere Jahre entstand und ich auch diversen Stimmungen unterlag. Das hat sich in den Kompositionen natürlich niedergeschlagen. Wir wollen allerdings dem Dark-Metal treu bleiben. Was nicht heißt,dass wir nicht weiterhin den ein oder anderen Ausflug in andere Genres wagen werden.

Cauldyr: "Tanz in den Ruinen" ist unser Kniefall vor dem Punkrock, den wir neben dem Metal bereits seit unzähligen Jahren lieben. Die Grundidee war, den recht negativ belegten Text durch die Musik in einen fröhlichen Mitgröhl-Song zu verwandeln. Beim Songwriting machen wir eigentlich immer das, was uns gerade in den Sinn kommt. Meist entsteht aus den ersten Ideen dann ganz automatisch wieder ein Dark-Metal-Song. 

Apropos. Wird es ein weiteres Album geben?

Cauldyr: Unser großes Ziel war es, ein Album zu veröffentlichen. Dieses Ziel haben wir nun endlich erreicht. Wir haben mit dem Release von "Alva Und Die Nachtgespenster" auch all den musikalischen Ballast der letzten Jahre abwerfen können. Was nun folgt, ist noch ungewiss, aber wir werden definitiv weitermachen. Erstmal gönnen wir uns nun eine kleine Pause und wenn die vorbei ist, werden wir anfangen neue Songs zu schreiben. Vermutlich wird es 2014 eine Single oder sogar eine EP geben. Eine komplette Überarbeitung des Alva-Albums ist eine weitere Option, allerdings eher auf lange Sicht.
Clavayn: Es ist nicht so, als hätte ich nicht bereits neues Material für neue Songs. Und sollten wir ein weiteres Album realisieren, wird es diesmal schneller vonstattengehen. Jetzt wissen wir ja, auf was wir achten müssen.

Wollt ihr noch etwas sagen?

Herlathing: Das wäre wohl die Stelle, an der wir sagen sollten "Saugt euch unser neues Album gratis unter: http://herlathingband.bandcamp.com, besucht unsere Facebook-Seite: https://www.facebook.com/Herlathing" und sagt am besten auch gleich euren Freunden bescheid...
Da wir eben dies ja nun bereits ganz unauffällig erledigt haben, möchten wir uns natürlich noch ganz herzlich bei dir für das Interview bedanken und es mit einem kleinen Zitat aus einem unserer Lieblingsfilme abschließen: „Bunt ist das Dasein und granatenstark, volle Kanne Hoschi!“

Vielen Dank für das Interview.

Montag, Oktober 7

Der Bandcamp-Hardcore Vol.17

La Casa Fantom:

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Dass zwei Musiker manchmal mehr Krach machen können als eine ganze Kapelle, wissen wir hierzulande spätestens seit Dyse. Das norwegische Duo La Casa Fantom bewaffnet sich lediglich mit Bass und Schlagzeug und führt diese auf's dronige Schlachtfeld, um mit ihnen zermalmende Hirnf**k-Orgien zu feiern, die je nach Belastbarkeit des Hörers entweder zum Hirntod oder zum Höhepunkt führen. Ihr 2001er Debüt "Serum" spielten sie noch mit einem Drumkit und einem 4-Track-Tape-Recorder ein und wurde im heimischen Wohnzimmer aufgenommen. Mittlerweile besitzen die zwei Osloer nicht nur ihr eigenes Tonstudio, sondern basteln sich für die dronigen Klangmonstren ihre eigenen Amps zusammen. Das bringt zwar mehr Wumms, aber nicht unbedingt mehr Ordnung ins Chaos. Vom Experiment etwas entrückt und gleichzeitig den klaren Strukturen annähernd, kam ihr 2011er Album "Selection by Elimination" daher, auf dem ihre Affinität zu Metal, Punk und Hardcore bislang am deutlichsten hervor schimmerte. Bis 2012 schließlich "Feed My Silence", das in seinem Titel dennoch arglistig über den Albuminhalt hinweg täuscht, einen noch größeren Schritt Richtung Zugänglichkeit wagte. Natürlich immer noch alles andere als leicht verdaulich, in jedem Fall aber höchst interessant und spannend. Ihren Stil übrigens bezeichnen Lars und Bård als "Drum'n'Bass". Auch das ist arglistig.


Buy Here, Here, Here & Here

Our Man in Marrakesh:

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"Our Man in Marrakesh" lautet der Originaltitel einer 1966 entstandenen Verwechslungskomödie u. A. mit Senta Berger und Klaus Kinski. Our Man in Marrakesh lautet auch der Bandname einer deutschen Post-Hardcore-Truppe, die in den Jahren 2010 und 2011 aktiv war. Trotz ihrer Kurzlebigkeit hinterließ die Band praktisch zeitgleich mit ihrer Auflösung ihr Debüt- und gleichzeitig auch einziges Release, welches seit je her auf Bandcamp zum Free-Download zur Verfügung steht. Vier Songs befinden sich auf ihrer S/T-EP, in denen die Jungs wahnwitzige, mathige Sprunghaftigkeit á la Dillinger Escape Plan mit der progressiven Unberechenbarkeit von Protest the Hero vermengen. Das hat man in dieser Art hierzulande selten so gehört, und somit ist es nicht nur verwunderlich, sondern vor allem auch verdammt schade, dass sie sich nach so kurzer Zeit wieder trennten. Immerhin haben sich die Mitglieder mit Bands wie Cannon for Cordoba und The Tidal Sleep nicht vollkommen von der Musik verabschiedet.

DL S/T EP

Snakes & Lions:

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In ihrem Bandnamen stellen Snakes & Lions aus dem Raum Wiesbaden die Attribute GUT und BÖSE gegen einander auf. In ihren überwiegend persönlich gehaltenen Texten verhält es sich ähnlich, indem sie Schicksalsschläge, innere Konflikte und Ängste in ihren düsteren und bedrohlichen Songs auftürmen, die aber nicht immer nur Hoffnungslosigkeit oder Depressionen hinterlassen. Manchmal etwas zähflüssiger, an anderer Stelle dafür pure, in Melodie umgewandelte Energie und somit vor allem für Fans von Defeater, La Dispute & Co. zum Weiterhören empfohlen. Kurz vor ihrer September-Tour, die die Band u. A. nach Ungarn, Kroatien, Italien und Frankreich lotste, erschien ihre zweite EP "Among Falling Stars and Rising Tides", die man sich derzeit noch für eine festgeschriebene Ablöse von 5,- EUR über Bandcamp saugen kann. Nach der Tour soll diese ebenfalls als Spendendownload erhältlich sein und somit dem Prinzip ihrer "Untitled"-Debüt-EP und dem "Waterfront Demo" folgen. Alternative: kauft euch das auf 50 Stück limitierte, handnummerierte Tour-Tape,  das zusätzlich noch die "Untitled"-EP beinhaltet und ebenfalls lasche 5,- EUR kostet.


Buy Here, Here & Here

Svffer:

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Eigentlich dürften die Credits schon ausreichen, um den geneigten Hörer mindestens zwei offene Ohren abzuverlangen: Da wäre zum einen Die Tonmeisterei, die abermals dem hoffnungsvollen Hardcore-Nachwuchs einen würdigen Einstand bescherte; veröffentlicht wird ihre Debüt-7inch (100x weiß, 400x schwarz) über Vendetta und Narshardaa sowie als Tape über Colossus Tapes; involviert sind u. A. Mitglieder von Unrest und Alpinist. Das Quartett Svffer aus Münster spielt emotional düsteren und depressiven Hardcore, der hakenschlagend und mit Affenzahn Richtung Grindcore und Emoviolence rast. Für dieses Jahr ist außerdem eine Split mit den Plauener Hardcore-Punks Tsarweather (Free-DL HIER, kaufe HIER) geplant, die ebenfalls über Vendetta erscheinen soll. Die Frage, welches Geschlecht sich hinter dem Mikrofon verbirgt, dürft ihr gerne selbst herausfinden.


Buy Here, Here & Here

Øjne:

  

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Wow! Was für ein HAMMER-Debüt, um es mal im Slang jugendlicher Euphorie auszudrücken. Das italienische Quintett Øjne aus Mailand existiert bereits seit 2011 und schaffte es bis Mitte 2012 auf fünf eigene Songs, die sie in Eigenregie aufnahmen. Mit freund(schaft)licher Unterstützung der beiden Labels Stereo Dasein (u. A. Vertrieb-Label von Hauke Henkel und Manku Kapak, Free-DL's HIER) und Pike Records wurden diese nun auf die Debüt-EP "Undici/Dodici" gepackt. Mit ihrem Mix aus herben Screamo und Post-Hardcore setzen Øjne zwar auf altbewährte Strukturen, sodass man nicht einmal großartig außerhalb der italienischen Landesgrenzen nach Referenzen suchen muss, denkt man an Bands wie La Quite oder Raein. Dennoch stellen Øjne ihr Talent für eingängige Melodien eindrucksvoll unter Beweis, die sie mit vielen Breaks und überraschenden Wendungen aneinander reihen. Bestes Beispiel (und vielleicht auch bester Song) ist der Opener "Glasgow", der in seinen fünf Minuten Spielzeit von schreddernd bis melancholisch dermaßen viele Phasen durchläuft und sich schließlich zum furiosem Finale hochschaukelt. Im Oktober/November 2013 soll "Undici/Dodici" in Kooperation mehrerer Labels auch auf Vinyl erscheinen.

DL Undici/Dodici EP Here & Here

Awake the Mutes:

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Mal wieder etwas Metalcore gefällig? Hier, bitte schön! Das Mainzer Quintett Awake the Mutes hauchen dem in Verruf geratenem Genre zwar nicht unbedingt neues Leben ein, versuchen es aber immerhin wieder ein Stück weit ins rechte Licht zu rücken. Genrefans freuen sich über wuchtige Breakdowns und fieses Geshoute, technisch versiert und druckvoll aus den Boxen quellend. Gelegentlich mit Chören, die vor allem die melodischen Parts anfeuern. Sechs Songs beherbergt ihre diesjährig erschienene zweite EP "Changes", bei dessen Opener "Less Thinking" Simon Friedl, Frontmann der Darmstädter Hardcore-Punk-Truppe Nothings Left, mitmischte.



DL Changes EP Here & Here

This April Scenery:

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Nach dem Album ist vor dem Album. Mitte letzten Jahres debütierte das Düsseldorfer Quartett This April Scenery mit ihrem Album "Absence Makes the Heart Grow Fonder" (Stream & Buy HIER). Ein Album, das es sich in den Bereichen Indie, Progressive, Shoegaze und Emo(-core) gleichermaßen gemütlich machte und die Band somit vor allem sturen Stil-Puristen sicherlich einige Falten auf die Stirn zauberte. Für diejenigen hingegen, die das Verschwimmen von Grenzen, das Einbetten von eingängigen Melodien und leicht unterkühlter Atmosphäre in komplexen Strukturen als Herausforderung annahmen, notierten sich This April Scenery auf ihren Merkzettel. Fast ein Jahr mussten diese nun auf ein Lebenszeichen der Band warten, bis sich diese im März 2013 mit einer neuen EP zu Wort meldete. "Concrete Garden" zählt zwei neue Songs (plus vier Remixe des letzten Songs "The Electric Girl"), die nicht nur als Anheizer für ihr kommendes Album ins Rennen geschickt werden, sondern dessen Erlös aus dem Spendendownload auch direkt in die Produktion einfließen soll. In veränderter Formation erfindet sich die Band zwar nicht neu, wirkt stellenweise aber etwas fiebriger und ausschweifender als auf ihrem Debüt, nimmt dabei den stürmischen Fahrtwind von Circa Survive auf und erinnert an handzahme Fall of Troy oder weniger nervöse Mutiny on the Bounty. "Concrete Garden" gibt's physikalisch in sympathischer Demo-Selfmade-Variante. Wer das Debüt-Album als CD bestellt, bekommt kostenlos den Midsummer-Sampler "Listen Up, Kids! Vol.10" (siehe HIER) mit ins Haus geliefert.


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Hyëna:

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Ob es nun gewollt war oder nicht, oder einfach bloß billigend in Kauf genommen, dass sich das Quartett aus dem AJZ-Bielefeld-Umfeld wohl am treffendsten mit den Eigenschaften des im Namen getragenen Raubtieres beschreiben lässt. Leben müssen sie damit spätestens seit ihrer Debüt-7" "Breathing Death Rotting Flesh", ein dreckiger und räudiger Hardcore-Punk-Bastard, der sich mit arglistig schleppendem Doom an seinen Opfern heranschleicht und mit angriffslustigen Riffs über sie herfällt. Mit "Schemes" versuchen sie nun etwas größere Beute anzulocken, ködern die Hardcore-Gemeinde zusätzlich mit einigen Powerviolence- und Trash-Einlagen und servieren ihr 13-Gänge-Menü in Windeseile. Wie schon mit ihrer 7", die über das von Sidetracked-Mitgliedern gegründete Label Rising Riot Records erschien, schlafen sich Hyëna auch mit ihrem ersten Album durch die kleinen DIY-Label und hinterlassen dort wo es gerade passt ein physikalisches Release. So erschien das auf 50 Stück limitierte und bereits vergriffene "Schemes"-Demotape über Puzzle Records, wohingegen das geplante Vinyl im Herbst 2013 die Release-Disco von Fucking Kill Records und Sengaja Records um einen Eintrag erweitern soll. 


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Å∫†:

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Zeitgleich mit der Veröffentlichung der Debüt-EP "Discovery" der Würzburger Screamo-Band Dearest, feierte das kleine Ulmer Label Alcoves Records (u. A. JTZT!, Mahlstrom) gerade erst seinen ersten Geburtstag. Bereits kurz zuvor war zu lesen, dass die beiden Label-Betreiber auch an dem Debüt ihrer eigenen Band arbeiten, welches schließlich im August als Spendendownload auf Bandcamp erschien und später auch als Tape seine physikalische Vollendung fand. Mit ihrer S/T-EP setzen Å∫† nun ein dickes Ausrufezeichen und zeigen, dass sie nicht nur mit der Auswahl ihrer Labelsprosse ein treffsicheres Händchen beweisen. Droniger Black Metal, der in seiner reduzierten Art und dem immer wieder aufquellendem Bollwerk ein flaues Gefühl im Bauch hinterlässt und sich somit im Stromschnellen-ärmeren Fahrwasser von Nachtmystium wohl fühlt. 


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Außerdem

Citizen:

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Die einen sagen Grunge, die anderen Emo, während sich die Band selbst vom Alternative beeinflusst sieht. Immerhin lässt die Zeitangabe, die in etwa in den 90ern liegen dürfte, die getrennten Lager gemeinsam in den Armen liegen. Dem jungen Quartett aus Michigan dürfte dieser Umstand egal sein, solange sich die Leute überhaupt ihren Kopf über ihre Musik zerbrechen. Und das tun sie nicht erst seit ihrem ersten Album "Youth", dem dritten Citizen-Release auf Run for Cover Records. Mit dem Opener "Roam the Room" kommt das Album recht dynamisch aus den Startlöchern und platziert mangt dem melancholischem Gesang ein paar gezielte Shouts. Titel wie "The Night I Drove Alone" oder "Figure You Out" zeigen aber auch, dass eben nicht alles so flauschig gemütlich ist, wie einem das Cover weismachen will. Spätestens wenn Sänger Mat Kerekes im Song "Sick and Impatient" mit sanft flehender Stimme fragt "WILL YOU SAVE MY LIFE TONIGHT?", dann geht das mindestens genauso unter die Haut wie Brand New's Song "Limousine", wo mit den Worten "THIS SIGNAL INTERRUPTS MY BABY'S FREQUENCY..." plötzlich alle emotionalen Dämme eingerissen werden. Nur kriegen das Citizen eben wesentlich eingängiger hin, ohne Ausschweifungen oder künstlichem Bombast, dafür mit jugendlicher Unbeschwertheit und der Selbstsicherheit für Ohrwurm-Melodien. Ein leicht konsumierbares Album für die wärmeren Tage im Jahr, was euch allerdings nicht davon abhalten soll, "Youth" trotz Einzug des Herbstes anzutesten.


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O' Brother:

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Mit ihrem 2011er-Debüt-Album "Garden Window" setzte die fünf-köpfige Band aus Atlanta bereits ein beachtliches Ausrufezeichen, hielt sich mit ihm aber auch mehrere Möglichkeiten für das zweite offen, dem Fans nun entweder mit großer Vorfreude entgegen fieberten oder sie mit starker Befürchtung zittern ließ. Was es letztendlich auf "Disillusion" zu hören gibt, dürfte beide Parteien gleichermaßen erstaunen lassen, denn das Album erweist sich als klares Statement der Band, sich weder auf ihren Status ausruhen, noch irgendwelche Post-Hardcore-Klischees bedienen zu wollen. Somit ist es auch gar nicht weiter schlimm, dass der überfüllte Schnellzug um Passagiere wie Touché Amoré, Modern Life is War, Defeater & Co., spurlos an O' Brother vorbei gezischt ist. "Disillusion" ist ein atmosphärisch düsterer und komplexer Brocken geworden. Kein Hardcore-Album für Zwischendurch, sondern eines, dass vom Hörer die selbe Hingabe fordert, mit der O' Brother dieses Album ausgetüftelt haben. "Parasitical" und "Transience" sind dabei vielleicht die einzigen beiden Songs, die man vom Albumkonzept losgelöst und separat konsumieren kann. Die rsetlichen acht Songs würden eher wie herausgerissene Fetzen wirken, denen man der nötigen Zeit zur nachhaltigen Entfaltung beraubt hätte. Dass "Disillusion" zu keiner Zeit statisch wirkt, ist neben der gekonnt in Szene gesetzten Instrumentierung vor allem Sänger Tanner Merritt zu verdanken, der nicht nur zeigt, dass er die Zähne fletschen kann, sondern im Opener "Come Into the Divide" und letzten Song "Radiance" mit seiner Stimme die Umlaufbahn verlässt. "Disillusion" ist definitiv ein Highlight des Jahres 2013.


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Freitag, September 27

Rant - Untitled EP


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Ob City Light Thief, Kokomo, The Tidal Sleep, MNMNTS oder wie zuletzt Anteater - Benedikt Demmer hatte sie alle. Der Druckwelle-Artist und Designer zog die Fäden bislang vorwiegend im Hintergrund oder verewigte sich kunstvoll und kreativ auf Platten- und Tape-Cover, sowie Flyer, Poster und Merch diverser Bands und Labels, mit denen er in den letzten Jahren zusammenarbeitete. Und da "Benny" nach strikten DIY-Linien verfährt, können bei ihm auch ruhig die Kleinsten der Kleinen anklopfen. Kleinklein rückt er mit Rant nun musikalisch in den Vordergrund und versammelte dazu drei mehr oder weniger bekannte Namen aus dem Trierer Hardcore- und Punkumfeld um sich. Preschen die ersten beiden Songs ihrer unbetitelten Debüt-EP noch im Schweinsgalopp und unprätentiös Richtung düstere Alpinist & Co., wird der dritte Track "La Béte Noire" von einer treibenden Hook aus den Startlöchern katapultiert. Das folgende "Rot Alive" (mein Anspieltipp) nimmt den stürmischen Fahrtwind seines Vorgängers direkt auf und lässt eine melodiöse Gitarre gegen das Stakkato-Geknüppel des Schlagwerks antreten. In "It's a Curse" und "One More Dance, No More Tomorrow" dürfen dann Sailing-On-Frontfrau Caroline Courbier sowie Guttural- und Lizards-Have-Personalities-Schreihals Andrew Mcshan noch etwas Galle ausspucken. Und wenn sich im brachialen letzten Song mangt zerknirschendem Gebrüll plötzlich die einzige deutschsprachige Verszeile "Und nach uns die Sintflut" bis zur Oberfläche durchfrisst, dann wird sich den vier Trierern wohl kaum jemand entgegen stellen. Dass der Sound trotz hörbarer Routine dennoch angestaubt und roh klingt, ist Comadre-Chef Jack Shirley und seinem Atomic-Garden-Studio zu verdanken, der bereits schon für Trainwreck, Deleometer und Glasses die Regler am Mischpult verschob und somit hierzulande kein unbekanntes Gesicht mehr ist.
Über das kleine aber feine Darmstädter Label Fear of Heights erscheint die EP als Tape, limitiert auf 100 Stück in toller Verpackung, und - natürlich - mit Druckwelle-Artwork.

DL Untitled EP

Freitag, September 20

Tanzcafé Jahres-Sampler: Coverdesigner und Bands gesucht!




Wie die meisten sicherlich bemerkt haben dürften, planen wir dieses Jahr wieder einen Sampler mit Bands, die immer für coole Promo zu haben sind. - Weitere Infos dazu hier -

Coverdesigner gesucht!

Wie schon im letzten Jahr suchen wir jemanden, der uns ein Coverbild kreieren könnte. Dazu sendet einfach eure Vorschläge mit den Maßen 1400x1400px an rockschuppen@gmx.at . Inhalt des Bildes kann alles sein, was ihr mit 'Musik' in Verbindung bringt. Passend zum letzten Sampler - Klicke Hier - wäre zum Beispiel auch irgendetwas mit Vinyls. Wer uns besonders lieb hat, darf auch gern probieren Gerdas Tanzcafé metaphorisch darzustellen. Tobt euch einfach in Photoshop aus. Das Coverbild, das uns am meisten gefällt, wird natürlich verwendet. Zur Belohnung können wir zwar leider kein Geld versprechen, dafür aber wenigstens etwas Werbung für euch als Künstler und das gute Gewissen etwas gutes für die Independent Musikszene getan zu haben.

Bands gesucht!

Mit dem Material, das wir bereits erhalten haben, könnten wir zwar gut eine CD vollkriegen, aber da wir hier einen Digitalsampler basteln, geht da weitaus mehr. Also Bands und Freunde der guten Musik: Macht entweder selbst mit oder rührt die Werbetrommel!

Vielen Dank an alle Unterstützer!

Dienstag, September 17

Rattenkoenig - Bahnhofsvorplatz im Herzen EP


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Ist von einem Rattenkönig die Rede, handelt es sich entweder um das ekelhafte und zugleich faszinierende Phänomen, dass sich die Schwänze einer Vielzahl von Ratten in einander verknoten und sich dieser wahrhaft beispiellose Zusammenhalt gegebenenfalls noch durch zusätzliches Verkleben durch Exkremente verstärken kann. Oder man spricht von einem sehr fetten Exemplar, die sich von seinen Artgenossen beköstigen lässt. Bis auf die Äußerlichkeiten, verbindet die beiden Nager-Exoten somit vor allem ihre Gemeinsamkeiten: je dreckiger und vollgemüllter die Straße, desto heimischer fühlen sie sich; sie scheren sich einen Kehricht darum, ob ihr Anblick beim gemeinen Fußvolk Unbehagen und Schauder hervorruft; und sie lassen sich aus ihrem Revier nicht vertreiben sondern kommen dann zurück, wenn du's am wenigsten erwartest.
Und während jetzt einige Leser noch immer glauben, versehentlich auf einen Artikel über die Könige der Kanalisation gestoßen zu sein, habe ich klammheimlich den Bogen zum Mainzer Quartett Rattenkoenig geschlagen, die nach ihrem Demo-Debüt "Bu**en auf's Maul...EP" (sorry für die **, aber wir wollen ja schließlich nicht die falsche Lesergruppe anlocken) und der in besserer Qualität gefolgten "Monaco Asozial"-EP, nun also ihre offizielle zweite EP "Bahnhofsvorplatz im Herzen" nachlegen. Vier neue Songs feinster und asozialer Deutschpunk, der sich auch wunderbar in den 80ern zurechtgefunden hätte. Während "Stullenbart" die braune Brut samt Staatsgefolge mit einem herzlichen NICHT-Willkommen in Empfang nimmt, frönen "Feuerwehrkraftzersetzung" und "Ich wasch mich nie" das Faulenzerleben. Letzteres flirtet sogar mit einer tollen Melodie und Kopfnicker-Chören, wird durch den pissigen und unsanften Gesang aber schnell wieder auf den dreckigen und rauhen Boden der Tatsachen geholt. Passt soweit, fehlt eigentlich nur noch der Sprung auf's Tape oder Vinyl.



DL Bahnhofsvorplatz im Herzen EP
DL Monaco Asozial EP

Montag, September 16

Walden - Wenn die ersten Blätter fallen


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Nach Metal, Punk und seinen Soundtracktüfteleien (siehe HIER) scheint der Augsburger Songwriter Danijel Zambo nun endgültig sein Herz an Mutter Natur verloren zu haben. Mit seinem Folk-Projekt Walden wird diesen Monat (offizielles Release 20.09.2013) sein Debüt-Album "Wenn die ersten Blätter fallen" erscheinen, nachdem er bereits im letzten Jahr seine S/T-EP (höre HIER, kaufe HIER) ins Vorrennen schickte. Im Vergleich zu dieser offenbart "Wenn die ersten Blätter fallen" nun schon mal zwei objektive Veränderungen: 1.) Erschien die EP noch über das bulgarische Dark-Ambient-Label Corvus Records, produzierte Zambo sein Album nun vollkommen in Eigenregie und verpackte es in einem kunstvoll gestaltetem Digipak (200 Exemplare über Bandcamp), verzichtet dabei aber nicht vollkommen auf Einflüsse der Balkanfolklore. 2.) Thematisierte die EP den schleichenden Übergang der letzten Wintertage bis hin zum Frühlingserwachen, verkündet das Album nun passend das Ende des Sommers und lässt den Herbst gewähren.

Der titelgebende Opener geleitet melancholisch in die solide Grundstimmung des Albums, während das darauffolgende "Des Sommers letzter Reigen" mit fast schon mystischen Tönen nach dem letzten Atemzug ringt. Auch die folgenden acht Tracks werden von eingängigen und akustischen Gitarrenlinien getragen und ermöglichen, natürlich je nach Bereitschaft des Hörers, eine große Bandbreite an Assoziationen, wobei man sich nicht einmal großartig an der Tracklist des Covers entlanghangeln muss, da sich viele Titel beim Hören selbst erschließen.

Auf "Wenn die ersten Blätter fallen" geht es weniger darum, sich bedingungslos den Herbstdepressionen zu ergeben, als vielmehr dieser überwiegend als unangenehm empfundenen Jahreszeit auch die schönen Seiten abzugewinnen. Das fällt Bewohnern ländlicher Regionen sicherlich etwas leichter in den Schoß, als Großstädtern. Für die widerum könnte sich "Wenn die ersten Blätter fallen" als Versöhnungsversuch lohnen, wenn diese mal wieder zeitweise der zubetonierten Großfläche entfliehen wollen. Aber wie gesagt, ohne die innere Bereitschaft, sich auf derartige Musik einzulassen, läuft hier natürlich gar nichts. Wer allerdings bereits mit Bands wie October Falls, Tenhi oder auch spätere Empyrium auf Tuchfühlung ging, dem sei Walden als Erweiterung seines Reportoires uneingeschränkt empfohlen.

Stream & Buy "Wenn die ersten Blätter fallen"

Mittwoch, September 11

Soma Nowaja - Warten auf Klio 12"


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Mit dem Begriff Post-Hardcore lassen sich gefühlt 90% aller Bands der härteren Gangart klassifizieren, die innerhalb des letzten Jahrzehntes dem Untergrund entsprangen. Auch das 2011 gegründete Kölner Quartett Soma Nowaja wird um diese Bezeichnung nicht drum herum kommen. Allerdings spielt sich das eigentlich Interessante ihrer Musik erst hinter dem Präfix ab. Der Opener "Der Konzipist" ihres Debüts "Warten auf Klio" beginnt mit feistem Mathcore der Marke The Dillinger Escape Plan, weiß auch genau wie dieser urplötzlich das Tempo herauszunehmen und kleinlaut das Wort Jazzcore zu verkünden (vorausgesetzt man tat dies schon bei TDEP's Album "Miss Machine"). "Weiße Nächte" und "Nacht in der Stadt" hingegen halten den Bass zu Beginn an der kurzen Leine. Doch während ersteres zunehmendst im Chaos versinkt, kann letzteres zum Ende hin seine Melodie-Eruptionen kaum noch zügeln. Das verortet die Band allerdings keineswegs automatisch im Chaos- bzw. Melodic-Core, denn dafür sind die Song- und Songpart-Übergänge zu fließend und homogen, die Melodiebögen und Hooks zu abrupt und kurzweilig eingeflochten. "Destruktive Feedbackschleife", das nach kurzem Intro in einer Sekunde von 0 auf Hundert beschleunigt, urplötzlich den Anker wirft und sich danach wieder Stück für Stück neu aufbaut, ist nur ein Beleg dafür, dass Schubladen nicht voreilig und nur mit bedacht geöffnet werden oder im Zweifel lieber ganz geschlossen bleiben sollten.   

Mit etwas 90er-Flair und Screamo-Einschlag ist der Band ein zwar sperriger, aber insgesamt dennoch stimmiger Hardcore-Brocken gelungen, der von einer düsteren Grundstimmung zusammen gehalten wird. Was da nun konkret in den einzelnen Songs schwarz gemalt wird, bleibt - genau wie Bandname und Albumtitel, die nach einigen Internet-Recherchen mehrere bzw. nicht wirklich sinnvolle Assoziationen ermöglichen - vorerst der eigenen Fantasie überlassen. Die dazu gehörenden Lyrics kann man im handgenähten Textheft nachlesen, das der 180g schweren, schwarzen 12inch beigefügt ist. Steht dem frivolen Rätselraten also nichts mehr im Wege, denn laut Band soll sich hinter dem Album ein Gesamtkonzept verstecken. Den fetten Sound dazu lieferte abermals Die Tonmeisterei.

"Warten auf Klio" gelangte immerhin schon vom benachbarten Label Lechuza Records bis in die Plattenregale des Berliner Kult-Recordstores Bis Auf's Messer. Und von dort aus hoffentlich noch viel weiter.



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oder von der Band selbst mit Mail an: soma.nowaja@gmail.com

Sonntag, September 8

Der Bandcamp-Hardcore Vol.16

Nervöus:

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Trotz ihres noch jungen Daseins als Band (seit 2011) konnte sich das Berliner Quintett Nervöus bereits einen beachtlichen Namen im deutschen Hardcore-Punk-Untergrund erspielen. Mit ihren ersten beiden EP's "EP #1" und "Nullachtsechzehn...", die als Tapes über das Label Mustard Mustache erschienen und mittlerweile ausverkauft sind, empfahlen sie sich nicht nur als Support für Strike Anywhere. In diesem Jahr kam die Band mit der digitalen Veröffentlichung ihrer EP "El Atea" in etwas ungewohnter Weise zurück, auf der sie sich nicht nur mit Dub und Beats auf fremden Terrain bewegten, sondern mit etwas Geschrei auch dem Breakcore huldigten. Einen Monat später erscheint ihr Debüt-Album "Konfetti & mutwillige Zerstörung", das von diesem experimentellen Ausflug glücklicher Weise kaum etwas abbekommen hat, aber dennoch nicht vollkommen auf Experimente verzichtet. So bilden das Intro "Skit It", das Interlude "Skit Il" und das Outro "Skit Ill" zumindest vorübergehend die letzten Überbleibsel des elektronischen Einflusses und der Rap-Part von Tim Geyer, Autor der Seite Punkpoprap, in "Schwermutwillig" bleibt auch die Ausnahme. In den restlichen fünf verbleibenden Songs gibt's dann wieder gehörig ausgespuckte Galle um die Ohren. Nicht immer ganz eingängig, dafür mit tollen Melodiebögen und treibenden Riffs für Diejenigen, die Hardcore, Punk und Screamo gerne unter einem Hut vermengt hören. "Konfetti & mutwillige Zerstörung" gibt's als einseitig auf Clear Vinyl bespielte 12inch in Siebdruck-Hülle zu kaufen. Und davon gerade mal 300 Stück.


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Ayakashi:

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2011 war eben ein ertragreiches Jahr für den deutschen Hardcore, denn auch die Fünfer-Truppe Ayakashi erblickte in diesem Jahr das Licht der Welt. Für ihr erstes (physikalisches) Release traten sie 2012 nicht nur zum Mainzer Stadtderby an, sondern fanden in You, the Ocean einen Bruder im Geiste. Ihre Musik macht es sich in den Bereichen Hardcore-Punk, Post-Hardcore und Screamo gleichermaßen gemütlich und absolviert von Aufregung über Erschöpfung, bis hin zur Melancholie ein breites Spektrum an Gefühlen. Ihr Debüt-Album ist derzeit in Planung. Als Vorgeschmack auf dieses, erschien "Biolumineszenz" als Spenden-Download und als streng limitierte CD (46 selbstgebastelte, handgemalte und eigens beschriebene Unikate).

DL Split 7" /w You, the Ocean (Free-DL nur Ayakashi-Hälfte, höre YTO-Hälfte HIER)

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Refuse Your Heroes:

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Narziss machten es mit ihrem Abschiedsalbum "Echo" vor, Callejon mit ihrem letzten Cover-Album "Man spricht deutsch" nach: der Metalcore nähert sich immer mehr dem beunruhigenden Trend zum Mainstream. Immerhin haben auch diese beiden Bands mal klein angefangen und mit ihren früheren Alben gezeigt, dass diese Sparte nicht zwangsläufig der Popkultur unter den Metallern vorbehalten sein muss. Refuse Your Heroes existieren seit 2012 und zeigen mit ihrer in Eigenregie aufgenommenen Debüt-EP "Behind Broken Mirrors", dass der Kompromiss zwischen Metal und Hardcore keinesfalls die Gutstellung zwischen Randgruppe und Popularität beinhalten muss. Bis auf einen flüchtigen Linkin-Park-Moment im Song "Locked in a Coffin" besinnen sich die fünf Dortmunder auf das Wesentliche - nämlich fette Riffs, Blastbeat-Attacken und garstiges Geshoute - und schütteln dabei sämtliche "Was-könnten-die-anderen-über-mich-denken"-Gedanken beim Headbangen im Moshpit ab.



The March on Kazan:

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Post-Hardcore zeichnet sich bekannter Maßen durch dynamische Kontraste aus mit denen er dem Hörer meist gleich zu Beginn ein gehöriges Brett vor den Kopf schlägt. Verhält es sich anders, sucht man entweder in der falschen Sparte oder es wird versucht über das eigentliche Wesen hinwegzutäuschen. Das Quartett The March on Kazan aus dem Raum Paderborn-Dortmund legt auf ihrem jüngst erschienenem Debüt-Album "Appeased/Appalled" gleich mehrere Finten und nähert sich auf subtiler Art der Magengrube an. Zum einen auch deshalb,  weil die Band mit Progressive- und Post-Rock-Allüren gleich mal auf mehreren Hochzeiten tanzt, zum anderen ihr Aggressionspotenzial stets unter der Oberfläche brodeln lässt und auf den Überraschungsmoment zählt. Oftmals wird lediglich nur zum Schlag ausgeholt, stattdessen frivoler Indie-Rock zelebriert wie in "Pearls" oder sogar Smooth-Jazz ("Pancernik"). Ist aber erst einmal genug Wut angestaut, hilft auch kein Druckablassventil mehr.

DL & BUY Digipak "Appeased/Appalled"


Sømerset:

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Taufrisch auf dem Präsentierteller serviert uns das Münsteraner Quartett Sømerset um Rohkehlchen Nadine gleich mal seine erste EP, die als Spenden-DL und auf Tape über Colossus Tapes erscheint. Sind der Opener "...Mourning" und das Outro "Fury" - die zusammen über sieben Minuten zählen und somit mehr als die Hälfte der Gesamtspielzeit für sich beanspruchen - noch redlich darum bemüht finstere Herzen zu beglücken, rasen die restlichen vier Songs durch Hardcore-Punk, Crust und schrammen haarscharf am Black Metal vorbei. Somit verbindet die vier nicht nur die räumliche Nähe zu ihren Kollegen von Alpinist und Planks. Mit ihrem Song "Confidence" sind Sømerset auf dem zweiten Sampler von (We built the world and) miss the stars vertreten -> Free-Download HIER.     




Giver:
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Giver nennt sich das noch junge Quintett (2012 gegründet, allesamt anfang 20) aus Paderborn, dass auf ihrer Debüt-EP "Choking on Pride" gleich mal zum Rundumschlag in Richtung sämtlicher Hardcore-Genres ausholt. Das Intro "Look Up to the Ground" leitet das Ganze mit seichter Gitarre, Violine und gesampeltem Fight-Club-Zitat ein. Die darauffolgenden fünf Songs allerdings eröffnen die hitzige Debatte, wo die Grenzen von Emocore ("Golden Rust"), Hardcore-Punk ("A Rat's City"), Post-Hardcore ("Dead End Blues"), New-School- und Melodic Hardcore anfangen bzw. aufhören. Da Giver aber ein gutes Händchen für treibende Melodien beweisen und mit einer beachtlichen Produktion auftrumpfen können, dürfte dieses Rätselraten eh bloß zweitrangig sein.   




Delos:

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Lang, lang ist's her, als Bands wie Calling Gina Clark, Arsen AKA König der Monster, Apoplexy Twist Orchestra, Einermusstot und Co. den deutschen Emoviolence/Screamo-Underground zum Explodieren brachten. Um so verblüffender ist es, wie originalgetreu Delos den damaligen DIY-Spirit aufgreifen und in die Gegenwart verlagern. Vielleicht auch deshalb riss sich Lars Ulbrich das Bremer Quintett für sein Label React With Protest unter den Nagel, dass somit einmal mehr unter Beweis stellt, eine der wichtigsten Anlaufstellen für Bands und Fans der Hardcore/Punk-Szene hierzulande zu verkörpern. Sieben Songs zählt die auf schwarzes Vinyl gepresste und auf 520 Stück limitierte Erstauflage ihrer Debüt-12". Über Sad Records soll noch in diesem Jahr ihre Split mit der amerikanischen Emoviolence-Truppe Yusuke (Free-DL's HIER) erscheinen.




Depravation:

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Spätestens seit Ende 2011 genießt nicht mehr nur das amerikanische Sunnydale das Privileg, auf einem Höllenschlund gebaut worden zu sein. Großer Vorteil für Sunnydale allerdings war, dass das dortige College in Buffy eine engagierte Kampfamazone fand, die trotz aller zwischenmenschlichen Problemen noch immer genügend Zeit fand, die Höllenbiester mit reichlich Kickass zurück in den finsteren Abgrund zu schicken. Gießens Universität muss sich da schon etwas mehr einfallen lassen, um die üblen Ausgeburten von Depravation wieder loszuwerden. Die widerum denken gar nicht erst daran sich vorzeitig zu verabschieden und legten stattdessen jüngst ihr zweites Werk "II: Maledictvm" nach. Ein fieser und finsterer Brocken, geformt aus Black Metal, Hardcore, Crust und jede Menge Hass. Der perfekte Soundtrack zur Apokalypse, zumindest für Diejenigen, die dieser sehnlichst entgegenfiebern. "II: Maledictvm" erscheint als LP in drei verschiedene Farben (jeweils 100x dark red/black marbled; grey/black marbled und black Vinyl) über das ortsansässige Label Dark Omen Records. Allerdings nicht so origenell aufgepeppt wie das Debüt "I: Praedictvm", dessen Tape-Version angeblich mit menschlichem Blut handnummeriert wurde.


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Außerdem



Afterlife Kids:

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Mensch, da legen Afterlife Kids aber ein beachtliches Tempo vor. Vor allem wenn man bedenkt, dass das Berliner Quartett seit Mitte 2012 nicht nur auf eine eigene, beachtlich angewachsene Diskografie (die experimentelle Synth-Drone-EP "Elementar."; das Mini-Album "Geisterhand"; eine Split mit Fuck Wolves! ->Free-Downloads HIER; und jüngst ihrem Debüt-Album "Morgengrauen") zurückblicken kann, sondern mit Ancst, bei der einige Afterlife-Kids-Mitglieder involviert sind, auf einen ähnlichen Schnellzug aufgesprungen sind. Von daher kann es gut sein, dass die Band bislang spurlos an einem vorbeigezogen ist, zumal der Bandname durch falsche Assoziationen auch mal schnell in die Irre führen kann. Wer einen Hörversuch wagt wird aber schnell feststellen, dass sich hinter Afterlife Kids weder pubertäre Teenager noch modebewusste, schminktäschchen-bekleisterte Emo-Pop-Sternchen verbergen. Dreht man die Zeituhr zwanzig Jahre zurück und hängt ihrem Emo ein fettes Violence an, hat man immerhin schon einen Grundpfeiler benannt, durch dem ihre Musik gestützt wird. Der eigentliche erste Song "Im Wohlgefallen aufgelöst" ihres Albums "Morgengrauen" distanziert sich klar von der klassischen Songstruktur, schlägt stattdessen massig Melodiebögen und reiht diese aneinander. Im darauffolgenden "Wie ich lernte die Bombe zu lieben" lassen sie nicht nur den Knüppel, sondern vor allem die Blastbeats aus dem Sack, und eröffnen uns mit einem Black-Death-Metal-Mix ihre zweite Vorliebe. Mischt man nun beiden Songs eine direkte Hardcore-Punk-Attitüde unter, ist auch der letzte Baustein gefunden. Diese stapeln Afterlife Kids auf ihrem Album nun von Song zu Song neu auf, hammern mit fetten Riffs und dem Kopf durch die Wand, treffen auch mal die leiseren Töne oder lassen die Gitarren kreischen.
Das subtil düstere Artwork entwarf abermals Afterlife-Kids-Drummer Tom (is the Bastard), der sich die Handgelenke u. A. schon bei Bands wie den ehemaligen Mathcorelern Call Me Betty und den Trash-Punks Henry Fonda aufwärmte. 500 LP's wurden gepresst, die ersten hundert der limitierten Pre-Order-Edition in grau, der Rest kommt schwarz.


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DL Afterlife-Split-Tape /w Fuck Wolves! -> AK-Side HIER / FW!-Side HIER


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rha.:

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Lange Zeit war nichts zu hören vom Lüneburger Quintett rha., bis sich die Band Ende Juni schließlich doch noch mit einem Sack voller Neuigkeiten zu Wort meldete. Seit Dezember 2012 könne ein neuer Drummer begrüßt werden. Der wurde nicht nur für den Konzert-Marathon im Juli in die Pflicht genommen, sondern durfte auch gleich mal in der Oldenburger Tonmeisterei sein Können unter Beweis stellen. Dort nämlich entstand rha'.s neue EP "Refugium.", ein 19-minütiger Ein-Song-Bastard, der gleich mal die Kondition und den Synovia-Gehalt des neuen Drummers auf die Probe stellte. Bestanden, würde ich mal behaupten, denn herausgekommen ist ein facettenreicher Song, der je nach Auslegung in verschiedenen Akten oder in mehreren, fließend ineinander übergehenden, Songs aufgeteilt wurde. Stilistisch pendelt das Ganze zwischen erbitterten Screamo und angriffslustigen Hardcore-Punk, der sich während der Ruhepausen etwas Melancholie gönnt. Da auch rha.'s drittes Release über Tief in Marcellos Schuld (als Co-Release mit Aim Down Sight Records) erscheint, braucht eigentlich nicht nochmal extra erwähnt werden, dass sich ein Kauf allein wegen der tollen Aufmachung lohnt. Ich mach's trotzdem. "Refugium" erscheint auf weißem Vinyl mit B-Seiten-Siebdruck in besiebdruckter Pappe und auf 300 Stück limitiert. Auf Marcellos zweitem Mixtape sind rha. ebenfalls vertreten, für das ein Akt ihres Songs "Refugium." (ca. ab Minute sieben) zurecht geschnitten wurde.


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Jahres-Sampler