Sonntag, Oktober 13

Herlathing - Alva und die Nachtgespenster + Interview


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Mit ihren beiden EP's "Parasit" und "Inferno" kam die Dark-Metal-Band Herlathing aus Menden bei uns bereits im letzem Jahr kurz zur Ansprache. Ende August diesen Jahres erschien nun ihr Debüt-Album "Alva und die Nachtgespenster" mit etwas Verspätung, dafür - wie bislang all ihre Releases - als Free Download. Eine DIY-Band, die sich in den Dienst des Hörers stellt und die ihre Musik nicht als Job, sondern als Freizeitspaß ansieht. Arbeit machte ihr Album trotzdem, sogar mehr als den beiden lieb war. Und so war es schließlich nicht nur ein langer, sondern vor allem auch mühseliger Weg bis zu dessen Vollendung. Familie, Jobs und ein Umzug, der die beiden Herlathing-Mitglieder fortan 400 km voneinander trennte, führten immer wieder zur Verzögerung des Releases. Ein Umstand, der nicht spurlos am Albumkonzept vorbei gegangen ist. Dennoch erweist sich "Alva und die Nachtgespenster" als ein solides Genrewerk, dass vor allem eines zum Vorschein bringt: nämlich Verständnis für Songstruktur und -wirkung. "Lass mich gehen" und "Nur ein Tropfen Blut" beispielsweise sind Songs, die schaurig-schön und mit toller Melodie sofort ins Ohr wandern. "Parasit" besticht durch eine bedrohlich treibenden Gitarren-Hook, während "Von Fleisch und Blut und Knochensplittern" fast schon von sinfonischem Black Metal getragen wird.

Anlässlich ihres Albums bitten wir Cauldyr (Gesang & Texte) und Clavayn (Gitarre & Programming) zum Interview, in dem sie nicht nur über Höhen und Tiefen in den Entwicklungsphasen von "Alva und die Nachtgespenster"sprechen, sondern uns auch gleich mal den Dark Metal etwas näher bringen.

Hallo Cauldyr, hallo Clavayn. 

Was verbirgt sich hinter den beiden Pseudonymen?
Cauldyr: Cauldyr ist ein alter angelsächsischer Name, den ich vor vielen Jahren als mein Pseudonym auserkoren habe. Eine tiefere Bedeutung steckt nicht dahinter, aberich mochte diesen Namen sofort und fühlte mich irgendwie mit ihm verbunden.
Clavayn: Dieser Name ist eine leichte Abwandlung eines, mir sehr am Herzen liegendenCharakters des Sci-Fi Autoren Alastair Reynolds. Es ist eine rein sentimentale Bedeutung.


Wie lange kennt ihr euch schon und wann habt ihr gemerkt, dass es Zeit für eine gemeinsame Band wird?

Herlathing: Wir kennen uns seit der Schulzeit. Die Liebe zur Musik war damals bereitstief in uns verwurzelt und entwickelte sich im Laufe der Jahre weiter. Wir hörten beide bereits zu dieser Zeitbevorzugt Metal und Hardrock. Anfang der neunziger Jahre entdeckten wir die düstereSeite dieser Musik und tauchten tiefer in die Materie ein. Clavayn kaufte sich eine Gitarre und wirnahmen ein paar Songs auf, damals noch mit einem Kassettenrecorder und in entsprechend schlechterQualität. Als wir dann etwas später weitere Mitstreiter fanden, gründeten wir unsereerste Band namens Beltane.

Mit Beltane, quasi die Herlathing-Vorgänger-Band, habt ihr euch bereits Mitte der Neunziger dem Dark Metal verschrieben, als dieser gerade durch eine Vielzahl stilübergreifender Metal-Bands neu definiert wurde und sich somit als eigenständiger Stil innerhalb der Metal-Szene etablierte. Wer oder was nahm Einfluss auf euch, dass ihr euch damals ausgerechnet dieser noch jungen, unerforschten Sparte zugewandt habt?

Herlathing: Das geschah nicht wirklich bewusst. Anfangs bezeichneten wir unsere Musik noch als Gothic-Metal, stellten später aber fest, dass die, noch recht neue Bezeichnung Dark-Metal wesentlich treffender war, da wir uns vieler Stilrichtungen bedienten. Unsere damaligen Einflüsse/Lieblingsbands waren Rotting Christ, Samael, Lake of Tears, Cemetary, Tiamat, Moonspell und noch viele weitere.

Mit Beltane habt ihr euch vor allem durch Live-Auftritte eine regionale, treue Fangemeinde aufgebaut. Jetzt seid ihr nur noch zu zweit. Wie sieht die Promotion bei Herlathing aus? Kann man euch live erleben?

Herlathing: Live-Auftritte stehen momentan für uns nicht zur Debatte. Für die Promotion nutzen wir die vielfältigen Möglichkeiten, die uns das Internet bietet, verteilen Flyer und CDs und halten engen Kontakt zu unseren Fans. Wir schließen es aber nicht völlig aus, eines schönen Tages nochmal in irgendeiner Form die Bühne zu entern.

Mit seinen vielen, weit in die Tiefe gegliederten Stilen ist der Metal ein sehr komplexes Genre. Allein der Dark Metal greift auf Elemente des Black-/Gothic- und Death-Metals zurück. Die wiederum beziehen ihre Ursprünge und Orientierungspunkte aus anderen Sparten. Läuft man als Metal-Band die Gefahr, vielleicht auch mal das falsche Publikum anzuziehen?

Clavayn: Im Metal ist die Akzeptanz eigentlich recht groß. Wir selbst hören auch von Hardrock bis Black -Metal alles, was das Metal-Spektrum hergibt. Wir stellen ja keine Bedingung an unsere Hörer. Wer uns mag, soll uns hören, Wer nicht, der nicht.
Cauldyr: In musikalischer Hinsicht ist es für eine Dark-Metal-Band in der Tat nur schwer möglich, so etwas wie ein „Falsches Publikum“ anzuziehen. Menschen, die Dark-Metal mögen sind in der Regel recht kompromissbereit und wissen, worauf sie sich einlassen. Diese Tatsache sorgt auch dafür, dass man sich als Dark-Metal-Band nicht so stark abgrenzen muss. Wir sind offen für (fast) jeden, solange er unsere Musik mag. Dazu kommt in unserem Fall ja auch noch die Tatsache, dass man sich irgendwelche Spinner im Internet weitaus leichter vom Hals halten kann, als z.B. auf Konzerten.

Der Dark Metal zeichnet sich vor allem durch eine düstere Grundstimmung aus, wie man ja an eurer Musik und Bandpräsenz ziemlich gut erkennen kann. Wie sieht denn der restliche Tag nach dem Proberaum aus?
Cauldyr: Unser Alltag sieht ziemlich gewöhnlich aus, wir zelebrieren weder irgendwelche satanischen Rituale, noch beschäftigen wir uns damit, rund um die Uhr böse zu sein. Ich denke zudem, dass dies bei den meisten Metal-Bands der Fall ist. Es mag zwar, insbesondere im Black-Metal ein paar Bands geben, die ihr musikalisches Wirken zur Lebensphilosophie erklärt haben, aber so etwas ist eher die Ausnahme. Ich hege zwar auch ein gesteigertes Interesse für düstere Literatur und für Horrorfilme,aber diese Neigung bestimmt keineswegs meinen komplettes Leben.
Clavayn: Meine innere Einstellung ist schon ziemlich düster und spiegelt sich in unserer Musik wieder. Ich denke, das muss auch ein Stück weit so sein, da es sonst nicht authentisch wirkt. Du kannst als reine Frohnatur keinen Dark-Metal machen. Allerdings sind wir nach Außen durchaus Gesellschaftsfähig und schwiegermuttertauglich. Was den Proberaum angeht, den gibt es nicht. Ich nehme die Musik auf und Cauldyr den Gesang. Und das an unterschiedlichen Orten. Dem Internet sei Dank.

Und wie würden euch eure Nachbarn beschreiben?

Clavayn: Meine Nachbarn bestehen momentan zu 100% aus Studenten und die sind einiges gewohnt.
Cauldyr: Meine aktuelle Nachbarschaft lebt gekonnt aneinander vorbei und das finde ich auch gut so. Ich stamme allerdings aus einem kleinen Dorf und meine dortigen Nachbarn sehen mich schon seit vielen Jahren als freundlichen, umgänglichen Menschen, der halt lange Haare hat und meist schwarze Klamotten trägt.


An dieser Stelle erst mal einen herzlichen Glückwunsch zu eurem jüngst erschienenem Debüt-Album, das es in einer streng limitierten Stückzahl auch gleich mal auf CD geschafft hat. Zufrieden mit dem Endprodukt?

Herlathing: Danke. Wir waren wirklich überrascht, dass die CD-Version innerhalb kürzester Zeit komplett vergriffen war und wir möchten uns hiermit nochmal ganz herzlich bei unseren großartigen Fans für die Unterstützung bedanken. Wir sind allerdings mit dem Album nicht zu 100% zufrieden. Kurz vor dem Release musste Clavayn leider berufsbedingt umziehen und somit konnten wir das Album nicht gemeinsam fertigstellen. Das finale Stadium, welches natürlich sehr wichtig für ein Album ist, sollte ursprünglich als Team gemeistert werden. Wir haben beide wenig Ahnung von Mixing und Mastering, ergänzen uns bei solchen Dingen aber immer hervorragend und sind somit meist in der Lage, gemeinsam ein gutes, intuitives Ergebnis zu erzielen. Darauf konnten wir leider in diesem Fall nicht bauen und so haben sich viele kleine Fehler eingeschlichen. Wir wollten den Release aber nicht ein weiteres Mal verschieben und haben getan, was getan werden musste, um die CD endlich zu veröffentlichen. Angesichts der unzähligen Probleme sind wir wirklich stolz auf das Ergebnis.

Im Vergleich zu den überwiegend düsteren und bizarren Themen klingt "Alva und die Nachtgespenster" eher wie eine freundliche Gruselgeschichte für Kinder. Was hat es mit diesem Albumtitel auf sich?

Herlathing: Dieser Titel entstand während eines Brainstormings und gefiel uns damals auf Anhieb, weil er wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge passte. Der ursprüngliche Plan für "Alva Und Die Nachtgespenster" war äußerst komplex. Es sollte ein klassisches Konzeptalbum werden und eine epische Geschichte erzählen. Wir wollten tatsächlich so etwas wie ein Urban-Fantasy-Märchen in musikalischer Form erschaffen und dachten zeitweise sogar über ein Booklet in Comicform nach, welches die Hintergrundgeschichte erzählen sollte. Leider reichten unsere finanziellen Mittel nicht aus, um dies umzusetzen. Dennoch ist das Ergebnis natürlich im weitesten Sinne ein Konzeptalbum und verfügt über einen roten Faden, der sich durch alle Songs zieht. Dieser ist allerdings nicht leicht zu erkennen und wird für unsere Hörer vermutlich nur schwer zu interpretieren sein.

Der Song "Lass mich gehen" handelt von einer schockierenden Familientragödie, die ihr schonungslos durch die Verse tragt. Die Band Eisregen, einer eurer späteren Einflüsse, sang in ihrem Song "Zeit zu Spielen" über die Zerstückelung einer Frau. Sollte man Dark-Metal-Bands in der Nacht lieber nicht über dem Weg laufen?


Cauldyr: Meine Texte sind sicher teilweise etwas extrem, aber sie spiegeln nur das wieder, was in unserer Welt tagtäglich passiert. Diese Dinge sind leider sehr real und sollten nicht nur in psychiatrischen Sitzungen und/oder Horrorfilmen thematisiert werden. Zudem zeigen meine Texte nur jenen kleinen Teil meiner Persönlichkeit, den man als „Dunkle Seite“ bezeichnen könnte. Niemand ist immer nur gut drauf. Entscheidend ist, was man daraus macht. Ich schreibe Texte und versuche somit u.a. auf Missstände aufmerksam zu machen und meine negativen Emotionen in etwas positives zu verwandeln. Unser Album "Alva Und Die Nachtgespenster" verfügt über ein komplexes textliches Konzept, eine Geschichte mit vielen verschiedenen Figuren, in deren Rollen ich schlüpfe. Keine dieser Rollen entspricht mir wirklich, aber in jeder steckt natürlich ein kleines Stück meiner Persönlichkeit. Mir kann man übrigens recht gefahrlos in der Nacht begegnen - Ich tu nichts, ich will nur spielen ;
Clavayn: Ich sehe unsere Musik unter anderem auch als eine Art Therapie. Für mich, für unsere Fans. Man soll über das, was einen bedrückt reden. Dann kann man es verarbeiten und kommt mit dem Leben etwas besser zurecht. Diese „Political Correctness“, die einem verbietet, die Sachen beim Namen zu nennen sorgt nur dafür, alles in sich hineinzufressen. Und dann wundert man sich, dass orientierungslose Jugendliche Amok laufen. Also immer frei raus damit. Nachts sind wir Dark-Metaller übrigens meistens besonders zutraulich ;)

Bis zur Vollendung des Albums verstrichen mehrere Jahre. Warum dauerte es so lange und wie schwer ist es, über einen so langen Zeitraum an einem Konzept festzuhalten?

Clavayn: Unterschiedliche Wohnorte, Job, Kinder, Zeitmangel und Unwissenheit bezüglich der richtigen Herangehensweise an so ein Album mit nur zwei Mann.
Cauldyr: Sowas ist verdammt schwer, insbesondere, wenn man im Laufe der Zeit bemerkt,dass man nicht alles so umsetzen kann, wie man es sich gewünscht hätte. Wie bereits von Clavayn erwähnt, gab es viele Punkte, die uns Probleme bereiteten.  Uns blieben nur zwei Möglichkeiten. Aufgeben oder weitermachen ohne Rücksicht auf Verluste. Wir haben weitergemacht und das Konzept umgesetzt. Nicht perfekt und auch nicht ganz so, wie es geplant war, aber wir haben es geschafft, trotz all der Schwierigkeiten.

Der Song "Swansong" verfolgt euch seit eurer Vorband und hat es nun auch in seiner dritten Version auf's Album geschafft, wo er von einer lieblichen Frauenstimme vorgetragen wird. Wer versteckt sich hinter dieser Stimme?

Herlathing: Dieser Song verfolgt uns tatsächlich schon seit beinahe 2 Jahrzehnten. Damals hatten wir noch eine Sängerin, später (auf der Parasit-EP) übernahm ich dann ihren Part. Kurz bevor unser aktuelles Album fertig wurde, bekamen wir die Möglichkeit, mit der ausgebildeten Sängerin Maredith Placencia zusammenzuarbeiten. So entstand eine weitere Version,die nun auf dem Album zu hören ist.



Im letzten Drittel des Albums kommt es zum Bruch, indem ihr mit sämtlichen Stilen (Industrial, Goth-Rock,usw.) herum experimentiert. Vor allem das letzte Stück "Tanz in den Ruinen" sticht als Punkrock-Nummer hervor. Alles nur experimentelle Ausflüge oder das Preview zum neuen Herlathing-Sound?

Clavayn: Das ist wohl dem Umstand geschuldet, dass das Album über mehrere Jahre entstand und ich auch diversen Stimmungen unterlag. Das hat sich in den Kompositionen natürlich niedergeschlagen. Wir wollen allerdings dem Dark-Metal treu bleiben. Was nicht heißt,dass wir nicht weiterhin den ein oder anderen Ausflug in andere Genres wagen werden.

Cauldyr: "Tanz in den Ruinen" ist unser Kniefall vor dem Punkrock, den wir neben dem Metal bereits seit unzähligen Jahren lieben. Die Grundidee war, den recht negativ belegten Text durch die Musik in einen fröhlichen Mitgröhl-Song zu verwandeln. Beim Songwriting machen wir eigentlich immer das, was uns gerade in den Sinn kommt. Meist entsteht aus den ersten Ideen dann ganz automatisch wieder ein Dark-Metal-Song. 

Apropos. Wird es ein weiteres Album geben?

Cauldyr: Unser großes Ziel war es, ein Album zu veröffentlichen. Dieses Ziel haben wir nun endlich erreicht. Wir haben mit dem Release von "Alva Und Die Nachtgespenster" auch all den musikalischen Ballast der letzten Jahre abwerfen können. Was nun folgt, ist noch ungewiss, aber wir werden definitiv weitermachen. Erstmal gönnen wir uns nun eine kleine Pause und wenn die vorbei ist, werden wir anfangen neue Songs zu schreiben. Vermutlich wird es 2014 eine Single oder sogar eine EP geben. Eine komplette Überarbeitung des Alva-Albums ist eine weitere Option, allerdings eher auf lange Sicht.
Clavayn: Es ist nicht so, als hätte ich nicht bereits neues Material für neue Songs. Und sollten wir ein weiteres Album realisieren, wird es diesmal schneller vonstattengehen. Jetzt wissen wir ja, auf was wir achten müssen.

Wollt ihr noch etwas sagen?

Herlathing: Das wäre wohl die Stelle, an der wir sagen sollten "Saugt euch unser neues Album gratis unter: http://herlathingband.bandcamp.com, besucht unsere Facebook-Seite: https://www.facebook.com/Herlathing" und sagt am besten auch gleich euren Freunden bescheid...
Da wir eben dies ja nun bereits ganz unauffällig erledigt haben, möchten wir uns natürlich noch ganz herzlich bei dir für das Interview bedanken und es mit einem kleinen Zitat aus einem unserer Lieblingsfilme abschließen: „Bunt ist das Dasein und granatenstark, volle Kanne Hoschi!“

Vielen Dank für das Interview.

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