Samstag, März 8

Alarm Bells - Part One & Two



Warum sich so viele Bands aus dem Vereinigten Königreich scheinbar zu voreilig auflösen, ist mir bislang ein Rätsel. Irgendwann kommen sie ja doch wieder zurück. Andy Falkous und Jack Egglestone konnten sich mit Future of the Left ebenso wenig vom garagigen Noiserock loseisen, wie Iain Cook und Craig B. mit The Unwinding Hours vom Post-Rock, während Noel Gallagher nicht zwangweise einen Streit mit seinen Bruder über den Zaun brechen musste, um zu beweisen, dass er auch Solo noch nach Oasis klingt. Irgendwo dazwischen tauchte im Jahr 2006 die schottische Kombo Dananananakroyd auf, eine eigenartige Band, die Schreiberlinge rund um den Globus in die missliche Lage brachte, sie mit Vergleichen zu nicht weniger eigenartigen Bands wie Blood Brothers, At the Drive-In, Mars Volta und sogar Queen zu umschreiben. Daraus einen Konsens zu bilden ist zugegebener Maßen auch gar nicht so leicht. Etwas Tanzbares und Abnormales zugleich, das glühenden Rock und treibenden Punk in vertrackte Rhythmen zerlegt und mit Post-Hardcore anheizt. Was will man auch anderes erwarten, wenn sich Musiker aus verschiedenen Genres (u. A. Dolby Anol, Sputniks Down, Acrnym, Multiplies) zusammenschließen? Ja, eben! Nach zwei Alben, zwei EP's, etlichen Singles und Besetzungswechsel, entschied sich die Band nach einer letzten Tour im Jahr 2011, wofür sie sich Lady-North-Drummer Paul Bannon mit ins Boot holten, aufzuhören. Nun wären Dananananakroyd aber keine waschechten Briten, wenn das doch tatsächlich das letzte musikalsiche Lebenszeichen der Beteiligten gewesen wäre. Während sich einige von ihnen im Indierock (Ex Teens) und Hardcore-Punk (Her Parents ->Austesten!!!) ausprobierten, fanden sich 4/6tel des finalen Dananananakroyd-Line-Ups, neben Bannon noch Sänger John Baillie Jnr, Gitarrist David Roy und Bassist Ryan McGinness, gerade mal vier Monate nach ihrem Split in einer neuen Formation wieder. Die hören nun auf den vergleichsweise schlichten Namen Alarm Bells, hören sich - welch Überraschung - aber keinesfalls schlicht an. "Part One" heißt die anfang letzten Jahres veröffentlichte Debüt-EP, die zu Beginn mit dem dreizehn-minütigen Opener "Whitemare"  und somit auch gleich mit der Tür ins Haus fällt. Die ersten fünf Minuten davon lassen Alarm Bells ihren Danceappeal locker um die Hüfte kreisen, allen voran Sänger Baillie, der mit seinem jugendlich frischen als auch frechen Gesang die Melodie anfeuert, ehe der neue Mann hinter den Synthies, Ollie Cox, die Band von der neonbeleuchteten Tanzfläche in den Weltraum katapultiert. Das klingt dann stellenweise wie die progressiv avantgardistische Erweiterung von Rodriguez Lopez' jüngeren Synthie-Pop-Erscheinung Bosnian Rainbows. Das folgende, hyperaktive "Speeding Ticket" ist mit seinen 4:35 min dagegen fast schon auf den Punkt gespielt. Weniger geht bei Alarm Bells nun wirklich nicht, denn ansonsten wäre am Ende vielleicht noch ein lupenreiner, orgelnder Stones-Rock'n'Roller herausgesprungen.
Ende 2013 fanden die vier Songs der zweiten EP "Part Two" direkten Anschluss an die vier vorangegangenen auf "Part One". Während die Songs "Hold Down" und "Compounds" im Raster ihres einst eigens kreierten "Fight Pops" hängen bleiben und "Must Be Something I Took" mathig verspult am Indiepop vorbeispielt, lässt das epische "Come" den progressiven Hürdenlauf ausklingen. 
Beide EP's gemeinsam betrachtet, ergeben summa summarum acht Songs verteilt auf einer Gesamtspiellänge von 56 Minuten und zwei 12inches (jeweils 300 Stück), die von der Band in Eigenregie produziert wurden.



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Stream & Buy "Part One"

Donnerstag, März 6

Gesplittet, Teil 2

Jungbluth / Callow Split 7"



Als die drei Jungs unserer Lieblings-Hardcore-Punk-Band Jungbluth im April 2013 die Oldenburger Tonmeisterei betraten, wollten sie eigentlich nur die Songs für ihr Debüt-Album "Part Ache" einspielen und aufnehmen lassen, von denen es letztendlich allerdings nicht alle auf die LP schafften. "Keeping Peace" war so ein Song, der nun also lose im Überhang darauf wartete, sich irgendwann mal auf einem physikalischen Release wiederzufinden. Ein Song, der sich über zirpendes Feedbackgequietsche zum wuchtigen Breakdown hineinsteigert, zur Mitte hin mit Umwegen über den Post-Rock einen neuen Spannungsbogen aufbaut, und damit eigentlich alles im Kern zusammenfasst, was das münsteraner Trio zu einer der außergewöhnlichsten und aufregensten Band der Gegenwart mausern lässt.
Ende 2013 klopften die fünf Amerikaner von Callow mit der Idee eines gemeinsamen Split-Releases bei Jungbluth an, die sich sofort für dieses Vorhaben begeistern konnten. Na klar, immerhin hatten sie ja noch einige Songs im petto, von denen "Keeping Peace" nun also die A-Seite zieren dürfte. Bei Callow lief das alles etwas langwieriger ab, die im Gegensatz zu ihren Split-Partnern die Songs nicht live einspielten, sondern Stück für Stück zusammensetzten. Die drei neuen Songs entstanden so über einen Zeitraum von fast drei Monaten, in dem die Instrumente separat voneinander eingespielt, Rough-Mixes hin und her geschickt und schließlich irgendwann fertig gemastert wurden, glücklicherweise aber nicht nach einer solch anstrengenden Odyssee klingen. Mit "Bildungsroman", der die folgenden sechs Minuten der B-Seite eröffnet, kommen Callow recht ungestüm aus den Startlöchern, die Post-Hardcore und Crust-Punk zu einem bedrohlichen Brocken verschmelzen lassen und somit die düstere Grundstimmung der A-Seite weiter aufrechterhalten. Doch wie schon bei Jungbluth, hält auch das Quintett aus Philadelphia keine großen Stücke auf Geradlinigkeit und bremst stattdessen seine Songs immer wieder bis kurz vor dem Sludge aus, bis diese sich mit aufwallenden Gitarrenwänden gen Ende schleppen. Das ist sicherlich nicht neu, dafür solide in Szene gesetzt.

Von der Split-7" wurden insgesamt 1000 Exemplare gepresst. 100 Stück auf transparent blauem (natürlich bereits vergriffen), 200 Stück auf weißem (nur noch in Amerika erhältlich) und 700 auf schwarzem Vinyl.

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DL A-Side (Jungbluth)

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Willy Fog / Maîtresse Split 7"


Nachdem sie bereits mit Krawehl, Alles wegen Lilly und Freiburg gemeinsame Sache machten, könnte man die Dortmunder Band Willy Fog durchaus als Split-Routiniers bezeichnen. Für das vierte Split-Release reanimierten sie Mitte des letzten Jahres ihre befreundeten Kollegen von Maîtresse, die es ja eigentlich schon seit Ende 2011 nicht mehr gibt. Schön also, dass sich das (ehemalige) Mainzer Quintett, das sich mittlerweile auf Bands wie Flo und Paul und Flo, Marais, You, the Ocean und Birmingham Pines verteilt hat, doch nochmal aufrappeln konnte, um im Dezember 2012 einen neuen Song einzuspielen, der nun die B-Seite der Split-7" belegt. "Enter Sandmann" heißt der Song, der sich quasi etappenweise über vier Spielminuten erstreckt und in dem die Band vielleicht noch ein letztes Mal vollkommen in ihrem äußerst spielfreudigem Indie-Post-Punk aufgehen kann.
Für die ebenfalls zu fünft aufgestellten Willy Fog bedeutete der Termin zur Split-Veröffentlichung im August letzten Jahres auch gleichzeitig vierjähriges Bandjubiläum. Dazu steuerten sie mit "Felis" und "Lupus" zwei neue Songs bei, die sich in gewohnter Manier und ausgelassen zwischen Punk und Post-Hardcore austoben und somit weiterhin eine passende Alternative zu Captain PlanET & Co. abgeben oder noch immer über das Auseinanderscheiden einstiger Frau Potz hinwegtrösten können.

Die Split-7" wurde in einer limitierten Auflage von 200 Stück auf Clear Vinyl gepresst und erschien als Co-Release über das junge Label Chapter 13 Records sowie das aus finanziellen Gründen leider "schlafen gelegte" 100kiloherz.


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Hey, Joni / Cast Ashore Split-Tape


Bei allem Respekt, aber die drei Jungs von Hey, Joni sollten so langsam mal ihre Coverarts überdenken, denn so pop-punkig bzw. Melodycore hören sich die Engländer nun wirklich nicht an. Für ihre gemeinsame Split mit den Sheffielder Punks Cast Ashore haben sie aber vielleicht ihre bislang eingängigsten Songs zusammengeschustert. Doch statt Happyness steht vielmehr das große, leidige Thema Trennung auf der Tagesordnung, allen voran der schmerzliche Abschied ihres Drummer Hayden. Zwar heißt es im gleichnamigen Song "Hayden you're OK", doch scheint sich jede weitere Verswiederholung wie ein Messer immer tiefer in die noch nicht ganz verheilte Wunde zu bohren, erst recht, wenn sich die übrigen Bandmitglieder zum Ende hin zu einem erbitterten Groupshout vereinen.
Die vier Engländer von Cash Ashore blieben von derartigen Problemen noch verschont. Nach zwei EP's, versprühen die auf ihrem dritten Release lieber Gute-Laune-Punk, der zwar auch gelegentlich dem Midwest-Emo einen melancholischen Blick zuwirft oder mit kleinen Trash-Allüren zu kämpfen hat, der sich weitgehendst der Sonnenseite des Split-Tapes zuwendet und somit auch den höheren Spaßfaktor bietet.

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DL A-Side (Hey, Joni)
DL B-Side (Cast Ashore)
DL Complete Split via Wolf Town DIY


Amber / Locktender Split 7"


Im Sommer letzten Jahres stockte der eingefleischten Amberfangemeinde plötzlich der Atem, als Sängerin Anna, schreiendes Herz der Band, ihren Austritt aus der Band verkündete. Nach ihrer kurz zuvor erschienenen zweiten LP "Lovesaken" und dem Repress ihres selbstbetitelten Debüts auf Vinyl, kam diese Nachricht doch schon sehr unerwartet. Ans Aufhören dachten die verbleibenden 4/5tel-Amber glücklicherweise nicht und so wurden sie schließlich zwei Monate später bei der metallischen Post-Hardcore-Truppe Curse This Ocean fündig, dessen Frontmann Julian nun vor der schwierigen Aufgabe steht, die irritierten Fans von ihrer Trauer loszueisen. Bewährungsprobe dafür stellt nun die für April 2014 angekündigte Split-7" mit den Clevelander Split-Routiniers Locktender dar, der Amber einen neuen Song beisteuern. Der hört auf den Namen "Heritage" und beginnt mit düsterem Post-Hardcore, schwellt über viereinhalb Minuten aber immer mehr zu episch brachialen Post-Metal an. Noch ein Stück weit ausdauernder und mit übergeleitenden ruhigen, sphärischen Parts präsentiert sich der Song "To Ashes", der ebenfalls während der Split-Recordsession entstand, allerdings auf dem Labelsampler "The Bugs in Your Brain" (kaufe HIER) von Zegema Beach Records landete. Der Song ist auch im Downloadpaket, das der Split-7" beigefügt ist, enthalten.
Die B-Seite der Split belegen die vier Amerikaner von Locktender, die sich aus der ehemaligen post-rockigen Screamoband Men As Trees neu formierten. Ein Song, der mit plänkelnden Post-Rock-Gitarren und entfesselten Ausbrüchen schon mal fünf Minuten Werbung für's, ebenfalls im April kommende, zweite Album "Rodin" betreibt. Mit ihrem atmosphärischen Post-Hardcore/Metal somit kein Kontrast, sondern eine hervorragende Ergänzung zur A-Seite.

Eintausend Split-7inches wurden insgesamt gepresst, wovon die ersten 300 weißes Vinyl zieren. Pre-Order startet am 01.03.2014.

+++Amber Links: Facebook//Bandcamp+++

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Stream via Scratch the Surface

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Ancst / Smuteční Slavnost "Cynics & Outcasts" Split-Tape


Black Metal und NSBM, eine Verbindung, die keiner haben will, dessen Assoziation einem dennoch immer wieder in den Kopf schießt. Ancst (anfangs noch unter dem Namen Angst) sehen sich mehr als Kollektiv, das im Kern die beiden Berliner Musiker Torsten und Tom verborgen hält. Letzt genannten kennt man nicht nur als designenden "Bastard", sondern auch von Hardcore- und Trashpunk-Szenegrößen wie Afterlife Kids oder Henry Fonda. Ihr Projekt Ancst dient nun also nicht nur zur akustischen Umsetzung ihrer düsteren Fantasien und antireligiösen Haltung, sondern auch, um rassistischen, sexistischen und jeglichen diskriminierenden Gedanken den Mittelfinger entgegenzustrecken. Ein klares Statement, das mit viel Doublebass und messerscharfen, Melodie infizierten Gitarren, die paranoiden Vorurteile aus den Köpfen der Hörerschaft prügelt. Zu hören gibt's drei, bereits länger wartende Songs vom zweiten (unveröffentlichten) Demo.
Ein klares Zeichen setzt auch das Prager Black-Metal-Outfit Smuteční Slavnost: "Death to nazi metal!" Die steuern der Split mit "Jak se rozloučím?" zwar lediglich nur einen Song bei, der allerdings mehr Spielzeit für sich beansprucht, als die drei Ancst-Songs zusammen. Dabei schreddern sich die Tschechen anfangs gut drei Minuten durch ebenfalls grindartiges Doublebassgehämmere, ehe sich atmosphärische Gitarren breit machen und zumindest zeitweilig etwas Druck von den Ohren nimmt.

"Cynics & Outcasts" erschien in Kooperation der beiden Berliner "Schlafzimmer-Labels" Skull Witch Records und Yehonala Tapes und wurde auf 100 Tapes und 50 CD's verteilt.

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DL Ancst/Smuteční Slavnost Split-Tape (Complete with Outro)
DL Split-Tape (without Outro)

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 Die Shitlers / Nitro Injekzia Split-Tape


Kein Stream, keine Werbung, und auf die bescheidene Ankündigung "Pott trifft Hauptstadt!" werden wohl bloß Diejenigen stoßen, die aus unerfindlichen Gründen irgendwann mal am Nabel von LastExitRecords hängen geblieben sind. Nach ihrem Gold-Album haben Die Shitlers sowieso keinen Support mehr nötig, außer von ihren Ultras, die sich auch ungebeten bedingungslos hinter ihrem heiligen Trio aufstellen und bis in den Tod folgen werden. Das Split-Tape, von dem bislang noch nicht einmal die komplette Setlist bekannt geworden ist, bleibt somit vorerst ein Überraschungspaket. Frank Shitler, der von den Ultras als "größter Punkstar der Geschichte" in unantastbare Höhen gelobt wird, war allerdings vor kurzem zu Gast im Punkrockers-Radio und gewährte der Hörerschaft einige Einblicke sowie die Weltpremiere der drei neuen Shitlers-Songs. Und die streifen zur Abwechslung tatsächlich etwas überraschend ihr albernes Kostüm ab und widmen sich stattdessen den ernsteren Themen, wie der Krebserkrankung eines Freundes oder der Band Frei.Wild, die zum Abschuss freigegeben wird. Musikalisch knüpfen sie nahtlos an die größten Erfolge ihrer "groessten Erfolge" an und finden sich präzise und ansteckend zwischen Deutsch- und Melodic Punk wieder.
Split-Partner ist das russisch-kanadische Trio Nitro Injekzia, die im Jahre 2011 in Berlin zueinanderfanden und seitdem melodischen, ska-infizierten und zumeist russisch-sprachigen Punkrock fabrizieren. Ende 2012 erschien ihr Debüt-Album "Выбитые Зубы", welches auf Bandcamp gestreamt werden kann.

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Punkrockers-Radio-Interview mit Frank Shitler

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Montag, März 3

French Nails - Self Titled LP



Natürlich kann man sich auch wieder an dieser Stelle darüber streiten, ob dieser langweilige Bio-Krams denn tatsächlich erforderlich ist oder nicht. Ich für meinen Teil finde es eigentlich immer recht interessant, aus welcher Ecke die Künstler stammen, die mich zu begeistern wissen. Oder welchen Vor- und Nebenbands sie entsprungen sind, denn die Annahme liegt durchaus nahe, dass mich auch diese Projekte überzeugen könnten. Anstrengend wird es meistens erst dann, wenn sich die Bandhistorien der Musiker an unüberschaubaren Rattenschwänzen hinab hangeln. So wie im Falle des Landauer Quintetts French Nails, deren Mitglieder vorher in mehr oder weniger bekannten, aktiven und bereits vergangenen Untergrundbands wie Man vs. Humanity, Kaishakunin, Trend und vielen mehr, reichlich Hautschuppen und Schweiß hinterließen. Für ihre neue Band, die sie 2012 aus der Erde stampften und mit der sie Anfang 2013 die selbstbetitelte Debüt-EP (Free Download HIER) veröffentlichten, scheinen die fünf Beteiligten nun neuen Antrieb gefunden zu haben, um die antrainierten Automatismen und die schleichende Routine gehörig durchzurütteln. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ihr erstes Album, dem auch die vier EP-Songs injiziert wurden, gestaltet sich wie ein ständiges Ausloten der Pole, ein Herantasten und Ausreizen, und auf dem sich French Nails dennoch wie stilsichere Grenzgänger bewegen. Vieles wird nur angerissen. (Post-)Hardcore schimmert genauso durch wie Post-Punk und Noise-Rock, der durch mathematische Impulse immer wieder zur Melodie findet. Und irgendwie trifft es das dann doch wieder nicht so ganz, denn Genrebestimmungen würden French Nails sowieso bloß in eine Schublade drängen, die ihnen über kurz oder lang viel zu eng werden würde. "French Nails" ist ein schwer definierbares Statement einer Band, die ihre alten Vorbilder groß auf den eigenen Banner schreibt und darauf sichtlich macht, dass Gegensätze sich auch außerhalb von Beziehungskisten anziehen können, wie z. B. der Opener "Too Much Cumming" oder der Song "Planets Collide" zeigen, die mit ihren einfachen Melodien auch ohne sich festkrallen zu müssen im Ohr hängen bleiben. Oder der letzte Song "Cats Chasing Dogs", in dem herrlich eingängige Alternative-Gitarren gegen die Blastbeatattacken des Schlagzeuges ankämpfen.

"French Nails" ist ein überraschendes, vielseitiges und vor allem ein überzeugendes Album, dem ich hiermit meine Kaufempfehlung ausspreche. Finden könnt ihr es in den Distros von Spastic Fantastic, Meta Matter Records, uvm. Über das Label Twisted Chords kommt ihr, neben der Standard-Black-LP, an die auf 100 Stück limitierte Clear-Vinyl, die mit Sticker, DLC und dem schwarzer.rand-Artwork (Artwork- und Zine-Label von We Had A Deal-Sänger Micha) abgerundet wird.



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Stream Self Titled LP

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Samstag, März 1

Hollywood Trash Vol.2


Tony Danza


Das texanische Duo Tony Danza um Gitarrist und Sänger Bruno Morales Bercovich und Zweitgitarrist Giovanni Duayhe Zilli folgen dem simplen Prinzip einstiger New Times Viking. Sie schreiben tolle Melodien und verpacken diese in schwungvollen Garage-Rock. Und hinterher, wenn einem ordentlichem Rock-Album eigentlich nichts mehr im Wege stehen würde, wird alles durch den Verzerrer gejagt und fast vollständig bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Ihr 2011er Debüt "All the People Singing" hält sieben dieser Stumpen für euch bereit.

P.S.: Anfang 2013 tauchte ein Trio selben Namens auf. Tony Danza aus Arequipa können bislang nur auf einen Song (Free-DL HIER) zurückgreifen, der mit Hilfe des peruanischen Labels Sucio Records veröffentlicht wurde. Ein äußerst spielfreudiger Math-Rocker, der mit etwas Geschreie in die Hardcore-Ecke gedrängt wird. 



The John Candy

Myspace//Reverbnation
"Dreamscpaes" ist nach "In Your Arms I Was Happy" (2005) und "Overdrive Beach" (2008) das dritte Album des brasilianischen Quartetts The John Candy. Die huldigen in ihrem Namen den 1994 an einem Herzinfakt, viel zu früh verstorbenen Komödianten John Candy mit nostalgischen Indie-Rock. Melodiös und sanftmütig plätschern die zwölf Songs ihres 2012er-Albums vor sich hin und unternehmen gelegentlich Ausflüge in den Shoegaze und Pop, und klingen dabei gar nicht mal so unbritisch. "Dreamscapes" erschien über Transfusao Noise Records (viele Free-Downloads). 



Dudikoff


Na gut, erwischt! Es dürfte wohl schwer zu belegen sein, dass sich Dudikoff tatsächlich nach Michael "American Fighter" Dudikoff benannt hat. Hinter diesem Namen verbirgt sich ein amerikanischer Singer/Songwriter, der seine Songs Tonspur für Tonspur am Rechner zusammenbastelt. Hört man leider an einigen Stellen, vor allem dann, wenn er seinen vier Indie-Rock-Songs eine dezente Noise-Note verpassen will.  Aber er hat ja noch ein paar Jahre Zeit daran zu arbeiten, schließlich erscheint "Corporate Fiction" erst 2034.



David Carradine

Facebook//Bandcamp
Wesentlich schneller und aggressiver geht dieses Quintett aus Pawcatuck, CT zu Werke, benannt nach der gleichnamigen "Kung Fu"-Legende, die 2009 verstarb und deren unrühmlicher Tot zu allem Überfluss auch noch Publik gemacht werden musste. Ob dem Schauspieler der hier dargebotene Mix aus Punk, Powerviolence und Hard- und Grindcore gefallen hätte, bleibt zu bezweifeln. Genre-Fans jedenfalls bekommen die volle Dröhnung.
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City of DIS Label & Distro

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Hinter dem Label City of DIS aus Salt Lake City verbergen sich im Wesentlichen nicht mehr als eine Handvoll von Filmfreaks und Anime-Nerds, die sich scheinbar ungeachtet ihrer Talente Instrumente greifen und wild drauf los schreddern und keifen. Klar, im Powerviolence, Crust-Punk, D-Beat, Fast- und Noisecore herrschen andere Bedingungen als bei DSDS. Hier muss nicht jeder Ton sitzen. Tut er auch nicht. Für ihre wilden Jam-Eskapaden reicht den Beteiligten lediglich ein Proberaum, in dem sich je nach Lust und Laune mal zwei, dann wieder drei, usw. Musiker zum Besten geben und für die jeweils aufgestellte Crew einen neuen Namen arrangieren. Im Powerviolence, insbesondere wenn er sich an die 90er und deren Größen wie Charles Bronson anlehnt, bedeutet dies eben, dass mehr oder weniger bekannte Hollywood-Sternchen und Filmfiguren für die Bandnamen herhalten müssen. Im Distro von City of DIS tauchen somit u. A. die Namen vom Independent-Schauspieler Steve Buscemi und Oscar-Gewinner-der-Herzen-Schauspieler Harvey Keitel auf, sowie Filmcharaktere wie Dally Winston (aus dem Drama "The Outsiders", gespielt von Matt Dillon) und Zeichentrickfiguren (z. B. Simpsons-Rowdy Nelson Muntz oder Turtles-Schurke Shredder aka Oroku Saki). 
Im Hinblick auf das jeweilige musikalische Pendant ist der Unterschied meist nur maginal. Vieles überschneidet sich und klingt oftmals nur übertönt, sodass man hier von Demo-Qualitäten eigentlich gar nicht weiter sprechen muss.
Hingegen durchaus ernstzunehmen ist das Satanic Hispanic-Projekt, dass mit externer Aufnahmequelle schon wesentlich runder klingt.

Donnerstag, Februar 27

Platte des Monats 02/2014: REIGN - Subtle Bodies EP



Diese Franzosen schaffen es auch immer wieder einen zu überraschen und damit gleichermaßen eiskalt zu erwischen. Die Beteiligten der Pariser Band REIGN wüteten vorher in Extreme- bzw. Brutal-Math-Metal- und Hardcore-Bands wie Boys First Time, Four Question Marks oder Le Dead Projet. Sei es nun der Wunsch nach Veränderungen oder das Entdecken von neuen Ufern - auch die vorherigen und Neben-Projekte grenzten sich gewissermaßen von den herkömmlichen Genredefinitionen ab - , mit ihrer neuen Band REIGN fordern sie nun die Bereitschaft des treuen Gefolges, sich einem vollkommen anderen Genre zu öffnen. Die Anpassung erfolgte Schritt für Schritt, bis im Oktober 2013 endlich der komplette Stream zur Debüt-EP "Subtle Bodies" stand und seit je für einen selbst wählbaren Betrag gedownloaded werden kann.
Wer nun also von den einstigen Metalheads ein wildes Drauf-Los-Geschreddere erwartet, wird mit Sicherheit enttäuscht werden, denn "Subtle Bodies" gleicht eher einem Epos, das viel Atmosphäre auf ausdauernden und mäandernden Soundscapes ausrollt. Der Opener "Shelter" marschiert zu Beginn mit selbstbewusstem Schlagzeug voran und baut sich langsam Stück für Stück auf. Zu diesem Zeitpunkt könnten REIGN noch in jede erdenkliche Richtung ausholen, selbst, wenn nach gut einer Minute der fast schwerelose Gesang einsetzt, rechnet man doch irgendwie jederzeit mit brachialem Geschrei, das einem gewohnter Maßen das Hirn aus dem Kopf ledert, sich aber nur kurzzeitig und in weiter Ferne gerückt im Refrain aufwölbt. Zum Ende hin gleitet der Gesang gar in immer höhere Oktaven ab. Das folgende "Edelweiss" nimmt dem aufbrausenden Sturm dann etwas den Wind aus den Segeln, plätschert melancholisch und ambient vor sich hin, nur um dem flüchtig aufkommenden Post-Rock-Gedanken im letzten Drittel des Songs mit voller Wucht zu zerschmettern, als würden REIGN ihre letzten Metalwurzeln in einem furiosen Finale zu Grabe tragen. Auch "The Man Landscapes" wird immer wieder durch tosende Eruptionen durchbrochen und liebäugelt mal kurz mit dem Psychedelic-Rock. Mit dem abschließenden Titeltrack verabschiedet sich dann die Band mit ihrem mystischten Song.
Nach mehr als 23 Minuten gelangt man unweigerlich zur Erkenntnis, dass REIGN nicht nur die Definition einer EP bis ans äußere ihrer Grenzen gedrängt haben. Eine EP, die hoffentlich auch irgendwann in physikalischer Form erscheinen wird und nicht das letzte Lebenszeichen der Band sein wird.

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DL Subtle Bodies EP

Mittwoch, Februar 26

Also ich mag Kartoffeln...



Eigentlich sollte es eine Selbstverständlichkeit sein. Ein paar Leute fragen dennoch in aller Direktheit und vollkommen ungeniert nach:

Liken und Weitersagen!!!

Montag, Februar 24

Soli-Sampler: Bullenwagen klaun und die Innenstadt demolieren



BULLENWAGEN KLAUN UND DIE INNENSTADT DEMOLIEREN ist ein Punkrock-Hit von Typen namens RiccoRaw und Schiwecko aus Hamburg. Den Song gabs 2008 dann kurzfristig kostenfrei auf RiccoRaw's Myspace und auf nem streng limitierten Tape. Besondere Erwähnung fand er leider kaum, viel mehr war es eine Version des Songs mit der G.A.S. Hausband, der auf dem Sampler St. Pauli Einhundert erschien, der aber wiederum aufgrund der Limitierung schnell ausverkauft war. Was blieb also? Billige Kopien aus dem Internet und die Hinweise auf eine Zusammenarbeit mit DiskoCrunch, die jenen Song auch mal zitierten. Doch die guten alten Aufnahmen von RiccoRaw und seinem Kollegen schien es nur noch in schlecht gerippter Form auf Youtube zu geben - Bis jetzt! Das kleine Label Riot Bike Records verkauft nun einen zauberhaften Soli-Sampler als 7" und Mp3. Darauf vertreten beide genannten Versionen + einer lyrischen Lesung (Jet Sky) und einem Sankt Paulianer Electro Mob. Was das genau ist, hört ihr euch besser selbst an.

Doch mal ganz davon abgesehen was die Platte so bietet.. Laut RiotBike werden mit dem Gewinn (gerade mal 5€!!! für 'ne 7") alle Teilnehmer_innen der Rote Flora bleibt / Refugees Welcome / Essohäuser erhalten Demo vom 21.12.13 unterstützt, die inzwischen von Repressionen betroffen sind. Das wollen wir natürlich unterstützen und bitten euch das bisschen Kleingeld locker zu machen!

KAUFEN

PWYW Bandcamp

Sonntag, Februar 23

Die Shitlers - Ihre groessten Erfolge



Erstes Demo, Geheimtippstatus, Majorlabel, Verkaufszahlen - Die Shitlers wollen nicht lange herumfackeln, nehmen allen, die was zu sagen haben, die Entscheidungen ab und starteten somit 2012 lieber gleich mit einem Best Of. Auf "Gold - Ihre groessten Erfolge" wurden nun fünfzehn auserlesene Hits auf eine CD vereint. Eingefangen in einem zeitlos schönem Bandportrait, auf dem die drei Ruhrpott-Punks mit anspruchsvoller und verwegener Mimik über den Coverrand hinaus schauen. Das ist formvollendeter Protest und Attitüde, denn die Shitlers lassen sich von niemanden herumkommandieren. Schon gar nicht von einem Fotografen. Erlebe 25 Minuten Deutschpunk der Extraklasse, indem du dir ihre CD "Gold - Ihre groessten Erfolge" jetzt zu dir nach Hause holst. Mit Partykrachern wie "Bochum!!!", "Weintrinkender Idiot", "Gegen Nazis reicht", "Grauzonenband" oder dem Moneyboy-Cover "Dreh den Swag auf" verwandelst du die eigenen vier Wände zum angesagtesten Tanzklub deiner Stadt. Kein nerviges Besengehämmere von den Nachbarn gegen die Außenwände deiner Wohnung, keine ungebetenen Gäste vor der Wohnungstür, die dir mit einer Anzeige wegen Ruhestörung drohen - mit "Gold - Ihre groessten Erfolge" machst du die Nacht zum Tag und schaffst es, dass sich alle liebevoll und verzeihend in den Armen liegen. Verabschiede dich vom Stubenhocker-Dasein und dem Leben abseits der Tanzfläche und rechtfertige deinen übermäßigen Alkoholkonsum mit dem einzig vernünftigen Grund, nämlich dein Langweilerleben endlich hinter dir zu lassen. Jetzt!

Buy Digipak-CD Here or via Mail to: shitlerspunkrock@googlemail.com

Mittwoch, Februar 19

Start A Fire - Mein Name ist Bedauern LP



"Die Trommel schlägt den Takt, die Saiten sind gespannt. Bühne frei und auf ins Glück.", lauten die geschrienen Zeilen zum Auftakt des ersten Albums der Stuttgarter Band Start A Fire. Was nach einem oberflächlichen Bandpreview für die folgenden knapp 37 Minuten klingt, leitet in Wahrheit die Lebensgeschichte - angefangen von den frühen Kindheitstagen bis hin zum Tod - zweier Freunde ein, die sich konzeptionell über das gesamte Album erstreckt. Ja, "Mein Name ist Bedauern" ist ein Konzeptalbum, was der abgehärteten Moshgemeinde dennoch nicht zwangsläufig Falten auf die Stirn zaubern muss. Die Saiten sind auf Widerstand gespannt und bieten den Fingernägeln genügend Stabilität, um auf ihnen messerscharf hin und her zu gleiten. Ein großes Lob muss dabei auch dem Schlagzeuger zuteil werden, der sich von all den plötzlichen Tempo- und Taktwechseln nicht aus der Ruhe bringen lässt und so zumindest einen großen Anteil daran trägt, dass die Songs nicht aus dem überschaubaren Rahmen brechen. Jeder der (eigentlichen) elf Songs kann somit auch für sich alleine stehen, was "Mein Name ist Bedauern" nicht nur zu einem fordernden, sondern vor allem zu einem ordentlich abgehenden Hardcore-Album werden lässt.
Wer die Band allerdings seit ihrem Demo-Debüt "Lorelei" kennt und über die folgenden zwei EP's (mittlerweile sind alle drei als PWYW-Download auf Bandcamp zu finden) an ihr hängen geblieben ist, der weiß auch, dass sich das eigentlich Interessante an Start A Fire eher unter der Oberfläche abspielt. Noch immer finden sich in ihren Texten zahlreiche Literaturverweise und -zitate (u. A. Goethe, Mühsam, weshalb die LP vielleicht auch in den Onlineshops von Weltbild und Buecher.de gelandet ist??), die auf "Mein Name ist Bedauern" nun auch um eigene Gedichte ergänzt werden. Dass hier also kein stures Gebolze auf's Fließband abgelegt wird, dürfte somit klar sein. Das inbrünstige, manchmal sogar verzweifelte Geschreie bleibt jederzeit klar verständlich. Im langsamen Mittelteil des Songs "Die Geister, die ich rief", erinnert der rauhe Gesang gar etwas an Casper, während im vorlaufenden "Am Ende steht der Wasserwerfer" An Early Cascade-Sänger Maik Czymara mit seinem treibenden Metalcore-Geschreie für Abwechslung sorgt.
"Mein Name ist Bedauern" ist somit nicht das Hardcore-Album für Zwischendurch, auch wenn man es sicherlich dazu deklarieren könnte. Nur dann würden viele kleine Details spurlos am Hörer vorbeiziehen, was letztendlich dem von der Band ins Album gesteckte Herzblut nicht gerecht werden würde. Start A Fire haben ein aufregendes, erschütterndes als auch intelligentes Hardcore-Album geschaffen, was als solches auch Anerkennung finden sollte.

Neben der regulären schwarzen, gibt's exklusiv über Twisted Chords auch die auf hundert Stück limitierte tranparente 12"-Vinyl mit standardmäßigen Textblatt, Coversticker und DLC. Über Bandcamp bekommt ihr die CD-Version mit 16-seitigem Booklet inkl. Lyrics und zehn Gedichten.



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Stream & Buy "Mein Name ist Bedauern"

Buy limited Clear Vinyl at Twisted Chords & regular Version at Flight13


Montag, Februar 17

The Wulffs - Fuck The Wulffs EP



Diese Jungs haben es aber mächtig eilig. Gerade mal ein Dreivierteljahr alt ist die Debüt-EP "Medusas Eyes" der Regensburger Band The Wulffs, und schon folgt fristgemäß der nächste Wurf. Somit auch nicht verwunderlich, dass bereits die ersten Gerüchte um ein für dieses Jahr angekündigtes Album die Runde machen. "Fuck The Wulffs" heißt nun also das kleine Geschwisterchen, das mit dem Opener "Losing Senses" gleich mal einen gehörigen ersten Schrei von sich gibt, der sicher nicht ganz zufällig auf der CD-Beilage der aktuellen Ox-Fanzine-Ausgabe landete. Das ist frisch klingender Old-School-Punk der Marke Bad Religion, Millencolin & Co. - rauh, ungestüm und der mit hymnenhaften Refrain sofort Zugang zum Ohr des Hörers findet. Mit dem folgenden "Ozelot" zeigen The Wulffs dann, dass sie durchaus auch anders können. Nach düsterem Einstieg steigert sich der Gesang bis zur Schreiattacke und startet schließlich erst wieder im Refrain einen Versöhnungsversuch, den immerhin ohne Kompromisse für die vom ersten Song verwöhnten Ohren. Ausgerechnet der instrumentale Titeltrack bringt dann erst etwas Licht ins Dunkle, führt nicht zum Bruch sondern vielmehr zu Erkenntnis, dass sich die bandeigene Auslegung des Punks nicht unbedingt im Gleichschritt mit der herkömmlichen bewegt. The Wulffs probieren sich aus und tasten sich langsam an die Grenzen heran, ohne Energie und Groove einbüßen zu müssen und vor allem, ohne den Song als solchen aus den Augen zu verlieren. So leben die Songs "She Walked With the Devil" und "Fabulous" von einem langgezogenen Spannungsbogen, während sich "Chrystal Bones" zwischen ska-mäßigem Rap und Hardcore nicht so recht entscheiden kann.
Das klingt alles sehr viel versprechend und lässt hoffen, dass The Wulffs spätestens zur Jahres-Halbzeit wieder mit einem dicken Bauch herumlaufen.

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DL Fuck The Wulffs EP

Samstag, Februar 15

GEDRÄNGEL - dookie LP



Nichts da mit Gedrängel! Das Kölner Trio fährt die Ellenbogen aus und räumt seinem Deutschpunk somit erst einmal genügend Platz zur Freizügigkeit ein. Deutschpunk?! Gehört die Cover zierende Fratze nicht Dexter Holland und gab es da nicht mal eine amerikanische Band, die ein Album namens "Dookie" bereits vor fast genau zwanzig Jahren veröffentlichte?
Beides richtig, beides relativiert. Wenn es nach GEDRÄNGEL geht, ist sowieso alles kacke, außer The Offspring. So wird in den Songs "Ja Ja" und "Fünf" nicht nur flegelhaft und dreist zitiert, sondern insgesamt der kalifornische Gute-Laune-Punkrock für die bandeigene Auslegung instrumentalisiert. Was nun aber fast schon nach harscher Kritik in steriler Beamtensprache klingt, soll vielmehr zum Ausdruck bringen, dass GEDRÄNGEL auf ihrem jüngst erschienenem Debüt-Album "dookie" die anarchistische Freiheit des Deutschpunks gnadenlos für sich ausnutzen, indem sie anheizende Melodien mit Chören und Sing-Alongs locker-leicht aus dem Ärmel schütteln, Parolen in den Boden stampfen und ihre A(n)ttitüde zu keiner Zeit aus den Augen verlieren.
Das macht unheimlich Spaß und bietet denjenigen eine passende Alternative, denen amerikansiche Bands mittlerweile zu amerikanisch geworden sind.

"dookie" wurde streng limitiert auf 300, b-seiten-besiebdruckte, schwarze Vinyls gepresst und sollte euch somit die Kaufentscheidung etwas leichter gestalten.

P.S.: Drummer Martin kennt man auch von den Deutschrap verehrenden Deutschpunks Die Shitlers.

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DL Dookie LP

Buy at Tief in Marcellos Shop & Spastic Fantastic or via Mail to: gedraengel@gmx.de

Donnerstag, Februar 13

Die ignorierte Art spielt Das Pferd



Entscheidet sich eine Band dazu, die Musik als Spielwiese der künstlerischen Freiheit auszuleben, dann läuft sie automatisch die Gefahr, unbemerkt am großen Publikum vorbeizuziehen. Gruppen wie Pendikel, Blumfeld oder Messer, die allesamt als Konsens im Sound von Die ignorierte Art mitschwingen, haben es immerhin geschafft, den Geheimtippstatus zu überwinden. Die ignorierte Art, deren Bassist Daniel sich nebenher noch bei der avantgardistischen Indie-Pop-Band Tending to Huey (PWYW-Download der EP "Apple Core") austobt und Sänger Benjamin mit Zikade (Free Download einiger Songs HIER) ein unverkennbares Solo-Projekt am Laufen hat, legten Ende letzten Jahres nach langwierigen Prozess nun endlich ihre Debüt-EP vor - als Spendendownload und als D.I.Y.-Digipak-CDr. Dass die vier beteiligten Musiker in vier verschiedenen Bundesländern beheimatet sind, stellt dabei sowohl einen Vor- als auch Nachteil dar. Zum einen dürften solch ausgeklügelte Songs nicht innerhalb von nur wenigen gemeinsamen Sitzungen entstehen. Andererseits kann jedes Bandmitglied seine eigenen, aus der jeweiligen Region, bezogenen Einflüsse mit einbringen.
Auf "Das Pferd" erstrecken sich fünf Songs auf eine Spielzeit von dreißig Minuten, was schonmal vorweg nimmt, dass hier die Quantität nicht an oberster Stelle steht. Die Songs fordern und sind sicher nicht dazu bestimmt, eine gemütliche Couchrunde in eine ausgelassene Party zu verwandeln. Wenn Sänger Benjamin Drees im Opener "Altbekannt" mit verruchter Stimme die ersten Verse einer schüchternen Akustikklampfe aufzwingt, weckt das im ersten Moment Lagerfeuerromantik. Spätestens jedoch mit dem Einsatz psychedelischer Gitarrenläufe verschwimmen die Songs zu nebligen Kleinods, in deren Schimmer immer wieder Indie-Silhouetten auftauchen und wieder gemächlich in den Hintergrund abtreten. Und wer nach vier Songs meint, das Bandkonzept durchschaut zu haben, der darf sich mit dem 12-minütigen letzten Song "Stille Stadt" nochmal eines besseren belehren lassen, in dem sich der Sänger sogar in eine Art Schreigesang hineinsteigert.
Ein ausdauerndes Werk, das die Ausdauernden mit Sicherheit das eine oder andere Mal überraschen wird.



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DL + Buy DIY-CDr "Das Pferd"

Dienstag, Februar 11

Retsar Baï Naïm - selftitled 7"



Ohne Vorwahnung oder näherer Beschreibung, landete bereits zum zweiten Mal der Bandcamp-Link zur Debüt-EP des französischen Quartetts Retsar Baï Naïm in meinem Posteingang. Na gut, was soll's?! Reinhören schadet ja nicht, Download ist gegen Spende möglich, und schließlich soll so viel Aufdringlichkeit auch belohnt werden. Wobei die Angabe zu erst genanntem ohne Gewähr erfolgt, da ihr fies keifender Fastcore-Trash-Punk bei entsprechender Lautstärke durchaus in der Lage ist, tiefe Narben auf dem Trommelfell zu hinterlassen. Retsar Baï Naïm geben von Anfang an Vollgas, nehmen keine Rücksicht auf Diejenigen, die nicht hinterherkommen und machen keine Gefangenen. Hier halten nur die (Nerven-)Stärksten bis zum Ende durch. Es empfiehlt sich daher ein ausgiebiges Warm-up mit den diversen Vor- und Nebenbands der Mitglieder (u. A. Youssouf Today, Bile Clinton, Napoleon Solo, Amer, Black Shabbath, Unlogistic), der gepflegte Umgang mit der San-Diego-Ecke oder eine Stammtischrunde bei unserem Lieblingslabel Spastic Fantastic. Vielleicht auch deswegen landeten die vier Pariser mit ihrer selbstbetitelten 7" auf dem SFR-Partnerlabel Crapoulet Records.
Nachdem die sieben Songs in gleicher Anzahl von Minuten durch die Lautsprecher gefegt sind, hat man entweder das Bedürfnis Autos anzuzünden oder all seine aufgestaute Wut in einer geballten Faust zu entladen, die vorzugsweise ihr Ziel im Gesicht eines kotfarbenen Möchte-Gern-Nazis findet ---> in diesem Sinne heißt es für euch, am 13.02.2014 dafür zu sorgen, dass die weißen Bräute Dresden nur vom Inneren des Bahnhofgebäudes sehen werden. Wer seine weiße Weste behalten will, sollte lieber bei den Ärzten bleiben...





DL s/t 7"

Buy Here & Here

Sonntag, Februar 9

The Final Countdown: Dÿse - Waldbart [Video-Song]


Eines muss man den beiden Krachmachern Jarii und An3 lassen - sie verstehen es, die Spannung bis ins Unerträgliche zu steigern. Seit Anfang 2013 nun schon, hält uns das infernale Kreischduo Dÿse mit der Ankündigung ihres dritten Studioalbums hin, vertröstete uns derweil mit der "Sag Hans zu mir"-Single (auf roter und schwarzer 7" über dem Major Label erschienen), unzähligen Vorbereitungsmaßnahmen, Recordsessions, Gastspielern (;), Mixing und letztendlich mit der Gründung ihrer eigenen "Nation". Als nächsten Anheizer schickten sie nun den Song "Waldbart" ins Rennen, der das neue Album "Das Nation" eröffnen wird. Nach Wüstenrock mit Falsett-Chören und Seemannsgruß, schreiten Dÿse mit diesem Song nun auch wieder in der etwas härteren Gangart voran und zeigen abermals eindrucksvoll, dass Uneingängigkeit nicht zwangsweise zu Melodieverlust führen muss.

Am 21.03.2014 soll "Das Nation" auf Vinyl und CD endlich über Cargo Records erscheinen. Beide Varianten (LP kommt weiß und mit DLC) sind bereits über Flight13 vorbestellbar.

Hautnah und in Farbe könnt ihr Dÿse ab dem 23.03.2014 erleben, wenn die beiden mit ihrer Record-Release-Tour und der nahtlos anknüpfenden Nackenöffner Tour über die Bühnen fegen. Wer Live-Auftritte der Band bislang versäumte, kann sich HIER einen ersten Eindruck verschaffen. Eines jedoch vorweg: jedes Dÿse-Konzert ist ein Unikat. Versprochen!

Freitag, Februar 7

Always Wanted War - C.R.E.A.M. 10"



"C.R.E.A.M." nennt sich die Ende 2013 erschienene neue 10inch des Cuxhavener Trios Always Wanted War, die mit dem twangigen Intro "The Longest Way Home" erst einmal gemächlich durch die Prärie reitet. Hatten die Donots nicht auch ein Album ähnlichen Namens veröffentlicht, auf dem sie einige Westernausflüge unternahmen? Naja, ist vielleicht bloß Zufall. Eingefleischte Fans, die die Band seit der Gründung 2005 oder zumindest seit ihres Quasi-Debüts "The Battle Has Been Won, But War Has Just Begun" aufmerksam verfolgen, lassen sich sowieso nicht so leicht in die Irre führen. Die könnten die Melodie des Openers zumindest ansatzweise aus dem des Vorgängers "Minus" (auch als orangenes Doppelvinyl "+plus/-minus" mit der Band rha. über Marcello erhältlich) kennen. Das folgende "Innsmouth" dagegen ist weniger zimperlich und zerschmettert bereits zu Beginn den sehnsüchtigen Gedanken des Openers mit einem wuchtigen Breakdown. Ab hier an stellen AWW die Weichen auf das eigentliche Ziel um und steuern ungebremst auf die Stirnmitte zwischen Hardcore und Screamo zu. "C.R.E.A.M." macht allerdings auch deutlich, dass die drei auch auf ihrem siebten Release noch nicht an der Vollendung ihres eigenen Sounds angelangt sind. So kann man nicht nur dem eben erwähnten "Innsmouth" ein durchaus rockiges Antlitz anerkennen, während das Geshoute runder denn je gegen das Trommelfell ballert. Sänger Dennis keift aus tiefster Kehle, wie man es damals noch von einem Simon Neil kannte - inbrünstig, leicht brüchig, aber absolut loyal. So schafft man es, Leute zu bewegen (im zweideutigem Sinne), und sind es eben bloß die Mundwinkel, die sich beim Anblick ihrer Video-Single "Derry" gen Ohren strecken, mit der sich AWW auch einen Spaßfaktor zugestehen.

Ich behaupte jetzt einfach mal, dass "C.R.E.A.M." das bislang vielseitigste Werk der Band geworden ist, das zwar nicht unbedingt die scheuen Waldbewohner auf dem Cover anzulocken vermag, Genre-Fans aber mit Sicherheit vom Hocker reißen wird. Ob es auch das Beste ist, könnt ihr selbst entscheiden. Hören kostet ja nichts und der PWYW-Download bestenfalls genauso wenig. Für die Vinyl-Junkies gilt es, eine der auf 100 Stück limitierten schwarz-magenta-gesplatterten 10inches zu ergattern, die neben dem standart-mäßigen DLC auf Bierdeckel ein Daumenkino zum "Derry"-Clip enthalten.




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DL C.R.E.A.M.


Buy Here, Here, Here, Here & Here

Mittwoch, Februar 5

Tupfa & Skalpell, bidde!



Die sehen doch aus wie.. Nein?! Doch! Micha und Tom, euch wohl eher durch die melancholischen Indie/Post-Punks Adolar bekannt, gründeten Ende 2012 ein kleines Nebenprojekt. Aus Jucks und Gaunerei und in Folge völliger Trunkenheit wagten sie es unter ihrem Alter Ego 'Katastrophadolar' einen Geburtstagshit (Dit dauert (Nicer Dicer Plus Song)) in Form eines ironischen Videos auf Youtube zu veröffentlichen. Schon nach kurzer Zeit schien dieses Projekt aber wieder eingeschlafen. Denkste.
2014 erinnert man sich daran. Freundin Lemmi hat Jeburtstach und das muss mit einem anständigen Hit gefeiert werden. Schnell erinnerten sich die beiden zurück und das Ding ging von vorne los. Song aufgenommen, abgefeiert, Video gedreht, abgefeiert und so landete das Teil wieder bei Youtube. Auf Lemmis Geburtstagsfeier wurde schließlich im Strom des Alkohols spontan beschlossen den Namen in TUPFA & SKALPELL zu ändern und ganz schnell den nächsten Song aufzunehmen.
Der is auch schon fertig und mit ihm werden sich die beiden Musiker wohl auch zukünftig definieren können. Der dritte Streich hört auf den Namen "Zum Glück bleibt mir noch Berry (Dit is schade)". Aus dem Song, der hauptsächlich Liebeskram behandelt, hat man mittels Ironie, Berliner Dialekt und genügend Positivismus einen richtigen Partyhit gezaubert, in dem sich Electro mit Schlager, Rap, Punk, Pop und zahlreichen anderen Genres paart. Das ist in seinem Lo-Fi-Gewand zwar weniger musikalisch wertvoll als der Ohrwurm für die nächsten 20 Jahre.

Und nun fangt an zu feiern!

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Montag, Februar 3

Stupid Einsteins Trapped At Their Own Relativity - Caution! Attraction!





Der Bandname deutet es ja schon an: hier stimmt etwas nicht! "Dumme Einsteins.....", das passt nicht zusammen. Mit schlichten Fun-Punk allerdings, wollen sich die vier Franzosen auch nicht aus der Affäre ziehen. Funk-Metal vielleicht? Der kann schließlich auch sehr viel Spaß machen, wenn er sich nicht so ernst nimmt. Die Band SETATOR existiert seit 2006 und wurde von den Brüdern Sacha und Boris Loéve ursprünglich als Duo ins Leben gerufen. Die Idee, Rock und Electro in einem Sound zu vereinen, dürfte dabei aus den Vorstellungen von Sacha resultiert sein, der sich nicht nur für die Pianoklänge auf Milkymee's Debüt-Album "Songs for Herr Nicke" verantwortlich zeichnete, sondern ähnliche Gehversuche bereits mit der noisigen Electro-Rock-Band Subliminal Drones unternahm. Mit Bassist Eric und Le-Dead-Projet-Gitarrist Flow stand schließlich das finale Band-Line-Up und mit ihnen auch die endgültige Kampfansage an den Stilpurismus. Das Debüt- und zugleich letzte Album "Caution! Attraction!", welches 2012 post mortem erschien, ist allerdings weitaus mehr, als ein zerfahrenes Kontrastwerk. Es ähnelt einer gut vorbereiteten Jam-Session, aus der treibende Melodien entspringen, die im Schluszspurt oder auch mittendrin in progressiver Freizügigkeit entblößt werden. Das fast acht-minütige "Dada Ist Da" will gar nicht erst auf eine falsche Fährte locken und bringt die Experimentierfreudigkeit zur Mitte des Albums auf den Höhepunkt. Auch das folgende "2 Stupid 4 U" schlängelt sich uneingängig durch Synthie-Punk und verirrt sich zwischendurch kurz auf dem Balkan, was zusätzlich mit der Video-Single "Crisis"stellenweise an den Polka-Hardcore von System of a Down erinnert. Aber auch Happy-Gossen-Punk wie in "The Pope is Dead" oder wildes und rauhes At-The-Drive-In-Geschrammel (z.B. "No Dessert", "Packing Days") stehen auf Plan und werden durch einen Bruce-Dickinson-Gedächtnis-Gesang und -Geschreie ungebremst in euphorische Sphären gelenkt. Somit sicherlich kein einfaches und schon gar kein Album für die feierwütige Partygemeinschaft. Ein besonderes Album, wie der Name ja bereits vermuten ließ - "Caution! Attraction!"


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DL Caution! Attraction!

Samstag, Februar 1

Die Bandcamp-Punks Vol.17


Blockhead (Punk)


Im amerikanischen Manchester, New Hampshire gibt es für Schüler neben den Sportarten Basketball und Football noch eine weitere Alternative, um den eigenen Namen irgendwann vielleicht mal auf der Titelseite der regionalen Zeitungen zu entdecken. Besuchte man als Teenager eine der drei dort ansässigen High Schools, hatte man die Möglichkeit, sich der jeweils zugehörigen Schulband zu empfehlen. Entschied man sich nach der absolvierten Schulzeit für einen Verbleib in der größten Stadt des Bundesstaates New Hampshire, war die Wahrscheinlichkeit groß, dass man sich irgendwann inmitten der regionalen Punkszene wiederfand. So geschehen bei den vier Beteiligten der Punkband Blockhead (nicht zu verwechseln mit der Grindcore-Größe oder der fast instrumentalen Hip-Hop-Band und zig anderen), die sich allesamt bereits einen Namen bei Bands wie Word For Word, IAMJAPAN, Rational Anthem oder Billy Raygun erspielt haben. Ein Jahr nach ihrem ersten offiziellen Release, der gemeinsamen Split mit den Labelmates Georgian (Freedownloads HIER), erschien 2010 das Debüt-Album "I'll Leave This Behind", das augenzwinkernd und mit direkter Funattitüde acht melodische Punknummern offenbarte und mit David Strautman einen Sänger aufwies, der für einen hohen Wiedererkennungswert sorgte. Die Band veröffentlicht über das beheimatete und von Drummer David Solender geführte Label John Wilkes Booth Records.





Raptus

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Auch zwölf Jahre nach Bandgründung haben die vier Kölner von Raptus immer noch nicht die Schnauze voll vom Deutschpunk. Warum auch?! Nach drei Demos (darunter auch die Betriebsausflug-CDr) und etlichen Sampler-Beiträgen, nahmen sie mit ihrer ersten offiziellen LP "Generation Drogen" im Jahr 2009 erst so richtig Fahrt auf, warfen drei Jahre später ein zweites Album ("Die Wut bleibt", 12 Songs auf CD und gemeinsam mit der "Generation Drogen"-LP als Bonus zu erwerben) hinterher und haben das dritte "Was, wenn Supermann ein Arschloch ist?" bereits im Kasten. Der erste Vorbote - der Song "Langer Tunnel" im "Ruff"-Mix - zu diesem erschien jüngst auf Bandcamp und zeigt, dass Raptus auch im Jahr 2014 ihrem rauhen Punkrock treu bleiben. Melodische Songs, die zwischen schnell und mittelschnell, in der Regel aber recht kurz gehalten, über die Bühne gehen, trotz ernster Themen aber auf die Standardfloskeln verzichten. Aber nur keine Sorge, schon allein wegen der rauchigen Stimme, die stets mit viel Bier und etwas Goldkrone im Rachen nachgurgelt, bleibt das hier Straßen-Punk, der sich höchstens in feucht(-fröhlich)e Kellerlöcher verirrt.


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Ape Up!

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Das Quartett Ape Up! von der amerikansichen Westküste, deren Drummer auch schon bei Algernon Cadwallader aushalf, existiert mittlerweile seit fast fünf Jahren, veröffentlichte ein Demo in Eigenregie und steuerte einige Compilationtracks bei, bis es 2012 schließlich bei seinem (Label-)Debüt-Album "Kemosabe" angelangte. "Kemosabe" bedeutet soviel wie "Freund" oder als Slangwort "Bruder". Einen solchen haben die vier Bostoner anscheinend im freigeistlichen Tausendsassa Tim Kinsella gefunden. Ape Up!' fräsen sich rauh und ungeschliffen in den Punk- und Emorock hinein, wobei auch immer wieder treibende und melodische Nummern herausspringen und sie somit vor allem an ehemalige Cap'n Jazz oder Make Believe erinnern.

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The Less You Know

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"Wir klingen wie Bier und Bohnen aus der Dose." Hehe...mir zumindest sind selbstironische Bands mit Hang zur Untertreibung tausend Mal lieber, äah...als die Anderen. Dabei erinnern mich die vier Hannoveraner mit ihrem "blechernen" Sound vor allem an die wilden Eskapaden einstiger McLusky, die ähnlich wüst, dissonant und fast schon spastisch (nicht negativ gemeint) der Harmonie den Krieg erklärten, durch deren Geschrammel aber auch immer wieder ein paar hängen bleibende Melodien durchblitzten.



problemisyou

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Ob die ebenfalls aus Hannover stammende Band problemisyou nun tatsächlich so oder doch Problem Is You geschrieben wird, scheint die Konzertveranstalter derzeit noch etwas zu irritieren. Wichtiger ist letztendlich, was aus den Boxen dröhnt, und das ist garstiger Hardcore-Punk, der seine Wucht und Frustration direkt aus den 80ern zieht. Ohne Wenn und Aber. Ohne Diskussionsbedarf. problemisyou schmettern auf ihrem taufrischen Debüt-Demo sechs Ballersongs nieder, von denen nur einer die Zwei-Minuten-Marke überschreitet. Kurz, aber nicht schmerzlos. Pain is Gain!



...Is Dodelijk

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...Is Dodelijk, was nach meiner laienhaften Übersetzung soviel wie ist tödlich bedeuten könnte, fanden Ende 2010 zusammen und debütierten zwei Jahre später mit ihrem 8-Song-Demotape. Nach anfänglichen Auftritten mit Alarmstufe Gerd, Leidkultur oder Nihil Baxter, war es eigentlich nur die logische Konsequenz, dass dieses früher oder später im Distro von Spastic Fantastic landen musste. Trashiger Hardcore-Punk, der sich so auch dreißig Jahre früher und weiter westlich abgespielt haben könnte, aber gerade zu Zeiten der nostalgischen Rückbesinnung wunderbar in die Gegenwart passt. Ihrem angepissten und dreckigen Sound können fingierte Namen wie "Stinkfuß", "Ratte", "Kotze" und eben "Pisse" dabei nur zu Gute kommen. Mit der gemeinsamen Split-7" mit den Regensburger Crust-Punks Face the Threat, erschien Ende 2013 auch das erste Wachs-Release (300x weißes Vinyl) des Nürnberger Quartetts.

DL Split 7" /w Face the Threat -> A-Seite (FTT) & B-Seite (ID)

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or via Mail to: isdodelijk@web.de


The Wulffs

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Die noch junge Band The Wulffs aus Regensburg sollte man nicht zu voreilig bewerten. Kommt der Opener "We Never Should Have Met" ihrer Debüt-EP "Medusas Eyes" noch schleppend aus den Startlöchern, zieht mit brummenden Bass etwas hinunter und mündet schließlich in eine Art Hardcore-Punk, schlagen die übrigen fünf Songs eine deutlich eingängigere Richtung ein. Hier treffen einprägsame Melodien auf eine rauhe Stimme, die zusammen nicht gerade selten an ganz frühe Beatsteaks erinnern, punkige Beatsteaks eben. Weder Melodic- noch Pop-Punk, und auch kein wirklicher Hardcore-Punk. Irgendwo dazwischen hecken The Wulffs ihren eigenen Plan aus, der vollends aufgeht und vor allem abgeht. Live sind die Jungs sicherlich noch druckvoller. Die Arbeiten an einer neuen EP und Tonträger laufen. Sollte man im Hinterkopf behalten.



Notgemeinschaft Peter Pan

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Familie, Arbeiten gehen, Mitbegründer eines Publizistik- und Kulturvereines (Supratendenz e.V.), Tapelabel (Tasse Milch Recorda), Fußballanhänger (St. Pauli) und einen ganzen Arsch voll von Vor- und Nebenprojekten wie Meister Splinter, kUNDEkÖNIG, Ichsucht, Maison Derriere oder Beate X Ouzo. Mit der Notgemeinschaft Peter Pan schufen sich die vier Hanseaten 2009 ihren eigenen Zufluchtsort, um Vergangenes hinter sich zu lassen und dem Älterwerden zu entkommen. Dabei klingen sie eher wie eine jung gebliebene Alte-Männer-Kapelle. Oder eben wie eine altkluge Gruppe von Jungspunden, um die mittlerweile dreißigjährigen Musiker nicht doch noch in Depressionen zu stürzen. Das Resultat bleibt das gleiche. Rotziger Deutschpunk der alten Hamburger Punkschule, der trotz unverblümter und direkter Attitüde die Melodie nicht vernachlässigt. Klingt gut und nach wesentlich mehr, als nur eine Notgemeinschaft. Nach einem Demo, einer Split-12" und LP, die allesamt in Eigenregie veröffentlicht wurden, landeten sie mit ihrer letztjährigen 7" "Kampfansage Stagnation" bei den Labels Riot Bike Records und Kidnap Music. Uga Uga Tapes kümmerte sich derweil um die Fertigung der Songchronologie-MC's.


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52 Hertz

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Emo-Punk kann sowohl gute als auch schlechte Erfahrungen zum Vorschein bringen. Schlecht ist oder war, dass einige Bands augenscheinlich als auch hörbar diese Sparte gnadenlos zu ihrer Kommerzialisierung ausbeuteten und ausschlachteten. Gut ist, dass in letzter Zeit der Trend wieder einen Schritt in Richtung Rückbesinnung wagt und somit auch den alten Tugenden etwas näher auf den Pelz rückt. Und gut ist auch, dass vor allem hier beheimatete Bands diesen Trend für sich entdeckt haben, denkt man beispielsweise an jüngere Combos wie Be!Tiger, Rivers & Tides oder Rowan Oak. Das Würzburger Trio 52 Hertz fand erst Mitte letzten Jahres zusammen und brachte es bislang auf zwei Songs. Die wurden nun auf das erste Demo Tape der Band gebannt, für dessen Produktion sie nicht nur deutsche Labels begeistern konnten, sondern auch englische, belgische, österreichische, usw.. "Curr", der erste Song, zeigt mit schlichter aber eindringlicher Melodie auch gleich mal warum das so ist. Hier wird nicht abgekupfert, hier entspringt Musik aus der Leidenschaft und dem eigenen Gefühl heraus. Der zweite Track "I'd Rather Hang Out With a Stone Than Going Back There!" gestaltet sich zu Beginn schneller und bietet der rauhen Stimme somit etwas Zündstoff. Da kann man nur gespannt auf das erste Full Lenght warten, für dessen Release sich sicherlich das eine oder andere Label finden lassen wird.


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Gadgeto Mobil

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Go Go Gadgeto...Mobil. Kennt den überhaupt noch einer, diesen nicht all zu hellen Cyborg-Inspektor? Egal. Gadgeto Mobil nennen sich die fünf Jungs aus Berlin, die 2010 zueinander fanden und 2012 ihre erste Demo-EP "Reisen gehen" einspielten und in Eigenregie veröffentlichten. Darauf enthalten sind vier Songs, die hauptsächlich vom Post-Punk angetrieben werden. Melodische Gitarren, die gerne auch mal die Richtung wechseln oder das Tempo herausnehmen, mit eingeflochtenem, aufgewühltem Gesang. Der deutschsprachige Gesang legt ihnen dabei keine Stolpersteine in den Weg, sondern platziert das Quintett vielmehr irgendwo zwischen Muff Potter und Captain PlanET. Live fühlen sich Gadgeto Mobil im Hellersdorfer La Casa am wohlsten, wo im Juli 2013 auch ein Auftritt der Band mitgeschnitten wurde (DL Here; Rechtsklick auf jeweiligen Song und Ziel speichern unter).


 or
via Mail to: gadgeto.​mobil@​live.​de


Außerdem


Von Deck

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Von Deck wollen auf ihrem Debüt-Album "China klatsch" viel. Das ist gut, da das Trio aus Trier auch viel kann. Schlecht hingegen ist es für mich, da ihr Genremix den Erklärungsspielraum bis an die Grenzen von Punk, Indie und NDW treibt und vielleicht auch ein Stück weit über ihnen hinaus. Mit Post-Punk zeichnet sich zumindest schonmal der grobe Rahmen ab, der mit viel, in der Hamburger Schule erlerntem, Grundwissen ausgeschmückt wird. Und wem diese Kombination jetzt Denkfalten auf die Stirn zaubert, der könnte durchaus schonmal mit der Band Herpes in Berührung gekommen sein. Wer sich jedoch schon mit Florian Pühs' Sprechgesang beim ehemaligen Berliner Trio nur schwer anfreunden konnte, steht bei Von Deck nun vor einer ähnlichen Hürde. Hat man sich aber erst einmal daran gewöhnt, bleibt genügend Zeit, den kreativen und ansteckenden Melodien im Hintergrund mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Die werden zumeist von energetischen Hooklines voran getrieben, die wiederum von wilden Synthies und manchmal sogar vom Nintendosound angefeuert werden. Und weil das alles so herrlich unverkrampft nostalgisch klingt, schießen einem von Song zu Song auch immer wieder einige willkommene Flashbacks in den Kopf. "China klatsch" gestaltet sich wie ein Zeitraffer, angefangen von den Goldenen Zitronen, über Von Spar, bis hin zu NMFarner und sogar hyperaktive peters., ohne dabei wie ein bloßer Abklatsch zu klingen. Vielmehr picken sich Von Deck die epochalen Eigenarten heraus und fügen sie auf ihre eigene Art und Weise wieder zusammen. "China klatsch" ist zwar das Debüt der Band, das dennoch keinesfalls nach einem Anfängeralbum klingt, was wohl auch daran liegt, dass die drei Beteiligten vorher bei der ähnlich gestrickten Band Allez Les Autres involviert waren, mit der sie drei Alben veröffentlichten.

"China klatsch" ist in einer limitierten Auflage von 100 Exemplaren als 180g schweres, schwarzes Vinyl in handbedruckter Pappe erhältlich, das von der Band in Eigenregie produziert wurde.

Buy Vinyl via Mail to: vondeck@web.de

Jahres-Sampler