Donnerstag, Oktober 19

Der Bandcamp-Hardcore Vol. 37


La Petite Mort/Little Death - Dear Reader...



Da fehlen mir doch fast die Worte. Schande über mein Haupt, dass ich diese Band erst mit der kürzlich erschienenen "4-Way-Split" für mich entdeckt habe. Was das Trio aus dem Hessischen Rodgau auf ihrem 2015er Debüt "Dear Reader..." abliefert, klingt schon ziemlich abgeklärt und viel mehr noch nach At the Drive-In oder On the Might of Princes, wenn es wüster zur Sache geht kommen vielleicht noch die Blood Brothers ins Spiel. In den eingängigeren und melodischeren (und davon gibt es so einige) Momenten, klingt die Band mit dem Doppelnamen gar nach Billy Talent, ohne dabei aber zu sehr auf provozierte Ohrwürmer drücken zu wollen. La Petite Mort/Little Death scheinen also kein Interesse daran zu haben, die Charts stürmen zu wollen. Das liegt zum Einen an ihrer härteren Gangart, Gefühle zum Ausdruck zu bringen und natürlich auch an den vielen Ecken, die dann vielleicht doch etwas zu extravagant für's herkömmliche Indie-Radio sind. Erinnert mich stark an die Darmstädter Boys von PSSGS, die kurioser Weise ja auch noch auf Label-Suche sind.

Die selbstgebastelten CD's sind mittlerweile alle vergriffen. In Zusammenarbeit mit Whole Records gab's ein offizielles Tape-Release in den Farben Silver Glitter (exkl. Show-Release, /25), Tourquise (exkl. Whole Records-Release, /25) und Blackberry Purple (reguläre Edition, /50).

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DL "Dear Reader..." Here & Here
 
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This Heals Nothing - To Die Upon The Hand I Love EP

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Ich kann es gar nicht oft genug schreiben: es ist schon unglaublich, was sich hier so alles im Untergrund tummelt. Genauso wie die über Jahre hinweg abliefernden Loose Suspense, haben auch die Bochumer von This Heals Nothing ein Debüt hingelegt, das sich vor der internationalen Riege der Melodic-Hardcore-Größen nicht zu verstecken braucht. Schon der Opener "Dear Brother" stürmt mit einprägsamer Hook voran, verbindet solides hartes Riffing mit melancholischen Gitarrenlinien und Geshoute mit cleanen Chören, weiß zur richtigen Zeit das Tempo auch mal zu drosseln bzw. wieder anzuziehen. Das ist vorbildlich aufgesagtes Hardcore-Alphabet, und damit vielleicht auch schon das Problem (falls es denn eines gibt): um dauerhaft aus der Masse hervorzustechen, fehlen dann doch einige Ecken und Kanten. Mir ist das relativ egal, solange die Band weiterhin so schmissige Nummern wie das abschließende "Porcelain" abliefert.

DL "To Die Upon The Hand I Love" EP


Scherbenschädel - Bleib dran

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Da meine Lieblings-Pennerviolencer BATTRA// nach erfolgreich abgeschlossenem Jura-Studium nun scheinbar einen Image-Wechsel anstreben und demnächst öfter als Oi.GVALT unterwegs sind, muss ich mich wohl so langsam nach einer passenden Sub-Genre-Alternative umschauen.
Da kommt mir doch das Saarländische Quartett Scherbenschädel gerade recht. Die Band mit Beteiligung aus der Trashcore-Institution L.S.D.A.P. versteht es ebenso wie die beiden Hallenser, ihren Powerviolence-Grind-Trash-Punk-Lärm mit einer äußerst räudigen Straßenköter-Attitüde zu verschnörkeln. Doch neben Hirnfickorgien wie in "Faschostaat" (was will mensch da schon großartig schönreden?!), "Pfefferspray" oder "Pausatz", gibt es mit "Münzmalle", "Stop vs. Vollgas" und "Der Grund steht" aber auch genügend Hardcore-Punk-Blaupausen, die dem wahnsinnigen Gekeife etwas den Wind aus den Segeln nehmen. Letztendlich zwar kein 100%-iger Ersatz, aber immerhin eine sympathische Alternative (#alternativefuerbattra).
Das zweite Band-Demo soll demnächst über das Saarländische Label LSD im Trinkwasser erscheinen, wo mensch auch eines der auf 14 Exemplare limitierten "Disco 2014-2016" Cartridges samt zahlreichem Bonusmaterial ergattern kann.

DL "Bleib dran" Demo

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Juvenalis - Stadtgespräche EP/Schattenspiel

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Dass die drei Lypurá-Boys eine musikalische Vergangenheit haben, hatten wir ja bereits in unserem Beitrag zu deren Debüt-Album "á" angesprochen. Da sich die Hardcore/Punk-Volumen hervorragend für kurze Retrospektiven eignen, wollen wir die Gegenwart mal eben verlassen und in die musikalische Vergangenheit von Bassist Basti und Schlagzeuger David huschen. Die führt uns geradewegs zu Juvenalis. Das ehemalige Karlsruher Sextett kündigte Ende 2011 zwar noch ein Album an, verschwand im Folgejahr aber fast vollständig von der Bildfläche, hinterließ stattdessen das Debüt-Minialbum "Schattenspiel" und die EP "Stadtgespräche" zum kostenlosen Download auf Bandcamp. 
Vielleicht liegt diese kurze Lebensdauer ja in der Natur solcher experimentellen und trotzdem stringenten Screamo-Combos. Auf der einen Seite kammerspielartige, stoische Soundscapes und auf der anderen wüste, fast orkanartige Rifferuptionen, aus deren Mitte sich aber auch immer wieder melodische Frgamente nach oben schieben. Erinnert mich ein wenig an Malve, die glaube ich auch nicht all zu lang praktizierten.
Von beiden Releases gab es geringe und selbstgebastelte CD-Auflagen. Die EP scheint ausverkauft. Ob vom Minialbum noch welche verfügbar sind, könnt ihr per Mail (juvenalis@gmx.net) oder lieber gleich bei Lypurá hinterfragen.

DL "Stadtgespräche EP"


It All Takes Place - It All Takes Place EP

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Auch Lypurá-Gitarrist Dani kann mit seinem ehemaligen Projekt It All Takes Place auf einen verflossenen Screamo-Geheimtipp zurückblicken. Das ehemalige Giengener Trio spielte einen Mix aus Emotive Hardcore, Post-Hardcore und 90er-Jahre beeinflussten Screamo, was so gelesen vielleicht etwas beliebig klingt und deshalb auch der Grund sein könnte, warum derartige Genre-Grenzgänger einen schweren Stand hatten und haben. Letztendlich brachte es die Gruppe auf eine selbstbetitelte EP, die scheinbar auch als selbstveröffentlichte Tape- oder CD-Variante erschien. Die darauf enthaltenen sieben Songs sind für die sprunghaften wie dynamischen Strukturen recht kurz gehalten und könnten Fans von Kurhaus und The Dillinger Escape Plan gleichermaßen beglücken.

P.S.: Schön, dass derartige und rare Releases noch auf Bandcamp zu finden sind. Also, lieber schnell downloaden und horten, bevor Bandcamp vielleicht irgendwann mal dicht macht :).

DL "It All Takes Place" EP


KŸHL - Drittweltstrauma

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Punk muss nicht immer geradlinig sein, schon gar nicht leicht verdaulich. Klar, wissen wir. Punk muss wehtun! Das wissen auch KŸHL aus Dresden, vielleicht sogar besser als manch andere Szene-Band. Die sächsische Band schafft es auch mit ihrem zweiten Release "Drittweltstrauma" die Synapsen des/der Hörers/Hörerin zum Explodieren zu bringen, indem sie auf ihrer Basis aus 90er Skramz mit wilden wie plänkelnden Jazzfrickeleien und Mathcore-typischen Wahnsinnsgekeife ("Leben bewegt") herum experimentieren. Klar, das ist für Hartgesottene, die dem Einheitsbrei mal etwas entfliehen wollen. Und unter all dem Gefrickel, Geplänkel und Geschreie, drohen die fast schon poetischen wie direkten Texte leider etwas unter zu gehen. Also: auch wenn "Drittweltstrauma" wohl auf keiner Anti-Pegida-Demo laufen wird, sollten Songs wie "Leben bewegt" und "Singen, tanzen, lieben" wenigstens über Meyer Sound-Anlagen der braunen Nachbarschaft um die Ohren geschlagen werden.

Nach der bereits vergriffenen Tape-Auflage über Mustard Mustache (56x green Pro-Tapes), erschien etwas später eine auf 300 Stück limitierte, grüne Vinyl-Variante über neun internationale Labels, darunter auch unsere Dingleberry und Tanz auf Ruinen.

DL "Drittweltstrauma" Here, Here & Here

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Rävgryt - Rävgryt EP

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Räv...was? Also das artverwandteste Wort, das mir spontan einfällt, ist der skandinavische Vorname Trygven. Zwar nicht ganz, aber immerhin schonmal die richtige geographische Ecke. Rävgryt kommt nämlich aus dem Schwedischen und bedeutet Fuchsbau. Die Band Rävgryt dagegen kommt aus Koblenz und setzt sich zu 3/5tel aus ehemaligen Enemy.Mine und ehemaligen Times New Romance zusammen.
2014 in dieser Konstellation zusammen gefunden, gaben die fünf Rheinland-Pfälzer im letzten Jahr ein erstes musikalisches Lebenszeichen von sich, das passender Weise im Fuchsbau Lahnstein aufgenommen wurde, allerdings noch recht roh daher kam. Wesentlich abgerundeter klingt da schon ihr selbstbetitelter Zweitling. Das kommt vor allem den melodisch flirrenden Gitarren zu Gute, die als Pendant zum gleich gebliebenen old-schooligen Hardcore-Geshoute fungieren und somit zumindest den Wiedererkennungswert der Band etwas hochschrauben. Diese Kombination ist sicherlich kein Alleinstellungsmerkmal, bietet aber immerhin eine weitere solide Alternative im Spannungsfeld Post- und Melodic Hardcore.

DL "Rävgryt" EP


The Prim - Demo 2016

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Qualität erkennt man unter anderem an ihre Beständigkeit. Als ich ohne weitere Vorkenntnisse zu The Prim in deren Demo-Debüt reinhörte, war ich sofort geflasht vom routinierten wenngleich zerfahrenen Sound. Die Band aus Erfurt serviert uns einen besonders garstigen Mix aus Mathcore und Metalviolence (??), der vor allem Jünger der amerikanischen Chaoten-Szene um Truppen wie Das Oath, The Number Twelve Looks Like You oder The Chariot zu begeistern weiß.
Ein Blick hinter die Kulissen von The Prim bringt dann eine gemeinsame musikalische Vergangenheit mit Zann, Barren (waren mal eine unserer Platten des Monats im Jahr 2014) und Luciente (ehemals Failed Suicide Plan) zum Vorschein. Und so einfach es auch klingen mag, in der Quintessenz dieser drei Bands ist der Sound von The Prim angesiedelt.

DL "Demo 2016"


Turtle Rage - Contemporary Problems

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Die Berliner Grindcore/Powerviolence/Trash-Punk-Institution Turtle Rage bleibt ihrer Gangart treu und platziert auch auf ihrem fünften Release (von der Split mit Johnny hat Krätze mal abgesehen) zehn Songs, die innerhalb von acht Minuten über die Bühne gebracht werden und anschließend auf Tape erscheinen. Bis auf das fast schon verstörend harmonische und rockige Intro, hat sich nicht viel geändert. Kompromissloses Geknüppel und schnelle, punkige Melodien reichen sich die Hände, dazu orgastisches Gekeife und Gegrowle. Und bei all dem Wahnsinns-Tempo, lassen sich die Lyrics nicht mal ansatzweise erahnen. Höchstwahrscheinlich werden aber Themen wie Pizza, Skateboards, Eichhörnchen und Diarrhoe tangiert.

DL "Contemporary Problems"

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In der Kürze liegt die Würze



Nintendocore Lives

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Anders als wir hier bei Gerda, die irgendwie versuchen aus (fast) allen musikalischen Bereichen die Sahnestückchen herauszupicken -(:-), hat sich der Blog Nintendocore Lives auf ... naja, könnt ihr euch ja sicherlich denken. Seit der Blog-Inbetriebnahme in 2014 hat es die ehrenamtliche Gemeinschaft auf sieben größtenteils themenbezogene Sampler geschafft. Ein Highlight ist sicherlich auch der April 2016 zusammen geschusterte "Nintendocore Goes 80's" mit tollen 80er-Classic-Rock-Covern von Faith No More, Slayer oder Guns n' Roses
Neben diesen Samplern, von denen auch einige als limitierte CD-Versionen erschienen, bietet der Blog natürlich auch Verweise auf offizielle Szene-Releases.

DL "Smash 64" Sampler

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Endmonster

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Endmonster waren eigentlich so um die Jahrtausendwende aktiv, als auch ihr Debüt-Album "Level 1 | Level 2" entstand, wohlgemerkt ein Jahr bevor Antitainment so langsam die Runde machten, die später ja als DER deutsche Nintendocore-Act schlechthin gehandelt wurden. Aber das nur am Rande. Und wenn mensch es genau will, geht der c-64-Electro-Hardcore-Post-Punk der ehemaligen Kieler Band auch in eine etwas anderen Richtung.
Nach ihrem Debüt war releasetechnisch erstmal eine Weile Ruhe. Die Songs ihrer Folge-EP "Level 3 | Level 4" wurden zwar schon 2002 aufgenommen, allerdings erst im Jahr 2009 abgemischt und gemastert und schlussendlich auch auf CD gebannt. Nicht all zu sehr verwunderlich, hatte doch Bandkopf und Tüftler Ulf Schütte mit seinem ehemaligen Label Tape Tektoniks und zig Bandprojekten (u. A. Phantom Horse, Little Whirls, Datashock) schließlich anderswo alle Hände voll zu tun.






SchreiKrachBumm

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Und weil's so schön war, noch einen Electro-Punk-Vertreter hinterher, diesmal allerdings aus der 8-bit-Ecke. Und wie es der Name bereits vermuten lässt, nimmt das ehemalige Trio aus Vechta ihre Musik und die der anderen eben nicht allzu ernst. Auf ihrer 2013er Cover-EP "Bravohit 69", auf der sie unter Anderem Songs von David Guetta, Muse und Lady Gaga durch den 8-bit-Prozessor  ziehen, wirkt das Ganze sogar noch etwas überspitzter, als es ohnehin schon auf ihren regulären Releases der Fall ist. FFO: Ursus.
Ende 2015 gab die Band ihr offizielles Aus bekannt. In Folge-Projekten wie Grünlich Grau und Krachwalze leben die Beteiligten ihr Faible für experimentelle Spaßmusik weiter aus.

 

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