Freitag, Juli 22

...tot aus dem Wald - Adresse: Friedhof



Band: ...tot aus dem Wald

Titel/Release: Adresse: Friedhof/Album (Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2016

Genre: Powerviolence, Noisecore, Hatecore, (Black-)Metal

FFO: ganz viel unausstehlichen Krach, Pressluftgehämmere, Turtle Rage, Motorsägen, Kotzen, Eichhörnchen

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Kurzinfo:

Fremde Menschen, die ihnen ihr Herz ausschütteln, über wahnwitzige Verlustängste philosophieren oder einfach nur einen Unparteiischen für ihre Beziehungsprobleme suchen. Und manchmal vielleicht auch ein paar hoffnungslose Fälle, die sich aus Angst vor vermeintlicher Überfremdung oder weil das Päkchen Kaffee mal eben wieder um ein paar Cent teurer geworden ist, am Rande ihrer Existenz gedrängt sehen. Keine Frage, um sich in diesem Maße mit den Problemen anderer herumschlagen zu können, braucht es sicherlich schon einiges an Geduld und dickem Fell. Doch wer therapiert eigentlich die Therapeuten? Für Falk Hummel alias ...tot aus dem Wald ist nach wie vor die Musik die beste Therapie, oder besser gesagt, ein Druckablassventil. Auch sein viertes Album "Adresse: Friedhof" ist ein kathartischer Orkan aus manischen, nihilistischen und misanthropischen Wahnvorstellungen, vielleicht spiegelt sich darin sogar etwas Satanismus wider. Dennoch ist es nicht der gehörnte Rothäuter, der hier seine hässliche Fratze offenbart, sondern vielmehr die seelischen Abgründe und die Neugier nach dem Bösen, das irgendwo in jedem von uns schlummert. Zumindest irgendwie.
Die 4. Sitzung dauert keine elf Mintuen, 1/5-tel davon in etwa vereinnahmt der Krimi-Nostalgiker gewohnt durch stimmiges Gesample. Die Mixtur seiner Raserei nistet auf einer soliden Basis aus Powerviolence, Noise- und Grindcore, von der aus er, grob überflogen, recht eingängige Songs von der Leine lässt. "Larvae, Du schwarzer Höllenwurm", "die Kunst abscheulicher Dinge" und "aus Deinen Augen fließt Absinth" machen in diesem Sinne kurzen Prozess und schneiden sich mit messerscharfen Riffs durch den Gehörgang. Wesentlich sadistischer für den geneigten Stilpuristen zeigt sich da schon die zweite Albumhälfte, mit der "Adresse: Friedhof" mehr am experimentellen Vorgänger "Rendezvous der Finsternis" anknüpft, als an den beiden davorigen Alben. "triebhaft und bigott" ist ein exzessiv-psychotischer Freak-Out, ähnlich wie die Vorstellung, auf dem Mond herumzuspazieren, nur andersrum (??), und "hässlich sind die Menschen" mündet nach anfänglicher Stahlwerkidylle doch noch in einer rockigen Melodie. Zum Abschluss gibt's  mit "den Seinen gibt's der Herr im Schlaf" noch eine kleine Cybergrind-Einlage, während sich der Closer "die Nacht hat tausend Augen" mit einigen Downtempo-Ausflügen nochmal richtig Zeit lässt. Also, 1:38 min., was für die Verhältnisse des Kölners fast schon episch ist. Schön, dass du noch nicht explodiert bist, Falk.

DL Adresse: Friedhof


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