Dienstag, November 25

Platte des Monats 11/2014: I Refuse - Öffnen/Atmen LP



Als ich Anfang letzten Jahres zufällig auf Bandcamp über die Band aus Erlangen stolperte, waren da gerade einmal zwei Songs zu finden. Zu wenig, um daraus ein für die Leserschaft schlüssiges Plädoyer zu verfassen, auch, weil die anfangs nach Rachut'schen Deutschpunk klingenden Songs wesentlich mehr zu bieten hatten. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, war, dass an diesen Songs noch ein insgesamt zehn Song starkes Demo-Debüt haftete (Free Download HIER), das von der Band auch noch protzig als Beutel-Vinyloptik-CDr-Tape-Textbuch-Package rausgehauen wurde, wovon später noch limitierte CDr- und Tape-Nachpressungen erschienen. Allesamt restlos vergriffen. Naja, da hilft kein Heulen und kein Klagen, was weg ist, ist eben weg. Was bleibt, ist ihre neue LP "Öffnen/Atmen", die als transparentes Vinyl mit rot/weißen (25 St.), blau/weißen (25 St.) und schwarz/weißen Covern (100 St.) erscheint, als Co-Release der beiden DIY-Punklabels Double Bind und Prügelprinz Records und mehr ist als nur ein Trostpflaster.
I Refuse, der Name deutet es bereits an, pfeifen auf Konventionen, Regeln und Trends. Das und auch der überwiegende Sprechgesang drängt die sieben neuen Songs noch immer in die Arme von Jens Rachut. Die Band alleine deshalb in die Sparte des Deutschpunk zu stecken, wäre allerdings etwas zu voreilig. Immer wieder verbünden sich die rohen und rauh angeschlagenen Gitarren mit den übrigen Instrumenten, um in treibenden Melodien aufzugehen und somit irgendwo zwischen Dackelblut und Katzenstreik aufzuschlagen. Und obwohl das Album insgesamt recht eingängig und homogen voranfließt, bastelnb sich I Refuse daraus kein Konzept zusammen, sondern schlagen rasante Haken an den Stellen, wo Andere lieber nach dem perfekten Pop-Song suchen. Das Quartett schreibt seine Songs aus dem Bauchgefühl heraus, wo sich mit der Zeit eine Menge Wut, Hass und die daraus resultierende Verzweiflung über den Stück für Stück voranschreitenden Zerfall unserer Gesellschaft angestaut hat. Der aufgeregte Gesang, der sich wie in den Songs "Grenzen" oder "Allein" in inbrünstiges Geschreie entlädt und mehr ist als nur ein obligatorischer Hardcore-Punk-Einwurf. Jeder Takt- und Tempowechsel, jeder melancholische Zwischenstop, jeder Ausbruch entspringt hörbar der Intuition heraus. I Refuse wollen niemanden gefallen, sie schreiben Songs, weil es nicht mehr anders geht, weil der innere Druck einfach mal viel zu groß wird und die Scheiße einfach mal raus muss. 




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DL & Buy Öffnen/Atmen LP

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1 Kommentare:

  1. Zu recht Platte des Monats.. läuft seit Mitte Dezember fast täglich und ist immer wieder zu schnell vorbei...

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