Montag, Mai 4

Zucker aus Konvention - Helle statt Mitte



Band: Zucker aus Konvention

Titel/Release: Helle statt Mitte/Album (CD, Digital)

Label: DIY

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Indie, Indie-Punk, Post-Punk, Punk

FFO: Ton Steine Scherben, TempEau., Die Grätenkinder, Die Goldenen Zitronen

Links: Bandpage\\//Facebook\\//Soundcloud



Kurzinfo:

Ein Narr, wer im Albumtitel ein Gentrifizierungsproblem und hinter dem Bandnamen pseudo-intellektuelles Gewäsch vermutet, denn Zucker aus Konvention kehren dem klugscheißenden Post-Whatever den Rücken zu und schneiden dabei alberne Fratzen. Klar, um Assoziationen zu angesagten Genrevertretern wie Messer oder Vierkanttretlager kommen die fünf Berliner allein schon wegen ihres Bandnamens nicht drum herum. Schließlich muss jede Band irgendwo ihren Bezug finden, denn eine eigene Nische zu besetzen, lässt sich um einiges leichter behaupten, als es letztendlich auch in die musikalische Tat umzusetzen. ZAK schlagen dennoch einen großen Bogen um vorherrschende Konventionen, obwohl ihr selbstproduziertes Debüt-Album "Helle statt Mitte" mit den eingängigen und -prägsamen Songs "Ideologien" und "Karussell" zunächst durchaus den gemeinen Indietanzbären anfüttern könnte. Das widerspricht keineswegs dem ansonsten scheinbaren Anspruch der Band, eben genau das vermeiden zu wollen. "Helle statt Mitte" lebt von einer frivolen Spontanität, deren Ausmaß weder kalkulierbar noch zerfahren wirkt. So orgelt sich das balladeske "Verdammt" zum Ende hin in einen psychedelischen Rausch, während das folgende "Zeit steht still" mit ausgelassener Volkstümlichkeit fast schon zur Kirmes einlädt, das kurz gehaltene "Der Informant" mit der Leichtfüßigkeit des Skas und das trilinguale "C'est la Vie" mit sympathisch-französischem Chanson-Pop liebäugelt. Und wäre da nicht die markante Rio-Reiser-Gedächtnisstimme ihres Frontmannes Tobi, der der Band auch hin und wieder einige lyrische Auszüge seiner 1minutewahnsinn-Reihe zusteckt, könnte das Album auch leicht zu einem freigeistlichen Spießrutenlauf umschlagen. Doch allein diese Stimme ist es, die die dreizehn Songs auf "Helle statt Mitte" letztendlich zu einem homogenen Ganzen zusammen kittet und sie weniger zu innovativer Jugendkultur erklärt, als vielmehr zu einem anarchistischen 80er-Punk-Revival inmitten von Scherben und Zitronen.

P.S.: Als Background-Sänger und an der E-Gitarre ist übrigens der Berliner Singer/Songwriter Jan von Im Ich (u. A. bei Couchpoetos, Zizou und Die Diktatur der Herzen) zu hören, der vor geraumer Zeit schon einmal auf unserem Blog besprochen wurde (lese HIER).

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