Montag, September 28

Thurm - Thurm LP



Band: Thurm

Titel/Release: Thurm/Album (100x white Vinyl/w black inside & 400x clear/w black white marbled Vinyl, 25x Testpressings, Digital)


Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Black Metal, Düster-(Post-)Hardcore, Punk


Links: Facebook\\//Last.fm



Kurzinfo:

Der Musiksektor streikt! Gegen menschenverachtende Weltpolitik zum Beispiel, oder Gleichgültigkeit, Intoleranz und "moderne Sklaverei". Derartiger Protest ist unlängst nicht nur dem (Hardcore-)Punk vorbehalten. Auch der Metal, insbesondere der Black Metal, ist redlich darum bemüht, gegen seine Vorurteile anzukämpfen und sein Dasein wieder ins linke - und somit richtige - Licht zu rücken. Ancst, AST, Thraenenkind, WELK, uvm. - sie alle sind bereits mit guten Beispiel voran gegangen und können mit Thurm nun ein weiteres Mitglied in ihrer Familie begrüßen.
Thurm's gleichnamige Debüt-LP nimmt bereits einiges vorweg, vor allem, dass sich hinter dem Quartett keine musikalischen Neulinge und schon gar keine Mitläufer verbergen. Timo und Justus hatten mit ihrer (ehemaligen??) Band Anteater eine ebenso klare Stellung bezogen, wie die ex-Amber- und derzeitige Archivist-Shouterin Anna. Daraus lässt sich natürlich schonmal eine grobe Richtung ihres neuen Sounds ermitteln. Black Metal, der es nicht eilig hat auf den Punkt zu kommen und seine Einflüsse aus dem Post-Metal/-Rock und Düster-Hardcore untermauert. So entgleiten die radikalen und hektischen Schlagzeugattacken samt des bedrohlichen Gitarrengemetzels im Hintergrund immer wieder in apokalyptisch-atmosphärische Soundscapes, die entweder düster-post-rockig (z.B. "Modern Slavery Exists") oder sludgig-walzend ("FGM", "Shores") ausgerollt werden. Das könnte vor allem dem klassisch-gemeinen Black-Metaller etwas zu bunt werden, zumal das Mathcore-Gehacke in "Children of Darkness" und das ohne große Umschweife im Post-Rock schwebende "Enough" den apuristischen Gedanken des Albums noch weiter hinaus tragen.

DL & Buy S/T LP Here & Here

Buy Here, Here & Here

 

Freitag, September 25

Platte des Monats 09/2015: Lama L.A. - Affemaria LP



Band: Lama L.A.

Titel/Release: Affemaria/Album (300x Black DLP, Digital)

Label: Anette Records

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Hip Hop, Experimental, Indie, Folk, Electropop

FFO: I Salute, Me Succeeds, Wake, Tiny Fingers

Links: Last.fm\\//Soundcloud



Kurzinfo:

Es kommt bei uns nicht all zu oft vor, dass ein Quasi-Hip-Hop-Album zur Platte des Monats gekürt wird. Also: genießt diesen Augenblick und vor allem dieses tolle Album.
"Gib' mir eine Hook, ein Drum- oder Electrobeat vor, und ich schaue mal, was ich daraus machen kann.", könnte das Motto des Debüt-Longplayers von Lama L.A. lauten. Mit Kevin Hamann (ex-Bratze, My First Trompet, Ludger, ClickClickDecker) und Johannes Rögner (Frittenbude) haben sich zwei befreundete Musiker zusammen gerauft, die sich mit ihren Ideen in ihrem Experimentierwahn gegenseitig regelrecht auffressen. Auf "Affemaria" haben sich die beiden keine Grenzen gesetzt, was nicht bedeutet, dass die 22 Songs grenzenlos ausufern. Eigentlich bewegen sie sich sogar weitgehendst in ihren Metiers, nur eben vollkommen anders ausgelegt als bisher. Klar, wenn die Songs über eine Zeitspanne von zwei Jahren hinweg und größtenteils in einer alten Schule mit reichlich eingestaubten Equipment entstanden, kann sich schonmal einiges an Roh-Material ansammeln. Hier und da pluckert es electro-poppig um die Ecke, schießt eine bereits im Ansatz verreckende Trompete oder Posaune dazwischen, springt ein fluffiger oder verzerrter Beat rein. Unter der harmonischen Oberfläche aus Hamann's sanfter Singer/Songwriter-Stimme und Rögner's Sprechgesang/Raps, bröckelt, bricht, hallt und zerrt es gewaltig. Dennoch bleiben die Songs stets überschaubar, eben weil sie nicht mutwillig überladen und in einer unprätentiös gehaltenen LoFi-Produktion verstrickt wurden. Die fast schon untypisch-typische Indie-Perle "Jetzt verstehe ich was du meinst wenn du sagst" und der Techno-Beat-Stampfer "Wenn das Einhorn es singt", in denen die Parallelen zu den Hauptbands der beiden Akteure etwas offensichtlicher durchschimmern, bleiben die Ausnahme. Wer auf "Affemaria" eingängige Party-Hits sucht, sucht größtenteils vergebens oder muss schon etwas genauer hinhören. Lieber ein Break mehr einbauen, bevor noch jemand auf die Idee kommt, das Ganze als tanzbar einzustufen. Aber genau DAS ist es eben, was "Affemaria" zu DEM unbeschwerten Album macht, das es letztendlich ist. Unverkrampft und frei von Zwängen oder irgendwelchen Erwartungshaltungen. Vielleicht haben Hamann und Rögner ja auch deshalb ihr gemeinsames Projekt nicht an die große Glocke gehangen und das Album fast schon beiläufig über das eigene Label Anette Records veröffentlicht. Dort kann man es sich für lau oder gegen Spende downloaden oder als schwarze Doppel-Vinyl (300 St.) zulegen.

DL & Buy Affemaria LP

Buy Here, Here & Here

Dienstag, September 22

Android 18 - Six Tape



Band: Android 18

Titel/Release: Six/EP (25x green & 75x black printed Tape, Digital)

Label: Fawning Records

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Skramz, Screamo, Emo, Indie, Experimental

FFO: Chuck Bass, The Exploration, Batièn

Links: Facebook\\//Bandcamp\\//Soundcloud\\//Last.fm



Kurzinfo:

Es gab eine Phase in meinem Leben, da hatte ich es wie wild auf Bands abgesehen, die als Bestandteil Zahlen im Namen enthielten. 36 Crazyfists, Superfly 69, Project 86, usw. Ich weiß nicht mehr warum das so war, vielleicht wollte ich ja unbedingt das Mysterium hinter diesen Zahlenkombinationen erforschen? Um es kurz zu machen: die Ausbeute an lohnenswerten Entdeckungen hielt sich in Grenzen. Als ich kürzlich im Netz zufällig über Android 18 stolperte, erhaschte mich plötzlich wieder dieser Flashback. Ein Bandname, der mich neugierig machte. Um es kurz zu machen: diesmal wurde ich nicht enttäuscht.
Das Debüt-Release der vier Jungs aus Louisville beginnt melancholisch, in fast schon unbeschwerter American Football-Manier plätschert der Opener "Arbor Vitae" vor sich hin. Eine trügerische Ruhe, wie sich bereits am Ende des Songs herausstellen soll. Android 18 beherrschen das altbewährte Laut-Leise-Spiel im ff und haben darüber hinaus mindestens ein Auge auf die Chicagoer Emo-Szene der 90er geworfen. Wer sich in letzter Zeit daran bereits sattgehört hat, wird sicherlich einige Zweifel über die Daseinsberechtigung dieser Band aufbringen. Kann man, muss man aber nicht. Die Zeit der Alleinstellungsmerkmale ist ohnehin längst vorbei. Android 18 wollen ein solches gar nicht für sich beanspruchen, zumindest nicht zwanghaft. Ihre routinierte Herangehensweise, Songs spannend zwischen den Gefühlspolen eindringlich und aufgewühlt pendeln zu lassen, spricht für sich selbst. Genauso, wie die tollen Gitarrenlinien in Polyrhythmen zu packen, ohne dabei zerfahren zu wirken.

Wenn die Resonanz stimmt, will Fawning Records das nächste Release der Band auf Vinyl raushauen. Meine Stimme haben sie, obwohl ich noch immer nicht weiß, wofür die 18 steht.

DL Six EP

Buy Here & Here

Samstag, September 19

Hollywood Trash Vol.4

Schwill Tiger



Schwill Tiger nennt sich dieser Kölner Herr hier, der früher im Dunstkreis von seltsam benannten Bands wie Pfarrer Assmann, Le Meize oder Radio Freier Irak umher schlich und sich als Stimme und Saitenschläger der Kölner Indie-Punk-Legende Deine Eltern outet.
Schon als Schüler schrieb der Jörg aka Schwill Tiger lieber an eigenen Songs, statt sich den schulischen Pflichten zu widmen. So stauten sich mit der Zeit immer mehr und umfangreichere Ideen an, die selbst von dem weitgefächerten musikalischen Spektrum der Eltern nicht mehr einzufangen waren. So entstand Ende 2009 sein erstes Solo-Album "Wer will das wissen?", das auf CDr über das ehemalige Non-Kommerz-Label Lebensgefahr (jetzt Superpapukaija) erschien. Und als schon gar keiner mehr damit rechnete, legte er sechs Jahre später sein zweites nach. "Wutz" ist zwar ein Live-Album, enthält aber elf bis dato unveröffentlichte Songs, die dem Umstand nach zumindest vorerst auf sämtlichen elektronischen Schnick-Schnack verzichten. Das wirft die Songs in sympathischer LoFi-Ästhetik dann gleich mal direkt ins ordinäre Singer/Songwritertum zurück, was gar nicht schlimm ist, da seine Texte noch immer aus dem Alltag gegriffen, für und gegen ihn gedacht sind. In lockerer Atmosphäre macht es somit einfach Spaß, ihm dabei zuzuhören. Vor allem dann, wenn sein keckes Organ zu sanftmütiger Ironie zerschmelzt.

Bandpage\\//Facebook\\//Myspace

DL Wutz Live-Album
DL Wer will das wissen? Album


John X McClane

Facebook\\//Bandcamp\\//Twitter\\//Last.fm
Es war die Rolle, die Bruce Willis über Nacht zum Weltstar aufsteigen ließ und es ist der Sound, der John X McClane ganz sicher nicht berühmt werden lässt. Gut so! Das X im Bandnamen nimmt es ja bereits vorweg: es wird laut, es wird schnell, es wird hart und es wird schmutzig. Ich komme einfach nicht drum rum, diese Beitragsreihe ohne eine Powerviolence-Band zu gestalten. Das englische Trio aus Margate ist allerdings mehr, als eine Quotenband. Auf ihrer zweiten EP "Disciple" ist die Band strebsam darum bemüht, dem oft als eintönig empfundenen Genre ein vielseitiges Leben einzuhauchen. Neben dem üblichen Gesample und typisch kurz gehaltener Raserei, bedienen sich John X McClane ungeniert beim Crust-Punk (z. B. "Krokodil Hangover") und Downtempo-Hardcore ("Disciple") und bügeln dem Ganzen eine überraschend gute Produktion über (Son of Sun Studios), die den sprintenden Gitarren Luft zum Atmen lässt. Das sind sicherlich ungewohnt seichte Worte für ein solch räudiges Genre. John X McClane gehören zu den wenigen Ausnahmen, für die ein schier belanglos adaptierter Bandname fast schon zu schade ist, da viele dieser Combos nur als kurzlebiges Projekt ins Leben gerufen werden. Charles Bronson, Danny Trejo und BruceXCampbell zum Beispiel, würde ich zu den Genre-Highlights zählen, zu denen sich die Engländer getrost hätten hinzu gesellen können. Leider löste sich die Band aber im Juni diesen Jahres auf, noch bevor sie ihre geplante Split mit den australischen Fastcorelern Disparo fertigstellen konnten.

DL Disciple EP
DL S/T EP

Bigcartel


Dr. Emmett Brown

vk.com\\//Last.fm
Wo wir schon mal dabei sind. Auch der fiktive Charakter des Dr. Emmett Brown, der verrückte Wissenschaftler aus der "Zurück in die Zukunft"-Reihe, kann sich einer vielseitigen Beachtung aus dem Musiksektor erfreuen. Neben Emmett Brown, einer englischen Ska-Hop-Funk-Combo, und den Berliner Hardcore-Punks gleichen Namens, kamen um das Jahr 2010 herum drei Jungs aus Novosibirsk auf die gleiche Idee, komplettierten ihren Bandnamen aber, wie es sich nunmal für waschechte Nerds gehört, auf Dr. Emmett Brown. Der Titel ihres Debüt-Releases "Spock It Then Rock It" nimmt es bereits vorweg: hier darf man nicht alles ganz so ernst nehmen. Aus diesem Grund sind DEB eben auch keine Powerviolencer, sondern Scienceviolencer. In musikalischer Hinsicht ändert sich dabei natürlich nicht viel. Nach einem etwas dilettantischem Schrei-Intro, geht's auch gleich richtig fies zur Sache. Man muss eigentlich gar nicht weiter ins Detail gehen. Nur einer der insgesamt zwölf Songs knackt die Ein-Minuten-Grenze. Der letzte, ein Cover der russischen female-fronted Trashcore-Band Shoot an Arrow, schießt sogar darüber hinaus. Ein paar Downtempo-Parts, einige durchschimmernde Punkmelodien, sporadisch hinein gerotzte Growls und Crew-Shouts, bewegen sich legitim innerhalb der Genregrenzen. Nicht schlecht, nicht außergewöhnlich, und mit iPhone-Aufnahmequalität sicherlich die extremste aller DIY-Varianten.
Auch wenn Bandcamp nach 2010 keine Aktualisierungen mehr aufweist, scheint die Band noch immer fleißig unterwegs zu sein. Mit den beiden EP's "Back to the Ratoon!" und "2040", sowie der Split-EP mit ihren Artgenossen von AxOx!, scheint das Trio aber mindestens noch dreimal nachgelegt zu haben.

DL & Buy Spock It Then Rock It


George Booth

Facebook\\//Last.fm
Ja gut, das hier hat jetzt wirklich etwas von B-Prominenz, egal, ob sich das australische Quartett George Booth nun nach dem "New Yorker" Cartoonisten oder dem ehemaligen australischen Politiker benannt hat. Die Band hat sich erst in diesem Jahr gegründet und kann ein Zwei-Song-Demo aufweisen. Allerdings klingt ihr Sound schon so routiniert, dass ich mir gut vorstellen kann, dass die Jungs bereits im Vorhinein einiges an Banderfahrung gesammelt haben, denn immerhin ist die Untergrundszene in Newcastle gut aufgestellt (siehe z. B. Pasha Bulka, Young Wolf, Eat Your Heart Out, John Howard oder Introvert). "It's Fucking Cold" und "I Just Poured HOT GRITS Down My Pants" sind gleichermaßen vom 90er-Midwest-Emo und Skramz beeinflusst. Die Gitarren plänkeln melancholisch, zucken nervös oder nehmen eine aufgeregte Melodie auf, dazuaufgewühltes und intensiv-krächzendes Geschreie, das der insgesamt vorherrschenden DIY-Ästhetik zusätzlich einen Sympathiepunkt beschert. Das Ganze klingt dann so, als hätten sich George Booth zu Dr. Emmett Brown in die Zeitmaschine gesetzt und geradewegs den 90er-Jahre-Proberaum einstiger Cap'n Jazz angesteuert.

DL Demo


Lee Van Cleef

Facebook\\//Soundcloud\\//Last.fm
Auf die Idee, die eigene Band nach dem einstigen Western-Helden Lee Van Cleef zu benennen, kamen schon so einige Musiker. Ein Reggae-DJ zum Beispiel, oder auch ein paar spanische Punks. Die wohl Außergewöhnlichste aber kommt aus Louisville, Kentucky, deren Stil grob als eine Mischung aus Mansun, Primus (die zufälliger Weise auch mal einen Song "Lee Van Cleef" benannten) und Faith No More bezeichnet werden kann. Mit ihrem 2012er Abschiedsalbum "Songs About Shitting" (in Anlehnung an Big Black's Meisterstück "Songs About Fucking") hätten sie sich auf dieser Grundlage mit einem gigantischen Knall verabschieden können. Taten sie aber nicht. Stattdessen legte das Sextett sein wohl zugänglichstes, weil irgendwie harmonischtes Werk vor, das abermals durch Jacob Miller's eindringlicher und markanter Stimme aus der experimentellen Masse hervor sticht. Klar, mit "Songs About Shitting" drehte die Band dem Mainstream-Rock noch immer eiskalt den Rücken zu, das war schon so mit ihren unzähligen Vor-Projekten (u. A. Teen Pregnancy!, Sean Garrison & The Five Finger Discount, Blue Collar Revenge Theory und noch ca. tausend andere, an denen allein Gitarrist Syd Bishop beteiligt war - siehe HIER) und das werden die sechs Amis auch mit ihren noch Folgenden nicht ablegen können. Lee Van Cleef halten ihren progressiv expandierenden Noiserock allerdings weitgehendst in einem überschaubaren Rahmen, indem sie ihn mit flirrender Post-Rock-Ästhetik, stampfenden Blues- und Alternativ-Rock und phasenweiser Melancholie anreichern. Als Überraschungsgäste dürfen dann nochmal der Baritonsaxophonist Jim Marlowe (u. A. bei Mu + Peeling Wallpaper Ensemble, Sapat, Tropical Trash u. Juanita aktiv) und Cellist Chet Gray mitmischen.

DL Songs About Shitting
DL Terror, Blood
DL The Gentleman's Punch

Buy Here


The Sigourney Weavers

Bandpage\\//Facebook\\//Soundcloud\\//Reverbnation\\//Youtube
Na, wenn diese fünf Schweden nicht hoch hinaus wollen... . Darauf deutet nicht nur die Bandseite mit ".com"-Suffix hin, nein, im Oktober supporten The Sigourney Weavers auch keine geringere Band als Millencolin, die im Rahmen ihres neues Albums "True Brew" auch hierzulande unterwegs sein werden. Mal davon abgesehen, dass man es dem Bandnamen auch irgendwie anhören kann, wenngleich es schon längst überfällig war, dass sich eine Musikgruppe nach der einstigen Alien-Vernichtungs-Kampfamazone Sigourney Weaver benennt.
The Sigourney Weavers sind trotz all ihrer Mainstream-tauglichen Songs nur schwer auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Die Referenzen aus 70er-Jahre Rock/Pop, (Pop-)Punk, Indie-Rock und einigen Ska-Ausflügen reichen von The Beatles, über Mando Diao, bis hin zu The Offspring. Die anvisierte Richtung dürfte somit jedem klar sein: "Blockbuster" halt. Immerhin einer, der für einige Independent-Überraschungen sorgt, denn The Sigourney Weavers sind immer dann am sympathischten, wenn sie Richtung reduzierten 70er-Rock schielen, denn belanglosen Retro-Möchte-Gern-Rock, wie man ihn aus Schweden leider nur all zu gut kennt. Das kann natürlich jeder für sich halten, wie er will. Live dürfte ihre Musik ohnehin etwas energetischer sein, als die aalglatte Produktion.

Stream & Buy Digitally Blockbuster LP

Buy Here & Here

Mittwoch, September 16

Gesplittet, Teil 11

Grünt-Grünt vs. [P.U.T] - Split-CD



Zwei oder mehrere Bands vom gleichen Schlag oder der Kontrast zwischen ihnen, sind im Wesentlichen die Gründe, warum man von einem Split-Release fasziniert sein kann. Wichtig ist nur, dass die jeweiligen Gruppen den Gemeinschaftsgedanken nicht aus den Augen verlieren und gut miteinander harmonieren. Mit den beiden französischen Combos Grünt-Grünt und [P.U.T] haben sich zwei intentional gleich gepolte Gruppen gefunden, die dennoch vollkommen anders klingen.
Den Anfang bestreiten Grünt-Grünt aus Angoulême, eine seit 2002 aktive Grindcore- und Powerviolence-Band, die sich genretypisch bereits mit einigen Gleichgesinnten zusammenraufte und deren Mitglieder sich nebenher noch bei anderen Bands wie Yattai und Vengeance tollwütig austoben. Entgegen der Labelbeschreibung, erweisen sich ihre sechs Songs allerdings als weniger epileptisch, als vielmehr gut strukturierte und balsamierte Hassattacken auf das Trommelfell. Grünt-Grünt hinterlassen zwar Narben, wollen aber keine bleibenden Schäden riskieren. So bleiben die stoner-tief gestimmten Gitarren jederzeit nachvollziehbar, werden zu bedrohlichen wie treibenden Riffs aufgeputscht und bilden somit das versöhnliche Pendant zum hysterischen Schrei- und Growl-Gehetze. Mit ihrem letzten Song "06", der mit 4:13 min länger ist als die vorherigen fünf Songs, liefern sie einen sludgig-stimmigen Einstieg für die folgenden [P.U.T], die mit über 19 min Spielzeit den Hauptact der Split darstellen. Das Brüder-Trio um Lionel, Nicolas und Loïc Beyet (bekannt als Pogo Records-Betreiber und von unzähligen Projekten wie Missiles of October, Frau Blücher and the Drünken Horses, Daark//Liight oder Garlic.Wave) spielt einen düsteren Mix aus Industrial-Noise und Sludge Metal, der nicht ganz zufällig wie ein abgründiger Seelentrip wirkt. Die Band, mit mehrenen Pausen und Line-Up-Wechseln bestehend seit 1998, will ihre Musik nicht als Propaganda-Mittel verpuffen lassen, sondern nutzt diese mehr zum Zwecke der Selbsttherapie, um Alltagsprobleme (die gut und gerne auch die des Punks aufgreifen können) verarbeiten zu können. In diesem Sinne zieht sich ihr stringenter, teils monoton-schleppender Sound ganz langsam wie eine Schlinge zusammen und ebenso kathartisch wie manisch in einen Gefühlsstrudel hinab. Schade nur, dass die Band nach so vielen Jahren immer noch auf einen Drum Computer zurückgreift, der den stellenweise recht eindringlichen Groove doch ziemlich ausbremst.
Insgesamt aber ein mehr als - nun ja - spezielles Split-Release, für den - nun ja - speziellen Hörer. 

Grünt-Grünt-Links: Bandcamp\\//Last.fm

[P.U.T]-Links: Facebook\\//Bandcamp

DL & BUY Grünt-Grünt vs. [P.U.T] Split

Buy Here, Here, Here & Here
 
 
Danger! Danger! & Toleranzgrenze Split 7"


Da wurden Toleranzgrenze doch tatsächlich von einem halbherzigen Rezensenten für ein Autofick-Cover geschasst, als humorlos und untalentiert bezeichnet. Naja, Meinungen sind halt wie Arschlöcher... . Die Meinige ist, dass über Deutschpunk nur Diejenigen schreiben sollten, die sich dafür auch interessieren. Und zu denen, die sich mehr zu Möchte-Gern- oder Fun-Punk der Marke Ärzte und Green Day hingezogen fühlen, hat die Band ohnehin die Ihrige: "Stinkespiesser". Ja, die ehemalige und kurzlebige Tübinger Punklegende geht mit den "Fashion Punx" hart ins Gericht. So war das aber nunmal in den 80ern, auf den Straßen, in den Kellerlöchern. Pöbeln statt verschmitzte Ironie. Wer Hymnen erwartet, wird mit räudiger und ätzender Kaltschnäuzigkeit auf den harten Asphalt zurück geholt. Wer damit nicht klar kommt, ist eindeutig zu schwach, um Punk zu sein.
Wer Toleranzgrenze nur halbtot überlebt hat, hat noch eine Hälfte für Danger! Danger! übrig. Ein Bandname, aus dem man sicherlich auch einen guten Scooter-Hit basteln könnte. Stammen ebenfalls aus Tübingen, was kein all zu großer Zufall ist, da einige Mitglieder schon bei Toleranzgrenze mitmischten. Eine Split mit der Ex, sozusagen. Und irgendwie kann man das auch hören, wenngleich sich der Sound mehr in Richtung Old School Hardcore bewegt.
 
Limitiertes blaues und reguläres schwarzes 7inch-Vinyl gibt's über das Trash-Punk-Label deines Vertrauens.


Danger! Danger!-Links: Bandcamp\\//Blog

Toleranzgrenze-Links: Bandcamp\\//Myspace

EP Teaser Here & Here

Stream A-Seite &  B-Seite

Buy Here & Here


Zaga Zaga & Joliette Split-EP


Es kommt nicht gerade sehr viel Musik aus Israel zu uns herüber geschwappt. Von Suckinim Baenaim, beispielsweise, könnte der Eine oder Andere Hardcoreler schon mal etwas gehört haben. Und wer weiß, vielleicht ist es ja kein Zufall, dass Zaga Zaga aus Tel Aviv an eben jene ehemalige Chaoscore-Band erinnern. Das Quartett steuert der Split zwei Songs bei, wovon der erste "Pet Cemetery" nach einem etwas wüsten Einstieg gleichmal die Versöhnung mit dem Post-Hardcore sucht. Zaga Zaga wollen keinen unkontrollierten Hirnfick veranstalten, warten stattdessen mit einer klaren Produktion auf und geben den rhythmisch sprunghaften Songs somit eine fein definierte Struktur, wie man sie auch bei Converge oder Dillinger Escape Plan findet. Die beiden Split-Songs sind auch auf dem kürzlich erschienenen Compilation-Tape "Year One" zu finden.
Auch Joliette sind zu viert unterwegs, normalerweise allerdings in Mexiko. Und weil dem Quartett aus Puebla selbst keine bessere Beschreibung für ihre Musik einfällt als Post-Irgendwas, kann man das ganze auch Post-Falafel- oder Schawarma-core nennen. Muss man aber nicht, denn im Ergebnis sind durchaus Parallelen zum Sound von Zaga Zaga zu ziehen. Lediglich in den instrumentalen Ruhephasen, erweisen sich Joliette als etwas plänkelnder. 


Zaga Zaga-Links: Facebook\\//Bandcamp

Joliette-Links: Bandpage\\//Bandcamp\\//Facebook\\//Twitter\\//Tumblr\\//Youtube

DL A-Seite \\// Stream B-Seite


La Chasse & Cancer Split K7


Das die elektronische Musik immer mehr in den Punk einrückt, ist sicherlich keine Neuigkeit mehr. Davon kann Mensch halten, was er will. Auf Demonstrationen liefert sie immerhin eine treibende Rhythmussektion. Auch die beiden französischen Acts La Chasse ("Die Jagd") und Cancer ("Krebs") würden sich gut auf einen Straßenzug eignen, wobei auch hier für Musik und Teilnehmer_innen gleichermaßen gilt: je weniger Mitläufer_innen dabei sind, desto authentischer wirkt der Punkgedanke. La Chasse sind weder eine reine Electro-Band, noch Mitläufer_innen. Eher ein ziemlich durchtriebenes Amazonen-Duo, dass von Genre-Klassifizierungen und Konventionen nicht viel hält und somit genau richtig ist in der freigeistlichen Punkszene. Bass- und schlagzeuglastiger Alternative, psychotischer Psychedelic, manische Voodoobeschwörungen und Noiserock auf Görengesang, sind die Zutaten, aus denen die zwei Frauen ein nervenzehrendes als auch rhythmisches Elixier brauen, das man dann zu Rhythm'n'Noise oder Psych-Synth zusammenfassen kann.
Von der Krabbe zum Krebs: Cancer ist ein weiterer Aliasname des französischen Electro-Tüftlers, CCRecordz-Kopfes und Tausendsassas Le Crabe ("Die Krabbe") und ein weiteres Projekt, mit dem er sein handwerkliches Geschick für das Beatbasteln erneut unter Beweis stellt. Für seine sechs Songs, bei denen ihm nicht weniger extravagante Szenemusiker_innen wie Mona Servo, Terrine und Judas Donneger unter die Arme griffen, ist ihm nichts heilig. Egal ob Industrial, Breakcore, Dubstep, Drone, Noise oder Doom - Cancer stapelt die Beatz, lässt sie wieder zerbröckeln und packt zum Abschluss noch tonnenschwere Verzerrer drauf. Das Ergebnis fräst sich dann wie eine Drahtbürste durch den Gehörgang, entwickelt stellenweise aber auch einen coolen Drive.
 

La Chasse on Bandcamp

Cancer on Hearthis

DL A-Seite \\// DL B-Seite

Buy Here & Here


Robosaurus & Tathandlung Split-CD



Hier kommt sie, DIE Fusion des vergangenen Jahres für DIE Audiolith-Anhängerschaft, die mit Audiolith aber nicht in Verbindung gebracht werden will, weil Audiolith ja bekanntlich scheiße ist. Auf der einen Seite discotauglicher Techno/Rave vom Robosaurus aus Landau, wie er schon bei den Schlümpfen mega-cool war, nur einen Schuss punkiger als die winzigen blauen Racker.
Zum Anderen lauert uns der umtriebige Rolf Bukowski mit seinem derzeitigen Hauptprojekt Tathandlung auf, der damit gar nicht so viel anders macht, als die Urzeit-Raver. Statt Dauergesample, setzt der Wiesbadener allerdings vermehrt sein eigenes Organ ein, was ihn vor allem für die Electro-Punks und somit Frittenbude-, Egotronic- und Juri Gagarin-Fanatiker unter euch interessant machen könnte.
Die Split konnte man sich eine Zeit lang kostenlos über Hyperwelt Music und Bandcamp saugen. Nun, erst genanntes ist mittlerweile down und bei letzterem sind derzeit die kostenlosen Downloads ausgelaufen. Man kann ja trotzdem mal höflich nachfragen oder besser gleich die Digifile-CD bestellen.

Robosaurus-Links: Facebook\\//Soundcloud

Tathandlung-Links: Facebook\\//Bandcamp\\//Soundcloud\\//Myspace

Stream & Buy Here

Buy Here

 

Sonntag, September 13

Nakam - S/T LP



Band: Nakam

Titel/Release: Nakam/Album (50x Wood Boxes Limited Edition LP, Limited Silver & Regular Black Vinyl, Digital)

Label: Spastic Fantastic Records/Crapoulet

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Trash-Punk, Hardcore-Punk, Punk'n'Roll, Punk

FFO: Bombenalarm, The Now-Denial, Tragedy

Links: Blog\\//Bandcamp



Kurzinfo:

Wer das Kamener Label Spastic Fantastic bislang nur mit Trash in Verbindung brachte, wurde in der jüngeren Vergangenheit immer wieder eines besseren belehrt. Mit Nakam hatte sich Ende 2013 eine Art Spastic-Fantastic-Supergroup zusammengerauft, deren Mitglieder um altehrwürdige Labelsprösslinge wie Nihil Baxter oder neueren Gruppierungen wie Danger! Danger!, HIGH, Derby Dolls oder Hysterese schonmal deutlich machen, mit welcher (Punk-)Vielfalt hier zu rechnen ist. Dabei lassen Bandname - "Nakam" war eine jüdische Terrororganisation, die "Rache" für den Holocaust verübte und verüben wollte - und auch ihr Demo-Debüt, dass u. A. in einer limitierten Grabstein-Edition erschien, zunächst eher mit dem Düstersten rechnen. Doch bereits die ersten beiden Songs ihres selbstbetitelten Debüt-Longplayers sind redlich darum bemüht, der voreingenommenen Hörerschaft die Berührungsängste zu nehmen. Zwar tackern sich die giftigen Vocals größtenteils mit der Kneifzange im Ohr fest. Doch die frivol kreuz und quer schießenden Rock'n'Roll-Gitarren im Hinter- als auch im Vordergrund, dürften wohl jeden, der vom melodischen Punkrock zumindest nicht vollkommen abgeneigt ist, ein Tanzbein abgewinnen können. Eine fiese wie schwungvolle Mischung zugleich, die sich auf elf (+ Outro) dynamische Hardcore-Punk-Nummern verteilt und ihrer Einflüsse nach gelegentlich zum Trash-Punk (z. B. "Get Up", "Plan B"), Garage ("Sirens") und dampfwalzenden Düster-Hardcore ("Torches") rüberschielt, überzogen mit einer Straßenmentalität, die zeigt, dass es sich im Punk wesentlich unbeschwerter leben lässt, als in einer aufgezwungenen und diktierten Gesellschaft.

Die LP enthält auch alle fünf Demo-Songs und erscheint als streng limitierte, handgefertigte Wooden Box (in zwei verschiedenen Farben, handnummeriert, silbergraues Vinyl), als Exklusiv-Variante auf silbergrauem Vinyl oder regulärer Black-Vinyl-Edition.

DL S/T LP Here & Here

Buy Here, Here, Here & Here or via Mail to: nakammeansrevenge@gmx.de

Donnerstag, September 10

Kennt ihr den schon?



Indietronic, Chiptune, 8bit, Nintendo-Punk und -Core, Audiolith hin oder her. Was der Zoo-Escape-Gitarrist und Backgroundsänger Gregor Sandler alias GrGr hier anstellt, ist echte Handarbeit: GameBoyWavePunk.

Das Debüt-Album des Electro-Tüftlers soll demnächst oder irgendwann über NAKAM erscheinen, dem Label für elektronische Randerscheinungen.

>>>Facebook\\//Soundcloud<<<





Montag, September 7

Moro - Entrüstet EP



Band: Moro

Titel/Release: Entrüstet/EP (Digital, Tapes in Planung)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Screamo, Punk, Düster-Hardcore

FFO: Fuck,Wolves!, Marais, Auszenseiter

Links: Facebook\\//Bandcamp



Kurzinfo:

Bands kommen, Bands gehen, gründen neue Bands. So die tragische als auch glückliche Devise im musikalischen Untergrund. Eine zwiegespaltene Devise, die sich insbesondere auch auf die Hamburger Szene ableiten lässt, in der man glücklicherweise immer auf ein paar Gleichgesinnte trifft, um aus traurigen Anlass eine Punkband zu gründen. Und wenn die Mitglieder vorher bereits in etlichen Screamobands aktiv waren (u. A. Torpedo Holiday, Tiny Vessels, I Found Myself in Austin, Texas), hat man schonmal eine vage Vorstellung davon, in welche Richtung das Ganze ausschlagen wird. Vage...
Auf ihrem Demo-Debüt "Entrüstet" haben sich die vier Hamburger gleichmal eine ganze Menge vorgenommen, denn nicht nur instrumental fordern die darauf enthaltenen vier Songs viel Geduld und Aufmerksamkeit vom Hörer ein. Die EP beschäftigt sich mit den unbequemen Themen "Rape Culture" und "Victim Blaming", noch immer vorherrschenden Geschlechterrollen, das gesellschaftliche Tolerieren und Hinwegschauen, denkwürdigen Machtverhältnissen und dem Sexismus generell, die unsentimental und direkt in provozierende Fragen aufgeworfen werden, wobei sich der mahnende Zeigefinger auch gegen die eigene Szene erhebt. Das sich die Songs also weder im klassischen Format bewegen, noch zum bedenkenlosen Konsumgut erklärt werden können, sollte somit jeden klar sein. "Entrüsted" gleicht eher einer Vorlesung in einem kleinen Rahmen, die in einem düsteren Keller hinter einem morbide-schimmernden Vorhang abgehalten wird. Kein Display-Leuchten, keine Hurra-Rufe, kein Applaus, kein Happy End. Nur ein unwohles Gefühl, das sich über zwanzig Minuten hinweg einer konzeptionellen Ungewissheit und düsteren Symbolik entgegen streckt und nachdenklich stimmt, schockiert und entrüstet. Nichts also, wofür man sich spontan an einem Freitagabend entscheidet.

Für ihr Demo-Debüt suchen Moro noch nach einem Label, das der Band für ein Tape-Release unter die Arme greift. Ich sage mal so: mit ihrem Mix aus Screamo und Düster-Hardcore treffen sie passgenau in die schwarze Mitte von Miss the Stars und Yehonala Tapes.

DL Entrüstet EP

Freitag, September 4

EXTINCT - Demo 2015



Band: EXTINCT

Titel/Release: Demo 2015/EP (15x Limited Edition Tape in Jeans Bags, 35x Regular Edition Tape, Digital)

Label: Redbeards Revolt Records

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Powerviolence, Punk, Hardcore

FFO: Weekend Nachos, Charles Bronson, Strafplanet

Links: Facebook



Kurzinfo:

Sind wir mal ehrlich: Powerviolencer sind schon ziemlich kuriose Typen. Eine Randpruppe im Hardcorebereich, deren Anhänger sich zu Blastbeats und scheinbar wortlosem Geschreie wie eine Horde Tollwütiger die Nackenmuskeln zerren, egal ob Musiker oder Hörer. Klar, mittlerweile brauche ich niemanden mehr über diese Sparte aufzuklären, die Anfang der 90er durch amerikanische Bands wie Man is the Bastard, Spazz oder Charles Bronson populär gemacht wurde und in den letzten Jahren - auch hierzulande - ein gelungenes Revival feierte. Auch EXTINCT aus Querfurt sind ein taufrisches Resultat dieser Welle, die darüber hinaus aber durchaus in der Lage sein könnten, "Außenstehenden" die Berührungsängste mit diesem Genre zu nehmen. Auf ihrem Demo-Debüt halten die vier Sachsen-Anhaltiner das Gaspedal nicht ausschließlich auf Anschlag gedrückt, trudeln mit "In Hiding" eher fast schon sludgig-schleppend ein, im Schlusspart vom Closer "Laplace" gleichermaßen aus und gönnen sich und der Hörerschaft auch in den beiden dazwischen liegenden Songs immer wieder einige Downtempo-Verschnaufpausen. Dass man, um die sozial-kritischen Texte nachvollziehen zu können, nicht zwangsläufig ein Textblatt zur Hand haben muss, erklärt sein Übriges. Hinzu kommt eine Aufnahme und Produktion, die jede Doublebass- und Blastbeat-Attacke, sowie das variable Geschreie, gekonnt in Szene setzt. Wer EXTINCT dennoch zum eintönig-stumpfen Geballere erklärt, sollte sich wohl besser dem Mainstream-Hardcore zuwenden. Es verlangt schon ein nicht unerfahrenes Ohr ab, um zu erkennen, dass die Band in ihren 5:38 min mehr Abwechslung bietet, als man es sich von so mancher Hardcore-Größe wünschen würde. Hut ab, also. Erst recht, wenn man bedenkt, dass das hier ein Demo-Release ist.

DL "Demo 2015" Here & Here

Buy Here

Dienstag, September 1

Inkasso Moskau - Motorsäge LP


Band: Inkasso Moskau

Titel/Release: Motorsäge/Album (12"-Vinyl mit B-Seiten-Siebdruck, USB-Stick, Digital)

Label: Bakraufarfita Records

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Metal, Hardcore, Punk, Doom, Grind, Noise

FFO: Specht Ruprecht, Entrails Out!, Kannibal Krach

Links: Facebook\\//Bandcamp\\//Soundcloud\\//Last.fm\\//Youtube



Kurzinfo:

Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist, kehren die Toten auf die Erde zurück. Und wenn die Toten dann eine Band gründen wollten, ... ach egal! "Motorsäge" wurde wahrscheinlich aus Gottesgelächter und Satanstränen zusammen gebraut. Ein Soundtrack für Jeden oder Niemanden oder Alle, die dazwischen sind. Oder besser noch: die dagegen sind. Gegen Wutbürgertum zum Beispiel, Krieg, Hass oder eine manipulative Gesellschaft. Kurzum: Inkasso Moskau haben bereits mit ihrer Debüt-EP "Zurück ins Eigenheim" den Mittelfinger gen Stilpurismus gestreckt und natürlich auch in Richtung aller Vollidioten dieser Welt. Das macht das Osnabrücker Trio sicherlich nicht einzigartig, aber äußerst extravagant. In diesem Sinne ist "Motorsäge" ein (Mini-)Album geworden, das sich unmöglich in seine Einzelteile zerlegen lässt. Mal bersten die Songs grindig-radikal durch die Wand oder werden düster-doomend ausgebremst, holen zum Rundumschlag mit die Hardcorekeule aus oder entgleiten in einer punkigen Melodie und machen den Albumtitel buchstäblich zum Programm. Die Suche nach Höhepunkten ist sinnlos, da das Album von seiner Spontanität und Willkür lebt und somit von seinen Überraschungsmomenten. Eine Hürde stemmt dabei sicherlich der krächzende Schreigesang, der im Vergleich zur Instrumentierung an einigen Stellen etwas dilettantisch wirkt. Wer darüber hinweg hört, wird schnell merken, dass der (Selbst-)Ironie aber auch immer ein bitterer Beigeschmack beiwohnt. Logisch, denn entgegen jeder anfänglichen Vermutung sind Inkasso Moskau alles andere als eine Spaßband. Spaß macht ihre Musik aber trotzdem.

Stream & Buy Digitally "Motorsäge"

Bigcartel

Buy Here, Here, Here & Here


Jahres-Sampler