Freitag, März 25

Platte des Monats 03/2016: fire walk with me! - ...neither the fires of hell will guide us home



Band: fire walk with me!

Titel/Release: ...neither the fires of hell will guide us home/Album (Digital, Vinyl in Planung)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Post-Hardcore, Post-Rock, Post-Metal, Progressive, Psychedelic

FFO: Amenra, The Canyon Observer, SURHYSA, DRIFTOFF, Paulinchen Brennt

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Kurzinfo:

Hardcore und Post-Rock, eine schier unendlich-leidenschaftliche Beziehung, die vor allem im letzten Jahrzehnt im musikalischen Untergrund entflammte und bisweilen sogar in die großen Konzerthallen getragen wird. Was bei vielen Vertretern allerdings nur ein Teilkompromiss ihres experimentellen Sounds ist, hat die Regensburger Band fire walk with me! zu ihrem Konzept erklärt, mit einer Intensität, die so im Untergrund wohl nur selten anzutreffen ist. Heißt für euch moshenden Tanzbären für die nächsten 60 Minuten (!!!), die ihr erster Longplayer "...neither the fires of hell will guide us home" von euch abverlangt, gepflegt die Beine hochzulegen und aufmerksam zuzuhören. Abzappeln könnt ihr ja schließlich noch beim zweiten Hördurchlauf.
Das Regensburger Quartett mit ehemaliger Hen:ge- und aktueller The Bear's Lair-Beteiligung existiert bereits eine ganze Weile, veröffentlichte 2008 ihre Debüt-EP "Jenova" und teilte sich seither mit mehr oder weniger großen Bands wie ASIWYFA, White Hills, Dear John Letter und Maybeshewill die Bühne. Im Jahr 2015 und somit bei ihrem ersten Album angekommen, sind fwwm! allerdings noch immer auf der Suche nach einem Label, das der Band bei einem Vinyl-Release unter die Arme greift. Eine Schande, ganz ehrlich!
"...neither the fires..." ist ein Kleinod - ich weiß, ein Begriff, der hier viel zu oft fällt aber diesmal wieder haargenau passt - der Gefühlsschwankungen und darüber hinaus eine Art Medley der o. g. Referenz- und Support-Bands. Ob Sehnsucht, Melancholie, Spannung oder auch Wut - fwwm! verschmelzen alles zu einem stimmigen Soundtrack, der entgegen der namentlichen Assoziation ("Fire Walk With Me", der nicht ganz unumstrittene Auflösungsfilm zur "Twin Peaks"-Serie) zwar genauso viel Geduld einfordert, aber alles andere als verworren und abstrakt wirkt.
Abgesehen von der Piano-Schrei-Ballade "Orkus", könnte man dabei jeden der fünf übrigen Songs fast schon mit einem eigenen Beitrag versehen. Mit einer durchschnittlichen Spieldauer von zwölf Minuten, mäandern diese etappenweise durch schwelgerische Soundscapes und werden immer wieder durch aufgewühlte bis walzende Krach-Attacken aufgebrochen. Das ist auf einer derartigen Gesamtlänge durchaus schon eine penibel konstruierte Angelegenheit und erklärt vielleicht auch, warum sich die Band so lange für ihr zweites Release Zeit ließ. Auf "...neither the fires..." geht es nicht darum, möglichst viel in einem begrenzten Raum hineinzustopfen, geschweige denn, die Songs mutwillig zu überladen. fwwm! wollen eine eigene Atmosphäre kreieren, die sich zwischen trügerischer Stille und düsteren Stolpersteinen nie der Hoffnungslosigkeit unterwirft und stellenweise sogar von einem treibenden Groove voran getrieben wird. Eine höchst spannende wie hoch-explosive Mixtur.

DL ...neither the fires of hell will guide us home



Sonntag, März 20

Die Bandcamp-Punks Vol. 25

Extrem*ist*in



Das Trierer Trio Extrem*ist*in mit Hang zur Wortspielerei hatten wir hier bereits vor knapp zwei Jahren vorgestellt, als diese gerade mit ihrem Demo "tolerant" debütierten. Im letzten Jahr haben sich die Rheinland-Pfälzer auf der Bühne neben Kleinst-Größen wie Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen, Lygo oder Notgemeinschaft Peter Pan schon eine kleine Lobby erspielt und am Ende selbigen mit Hilfe von Bad-Attitude-Markus nun auch ihre erste Studio-EP eingehämmert. Auf "sie sind wie menschen" finden sich drei "tolerant"- und zwei neue Songs ein, die entgegen dem Proberaum-Charme des Demos nun wesentlich klarer und druckvoller klingen. Das bereits bekannte und Sprichwörter speiende "wer viel redet schweigt" spielt sich mit viel ironischer Freude, einer eingängigen Hook und einprägsamen Melodie in die Arme der Deutschpunkjüngerschaft. Ein eher trügerischer Einstieg, denn die folgenden vier Songs holen mit ihrer Sprunghaftigkeit und dezenten  Hardcoreansätzen in eine andere Richtung aus. Post-Punk, der sich hochachtungsvoll sowohl vor Rachut als auch Herpes verbeugt und trotzdem irgendwie studentisch-modern klingt. Das ist auf jeden Fall eine Basis, auf der sich aufbauen lässt. Und mit ein bisschen Glück wird "sie sind wie menschen" vielleicht ja auch in physikalischer Form nachgereicht.

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DL "sie sind wie menschen" EP


Kaufmann Frust

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Auch Kaufmann Frust aus Stuttgart möchten Teil einer musikalischen Studentenbewegung sein. Mit ihrem Mix aus Indie(-pop), Post-Punk und -Rock mit Wave-Einschlag geht das Quartett mit ehemaliger Rumpfboi!ge- und aktueller Real War-Beteiligung zwar weniger noisig und zerfahren zu Werke, als beispielsweise Die Wirklichkeit oder ihre Hometownkollegen von Die Nerven. Die zwei Songs ihrer Debüt-7inch "Hinter den Fenstern" schlagen dennoch einen unkonventionellen Weg ein und wecken nur namentliche Assoziationen mit einer Band, die vor 13 Jahren ein ähnlich betiteltes Album veröffentlichte. Kaufmann Frust breiten ihre melancholischen Melodien lieber auf schwelgerische, teils sphärische Klangteppiche auf, als sie der hungrigen Indie-Disco-Jüngerschaft hipp-poppig zum Fraß vorzuwerfen.
Für 2016 hat die Band eine 5-Song-EP angekündigt, die diesmal über ein Stuttgarter Label erscheinen soll statt in Eigenregie.

DL Hinter den Fenstern 7"

Buy Here, Here & Here


Alles wegen Lilly

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Auch mit ihrem dritten Release "Es wurden Fehler gemacht" ist die Band aus Münster auf noch keinem Label zu finden (abgesehen vom nachträglichen Tape-Release von "Ich hasse die Welt..." über Farblos Records und einigen 100kiloherz- und HugMe!DIY-Samplerbeiträgen). Stattdessen gibt's wieder eine streng limitierte Stückzahl an CDr's der Marke Eigenbau, diesmal 50x im Vinyl-Look, die sich vermutlich bereits schon wieder im Kreis der engsten Bekannten aufgelöst haben.
Alles wegen Lilly lautet der nach bitter-süß poppigen Indie klingende Name des westfälischen Quartetts, und manchmal schlägt sich dieser Name auch auf die Songs nieder. Jupiter Jones lassen unerwünscht grüßen. Doch glücklicherweise zeigt auch "Es wurden Fehler gemacht" eine Band auf, die sich auf einer Reise befindet und noch längst nicht am Ziel angekommen ist. So stehen die zwischen melancholischen Geplänkel und leidenschaftlicher Explosion pendelnden Songs "Der Hafen ist immer dort wo Wasser ist" und "Kippe an." der Band eindeutig besser zu Gesicht, genau wie das teilweise adaptierte und rotzige "Songs für Jochen". Das die Demo-EP dabei nicht ganz mit den tollen Songs der Tour-Split mit den mittlerweile aufgelösten Willy Fog mithalten kann, ist dabei weniger tragisch, wenn mensch es auf diesen Vergleich gar nicht drauf ankommen lassen will. "Es wurden Fehler gemacht" sollte mensch sich ohnehin mit einer völlig neuen oder am besten gleich ohne einer bestimmten Erwartungshaltung annähern. Denn dann weiß das Demo durchaus zu überraschen und lockt statt Pathos triefenden 08/15-Rock lieber frühere Glanztaten von Muff Potter und Adolar ins Gedächtnis zurück, ebenso wie modernere Post-Punk-Vertreter.

DL Es wurden Fehler gemacht [Demo]
DL Tour-Split w/ Willy Fog (AWL-Seite)
DL Ich hasse die Welt und ich sag dir nicht warum EP


Trucks

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Mit Trucks kann das Berliner Künstlerkollektiv FLENNEN nun einen weiteren Neuling begrüßen. Vor allem die minimalistische Vielfalt seiner Mitglieder, die sich grob überschlagen im Indie-Noise-Pop abspielt, steht seit jeher als Markenzeichen des Kollektives. Auffällig minimalistisch sind vor allem auch die Bandnamen der Vertreter, wie Girlie, Molde oder Yoga. Mit zuletzt genannter Teilen sich Trucks den Schlagzeuger, zwei weitere Mitglieder sind beim Berliner Radio- und Fernsehsender ALEX beschäftigt. Gute Voraussetzungen also, um sich problemlos in dem freigeistlichen Kollektiv zu integrieren. Und genau das machen Trucks auch mit ihrem 3-Song-Demo, das zunächst nur digital erscheint. Der Opener "Flipper 160" bietet dabei mit seiner eingängigen Melodie einen fast schon ungewohnt zugänglichen Einstieg. Auch "Apparate" gibt sich zunächst versöhnlich und meidet den großen Indie-Tanzflur allein nur wegen des Post-Punk-typischen Sprechgesangs, ehe sich quietschende Gitarren allmählich zum noisig-schrammeligen Finale vorarbeiten und den letzten Song "Alles" gar konzeptionell einleiten.
Es klingt vielleicht etwas komisch, aber vor allem der Closer erinnert mich dann irgendwie an das Beste aus deutschen Indie-Pop-Rock vergangener Zeiten wie Tomte, Tocotronic und Sportfreunde Stiller.

DL Demos


E-Egal

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Mit ihrem dritten Album "Ich hätt gern Pommes zu der Wahrheit", nach zuvor zwei CDr-Selbstveröffentlichungen das erste auf Vinyl, liefert der niedersächsische Fünfer E-Egal ein wahres Effektfeuerwerk ab und darüber hinaus ein Album, das trotz altbekannter Strukturen nur schwer auf den Punkt genau zu erklären ist. Mensch möchte fast meinen, dass der Band unter etwas anderen Umständen auch durchaus eine gewisse Radiotauglichkeit attestiert werden könnte. Ein adäquater Stimmungsanheizer für Die Ärzte wären sie allemal. Derartigen Größenordnungen wollen E-Egal allerdings scheinbar bewusst aus dem Weg gehen. Nicht etwa, weil ihre eingängigen, durchaus Fun-Punk-tauglichen Melodien durch Ska-Einlagen, elektronischen Spielereien, Samples und anderen Kram ordentlich zerrüttet werden. Allein der Gesang, der von aggressiv, über ironisch und dilettantisch bis hin zu völlig Gaga alle Facetten abdeckt, dürfte den gemeinen Mainstream-Punk endgültig zurück in die Cocktailbar jagen. Für den zeichnet sich übrigens der Plautzenotto verantwortlich, der um sich herum noch einige Kackschlacht-Mitglieder versammelt hat.

DL & BUY Ich hätt gern Pommes zu der Wahrheit
DL Ich hab noch Licht gesehn
DL Mich peitscht der Ekel
DL Nevermind the Arbeitsamt...Here is Fuckin' E-Egal

Buy Here, Here, Here & Here


Mole

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Berlin hat zwar mittlerweile kaum noch bezahlbaren Wohnraum zu bieten, dafür aber um so mehr an (musikalischen) Widerstand. Widerstand gegen dieses Scheiß-System, staatliche Willkür, braune Verdummung und die damit einhergehende Diskriminierung und Verachtung von und gegenüber Hilfesuchenden. Die unruhigen und beschämenden Zeiten bieten eine Menge Anlass, seinen Frust einfach mal freien Lauf zu lassen. Vielleicht lässt es sich ja am ehesten behaupten, dass Mole, eine noch junge und mittlerweile wieder zu viert agierende Band aus der Hauptstadt, aus eben jenem Widerstand zusammengewachsen sind. Klar, was die Band zu sagen hat ist sicherlich nicht neu. Muss es auch nicht, denn schließlich geht es vielmehr darum, das Wir-Gefühl der vereinten Szene zu untermauern. All ihre Wut und ihren Hass bündelt die Band in metallischen Crustcore, der nur wenig Zeit zum Durchschnaufen lässt. Düster, beklemmend und wuchtig. Darauf lässt sich aufbauen.

DL Demø


TR[y]KKA

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Vom düsteren Abgrund hinauf auf die Sonnen-geflutete Straße zieht einen die Göttinger Band TR[y]KKA. Das Quintett fand im Jahr 2013 zueinander und verarbeitet in seinem Stil, neben Gitarre und Schlagzeug, auch Instrumente wie Kontrabass, Violine, Akkordion oder Kazoo. Was zunächst nach einem klaren Fall von Folk Rock klingt, bringt aber nicht nur die Hörerschaft, sondern vor allem die Band selbst in so manche Erklärungsnöte. Dabei entstehen dann schwammige bis nichtssagende Bezeichnungen wie "TRyKKA-Musik", "Trekkapunk" oder schlicht "Akustische Musik". Vielleicht kann mensch es ja als eine Art Best-Of-Folklore oder World Music ansehen, in der Elemente aus Balkan-, Gypsy-, Humppa- und Spelunken-Folk zu einer frivol-jammigen, aber durchaus tanzbaren Einheit verschmelzen. Das klingt dann tatsächlich mehr nach Straßenfest oder Waldbühne, als nach eingemauerten Konzertsaal.
Eine EP, die auch das Per Definition zur Traumfigur - Cover "Glückspiraten" enthält, und ein Live-Album stehen bisher zu Buche. Für den Soundtrack (DL siehe unten) zur Straßenmusiker-Dokumentation "A Global Joy" steuerten TR[y]KKA ebenfalls einen Song bei.

DL TRyKKA Live!
DL TRyKKA EP

DL A Global Joy O.S.T. Sampler


Lhotse

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Zur Auflockerung der Stimmung bis zur Erheiterung tragen auch Lhotse bei, die allerdings mehr in den kleinen Clubs unterwegs sind, als auf der Straße. Das Kölner Trio, benannt nach dem vierthöchsten Berg der Erde, hat den großen Aufstieg seit der Gründung im Jahr 2013 bisher allerdings verpasst. Dabei beweist die Band ein ebenso glückliches Händchen für eingängige Melodien (höre "Klingelschild" und insbesondere "Mathematik"), wie auch für post-moderne Willkür, was sie letztendlich irgendwo zwischen Muff Potter, Captain PlaneT und Inner Conflict platziert. Vielleicht liegt das ja am roh aufgenommenen und unverschönten Gesang, den sich die Gitarristin und der Bassist gerecht aufteilen. Vielleicht fühlen sie sich im Verborgenen aber auch einfach bloß wohler. Ihr Emo-Pop-Punk klingt somit jedenfalls sympathisch DIY.
Neben ihrer als CD in Eigenregie veröffentlichten EP, folgte kürzlich das Vinyl-Release ihrer gemeinsamen Split-10" mit der ebenfalls aus Köln stammenden Riot-Grrl-Keyboard-Punk-Gruppe Blockshot. Vielleicht geht's ja damit bergauf.

DL S/T EP
DL Demo 2013

Buy Here, Here or PM on Fuckbook


DRUX

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Das nicht nur die Moderne, sondern auch die Vergangenheit durchaus ihren Reiz versprüht, beweisen seit 2015 die Leipziger Jungs von DRUX. Unprätentiös und mit hartem, schnellem und bedrohlichem Riffing und angepisstem Geschreie steuert die Band geradewegs auf die 80er zu und landet schließlich an der amerikanischen Ostküste, irgendwo zwischen Washington D.C. und Boston. Vor allem ihr 2015er-Demo, das in drei Rennen als Tape über Gafas Del Rigor und Interceptor Editions erschien, stampft wütend vor sich hin oder überrollt alles, was sich ihm in den Weg stellt, kurz und schmerzlos wie eine Lawine. Kurzer Prozess, keine Kompromisse, 100% Hardcore-Punk. Wäre der Begriff von zwielichtigen Bands nicht in den Verruf gedrängt worden, mensch könnte sogar von Hatecore sprechen.
Das DRUX aber nicht nur mit dem Knüppel aus dem Sack voranschreiten, zeigen ihre jüngst veröffentlichten Trax "Count Me Out" und "Take Action", die eine etwas punkigere Richtung einschlagen und die im Zuge ihrer kürzlich mit Hard Luck absolvierten Deutschland-Dänemark-Schweden-Tour entstanden.

DL Tour Tape MMXVI
DL Demo 2015

Buy Here & Here


Zeitgeist

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Der sowohl im Deutschen als auch im Englischen gebräuchliche Begriff "Zeitgeist" hält bereits seit den 80ern als Bandname diverser Gruppen aus dem NDW-, Punk-, Hardcore-, DJ- und sogar Rechtsrock-Bereich her. Daher gilt es bei einem entsprechenden Such-Maschinen-Lauf auf äußerste Sorgfalt zu achten.
Die amerikanische Band Zeitgeist aus Pittsburgh reiht sich schlicht im Bereich Punkrock ein. Die eingängigen, Melodie-infizierten Songs, die nur selten die Zwei-Minuten-Marke knacken, leben vor allem von dem markanten Organ ihrer Sängerin, die sich in bester Rock-Gören-Manier erweist und den Songs eine facettenreiche Dynamik verpasst. Geht ab und ist live sicherlich ein schweißtreibendes Erlebnis. Erinnert stark an Bands wie Jingo de Lunch, Dover oder Japanese Voyeurs, was vielleicht auch der Grund ist, warum sich die Band nach vier Jahren noch immer unter dem Radar bewegt.

DL S/T LP
DL Tour Tape 2013
DL Mind Cure Records: Single of the Month 06/2013

Buy Here & Here

Mittwoch, März 16

Zerfetzt - Zerfetzt Tape



Als Zerfetzt Ende 2014 anfingen erste Konzerte zu spielen, kam es durchaus schonmal vor, dass der eine oder andere Veranstalter die Berliner Gruppe als Electro-Punk anpries. Aus dem Fauxpas der sogenannten Lügenpresse hätte auch schnell ein Desaster werden können, wobei ahnungslosen Audiolith- und Superpapukaija-Anhängern wohlmöglich ein wahrer Kulturschock widerfahren wäre. Glücklicherweise hielt sich der (seelische) Schaden in Grenzen, auch, weil sich der Hauptstadt-Fünfer, bei dem auch mindestens ein Femme Krawall-Mitglied mitmischt, bis jetzt für sein erstes Release Zeit ließ. Zerfetzt's gleichnamige EP erschien jüngst als Tape-Variante über Uga Uga Tapes, dem Label von Loser Youth-Thommy, das sich mit Vertretern wie Snarg, Brutale Gruppe 5000 und eben Zerfetzt so langsam zum Geheimtipp des Synthie-Hardcore-Punk-Gefolges mausern dürfte. Der eröffnende Titeltrack zieht seine piss-gelbe Bierlache noch eher durch unprätentiösen und angewiderten Deutsch-Hardcore-Punk, ehe im folgenden "Jong, kapot & longkanker" nicht nur fortan auf die niederländische Sprache umgeschwänkt wird, sondern auch fetzige Laser-Synthies dazwischenfeuern. "Bommen" und der Closer "Insomnia" dagegen, klingen wie düster-zeremonielle Anrufungen des Herrn der Finsternis. Dazwischen warten das mit Scooter-mäßigen Einstieg überrumpelnde "Chaos", das old-schoolig stampfende "Verraad je staat" und das asselige, aber fast schon funnig-frivole "Monarchie". Klingt in der Summe dann gar nicht so durchwachsen, wie es sich höchstwahrscheinlich ließt, sondern irgendwie typisch Uga Uga. Zerfetzt fetzen halt!

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DL S/T EP Here & Here


Donnerstag, März 10

Wiederhören: The pAper chAse - God Bless Your Black Heart



Es macht wohl wenig Sinn, auf den bereits 2010 angekündigten Nachfolger von "Someday This Could All Be Yours Vol.1" zu warten, zumal sich John Congleton derweil lieber mit seiner alten/neuen Band The Nighty Nite vergnügt (siehe neues Album "Until the Horror Goes"). Daher gilt es, eine der wohl außergewöhnlichsten Bands - und das im wort-wörtlichem Sinne - so gut wie möglich in Erinnerung zu behalten.
Das hier nun ausgerechnet "God Bless Your Black Heart", das dritte Studioalbum des Quartetts aus Dallas, steht, ist eigentlich nur nebensächlich. Egal ob "Now You Are One of Us", das sich mit Themen wie Geisteskrankheit, Kannibalismus und Zombiefilmen beschäftigt, oder auch das eingangs erwähnte "Someday This Could All Be Yours" (Thema: Naturkatastrophen): sämtliche Alben der Band stechen nicht nur inhaltlich aus der breiten Masse hervor. Congleton & Co. liefern auch musikalisch eine vollkommen eigene und undefinierbare Version des Indierocks ab und beweisen dabei nicht nur ein äußerst glückliches Händchen für einprägsame Melodien, sondern auch eins dafür, diese postwendend mit viel Disharmonie mutwillig zu zerstören. "Said the Spider to the Fly" und das folgende "One Day He Went Out for Milk and Never Came Back" in etwa, hätten über Jahre hinweg die Indie-Disco-Tanzbären beglücken können, wäre da nicht dieses vollkommen schizophrene Piano, das erst fragil klimpert und später manisch vor sich hin stampft oder die Violinen, die sich mehr in den Ohrknorpel sägen, als Süßholz raspeln.
the pAper chAse wollten aber irgendwie nie so richtig auf die große Bühne, was vielleicht auch ganz gut so war. Eine Band, die mensch eher zufällig entdeckt und sich dann wundert, warum mensch noch nie zuvor von ihr gehört hat.


Samstag, März 5

I Have No Mouth and I Must Scream - I Have No Mouth and I Must Scream LP



Band: I Have No Mouth No Mouth and I Must Scream

Titel/Release: I Have No Mouth and I Must Scream/LP (Black Vinyl, 100x White Tape, Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2016

Genre: Shoegaze, Alternative, Indie, Noise, Post-Punk

FFO: The Cure, Joy Division, My Bloody Valentine



Kurzinfo:


Für Shoegaze-Liebhaber dürfte hierzulande vor allem das Königs Wusterhausener Label Blackjack Illuminist eine der ersten Anlaufstellen sein, denn immerhin tummeln sich dort mittlerweile allerhand vielfältiger Genrevertreter. Vielleicht ist es daher für die/den Suchende/n auch mal eine willkommene Abwechslung, außerhalb des randberliner Konglomerats eine interessante Gruppe zu entdecken, die das Genre auch über seine Grenzen hinaus trägt und dabei - wie die Referenzen zeigen - einiges an musikalischer Zeitgeschichte aufwirbelt.
Über die Berliner Band I Have No Mouth and I Must Scream könnte der Eine oder Andere durchaus schon mal gestolpert sein. 2012 debütierte das Quartett mit ihrer gleichnamigen EP, die in Eigenregie als Tape erschien. Es sollte bis dato das einizge Release der Band bleiben, sodass mensch sie auch leicht hätte aus den Augen verlieren können. Fast vier Jahre später kommen sie nun doch noch mit ihrem angekündigten Album aus der Versenkung, dass wie bereits die EP selbstbetitelt wurde. Klar, bei einem derartig aussagekräftigen Namen muss sich die Band nicht noch zusätzlich mit einer krampfhaften Titelsuche herumquälen. Dennoch erweist sich "I Have No Mouth and I Must Scream" als wesentlich weniger düster und ausweglos, als Ellison's dystopischer Sci-Fi-Roman. Im Gegenteil. Der Opener "Paint" eröffnet mit einer leichtfüßigen Melancholie, wie mensch sie in etwa von Arcade Fire gewohnt ist und "PKD" gipfelt zumindest akustisch gar in Wave-lastigen Gute-Laune-Indie. Und auch, wenn die Hauptstädter ihrem Shoegaze-Post-Punk-Mix phasenweise einen satten Alternativesound untermischen, ist "IHNMAIMS" sicherlich nicht das Album, das das gemütliche Beisammensein in eine exzessive Party umschlagen lässt. Das deckt sich übrigens auch mit der Meinung der Band, die auf ihren Konzerten nur ungern "betrunkenen Macho-Tänzer", als vielmehr "leidenschaftlich tanzende Menschen" begrüßen möchte. Und genau dazu laden die elf Songs ihres Albums auch ein. "IHNMAIMS" ist ein in sich verschwommenes Kleinod voller tiefhängender Nebelschwaden, das seine vollkommene Herrlichkeit erst im Detail offenbart, wobei IHNMAIMS furcht-, aber nicht ehrfurchtlos den ganz großen Namen der betitelten Genres gegenübertreten.

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Jahres-Sampler