Dienstag, August 2

Vlimmer - Loslösung EP



Band: Vlimmer

Titel/Release: Loslösung/EP (Digital)

Label: Last Day Deaf

Erscheinungsjahr: 2016


Genre: Cold Wave, Krautrock, Post-Punk, Electronica, Drone, Noise-Pop, Dream-Pop

FFO: Soft, Love in Prague, In Death It Ends, L'Avenir

Links: Facebook\\//Last.fm



Kurzinfo:

Seit den Veröffentlichungen seiner Alben "Michigan" und "Illinois" kursiert das heiß umstrittene Gerücht, dass Sufjan Stevens auch den restlichen US-Bundesstaaten ein Album widmen möchte. Auch, wenn dieses Gerücht vor allem durch die abweichenden Themen seiner zahlreichen Folge-Werke mittlerweile entkräftigt sein dürfte, ist dem amerikanischen Singer/Songwriter die 50er-Release-Marke durchaus zuzutrauen. Mit dem Indie-Folk-Art-Pop des Herrn Stevens hat Vlimmer, ein weiteres Solo-Projekt von Alexander Donat, nicht wirklich viel gemein. Allerdings kündigte dieser mit den zeitgleichen Veröffentlichungen der beiden Vlimmer-EP's "I" und "II" an, dass auch dieses Projekt etwas größer angelegt ist. So sollen in den nächsten Jahren 16 (!!) weitere EP's folgen, von denen die Nummern "III" und "IIII" bereits im Katalog seines Labels Blackjack Illuminist verankert sind. Und wie wir den rastlosen Alex auf unserem Blog nun schon kennenlernen dürften, werden daraus sicherlich 30.
Ein erster Ausreißer aus diesem Manifest ist nun also die EP "Loslösung", die exklusiv und digital als kostenloser Download über das griechische Netlabel Last Day Deaf erscheint. Abgesehen davon, lassen sich aber durchaus noch andere Unterschiede zum bisherigen Schaffen des Königs-Wusterhauseners ausmachen. So wirkt "Loslösung" insgesamt wesentlich minimalistischer und unterkühlter, als die vorherigen vier Vlimmer-EP's. Vom Opener "Hinabgezogen" steht anfangs nur ein wackeliges Song-Skelett, dass sich vorsichtig seinen Weg durch dichte und nass-kalte Nebelschwaden bahnt und schließlich doch noch die eingänge Struktur findet. Der morbide, klaustrophobische Einstieg von "Losgelöst" zieht den/die Hörer/in jedoch postwendend in den düsteren Abgrund hinab und somit zur Erkenntnis zurück, dass auf "Loslösung" nur wenig so ist, wie es scheint. Mit flächig-verhallten Synthies, tropfsteinartigen Pluckerbeats und einer monoton-schwebenden Stimme, scheint uns der fast schon sakral wirkende Song immer tiefer in ein unterirdisches Labyrinth zu locken, in dem nichts als Ungewissheiten und trügerische Leeren auf uns warten. "Begraben" kommt schwungvoller in Gang, wenngleich einem/einer die verzerrten Gitarren wie ein kalter Schauer über den Rücken laufen. Noch immer ist nicht so ganz klar, ob die mystische, über alles thronende Stimme gut- oder schlechtgesinnt ist und wohin der Weg führen soll. Gitarren und Electronicas türmen sich post-rockig auf und leuchten einen vermeintlichen Weg aus der Finsternis. Ein Trugschluss, wie so vieles auf "Loslösung", denn auch "Aufgelöst" sickert wie eine konturlose Amöbe durch die Erdschichten hinab. Nach eigenen Angaben ist Vlimmer - neben Fir Cone Children - ein Projekt, mit dem sich Alex nun wieder der melodiösen Seite seiner Musik annähern will. Der leicht angeschrägte Closer "Zeitentschleunigt" ist sicherlich der EP-Song, der das am deutlichsten zum Vorschein bringt. Doch trotz der insgesamt kühlen Atmosphäre, die sich wie ein düsterer Schleier über die gesamte EP ablegt, finden sich auch in den vorherigen vier Songs durchaus melodische Momente wieder. Diese zu entlarven, liegt allein beim/bei der Hörer/in und wie gut er/sie sich darauf einlassen kann.

Das EP-Artwork entstammt übrigens der kreativen Ader von Bernardino Constantino (siehe u. A. The Lost World of Duccio, Absurd World of Duccio, Prossimo A Disintegrazione), der seine Dienste auch schon für die beiden letzten Fir Cone Children-Releases zur Verfügung stellte.

DL & Stream "Loslösung"

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