Freitag, Dezember 1

mira - mira



Auf dem kleinen aber feinem Label mum says; be polite rec. scheint wohl nichts so beständig zu sein, wie der stetige Wechsel. War vor einigen Jahren Manku Kapak noch die einzige Label-Konstante, treibten sich die befreundeten Musiker mittlerweile in kurzlebigen Seitenspung-Projekten wie Cetacea, ilill, Fljora oder They Sleep We Live herum. Aus Mitgliedern eben jener Gruppen setzt sich auch die Bremer Band mira zusammen, die Anfang des Jahres mit einer Drei-Song-EP debütierte und hoffentlich etwas langlebiger ist.
Natürlich spielt sich das auch diesmal wieder im großen Kosmos des Emos ab, allerdings etwas retrospektiver in Richtung 90er. Schön analog roh und rau. Dabei ist der wilde Start vom Opener "Trembling" sicherlich nicht stellvertretend für die kompletten 7½ Minuten Spielzeit, denn überwiegend schlagen die vier Musiker hier melancholische Töne an, teils sehnsüchtig verträumt wie im spacigen "Among Stars" oder auch mathig verspult wie im abschließenden "Abyssal".
Dass Band und EP nach einem 300 Lichtjahre entfernten Feuerschweif-Stern (Omikron Ceti), einen sogenannten Roten Riesen, aus dem Sternbild Wal benannt sind, wird nicht nur in den Lyrics verbaut, sondern ist auch durch liebevolle Zeichnungen der Band im allseits linol-berdruckten 7"-Klapp-Cover mit eingetackerten Booklet ersichtlich. Alles D.I.Y und für wenig Geld zu erstehen. Zuschlagen, solange der Vorrat reicht!

Band: mira

Titel/Release: mira/EP (150x CDr & 250x Black 7inch + CDr in Linoprinted FOC)

Label: mum says; be polite rec.

Erscheinungsjahr: 2017

Genre: Emo, Hardcore, Emocore, Screamo

FFO: Indian Summer, Yaphet Kotto, Kaywinnet, Torpedo Holiday

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Dienstag, November 28

Neska Lagun - Schon/Erst



Neue Band, taufrisches Debüt - dabei sind sowohl Musiker als auch Release schon weit über das ein-jährige Jubiläum hinaus.  
Neska Lagun, was aus dem Baskischen übersetzt Freundin bedeutet, haben zwar erst kürzlich ihre EP "Schon/Erst" mit Hilfe von Rauschemusik/Ruffmo Records als schicke 12"-Vinyl in drei verschiedenen Farbvarianten veröffentlicht, als digitales Release gibt es die 4-Song-EP aber bereits seit August 2016. Damals agierten die vier Berliner noch als Grav Zahl (nicht zu verwechseln mit dieser blutdurstigen Puppe), ehe Mitte Juli diesen Jahres dann die Namensänderung verkündet und diese mit neuen Träumen und Plänen begründet wurde. Und so ist "Schon/Erst" sowohl der wehmütige Blick zurück, als auch die besorgniserregende Sicht auf die Gegenwart und ebenso die kleine Hoffnung für die Zukunft; ein Abschied und ein Neuanfang. Dass sich die Songs in mehreren Sprachen (französisch, deutsch/englisch, deutsch, spanisch) zeigen, kann sicherlich auch am internationalen Charakter unserer Hauptstadt liegen. Ohnehin könnte man den roh-scheppernden und analogen Screamo von Neska-Lagun auch in Spanien oder der italienischen Provinz verorten. Mäandernde und teils plänkelnde, aber auch aufgeregte Gitarren, rudimentäre Basslinien, blechernd-manisches Schlagwerk und rauhes Geschreie, das mehr einem Flehen gleicht. "Mensch", der längste und vielleicht eingängigste Song der EP, bleibt unter der experimentellen DIY-Haube wohl noch am ehesten hängen. Dennoch: tolles Quasi-Debüt.

Band: Neska Lagun (ex-Grav Zahl)

Titel/Release: Schon/Erst/EP (100x Yellow+100x Magenta+100x Black 12" Vinyl, Digital)

Label: Ruffmorecords

Erscheinungsjahr: 2017

Genre: Screamo, Post-Hardcore, Punk

FFO: This Too Will Pass, Todlowski, sur l'eau

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Samstag, November 25

Platte des Monats 11/2017: Danny Trejo - Another Trejo's Night



Danny Trejo, the BAND, kamen bei uns schonmal vor exakt drei Jahren mit ihrer Debüt-EP zur Ansprache. Damals allerdings nur im kleinen Rahmen unserer "Hollywood Trash"-Reihe und somit auch leider bloß viel zu oberflächlich. Denn kurze Zeit später legten die sechs italienischen, neu rekrutierten Hardcore/Punk/Ska-Veteranen (u. A. aus Kombos wie Los Fastidios, Tears/Before, Slander, uvm.) mit "Human Extinction" auch ihren ersten Longplayer nach, der mich dermaßen in Ekstase versetzte, dass ich nicht einmal Zeit dafür aufbringen konnte darüber zu schreiben. Die Scheibe rotiert zwar noch immer in regelmäßigen Abständen über meinen Plattenteller, mittlerweile würde ich aber behaupten, bin ich über dieses pubertäre Groupie-Verhalten hinweg gekommen. Und was machen Danny Trejo? Na klar, hauen vollkommen unvermittelt ein neues Album raus, das den Vorgänger in puncto Groove sogar noch übertroffen hat. Ich drehe noch durch!
Aber mal ganz von vorne: Danny Trejo sind altgediente Punks aus Venedig, die in der regionalen und internationalen Szene schon weit rum gekommen sind. Vielleicht auch deshalb haben sie einen etwas nüchterneren Blick auf die aktuellen Geschehnisse, denen sie mit viel Ironie und Galgenhumor entgegnen. Das ändert natürlich nichts an der Sache an sich, denn grundsätzlich läuft auch ihr drittes Album "Another Trejo's Night" unter dem Banner Hardcore-Punk, nur, dass die zwölf kurzen Nummern mit reichlich Speed über die Bühne gebracht werden und eine süchtig machende, rockige Note verleiht bekommen. Fast schon wie die Glam-Rocker unter den Fastcorelern, führen Danny Trejo ihre Songs aus die feuchten Katakomben und hinauf auf die Festival-Bühnen. Das ist natürlich immer noch weit genug weg von der punk-verhassten Stadiontauglichkeit. Zum Glück! Parallelen zu The Casualties (nur mit cooleren Crew-Shouts anstelle der nervigen Aah- und Ooh-Chöre) und Kvelertak (nicht ganz so metallisch) könnten sich aber durchaus noch erahnen lassen.
Angeführt von Krachern wie "Forced Evolution" (knallt mich mindestens genauso an die Wand wie "Memories vs. Goals" vom Vorgänger), "Gold Digger", "Nothing To Live For" und das ebenfalls steil gehende "Nuclear Holocaust", haben Danny Trejo mit ihrem dritten Release noch mal eine Schippe Dynamik, Melodie und vor allem Groove drauf gelegt.


Band: Danny Trejo

Titel/Release: Another Trejo's Night/Album

Label: Mustard Mustache (100x Pro-Tape, Digital), Indelirium Records (CD, Digital)

Erscheinungsjahr: 2017

Genre: Hardcore-Punk, Fastcore

FFO: La Crisi, Youth Avoiders, Clowns

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Mittwoch, November 22

ZilpZalp - ...auf den Versen



Sucht mensch im Internet nach dem Namen Zilpzalp, muss er/sie nicht zwangsläufig über den musikalischen Dortmunder Vierer ZilpZalp stolpern. Wahrscheinlicher ist es, auf irgendeinen Naturbericht oder Lexikoneintrag zu einem niedlichen, kleinen und singenden gefiederten Freund zu stoßen. Ich will mich jetzt aber auch gar nicht weiter auf einen Vergleich zwischen Mensch und Tier einlassen, denn das einzige verträumte Stück auf ZilpZalp's Debüt-Album "...auf den Versen" ist das instrumentale Intro "Wohin ohne Ausblick", auch, wenn einige Klagelieder sicherlich auch stellvertretend für beide Seiten stehen könnten. Von lieblichen Vogelsang ist der Frontmann der Ruhrpott-Band jedenfalls weit entfernt. Zu aufgeregt, zu erschöpfend und viel zu wütend kracht der flehende Schreigesang über die restlichen acht Stücke herein und zerkratzt die ohnehin schon aufgewühlten Oberflächen-Strukturen. Auf "...auf den Versen" brodelt es gewaltig. Das zwischen schrammeliger Wucht und Harmonie pendelnde "Aus meinem Glashaus komm' ich nur mit Steinen" zeigt vor allem lyrisch, wie schnell Verzweiflung zu purem Hass umschlagen kann, wenn einem/einer der Verdacht heimsucht nicht gehört zu werden. Aber Hass ist immerhin noch ein Gefühl, dass einem am Leben erhält, zum Kämpfen ermutigt und vielleicht auch ein Stück weit mit Hoffnung nährt, und somit nicht vollkommen der Resignation ausliefert, wie es zuvor in "M & Y" noch der Fall war. ZilpZalp's Songs malen ohne Zweifel graue Wände, reden nichts schön, wo es nichts schönzureden gibt. Dennoch ist "...auf den Versen" auch eine kleine Wundertüte voll poetischer Tristesse, spannenden Kurzgeschichten über Hoffnungslosigkeit und (Un-)Moral und vor allem vielen musikalischen Wendungen, ohne dabei in die Willkürlichkeit abzudriften oder den eigenen Rahmen zu sprengen.

Band: ZilpZalp

Titel/Release: ...auf den Versen/Album (300x White Vinyl, Digital)

Label: Tanz auf Ruinen, Zilpzalp Records, Trace in Maze Records

Erscheinungsjahr: 2017

Genre: Progressive Screamo, Emo, Punk

FFO: JTZT, Reznik Syndrom, Hausrotschwanz

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Sonntag, November 19

I Recover - Searching For You EP



Das Kölner Quartett I Recover legt knapp anderthalb Jahre nach ihrem EP-Debüt einen zweiten Kurzspieler nach. Auf dem Programmzettel der Band um ehemaliger Mitglieder von Bands wie Schmutzstaffel, Kumulus, Blank, Punch und Zosch, steht abermals emotionsgeladener und DC-tauglicher Hardcore-Punk, der nach vier Songs und etwas mehr als acht Minuten aber auch leider wieder viel zu schnell vorbei ist. Jeder Song macht enorm viel Spaß und dürfte vor allem jung gebliebenen Dischord-Veteranen mindestens anderthalb Ohren abverlangen können. Die Gitarre locker in der Hüfte platziert, das Schlagzeug ordentlich scheppernd und der Gesang schön rauh. Alles herrlich analog knarzend. Der Opener "Ghosting" kommt gar dermaßen frivol aus den Startlöchern, dass er schon fast im ausgelassenen Garage mündet, wohingegen das folgende "Kiss the Floor" mit verzerrt-leiernder Gitarre einen nostalgischen End-80er-Flashback aufkeimen lässt.
Tolles Ding, kommt zudem als pechschwarze 7" im aufklappbaren Hardcore-Blümchenmuster, dass von einem Obi-Strip zusammen gehalten wird, u. A. über Dingleberry und Pifia Records.

Band: I Recover

Titel/Release: Searching For You/EP (Black 7inch, Digital)

Label: Dingleberry Records, Pifia Records, Boslevan Records, Cosmic Note

Erscheinungsjahr: 2017

Genre: Hardcore, Emo, Punk

FFO: Minor Threat, Fugazi, Rites Of Spring

Links: Facebook\\//Bandcamp




DL "Searching For You"

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Donnerstag, November 16

20 Liter Yoghurt - L'Art D'Oublier



Nun ist es wohl amtlich. Auch auf ihrem vierten selbstproduzierten Release bleiben 20 Liter Yoghurt ihrem apuristischen Stil treu und toben sich irgendwo zwischen Melodic Hardcore, Hardcore-Punk, old-schooligem Emocore und einigen Post-Auflügen, aus. Das klingt zwar nicht mehr so zerfahren wie auf ihren ersten zwei digitalen Demo-Releases "Heartcore" und "Demo 2015", die mittlerweile von ihrer Bandcamp-Seite verschwunden sind, und auch hinsichtlich der Produktion haben die vier Grimmaer einige Erfahrungspunkte hinzu gewonnen, obwohl natürlich immer noch nicht alles ganz rund klingt. Soll es womöglich aber auch nicht, denn ein tief verwurzelter D.I.Y.-Spirit ist der jungen Band ebenso anzuhören, wie ihre Freude am Experiment.
"L'Art d'Oublier", das wie schon der Vorgänger als selbstgestaltete Digifile-CD im Eigenvertrieb erscheint, ist trotz dieser Einflüsse kein halsbrecherischer Spießrutenlauf durch die Genres geworden, sondern entpuppt sich als bislang homogenstes Werk des Quartetts. Der Opener "Burn" hält die Affinität der Band zu ihrem kontrastreichen Sound zwischen tollen Melodien und hartem Riffing noch etwas unter einem düster-wütenden Mantel verborgen. Doch spätestens mit "Ghost" kehren nicht nur die cleanen Gesangspassagen in den Songs ein, sondern vor allem auch mehr Helligkeit. Natürlich gibt es hier nichts schönzureden. Für schönere Melodien sorgt es allemal.

Band: 20 Liter Yoghurt

Titel/Release: L'Art D'Oublier/EP (500x Digifile-CD, Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2017

Genre: Melodic Hardcore, Hardcore-Punk

FFO: Ashes Of Pomopeii, Loose Suspense,

Links:  Facebook\\//Bandcamp\\//Youtube
 


DL "L'Art d'Oublier"

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Sonntag, November 12

Les Trucs - Manchmal sind welche nackt



Kurzinfo:


Band: Les Trucs

Titel/Release: Manchmal sind welche nackt/EP (30x Tape w/ acrylic sausage; Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2017

Genre: Electro, Experimental, Art-Pop, Theater, Ambient

FFO: Zan-zan-zawa-veia, Bubblyfish, STU

Links: Bandpage\\//Facebook\\//Soundcloud\\//Myspace



Ja, es existiert noch, dieses selbsternannte 2-Mensch-Ding-Orchester um ex-Antitainer Tobi Piel und Charlotte Simon (u. A. Droll Academy & The Latah Movement). Vier Jahre nach ihrer selbst-betitelten EP senden Les Trucs mal wieder völlig aus dem Kalten und ohne viel Promotion ein musikalisches Lebenszeichen ab. "Manchmal sind welche nackt" lautet der banale wie schwer widerlegbare Titel der 2-Track-EP, die mindestens genauso kunstvoll wie ihre Musik, als schlicht-labelloses, rotbraunes und handnummeriertes Tape mit Acryl-Wurst daher kommt. Diesmal in Eigenregie und wohl auch mehr als Gestus gedacht, um die Wartezeit auf ihr drittes, für das nächste Jahr angekündigte (!!!!) Album zu überbrücken.
Die zwei Songs entstanden im Studio während der Vorbereitungen zu ihrer Musical-Performance im Art Rotterdam, Februar 2017, der auch andere Künstler wie Anna Hjalmarsson (Herpes) und Anne-Louise Hoffmann (Rubbert Twist) beiwohnten. Daher gestalten sich diese auch wesentlich avantgardistischer, als das auf ihren bisherigen Veröffentlichungen der Fall war. "It's The Fascia...." bleibt mit seinem vokalen Mittelpart wohl noch am ehesten im Gedächtnis hängen, als die restlichen, stoisch zusammen gebasteltete acht Minuten Ambient.
Für mich zwar nicht gerade ein Highlight-Release der beiden Electro-Freigeister, was vielleicht aber auch daran liegt, dass es für eine Live-Performance konzipiert wurde. Für hartgesottene Fans natürlich ein Pflichtkauf, is klar, ne?!

Stream & Buy "Manchmal sind welche nackt"

Donnerstag, November 9

Video Kills The Radio Star Vol.5

Rolo Tomassi



Rolo Tomassi gehören wohl zweifelsohne zu den Bands, denen mensch gar nicht böse sein kann wegen der vielen experimentellen Ausflüge in benachbarte Genres. Im Falle der englischen Band ist es ohnehin erstmal schwierig, ein passendes Hauptgenre zu definieren. Progressive-Core, Jazzcore und Mathcore - so ganz einig oder sicher scheinen sich die globalen Journalisten da nicht zu sein. Dabei verläuft der Trend von Rolo Tomassi seit ihrem letzten Album "Grievances" sogar etwas gegenläufig, nämlich hin zu "normaleren" Strukturen, was auch nicht unbedeutend daran liegt, dass Frontfrau Eva Spence ihre zarte Stimme entdeckt hat. "Rituals" ist glücklicher Weise weit entfernt von einem harmonischen Reigen wie "Opalescent", passt sich dennoch am ehesten der düsteren Grundstimmung ihres letzten Albums an und überzeugt abermals durch ein melancholisch-atmosphärisches Keyboardspiel. Und Eva? Die zeigt eindrucksvoll, dass ihr rauhes Kehlchen noch immer hervorragend zu Double-Bass-Attacken funktioniert. Größtenteils...




A Perfect Circle
 

Dass ein neues Tool-Album immer unwahrscheinlicher wird, zeigt vor allem die noch wesentlich unwahrscheinlichere Tatsache, dass Maynard James Keenan mit seiner Zweit-Band A Perfect Circle dreizehn Jahre nach "eMOTIVE" einen neuen Song veröffentlicht hat. Ja gut, dazwischen kam "By And Down" und live tauchte auch der eine oder andere unbekannte Song auf. Aber so richtig auf dem Schirm hatte mensch das amerikanische Quartett nicht mehr. Umso kalter erwischt einen "The Doomed", der seinen Namen im Rahmen der bandeigenen Philosophie alle Ehre macht. Kein Doom-Rock, dafür ein kalter Schocker mit einer schaurig-schönen Melodie. Ein Song, der sich auf Anhieb in meiner Best-Of der Band katapultiert hat. Vielleicht kommt da ja noch was....



Specht Ruprecht


2012 debütierte das Erfurter Quartett mit ihrem Album "Kaisers neue Kleider". Danach kleine Konzerte in unregelmäßigen Abständen, ehe ab Juli diesen Jahres die heiße Promo-Phase für den Zweitling "Jubel Trubel Halbwahrheit" begann. Dazu gehört auch "Quader", der wohl heißeste Album-Anheizer dieser heißen Boys. Ein behutsam aufbauendes Intro, gefolgt von Crossover-Rap und einem nicht weniger old-schooligem Schlachtruf-Refrain, natürlich einem Schlager-tauglichem Gitarren-Solo und einem Schlusspart, der nochmal so richtig - na klar - anheizt. Geiler Song, und ich verspreche euch, es soll nicht der Einzige des Albums bleiben.




Cortarmao


Den Thüringener Vierer Cortarmao hatten wir hier bereits mit ihrem verheißungsvollen Demo besprochen, das vor allem Mathcore-Begeisterte um Bands wie The Dillinger Escape Plan & Co. zu beglücken wusste. Für dieses Jahr war nun auch der erste Longplayer avisiert, dessen Vinyl-Release die Vorbesteller jedoch etwas auf die Probe stellte - ohne dem Eigenverschulden der Band. Egal, Download und CD gab es pünktlich und noch pünktlicher den Vorreiter "Decoder". Der liefert ohne Abstriche ab, was der/die geneigte Hörer_in von einem ordentlichen Mathcore-Album erwartet: etwas verstörende Atmosphäre, markerschütterndes Gegrowle und psychotisches Gekeife, sprunghafte Rhythmen und die eine oder andere melodische Nuance, da mensch ja schließlich nicht vollkommen abgestumpft ist.




Funeral For A Friend



Zugegeben, es ist wohl vergleichsweise ein geringer Aufwand für eine gemeinsame Split-EP, lediglich den Anderen zu covern. So geschehen auf der Split-7" von Boysetsfire und Funeral For A Friend, die wohl aus einer jahre-langen Freundschaft beider Bands resultiert. Hat sich die legendäre Post-Hardcore-Vorreiterband wenigstens noch einen weitgehendst unbekannten Song aus der Anfangsära ihrer Kollegen heraus gepickt, haben es sich die fünf Jungs aus Bridgend da schon wesentlich einfacher gemacht und den wohl größten Hit ihrer Split-Partner gwählt - "Rookie". Letztendlich bleiben FFAF mit ihrer Interpretation so ziemlich 1:1 beim Original. Klar, "Rookie" kann Band eigentlich auch bloß Kaputtspielen, als ernsthaft verbessern.



 

Mittwoch, November 8

Frau Mansmann - Menstruation in Stereo



Kurzinfo:
Ich glaube ja fast schon, es ist Provokation, dass sich Frau Mansmann bescheuerte Albumtitel ausdenken. In diesem Fall ist er faktisch schlicht falsch, denn der Ohrenschmaus ist einfach so pornös, dass an Blut in den Ohren nicht zu denken ist. Ganz bestimmt wollte die Kreuzberger Truppe einfach nochmal an Bio-Bananen sind von glücklichen Affen zurück erinnern. Das Punkrock-Debut der Band hinterließ nämlich vor 5 Jahren bei mir leider nur einen ermüdenden Eindruck. Zu gewollt witzig, lahme Melodien, 08/15 Funpunk eben. Zum Glück jedoch habe ich kürzlich eher zufällig die Band mal live gesehen und fand die auf einmal richtig gut. In den letzten Jahren haben Sie zusammen mit Uwe Stahl (Chefdenker) stark an ihrem Sound und dem Auftritt gefeilt, sodass ein starkes Punkrockalbum entstand. Der Sound erinnert diesmal sehr an Punkrock der 90er und mischt irgendwo zwischen Knochenfabrik und Pöbel und Gesocks mit. Nicht nur, weil auf Panik vor der Umweltzone Claus Lüer seine Stimme zum Besten gibt. Die Texte sind im Vergleich zum Debut viel gehaltvoller und ernster, oft aber auch mit (Selbst-)Ironie gefüllt. So kann man beispielsweise nicht nur bei 30 Jahre bei schmissigen Akkorden über's Älterwerden lachen, sondern muss beim kapitalismuskritischen Nur Geld auch zugeben, dass wir den Dreck für Alkohol und Kippen brauchen. Das klingt alles trotz des dreckigen Punksounds extrem erwachsen und macht Bock auf mehr. Um nicht zu sagen: Da kann der Pogo bei Pöbelei und Widerstand kommen. Schlagzeugerin Emilie schnappt sich einfach das Mikro und grölt in wilder Slime-Manier die wichtigste Parole raus: ›› Bullen sind scheiße – alle raus! Nazis scheiße – alle raus! ‹‹
Für meine Begriffe fehlt es der Band an nichts außer an noch mehr solcher Songs. Ich sage: Chapeau!



Band: Frau Mansmann

Titel/Release: Menstruation in Stereo

Label: Bakraufarfita Records

Erscheinungsjahr: 2017

Genre: Punk verdammt

FFO: Chefdenker/Knochenfabrik/Pöbel und Gesocks/Slime

Links: Facebook\\//Bakraufarfita

Buy Menstruation in Stereo LP & CD

Montag, November 6

Gesplittet, Teil 14

Ancst & King Apathy - Split-EP



Auf der einen Seite Ancst, DIE Berliner Black-Metal-Institution schlechthin, der es wohl keiner weiteren Erläuterungen bedarf - und auf der Anderen King ... wer? Apathy! Alte Hasen im neuen Gewand, wenn mensch so will, denn im Zuge ihres 10-jährigen Jubiläums dachten sich die fünf ehemaligen Thränenkinder, sei es genau die richtige Zeit für einen Namenswechsel. Und der lautet passender Weise genauso wie der Titel ihres letzten Albums "King Apathy".
Beide Bands steuern der Split jeweils zwei Songs bei, wovon der jeweils letzte ein Cover der anderen Band ist. Das führt vor allem auf der A(ncst)-Seite zu einem schizophrenen Umbruch. Verweilt der Opener "Gehenna Of Fire" noch recht ausdauernd in atmosphärischen Gefilden, ehe es mit manischen Double-Bass-Attacken wieder etwas amtlicher wird. So ungern ich es auch schreibe, aber mit dem folgenden "King Apathy" gibt es seit langem mal wieder einen Song in der Rubrik Cover schlägt Original, denn vor allem die düstere und rasende Wucht verleiht dem eigentlichen Post-Metal-Song eine unglaubliche Dynamik.
Fast schon angenehm poppig (Blasphemie!!) leiten die zuvor bereits oft erwähnten King Apathy mit "Disguise" die B-Seite ein, ein Song, der zwischen Härte, Melancholie und heroischen bis theatralischen Melodien ein breites Spannungsfeld aufbaut. Ein Konzept, das Frontmann Nathanael auch schon mit Heretoir, eine seiner Nebenbands, mit viel Wiedererkennungswert meisterlich umsetzt. Als Ancst-Cover haben sich die fünf Bayern "Entropie" von der 2013er EP "The Human Condition" (später auf der "Turmoil" wiederveröffentlicht) ausgesucht. Ein Stück, das im Original mit einem fast schon bedächtig jazzigen Mittelpart überraschte und somit auch nicht gerade stellvertretend für den sonst eher kompromisslosen Blackened Crust der Band stand. Vielleicht war ja aber auch genau das der Grund für die Wahl des Stückes, denn so ganz genau mit den Genre-Grenzen nehmen es Thrä...ähm...King Apathy schließlich auch nicht. Und so zerrt das Quintett den Song auf über sieben Minuten, deren größte Mutation vor dem Geplänkel stattfindet.
Die Ausnahme-Split kommt in fünf verschiedenen Farbvarianten, u. A. über Alerta Antifascista Records.

Ancst: Bandpage\\//Bandcamp\\//Facebook\\//Youtube\\//Soundcloud\\//Twitter


King Apathy: Bandcamp\\//Bandpage\\//Facebook


Stream & Buy "Split" Here, Here, Here & Here



Duct Hearts & The Discord of a Forgetten Sketch - Split-EP


Gerade mal vier Monate ist es her, als Duct Hearts mit "Feathers" ihr erstes Album veröffentlichten. Ein atmosphärisches wie emotionales und zugleich wüstes wie zerbrechliches Stück Post-Rock hat die Band des ehemaligen Wishes On A Plane-Sängers und time as a color-Chefs Daniel Becker darauf konzeptionell ineinander verflochten. Und entweder ist im Studio noch ein verschollener Non-Album-Track aufgetaucht oder die Band hat gerade einen unaufhaltsamen Kreativfluss, denn für ihre kürzlich erschienene Split-EP mit TDOAFS hat die Band noch einen weiteren Hit aus dem Ärmel geschüttelt. "Enduring War" reicht für die B-Seite der ökonomischen 6" auch vollkommen aus. Der Song plänkelt intro-mäßig ein, türmt sich im Hauptteil mit erschöpfenden Gesang auf und plänkelt bedächtig wieder aus. Am besten gleich nach dem Album hören.
Fans des kanadischen Trios The Discord Of A Forgotten Sketch hingegen müssen auch elf Jahre nach dem selbstbenannten Debüt-Album noch weiterhin auf das zweite Album ihrer Lieblings-Mathcoreler warten. Stattdessen gibt's das fünfte Split-Release, das mit einem Song bislang am spärlichsten ausgefallen ist. Macht nichts, denn auch TDOAFS bleiben mit "Kids" vor allem sich selbst treu und klingen mit ihrem analog rohen aber leidenschaftlichen Skramz so herrlich aus der Zeit gefallen. Tolles Pendant zum moderneren Sound der Süd-Münchener, tolle Split.

Duct Hearts: Facebook\\//Bandcamp\\//Myspace\\//

TDOAFS: Facebook\\//Bandcamp\\//

DL Split-EP

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Radio Havanna & Marathonmann - Pro Asyl Benefiz Split-EP


Melodischer Punkrock meets Post-Hardcore - kann das gut gehen? Klar! Vor allem, wenn es um eine gemeinsame gute Sache geht, immerhin sollte Musik genauso wenig wie der Mensch an sich keine Grenzen kennen. Im Zuge des anhaltenden Rechtsrucks und der immer noch desaströsen Flüchtlingssituation Hierzulande haben sich Radio Havanna und Marathonmann dazu entschlossen, eine Benifiz-Split-EP aufzunehmen, deren Erlös zu 100% der Menschenrechtsorganisation Pro Asyl zu Gute kommt. Und hört mensch sich die insgesamt vier Songs an, die sich gerecht auf beide Bands und 7"-Seiten verteilen, liegen sie musikalisch ja auch gar nicht mehr so weit auseinander.
Die vier Berliner um Sänger Fichte liefern mit dem orgelnden "Fresst oder sterbt" und "Die Fahne weht" zwei Ohrwürmer in gewohnter Manier ab, mit der sie abermals die Nähe zu Punkgrößen des Radioformates suchen, dabei aber stets authentisch bleiben und somit das Ziel der Split nicht aus den Augen verlieren.
Der Münchener Vierer Marathonmann indes schiebt sich immer mehr aus dem Schatten der großen Turbostaat, hin ins Fahrwasser der noch größeren Donots. Von Post-Hardcore haben "Grabeschwer" und "Dachma" allerhöchstens mal gelesen. Die Songs passen zwar immer noch nicht so ganz in den Supermix von 94,3 rs2, allerdings sind sie auch nicht mehr zwangsläufig einer 12:00-Uhr-Highfield-Band zuzutrauen, wo ich sie schließlich vor einigen Jahren noch das erste Mal live erleben dürfte. Im Ganzen ist das hier aber schon 'ne ziemlich geile Scheibe.

Radio Havanna: Bandpage\\//Facebook\\//Soundcloud\\//Myspace\\//Twitter\\//Youtube\\//Bandcamp

Marathonmann: Bandpage\\//Facebook\\//Twitter\\//Instagram\\//Soundcloud

Stream "Fresst oder sterbt" & "Die Fahne weht"

Stream "Grabeschwer" & "Dachma"

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Girlie & Pigeon - Split-LP


Wenn die beiden Berliner Independent-Labels Späti Palace und Flennen gemeinsam an einem Release beteiligt sind, dann dürfte der geneigte Hörer eigentlich schon erahnen, wohin die Reise in etwa gehen wird - nämlich irgendwohin zwischen Noise Rock und Indie-Pop. Passen ja schließlich auch so gut zusammen, diese zwei benachbarten Genres.
Pigeon steuern der Split drei Songs und knapp 13 Minuten Spielzeit bei. Die Band um Tausendsassa und Multiinstrumentalist Denes Bieberich (u. A. Ich, Alexander; Zelf; Molde) verknüpft abermals Post-Punk mit Dream-Pop-Elementen und scheppernden Noise Rock, der trotz aller überladenden Elemente niemals den Freifahrtschein für's totale Durcheinander erhält. Während "Bird Migration" und das monotone "Skids" schon etwas mehr aufgeschlossene Hingabe einfordern, liebäugelt "Douglas" keck mit verflossenem Garage.
Für die ebenfalls aus Berlin stammenden Girlie - übrigens bestehend aus drei Kerlen und somit vom Namen her mindestens genauso irreführend wie die kanadische Band Women - ist die Split das zweite physikalische Release nach ihrem 2015er Tape-Release. Der A-Seite steuert das Trio ebenfalls drei Songs  und knapp 14 Minuten bei, wovon die Hälfte allein der Opener "Terms & Conditions" für sich beansprucht. Ein sich bedächtig steigernder Song, der die anfängliche Melancholie erst im Schluszspurt mit viel schrammeliger Wucht zerschlägt. "Girlie Youth" wohnt da schon etwas mehr Single-Charakter inne, obwohl sich natürlich auch hier verzerrte Gitarren gegen den totalen Schönklang wehren. Erinnert in dieser Mixtur stark an Cloud Nothings, nur mit einem Schuss mehr Willkür.
Alles in Allem eine Split unter dem Motto Gesucht und gefunden.

Girlie: Facebook\\//Bandcamp

Pigeon: Bandpage\\//Bandcamp

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Freitag, November 3

NŌSIYAH - Schemes EP



Wer die vier Musiker aus dem Sauerland bisher noch nicht auf dem Schirm hatte, dem konnte ihre letztjährig erschienene Debüt-EP "Schemes" wahrscheinlich schon ziemlich kalt erwischen - oder man hat halt überhaupt keine Kenntnis von ihr genommen. Anders zumindest kann ich es mir immer noch nicht erklären, warum es bei der Vorabinteressenabfrage der Band so wenig Vinyl-Begeisterte gab. So ist "Schemes" vorerst "nur" als CD + DLC (derzeit für günstige 3,- EUR) erhältlich.
Vielleicht haben wir hier bei Gerda aber auch einfach bloß einen zu voreingenommenen Blick auf die Band, denn immerhin waren 3/4tel von ihr bereits mit A Tired Day's Night, eine nicht weniger fordernde aber mindestens genauso ansteckende Alternative-Shoegaze-Truppe, auf unseren Blog-Seiten vertreten.
Mit NŌSIYAH verschlägt es die Jungs aus Meschede nun in die Post-Hardcore-Ecke. Neu mit dabei ist Schlagzeuger Robin von den befreundeten und -heimateten Kollegen A Second Glance, dem die jahre-lange Metalcore-Erfahrung in den wuchtigen Schlagattacken durchaus anzuhören ist. Souveräne Rückendeckung also. Ansonsten bleiben die Jungs auch mit ihrem neuen Bandprojekt ein Haufen unberechenbarer Ideen, der dennoch und wie schon bei ATDN ordentlich gestapelt und teilweise aufpoliert ist. Soll heißen, dass ihre vielen a-puristischen Einflüsse - vom Gefrickel im Opener "Hands", über den Rap-Part in "Senses" bis hin zum bedächtigen Post-Rock-Ausflug im Closer "Gates" - doch recht homogen ineinander verlaufen, ohne die Songs dabei all zu sehr dem Experiment vor die Füße zu werfen. Das NŌSIYAH trotz packender Hardcore-Nummern wie "Harbour" und "Beggars" keine Abnehmer für ihre Tonträger finden, dürfte wohl lediglich daran liegen, dass sie mit ihrem The Wave-angelehnten Post-Hardcore-Sound vielleicht etwas zu spät dran sind, ebenso, wie die nicht minder starken Loose Suspense. Wenn es nach mir ginge, könnten beide Bands getrost die Vorreiter der 2. Welle sein...



Band: NŌSIYAH

Titel/Release: Schemes/EP (CD, Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2016

Genre: Melodic Hardcore, Post-Hardcore, Hardcore-Punk

FFO: Loose Suspense, December Youth, The Tidal Sleep

Links: Bandpage\\//Facebook\\//Youtube\\//Instagram\\//Soundcloud\\//Last.fm

DL "Schemes"

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Dienstag, Oktober 31

Indie Boy - Back To Mars EP



Bevor ich hier all zu sehr in die Irre führe: die drei Songs + die zwei Remixe auf "Back to Mars" stehen zwar auf dem Banner von Indie Boy, wurden aber noch unter dem Alter Ego Project Mojo produziert und veröffentlicht, ehe dann Mitte 2016 die Umbenennung erfolgte.
Dabei konnte das ehemalige Trio zumindest auf eine beachtliche Statistik zurückblicken: Sieger der Bandconteste "VS MUSIC 2015" und "Rampe 2016", kleine Deutschlandtour und Debüt-CD. Nicht schlecht für eine Selfmade-Band, deren Musik nirgends aneckt, niemanden wehtut und - und das muss man wohl so sagen -, mindestens genauso niedlich klingt, wie ihr Bandname. Letztendlich waren es die räumliche Distanz und wechselnde Ansichten, die unweigerlich zum Ende von Project Mojo führten. Gitarrist Darius Lohmüller hatte nach seinem Weggang endlich die Zeit gefunden mit seinen Deadnotes (auschecken!!!) deren überfälliges Debüt-Album fertigzustellen, Schlagzeuger Robin Birmele konnte sich so wieder voll und ganz auf seine Lehrtätigkeit in der Musikbox konzentrieren und Jonathan Rietsche machte eben als Indie Boy weiter, das inzwischen auch schon wieder auf ein Live-Quartett angewachsen ist. Rietsche (irgendwie erinnert der mich an Jonathan Brandis, liegt aber vllt. bloß am selben Vornamen) bleibt also der Dreh- und Angelpunkt der Band. Und welch tiefgründige Gedanken er hinter seiner scheinbaren "Kleine-Mädchen-Musik" (Quelle: Hier) versteckt hält, könnt ihr im Press Kit der Band nachlesen.
Auch wenn sich die Rahmenbedingungen kaum geändert haben, klingen die Indie Boy-Songs (einige sind auf Soundcloud zu finden, ansonsten auf den gängigen Stream- und DL-Portalen) tatsächlich etwas weitläufiger, wenngleich sich das alles immer noch im großen Indie-Universum mit großem POP-Suffix abspielt. Das muss ja nicht jeden/jeder gefallen, sondern nur Den-/Diejenigen Spaß machen, die sich an unkomplizierter und sommer-leichter Gute-Laune-Musik erfreuen können.
Wer seine Songs als "Kleine-Mädchen-Musik" abstempelt, sollte sich ohnehin lieber hinterfragen, wie er/sie auf Indie Boy gestoßen ist.




Band: Indie Boy

Titel/Release: Back To Mars/EP (Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Indie, Indie-Pop

FFO: Von Wegen Lisbeth, Two Door Cinema Club, Hey Dog Dog, Kakkmaddafakka

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DL "Back To Mars"

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Samstag, Oktober 28

Todlowski - Todlowski #2



Einmal Screamo, immer Screamo? Wie auch schon mit ihrem nebenher laufenden Projekt Lost Boys (gemeinsam mit Masada-Gitarrist Julian), bewegen sich die Nürnberger Jungs Nico und Oli mit ihrem Zwei-Mann-Projekt Todlowski im weitläufigeren Screamo-Spektrum, mit dessen zweiter EP sie sich nun wieder ein Stück weit ihrer ehemaligen und viel zu sehr unterschätzten Band Lilith annähern.

>>>"...doch die Welt steht mir offen wie ein Arschloch."<<<

Die Mixtur der Band ist sicherlich nicht neu, noch nicht einmal einzigartig für den hiesigen Untergrund. Und dennoch lässt sich mit jeder Schreitirade die leidenschaftliche Wut des Duos heraus hören. Wie schon auf dem 2016er Debüt, halten Todlowski dem spieß- und wutbürgerlichen Kleingeist den Spiegel vor's Gesicht und lassen ihn mit viel Ironie und Zynismus, aber auch der geballten Faust in tausend Teile zerspringen. Nicht weniger treffsicher sind die schrammeligen, teils mathig umher springenden und fast schon Indie-esquen Gitarren, die sich im Vergleich zum Vorgänger auch die eine oder andere jazzige Plänkelpause gönnen.
Erschien ihre selbstbetitelte Debüt-EP noch in einer kleinen Auflage an selbst-produzierten Tapes (in Cloth Bag mit A4-Lyrics-Poster), gibt's "Todlowski #2" bislang nur digital. Aber vielleicht kommt da ja noch was Physikalisches nach.

 


Band: Todlowski

Titel/Release: Todlowski #/EP (Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2017

Genre: Screamo, Punk, Experimental

FFO: Lilith, Calling Gina Clark, Rêche

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DL"Todlowski #2"


Mittwoch, Oktober 25

Platte des Monats 10/2017: Wind In His Hair - Earthwrecker EP



Band: Wind In His Hair

Titel/Release: Earthwrecker/EP (100x Grey w/ White/Black Splatter Vinyl, 150 Black Vinyl, 250x White w/ Grey Splatter Vinyl, Digital)

Label: Alerta Antifascista, Surpreme Chaos Records, Resist Rewild Records, Replenish Records

Erscheinungsjahr: 2017

Genre: Crust-Punk, Hardcore-Punk, Atmospheric Black Metal

FFO: Ruins, Thränenkind, Mind Plague

Links: Facebook\\//Last.fm



Kurzinfo:

Der Bandname einem fiktiven Charakter aus "Der mit dem Wolf tanzt" entliehen, Indianer-Cover, Texte über Stammeskulturen, Mutter Natur und der Erhalt dieser. Eigentlich ließen sich Band und Debüt-EP auch problemlos unter der Überschrift "Back to the roots" zusammenfassen. Eigentlich, denn ihre höchst eigenwillige Mischung aus Crust-Punk und atmosphärischen Black Metal besetzt in musikalischer Hinsicht eine vollkommen neue Nische. Die Berliner Band, die sich einige Mitglieder mit den nicht weniger a-puristischen Post-Metallern King Apathy (= ehemals Thränenkind) teilt, nennt das selbst Feral Crust Punk. Und auch das trifft es. Dabei beginnt die EP "Earthwrecker" mit einem nachdenklich stimmenden Storytelling-Intro, das die fortan düstere Grundstimmung schonmal hervorragend einzuläuten vermag. Bereits mit dem folgenden "Sequoia" wird jedoch jeder Ansatz von Harmonie und Bedächtigkeit dem Erdboden gleich gemacht. Düster-schneidende Gitarren, Double-Bass-Attacken, mitreißende Melodien, fiese Growls und zerreißendes Geschreie - Wind In His Hair formen aus diesen Hauptzutaten eine fast schon süchtig machende Einheit, die trotz dieser wilden Überschneidungen kaum Ecken und Kanten übrig lassen, von der Crust- und AJZ Bielefeld-typischen, rauhen Produktion mal abgesehen. Und dann überrascht da auch noch diese cleane Metalcore-Gesangspassage à la Caliban in "Old Light", der einen/eine vollkommen ratlos und verunsichert stehen lässt.
Mit "Earthwrecker" haben Wind In His Hair in jedem Fall ein außergewöhnliches Werk geschaffen, das sich so ziemlich jeden musikalischen Vergleich entzieht, das fesselt, beunruhigt, verstört oder einfach bloß mitreißt. Mehr kann mensch von Musik nicht erwarten.

DL "Earthwrecker" Here & Here

Buy Here, Here, Here & Here

Sonntag, Oktober 22

Krautstomper - EP



Leute die Krautstomper hören, lesen wahrscheinlich eher die Babyblauen Seiten. Gut, jetzt sind sie eben im Tanzcafé gelandet, und musikalisch offenherzig wie wir nunmal sind, heißen wir sie hier herzlich willkommen.
Die drei befreundeten Musiker Adam, Dennis und Tim kennen sich schon eine ganze Weile. Klar, in der beheimateten brandenburgischen Einöde, wo die drei Jungs anfingen erste kleine Auftritte zu absolvieren, ist es wohl auch schwieriger, sich nicht über den Weg zu laufen.
Nach einem Demo folgte 2014 ihre "EP", abermals mit fünf Songs und knapp 24 Minuten Laufzeit. Doch was zumindest statistisch nach mathematischer Routine klingt, offenbart klangtechnisch so einige Veränderungen. "Embankment" ist vielleicht noch der einzig verbliebene Song, der nahtlos in das wild taktumherspringende und stellenweise wüste Demo integriert werden könnte. Die übrigen Songs breiten in ihren Längen von 2½ bis fast 7 Minuten einen fast schon psychedelischen Klangteppich aus, gewebt aus monotonen Loops und minimalistischen Effekten. "Potaten" mit seinen smooth-jazzigen Gitarrenzupfern und das sich progressiv-auftürmende "Oranje" stechen dabei sicherlich etwas heraus. Allerdings ist die "EP" nicht darauf ausgelegt, irgendwelche Höhepunkte auszumachen. Vielmehr bilden die fünf Songs ein atmosphärisches Gesamtkonstrukt, über dem auch immer ein Hauch von improvisierter Proberaumsession schwebt. Kein Wunder also, dass sich das mittlerweile in Berlin aufhältige Trio erst so richtig wohl fühlt, wenn sie sich die Bühne mit Prog-Rock- und RIO-Vertretern wie Medulla, Transpanda oder Alex's Hand teilen.
Anfang des Jahres konnte mensch die drei Musiker unter dem Namen Trio ton auch als musikalische Begleitung zum Theaterstück "Veits Tanz" erleben.



Band: Krautstomper

Titel/Release: EP/EP (CD, Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2014

Genre: Kraut, Instrumental, Progressive, Stoner, Psychedelic, Sludge

FFO: I Like Polish Beer, Rotor, Experimental Audio Damage & The Research Control Groop, Transpanda, Thursday Catharsis

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Stream & Buy "EP"



Donnerstag, Oktober 19

Huelse - Im Kreis gedreht und jetzt im Krieg LP



Kurzinfo:
Im Kreis gedreht... Die Platte startet mit Trauma, ein zunächst dystopisch erzähltes Werk über die Perfidität von Menschenmassen. Damit bringen Huelse auf exzessive Art und Weise nahe wohin die Reise mit diesem Album geht. Es folgt Horstgedanken, ein typisch post-punkiger und emotionaler Song, der gerne zwischen Melodie und Geschrei abwechselt und mit dieser musikalischen Untermalung direkt auf politische Themen zu sprechen kommt. Ähnlich ansprechend auch der Song mit Jochen Gäde von Keine Zähne im Maul aber La Paloma saufen, der irgendwie versucht Kritik am Sein zu üben. Musikalisch bewegt man sich dabei irgendwo zwischen Captain Planet und Krawehl. Passenderweise sind die beiden auch die Bands, mit denen die Jungs am Liebsten live auftreten. Bis zur Hälfte der Platte hören wir ein fantastisches Debutalbum. Und so experimentieren Huelse bereits nach 12 Minuten Spielzeit mit einem Wechsel zum melancholischen Gitarrenspiel, das allmählich an Tempo zunimmt und aus dem sich immer wieder Sprechpassagen, Gesänge und Schreiattacken winden. Das nimmt insbesondere im Schlusslied Kyrill noisige Züge an und klingt in heftigem Geschrammel aus. Der Tonarm hebt sich ...Krieg.



Band: Huelse

Titel/Release: Im Kreis gedreht und jetzt im Krieg LP

Label: Bakraufarfita Records

Erscheinungsjahr: 2017

Genre: Noise/Emo/Post?/Punk!

Links: Facebook\\//Bandcamp

Buy Im Kreis gedreht und jetzt im Krieg LP

Der Bandcamp-Hardcore Vol. 37


La Petite Mort/Little Death - Dear Reader...



Da fehlen mir doch fast die Worte. Schande über mein Haupt, dass ich diese Band erst mit der kürzlich erschienenen "4-Way-Split" für mich entdeckt habe. Was das Trio aus dem Hessischen Rodgau auf ihrem 2015er Debüt "Dear Reader..." abliefert, klingt schon ziemlich abgeklärt und viel mehr noch nach At the Drive-In oder On the Might of Princes, wenn es wüster zur Sache geht kommen vielleicht noch die Blood Brothers ins Spiel. In den eingängigeren und melodischeren (und davon gibt es so einige) Momenten, klingt die Band mit dem Doppelnamen gar nach Billy Talent, ohne dabei aber zu sehr auf provozierte Ohrwürmer drücken zu wollen. La Petite Mort/Little Death scheinen also kein Interesse daran zu haben, die Charts stürmen zu wollen. Das liegt zum Einen an ihrer härteren Gangart, Gefühle zum Ausdruck zu bringen und natürlich auch an den vielen Ecken, die dann vielleicht doch etwas zu extravagant für's herkömmliche Indie-Radio sind. Erinnert mich stark an die Darmstädter Boys von PSSGS, die kurioser Weise ja auch noch auf Label-Suche sind.

Die selbstgebastelten CD's sind mittlerweile alle vergriffen. In Zusammenarbeit mit Whole Records gab's ein offizielles Tape-Release in den Farben Silver Glitter (exkl. Show-Release, /25), Tourquise (exkl. Whole Records-Release, /25) und Blackberry Purple (reguläre Edition, /50).

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DL "Dear Reader..." Here & Here
 
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This Heals Nothing - To Die Upon The Hand I Love EP

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Ich kann es gar nicht oft genug schreiben: es ist schon unglaublich, was sich hier so alles im Untergrund tummelt. Genauso wie die über Jahre hinweg abliefernden Loose Suspense, haben auch die Bochumer von This Heals Nothing ein Debüt hingelegt, das sich vor der internationalen Riege der Melodic-Hardcore-Größen nicht zu verstecken braucht. Schon der Opener "Dear Brother" stürmt mit einprägsamer Hook voran, verbindet solides hartes Riffing mit melancholischen Gitarrenlinien und Geshoute mit cleanen Chören, weiß zur richtigen Zeit das Tempo auch mal zu drosseln bzw. wieder anzuziehen. Das ist vorbildlich aufgesagtes Hardcore-Alphabet, und damit vielleicht auch schon das Problem (falls es denn eines gibt): um dauerhaft aus der Masse hervorzustechen, fehlen dann doch einige Ecken und Kanten. Mir ist das relativ egal, solange die Band weiterhin so schmissige Nummern wie das abschließende "Porcelain" abliefert.

DL "To Die Upon The Hand I Love" EP


Scherbenschädel - Bleib dran

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Da meine Lieblings-Pennerviolencer BATTRA// nach erfolgreich abgeschlossenem Jura-Studium nun scheinbar einen Image-Wechsel anstreben und demnächst öfter als Oi.GVALT unterwegs sind, muss ich mich wohl so langsam nach einer passenden Sub-Genre-Alternative umschauen.
Da kommt mir doch das Saarländische Quartett Scherbenschädel gerade recht. Die Band mit Beteiligung aus der Trashcore-Institution L.S.D.A.P. versteht es ebenso wie die beiden Hallenser, ihren Powerviolence-Grind-Trash-Punk-Lärm mit einer äußerst räudigen Straßenköter-Attitüde zu verschnörkeln. Doch neben Hirnfickorgien wie in "Faschostaat" (was will mensch da schon großartig schönreden?!), "Pfefferspray" oder "Pausatz", gibt es mit "Münzmalle", "Stop vs. Vollgas" und "Der Grund steht" aber auch genügend Hardcore-Punk-Blaupausen, die dem wahnsinnigen Gekeife etwas den Wind aus den Segeln nehmen. Letztendlich zwar kein 100%-iger Ersatz, aber immerhin eine sympathische Alternative (#alternativefuerbattra).
Das zweite Band-Demo soll demnächst über das Saarländische Label LSD im Trinkwasser erscheinen, wo mensch auch eines der auf 14 Exemplare limitierten "Disco 2014-2016" Cartridges samt zahlreichem Bonusmaterial ergattern kann.

DL "Bleib dran" Demo

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Juvenalis - Stadtgespräche EP/Schattenspiel

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Dass die drei Lypurá-Boys eine musikalische Vergangenheit haben, hatten wir ja bereits in unserem Beitrag zu deren Debüt-Album "á" angesprochen. Da sich die Hardcore/Punk-Volumen hervorragend für kurze Retrospektiven eignen, wollen wir die Gegenwart mal eben verlassen und in die musikalische Vergangenheit von Bassist Basti und Schlagzeuger David huschen. Die führt uns geradewegs zu Juvenalis. Das ehemalige Karlsruher Sextett kündigte Ende 2011 zwar noch ein Album an, verschwand im Folgejahr aber fast vollständig von der Bildfläche, hinterließ stattdessen das Debüt-Minialbum "Schattenspiel" und die EP "Stadtgespräche" zum kostenlosen Download auf Bandcamp. 
Vielleicht liegt diese kurze Lebensdauer ja in der Natur solcher experimentellen und trotzdem stringenten Screamo-Combos. Auf der einen Seite kammerspielartige, stoische Soundscapes und auf der anderen wüste, fast orkanartige Rifferuptionen, aus deren Mitte sich aber auch immer wieder melodische Frgamente nach oben schieben. Erinnert mich ein wenig an Malve, die glaube ich auch nicht all zu lang praktizierten.
Von beiden Releases gab es geringe und selbstgebastelte CD-Auflagen. Die EP scheint ausverkauft. Ob vom Minialbum noch welche verfügbar sind, könnt ihr per Mail (juvenalis@gmx.net) oder lieber gleich bei Lypurá hinterfragen.

DL "Stadtgespräche EP"


It All Takes Place - It All Takes Place EP

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Auch Lypurá-Gitarrist Dani kann mit seinem ehemaligen Projekt It All Takes Place auf einen verflossenen Screamo-Geheimtipp zurückblicken. Das ehemalige Giengener Trio spielte einen Mix aus Emotive Hardcore, Post-Hardcore und 90er-Jahre beeinflussten Screamo, was so gelesen vielleicht etwas beliebig klingt und deshalb auch der Grund sein könnte, warum derartige Genre-Grenzgänger einen schweren Stand hatten und haben. Letztendlich brachte es die Gruppe auf eine selbstbetitelte EP, die scheinbar auch als selbstveröffentlichte Tape- oder CD-Variante erschien. Die darauf enthaltenen sieben Songs sind für die sprunghaften wie dynamischen Strukturen recht kurz gehalten und könnten Fans von Kurhaus und The Dillinger Escape Plan gleichermaßen beglücken.

P.S.: Schön, dass derartige und rare Releases noch auf Bandcamp zu finden sind. Also, lieber schnell downloaden und horten, bevor Bandcamp vielleicht irgendwann mal dicht macht :).

DL "It All Takes Place" EP


KŸHL - Drittweltstrauma

Bandcamp\\//Bandcamp II\\//Last.fm
Punk muss nicht immer geradlinig sein, schon gar nicht leicht verdaulich. Klar, wissen wir. Punk muss wehtun! Das wissen auch KŸHL aus Dresden, vielleicht sogar besser als manch andere Szene-Band. Die sächsische Band schafft es auch mit ihrem zweiten Release "Drittweltstrauma" die Synapsen des/der Hörers/Hörerin zum Explodieren zu bringen, indem sie auf ihrer Basis aus 90er Skramz mit wilden wie plänkelnden Jazzfrickeleien und Mathcore-typischen Wahnsinnsgekeife ("Leben bewegt") herum experimentieren. Klar, das ist für Hartgesottene, die dem Einheitsbrei mal etwas entfliehen wollen. Und unter all dem Gefrickel, Geplänkel und Geschreie, drohen die fast schon poetischen wie direkten Texte leider etwas unter zu gehen. Also: auch wenn "Drittweltstrauma" wohl auf keiner Anti-Pegida-Demo laufen wird, sollten Songs wie "Leben bewegt" und "Singen, tanzen, lieben" wenigstens über Meyer Sound-Anlagen der braunen Nachbarschaft um die Ohren geschlagen werden.

Nach der bereits vergriffenen Tape-Auflage über Mustard Mustache (56x green Pro-Tapes), erschien etwas später eine auf 300 Stück limitierte, grüne Vinyl-Variante über neun internationale Labels, darunter auch unsere Dingleberry und Tanz auf Ruinen.

DL "Drittweltstrauma" Here, Here & Here

BUY Here, Here, Here, Here, Here & Here


Rävgryt - Rävgryt EP

Facebook\\//Bandcamp\\//Last.fm
Räv...was? Also das artverwandteste Wort, das mir spontan einfällt, ist der skandinavische Vorname Trygven. Zwar nicht ganz, aber immerhin schonmal die richtige geographische Ecke. Rävgryt kommt nämlich aus dem Schwedischen und bedeutet Fuchsbau. Die Band Rävgryt dagegen kommt aus Koblenz und setzt sich zu 3/5tel aus ehemaligen Enemy.Mine und ehemaligen Times New Romance zusammen.
2014 in dieser Konstellation zusammen gefunden, gaben die fünf Rheinland-Pfälzer im letzten Jahr ein erstes musikalisches Lebenszeichen von sich, das passender Weise im Fuchsbau Lahnstein aufgenommen wurde, allerdings noch recht roh daher kam. Wesentlich abgerundeter klingt da schon ihr selbstbetitelter Zweitling. Das kommt vor allem den melodisch flirrenden Gitarren zu Gute, die als Pendant zum gleich gebliebenen old-schooligen Hardcore-Geshoute fungieren und somit zumindest den Wiedererkennungswert der Band etwas hochschrauben. Diese Kombination ist sicherlich kein Alleinstellungsmerkmal, bietet aber immerhin eine weitere solide Alternative im Spannungsfeld Post- und Melodic Hardcore.

DL "Rävgryt" EP


The Prim - Demo 2016

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Qualität erkennt man unter anderem an ihre Beständigkeit. Als ich ohne weitere Vorkenntnisse zu The Prim in deren Demo-Debüt reinhörte, war ich sofort geflasht vom routinierten wenngleich zerfahrenen Sound. Die Band aus Erfurt serviert uns einen besonders garstigen Mix aus Mathcore und Metalviolence (??), der vor allem Jünger der amerikanischen Chaoten-Szene um Truppen wie Das Oath, The Number Twelve Looks Like You oder The Chariot zu begeistern weiß.
Ein Blick hinter die Kulissen von The Prim bringt dann eine gemeinsame musikalische Vergangenheit mit Zann, Barren (waren mal eine unserer Platten des Monats im Jahr 2014) und Luciente (ehemals Failed Suicide Plan) zum Vorschein. Und so einfach es auch klingen mag, in der Quintessenz dieser drei Bands ist der Sound von The Prim angesiedelt.

DL "Demo 2016"


Turtle Rage - Contemporary Problems

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Die Berliner Grindcore/Powerviolence/Trash-Punk-Institution Turtle Rage bleibt ihrer Gangart treu und platziert auch auf ihrem fünften Release (von der Split mit Johnny hat Krätze mal abgesehen) zehn Songs, die innerhalb von acht Minuten über die Bühne gebracht werden und anschließend auf Tape erscheinen. Bis auf das fast schon verstörend harmonische und rockige Intro, hat sich nicht viel geändert. Kompromissloses Geknüppel und schnelle, punkige Melodien reichen sich die Hände, dazu orgastisches Gekeife und Gegrowle. Und bei all dem Wahnsinns-Tempo, lassen sich die Lyrics nicht mal ansatzweise erahnen. Höchstwahrscheinlich werden aber Themen wie Pizza, Skateboards, Eichhörnchen und Diarrhoe tangiert.

DL "Contemporary Problems"

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In der Kürze liegt die Würze



Nintendocore Lives

Blog\\//Facebook\\//Bandcamp
Anders als wir hier bei Gerda, die irgendwie versuchen aus (fast) allen musikalischen Bereichen die Sahnestückchen herauszupicken -(:-), hat sich der Blog Nintendocore Lives auf ... naja, könnt ihr euch ja sicherlich denken. Seit der Blog-Inbetriebnahme in 2014 hat es die ehrenamtliche Gemeinschaft auf sieben größtenteils themenbezogene Sampler geschafft. Ein Highlight ist sicherlich auch der April 2016 zusammen geschusterte "Nintendocore Goes 80's" mit tollen 80er-Classic-Rock-Covern von Faith No More, Slayer oder Guns n' Roses
Neben diesen Samplern, von denen auch einige als limitierte CD-Versionen erschienen, bietet der Blog natürlich auch Verweise auf offizielle Szene-Releases.

DL "Smash 64" Sampler

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Endmonster

Bandpage\\//Bandcamp
Endmonster waren eigentlich so um die Jahrtausendwende aktiv, als auch ihr Debüt-Album "Level 1 | Level 2" entstand, wohlgemerkt ein Jahr bevor Antitainment so langsam die Runde machten, die später ja als DER deutsche Nintendocore-Act schlechthin gehandelt wurden. Aber das nur am Rande. Und wenn mensch es genau will, geht der c-64-Electro-Hardcore-Post-Punk der ehemaligen Kieler Band auch in eine etwas anderen Richtung.
Nach ihrem Debüt war releasetechnisch erstmal eine Weile Ruhe. Die Songs ihrer Folge-EP "Level 3 | Level 4" wurden zwar schon 2002 aufgenommen, allerdings erst im Jahr 2009 abgemischt und gemastert und schlussendlich auch auf CD gebannt. Nicht all zu sehr verwunderlich, hatte doch Bandkopf und Tüftler Ulf Schütte mit seinem ehemaligen Label Tape Tektoniks und zig Bandprojekten (u. A. Phantom Horse, Little Whirls, Datashock) schließlich anderswo alle Hände voll zu tun.






SchreiKrachBumm

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Und weil's so schön war, noch einen Electro-Punk-Vertreter hinterher, diesmal allerdings aus der 8-bit-Ecke. Und wie es der Name bereits vermuten lässt, nimmt das ehemalige Trio aus Vechta ihre Musik und die der anderen eben nicht allzu ernst. Auf ihrer 2013er Cover-EP "Bravohit 69", auf der sie unter Anderem Songs von David Guetta, Muse und Lady Gaga durch den 8-bit-Prozessor  ziehen, wirkt das Ganze sogar noch etwas überspitzter, als es ohnehin schon auf ihren regulären Releases der Fall ist. FFO: Ursus.
Ende 2015 gab die Band ihr offizielles Aus bekannt. In Folge-Projekten wie Grünlich Grau und Krachwalze leben die Beteiligten ihr Faible für experimentelle Spaßmusik weiter aus.

 

Jahres-Sampler