Sonntag, September 15

10 Jahre LYGO Tourabschluss w/ Mr. Linus [Konzertbericht]



Am Samstag spielte die Gruppe LYGO das letzte Konzert ihrer Mini-Tour anlässlich ihres 10-jährigen Bandbestehens im Badehaus Berlin. Damit feierten sie nicht nur ihr Jubiläum, sondern auch das vorerst letzte Konzert für eine ganze Weile. Ein trauriger Moment für den Musikliebhaber und -Journalisten in mir, so schrieb ich doch 2015 eines der wenigen ersten Reviews zu der damals noch unbekannten Band - damals noch als Gastautor für ein befreundetes Zine. Daher musste ich dieses besondere Konzert unbedingt mitnehmen.
Da wir Tanzcafé-Autoren uns irgendwie auch verabschieden wollen, gab uns dieses Abschiedskonzert den passenden Anlass darüber zu berichten. Nebenbei bemerkt, ist dieser Text aber auch ein Neuanfang und stellt meinen ersten Konzertbericht überhaupt dar.

Wenn ich das Konzert in einem Wort beschreiben müsste, wäre es schlicht: Erstaunlich. Denn mir wurde erst während des Konzerts die krasse Bedeutung und Entwicklung der Postpunks klar, was ich von diesem Genre bisher gar nicht so kannte. Die Band hat die Menge angeheizt. Es gab eine tobende Crowd und selbst Menschen jenseits der 2-Meter-Größe, die man sonst nur am Rande zusehend oder auf einem Hardcore-Konzert erwartet, gaben ihr bestes im ausverkauften Badehaus. Dass die Band Songs von allen ihren Releases gespielt hat, sogar von ihrer 12-Minuten-EP (2012!), gab aber auch allen Grund zum ausrasten. Zwischendurch gab die Band den Hinweis, dass ihr brandneuer Track Kloß im Hals auf 7" Vinyl und Zeit für dich (Song der Demo-EP) auf der B-Seite neu veröffentlicht werden soll. Da man an die Demo-Aufnahmen kaum noch rankommt, darf man hier sehr gespannt auf die Neuvertonung sein.
Da es zu Lygo ansonsten bereits Reviews en masse gibt, endet mein Bericht an dieser Stelle für den Lygo-Part.

Komme ich also zur grandiosen Vorband Mr. Linus. Anna und Rebecca an Gesang und Gitarren, Dave am Schlagzeug. Eine interessante Konstellation für dieses Genre. Female vocals sind da eher untypisch, klingt aber herrlich emotional. Und so vergoss ich auch meine Träne in der Crowd. Die Musik ist ähnlich schwermütig wie Lygo, tiefe und hohe Geschreie durchbrechen den sanften Sprechgesang der jeweils anderen Frontfrau. Dazu passend verzerrtes Gitarrenspiel mit, die Visions beschreibt es als, "vertrackte Rhythmusverschiebungen". Das geht unfassbar schnell ans eigene Gemüt. Mit Revue bringt die Band sogar bereits eine erste EP auf 12" mit, die einen ersten Eindruck von dem Konzerterlebnis widerspiegelt. Solltet ihr unbedingt mal anhören.


Band: Mr. Linus

Titel/Release: Revue

Label: DIY

Erscheinungsjahr: 2019

Genre: Postpunk

Links: Facebook

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Montag, September 9

Egotronic - Ihr seid doch auch nicht besser



Wo sind all die Linksradikalen mit dem Schießgewehr
und wann schießen Sie auf Nazis? Schala oh yeah!


"Ist das der nächste geplante Terror-Akt dieser linksversifften Gewalttäter?" denkt sich womöglich der Großteil der sächsischen Bevölkerung nun. Die Aggression des neuen Egotronic-Longplayers Ihr seid doch auch nicht besser ist das mindeste was die braune Brut verdient. Er ist Sinnbild dessen, was hierzulande in der Politik richtig schief läuft. Medien und Verfassungsschutz schlüsseln die geheimen Aktivitäten rechter Strukturen Tag für Tag auf. So werden Waffendepots in Nazidörfern ausgehoben und bei Personen mit gutem Draht zu Politikern in AfD-Kreisen 'Todeslisten' sichergestellt - und trotzdem werden linke Aktivitäten zum lebensbedrohlichen Politikum in Deutschland gemacht. Ich persönlich verstehe gar nicht, wie das überhaupt verargumentiert werden kann. Für meine Person besteht nicht mal ein Hauch Zweifel an das durch und durch Kriminelle im rechten Spektrum. Genau so sehen das auch Egotronic und pfeffern vor Wut mit ihrer ersten Single Linksradikale so viel Dynamit auf die rechte Alltäglichkeit, dass das Album der Indizierung nur knapp entkam. Schade eigentlich, denn ein indiziertes Album einer Band, die das Fingerzeigen der Politiker und das Ermitteln der Verfassungsschutzes gegen Linke kritisiert, hätte die Platte auf so vielen Ebenen interessanter gemacht.


Grund genug also, dass mit Hundesohn und Der Bürgermeister zwei ganz bestimmte deutsche Politiker höchstpersönlich beleidigt werden müssen. Passend dazu, aber im gesamten Album präsent: Frontmann Torsun überlässt fast durchgängig seiner Band die Gesangspart und schreit fast durchgängig ins Mikro. So wird aus Garagenelektro wütender Punk, der durch verspielte Synths dann doch zum Tanzen animiert. Für die Fans liefern Egotronic quasi nur das beste ihrer bisherigen Musikkarriere und zaubern eine Mischung aus ihrem Erstling ...die richtige Einstellung und Keine Argumente!.
Die zweite Single Kantholz, zu der es auch schon ein Video gibt, steht für diesen speziellen Sound Parade und reitet geschickt zwischen Ehrlichkeit und Ironie.


Kantholz ist meiner Meinung nach einer der wichtigsten Songs des Album, weil er die braune Suppe mit seiner eigenen perfiden Denke konfrontiert. Deutlich sichtbar an den zahlreichen Hass-Kommentaren Rechter:


Alleine beim Kantholz-Video finden sich mehr als 1.000 rechte Kommentare. Jedes davon wurde im Schnitt 50 Mal geliked. Alleine gestern fand ich 200 Nutzerkommentare mit direkter Morddrohung oder antisemitischen Inhalten (Kein Screenshot davon, da heute bereits gelöscht. Danke Youtube!). Auch wenn dies kein Indiz für die Qualität des neuen Egotronic-Knallers ist, so zeigen die Zahlen doch deutlich die Verhältnisse in Deutschland und die Wichtigkeit des 9. Langspielers.

Wie es im Elektropunk und für Egotronic üblich ist, gibt es weiterhin wieder ein paar nette Feature-Gäste, eine Coverversion eines Punkrock-Kultsongs und noch so manch andere "Gemeinheiten", die dieses Album perfekt abrunden. Alles andere müsst ihr nun aber wirklich selbst herausfinden.


(- Demo-Version für die Antikörper Radiosession -)

Links zum kaufen und anteasern findet ihr alles auf der offiziellen Seite bei Audiolith.
Release ist schon dieser Freitag der 13te. Für Nazis ist dieser Tag der Horror.



Band: Egotronic

Titel/Release: Ihr seid doch auch nicht besser

Label: Audiolith Rec.

Erscheinungsjahr: 2019

Genre: Electro, Garage, Punk

Links: Bandpage\\//Facebook\\//Audiolith Rec.

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Dienstag, Juni 4

Gesplittet, Teil 17


Sickmark/Always Never Fun - Split-EP



Endlich mal wieder Nachschub aus dem AJZ Bielefeld, auch wenn dieses Split-Release schon ein Jahr auf dem Buckel hat. Gemeint sind hier natürlich Sickmark, die sich bereits mit ihrem 2013ner Debüt gekonnt vom Powerviolence-Mainstream absetzen konnten. Zu verdanken war das vor allem den unberechenbaren Störfaktoren, die sich immer mal wieder in das Gemenge zwischen des brodelnden Sludge und des noisigen Geballeres mogelten. Im Falle der hier vorliegenden Split sind das eben ungewohnt rhythmische - nunja - Fragmente, die Songs wie "Fuck This Unity", "Couch Kill Destroy" und "The Price To Pay" fast schon harmonisch ausklingen lassen, und ein free-jazziges Saxofon, das gelegentlich völlig schizophren dazwischen grätscht. Da haben sich die ehemals ¾-Hyëna doch tatsächlich nochmal selbst übertroffen.
Eingeleitet wird die Split von den wesentlich zu- wie eingänglicheren Always Never Fun, kurz ANF. Die vier Italiener starteten zum Release-Date auch bereits in das sechste Bandjahr, vorher wie nebenbei waren die Jungs aus Palermo bereits in etlichen anderen Kombos wie F.U.G., Popsters, Elopram, You Are The Problem und Cavernicular unterwegs. 
Die elf Songs auf der A-Seite fügen ihre Einflüsse aus Fastcore und Hardcore-Punk äußerst dynamisch und, für PV-Verhältnisse, fast schon zu harmonisch zusammen. Geht aber immerhin sofort in die Gliedmaßen über, die man für die B-Seite ohnehin nochmal neu sortieren muss.
Da ANF so viel Spaß am Splitten haben, ist für dieses Jahr bereits eine Split mit den Münsteraner Fastcore-Punks ill angekündigt.


Sickmark: Facebook\\//Bandcamp

ANF: Facebook\\//Bandcamp

DL & Buy "Sickmark/ANF Split-EP" A-Side & B-Side

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Start A Fire/Lyvten - Im Himmel Fluchen Split-EP


Nach ihrem tollen Album "Schattenjagd", melden sich Start A Fire zwei Jahre später mit einem neuen Song zurück. Und wie! In "Sargträger" packen die Stuttgarter Po(esie-)st-Hardcoreler schonungslose Gesellschaftskritik in kunstvoll umschmeichelnde Verse, die vom Reibeisen-Schreigesang in eine Hit-verdächtige Melodie gepresst werden. Das eingestreute, melancholische Klavier unterstreicht dabei den anspruchsvollen Charakter des Quartetts, obwohl der Song mit dem wavigen Chorus im letzten Drittel schon fast in gothige Düsternis abtaucht.
Die Züricher Band Lyvten hat ebenfalls letztmalig im Jahr 2017 ein Album veröffentlicht, dass, genauso wie das ihrer schwäbischen Label-Kollegen und Tourpartner, über Twisted Chords erschien. Mit "Schmutz und Schminke" haut das Quartett einen gewohnt mitreißenden Punk-Party-Smasher raus, irgendwo in der Schnittmenge post-punkiger Duesenjaeger und Hardcore-lastigeren Disco//Oslo. Obwohl mich auch dieser Song mit seiner leicht verkopften und theatralischen Art an eine Light-Version von Boysetsfire denken lässt. Liegt vielleicht am Gesang...
Als digitalen Bonus zur schick aufgemachten 7inch, gibt's zwei Coversongs der jeweils anderen Band.

Start A Fire: Facebook\\//Bandcamp\\//Youtube\\//Myspace\\//Soundcloud\\//Instagram

Lyvten: Bandpage\\//Facebook\\//Bandcamp\\//Instagram\\//Soundcloud

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Echelons (ex-Unable To Fully Embrace This Happiness)/Varicella Zoster - Split

Die musikalischen Wege der drei Klagenfurter Béla, Daniel und David kreutzen sich bereits in Gruppen wie Disclone, Matando Güeros, Hulk Hogan, John F. Cannibal und Bicycle Terror, doch erst mit Unable To Fully Embrace This Happiness hatten sie sich eine nennenswerte Fanbase in der österreichischen Untergrundszene erspielt. Ihr bis dato letztes Release, die Split mit ihren Grazer Screamo-Kollegen Varicella Zoster, offenbarte jedoch einen Wandel im Sound der Band, der sich aus neu einwirkende Einflüsse, die in einem 15-teiligen Post-Countdown auf der Facebook-Seite dokumentiert wurden, ergibt. Als Echelons huldigt das Trio seit Mitte 2018 also vor allem wegweisende Größen des 90er-Hardcores/Screamos und wirft dabei auch gerne mal einen nostalgischen Blick auf die nord-deutsche Hardcore-Bewegung dieser Dekade. Genauso sprungvoll gestalten sich auch die fünf Split-Song, die durch melancholische Skramz-Passagen und Emotive Hardcore gleiten und bis zum Emoviolence bersten. Das wäre an sich ein routinierter Mix, wie er auch in der Gegenwart vielfach anzutreffen ist. Doch durch die melodisch-druckvolle Gitarrenarbeit, die vielleicht als markantester Unterschied zu ihrem Lo-Fi-igen Alter Ego ausgemacht werden kann, bleiben Echelons Songs auch nachhaltig im Ohr hängen.
Varicella Zoster, benannt nach dem Gürtelrose und Windpocken verursachenden DNA-Virus, sind mit ihren fünf Songs mehr im Emocore zu verorten. Zwar schüttelt auch dieses österreichische Quintett so manche treibende Melodie unbeschwert aus dem Ärmel, die sich auch hervorragend für die mittelgroße Festival-Bühne eignen würden. Die sympathische DIY-Produktion, die den kratzigen und manchmal leicht schrägen Gitarren einen 90er-Underground-Charme überstreift, zieht die Band aber doch wieder zurück in die Kellergewölbe.
Split-Tape erschien über Hardcore For The Losers.

Echelons: Facebook\\//Bandcamp

Varicella Zoster: Facebook

DL "Echelons/Varicella Zoster - Split" A-Side & B-Side

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Cut/Empty. - 2 Split-Tape


Wer eine Bachelor-Arbeit über "Die Ästhetik des DOOM" schreibt und damit sogar als Referenz für einschlägige Wiki-Einträge herhält, der sollte mit seiner Band schon ordentlich abliefern können. Hinter der Bonner Band Cut verbirgt sich nicht nur der They Call Us Weak-Drummer Claus, sondern auch Arne Ebner, der seine Interpretation der Wall Of Sound bereits in der 80er-Metal-Hommage-Band Way Of The Fist und im Torche huldigenden Doom-Stoner-Sludge seines Projektes WALL auslebte, sie bis in den Synth-Metal von WAVES transferierte und schließlich auch im "Messer-Core" von Cut zum wesentlichen Merkmal deklariert.
Für das 2016er Split-Tape mit Empty. kamen drei Songs zustande, die in ihrer düster-groovenden Art wieder mehr in Richtung WALL schielen, durch den verhallten Schreigesang aber auch gut und gerne als eine Stoner-rockende Variante von Atari Teenage Riot durchgehen könnten. Das ist schon ein ziemlich fetter und tanzbarer Sound, inmitten dessen der Gedanke an ein Queen-Cover sowohl passend wie auch abschreckend daher kommt. Was Cut allerdings aus "Who Wants To Live Forever" machen, muss mensch einfach mal gehört haben.
Die knapp elf-minütige B-Seite des Split-Tapes bekleiden die Bergkamener Empty. mit ihrem Downtempo-Black-Metal-Crust. Dieser fällt zwar im direkten Vergleich mit ihren Split-Partnern weniger groovig aus, breitet dafür aber seinen Sound über einen düster-schrammeligen Teppich aus, der von noisigen wie unerwarteten (vor allem in "Alle Kauen Keiner Isst") Querschlägern aus der Routine gebracht wird. Und wie das nunmal so bei uns ist, wenn wir (weiter) zurückliegende Releases besprechen, hat sich inzwischen auch bei dem nordrhein-westfälischen Quartett so einiges getan. Hier ein kurzer Abriss: 2012 aus der Asche von Jigsaw Uncomplied (später Plagueis) als Empty On The Inside gegründet; 2014 einige Besetzungswechsel; 2015 Umbenennung in Empty. - aus Gründen; 2017 Schluss und Flucht in neue Projekte. Wisst ihr Bescheid.

Cut: Facebook\\//Bandcamp

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DL "2" Here & Here


Dienstag, Mai 21

Der Bandcamp-Hardcore Vol. 42


Grey Walls - Grey Walls EP

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Ein fieses Gebräu aus Hardcore-Punk und Crust servieren uns die vier Jungs von Grey Walls mit ihrer selbst-betitelten Debüt-EP. Kommt der Opener "Honset Self-Deception" zunächst noch träge aus dem Downtempo-Hardcore gekrochen, geht's mit "Hirnmoloch" direkt ins Moshpit. Und bevor im treffend betitelten "Heute spucken wir Zähne" gehörig die Powerviolence-Keule geschwungen wird, gönnt sich das vorherige "Hunger Iss dich auf" noch ein paar einleitende, surfige Delay-Gitarren.
Das krächzende Gebrülle lässt nur erahnen, gegen wen oder über was sich die Landauer hier echauffieren. Leider bietet Bandcamp keine Lyrics zu den Songs. Ein Blick auf die Internetseiten der Band könnte da aber schon eine gewisse Richtung weisen. Vielleicht ist es aber auch bloß ein kaum gesprochener Bergdialekt. 
Die Tape-Version von "Grey Walls" (50 Stück) ist über das benachbarte Label Puzzle Records erhältlich, die 7inch soll demnächst über WOOAAARGH und Kink Records folgen.

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Black Jump - -X-
 
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Mit Referenzen ist das ja immer so eine Sache: jede/r hört etwas anderes heraus. So wäre der ohnehin seit jeher labile Craig Nicholls an dem, anfangs von den Medien zugesprochenem, Erbe Kurt Cobains beinahe vollständig zerbrochen. Und nun soll der nächste große Grunge-Wurf ausgerechnet aus Deutschland kommen?! Zugegeben, Black Jump's Label-Album "Marching" war schon ein störrisches Hitmonster, angeführt von den zeitlosen "D.N.D." und "Stolen Identity", obwohl ich für meinen Teil dann doch eher Parallelen zu Bands wie The Vines, Cloud Nothings oder Union Youth höre. Egal, die Vorschusslorbeeren für ihr Folge-Werk hatten sie damit jedenfalls geerntet. Um so erstaunlicher ist es, dass sie die EP #2 fast komplett in Eigenregie produzierten und veröffentlichten. "-X-" wirkt im Vergleich zum Vorgänger wie ein zynischer Abgesang auf das Leben im Rampenlicht. Die rohere Produktion, die unmissverständlichen Songtitel ("Volkstod", "Need No Cops, Need No State"), die genretypischen Sample-Einleitungen und das unverkrampfte Songwriting fernab der mainstreamigen Erwartungshaltungen, katapultieren die drei Marburger unweigerlich in den Untergrund zurück. Abgesehen vom melancholischen Ohrwurm "Polygamy", verpassten Black Jump den übrigen fünf Songs ohnehin einen gehörigen Metalcore/Nu Metal-Anstrich, vielleicht auch, um die Vorschusslorbeeren wieder zurück zu geben und einen Neuanfang zu wagen.
Als Bonus gibt's noch vier Live-Songs oben drauf, die sich hervorragend in die rohe Proberaumästhetik von "-X-" eingliedern.

DL & Buy "-X-"

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Kraene - Kraene EP

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Das Debüt- und bislang einzige Release von Kraene ist hier eigentlich in zweierlei Hinsicht ziemlich fehl am Platz. Zum Einen, weil ihre selbstbetitelte EP bereits 2013 erschien. Zum Anderen, weil das Leipziger Quartett tief im instrumentalen Post-Rock verwurzelt ist und den (Post-)Hardcore, wenn überhaupt, nur minimal tangieren. Ist mir aber egal, ich haue es trotzdem ins Bandcamp-Volumen.
"Kraene" ist ein stoisches und doch sehr facettenreiches Werk. Die fünf Songs führen bedächtig durch epische Soundscapes. Der über alles liegende, melancholische Schleier wird durch sanfte aber auch düster-vernebelte Geigen- und Synthie-Einsätze untermalt. Zudem verstärken beigemischte Originaltöne (u. A. aus den Filmen "Absolute Giganten" und "Into The Wild") die fragilen Songstrukturen. Schwer zu leugnen also, dass Godspeed You! Black Emporer für die eine oder andere Idee Pate standen, auch wenn sich das Geschehen der Kraene in weitaus finsteren Gefilden abspielt.
Und wer noch immer hartnäckig nach dem Hardcore-Bezug, muss sich schon fast 30 Minuten gedulden, denn am Ende des krönenden Closers "Alles im Jetzt" lässt Gitarrist Martin die EP mit ein paar Schreien ausklingen.
Nachdem die Band seit ihrer Gründung gefühlt jedes Jahr ihr Aus beschloss, scheint es 2019 nun doch endgültig besiegelt zu sein. Folge-Projekte der Mitglieder sind u. A. Jeffk, No King. No Crown, Lotta Sleeps, Mate Meo und Paulinchen Brennt.

DL "Kraene EP"

Buy CD via FB or Mail to: kraenebooking@gmx.de



Unfaded - Work/Life Balance

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Unfaded existieren nun auch schon über fünf Jahre und rückblickend lässt sich sicherlich feststellen, dass der Göttinger Vierer sowohl die Licht- als auch Schattenseiten des Banddaseins kennen gelernt hat. Zum letzteren zählt sicher auch, wenn man sich mit dem eigenen Sound nicht mehr so recht identifizieren kann. Doch wo andere das Handtuch werfen oder voreilig in neue Projekte flüchten, gehen Unfaded ungeniert offen mit dem Thema um, verwischen die digitalen Spuren ihrer bisherigen EP's "Somewhere In Between" und "Tape '17" und holen mit einem neuen Sänger in eine andere Richtung aus. Diesem wird nachgesagt, dass er etwas irre ist und Klöße mag. Zum Glück bleibt dem neuen Mann hinterm Mikro für ihre dritte - oder quasi auch Debüt - EP "Work/Life Balance" ein solcher nicht im Halse stecken, denn die fünf darauf enthaltenen Songs strecken den lyrischen Mittelfinger gen gesellschaftlichen Miszstand und Diskriminierung. Ein Umstand, der inmitten ihres kathartischen Genre-Mixes aus Hardcore-Punk und Old-School-Hardcore leicht überhört werden könnte. Zusätzliche Rückendeckung gab's aus der regionalen Szene von den Swoon- und The Cold Shoulder-Sängern Eric und Dennis, was das insgesamt recht eingängige EP-Konstrukt etwas auflockert.

DL "Work/Life Balance"



Falls - One Hundred Percent Strong

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Ich weiß nicht so genau, ob F A L L S zu spät oder genau zur richtigen Zeit in Erscheinung treten. Ihre bislang letzte EP "One Hundred Percent Strong" (2017) ist ein freakiges Biest aus Alternative und Party-Hardcore, irgendwo in der Schnittmenge von Pulled Apart By Horses und Test Icicles. Wer der Trennung letztgenannter immer noch nachtrauert, findet im walisischen Quartett vielleicht einen passenden Trost. Die vier Songs strotzen nur so vor Dynamik, birgen mit routinierten Breaks und Rhythmuswechseln eine Menge Abwechslung und bieten wegen des polyphonen (Schrei-)Gesangs eine enorme Vielfalt. Und auch, wenn dabei die musikalische Willkür aus Martin Gallagher's (Git., Vox) und Ben Griffiths' (Bass, Vox) Pre-Band Stokoz To Moscow unüberhörbar mitschwingt, bleiben im Kern die gut gelaunten und schwungvollen Melodien erhalten.
"One Hundred Percent Strong" gibt's geschenkt über Bandcamp. Die restlichen digitalen EP's und Singles kosten euch eine Newsletter-Anmeldung bei Musicglue.

DL "One Hundred Percent Strong"

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Futbolín - Shy Guys, Malmo Days

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Mit Futbolín bleiben wir gleich mal beim Glamour-Math, verlagern das Rumgezappel aber von der Britischen Insel in die Stadt der Liebenden. Das 2015 gegründete Trio debütierte noch im selben Jahr mit ihrer selbstbetitelten EP und legte Anfang 2018 ihre zweite und bislang letzte EP "Shy Guys, Malmo Days" nach, deren knallbuntes Pop-Art-Cover nun auch auf 10"-Format zu bewundern ist. Giordano, Giacomo und Nicola, die sich aus der italienischen DIY-Szene um Bands wie Farglow und N[i]ebo zusammen gefunden haben, drehen ihre recht kurzen Songs dermaßen durch den Rhythmuswolf, dass man nach den erlebten elf Minuten entweder einem Synapsenkollaps erlegen ist oder zumindest seine Gliedmaßen wieder entknoten muss. Ein frickeliges Abenteuer, das mit dezenten Twinkle-Gitarren, etwas Midwest-Emo-Melancholie und einem gestörten Keyboard ehemalige Fans von What Price, Wonderland?, The Mae Shi und Help She Can't Swim gleichermaßen beglücken kann. Und weil den drei Italienern ihre Überdosis Wahnsinn scheinbar noch nicht genug ist, holten sie sich für "Filters" auch noch gesangliche Unterstützung ihrer Kollegen Shit Kids Galore und Flag Of Estonia
Krasses Teil, sollte sich jede_r musikalische Chaot_in schleunigst zulegen!

DL "Shy Guys, Malmo Days"

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60659-c - The Next Part Is A Blur

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Eigentlich wollte ich ja nicht mehr über Emo-/Screamoviolence schreiben... . Eine bereits jahrelang anhaltende Flut aus (meiner Sicht) oft gleich klingenden Bands, denen stets (zu Recht) die selben Referenzbands wie Orchid, Raein oder Louise Cyphre anhaften. Und ist man in diesem Kuddelmuddel dann doch irgendwie mit einem Ohr an einem Vertreter hängen geblieben, löst sich die Band nach einem kurzen Gastauftritt auch schon wieder auf und verteilt sich auf zig andere neue (gleich klingende) Projekte. Auch die vier Amis von 60659-c waren bereits sehr umtriebig (u. A. Caust, Yusuke, Gas Up Yr Hearse!) und kannten sich sogar aus einigen Vor-Projekten (u. A. Kaoru Nagisa, gif. from god, Ostraca). Wisst ihr also, was euch auf der 2017er Debüt- und vermutlich auch letzten EP "The Next Part Is A Blur" blüht: heftiges Riff-Geschreddere mit intensiven Kreischorgien im Fahrwasser von ... nein, das lasser wir lieber. Dennoch offenbart dieser kurze, kathartische Blizzard (10 Songs in knapp 7 Minuten) einige Raffinessen, die den eingängigen und brutalen Sound immer wieder unberechenbar ausbremsen.
Die EP kommt als Tape in den vier verschiedenen Label-Versionen.
DL "The Next Part Is A Blur"

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Portrëit - Dëmo

 

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Hätte ich mir vor Kurzem nicht den Backkatalog für eine Sammelbestellung über Dingleberry Records geben lassen, wäre ich wohl nie über die Gießener Band Portrëit gestolpert. Ihre Debüt-EP "Dëmo" liegt nun auch schon geschlagene zwei Jahre zurück und live stellt sich das Quartett eher als kurzfristiger Lückenfüller zur Verfügung, als eifrig durch die Lande zu ziehen. Klar, ohne Kohle ist die DIY-Band eben auf Mundpropaganda und kleinen Zine-Reviews angewiesen, um vielleicht mal über die hessischen Grenzen hinaus Gehör zu finden. Dass Portrëit, bei denen ex-Stand der Dinge- und Love Channel-Gitarrist Dirk und ex-Faltre- und Knife Trade-Drummer Timo mitmischen, auch noch eine musikalische Nische zwischen Screamo, Emoviolence und Post-Hardcore besetzen, dürfte den Massenandrang an Hörlustigen nicht unbedingt fördern. Dennoch passt der Begriff Lückenfüller, so negativ er auch behaftet sein mag, recht gut zu der Band. Mit stoischen Intros und Outros, hektischen Eruptionen, melancholischen wie melodiös-scharfen Gitarren und leidendem Geschreie, sind Portrëit die Ruhe vor dem Sturm und der erschöpfende Anheizer zugleich.

 

DL "Dëmo"

 

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Dispassionate - Self_Distortion

 

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Um die Bezeichnung Nischen kommt man auch bei der Band Dispassionate nicht herum, denn das Quartett aus Konz bewegt sich mit seinem Sound fernab von dem, was man herkömmlich nennt. Die rheinland-pfälzische Band wird oft mit dem Begriff Screamo angekündigt, was angesichts des eröffnenden Titeltracks und des Instrumentalstückes "Cut These Threads" auch nicht vollkommen an der Realität vorbei ist, dem gemeinen Fan am Ende des Durchlaufs ihrer zweiten EP "Self_Distortion" aber durchaus etwas verstört zurück lassen könnte. Der einleitende islamische Gesang des Openers oder das noisig-fragile Interlude "pg.19", stellen dabei sicherlich noch die kalkulierbarsten Ausreißer dar. Vor allem die Stücke "Der Effekt ist..", "Ladies and Gentlemen.." und "Es war schön..." breiten ihren düster-harschen Sound vielmehr in Bereiche des Blackened Crust oder Post-Hardcores, vielleicht auch des Hardcore-Punks, aus. Das ist jedenfalls ein Mix, der mir nicht alle Tage unter die Ohren kommt, verstörend und doch irgendwie auch wohlwollend vertraut in die Gliedmaßen rutscht.

 

DL & Buy "Self_Distortion"

 

 

 

BURT - Generell fick dich EP

 

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"Generell fick dich" ist ja schon mal eine grundsolide Ansage. Was anderes ist man von den Saarbrücker Powerviolencern BURT aber auch gar nicht gewohnt. Auf ihrer mittlerweile - wenn ich richtig gezählt habe - achten EP, fegt das Quartett durch pfeilschnellen Hardcore- und Trash-Punk oder wühlt sich durch schleppende Powerviolence-Passagen. Was soll ich schon großartig schreiben? Da hat sich seit ihrer Bandgründung 2008 nicht wirklich viel dran geändert. BURT bringen mich dazu, einen vertrauten und vergessen geglaubten Gedanken an das Gute in den Menschen hochzuwürgen. Ein treuer Freund an der Seite, mit ehrlichen wie direkten Ansagen ohne anbiederndes Geschwafel und Geplänkel. Nihil Baxter sind tot. Alarmstufe Gerd sowieso. Battra// - tot. Henry Fonda haben erst kürzlich das Handtuch geworfen. Nur BURT machen einfach immer weiter - und das hoffentlich noch viele Jahre.

Leider habe ich das Tape-Release zu "Generell fick dich" verpasst. Über einige kollaborierende Labels - darunter Sengaja Records, Puzzle Records, Hackebeil Records und Knochentapes - soll demnächst aber die 7inch-Version nachgereicht werden.

 

DL "Generell fick dich EP" Here & Here

 

 

 

In der Kürze liegt die Würze


We Are On Fire - Demo

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Und ehe man sich verhört, haben sie auch schon wieder ein neues Projekt am Laufen. Hinter We Are On Fire verbergen sich die beiden Kinderzimmer Recordings-Köpfe Lela und Nico Beqović. Wer sich früher seine tägliche Dosis an nordischen Screamo beim ehemaligen Label mum says; be polite rec. abgeholt hat, der weiß also, dass hier der ex-Manku Kapak-, Mira-, fljora- und Cetacea-Gitarrist und die Mira-Drummerin ihre Hände und Stimmen im Spiel haben. Mit "Underneath The Sun" steht derzeit lediglich ein (kurzer) Song zu Buche, der die Marschrichtung für die diesjährig angekündigte 12" aber schon mal gut vorweg nehmen dürfte: 90er-Jahre-Emo(-Core) der analogeren Art. Wir sind gespannt.



Let's Start With A Forest Level - Rehearsal Room Tracks

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Eine ähnliche Richtung wie We Are On Fire schlagen auch die Berliner Mädels und Jungs von Let's Start With A Forest Level ein, auch, wenn sich das in wesentlich Hardcore-lastigeren Gefilden abspielt. Die beiden Proberaum-Demos der ehemaligen Tall As Trees-, Fuck, Wolves!- und te:rs-Mitglieder_innen lassen vorerst nur erahnen, welche Dynamik ihr Sound bei einer entsprechenden Produktion entwickeln könnte. Auch hier sind wir - gespannt.



Radio Schizo - Chatbot/Abschied

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Ihr 2013er Debüt-Album "Die Menge macht das Gift" war schon ein ziemlich überraschender Bastard aus New Wave, Post- und Hardcore-Punk und bot all das, was man sich von einer 80er-Jahre-Punk-Reunion wünschen würde. Dass sich Radio Schizo für den Plastic Bomb-Compilation-Song "Hassbad" mit Andreas Löhr (Chaos Z, Fliehende Stürme) zusammen taten und überraschend auf dem Debüt-Album der von Max Rieger inszenierten Band Die Selektion mit dem Cover-Song "Du Rennst" vertreten waren, rundet diesen ersten Eindruck natürlich ab.
Mit der Ende letzten Jahres erschienenen, digitalen Single "Chatbot/Abschied", die live aufgenommen und deren Session in einem Video festgehalten wurde (siehe HIER), hat das Berliner Quartett seine Hörerschaft zwar auf die lange Folter gespannt, ganz sicher aber nicht enttäuscht. Die beiden Songs entpuppen sich abermals als unberechenbare Grenzgänger mit nostalgischen Wehmutstropfen, die sowohl musikalisch als auch lyrisch mehr als nur ein Ohr abverlangen.



Sonntag, Mai 12

Platte des Monats 05/2019: Choir Boys - III



Kurzinfo:

Sie posten EP's auf Bandcamp, deren Songs vielleicht irgendwann mal geschrieben werden und wer der Band eine 4-Way-Split abkaufen will, landet am Merch-Tisch und bekommt einen Schal (!!!) vorgehalten. Wer die Choir Boys seit ihrer Gründung 2015 auf dem Merkzettel zu stehen hat, brauchte bislang einen langen und strapazierfähigen Geduldsfaden. Nun, im Jahr 2019, gibt es auch endlich das erste offizielle Release, das chronologisch richtig zur divergenten Zahlenfolge der Schein-Veröffentlichungen konsequenter Weise mit "III" betitelt wurde.
Ich will mal behaupten, dass sich das Warten für musikalische Anarchisten definitiv gelohnt hat, denn die sechs Songs ihres Debüts sind ein ausgelassener Reigen durch sämtliche Freidenker-Stile des Hardcore-Punks. Und so scheint es zunächst, als würde der erst twängige und dann ins rockige Solo übergehende Opener "Diary Of A Teenage Smoker" die Bühne für die ganz große Stadionhymne vorbereiten. Stattdessen formen aggressive Riffs und Blastbeats den Song zu einem grindigen Blizzard, inmitten dessen zwei Galle-speiende Vocalisten aneinander geraten, fast so, als würden Eric Wood und Justin Pearson hier einen handfesten Genre-Streit austragen wollen.
Das new-schoolige "Das Weiße Gold" lädt danach unvermittelt ins Moshpit ein zum kompromisslosen Ellenbogen- und Schuhsohlenaustausch. "Wake Me Up Before You Gogh-Gogh" und "Lied 4" krempeln die Chronologie des Openers um und lassen nach einigen Beatdown- und Grindmetzeleien durchaus melodisch-rockige Hooklines in den Vordergrund treten. Das kann bisweilen sogar an den eigenwilligen Brachial-Stadionrock-Mix der ersten Kvelertak-Alben erinnern, nur, dass die Choir Boys eben tief im Hardcore-Punk verwurzelt sind und vor allem wegen des unentwegt räudigen Gebrülls die dunklen Kellergewölbe nie so wirklich verlassen.
Nicht nur aufgrund des Break-verliebten "50m Keta", sonder auch wegen des divergend-polyfonen Geschreies, erhalten die Songs gar eine leicht chaotische Note. Im alles ausschöpfenden und vielleicht etwas zum 80er-Jahre-Metal schielenden Closer "Zur Rhytmizität/...", darf sich dann scheinbar nochmal jeder ein Mikro krallen, der nach acht Bier noch halbwegs geradeaus singen kann. 


Band: Choir Boys

Titel/Release: III/EP (Tape; Digital)

Label: DIY / Interceptor Editions, Z&K

Erscheinungsjahr: 2019

Genre: Hardcore, Punk, Trash, Noise, Chaoscore

FFO: Fabrik Fabrik, Lasershark, Retox

Links: Facebook\\//Instagram\\//Bandcamp




DL "III"

Buy Tape via PM on FB or Mail to: choirboys@ilovecheesypoofs.com

Donnerstag, Mai 9

Zwist - Gesammelte Werke



Kurzinfo:

Na wenn das mal nicht nach anstrengender Prosa im musikalischen Mantel klingt. Da schießen mir doch glatt die einstigen Poesie-Coreler JTZT durch den Kopf. Auch Zwist schlagen ihr Zelt auf dem vielbeackerten Feld des 90er-Screamos auf. Und obwohl sich die Songs ihrer Debüt-EP "Gesammelte Werke" überwiegend durch monoton-mäandernde und lose Strukturen schlängeln und dadurch einen avantgardistischen Anstrich erhalten, bleiben sie stets innerhalb ihrer Genre-Grenzen. So fällt der Opener "Idolsgefrase" nocht recht ungestüm mit der Tür ins Haus, ändert aber schon bald und, angesichts der vom EP-Titel heraufbeschwörten Erwartungshaltung, nicht ganz unerwartet seine Richtung hin zu einer Art dezent umrahmten Poetry-Slam-Post-Punk. Das folgende "Teilnehmerurkunde" hingegen gleitet auf einer eingängigen Melodie, die vom heiseren Schreigesang ordentlich aufgerauht wird. Und während das mathig-vertrackte "Gut liegt's sich im Stempelkissen" und der schrammelige Closer "Wilhelmstein/Hör bloß nicht auf zu rauchen" nochmal für etwas Fahrtwind sorgen, zergeht "Sonderbonbon" fast schon anmutig in jazzigem Geplänkel.
Das Berliner Schlagzeug-Gitarre-Duo reizt seine Möglichkeiten voll aus und kreiert auf seinem Debüt zweifelsohne einen interessanten Sound, der auf Gesamtlänge aber auch anstrengend sein kann und an einigen Stellen vielleicht etwas zu provoziert wirkt.

Band: Zwist

Titel/Release: Gesammelte Werke/EP (Tape; Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2019

Genre: Screamo, Emo, (Post-)Punk

FFO: JTZT, Kaywinnet, Lilith

Links: Facebook\\//Instagram\\//Bandcamp




DL "Gesammelte Werke"

Buy Tape via PM on FB or Mail to: zwistpunk@gmx.de



Montag, Mai 6

ElektroDude - GO



Kurzinfo:

Da steht er nun, in Schlag-gebeutelter Baggyhose und verträumter Pose, irgendwie fehl am Platz, einsam aber dessen unbekümmert und fast schon zufrieden wirkend, dem Sonnenuntergang entgegen sehnend. Das Cover des viertes Albums des ElektroDudes spiegelt in gewisser Weise meine Gedanken zu derartiger Musik wider. Und fast hätte es der piano-einleitende Opener "Herbstvola" auch geschafft, mich nostalgisch um den Finger zu wickeln. Dabei habe ich rein elektronische Musik das letzte Mal Anfang der 00er Jahre bewusst konsumiert, aus keinem geringenen Grund, um meiner damalige Freundin zu gefallen. Naja...beide Beziehungen haben nicht wirklich lange gehalten. Elektronische Musik kann ich daher nur aus Sicht eines Mitläufers beurteilen, ob Stil-Beschreibungen wie Trance und Techno auch wirklich greifen eigentlich gar nicht richtig einschätzen. Aber wenn der ElektroDude höflich anfragt, will ich seine Musik zumindest nicht unerwähnt lassen.
Auf 18 Songs verteilt, schlängelt sich Maximilian Herz aka der ElektroDude durch sämtliche Facetten der sowohl tanzbaren als auch experimentellen Elektro-Mucke. Vor allem die erste Hälfte von "GO", lässt mich unentwegt an alte Werbespots der "Future Trance" oder "Thunderdome"-Reihe denken, genauso sprunghaft entpuppen sich allerdings auch die meisten Songs. Am ehesten packen mich noch die atmosphärischen Tracks in der Mitte des Albums, wie das dronig-düstere "Normal", das harsh-noisige "Odeandieuschi", das krisselige Soundtrack-Stück "Ausged8" und natürlich die beiden organischeren Castillo-Features "Amsterdam" und ganz besonders der psychedelische Schlusspunkt "Badlands".
Auch wenn ich sicherlich der falsche Adressat derartiger Musik bin, dürften sich hierfür sicherlich einige Elektro-Jünger_innen begeistern können, die ihr Augenmerk vor allem auf Innovation und Handwerk legen. 
 


Band: ElekroDude

Titel/Release: GO/Album (Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2019

Genre: Electro, Electronic, Trance, Techno, Synth-Wave

Links: Bandcamp\\//Youtube\\//Soundcloud




DL "GO"


Donnerstag, Mai 2

Mandrax Queen - Homeboy



Kurzinfo:

Es hatte sich bereits auf der letzten EP "Californian Hunger" angekündigt, mit ihrer ersten LP "Homeboy" ist es nun amtlich: Mandrax Queen haben sich endgültig in den 80ern festgefahren. Der einstige Stoner-Groove ihrer anfänglichen EP's weicht auf Albumlänge fast vollständig einem retrospektiven Wave-Anstrich, der zwar in Richtung einer anderen Zielgruppe schielt aber keineswegs untanzbarer ausfällt. Im Gegenteil. So ziemlich jeder der zehn Songs klingt nach abzappelnder Schlaghose unter der leuchtend-reflektierenden Discokugel im schillerndem Großstadtleben. Vielleicht nannte man das damals ja Glam- oder schlichtweg Pop-Rock, Golden Earring- oder Bon Jovi-Veteranen können da besser differenzieren. Ich für meinen Teil ringe mehr mit nostalgischen Soundtracks von beispielsweise den Tryanglz, Bowie und ganz besonders Gerard McMann, der ja diesen Kultsong zum Kult-Vampirfilm beisteuerte. Dabei outet sich das Bamberger Trio vor allem als Referenzwerk für die aufschäumenden, britischen The-Bands dieser Generation. Das teilt sich dann gleichermaßen in die Kategorien Alterantive, Indie-Rock und New Wave auf, deren Grenzen zu dieser Zeit ohnehin sehr schwammig formuliert wurden.
Es fällt mir schwer, für "Homeboy" irgendwelche Höhepunkte zu benennen, da das Album vor allem durch seine insgesamt unbeschwerte Vintage-Stimmung besticht. Mir persönlich geht die Prolo-Fahrt im rosa Cadillac in "All Together Now" recht gut ins Ohr oder auch das energischere "All Our Trials". Und natürlich der Hard-Rock-Ausreißer "39 Steps" sowie der theatralische Abgang in "Gone Ain't Wasted", der vielleicht mehr als jeder andere Song auf dem Album noch etwas Wüstenstaub einatmet. Und wer sich der Eingängigkeit doch etwas loseisen möchte, darf gerne einen Ritt auf der Surf-Rock-Welle in "Avril" wagen oder verliert sich in der LoFi-Ballade im Home-Recording-Gewand "Way Out".

FB-Link

Band: Mandrax Queen

Titel/Release: Homeboy/Album (500x Vinyl inkl. CD; CD; Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2019

Genre: Alternative, Indie, Wave

FFO: Mansun, The Cure, The Smiths

Links: Bandpage\\//Bandcamp\\//Facebook\\//Youtube





Buy Ticket for Release Show + LP/CD Bundle (10.05.19 in Bamberg)




Samstag, April 13

Die Bandcamp-Punks Vol. 32

Krank - Heizungskeller Demo EP


Bereits vor der "Mausetot EP" war klar, dass das seit Gründung ohnehin sehr aufgelockerte Bandkonstrukt hinter Krank allmählich anfängt zu zerbröseln. Und so sind auf der "Heizungskeller Demo EP" von ursprünglich vier Fest- und sechs Teilzeitangestellten eben nur noch zwei übrig geblieben. Somit gehen Ol' Dirty Stulle und Tausendsassa Joao Azevedo (u. A. AAS, As A Dagger, Raiva), ob bewusst oder aus der Not heraus, eben den Schritt zurück zu den Wurzeln. Das "Heizungskeller Demo" besticht vor allem durch seine Roughness, womit der Sound der Hamburger Band ein Stück weit weg vom eigens kreierten Stil Krankpunk hin zum Hardcore-Punk rückt, was dem angepissten Kreischgesang und den zynischen Lyrics durchaus gut zu Gesichte steht. Songs wie der Opener, "Flaggen auf Balkonien", "Hexenjagd" oder "David und Gomorrha" preschen irgendwo zwischen kratziger Proberraum- und chaotischer Garagenästhetik hin und her, während "Haller Wolf", das aggressiv-treibende "Acheron" oder "Stehende Ovationen" durchaus melodische Aspekte in den Vordergrund heben. Alles in Allem speit das Duo mit ihren neun Demo-Songs aber eine Menge Wut und Rotz aus, die auch als Antithese gegen den ganzen aufpolierten und kommerziellen Mainstream-Müll verstanden werden kann, der sich da Hardcore-Punk schimpft.



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No Sugar - Wasting Time w/ Rock'n'Roll

Bandpage\\//Instagram
Der vielfältige Norden Deutschlands hat in den letzten Jahrzehnten sicherlich einige musikalische Meilensteine gesetzt, angefangen von der altehrwürdigen Hamburger Schule, über die Northcore-Bewegung, bis hin zum massentauglichen Post-Punk aus Flensburg. Auf der Suche nach Pop-Punk wurde ich zumeist eher im Westen oder Süden fündig, was sich mit dem Debüt-Release der Band No Sugar nun aber ändern sollte. Was, bitte schön, ist das denn für ein Debüt?! Weit weg von der nordischen Sperrigkeit und hin zum infizierenden Gute-Laune-3-Akkorde-Punk'n'Roll, der mit dem Opener "Peanut Butter Sandwich" auch gleich mal sämtliche Berührungsängste unter viel ausgelassener Spielfreude begräbt. Im folgenden "Wasting Time" gesellt sich zur melodischen Eingängigkeit noch etwas Midwest-Melancholie, während "People Like You" wesentlich schrammeliger durch die Garage fegt. 
Entgegen dem Bandnamen, ist "Wasting Time w/ Rock'n'Roll" eine recht harmonische und zugängliche EP geworden, die von ehemaligen Stumbling Pins-, No Weather Talks- und Plastic Propaganda-Mitgliedern fast schon routiniert in Szene gesetzt wurde. Ich hoffe, da kommt noch mehr!

DL "Wasting Time w/ Rock'n'Roll" Here & Here

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Miztake -  Augen Auf!

Bandpage\\//Facebook\\//Bandcamp
Miztake vereinen auf ihrem zweiten Release "Augen Auf!" eine Menge Rockgöhren- und Riot Grrrl-Mentalität und packen diese in elf eingängige Songs, die nur selten die Komfortzone des Deutschpunks verlassen. Das passt soweit, denn wer direkte Ansagen macht, braucht auch einen glaubwürdigen Sound. Und so schrammeln sich die vier Mädels und der Kerl auf "Augen Auf!" einen Ohrwurm nach dem anderen von der Seele, von denen zunächst die von Oh-Oh-Chören begleiteten "Sinnlos Krieg" und "Circus" im Ohr hängen bleiben. Vor allem ab der Hälfte des Albums, variieren die Songs dann doch etwas und wagen den einen oder anderen düsteren Ausflug in den Hardcore-Punk oder Alternative.
Über die Band selbst könnt ihr euch die CD bestellen. Wer zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen möchte, holt sich das Split-Tape mit den asseligeren Don Kanaille, das die jeweiligen Alben "Augen Auf!" und "Zeitgeist" auf einem Release vereint.

DL "Augen Auf!" Here & Here

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Loeschen - Loeschen


Wieder so eine Band, bei der mensch sich auf der Suche nach Informationen so richtig anstrengen muss - und letztendlich genauso schlau ist wie vorher. Verzichten wir also auf musikalisches Hintergrundwissen und lassen stattdessen die Musik sprechen. Die klingt zunächst genau so, wie mensch sich eine Band vorstellen könnte, die das Vinyl-Release ihres Debüt-Albums in die Hände zweier Labels legt, die sich Rinderwahn Records und Abfall Records nennen.
Herrlich räudiges Gebrülle, während sich die Gitarren darunter zur melodischen Ekstase schrammeln und gniedeln. Auf ihrem selbstbetitelten Album hetzt die Züricher Band Loeschen aggressiv durch den Hardcore-Punk und schrammt dabei etwas am Crust und D-Beat entlang. Die Labels meinen darin eine Menge 80er-Jahre Deutschpunk zu erkennen, was anhand von Songs wie "Raus", "Kein Schritt weiter" oder "Zimmer 11" sicherlich nur schwer zu verneinen ist. Ich meine, auch einen leicht-skandinavischen Anstrich wahrnehmen zu können, aber was weiß ich schon. Äußerst sympathisch bei dem (vermutlichen) Debüt des Quintetts: ich hätte nie gedacht, dass Schweitzer-Deutsch so gefährlich klingen kann, denn Loeschen vermitteln in ihren elf Songs mehr düstere Tristesse, denn Hoffnungsschimmer.


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Huhn - Wir gehen zwar schwer auf die 40 zu, sind aber geistig noch sehr flexibel


Tja, von bislang  ziemlich ernst zu nehmenden Bands, kommen wir nun zu Huhn. Auch die Bonner Band versteht es meisterlich sich in den Unweiten des www. zu verstecken. Vielleicht ist das aber auch ganz gut so, denn musikalisch klingt ihre Debüt-EP "Wir gehen zwar schwer auf die 40 zu, sind aber geistig noch sehr flexibel" entgegen dem Titel eher danach, als hätte ein Rudel Mittvierziger infolge der Midlife Crisis einen ordentlichen Dachschaden davon getragen. So kündigt sich die Band im Opener "Wir sind Huhn!" mit reichlich NDH im Rücken erstmal standesgemäß selbst an. Das folgende "Rita" trudelt songwriter-balladesk ein und offenbart mit dem nicht ganz unerwartetem Beatdown auch schon die schlimmsten Befürchtungen: das ist Comedy-Core, irgendwo im Abgrund zwischen Knorkator und J.B.O.

Stream & Buy Digitally "Wir gehen zwar schwer auf die 40 zu, sind aber geistig noch sehr flexibel"



Metropolis - Mit der Weitsicht eines Maulwurfs

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Auch - oder eben vor allem - im Auenland der Republik, dem Saarland, sind kleine Bands auf die Initiative ehrenamtlicher Helfer und Organisationen angewiesen, um überhaupt mal einen Fuß auf irgendeine Kleinbühne zu bekommen. Das ist momentan vielleicht noch weit weg von dem, was man ein gut verstricktes Netzwerk nennt. Allein hinter der Saarbrückener Band Metropolis verbergen sich engagierte Musiker, die nebenher noch in anderen Projekten aushelfen (z. B. Third Eye Tear), Festivals auf die Beine stellen (At The Gates Of Dawn), auf Internetradio machen (ByteFM) und als DIY-Kollektiv dem kommerziellen Ticketwucher den Kampf ansagen (Haifischblut Collective). Und so negativ behaftet der Begriff mittlerweile auch sein mag, genau diesen Ehrgeiz hört man dem Studentenpunk von Metropolis auch irgendwie an. Die vier Songs auf der Debüt- und seit 2014 auch einzigen EP "Mit der Weitsicht eines Maulwurfs", atmen eine Menge nordische Hafenluft ein und würden sich gut im Backkatalog von Lala Schallplatten ab annis 2009 einfügen. Immerhin wurde die EP in den dortigen Studios von Tobi Streng und Magnus Wichmann abgemischt und gemastert, während sich David Saia (Maskros) um die Aufnahme kümmerte. Gute Prominenz für die nicht immer ganz so einfache Unterhaltung also, die auf "Mit der Weitsicht eines Maulwurfs" durch schrammeligen Indie- und melancholischen Emo-Punk begleitet.

DL & Buy "Mit der Weitsicht eines Maulwurfs"



Scheisse Gefährlich - Ich/Wir. Was macht das für ein Unterschied

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Zweites Album des Berliner Duos um ex-Ein Gutes Pferd-Sänger und Polytox-Schlaumeier-Punk Aaron Ruck und dessen Schlagzeuger-Kumpel Torpedo Knarxs. "Ich/Wir. Was macht das für ein Unterschied" ist, abgesehen vom Grammatikfehler im Titel, ein weitaus ausgereifteres Werk geworden, als sein Vorgänger, denn zumindest wurde das verzerrt-verhallte, megafonartige Geschreie auf einen erträglichen Pegel frequentiert. Die zwölf Songs bewegen sich natürlich immer noch im Spannungsfeld zwischen (Hardcore-)Punk und Garage, denen im Rahmen der überschaubaren Besetzung ein ordentlicher Lo-Fi-Charakter anhaftet. Dennoch haben sich die zwei auch diesmal wieder einige nette Gimmicks einfallen lassen, um dem Album die nötige Prise anarchistischen Avantgardismus zu verleihen, so wie die frivol-springenden Keys in "Eskalation", der Western-Twang in "Fehlzündung" oder die Bongo-Claps in "Richtig Heftig Afrika Geil".
Ansonsten gibt es neben den Ohrwürmern "Warum ist mein Leben eigentlich so krass" und dem bereits erwähnten "Eskalation", eine Menge Deutschpunk-affinen Zynis- und Sarkasmus, der sich durchaus hören lassen kann.
Bislang ist Album #2 nur digital erschienen. Über unser Lieblings-Tape-Label Uga Uga Tapes soll Mitte des Jahres aber noch eine Kassetten-Version nachgelegt werden.

DL "Ich/Wir. Was macht das für ein Unterschied"



Bitter - Engstirnig Festgefahren Neidisch

Bandcamp
Und wo wir schon mal bei Uga Uga Tapes sind ... als Bitter hat der ex-Inside Job-Sänger und Scheisze Fanzine-Kolumnist Hagi Eremit über das Hamburger Label sein erstes physikalisches Release in Form eines knallbunten Tapes veröffentlicht. Und weil das eben so ein heißer Scheisz ist, sind die auch schon alle wieder weg. Auf der EP "Engstirnig Festgefahren Neidisch" gibt es sieben Songs auf die Ohren, von denen drei bereits ein Jahr zuvor als Demo-Versionen auf Bandcamp erschienen. Irgendwo zwischen trashigem Garage, Schweinerock, Deutsch- und Rotz-Punk, zerlegt der Hamburger das Spießbürgertum in seine fast schon wieder situationskomischen Facetten. Mit der Sprache des Pöbels, mit der er sich nicht unnötig lange bei der Suche nach adäquaten Reimwörtern festbeißt, und einer Stimme, an der scheinbar schon einige Zigarettenstummel und Bierdosen entlang geschabt sind, wandern die Songs recht eingängig ins Ohr, allen voran der Ohrwurm-Opener "Dumme Sau", das mit harmonischen Keys etwas aus der Reihe tanzende "Berufsberater" und der Closer "Langeweile (You Bore Me Out, Baby)", der mittendrin mal kurz mit einer fröhlichen, indie-esken Gitarren-Hook ausreißt. Ein knallbuntes und äußerst zu empfehlendes Debüt eben.

DL "Engstirnig Festgefahren Neidisch" Here & Here



Maulgruppe - Tiere in Tschernobyl

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Nach seinem Hörspiel-Ausflug hat Jens Rachut mal wieder ordentlich Mauljucken bekommen und dafür eine weitere Kapelle mit namenhaften Musikern aus der Untergrundszene gegründet. Für seine Maulgruppe suchte der gebürtige Hamburger diesmal vor allem im Noise-Punk-Sektor nach den passenden Mitstreitern und wurde schließlich bei Bands wie Ten Volt Shock, KURT und Yass fündig. Und so ist es vor allem Rachut's verachtender, Galle spuckender Post-Punk-Gesang und Yass' treibender Elektro-Punk, die das Debüt-Album "Tiere in Tschernobyl" im Einklang zu einem zeitlosen und aggressiven wie tanzbaren Punkgenuss formen. Auch wenn das zumindest theoretisch die Nähe zu seinem vorherigen Projekt Alte Sau sucht, gelingt es dem Trio hier gemeinsam neue Wege zu beschreiten.

Stream & Buy Digitally "Tiere in Tschernobyl"

Buy Here, Here & Here



In der Kürze liegt die Würze


Thor Steinmeier - Ein Witz

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Hier braut sich was ganz Großes zusammen. Der Bijou Igitt-Hannes brauchte wohl mal etwas Abstand vom Mecker-Post-Punk seiner Hauptband und stürzte sich Fuß über Arsch in dieses trashige Elektro-Punk-Geballere. Ein Song, "Ein Witz". 

DL Song "Ein Witz"


Jahres-Sampler